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Veröffentlicht am 01.10.2019

Spannender Krimi im nebeligen London

Ruf der Rusalka
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Klappentext:
Lewis hat sich geschworen, es nie wieder zu tun. Doch der faszinierenden Fremden kann er nicht widerstehen. Als Londons größter Ermittler soll er den Mord an ihrer Freundin aufklären.
Aber ...

Klappentext:
Lewis hat sich geschworen, es nie wieder zu tun. Doch der faszinierenden Fremden kann er nicht widerstehen. Als Londons größter Ermittler soll er den Mord an ihrer Freundin aufklären.
Aber mit jedem Schritt holen ihn die Bilder seiner Vergangenheit wieder ein und drohen, ihn unter sich zu begraben. Wäre da nicht die Frau an der Themse. Kann sie ihn vor sich selbst retten?
Kate kann endlich der Eintönigkeit Manchesters entkommen und wagt sich nach London, um ihrem Traum nachzujagen: der nächsten großen Story. Und was wäre größer als ein Serienmörder? Aber die Morde sind erst der Anfang.
Kate und Lewis tauchen ein in eine Welt der Geheimgesellschaften und okkulten Rituale. Können sie die Vernichtung Londons noch aufhalten?

Rezension:
Gleich zu Anfang lernen wir Lewis kennen, einen bekannten Ermittler und Autor, der die Erlebnisse aus seinen vergangenen Fällen nicht mehr ertragen kann und, auf der Suche nach Linderung, zum Alkohol greift. Als er wieder einmal, nach einem längeren Kneipenabend, auf dem Weg nach Hause ist, sieht er, wie die Polizei eine Frauenleiche aus der Themse zieht. Etwas Abseits beobachtet die geheimnisvolle fremde Frau ebenfalls die Szene und sie bittet Lewis, den Mörder zu finden.

Womit wir auch direkt in der eigentlichen Geschichte angekommen sind, die sich, wie in Geschichten mit Perspektivwechseln üblich, aus zwei Abschnitten zusammensetzt. Einmal die Sicht von Lewis und dann abwechselnd die Erlebnisse von Kate. Lewis´ Kapiteln ist jeweils ein Datum und eine Uhrzeit vorangesetzt, was, im Nachhinein betrachtet, sehr nützlich ist und hilft, die Abfolge zeitlich zu gliedern. Denn die Aneinanderreihung der einzelnen Abschnitte hat mich zwischendurch doch sehr verwirrt, wobei ich hier aber auch vermuten möchte, dass das vom Autor so beabsichtigt war. Anders kann ich mir manche Ähnlichkeiten im Ablauf nicht erklären. Doch etwas, was auf den ersten Eindruck das Gleiche zu sein scheint, muss es nicht auch zwangsläufig sein.
Auf jeden Fall fühlte ich mich während des Lesens immer wieder herausgefordert, die Zusammenhänge zu erkennen und nachzuvollziehen. Dazu bin ich des Öfteren zwischen den Seiten hin und her gesprungen, denn manchmal sind es wirklich die Kleinigkeiten auf den zweiten Blick, die entscheidend sind.

Zwischendurch gab es aber auch sehr amüsante Momente und ich musste besonders über den Butler Dietrich lachen, der mir, mit seinem oft trockenen Humor, mit am besten von allen Charakteren gefallen hat. Aber auch Kate mit ihrer selbst-motivierenden Art und ihrem klaren Ziel vor Augen, war eine tolle Figur. Lewis Alkoholsucht dagegen wurde mir etwas zu gebetsmühlenartig wiederholt, auch wenn die ständige Gegenwart des Alkohols sehr realistisch sein mag. Es ging für meinen Geschmack aber etwas unter, dass er eigentlich auch ein genialer Detektiv ist.
Das doch sehr besondere Ende hat mich dann aber wieder versöhnlich gestimmt und mich gleichzeitig traurig, aber aufgrund der Originalität auch zufrieden nach dem lesen zurückgelassen.

Das Buch ist eine gelungene Kriminalgeschichte, mit einer guten Portion Mystik, die für mich immer wunderbar in das viktorianische London passt. Vielleicht leidet sie etwas unter der Prägnanz der Ereignisse und ein bisschen mehr Ausführlichkeit würde das Lesen etwas entspannter gestalten ohne der Handlung dabei gleich die Spannung zu nehmen. Den Klappentext finde ich außerdem etwas irreführend bzw. er kündigt etwas an, was so im Buch, meiner Meinung nach, gar nicht oder nicht in dem Ausmaße passiert. Das ist aber, wie üblich, meine eigene Meinung und jeder soll sich dazu sein Urteil bilden.

