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Veröffentlicht am 29.08.2019

Unterhaltsame, interessante „Familiensaga“ in denen Werte wie Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe großgeschrieben werden

Bella Stella
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Holstein 1922:

Stella lebt bei ihrem Vater, der als Verwalter auf dem Gut Friederkamp arbeitet. Da ihre Mutter bereits bei ihrer Geburt starb, war es stattdessen die resolute Köchin Florentine, die sich ...

Holstein 1922:

Stella lebt bei ihrem Vater, der als Verwalter auf dem Gut Friederkamp arbeitet. Da ihre Mutter bereits bei ihrer Geburt starb, war es stattdessen die resolute Köchin Florentine, die sich um das kleine blasse, an Asthma erkrankte Kind kümmerte. Der Sohn des Gutsherren, Carsten, wurde zu einem Spielkameraden und Vertrauten. Vor allem, nachdem sich Stellas Vater, verbittert durch eine Verwundung im Krieg, immer mehr von ihr zurückzog. Ihr Verhältnis, das früher sehr liebevoll war, ist mittlerweile getrübt. Doch ihre Trauer ist dennoch groß, als er, als Stella gerade eine junge Erwachsene ist, nach einem Unfall an einem Herzinfarkt stirbt.

Auf der Trauerfeier steht plötzlich ein junges Fräulein mit dunkler Hautfarbe vor ihr, die behauptet, ihre Halbschwester Luna aus Hamburg zu sein. Stella fällt aus allen Wolken, denn Luna behauptet Ungeheuerliches- ihre totgeglaubte Mutter würde noch leben! Diese sei jedoch schwer krank und hätte den Wunsch geäußert, noch einmal Stella sehen zu wollen. Zwar ist Stella hin und hergerissen, würde am liebsten auf dem Gut bleiben, weil sie Carsten insgeheim liebt, lässt sie sich dann aber doch zu einer Fahrt nach Hamburg überreden. Und mehr noch, nachdem sie erfahren hat, dass Carsten sich mit einer anderen verlobt hat, bleibt sie in Hamburg, bei Luna, die einen kleinen Lebensmittelladen betreibt und nutzt die wenige Zeit, die sie vermutlich noch mit ihrer Mutter hat. In Hamburg lernt sie aber auch die Hausbewohner kennen, die einer völlig anderen Welt entstammen, ihr jedoch zeigen, wie wichtig der Zusammenhalt ist. Gerade in politisch so brisanten Zeiten- egal welche Nationalität sie besitzen, welchem Beruf sie auch nachgehen mögen oder wen sie lieben.

Besonders schließt Stella den Italiener Rosario ins Herz, der eine Art Vaterfigur für sie wird. Als dann wenig später sein Neffe Lorenzo aus seinem Heimatland flüchten muss und ebenfalls nach Hamburg kommt, sind sich Stella und Lorenzo nicht sofort grün, denn Lorenzo, der Koch werden will, wagt es tatsächlich an ihrem Essen herumzumäkeln. Während Stella und Lorenzo sich ständig über das Essen streiten, hat Luna ganz andere Sorgen. Ihr Freund, ihre große Liebe hat sie geschwängert. Doch sie fürchtet, dass das Kind womöglich eine ebenso dunkle Hautfarbe wie sie geerbt haben könnte.
Und Lorenzo glaubt langsam, nachdem er bereits mehrere Arbeitsstellen verloren hat, nie Fuß fassen zu können in Deutschland. Dabei hatte er seiner Verlobten Giuseppina in der fernen Heimat versprochen, als gemachter Mann zurückzukehren…

