Profilbild von marcello

marcello

Lesejury Star
offline

marcello ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit marcello über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.12.2019

Mangelndes Worldbuilding

Shadowscent - Die Blume der Finsternis
0

In einem dichten Buchmarkt ist man immer auf der Suche nach neuen Ideen, die man so noch nicht gehört hat und die einfach etwas „Neues“ vermitteln. Als ich den Klappentext von Freestones „Shadowscent – ...

In einem dichten Buchmarkt ist man immer auf der Suche nach neuen Ideen, die man so noch nicht gehört hat und die einfach etwas „Neues“ vermitteln. Als ich den Klappentext von Freestones „Shadowscent – Die Blume der Finsternis“ gelesen habe, hat es mir gleich imponiert, wie groß hier die Bedeutung von Gerüchen ist. Ich selbst nehme die Welt sehr bewusst durch Gerüche aus, vermutlich auch der Sinn, der bei mir am besten ausgebildet ist, weswegen es unweigerlich Faszination erzeugt hat. Wie gelingt es Freestone nun, die Leser in die Welt von Aramtesch eintauchen zu lassen?

Ich fand den Einstieg in die Geschichte sehr kompliziert. Die Autorin nimmt sich leider keine Zeit, die geschaffene Welt richtig zu erklären. Man erfährt, dass es mehrere Herrschaftsgebiete gibt, über denen das Kaiserreich steht. Zudem haben Dufthüter eine besondere Rolle, ohne dass dieser aber genauer definiert wird. Auch ist klar, dass die Geschichte von einer Portion Magie/Fantasy angehaucht ist, aber dieser Eindruck schwebt so unter die Oberfläche, dass es schwer ist, die Geschichte in ein Genre einzusortieren.

Auch wenn die Voraussetzungen also etwas chaotisch sind, war es trotzdem eine unterhaltsame Geschichte, in der es nur wenig Atempausen gibt. Nachdem die Geschichte mit der Vergiftung des Prinzen einmal in Gang gesetzt ist, fließt die Erzählung gut. Wobei man auch hier einschränken muss, dass die Reisestrecke mit einem Zwinkern übersprungen wird, damit hält die Autorin sich nicht auf. Sie ist auch keine Spezialistin für ausufernde Beschreibungen (was gut ist!), dafür aber fallen auch die spannendsten Szenen immer sehr kurzweilig aus, hier hätte man die Spannung noch etwas mehr hinauszögern können.

Richtig stark fand ich die Entwicklung der Beziehung zwischen Rakel und Ash. In manchen Geschichten sind Liebesbeziehungen eher im Weg oder werden zu überhastet erzählt. In „Shadowscent“ ist aber genau das richtige Maß gefunden worden. Rakel und Ash könnten nicht unterschiedlicher sein, sind damit auf ihrer abenteuerlichen Reise aber gute Ergänzungen füreinander. Stück für Stück passen sie sich einander ein, nehmen Eigenschaften des jeweilig anderen an und werden so zu einer gelungenen Symbiose. So wird eine innige Beziehung aufgebaut, die aber zu keinem Zeitpunkt überstilisiert wird. Auch mit der Romantik wird zu keinem Zeitpunkt übertrieben, das möchte ich wirklich als Highlight hervorheben.

Dennoch hat es in der Handlung auch einige Schnitzer gegeben, die das Lesevergnügen doch etwas getrübt haben. Die ganze Geschichte hindurch wird die dargestellte Welt nicht unbedingt klarer. Natürlich gibt es häppchenweise Erkenntnisse, aber dennoch könnte ich jetzt im Nachklang kein Essay über die Welt schreiben. Zudem sind einige Figuren von großer Bedeutung, die aber null Präsenz in diesem Band haben. Das wäre zum einen der Kaiser, dessen Motive, sich von den Dufthütern abzuwenden, zu keinem Zeitpunkt hinterblickt werden und auch der letztlich Big Bad taucht erst dann auf, als schon alles passiert ist. Das ist nicht die nötige Präsenz, die eine Figur mit solchem Einfluss haben muss. Dennoch ist unfraglich nun eine Geschichte aufgebaut worden, die genug Potenzial für Band 2 hat. Man will wissen, wie es weitergeht und damit ist das Minimalziel wohl erreicht.