Wer also Lust hat, gerade jetzt im Herbst, ein etwas verschlungenes, aber auch spannendes und überraschendes Rätsel zu lösen, in einem London des 19 Jahrhunderts, wo der Nebel einen zu verschlucken droht und dunkle Ecken noch finsterer erscheinen lässt, der ist mit „Ruf der Rusalka“ gut beraten.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Zufallsfund?

Als der Zufall sich verliebte
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Was wäre, wenn es keine Zufälle im herkömmlichen Sinne gäbe, sondern Personen, die Einfluss auf all die kleinen Begebenheiten nehmen, die schließlich zu dem „Zufall“ führen? Und was passiert, wenn eine ...

Was wäre, wenn es keine Zufälle im herkömmlichen Sinne gäbe, sondern Personen, die Einfluss auf all die kleinen Begebenheiten nehmen, die schließlich zu dem „Zufall“ führen? Und was passiert, wenn eine dieser Personen ihren eigenen Kopf hat? Guy, Emily und Eric sind Zufallsstifter und können das Schicksal beeinflussen. Dabei hat jeder seine persönlichen Talente und Vorgehensweisen. Doch als Guy eines Tages einen Auftrag erhält, der so gar nicht seinen bisherigen Fähigkeiten entspricht, offenbaren sich die wirklich großen Zusammenhänge aller Schicksale. Und dann wären da ja noch die eingebildeten Freunde.

In der Geschichte begleiten wir die drei Hauptprotagonisten bei ihrem alltäglichen Leben. Der Autor beschreibt dabei liebevoll das Wirken des Trios und zeigt in diversen Rückblicken auf, wie es zu seiner Bestimmung gekommen ist. Guy und Emily stehen hier deutlich im Focus der Handlung. Bereits am Anfang fällt auf, dass beide kein herkömmliches Leben führen, sondern irgendwie besonders sind. Denn jeder Tag dreht sich bei ihnen ausschließlich um die Erfüllung eines Auftrages. Eric dagegen scheint ein etwas abwechslungsreicheres Leben zu haben.

Der Roman lässt sich wunderbar leicht lesen und hat für mein Empfinden auch keine großen Unstimmigkeiten. Die ergänzenden Auszüge aus den Lehrbüchern für angehende Zufallsstifter unterstützen die Geschichte dabei inhaltlich, für den eigentlichen Verlauf der Handlung waren sie, meiner Meinung nach, aber nicht nötig. So habe ich die ersten Teile noch gelesen, später dann aber nur übersprungen, weil sie doch sehr wissenschaftlich angehaucht waren, was wiederum ja einem Lehrbuch entspricht und sie daher trotzdem ihre Berechtigung haben.

Sehr charmant fand ich, dass sich die Geschichte am Ende zwar aufklärt, aber in ihrer Tiefe noch viel Raum für eigene Antworten auf Fragen zulässt, die erst nach dem Lesen auftreten und trotzdem ihre Erklärung in der Erzählung finden. So beschäftigt man sich möglicherweise auch die nächsten Tage noch mit dem Buch, was für mich immer ein sehr schöner Aspekt ist.

Joav Blum hat mit diesem Roman eine fantasievolle Idee wunderbar literarisch umgesetzt, wie ich es so nicht erwartet habe. Wir alle fragen uns doch manchmal, ob es Zufälle und ein übergeordnetes Schicksal gibt oder ob wir unser Leben selbst lenken können. Blum hat hierauf eine Antwort gefunden. Eine wundervolle Geschichte, einem modernen Märchen ähnelnd, und der Frage, was wahrhaftig ist und wann etwas tatsächlich wahr ist.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Die Warringham-Saga konnte erneut überzeugen

Teufelskrone
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England im Jahre 1193. Richard Löwenherz befindet sich immer noch in deutscher Gefangenschaft, als Yvain of Warringham in den Dienst von John Plantagenet tritt. Beide stehen im Schatten ihrer älteren Brüder ...

England im Jahre 1193. Richard Löwenherz befindet sich immer noch in deutscher Gefangenschaft, als Yvain of Warringham in den Dienst von John Plantagenet tritt. Beide stehen im Schatten ihrer älteren Brüder und müssen sich ihren Ruf erst hart erarbeiten. Als König Richard unerwartet bei einer Belagerung stirbt, werden die Karten neu gemischt und John muss sich nun den Aufgaben stellen, die das Amt des Regenten mit sich bringt. Doch mit der Krone scheint auch der Teufel über John gekommen zu sein und Yvain muss sich erneut entscheiden, welche Position er in diesem Machtgefüge einnehmen will und wie weit ihn sein Gewissen dabei trägt.

