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Veröffentlicht am 25.12.2019

so viel verschenktes Potenzial - ein kitschiges Jugendbuch

180 Seconds - Und meine Welt ist deine
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„Man hat das Gefühl, als würde eine negative Sache tausend positive aufheben. In einem Meer von Liebe siehst du nur den einen Menschen, der gerade ertrinkt.“
(Allison zu Esben in 180 Seconds)

Worum geht’s?

Allison ...

„Man hat das Gefühl, als würde eine negative Sache tausend positive aufheben. In einem Meer von Liebe siehst du nur den einen Menschen, der gerade ertrinkt.“
(Allison zu Esben in 180 Seconds)

Worum geht’s?

Allison ist kein normales Mädchen. Nachdem sie ihre komplette Kindheit und Teile ihrer Jugend in Pflegefamilie verbracht hat, ist sie innerlich gebrochen. Sie vertraut Menschen nicht, igelt sich ein und hat regelmäßig Angstzustände. Durch einen Zufall trifft sie auf den Social Media Star Esben, der mit ihr ein Sozialexperiment macht: 180 Sekunden Blickkontakt, nur die beiden. Widerwillig lässt Allison sich darauf ein. Doch sie kann nicht ahnen, dass dieses Experiment ihr ganzes Leben ändern wird…

180 Seconds ist ein Standalone, in sich geschlossen und unabhängig lesbar.


Schreibstil / Gestaltung

Das Cover mit zarten Farben und einer gewissen schlichten Eleganz gefällt mir sehr gut, weckt aber auch nicht unbedingt mein Interesse. Es ist für mich wenig aussagekräftig. Der Titel hat direkten Bezug auf das Buch.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und emotional. Das Buch ist recht gut lesbar und lässt ohne große Anstrengung durchlesen. Die sprachliche Gestaltung ist recht jung gehalten. Die Geschichte entwickelt sich chronologisch, jedoch mit teilweise größeren Zeitsprüngen, die nicht gesondert ausgewiesen werden, sondern sich teilweise nur aus dem Kontext ergeben. Die Geschichte wird ausschließlich durch Allison erzählt. So erhält man vor allem in ihre Gedanke und Zweifel Einblicke, in die der anderen Charaktere hingegen nicht.

Mein Fazit


Bücher, auf die man sich am meisten freut, sind die, die einen meist am härtesten enttäuschen. Das ist hier bei 180 Seconds passiert. Normalerweise lese ich keine Leseproben, doch hier war ich so begeistert und emotional berührt von der Leseprobe, dass ich dachte, ich werde das Buch lieben. Das Klappentext klang so überzeugend, das Sozialexperiment klang super interessant und dann wird mir SOETWAS präsentiert.

Allison kehrt ans College zurück. Seit Jahren lebt sie ein Leben unter dem Radar, hat kaum Freunde außer Steffi, die sie einst in einer Pflegefamilie kennengelernt hat und seitdem quasi eine Schwester für sie ist. Ihr einziger Sozialkontakt ist ihr Adoptivvater, der schwule Simon, der sich von seinem Partner trennte, weil dieser Allison als Teenager nicht adoptieren wollte. Irgendwo zwischen Verzweiflung und dem Willen, etwas zu ändern, nimmt Allison sich vor, das neue Jahr mutiger anzugehen. Das hält genau einen Tag, maximal. Als sie eines Abends im Park sitzt, wird sie von einem Mädchen angesprochen, die sie bittet, an einem Experiment mitzumachen. 180 Sekunden soll sie mit jemandem Blickkontakt halten. Dass dieser Jemand ein weltbekannter Social Media Star ist und es um ein Video für seinen Kanal geht, weiß Allison nicht. Sie lässt sich darauf ein, auch wenn sie sich dabei unwohl fühlt. Doch diese Begegnung mit Esben wird Folgen haben. Folgen, die Allison für immer verändern.

Nach einem wirklich starken Start, der vor allem in Allisons Kopf Einblicke gewährt und einem mitfühlen lässt, hat mich das Buch nach knapp 50 Seiten das erste Mal verloren. Ich weiß nicht, wieso, aber ich habe das Sozialexperiment doch eher in einem wissenschaftlichen Kontext erwartet und nicht als Videoidee. Das Experiment selbst wird gut beschrieben und ist auch durchaus interessant – komplett weg war ich aber, als die ersten Folgen des Experiments kamen. Ich war verwirrt, ich war überrumpelt und zugegeben, es hat mich genervt. Es hat zahlreiche Seiten gebraucht, bis das Buch mich zurückgeholt hat, zumindest kurzzeitig. Denn ab dem Experiment ist es ein Auf und Ab. Nicht thematisch, nicht dramaturgisch. Ganz im Gegenteil – das Buch ist sehr positiv, sehr süß, sehr perfekt, sehr kitschig, sehr klischeehaft – ach, hab ich schon erwähnt sehr perfekt? Esben ist perfekt. Esbens Tätigkeit ist perfekt. Esbens Videos sind perfekt. Allisons Entwicklung ist schnell und perfekt. Simon ist perfekt. Alles ist perfekt. Zumindest bis kurz vorm Ende, wo Steffi mit einem Geheimnis um die Ecke kommt, was wenig überrascht. Hier setzt das Buch zu einem grandiosen Finale an. Das Problem? Dieses Finale ist so dermaßen überzogen, übertrieben, überkitscht, dass ich nicht einmal mehr wusste, ob ich lachen oder weinen sollte. Ich bin jetzt kein Gegner von Kitsch, aber das war einfach viel zu viel. Leider ist durch das ganze Perfekte und Übertriebene andauernd die Situation eingetreten, dass mich das Buch verloren hat. Es gab Tage, da habe ich nicht mehr als ein Kapitel „ertragen können“. Das Ende des Buches ist dann eine vollkommen verpuffende Spiegelung innerhalb des Buches, die leider nur noch lächerlich wirkt. Immerhin kam dann die Erleichterung, dass es jetzt zu Ende ist.

