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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.04.2020

wer bin ich wirklich?

Tot bist du perfekt
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Stell dir vor, du erwachst in einem Krankenhausbett und weißt nicht, wie du dorthin gekommen bist. Es heißt, es gab einen Unfall. Dein Mann hat Tränen in den Augen vor Glück als er dich sieht, und obwohl ...

Stell dir vor, du erwachst in einem Krankenhausbett und weißt nicht, wie du dorthin gekommen bist. Es heißt, es gab einen Unfall. Dein Mann hat Tränen in den Augen vor Glück als er dich sieht, und obwohl man auf Station ihm davon abrät, nimmt er dich kurzentschlossen mit nach Hause. Deine Motorik scheint eingerostet zu sein und du kannst dich an so vieles nicht mehr erinnern. Auch deine Mimik scheint steif, aber du bist dir sicher, dass du deinen Mann genauso sehr liebst, wie er dich. Du hast einen Sohn. Doch so groß hast du ihn gar nicht in Erinnerung. Was ist nur passiert?
Nach und nach erscheinen immer mehr verwirrende Bilder aus vergangenen Tagen vor deinem inneren Auge. Dein Mann weicht anfangs deinen Fragen aus. Eines Tages meint er, du seist reif für die Wahrheit. Er erzählt dir, wer du wirklich bist, oder vielmehr, was du wirklich bist. Du hast eine Mission, die du zu erfüllen hast, sonst macht er kurzen Prozess mit dir. Du bist gezwungen ihm zu gehorchen. Aber du machst das nicht ganz selbstlos. Du verfolgst deine eigenen Pläne und in denen spielt nicht er dir Hauptrolle, sondern dein Kind und dein anderes „Ich“.

Ein Roman, der mich vollkommen überrascht hat. Die Thematik ist zukunftsorientiert. Also eine Dystrophie. Und doch so realistisch geschrieben, als fände das Geschehen direkt in deiner Nachbarschaft statt. Und wer hat sich noch nie die Frage gestellt nachdem man bereits etliche Individuen geklont hat, ob nicht eines Tages auch der Mensch dran ist. Oder, ob in dem heutigen Computerzeitalter nicht nur Maschinen, sondern auch Menschen steuerbar wären. Wo mag die ganze Technik noch hinführen? Dieser Roman gibt uns Einblick in das, was kommen könnte.
J P Delaney hat hier ein sehr interessantes Thema zu einer aufregenden, spannenden und mit einer Emotionsvielfalt beladenen Geschichte verwandelt, die überrascht und gefangen nimmt.
Gegenwart und Vergangenheit wechseln stetig und konstruieren nach und nach das Leben der Künstlerin Abbie Cullen. Der Abbie vor dem Unfall und der nach diesem. Der Schreibstil ist locker, flockig und die Spannungskurve stetig steigend. Es gibt nur kurze Passagen, die auch ruhig unter den Tisch hätten fallen dürfen. Die Hauptfigur wurde sehr gut durchleuchtet. Bei dem Ehemann fehlte mir eine Winzigkeit zu seiner Charaktere.

Rundum ist dieses Buch eine Bereicherung für den Buchmarkt und absolut lesenswert. Und wiedermal ein riesen Erfolg des Autors. Ich freue mich auf weitere Werke von ihm.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.08.2019

Action - Action - Action

Die letzte Witwe
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Sara und Will sind zu Besuch bei Sara's Tante als plötzlich die Erde erbebt und ein lauter Knall zu hören ist. Beide laufen raus um zu helfen. Dabei kommen sie auf einen Unfall zu. Nur, dieser scheint ...

Sara und Will sind zu Besuch bei Sara's Tante als plötzlich die Erde erbebt und ein lauter Knall zu hören ist. Beide laufen raus um zu helfen. Dabei kommen sie auf einen Unfall zu. Nur, dieser scheint nicht gewöhnlich zu sein. Drei Autos, ein Toter, ein Angeschossener und ein Bewusstloser. Hier ist was faul. Und prompt wird Sara vor Will's Augen entführt. Im Hintergrund: Rauchwolken und eine Stadt in Panik. Was ist hier los? Wieso wurde Sara entführt? Wer sind diese Leute? Wird Will Sara retten können?