Fazit: „Shadoscent“ ist von der Idee her vielversprechend, lässt aber gerade im Worldbuilding viele Wünsche offen. Insgesamt ist aber eine dennoch spannende Erzählung gelungen, die ihre Stärke in einer starken Beziehung der Protagonisten hat. Dennoch gibt es zu viele Mängel für eine bessere Bewertung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.11.2019

Verliert Gefühl auf halber Strecke

Bring Down the Stars
4

Emma Scott hat mit ihrem „All-In“-Duett wirklich auf dem deutschen Buchmarkt eingeschlagen. Es gab auch kritische Stimmen, wo gibt es die auch nicht?, aber im Grunde haben die meisten Seen voll geweint, ...

Emma Scott hat mit ihrem „All-In“-Duett wirklich auf dem deutschen Buchmarkt eingeschlagen. Es gab auch kritische Stimmen, wo gibt es die auch nicht?, aber im Grunde haben die meisten Seen voll geweint, weil die Geschichte von Kacey, Jonah und Theo einen einfach nur einnehmen konnte. Um die Wartezeit zu neuem Stoff von Scott zu überbrücken, wurde mit „The Light in Us“ ein älteres Werk veröffentlicht, das mir ebenfalls gefallen hat. Mit „Bring Down the Stars“ ist aber nun ein gänzlich neues Werk, eins also, dass nach dem riesigen Erfolg von „All In“ geschrieben wurde und eins, das eng mit einem privaten Schicksalsschlag der Autorin verbunden ist. Wie schlägt sich Scott also in dieser neuen Situation?

Die Grundidee von „Bring Down the Stars“ hat mir unheimlich gefallen. Im Grunde bin ich zwar kein Fan von Dreiecksgeschichten, aber von Anfang an hat man doch gemerkt, dass es nur eine wahre Liebesgeschichte gibt, so dass ich damit gut leben konnte. Richtig vielversprechend fand ich, dass es einen Schwerpunkt auf Gedichte, also die Kraft der Sprache, geben sollte. Als Germanistin natürlich immer gerne gesehen. Die Ansätze waren auch wunderbar, wie eben die Kurzgeschichte, mit der der Roman eingeläutet wurde. Auch die präsentierten Gedichte waren schön, doch insgesamt muss ich abschließend sagen, dass die Thematik nicht konsequent genug durchgezogen wurde.

Am Anfang konnte ich mich auch unheimlich gut in die Charaktere einfinden, sogar in Connor, der gar keine eigene Perspektive erhält. Autumn war zwar ein wenig die Naive, aber dennoch hat man bei ihr etwas Tiefergehendes gespürt. Wes überstrahlt das alles natürlich, weil man merkt, dass er eine gequälte Seele hat, bei der es viel zu entdecken gibt. Es ist schon sehr berührend, bei ihm nach und nach alle Schichten aufzudecken. Ich konnte mich wirklich großartig in ihn hineinversetzen. Doch irgendwann gab es in der Geschichte einen Bruch.

Die Thematik für diesen Bruch will ich an dieser Stelle nicht spoilern, sie selbst möchte ich auch gar nicht kritisieren, weil sie etwas Tiefgründiges hat, die NA-Geschichten im Prinzip nur bereichern kann, wenn sie denn richtig angepackt wird. Hier hat sie jedoch die Handlung ausgebremst. Alles wurde umgeschmissen und auf einmal wurde im Erzähltempo so auf die Tube gedrückt, dass leider dabei sämtliches Gefühl verloren ging. Die Charaktere haben ihr Profil verloren und damit hat eben auch die Liebesgeschichte gelitten.

Abschließend gibt es einen fiesen Cliffhanger, aber aus der enttäuschten Bewertung heraus ist meine Neugier auf die Fortsetzung nicht sonderlich groß. Ich werde die Dilogie beenden, zumal ich Scott eben für eine geniale Autorin halte, aber mit dem Auftakt konnte sie die Erwartungen nicht bestätigen.

Fazit: „Bring Down the Stars“ hat wunderbar angefangen, weil die Poesie der Sprache und die Charaktere im Umgang miteinander stimmten. Doch leider gab es in der Handlung einen Bruch. Gerade in den entscheidenden Szenen zum Schluss hin hat daher das Wichtigste gefehlt: Gefühl, also die Essenz der Autorin Scott.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Cover
  • Erzählstil
  • Gefühl/Erotik
Veröffentlicht am 21.10.2019

Erstlingswerk mit Potenzial

Burning Bridges
0

Tami Fischer ist nun der neue deutsche Name am NA-Himmel, die nur nicht wie viele ihrer Kolleginnen bei Lyx veröffentlicht, sondern bei Knaur, aber dennoch sind auch tolle Cover für ihre Reihe zustande ...