Ich habe mich wirklich geärgert, dass so viel Potenzial einfach weggeworfen wurde. Es gab viele Situationen, die wirklich gut ausgearbeitet werden könnten. Da wäre zB Esben, der im ganzen Buch so dermaßen ideal und perfekt herüberkommt, kein Kratzer auf der Fassade, nichts. An einer Stelle im Buch hat er plötzlich Zweifel an seiner perfekten Onlinetätigkeit, die Zweifel werden aber zwei Seiten später direkt weggewischt, weil Allison seine Hilfe braucht – und die der Onlinecommunity. Da wäre zB die komplizierte Beziehung zwischen Simon und Allison, die sich von 0 auf 100 annähern, nachdem Allison die 180 Sekunden Lebenswandel Challenge hatte.

Hinzu kommt, dass die Autorin ständig längere Zeitsprünge vornimmt. Dadurch erlebt man den Beziehungsaufbau nur bedingt mit, man wird vor vollendete Tatsachen gestellt, fragt sich manchmal „hä, wann ist das denn passiert“ und manchmal hat man auch das Gefühl, dass die Autorin ihre 5 Hot Topics im Buch hatte, alles dazwischen nur lästiges Beiwerk ist und möglichst schnell abgehandelt werden muss. Daran leidet vor allem die Tiefe und Nachvollziehbarkeit doch arg. Ihre Hot Topics übertreibt die Autorin teilweise maßlos, dass man fast schon die Augen verdrehen mag. Das Dazwischen verpufft. Komisch sind auch Momente, wo man das Gefühl hat, die Autorin hat ihren vorherigen Plot vergessen bzw. einfach ihren vorherigen Plot wie abgehakt beerdigt. Thema vorbei, Thema vom Tisch. Genauso funktioniert 180 Seconds. Das habe ich vor allem am Ende feststellen müssen, wo die Thematik um Steffi sehr emotional wird, danach aber nur noch die Beziehung von Esben und Allison eine Rolle spielt und Steffi mit keinem Wort mehr erwähnt wird.

Positiv erwähnen muss man allerdings Steffi und Simon als Nebencharaktere. Vor allem Simon ist jemand, den man sofort ins Herz schließt, er bemüht sich trotz Zurückweisung permanent um Allison und ist immer für sie da. Er ist wirklich süß gewesen und war mein Highlight am Buch. Steffi ist eine sehr gute Freundin über Großteile des Buches und man freut sich, dass Allison so jemanden an ihrer Seite hat. Zu Esben kann ich wenig sagen, weil er derart langweilig und eindimensional gestaltet ist, dass man meinen könnte, er ist Nebencharakter. Ansonsten gibt es zahlreiche weitere Charaktere, bei denen man teilweise nicht einmal weiß, wo sie herkommen oder wo sie plötzlich hinverschwunden sind.


Insgesamt ist 180 Seconds ein Buch, was mich massiv zwiegespalten zurücklässt. Das liegt vor allem daran, dass ich das Gefühl habe, das Buch sei unstimmig und unrund. Wollte die Autorin mit ihren jungen Erwachsenen als Protagonisten einen New Adult Roman schreiben? Wenn ja, ist er aufgrund diverser Thematiken, einer sehr hohen Portion Kitsch und vor allem mangelnder Tiefe wirklich schiefgelaufen. Ist es jedoch als Young Adult Roman geplant gewesen, hat in meinen Augen der Verlag mit Marketing und Klappentext falsche Erwartungen hervorgerufen. Ich habe ein emotionales Buch mit Tiefgründigkeit und Sozialkritik erwartet (so startet das Buch tatsächlich auch), aber nach dem Sozialexperiment ist alles verpufft und ich habe einen erstklassigen Nachmittagsfilm auf Disney Channel Niveau präsentiert bekommen. Vor allem gegen Ende macht sich eine gewisse Frustration breit. So viel Potenzial, so wenig davon ausgenutzt. Schade. So ist es nur ein solides Jugendbuch mit viel überzogenem Kitsch.


[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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  • Gefühl
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2019

nett anzusehen, aber leider kein Mehrwert

Tasty Sweets
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Was ist das?

Tasty ist ein weltbekanntes Foodnetzwerk, was vor allem durch seine kurzen Kochvideos auf Facebook und Instagram große Bekanntheit erlangt hat. In den Videos wird in Zeitraffer die Zubereitung ...

Was ist das?

Tasty ist ein weltbekanntes Foodnetzwerk, was vor allem durch seine kurzen Kochvideos auf Facebook und Instagram große Bekanntheit erlangt hat. In den Videos wird in Zeitraffer die Zubereitung von allerlei Leckereien gezeigt, die das Fett- und Zuckerherz höherschlagen lassen. Tasty Sweets ist das dritte, auf dem deutschen Markt erschienene Kochbuch, was einige der köstlichen Dessertspezialitäten aus dem Bereich Kuchen und Nachtische niedergeschrieben präsentiert.


Wie sieht es aus?