Wir erleben hierbei die englische Geschichte hautnah aus den Augen des fiktiven Charakters Yvain of Warringham, der uns mitnimmt auf die Schlachtfelder Frankreichs und die Höfe von Richard Löwenherz. Wir bekommen einen, entgegen der bekannten Sage, ungeschönten Einblick in seine Regentschaft und das mögliche private Leben des Königs und später auch seines Nachfolgers John. Ergänzend dazu erzählt Rebecca Gable die Geschichte um Yvain und seinen Familiensitz in Warrinhgam. Die Vermischung von Wahrheit und Fiktion gelingt ihr dabei erneut sehr gut. Man könnte annehmen, dass es Yvain und seine Familie tatsächlich gegeben hat.

Wie von Frau Gable gewohnt begleiten wir den Protagonisten auf seinem Lebensweg über mehrere Zeitabschnitte hinweg. Jeder einzelne ist dabei sehr detailreich aufgebaut und die Schauplätze sehr schön beschrieben. Die Autorin lässt dabei auch Nebenschauplätze nicht aus, was einem ein noch bunteres und volleres Bild vor Augen bringt und man sich oft fühlt, als wäre man selbst dabei. Natürlich dürfen dabei auch die etwas gewalttätigen Szenen nicht fehlen, denn auch die gehören zu einer authentischen Nacherzählung von bereits gelebter Historie dazu. In einer, geschichtlich betrachtet, etwas ruhigeren Phase tritt Yvains Leben mehr in den Vordergrund, was ich an sich für keine schlechte Idee halte. Doch der Inhalt dieses Abschnittes war etwas zu einseitig beschrieben und stand für meinen Geschmack damit zu sehr im Fokus seines Privatlebens. Es hat für mich den Charakter selbst leider auch etwas lächerlich wirken lassen.
Gefallen hat mir dagegen wieder das Ende des Romans. Alle, für mich, noch offenen Fragen und Ungereimtheiten lösen sich, auch in sich schlüssig, auf und viele Charaktere offenbaren ihr wahres Gesicht, womit ich stellenweise sogar noch überrascht wurde. Zudem steht auch schon die neue Generation bereit und gibt die Möglichkeit auf einen weiteren Roman der Saga.

Rebecca Gable hat mich wieder mit einer wunderbar und detailreich geschriebenen Variante der Geschichte des frühen Englands überzeugen können. Stellenweise waren mache, zum Beispiel etwas brutale, Szenen doch unbehaglich zu lesen, aber es gab doch genügend Ausgleich für mein Empfinden. So war der Roman auch sehr vielschichtig aufgebaut und mit einer originellen Wendung am Schluss abgerundet, so dass einem trotz der üblichen Länge des Buches, nie langweilig wurde.

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Veröffentlicht am 26.08.2019

Wunderschön Fantasievoll

Mitternacht
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Nicholas James ist Schriftsteller und hat bereits einen erfolgreichen kleinen Roman geschrieben. Während er auf einen guten Einfall für sein nächstes Werk wartet, überrascht ihn ein sonderbarer Mann mitten ...

Nicholas James ist Schriftsteller und hat bereits einen erfolgreichen kleinen Roman geschrieben. Während er auf einen guten Einfall für sein nächstes Werk wartet, überrascht ihn ein sonderbarer Mann mitten in der Nacht auf seinem Hausboot. Dabei sollte Nicholas ihn gar nicht sehen können. Denn der Mann ist ein Flüsterer und wechselt zwischen der hiesigen Welt und der Welt der Geister. Da Nicholas ihn aber nun schon mal sehen kann und das etwas besonderes ist, weiht der Mann ihn in sein Geheimnis ein und zusammen mit dem Findelgeist Agatha begeben sie sich auf die Jagd nach dem Bösen, das selbst in der Geisterwelt kein Halten kennt.

Nachdem ich von Christoph Marzi lediglich „London“ gelesen habe und ich begeistert davon war, habe ich mich sehr über dieses Buch gefreut. Ich muss sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde. Auch hier begeben wir uns wieder in eine Parallelwelt zu der unseren und mit gefällt der Ansatz, dass die Toten dort, unter der Voraussetzung einer doch gängigen Vorstellung von uns, auf die ich hier jetzt nicht näher eingehen möchte, noch weiterleben können. Der Einstieg ist dabei wunderbar mysteriös und auch die weitere Handlung entbehrt nicht einer gewissen Spannung, so dass man nicht umhin kommt wissen zu wollen, wie es mit den Charakteren und ihrem Abenteuer weitergeht.

