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Veröffentlicht am 16.12.2019

Verzweigter Krimi

Die Schneelöwin (Ein Falck-Hedström-Krimi 9)
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„Die Schneelöwin“ ist alles andere als ein Weihnachtsroman aber aufgrund des Covers beschloss ich, dieses Buch noch im alten Jahr vom SuB zu befreien. Mit dem Lesen begonnen habe ich während einer Zugfahrt, ...

„Die Schneelöwin“ ist alles andere als ein Weihnachtsroman aber aufgrund des Covers beschloss ich, dieses Buch noch im alten Jahr vom SuB zu befreien. Mit dem Lesen begonnen habe ich während einer Zugfahrt, was sich schnell als Fehler herausstellte. Die langen Kapitel sind in kleiner, enger Schrift gedruckt und die Autorin führt eine große Anzahl an Charakteren ein, zwischen deren Perspektiven die Handlung in kurzen Abständen hin und her springt.
Man benötigt in jedem Fall etwas Konzentration um den Überblick zu behalten. Als ich zu Hause in ungestörter Atmosphäre weitergelesen habe, gelang es mir, richtig in die Geschichte einzutauchen.

Der Entführungsfall ist so brutal, dass man ihn sich gar nicht näher vorstellen möchte. Ein Mädchen wurde gekidnappt und in eine lebendige Puppe verwandelt, in dem man ihr alle Sinne genommen hat. Wie durch ein Wunder kann sie fliehen, wird jedoch von einem Auto überfahren. Die Polizei vermutet hier einen Zusammenhang zu zahlreichen weiteren Vermisstenfällen.

Wie bereits erwähnt, ist der Krimi aus einer Vielzahl von Perspektiven erzählt. Neben der Polizeiarbeit spielt auch Erica, die Frau des Kommissars wieder eine große Rolle. Bei den Recherchen für ihr neues Buch führt sie Interviews mit einer Frau, die - welch Zufall – der Dreh- und Angelpunkt in der Entführungsserie ist. Das kam mir doch etwas zu konstruiert vor.
Unterbrochen wird der Kriminalfall durch Einschübe aus dem Privatleben von Patrik und Erica sowie deren Schwester Anna. Hinzu kommt weiterhin ein Handlungsstrang um einen Reiterhof und Tierarzt sowie Rückblicke von Ericas inhaftierten Interviewpartnerin.
Zunächst ist nicht unbedingt ersichtlich, wie alles zusammenhängt, aber im Verlauf der Geschichte kristallisiert sich ein roter Faden heraus.

Ab der Hälfte war ich mir sicher, den Täter entlarvt zu haben. Im letzten Viertel überraschte mich die Autorinnen mit einigen Wendungen und ich musste meine Theorie über Bord werfen und durch neue ersetzen.
Auf den letzten hundert Seiten erreicht der Krimi seinen Höhepunkt, diese habe ich in einem Rutsch gelesen, da es so spannend war.
Warum gebe ich diese Mal trotzdem nur 4 Sterne?
Weil mich das Ende irgendwie unzufrieden zurückgelassen hat. Es wird zwar aufgelöst, wer hinter allem steckt und dem Leser wird ein Motiv präsentiert, aber der Fall wird nicht richtig abgeschlossen. Auch was es mit der letzten Postkarte auf sich hat, kann man sich nur zusammenreimen.
Aber das Hauptmanko war für mich, dass die Autorin scheinbar der Meinung ist, dass man als Psychopath geboren werden kann. Das halte ich für eine gewagte Theorie, wenn nicht sogar für völligen Blödsinn.

Dies war mein dritter Krimi aus der Patrik Hedström / Erica Falk Serie. Auch wenn mir „Die Schneelöwin“ nicht so gut gefallen hat wie „Die Engelmacherin“ und „Die Totgesagten“ ist es auf jeden Fall ein guter, vielschichtiger Spannungsroman mit menschlichen Abgründen, die jede Vorstellung übersteigen.

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Veröffentlicht am 05.12.2019

Blitzeis

Vier Jahre
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Vom Klappentext her hatte ich erwartet, dass sich „Vier Jahre“ um eine Gruppe von Menschen handelt, die in einen Fall von Fahrerflucht verwickelt sind. Schnell kristallisiert sich heraus, dass die Autorin ...