Das Kochbuch befindet sich in einem flexiblen Einband, der sich sehr gut aufschlagen lässt, leider aber nicht 100% aufgeschlagen bleibt. Das appetitliche Cover mit einem Soufflee-Kuchen (der auch im Buch beschrieben wird) passt gut zum Buch und macht Lust, in das Buch zu schauen. Das Buch verfügt im Inneren über viele halbseitige, ganzseitige und doppelseitige Fotografien der Speisen sowie teilweise von einzelnen Arbeitsschritten. Das cleane, übersichtliche Layout macht das Lesen einfach und es ist sofort offensichtlich, was die Zutaten sind und was die Arbeitsschritte sind. Die Textlast des Buches ist als eher gering einzustufen, da die Rezepte bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr als eine Seite umfassen.



Was erwartet einen?

Bei Tasty Sweets ist der Name Programm. Das Buch umfasst zahlreiche einfache und kompliziertere Rezepte für allerlei Arten von Nachtischen, angefangen vom Brownie über Tarts und Pies bis hin zu verschiedenen Cremes. Nach einer umfangreichen Einleitung, bei der es vor allem Tipps zu Backgrundlagen und Zutaten gibt, gehen auch schon die Rezepte los, welche in 7 Kategorien unterteilt sind. Diese lauten „Mächtig &schokoladig“, „knusprig & knackig“, „weich & klebrig“, „saftig & fruchtig“, „sahnig & karamellig“, „luftig & fluffig“ sowie „cremig & schmelzig“. Inhaltliche orientieren sich dann alle Rezepte an diesem Grundthema, so findet man zB in „mächtig & schokoladig“ verschiedene Schokokuchen und in „saftig & fruchtig“ vor allem Kuchen mit Früchten. Generell ist das Buch eher gebäcklastig.



Mein Fazit

Ich bin bekennender Fan der Tasty-Videos, nicht nur im Bereich der süßen Leckereien, sondern generell. Schon seit langer Zeit folge ich dem Instagram-Kanal und habe das ein oder andere Gericht bereits nachgekocht. Was mich allerdings oftmals störte: Die Schnelligkeit der Videos. Denn oftmals wird so schnell gezeigt, was die Zutaten sind, wie man vorgeht und manchmal musste ich Videos mehrfach schauen, ob hinterherzukommen. Daher fand ich die Idee, eines herrlich analogen Buches sehr gut, um in Ruhe und übersichtlich die Rezepte vor mir zu haben. Leider muss ich aber sagen, dass mich Tasty Sweets nicht unbedingt begeistern konnte.


Positiv finde ich die Gestaltung. Das Buch ist wirklich schön übersichtlich, gut untergliedert und die Fotografien wunderschön appetitlich. Leider ist nicht zu jedem Rezept ein Bild vorhanden, was ich schonmal sehr unpraktisch finde, da man sich vielleicht nicht unter jedem Titel direkt etwas vorstellen kann (zB Snickerdoodles). Kompliziertere Schritte sind entsprechend bebildert, was mir auch sehr gut gefällt. Bei den Rezepten ist auch klar unterteilt, welche Produkte für welchen Bestandteil (Creme, Teig, Glasur etc.) benötigt werden. Auch finde ich die Vielfalt der Rezepte ganz gut gelungen, wobei ich mir noch das ein oder andere Basisrezept gewünscht hätte.


Allerdings muss ich sagen, dass man merkt, dass das Buch aus dem amerikanischen Raum stammt. Das macht sich teilweise bei den Zutaten bemerkbar. So ist etwa permanent die Rede von Meer- oder Steinsalz, im amerikanischen ist die Rede von koscherem Salz, auch wurde die amerikanische heavy cream im Deutschen zur eher nicht so weit verbreiteten Creme double, während eigentlich nur Konditorsahne (die weiter verbreitet ist) gemeint ist. Weinsteinpulver, Melasse, Nelkenpulver, Kochspray, Maissirup, Guavengelee – für die ein oder andere Zutat musste ich mehrere Läden abklappern. Vielleicht haben Leute, die richtig oft backen, solche Sachen zuhause. Bei denen bezweifle ich dann allerdings, dass sie dieses Buch kaufen würden.


Die Rezepte sind recht verständlich geschrieben, ich musste selten etwas zweimal lesen oder gar nachschlagen. Es gibt auch teilweise sehr gute handwerkliche Tipps und Tricks, die man auch für andere Gebäcke oder Desserts verwenden kann. Hier helfen dann vor allem auch die Bilder sehr. Geschmacklich sind viele grandiose Sachen dabei, aber auch einige Ausfälle, die mir gar nicht zugesagt haben. Einige der Sachen kannte ich aus den Videos auch schon, was ich aber nicht verwerflich finde.


Im Großen und Ganzen muss ich leider zugegeben, dass ich den Mehrwert des Buches überschätzt habe. Es ist ein nettes Buch, was sich schön angucken lässt und auch einige guten Ideen bereithält, mich bei den Zutaten aber das ein oder andere Mal vor eine Herausforderung gestellt hat. Bis zum heutigen Tag habe ich 11 der Rezepte ausprobiert, die bis auf eines auch gelungen sind, aber nicht alle auch der Traum der Süßigkeitenwelt waren. Ich werde lieber weiterhin zu den Videos greifen, da ich das Gefühl habe, hier einfach mehr Abwechslung zu finden.


[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]


Veröffentlicht am 11.08.2019

leider nur ganz nett für Zwischendurch

Zwei Brüder, plus ich, gleich Chaos
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„Dreh den Spieß doch einfach um und ignoriere du sie. Ich versichere dir, für uns Mädchen gibt es nicht Schlimmeres als das. Es macht uns verrückt, wenn die Jungs, die wir im Blick haben, kein Interesse ...