Auch in ihrem 7. Teil der Georgia-Reihe beweist Karin Slaughter wieder einmal ihr Talent Höchstspannung zu erzeugen und aktuelle Themen für jedermann ins offensichtliche zu rücken. Enorm actiongeladen beginnt das Buch und geht nahtlos in die aufregende Ermittlungsarbeit über. Wie immer wird auch der private Bereich der Protagonisten beleuchtet und intensiv auf Gefühle und Gedanken eingegangen.
Die Spannungskurve erhält allerdings einige Brüche durch überaus lange Erklärungen und Beschreibungen in Gesprächen zwischen FBI und GBI. Dies ist dennoch nicht uninteressant und für politisch wache Menschen durchaus sehr unterhaltsam. Für mich persönlich aber etwas zu trocken.
Lange Zeit habe ich mich während des Lesens gefragt, was der Titel des Buches zu bedeuten hat. Aber auch das wird im späteren Verlauf ersichtlich und erscheint dann logisch.
Mir kam einst zu Ohren, dass dieser Teil der letzte der Reihe sein solle, doch das Ende lässt auf Fortsetzung hoffen. Ich jedenfalls würde mich riesig freuen, da ich denke, Will hat noch jede Menge Potential, welches ausgeschöpft werden kann. Nun bin ich gespannt und voller Hoffnung. Aber auch andere Bücher der Autorin sind bei mir immer wieder willkommen. Der Schreibstil der Autorin ist einfach super und ich fliege nur so durch die Seiten. Auch die gewählten Themen sind immer wieder überraschend und sehr interessant. Es gab noch kein Buch von ihr, welches ich nicht mochte.

Veröffentlicht am 09.05.2019

Ein Roman über die Liebe, aber kein Liebesroman!

Das Leuchten jenes Sommers
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Chloe ist Fotografin und bekommt den Auftrag ein Portrait von einer Kinderbuchautorin zu machen. Doch ihr Mann möchte nicht, dass Chloe arbeitet. Er selbst ist Arzt und verdiene genug. Somit versucht er ...

Chloe ist Fotografin und bekommt den Auftrag ein Portrait von einer Kinderbuchautorin zu machen. Doch ihr Mann möchte nicht, dass Chloe arbeitet. Er selbst ist Arzt und verdiene genug. Somit versucht er Chloe von diesem Auftrag mit allen erdenklichen Mitteln abzuhalten. Doch das hat Folgen, denn sie schafft es trotzdem die alte Dame aufzusuchen. Und was diese bei ihren Treffen aus ihrem Leben erzählt, bringt Chloe dazu in ihr inneres zu horchen und die Situationen ihres Lebens neu zu werten.
Gute 70 Jahre zurück liegt die Geschichte eines Sommers auf Summerhill. Im Sommer 39 ereignen sich Dinge, die Maddy nie wieder loslassen. Ein Flugzeug stürzt ab. Ihre Schwester kommt mit Freunden aus ihrem Europaaufenthalt zurück. Es gibt Partys und unerfreuliche Zwischenfälle.
Doch vor allem erzählt das Buch "Das Leuchten jenes Sommers" über die vielen Facetten der Liebe. Hier gibt es die enge Liebe unter Geschwistern, die Liebe zu den Eltern. die Erste Liebe, die krankhafte und besitzergreifende Liebe, die geheuchelte Liebe, die Liebe zur Heimat und der Natur und der Menschenliebe. Jede Liebe übt seine ganz besondere Kraft auf uns Menschen aus. Nikola Scott hat es in ihrem Roman geschafft alle Facetten in einer Geschichte zu vereinen und sie zu verdeutlichen. Trotz philosophischen Aspekten beleibt der Inhalt des Buches eine aus dem Leben gegriffene Situation, wie sie jedem geschehen kann.
Die Autorin hat einen wunderbaren leichten Schreibstil. Mit einfachen Worten erzeugt sie Bilder von leuchtender Vitalität und berührender Atmosphäre. Ihre Kapitel haben eine sehr angenehme Länge und der Wechsel der Zeiten von 1939 in die heutige Zeit wird durch die verbindenden inhaltlichen Geschehnisse nicht als schwierig empfunden. Durch eine gute Portion Dramatik wird schon früh der Anstieg der Spannungskurve signalisiert. Oben angekommen ebbt sie kaum ab. Man ist mitgerissen und fiebert mit den beiden Frauen mit.
Maddy und Chloe sind beide starke sensible Frauen. Stark nicht im Sinne der Emanzipation, sondern anhand ihrer geistigen Stärke und Vernunft. Man muss sie einfach mögen. Und ihrer beider Schicksale nimmt den Leser schnell gefangen.

Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen und es wird wohl einer der wenigen sein, welches ich bestimmt noch mehrmals lesen werde. Es gehört zu den anspruchsvolleren Büchern und kann definitiv nicht als Liebesroman bezeichnet werden. Es gehört eher in die Kategorie "Drama" und "Lebensgeschichte".

Veröffentlicht am 08.02.2019

Rache vom Feinsten

Tannenstein
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Inhalt: Alexander Born, Expolizist und gerade erst aus der Haft entlassen, will Rache. Rache für den Mord an seine ehemaligen Kollegin und Geliebten Lydia. Gemeinsam waren sie vor drei Jahren an dem Fall ...

Inhalt: Alexander Born, Expolizist und gerade erst aus der Haft entlassen, will Rache. Rache für den Mord an seine ehemaligen Kollegin und Geliebten Lydia. Gemeinsam waren sie vor drei Jahren an dem Fall eines elffachen Mordes in Tannenstein dran. Noch heute ist der Fall nicht aufgeklärt. Born geht davon aus, dass Lydia dem "Wanderer" zum Opfer fiel, welcher für die Tannensteinmorde verantwortlich sein soll, weil sie ihm wohl zu nah auf den Fersen war.
Wer ist der Wanderer? Wird Born ihn finden? Warum all diese Morde?

Wertung: "Tannenstein" ist der erste Teil einer Serie von Thrillern, in denen Alexander Born, als ehemaliger Polizist, sich übelster Verbrechen auf die Spur begibt. Der Autor, Linus Geschke, hat sich für dieses Buch ein recht heikles Thema ausgesucht. Nicht nur blinde Rache und Wut werden thematisiert. Hier wird der Leser auch mit den Machenschaften von mafiaähnlichen Gesellschaften konfrontiert. Waffen- Menschen- und Drogenhandel sind genauso zu finden, wie Prostitution, Mord und Erpressung. Diese Themen sind der Realität entnommen, doch schockieren sie immer wieder von Neuem.
Geschke hat Menschen erfunden, die jeder für sich Wesenszüge aufzeigen, welche nicht unberührt am Leser vorbeirauschen. Nur Born, Norah und sein ehemaliger Partner Peter bleiben noch etwas bedeckt. Das darf auch gern so sein, denn es wird ja eine Reihe und der Leser soll die drei ja weiterhin "kennenlernen". Der Wanderer hätte meiner Meinung nach noch ein wenig mehr hergeben können, um die Passagen der Historie des Besagten ein wenig lebendiger zu gestalten.
Der Autor verwendet einen sehr angenehmen Schreibstil. Jahreszeiten und Umgebungen werden so bunt beschrieben, sodass sie im Kontrast zu dem Geschehen stehen. Geschke bringt damit nicht nur seine Liebe zur Natur zum Ausdruck, sondern er pflanzt sie auch seinen Protagonisten ein. Der ach so hasserfüllte Born und auch der so düstere Wanderer bekommen diese Liebe eingehaucht. Nichts und Niemand ist durchweg böse, so scheint es zu sagen.
Der Spannungsaufbau ist sehr gut gelungen und gleicht einer Berg-und Talfahrt. Die Höhepunkte sind gekennzeichnet von rasanter Action. Es gab nur zwei kleine Stellen, an denen meine Gedanken sich leicht vom Buch lösten. Das lag aber eher daran, dass mein Interesse noch nie wirklich den Machenschaften der Mafia galt und ich da innerlich eher abschalte, um es nicht zu nah an mich ranzulassen. Es ist vielleicht auch eher ein Männerthema.
So ernst und spannend das Buch auch war, so gab es doch auch tatsächlich Stellen, wo ich über den Einfallsreichtum des Autors nicht nur schmunzeln, sondern lauthals lachen musste. In den Dialogen benutzt er den Szenen angepasste Sprachstile, die dem Milieu, dem sie entstammen, entsprechen. Da kommen doch einige Bemerkungen zu Tage, die ich so noch nicht kannte, aber durchaus zutreffend sind und für Erheiterung sorgten.