Nach dem Lesen des Klappentextes vermutete ich zunächst, „Bella Stella“, wäre lediglich eine dargebotene Liebesgeschichte zwischen einer Deutschen und einem jungen Italiener. Doch im Grunde ist der Roman doch so viel mehr. Die Autorin Brigitte Pasini, alias Brigitte Kanitz, deren humoriger Kriminalroman „Mord mit Schnucke“, mir in guter Erinnerung geblieben ist den ich vor einiger Zeit las, erzählt stattdessen die Geschichte einer ungewöhnlichen Hausgemeinschaft im Hamburg der zwanziger Jahre. Sehr bildhaft und auf unterhaltsame Art und Weise schildert sie den Alltag der einfachen Leute- berichtet über deren Träume, Hoffnungen, Fehlschläge und ihrer Not- besonders in den Jahren der Entbehrung. So ist „Bella Stella“ also eher eine Art Familiensaga, wenn man denn Stellas neue Freunde als Familienmitglieder ansieht. Man erfährt, wie existentiell es in Zeiten der Not ist, sich auf andere blind verlassen zu können und wie schön es sein kann, auch Zeiten des Glücks miteinander zu teilen. Die Autorin lässt die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts sehr realistisch vor dem Auge ihrer Leser entstehen und ihre Figuren sind vielschichtig.

Zugegeben, ausgerechnet Stella und Lorenzo, machten es mir es eine Weile schwer sie ins Leserherz schließen zu können, da beide anfangs noch recht naiv und halsstarrig wirkten. Doch die noch sehr jungen Romanfiguren benötigten halt eine Weile, um aus ihren Fehlern lernen zu können und zudem wird der Roman ja auch von anderen wichtigen Figuren getragen, wie beispielsweise Stellas Schwester Luna, die resolut und offen durchs Leben geht, sich nicht in die Enge treiben lässt oder etwa der kleinwüchsige Prostituierten Pepita, die mit ihrer kleinen Tochter Sarah in dem Mietshaus lebt. Und nicht zu vergessen, auch die Jüdin Verena van Houten, ist eine interessante Romanfigur, die sich für ihre Freunde in dem Mietshaus sehr oft als Retterin in der Not erweist.

Der Roman ist in drei Teile untergliedert und umfasst die Jahre 1922-1928. Natürlich versäumt es die Autorin nicht, die politischen Unruhen jener Zeit zu erwähnen und den Leser hineinzuführen in die Gedankenwelt der Menschen. Und erschreckenderweise stellt man beim Lesen fest, dass sie den Menschen unserer Zeitepoche gar nicht so unähnlich sind; noch immer finden Propaganda und blinde Vorurteile Nährboden, selbst in unseren „aufgeklärten Zeiten“
.
Ich mochte „Bella Stella“ sehr und hoffe, dass es vielleicht irgendwann weitergeht und die Autorin Stella, Luna und ihre Freunde neue Abenteuer erleben lässt. Abgerundet wird dieser Roman von Lorenzos köstlich klingenden Kochrezepten, die man auf den letzten Seiten dieses Buches zum Nachkochen vorfindet.

Kurz gefasst: Unterhaltsame, interessante „Familiensaga“ in denen Werte wie Zusammenhalt, Freundschaft und Liebe großgeschrieben werden.

Veröffentlicht am 26.08.2019

Etwas schwächerer Teil der Dr. Ruth Galloway Reihe- dennoch lesenswert

Grabesgrund
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Dr. Ruth Galloway, forensische Archäologin, befindet sich gerade bei vielversprechenden Ausgrabungen auf einem Feld in Norfolk, als sie von dem Vater ihrer unehelichen Tochter Kate gebeten wird zu einem ...

Dr. Ruth Galloway, forensische Archäologin, befindet sich gerade bei vielversprechenden Ausgrabungen auf einem Feld in Norfolk, als sie von dem Vater ihrer unehelichen Tochter Kate gebeten wird zu einem Leichenfund zu kommen. Da DCI Harry Nelson schließlich bei der Kriminalpolizei beschäftigt ist und er Ruth zudem bereits mehrfach zur Unterstützung angefordert hat, hält diese Bitte keine sonderliche Überraschung für die Akademikerin bereit. Doch der Anblick, der sich Ruth bei ihrem Eintreffen auf dem Land der Blackstock-Familie bietet, ist schon ein wenig skurril.