„Dreh den Spieß doch einfach um und ignoriere du sie. Ich versichere dir, für uns Mädchen gibt es nicht Schlimmeres als das. Es macht uns verrückt, wenn die Jungs, die wir im Blick haben, kein Interesse an uns zeigen.“ (Allie zu einem Freund in Zwei Brüder plus ich gleich Chaos)

Worum geht’s?

Als ihre Mutter einen neuen Freund hat, zieht Allie mit ihr gemeinsam zu ihm. Direkt am ersten Tag lernt sie die beiden Brüder Oliver und Ethan kennen, die im Haus direkt nebenan wohnen. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, denn während Oliver ein strebsamer Sonnenschein ist, dominiert bei Ethan Ablehnung und Missachtung. Doch so einfach gibt Allie sich nicht geschlagen und schon bald befindet sie sich in einer Gefühlsachterbahn.

Zwei Brüder plus ich gleich Chaos ist ein Einzelband und in sich abgeschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in hübschen Blau-, Rosa- und Lilatönen gehalten. Es wirkt sehr feminin und gibt wenig vom Inhalt preis. Es gefällt mir ganz gut und spricht mich an. Die Hardcover-Version verfügt über einen abnehmbaren Schutzumschlag mit dem Cover, das Buch selbst ist matt-grau. Es verfügt über ein Bandlesezeichen.

Die Geschichte wird linear aus Sicht von Allie erzählt. Sie ist alleinige Ich-Erzählerin, sodass man nur in ihre Gedankenwelt Einblicke gewinnen kann. Das Buch lässt sich gut und einfach lesen, der Schreibstil ist flüssig und angenehm. Sprachlich bewegt sich das Buch auf einem guten Niveau für (junge) Erwachsene, es gibt jedoch einige sprachliche Ausreißer, die zu den jungen Charakteren nicht unbedingt passen. Das Buch enthält keine expliziten Sexszenen, erotische Inhalte werden lediglich angedeutet.

Mein Fazit

Auf „Zwei Brüder plus ich gleich Chaos“ bin ich dank Instagram aufmerksam geworden, kannte die Autorin bislang allerdings nicht. Nachdem eine Freundin es mir empfohlen hatte, wollte ich es lesen. Ich fand die Grundidee sehr interessant und mag zwischendurch gern locker-flockige Liebesromane. Leider war dieses Buch für mich zwar ganz nett, für mehr reicht es leider nicht.

Das Buch steigt unmittelbar in den laufenden Umzug von Allie und ihrer Mutter ein. Die Mutter hat die Nachbarjungs als Hilfe engagiert, sodass Allie sie direkt bei ihrer Ankunft kennenlernt. Während Oliver von Anfang an sehr freundlich rüberkommt, ist Ethan sehr mürrisch und stellt den klassischen Badboy dar. Mit Oliver freundet sich Allie sofort an und findet am College sodann auch direkt Freunde, unter anderem Willow, mit der sie schon bald auf Partys geht, auf denen sie auch regelmäßig auf Ethan trifft und jedes Mal mit ihm aneinandergerät. Doch je mehr Zeit vergeht und je öfter die beiden sich gekabbelt haben, je öfter Ethan sie abgewiesen hat, desto mehr hat Allie das Gefühl, sich zu ihm hingezogen zu fühlen. Wird sie sich an dem Badboy ihre Finger verbrennen?

Irgendwie habe ich durch den Titel etwas anderes erwartet. Das war die erste Ernüchterung des Buches. Ethan und Oliver kommen nicht miteinander klar, das wird relativ schnell offensichtlich. Ein wirkliches „Zwischen die Fronten“-Geraten konnte ich im Buch allerdings nicht merken. Allie ist von Anfang von Ethan fasziniert, der sie immer wieder abweist. Oliver hingegen ist von Anfang an ein guter Freund für sie und dem Leser ist klar, dass er sich schon etwas in Allie verguckt – Allie hingegen merkt das zu keiner Zeit, selbst als sie sich über seine komischen Blicke wundert, geht ihr diese Erkenntnis nie auf. Daher beschränkt sich das Drama auf die Beziehung Allie-Ethan. Und hier liegt viel Drama. Denn Ethan hat ein „dunkles Geheimnis“, er ist Undergroundboxer und nimmt regelmäßig an Kämpfen teil, um sich Geld zu verdienen. Allie stolpert dank Willow direkt in ihrer ersten Wochen am College auf so eine Underground-Party, wo sich direkt ein Kampf ihretwegen ergibt, den Ethan heldenhaft für sie bestreitet, nur um ihr danach wieder die kalte Schulter zu zeigen. Und so geht es eigentlich das ganze Buch. Allie sucht immer und immer wieder seine Nähe und er weist sie wieder und wieder ab. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass die einzige Grundlage dieser sich anbahnenden Beziehung der Fakt ist, dass Allie mit seiner Zurückweisung nicht leben kann. Ethan nutzt hierbei das komplette Lexikon von Badboy-Moves, um Allie fernzuhalten, inklusiver eindeutig-zweideutig-eindeutiger Situation, die zum Dramahöhepunkt wird.