Vom Klappentext her hatte ich erwartet, dass sich „Vier Jahre“ um eine Gruppe von Menschen handelt, die in einen Fall von Fahrerflucht verwickelt sind. Schnell kristallisiert sich heraus, dass die Autorin hier eine Geschichte konstruiert hat, die bei weitem komplexer ist, als angenommen.
In kurzen Kapitel (78 an der Zahl) springt die Handlung zwischen verschiedenen Charakteren und den Jahren 2014 und 2018 hin und her. Trotzdem ist es mir leicht gefallen, den Überblick zu behalten.

Da ist die alleinerziehende Mutter Sandra, der skrupellose Jan, Jeannette, die bedingt durch Schicksalsschläge abgestürzt ist und ihre Freundin Kerstin, von der Straße.
Dreh- und Angelpunkt ist ein verhängnisvoller Tag im Jahr 2014 als ein Auto von der Fahrbahn abkam und der schwerverletzte Fahrer zurück gelassen wurde, so dass er erst nach Stunden seinen Verletzungen erlag.

Ich bin sehr schnell in diesen Thriller hinein gekommen, da der Spannungsbogen ab der ersten Seite sehr hoch beginnt. Bis ungefähr zur Hälfte empfand ich „Vier Jahre“ als absoluten Pageturner. Gerade zu Beginn konnte Carin Gehardsen mit dem ein oder anderen Plottwist aufwarten, den ich so nicht kommen sah und mich somit überraschen.
In der zweiten Hälfte flaute es dann ein wenig ab und ich empfand das Buch nicht mehr ganz so fesselnd, was vermutlich daran lag, dass die Handlung etwas ins Absurde rutschte und ich mir nicht mehr recht vorstellen konnte, dass sich so etwas in der Realität abspielen könnte. Es beruhte ein wenig zuviel auf Zufall.

Trotzdem hat mir „Vier Jahre“ insgesamt gut gefallen. Es handelt sich um einen skandinavischen Thriller, aber das Setting war für dieses Buch völlig unerheblich. Der Schauplatz könnte genauso gut in Amerika, Österreich oder sonst wo sein.

Dies war mein erstes Buch von Carin Gerhardsen und ich kann mir gut vorstellen mehr von ihr zu lesen.

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Veröffentlicht am 02.11.2019

Liebesgeschichte

Die Zeit des Lichts
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Whitney Scharer befasst sich in ihrem Debütroman „Die Zeit des Lichts“ mit den realen Künstlern Lee Miller und Man Ray. Welche ich allerdings nicht kannte und deswegen nicht sagen kann, wie nah die Handlung ...

Whitney Scharer befasst sich in ihrem Debütroman „Die Zeit des Lichts“ mit den realen Künstlern Lee Miller und Man Ray. Welche ich allerdings nicht kannte und deswegen nicht sagen kann, wie nah die Handlung an der Realität ist.
Der Hauptteil der Geschichte spielt sich Ende der 20er Jahre in Paris ab. Lee Miller hat es satt, als Modell immer nur gut auszusehen. Sie beschließt, selbst Fotografin zu werden, doch in der damaligen Zeit ist es für eine Frau nicht einfach, einen Lehrmeister zu finden. So beginnt sie zunächst einen Job als Mädchen für alles bei dem Fotografen Mann Ray. Im Laufe der Zeit lernt sie von ihm immer mehr und zusammen entwickeln sie revolutionäre Fototechniken.

Der Klappentext ist ein wenig irreführend. Hauptsächlich habe ich zu diesem Buch gegriffen, da ich noch nie etwas über eine Kriegsreporterin gelesen hatte. Wer hier einen erschütternden, tiefergehenden Roman erwartet, wird enttäuscht sein. Bis auf ein paar kurze Sequenzen bekommt diese Seite von Lees Leben keinen Raum.
Der Fokus liegt auf ihren Anfängen als Fotografin und ihrer Liebesbeziehung zu Man Ray, die großen Platz in ihrem Leben einnimmt. Die beiden leben und arbeiten zusammen und es entwickelt sich schnell eine obsessive und zerstörerische Beziehung.
Im Grunde ist „Die Zeit des Lichts“ ein Liebesroman. Mit Ende der Beziehung kommt das Buch auch ziemlich abrupt zum Ende.