Tami Fischer ist nun der neue deutsche Name am NA-Himmel, die nur nicht wie viele ihrer Kolleginnen bei Lyx veröffentlicht, sondern bei Knaur, aber dennoch sind auch tolle Cover für ihre Reihe zustande gekommen, wovon ich den ersten Band nun als Hörbuch gehört habe.

Ich finde es bei Hörbüchern immer schade, dass man die Sprecherqualität etc. auch bewerten muss, obwohl die Autoren selbst gar nichts dafür können, aber dennoch kann man es eben auch nicht unerwähnt lassen, denn der Tipp ist dann einfach, lieber zum Buch als zum Hörbuch greifen. Genau das muss auch für „Burning Bridges“ gelten, das von Lisa Müller und Matthias Hinz (ausschließlich im Epilog) gelesen wird. Ich habe mich sehr schwer getan, mit Müllers Stimme zurechtzukommen. Während ihre verschiedenen Tonlagen für verschiedene Figuren ganz gut gepasst haben, hat sie in den Gedanken von Ella selbst eine sehr robotorhafte Stimme gehabt. Gerade bei den ersten 25 Tracks war ich manchmal kurz davor einfach abzustellen, aber zum Glück hat man sich an diese Stimme gewöhnen können. Wenn ich dann noch die Stimme von Hinz hinzunehme, der null auf Ches gepasst hat, dann muss ich doch urteilen, dass in meinen Augen nicht die richtigen Sprecher gefunden wurde. Die Stimmen konnten mich nicht locker-leicht in andere Welten entführen.

Nun zum Inhalt: Ich habe gut in die Handlung hineingefunden, weil gleich zu Beginn viel geboten wird. Es gibt aufregende Szenen, es gibt spannende Szenen und dann folgen schnell schon die ersten Szenen der Clique, die für eine NA ohnehin obligatorisch sind und schwupps entstand ein sehr heimeliges Gefühl, bei man die unterschiedlichen Figuren schnell greifen konnte. Bei den Mädels fand ich es nur oftmals schade, dass ihre Erlebnisse meist von Oberflächlichkeiten begleitet waren. Feiern hier, Unvernunft dort. Daher habe ich mich schnell eher Ches zugewandt, dessen Vergangenheit sehr mysteriös gestaltet wurde und der aufgrund seiner eher düstern Erscheinung etwas Hartes hat, was aber schnell aufgelöst wird, weil er eigentlich eine sehr empathische und loyale Persönlichkeit ist.

Während die Handlung also etwas vor sich hergeplätschert ist, wollte ich unbedingt wissen, was es mit Ches auf sich hat und wurde Häppchen für Häppchen mit Informationen gefüttert. Die Chemie zwischen Ches und Ella hat ebenfalls gut gepasst, weil bei ihnen auf der einen Seite alles megaschnell ging, aber andererseits gab es viele ruhige Momente, viel Verständnis füreinander, was mir sehr gut gefallen hat. Irgendwann hat sich jedoch ein Bruch in der Geschichte ereignet. Die süße Geschichte, bei der Ella schon zu Genüge mit Naivität aufgefallen ist und sich dadurch in Gefahr gebracht hat, wird zu einer fast schon thrillerartigen Atmosphäre. Ches‘ Geschichte hat das zwar logisch mit sich gebracht, aber dann hätte ich die gesamte Geschichte etwas düsterer angelegt. So wirkte es wie heiß und kalt. Das Ende war zwar spannend, aber gleichzeitig auch total unrealistisch. Ausgerechnet die naive Ella wird zur großen Heldin inszeniert, aber das konnte ich ihr einfach nicht abkaufen. Hier wurde leider mit zu viel Drama aufgefahren. Das hätte die Geschichte aber gar nicht gebraucht.

Fazit: Man merkt Tami Fischer Erstlingswerk definitiv an, dass hier noch Erfahrung fehlt. Die Figuren an sich und die Chemie untereinander funktionieren gut, hier zeigt sie bereits ein vielversprechendes Händchen. Übung braucht nun noch die Gewichtung der Geschichte mit einem durchgängigeren Spannungsbogen. Aber Übung macht den Meister und ich glaube da an Fischers Talent!