Das große Problem? Das Buch wirkt so unglaublich schnell, klischeehaft und unreflektiert. Von Anfang an wurde mir nicht klar, was Allie von Ethan will, außer dass seine dunkle Aura sie irgendwie fasziniert. Nachdem er mehr als einmal ein Mistkerl zu ihr war, bleibt ihre Faszination weiter ungebrochen. Ich erhalte als Leser aber nie Einblick, wieso sie Gefühle entwickelt oder, ob sie überhaupt Gefühle entwickelt hat, die über die Faszination herausgehen. Deshalb waren sämtliche Dramapunkte im Buch auch nicht dazu geeignet, mir das Herz zu brechen, mich traurig zu machen oder sonstiges. Ich habe sie vielmehr gelesen, zur Kenntnis genommen und eine imaginäre Checkliste für Standard-Handlungspunkte in Romanen für und um junge Erwachsene durchgearbeitet. Es fehlt dem Buch einfach an deutlich an Tiefe, da kann auch später die Enthüllung um den brüderlichen Streit nichts mehr retten, da ich zu den Charakteren keine starke Verbindung aufbauen konnte. Es fängt bereits am Anfang an, wo Oliver und Allie nach einer Woche bereits beste Freunde sind, ohne dass man versteht wieso. Nur, weil sie Nachbarn sind? Auch am ersten Tag am College findet sie direkt zahlreiche Freunde, die sich schnell zu besten Freunden aufschwingen. Allie geht natürlich auch direkt mit Willow, die sie nur ein paar Stunden kennt, zu einer geheimen Party. Die Charaktere sind so sprunghaft, dass mir teilweise fast schon schwindelig wurde. Vor allem Allie springt zwischen „ich hasse Ethan“ und den ewigen Versuchen, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wann und wo Ethan mögliche Gefühle für Allie entwickelt, bleibt offen, da Ethan selbst in diesem Buch nicht erzählen kann.

Wirkliche Spannung kommt in diesem Buch nicht auf. Das ist vielleicht auch nicht zwingend notwendig, andererseits nervte mich irgendwann das Hin-und-Her der Protagonisten, die verblendete Allie und die fehlende Tiefe. Gerade der Punkt mit dem brüderlichen Streit und dem Hintergrund wurde so fix abgebügelt, was ich sehr schade fand. Allie wirkt über weitere Strecken anstrengend und naiv, viel mehr zu berichten gibt es aber auch nicht, denn die Charaktere werden nur sehr oberflächlich dar- und vorgestellt. Erotik gibt es in diesem Buch auch nicht, was mich tatsächlich nicht gestört hat, da es für mich kein Voraussetzung ist. Allerdings fand ich es fast schon peinlich, als Allie und Ethan sich dann doch einmal näherkamen und er sie mit dem Finger befriedigt hat, dass Allie gegenüber ihrer Freundin fast schon kindisch herumdruckst „wir haben nicht miteinander geschlafen, wir haben nur… naja, du weißt schon, was“. Dann ist da noch die Thematik über die Underground-Kämpfe, die mich nicht so ganz überzeugen konnte. Es ist ein häufig in Büchern vorkommendes Thema, aber sowohl die Regeln des Ganzen als auch das Setting wirkten viel zu gewollt. Zu gewollt wirkte auch der Kontrast Oliver zu Ethan. Hier hat die Autorin volle Kanne auf Engelchen und Teufelchen gesetzt und keine Möglichkeit ausgelassen, beide so richtig schön gegensätzlich zu gestalten.

Insgesamt war das Buch zwar durchaus unterhaltsam, mehr aber leider auch nicht. Ich konnte keine Verbindung zu den Charakteren aufbauen, die Beziehungsentwicklung war für mich nicht greifbar, es fehlte an Tiefe und mit Allies sprunghafter Art habe ich mich nie anfreunden können. Zwei Brüder plus ich gleich Chaos hat vieles, aber sicher kein Chaos. Es ist ein Buch, was man gut zwischendurch lesen kann, wenn man gerade keine Lust auf etwas Anspruchsvolles hat und damit leben kann, dass die Charaktere sehr klischeehaft agieren. Das Buch ist ein wenig wie ein solider College-Movie im Nachmittagsprogramm. Ich hatte mir nur leider deutlich mehr erhofft.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Vertrieb überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 28.07.2019

viel Potenzial, was nicht genutzt wurde

Counting Stars
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„Ganz oft hatten wir wirklich draußen gelegen, in den Himmel gestarrt und jedem Stern einen Glücksmoment zugeordnet. Aber seit er gegangen war, hatte ich damit aufgehört. Nicht nur, weil es lange Zeit ...

„Ganz oft hatten wir wirklich draußen gelegen, in den Himmel gestarrt und jedem Stern einen Glücksmoment zugeordnet. Aber seit er gegangen war, hatte ich damit aufgehört. Nicht nur, weil es lange Zeit keine Glücksmomente mehr in meinem Leben gegeben hatte, die ich hätte zählen können, sondern auch, weil es mich zu sehr an ihn erinnerte.“ (Len in Counting Stars)

Worum geht’s?

Vor zwei Jahren musste Leonie direkt zwei Schicksalsschläge erleiden. Bei einem Brand starben ihre Eltern und kurz danach ist ihr Freund Nick ohne jegliche Erklärung und Abschied einfach abgehauen. Einzig ihr Bruder Julian blieb ihr. Lens Herz wurde direkt mehrfach gebrochen und sie suchte ihre Erlösung in Alkohol, Partys und sinnlosen Bettgeschichten. Nie wieder wollte sie jemanden an sich heranlassen, denn Gefühle gab es in ihrer Welt nicht mehr. Doch als Nick kurz vorm Todestag ihrer Eltern aus dem Nichts wieder auftaucht, steht ihre Welt Kopf. Er will eine neue Chance. Doch Len will nicht, denn zu tief sitzt die Angst, dass er wieder geht…

Counting Stars ist in sich abgeschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das blaue Cover mit einem Sternenhimmel und dunklen Wolken passt sehr gut zu dem Buch und transportiert eine eher traurige Stimmung. Die orangene Schrift des Titels gefällt mir nicht so gut, sie passt nicht ganz zum Rest. Hier wäre eine goldene oder silberne Farbe sicher stimmiger gewesen. Dennoch finde ich die Umschlagsgestaltung sehr gelungen. Die Schriftgröße im Inneren ist wie bei den anderen Forever-Büchern eher klein, dennoch aber gut lesbar.