Mir hat der Schreibstil gut gefallen, er ist bildhaft und macht Lust, selbst ein paar Sachen mit der Kamera auszuprobieren. Whitney Scharer zeichnet ein klares Bild von der damaligen Künstlerszene und dem wilden Leben in Paris. Der Roman lässt sich in jedem Fall gut lesen, nur habe ich die ganze Zeit gewartet, dass etwas mehr passiert. So ist es vom Inhalt her eigentlich nichts besonderes, außer, dass ich etwas über die Existenz von Lee Miller und Man Ray erfahren habe.

Das schwarz-goldene Cover verleiht dem Buch etwas edles, aber warum man bei einem Hardcover für 22 Euro auf ein Lesebändchen verzichtet erschließt sich mir nicht.

Veröffentlicht am 11.08.2019

Gruselige Geschichte - Zwischen Einbildung und Wirklichkeit

Kalte Wasser
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„Kalte Wasser“ von Melanie Golding beginnt mit der Geburt von Zwillingen. Für die Mutter Lauren ist dies kein leichtes Unterfangen, welches nach stundenlangen Wehen in einer Zangengeburt endet. Diese wird ...

„Kalte Wasser“ von Melanie Golding beginnt mit der Geburt von Zwillingen. Für die Mutter Lauren ist dies kein leichtes Unterfangen, welches nach stundenlangen Wehen in einer Zangengeburt endet. Diese wird ebenso wie die nachfolgenden Komplikationen so anschaulich und blutig beschrieben, dass einem schon die ersten Seiten wie ein Horrorfilm erscheinen.
Allgemein vermittelt die komplette Handlung des Buches eine extrem düstere und unheimliche Atmosphäre.
Jedes Kapitel beginnt mit einem Auszug aus einem Märchen oder einer Sage zum Thema Wechselbälger. Diese Geschichten sind so schonungslos brutal, dass ich mich frage, wer seinem Kind diese Art von Märchen vorliest.
Für „Kalte Wasser“ sind sie der perfekte Übergang zur Handlung, denn nur wenige Stunden nach der Geburt bekommt Lauren Besuch von einer Landstreicherin, die ihre Babys mit ihren tauschen möchte. Allerdings hat niemand außer Lauren die Frau gesehen und die Sicherheitsvorkehrungen auf der Wöchnerinnenstation sind so hoch, dass ein Eindringen nahezu unmöglich ist. Niemand glaubt ihr und die Ärzte begründen das Erlebnis mit den Nachwirkungen von Medikamenten. Einzig die Polizistin Jo Harper hat Zweifel, ob hinter diese Geschichte nicht doch mehr stecken könnte.
Aus dem Krankenhaus entlassen wird Lauren von Wochenbettdepressionen und Angststörungen geplagt, so dass sie sich nicht mehr traut, das Haus zu verlassen, sondern sich nur noch in ihrem dreifach verriegelten Schlafzimmer verkriecht. Die Ehe zu ihrem eher lieblosen Mann Patrick leidet zunehmend unter dieser Situation.
Als Lauren sich endlich überwindet, einen Spaziergang zu unternehmen, wird ihre größte Angst Realität – die Zwillinge werden entführt.
Die Handlung von „Kalte Wasser“ ist im Grunde genau das, was eigentlich bereits im Klappentext steht. Die Geschichte lebt nicht von Komplexität sonder von Düsterheit und der ständigen Frage, womit wir es hier zu tun haben. Sind all diese Vorgänge nur die Ausgeburt einer psychisch labilen Frau oder ist hier tatsächlich eine übersinnliche Macht am Werk?
Melanie Golding füttert beide Theorien gleichmäßig und überlässt es dem Leser, was er glauben möchte.
Ich mochte das Konzept dieses Thrillers sehr gerne, da es mal etwas Anderes war. Ich bin nicht der größte Fan von Mystery Krimis aber hier hat mir gut gefallen, dass es genauso viele Gründe gibt, die für eine logische Erklärung sprechen als dagegen.
Für mich war „Kalte Wasser“ durchweg sehr spannend und fesselnd zu lesen und die detaillierte Beschreibung der Umgebung, sei es die psychiatrische Einrichtung, in die Lauren eingeliefert wird oder der einsame Wald und das geflutete Dorf, verstärkten den Grusel, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Ein sehr gelungenes Debüt!