Veröffentlicht am 13.08.2019

Hiermit ist Scott nicht All-in gegangen

All In - Zwei Versprechen
0

„All In – Tausend Augenblicke“ war im letzten Jahr echte Perfektion für mich, da Emma Scott mit diesem Buch ein Wagnis eingegangen ist und haushoch gewinnen konnte. In einem NA-Genre, in dem doch vieles ...

„All In – Tausend Augenblicke“ war im letzten Jahr echte Perfektion für mich, da Emma Scott mit diesem Buch ein Wagnis eingegangen ist und haushoch gewinnen konnte. In einem NA-Genre, in dem doch vieles Einerlei ist, stach dieses Buch natürlich automatisch heraus, weil es nicht so endet, wie 99,9% der anderen Bücher. Und trotzdem konnte es so viele Leser überzeugen, weil es ohne Hemmungen ganz tief in die Gefühlskiste gegriffen hat. Da konnte kein Auge trocken bleiben. So sehr Band 1 also schon ein Wagnis war, so viel mehr ist es dann Band 2 und der Gedanke, dass es für Kacey weitergeht und das ausgerechnet mit Jonahs Bruder, Theo. Aber Band 1 konnte schon überraschen, warum nicht also auch Band 2?

So sehr ich in meinen einleitenden Worten nun das Wagnis gelobt habe, für das der erste Band ist, so sehr hänge ich natürlich auch an gewissen Konventionen des Genres. Wenn ein Autor ausbricht, dann muss es für mich gut begründet sein und mich ganz tief drinnen berühren. Dass Kacey nun generell eine zweite Liebesgeschichte bekommen soll, ist generell wichtig, denn auch ich bin überzeugt, dass das menschliche Herz groß genug ist, um viele Menschen lieben zu können, auf die unterschiedlichste Art und Weise. Aber bei Theo muss man natürlich erst schlucken, weil er an Jonah so nah dran ist, so dass sich automatisch Vergleiche aufdrängen, so dass man auch in der Sprache der Autorin auf jede Kleinigkeit achtet. Genau das ist bei mir nun in diesem Buch passiert und das Resultat ist ein sehr zwiespältiges.

Theo als Charakter finde ich wunderbar. Schon im ersten Band fand ich die Brüderbeziehung mit Jonah so wunderbar und innig, auch wenn man dort natürlich schon ahnen konnte, dass auch er Gefühle für Kacey hat. Durch seine Perspektive kann man jetzt intensiv in seine Figur einsteigen und da lohnt sich jede Minute, da er ein einfühlsamer, loyaler und herzensguter Mensch ist, den man einfach mögen muss. In seiner Beziehung zu Kacey sehe ich aber dennoch Probleme. Sie haben einige wirklich wunderbare Momente, die auch exklusiv für diese beide stehen, weil Theo durch seine Art ja auch ganz neue Aspekte einbringt, aber wenn die Autorin selbst oft genug Vergleiche streut, dann sträubt sich bei mir alles. Wenn ich die Beziehungen vergleiche, dann passiert das unbewusst, ich kann es nicht unterdrücken. Wenn es aber die Autorin macht, empfinde ich es als unfair. Warum muss nach den Liebesszenen betont werden, dass Kacey noch nie so befriedigt wurde? Warum muss Theo der einzige logische Mann sein, den sie ihren Eltern vorstellen will? Hier hat mir einfach das Fingerspitzengefühl gefehlt, das aber in anderen Situationen eben doch da war. Scott hat sich also selbst ein Bein gestellt.

Zuletzt möchte ich noch erwähnen, dass ich das Erzähltempo der Geschichte als sehr unausgewogen empfunden habe. Gerade der Trauerprozess am Anfang war sehr detailliert und dadurch auch echt einnehmend. Aber nach Kaceys Entzug wird in vielen Dingen sehr auf die Tube gedrückt. Sie hat kaum mal gedankliche Rückfälle, sie verliebt sich ruckzuck in Theo, dessen Tattowierkunst wird immer wieder angesprochen, aber dann doch eher nur nebenbei behandelt. Es gab einiges, was man durchaus noch sinnvoller hätte ausbauen können. Dafür hätte man dann andere überflüssigere Aspekte weglassen können. So richtig diese Band für Kacey auch war, erzählerisch hat Scott das nicht so wunderbar inszenieren können wie zuvor.