Die Geschichte wird ausschließlich durch Leonie als Ich-Erzählerin erzählt, wobei die Story linear mit einigen gedanklichen Flashbacks der Protagonistin verläuft. Der Schreibstil ist Autorin ist flüssig und gut lesbar, das Buch lässt sich verständlich lesen und ist sprachlich für (junge) Erwachsene passend. Das Buch enthält keine Kraftausdrücke und wenig sexuellen Content.

Mein Fazit

Counting Stars ist mein erstes Buch der Autorin. Der Klappentext hat mich sehr angesprochen und versprach eine emotionale Geschichte, bei der es um Verlust und Vergebung geht. Während ich also auf eine gefühlvolle Achterbahnfahrt gehofft hatte, muss ich am Ende leider sagen, dass das Buch mich doch mehr frustriert als begeistert hat.

Das Buch beginnt direkt mit Len in Action. Mal wieder ist sie im Club unterwegs, mal wieder trinkt sie, mal wieder landet sie belanglos mit einem Mann im Bett. Es ist ihre Art, ihren Gedanken zu entfliehen. Den Schmerz, den sowohl der Verlust ihrer Eltern als auch der enttäuschende Verrat ihrer großen Liebe Nick, will sie hiermit entkommen. Vor ihrem Bruder Julian möchte sie zugleich aber so tun, als sei alles in Ordnung. Als kurz darauf aus dem Nichts Nick wieder auftaucht, ihre lose Bettgeschichte David immer wieder feste Ansprüche andeutet und zudem sich der Todestag der Eltern jährt, befindet sich Len in einer schwierigen Lage. Als es dann noch neue Enthüllungen gibt, die den Tod ihrer Eltern betreffen, wird Len der Boden unter den Füßen weggerissen und sie und ihre Liebsten befinden sich plötzlich in großer Gefahr…

Len hat es mir von Anfang an sehr schwer gemacht. Ich wurde mir ihr nicht warm. Egal, wie sehr ich es versucht habe, sie wirkte wie ein trotziges Kind. Ihr Schmerz wird gut beschrieben, ihre Verzweiflung kommt auf dem Papier gut rüber und man merkt, wie ihr Leben etwas außer Kontrolle gerät. Das Problem ist aber, dass nichts davon bei mir im Herzen ankommt. Ich konnte nie mit ihr mitleiden, weil sie zu nervig war, zu flatterhaft. Ihre Erklärungen sind meistens sehr dürftig, insbesondere, wenn sie Nick wieder und wieder von sich weist, obwohl sie es gar nicht will. Ich habe es nicht nachvollziehen können. Highlight in der Geschichte ist wohl Lens Bruder Julian. Der Polizist ist stets bemüht, sich um seine Schwester zu kümmern, ist für sie da, gibt ihr Freiräume, aber sorgt sich auch um sie. Er hat mir von allen Charakteren am besten gefallen und wirkte als einziger tatsächlich einigermaßen reflektiert und erwachsen. Nick hingegen wirkt sehr eindimensional, spielt vor allem den Ritter aufm weißen Ross und ist bereit, für Len auch mal jemanden einen körperlichen Verweis auszusprechen. Seine Sprüche wirken viel zu kitschig und es war mir einfach zu ideal.

Was mir am Buch echt Sorgen bereitet hat, ist Len und ihr Blick aufs Leben. Hier ziele ich insbesondere auf ihren doch sehr ausufernden Alkoholkonsum ab. Immer wieder greift sie zu Alkohol, wahlweise als Betäubungs- oder Beruhigungsmittel, manchmal auch als Gedankenlöscher. Sagen wir, wie es ist: Len hat ein Alkoholproblem. Dem Leser dürfte dies offenkundig sein. Den Charakteren nicht so ganz, zumindest bleibt das Thema größtenteils unter den Teppich gekehrt (mit Ausnahme von Nick, der sagt, so sei Len nicht). Was ich aber besonders enttäuschend finde: Es wird auch nicht thematisiert, dass Len diesbezüglich Hilfe braucht. Sie entscheidet relativ fix, dass sie nicht mehr Trinken mag und dann ist das Thema auch begraben. Das hat mich doch sehr gestört, weil es einfach zu idealistisch ist.

Ansonsten muss ich sagen, dass die Geschichte sehr vor sich hin läuft, ohne dass man das Gefühl hat, es passiert etwas. Wenn dann etwas passiert, wirkt es viel zu übertrieben, viel zu unrealistisch oder viel zu zufällig. So muss sich Len z.B. ihrem Feuertrauma stellen, die Szene wirkte aber komplett willkürlich. Auch das Finale, was auf einer großen Enthüllung fußt und dann zu einer großen Gefahr wird, mutete kurios an. Es war für mich über das Ziel hinausgeschossen und konnte mich leider in keiner Weise überzeugen. Hinzu kommt, dass man von Anfang an das Gefühl hat, dass aus dem Tod der Eltern und den Hintergründen ein Geheimnis gemacht wird, die genauen Details erhält man auch erst im Verlauf der Geschichte. Da man dank Klappentext aber bereits um den Feuertod der Eltern weiß, war es für mich nicht ganz greifbar, wieso hier so ein Tara drum gemacht wurde.