Fazit: Ich wurde mit einem sehr spannenden, grausigen und interessanten Buch verwöhnt und freue mich auf den nächsten Teil in baldiger Zeit. Da das mein erster Geschke war (Asche auf mein Haupt), und ich echt begeistert war (bin), werde ich mir nun auch seine vorangegangenen Kriminalromane mal genauer ansehen.
"Linus Geschke" ist wohl ein Name, den man sich merken sollte.

Veröffentlicht am 31.01.2019

"Ich habe noch nie jemanden geliebt." - oh je

Agathe
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Inhalt: Beinahe zweiundsiebzig ist er nun und glaubt, dass es Zeit wird in seinen wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Er zählt die noch ausstehenden Therapiestunden bis es endlich soweit ist. Eines guten ...

Inhalt: Beinahe zweiundsiebzig ist er nun und glaubt, dass es Zeit wird in seinen wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Er zählt die noch ausstehenden Therapiestunden bis es endlich soweit ist. Eines guten Tages kommt eine junge Frau in die Praxis und verlangt einen Termin. Es macht keinen Sinn jetzt noch neue Patienten aufzunehmen, so denkt er. Er könne schließlich die Therapie nicht zu Ende bringen. Doch Agathe ließ sich nicht abwimmeln. Für sie kam nur er als "Retter" in Frage. Also gut, er ließ sich überreden. Doch irgendetwas veränderte sich in seinem Leben. Agathe schien ihm irgendwie die Augen zu öffnen.

Wertung: Eine wundervolle Geschichte voller Psychologie und Philosophie. Hier werden tiefe Abgründe erkundet und wichtige Fragen durchdacht. Und das, in einer überwältigend kurzen und emotionalen Geschichte. Jedes Kapitel lässt den Leser in sich versunken zurück, gibt Anlass in sich selbst zu schauen und zu analysieren, bestärkt in Mut und Kraft und verändert den alltäglichen Gedankenfluss.
Herrlich kurz und vital wird hier das traurige Alltagsleben eines betagten Psychiaters beschrieben, mit all seinen Ängsten und Sorgen. Animiert durch seine Therapiestunden mit Agathe, scheint sich seine Gefühlswelt zu öffnen und neu anzuordnen. Er nimmt wahr und registriert Dinge, die ihm bisher uninteressant schienen. Er baut Beziehungen auf, zu denen er bisher schier unfähig war. Seine Lebensgeister scheinen sich zu regen.
Traurig und auch humorvoll ist diese Geschichte verpackt. Und trotz Mangel an Spannung doch ein packendes Lesevergnügen. Schon allein diese wunderschöne Gestaltung der äußeren Aufmachung verleitet dazu, dieses Buch in die Hand zu nehmen und es zu bestaunen.

Fazit: Auch wenn dieses Buch nur 156 Seiten besitzt, ist es doch ein Buch zum verweilen. Wer Humor, Dramatik und Tiefgründigkeit in Eins mag, sollte unbedingt zu diesem Werk greifen.
Ich liebe es und werde es mit Sicherheit noch einige Male lesen und durchdenken.

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