Veröffentlicht am 20.07.2019

Schöne Geschichte vor toller Kulisse

Show me the Stars
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„Show me the stars“ von Kira Mohn überzeugt zunächst einmal durch atmosphärische Dichte. Obwohl ich mindestens die Hälfte des Buches im Liegestuhl in der Sonne gelesen habe, machte mir der Roman große ...

„Show me the stars“ von Kira Mohn überzeugt zunächst einmal durch atmosphärische Dichte. Obwohl ich mindestens die Hälfte des Buches im Liegestuhl in der Sonne gelesen habe, machte mir der Roman große Lust auf Wanderungen in Regen und Sturm.

Protagonistin Liv zieht für ein paar Monate auf eine kleine Insel in Irland um in einem Leuchtturm zu leben. Dies wäre etwas, was mir selber Spass bereiten würde und so konnte ich mich in dieser Hinsicht gut mit Liv identifizieren.
Obwohl Liv so weit von zu Hause entfernt ist, bleibt sie nicht lange alleine, sonder hat schon bald mehr Freunde als in ihrer Heimatstadt Hamburg. Ihre Tage sind ausgefüllt mit Spaziergängen und der Recherche für neue Artikel, um ihre Karriere als Journalistin in Schwung zu bringen.
All das ist sehr kurzweilig geschrieben.

Liv verliebt sich in den Einzelgänger Kjer und ich fand es sehr positiv, dass der Roman dadurch nicht übertrieben kitschig wurde. Die Romanze mit Kjer ist ein Teilbereich des Buchs, aber nicht das zentrale Thema, denn Liv verliert ihre eigenen Ziele (Bewältigung ihrer Angst im Dunkeln und ihre Karriere ) nicht aus den Augen.

An manchen Stellen erschien mir Liv allerdings fast schon lächerlich naiv. Es dauert bis zum Ende des Buches, bis sie endlich dahinter kommt, warum sie ihren Job verloren hat, auch wenn es quasi ab Seite 1 klar war. Sie möchte keine Lebensmittel verschwenden, aber lässt die einfachsten Dinge anbrennen. An diesen Stellen musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass sie erst 20 Jahre alt ist, denn in anderen Aspekten, vorallem was den Umzug anbelangt, kommt sie wiederum sehr erwachsen rüber.
Negativ aufgestoßen ist mir auch die zweifelhafte Einstellung der Autorin zum Thema Vegetarismus. Kjer lässt den Satz fallen: „Ich wußte nicht, dass es leckeres vegetarisches Essen gibt“ und Sachen wie Kokosmilch werden als exotische Punkte auf der Einkaufsliste betrachtet.
Diese Buch ist doch über junge Leute und ich würde schon annehmen, dass gerade für diese Generation bewusst Essen ein Thema bzw. Normalität ist.
Soll es wirklich Leute Anfang 20 geben, die nicht wissen, dass es außer Fleisch auch andere Lebensmittel gibt, die schmecken?

Kjer wird zunächst einmal ein wenig als Bad boy eingeführt. Schnell kristallisiert sich heraus, dass er in Wahrheit ein sehr sensibler junger Mann ist, für den ich mir gewünscht hätte, dass er ein wenig mehr Mitgefühl von seinen Mitmenschen bekommt.
Auch Liv hat lange gebraucht, bis sie wirklich hinter die Fassade geschaut hat, und dass, obwohl sie von der ersten Sekunde an verliebt in ihn war.

Die Liebesgeschichte konnte mich deswegen auch nicht wirklich berühren. Viel fesselnder fand ich Livs Alltag auf der einsamen Insel, ihre Fototouren sowie der Blog, den sie ins Leben gerufen hat.
Müsste ich „Show me the stars“ in nur einem Wort beschreiben, so würde ich „schön“ wählen. Es ist ein Buch, welches man gerne liest. Man kommt leicht hinein und kann sich gut für eine längere Zeit darin vertiefen.
Der Leuchtturm und die einsame Insel geben der Geschichte etwas originelles und die Landschaft tut ihr übriges.
„Show me the stars“ weckt auf jeden Fall die Vorfreude auf neue Geschichten aus Castledunns und im September geht es bereits mit Seanna aus dem Pub weiter. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diese Serie weiterlesen werde.