Fazit: „All In – Zwei Versprechen“ und ich führen eine zwiespältige Beziehung. Es blitzt erneut diese ungeheure Tiefe und Emotionalität durch, die nur wenige Autoren kreieren können, aber gleichzeitig macht Emma Scott selbst Vergleiche zum wunderbaren Vorband und legt sich damit selbst aufs Knie. Band 2 hat zwar seine Daseinsberechtigung, aber vom Handwerk her ist es nicht perfekt.

Veröffentlicht am 01.08.2019

Wenig Inhalt auf vielen Seiten

Rat der Neun - Gegen das Schicksal
0

Der erste Band von „Der Rat der Neun“ ist im Januar 2018 auf den deutschen Buchmarkt gekommen und es gab einige Vorwürfe wegen Rassismus. Ich habe das Buch ganz unabhängig von dieser Diskussion gelesen, ...

Der erste Band von „Der Rat der Neun“ ist im Januar 2018 auf den deutschen Buchmarkt gekommen und es gab einige Vorwürfe wegen Rassismus. Ich habe das Buch ganz unabhängig von dieser Diskussion gelesen, weil ich vor allem interessiert war, was Veronica Roth abseits von „Die Bestimmung“ noch schreiben kann. Ist sie eine Eintagsfliege oder eine tolle Erzählerin? Ich konnte inhaltlich von dem ersten Band überzeugt werden, auch wenn mir die Komplexität des Ganzen schon dort aufgefallen ist. Das Ganze ist sogar so komplex, dass ich weit über ein Jahr später doch arge Probleme hatte, mich wieder in die Welt und die Figuren einzudenken. Ich habe mindestens ein Viertel des Buchs immer wieder mit mir gehadert, ob ich die Lektüre wohl abbreche, weil ich nicht so recht reinfinden wollte, aber irgendwann konnte es doch noch Klick machen.

Ich denke, dass ich mich aber nicht nur wegen der Komplexität sehr schwergetan habe, sondern auch, weil auf den über 500 Seiten im Verhältnis wirklich wenig passiert. Natürlich kann ich mich nicht mehr an alle Details aus dem ersten Band erinnern, aber dort ist wirklich wesentlich mehr passiert als in diesem zweiten Band. Selbst entscheidende Handlungen wurden nur von Hörensagen wiedergegeben und dafür, dass sich das Planetensystem im Krieg befindet, werden wir nicht einmal Zeuge einer Kriegshandlung. Hinzu kommt, dass dieser Band bereits den Abschluss bildet, da es sich nur um eine Dilogie handelt. Dafür wurde die ganze Welt zu sehr aufgebauscht, so dass es enttäuschend ist, dass die Geschichte so unspektakulär endet.

Dieser Band lebt viel von inneren Dialogen und das aus gleich dreifacher Sicht: Cyra, Akos und Cisi. Alle haben spannende Perspektiven, keine Frage, weil sie charakterlich auch so unterschiedlich sind, aber es war doch auf Dauer etwas ermüdend, dass aus keiner Richtung so richtig was passieren wollte. Stattdessen sind wir Zeugen von sehr ausführlichen inneren Konflikten geworden. Eigentlich finde ich solche inneren Reisen zur Selbsterkenntnis immer sehr spannend und sie sind auch hier durchaus gelungen, aber dieses Buch ist einfach von der Grundthematik nicht für diesen Schwerpunkt gedacht. Da es aber so gekommen ist, ist der zweite Band überwiegend vergeudetes Potenzial.

Auch wenn diese Abschnitte bisher viel Gemecker enthalten, hat das letzte Viertel durchaus noch einmal gut das Tempo angezogen und gerade Akos und Cyra haben beide noch ihre großen Momente erhalten, die von Anfang an für sie vorgesehen waren. In der Gesamtsicht der Dilogie ist das aber einfach zu wenig. Das Ende ist zwar durchaus sauber, aber alleine durch das letzte Kapitel bekommt man noch mal vorgeführt, dass es noch genug gegeben hätte, um weiterzuerzählen. So überlässt Roth die Geschichte nun unserer Fantasie.

Fazit: Der zweite Band von „Die Rat der Neun“ kann mit dem Vorgängerband leider nicht mithalten, weil es zu viel um Charakterentwicklung ging, während die Action auf der Strecke blieb. Insgesamt entsteht so der Eindruck, dass die aufgebaute Welt selbst für die Autorin zu viel wurde, da sie das Potenzial schlicht nicht ausgenutzt hat.