Insgesamt muss ich sagen, dass die Geschichte für mich unglaublich viel Potenzial enthalten hat. Es ist eine Geschichte, die – abgesehen vom doch etwas überzogenem Ende – mit einer Einfachheit überzeugen könnte, wenn die Emotionen richtig ausgespielt worden wären und man sich mit Len und ihrem Schmerz hätte verbinden können. Doch mangels Bindung zur Protagonistin fehlt es dem Buch an Tiefe und es plätschert leider eher vor sich hin als zu begeistern, nur um dann in einem Finale zu enden, was für mich nicht gepasst hatte. Das Buch fühlte sich insgesamt nicht rund an, es hatte teilweise leichte Längen und andere Teile wirkten zu phrasenhaft, ohne dass das Gesagte zu Charakteren oder zum Buch passte. Daher verkümmert Counting Stars leider zu einem „für Zwischendurch ganz gut, für die großen Gefühle aber zu wenig“-Buch. Ich hatte mir jedenfalls deutlich mehr erhofft.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 08.07.2019

zu viele Zufälle, zu wenig Tiefe

Idol - Gib mir deine Liebe
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„Jeder, der über die Liebe spottet, hat noch nie wahre Leidenschaft erlebt und hat keine Ahnung, wovon er redet.“ (Scottie zu Jax in Idol 3)

Worum geht’s?

Jax, Sänger und Gitarrist der Band Kill John, ...

„Jeder, der über die Liebe spottet, hat noch nie wahre Leidenschaft erlebt und hat keine Ahnung, wovon er redet.“ (Scottie zu Jax in Idol 3)

Worum geht’s?

Jax, Sänger und Gitarrist der Band Kill John, möchte sich vor einem drohenden Schneesturm noch kurz ein Eis aus dem Supermarkt holen. Im Supermarkt trifft er auf Stella, die es auf den gleichen, letzten Eisbecher abgesehen hat. Kurzerhand überrumpelt sie Jax mit einem Kuss und flüchtet mit dem Eis. Doch das Schicksal führt beide schnell wieder zusammen: Als Stella ihre Wohnung verliert und verzweifelt einen Job sucht, endet sie als Katzensitterin in einem Luxusappartement. Und mit Entsetzen muss sie feststellen, dass nebenan der verprellte Geküsste wohnt…

Idol – Gib mir deine Liebe ist Band 3 der VIP-Reihe um die Band Kill John. Das Buch ist in sich geschlossen. Es werden keine Vorkenntnisse benötigt, es empfiehlt sich allerdings, die Vorbände gelesen zu haben, da aus den Vorbänden bekannte Personen und Ereignisse nur kurz angesprochen werden.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist gestalterisch an die Vorgängerbände angepasst. Farblich ist es etwas femininer gehalten und kommt etwas heller daher als die Vorgänger, dafür wird dieses Mal der Titelheld unbekleidet präsentiert. Wäre nicht nötig gewesen, stößt mich auch eher ab, anderen wird es aber sicher gefallen.

Kristen Callihan kommt mit ihrem gewohnt lockeren Schreibstil auch wieder in Idol 3 daher. Das Buch ist sprachlich auf dem Niveau für junge Erwachsene gehalten, es gibt einige Kraftausdrücke, zahlreiche erotisch angehauchte Szenen (die anders als bei Band 2 nicht so dezent und unschuldig sind) und zudem viele Witze und Anekdoten in dem Buch. Das Buch lässt sich gut über längere Zeit lesen und überzeugt mit einem abwechslungsreichen Vokabular.

Das Buch wird wechselseitig von Jax und Stella aus der Ich-Perspektive erzählt. Wie auch bereits bei den Vorbänden wechselt öfter auch innerhalb eines Kapitels die Perspektive. Beide Charaktere haben weitestgehend eine eigene Persönlichkeit, die durch den Schreibstil auch transportiert wird.

Mein Fazit

Nach einem absolut grandiosen Band 2 mit einer schönen, lockeren und lustigen Story um Scottie und Sophie habe ich mich so sehr auf Band 3 gefreut: Ein Buch um Jax, der so viel durchmachen musste. Ich hoffte, endlich mehr über Jax, seine Depressionen und seinen Selbstmordversuch zu erfahren. Doch am Ende wusste ich wahrscheinlich mehr über seinen Genitalbereich als über seine Gedanken…

Bereits der Einstieg wollte mich nicht so recht überzeugen. Stella und Jax treffen im Supermarkt aufeinander. Stella denkt, dass Jax sie verfolgt. Als es zum finalen Showdown um den letzten Becher Eis kommt, den Stella durch einen Kuss für sich entscheidet, war ich bereits vom Buch gelangweilt. Nach einem kurzen weiteren Intermezzo an der Kasse trennen sich die Wege der beiden, sie vergessen sich jedoch nicht. Stella findet zuhause die Kündigung für ihre Wohnung und da sie keinen richtigen Job hat, muss sie improvisieren. Über Kontakt landet sie dann ausgerechnet zufälligerweise als Catsitterin bei Scottie, dem Bandmanager, der für den Kater von Kilian und Libby eine viermonatige Betreuung benötigt. Hierbei darf Stella im luxuriösen Appartement von Libby und Kilian wohnen. Und naja, ihr Nachbar stellt sich dann als Jax heraus. Zufälle über Zufälle. Irgendwie entwickelt sich dann etwas zwischen den beiden und die Geschichte nimmt ihren Lauf.