Leider muss auch ich zugeben, dass mich das Ende etwas im Leeren zurück gelassen hat. Ist die Geschichte bis dahin wunderbar ausführlich aufgebaut, stürzt man schließlich in wahnsinnig kurzen Kapiteln einem vorläufigen Ende entgegen. Das Nachwort, was ich glücklicherweise bereits im Voraus gelesen habe, erklärt natürlich diese Vorgehensweise und ich habe viel Verständnis für den Autor. Doch bin ich, wie so viele andere Leser, auch der Meinung, dass man da eine bessere Lösung gefunden hätte und Herrn Marzi dabei, von professioneller Seite, besser hätte unterstützen können. Ich fände es eine gute Idee, wenn man das Ende vielleicht noch nachträglich verarbeiten könnte, in dem man es möglicherweise in das Folgebuch, was ja auch schon angekündigt wurde, mit aufnimmt.

Ich möchte daher den Schluss nicht zu sehr in meine Bewertung miteinfließen lassen und bin der Meinung, dass wir hier wieder einen sehr guten Roman zu lesen bekommen haben, der von einer wundervollen Fantasie des Schreibers zeugt und auf dessen Fortsetzung ich schon sehr gespannt bin.

Veröffentlicht am 12.08.2019

Musik bringt die Menschen zusammen

Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
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Mr. Frank ist Inhaber eines Plattenladens in London. Und er kennt sich aus mit Musik. Denn auch wenn seine Mutter nicht der mütterliche Typ war, den er sich als Kind manchmal gewünscht hat, so hat sie ...

Mr. Frank ist Inhaber eines Plattenladens in London. Und er kennt sich aus mit Musik. Denn auch wenn seine Mutter nicht der mütterliche Typ war, den er sich als Kind manchmal gewünscht hat, so hat sie ihm doch viel über Musik und die Art, Musik wahrzunehmen beigebracht. So kam es, dass Frank in der Lage ist, in die Seele eines Menschen zu blicken und die passende Musik zur Lösung dessen Probleme zu finden. Er hat schon vielen Menschen mit seiner Gabe geholfen. Eines Tages steht eine Frau mit grünem Mantel vor seinem Laden. Doch so sehr sich Frank auch bemüht, er kann die passende Musik nicht fühlen. Überhaupt scheint sich ein dunkler Schleier über Frank und seine Freunde in der beliebten Einkaufsstraße zu legen. Frank soll jetzt seelenlose CDs anbieten und eine Investmentfirma möchte alle ihre Geschäfte aufkaufen. Doch Frank versucht zu kämpfen.

Die Geschichte ist grob gesagt in zwei Erzählstränge unterteilt. Einen in den 1980er Jahren und einen im Jahre 2009. In der Vergangenheit lernen wir Frank und seine Freunde näher kennen und (möglicherweise) lieben. Sie sind sehr liebevoll beschrieben und wirken wie aus dem Leben gegriffen, was in meinen Augen, einen großen Teil der Sympathie für sie ausmacht. Ein jeder hat seine Probleme als Händler im immer moderner werdenden London, was immer weniger Platz für Qualität und mehr für die billige Masse zu haben scheint. Und nicht jeder ist der Veränderung gewachsen. In dieser schweren Zeit taucht die Frau in Grün auf und erscheint für viele wie ein kleiner Lichtblick, eine Ablenkung von ihren Sorgen. Auf die Liebe kann man sich noch verlassen, oder?

Gekrönt wird die Geschichte von einem spektakulären Finale in der Gegenwart, dass einem vor Augen führt, was man alles erreichen kann, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht und sich in Erinnerung ruft, wie wertvoll die Menschen um einen herum sind und das auch Jahrzehnte dazwischen nicht unbedingt etwas daran ändern, aber manchmal doch erst vergehen müssen, um den richtigen Blick dafür zu haben.

Rachel Joyce findet sehr schöne Worte und erzählt damit eine sehr berührende Geschichte über Freundschaft, Gemeinschaft und Vertrauen aber auch über die Liebe zwischen zwei Menschen, die erst auf den zweiten Anlauf zueinander finden. Ein wunderbarer Roman über Musik und ihre Kraft, die sie auf Menschen ausüben kann, wenn sie denn nur wollen.