Idol 3 ist keine Wundertüte und das habe ich auch nicht unbedingt erwartet. Zugegeben, bereits der Klappentext stand für mich als Grundidee auf wackeligen Beinen, auch Stellas Einzug in die Wohnung von Kilian und Libby warf für mich mehr Fragen auf als mir lieb war. Es folgen zahlreiche Neckereien und Streitereien mit Jax, bei denen Stella eine für mich nervtötende Art und Weise der Übergriffigkeit an den Tag legte, gepaart mit ganz viel sexuellen Gedanken von Jax, zahlreichen Anekdoten rund um die Band und der ein oder anderen wohlplatzierten Aw- und Oh-Szene, die leider aber stets so künstlich und unpassend waren, dass ich das Gefühl hatte, der Autorin ist eingefallen, dass noch was passieren muss, ob es aber passt, ist ja eigentlich auch egal. Es fehlte für mich ein roter Faden, eine nachvollziehbare Entwicklung. Der Geschichte plätscherte vor sich hin. Das erste Drittel des Buches bestand primär aus sexueller Anziehung, dann folgt eine fast schon checklistenartige Ansammlung von pseudo-niedlichen Szenen, die dann mit einem sehr langen Sexteil abgeschlossen werden. Man war fast versucht zu sagen: Gott, endlich landen sie im Bett, dann hören die Gedanken vielleicht mal auf. Als krönender Abschluss kommt bei etwa 85% dann die notwendige Heartbreak-Szene, die bei mir aber leider komplett verpuffte, da Jax und Stella für mich keinen Paar-Charakter hatten. Das obligatorische Zurechtrücken nach dem großen Drama geht gewohnt fix daher, zeigt sich erschreckend unreflektiert und wirkt nicht ganz rund. Aber immerhin war es dann auch vorbei. Wobei, nicht ganz. Im Epilog wird noch einmal richtig hart aufgetischt, der Leser soll ja das ultimative „Wie süß“-Gefühl haben.

Was in diesem Buch komplett untergeht: Vieles. Jax leidet unter Depressionen, hat einen Selbstmordversuch hinter sich. Es gibt wenige Szenen, die das Thema ansprechen. Jax ist in regelmäßiger psychologischer Betreuung, das wird jedoch nur in ein, zwei Sätzen angesprochen und findet nie aktiv statt. Jax hat einige Breakdowns in dem Buch, die aber für meinen Geschmack viel zu kurz kamen und zu wenig beleuchtet wurden – dafür umso mehr seine sexuellen Gedanken. Auch die Auswirkungen auf die Band und insbesondere die Auswirkung auf die Beziehung Kilian zu Jax wird nur sehr oberflächlich und für mich viel zu idealistisch beleuchtet. Gerade rund um das Thema Depressionen und Schattenseiten des Ruhms hätte man so viel machen können.

Jax und Stella haben es mir als Charaktere leider auch eher schwer gemacht. Jax wirkte für mich über weite Teile des Buches sehr genitalgesteuert, einige potenzialreiche Szenen verliefen leider zu sehr im Sande. Stella fand ich von Anfang an nervig und ihre stets paranoide Art, dass sie andauernd denkt, Jax würde sie verfolgen, war übertrieben. Ich hatte das Gefühl, viel zu wenig über Stella erfahren zu haben. Ich weiß, was sie arbeitet und zumindest in 3-4 Sätzen, was da mit ihrem Vater war. Mehr kam da irgendwie nicht. Zudem war ich sehr angenervt, dass Stella andauernd übergriffig handelte, etwa mehrfach einfach in Jax Wohnung einstieg, ihm dann noch Vorschriften machte, wie er sich in seiner Wohnung zu benehmen hatte. Insgesamt litt hierunter auch die Dynamik zwischen den beiden. Denn für mich war – abgesehen von sexueller Anziehung – nicht greifbar, wie sich zwischen beiden eine Liebesgeschichte entwickeln sollte.

Vieles an diesem Buch wirkte willkürlich und zu plastisch. Für meinen Geschmack hat die Autorin zu sehr versucht, Sachen einzubauen, als zu überlegen, ob es passt. So geschehen immer wieder Sachen, die komplett random und unerklärlich wirkten, etwa Jax plötzliche Meinung, er müsse Stella in Krankheit gesundpflegen oder ein komplett aus der Luft gegriffenes Jobangebot für Stella. Ich hatte leider zu oft das Gefühl, dass die Ereignisse nicht nachvollziehbar, unlogisch oder unrealistisch waren.

Einziger Lichtblick in dem ganzen Buch war für mich, dass zumindest die anderen Charaktere als Randfiguren erneut dabei waren. Im Fokus stand hierbei Scottie aus Band 2, den ich persönlich sehr mochte und mich daher freute, hier mehr über ihn und Sophie zu erfahren und wie ihre Beziehung weitergegangen ist. Es gab einige witzige Szenen rund um die Band, ansonsten hatte das Buch mit Musik und Bandleben doch eher wenig zu tun. An einigen Stellen wurde auch bereits auf das Pärchen für Band 4 hingewiesen.

Vielleicht war meine Erwartung zu hoch oder vielleicht ist auch Band 2 Schuld daran, weil er die Messlatte so hoch gesetzt hat. Auf jeden Fall konnte Idol 3 in keiner Weise meine Erwartungen erfüllen. Es haperte an allen Ecken und Enden, die Grundgeschichte und ihre Umsetzung stand auf wackligen Beinen und es fühlte sich an, als hätte die Geschichte sich immer wieder verlaufen und durch Zufälle sollte es wieder geradegebogen werden. Ich habe zu wenig über Jax und nahezu gar nichts über Stella erfahren, sodass ich keine Verbindung zu ihnen aufbauen konnte und mich daher ihre Irrungen und Wirrungen auch leider kaltließen. Ich hoffe, dass Band 4 mit Brenna und Rye dort bessere Arbeit leisten kann. Band 3 war leider eine allenfalls durchschnittliche, unspannende Liebesgeschichte.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]