Bei Baggerarbeiten stieß der Baggerführer auf Metallteile und entdeckte schließlich ein abgestürztes Flugzeug aus dem 2. Weltkrieg. Hinter dem gläsernen Cockpit, blickte dem erschrockenen Bauarbeiter dazu eine teils mumifizierte Leiche entgegen.

Ruth kommen jedoch sogleich große Zweifel, als sie den Toten vor sich sieht. Denn eine Leiche aus den Zeiten des 2. Weltkrieges, müsste sich eigentlich, bei der gegebenen Bodenbeschaffenheit, in einem völlig desolaten Zustand befinden. Noch mehr Rätsel werden DCI Nelson und sein Team aufgegeben, als sie einige Zeit später per DNA Analyse erfahren, dass es sich bei dem Toten um Fred Blackstock handelt, der zwar lauf RAF tatsächlich im Krieg abgeschossen und getötet wurde; der sich allerdings zu dem Zeitpunkt seines Todes in einer völlig anderen Maschine aufhielt.
Von der Familie Blackstock lebt von den einst drei Brüdern, Lewis, Fred und George, nur noch der, mittlerweile um die achtzig Jahre alte George, der jüngste der drei Brüder. Zusammen mit seinem Sohn George jr., dessen Frau Sally und den Kindern Cassandra und Chaz, bewohnt er immer noch das Stammhaus der Familie.

Allerdings ist George nicht der redselige Typus Mensch- im Gegensatz zu seiner Schwiegertochter Sally. Sie, ihr Mann und ihre Kinder geraten fast aus dem Häuschen, als sie erfahren, dass es sich bei dem gefundenen Toten um ein Familienmitglied handelt und das amerikanische Fernsehen plant, einen Dokumentation über Fred Blackstock zu drehen. Harry Nelson und Ruth sehen die Ankunft des Moderators mit gemischten Gefühlen entgegen. Während Ruth sich einerseits sehr darüber freut, Frank wieder sehen zu dürfen, mit dem sie einst eine kurze Liebesbeziehung hatte, kocht in Harry die Eifersucht hoch, was ihn befremdet. Schließlich hatte er sich doch einst dazu entschieden, bei seiner Frau Michelle zu bleiben.

Ausgerechnet am Tag von Fred Beerdigung, wird Cassandra Blackstock auf dem Friedhof von einem Unbekannten niedergeschlagen. Es ist nur dem rechtzeitigen Eintreffen von Harrys Mitarbeiter Clough zu verdanken, dass nichts Schlimmeres geschieht. Es scheint, als ob jemand Jagd auf die Mitglieder der Blackstocks macht. Doch warum nur jetzt?

Als die Autorin die ersten Bände ihrer Krimireihe um Dr. Ruth Galloway, herausbrachte, war ich völlig fasziniert von der Mischung, die sie ihren Lesern offerierte- düsteren Legenden trafen auf einen Cosy-Krimi und dazu bekam man, dank der Heldin, interessanten Einblicke in die forensische Archäologie geboten. Eigentlich von Beginn an, fand ich, dass die Akteure dieser Serie viel Potential boten. Allein, mich mit Ruth als Hauptfigur abzufinden; damit tat ich mich anfangs schwer und das geht mir leider immer noch ein wenig so, weil ihr Charakter recht sperrig geraten ist.

Aber die übrigen Akteure, seien es der knorrige Harry Nelson und seine Mitarbeiter oder aber meine Lieblingsfigur, der „weise“ Druide Cathbad, der eigentlich immer das letzte Wort hat, machen Ruths Schwächen mehr als wett und somit gehört diese Reihe, nicht umsonst, zu meinen Lieblingskrimiserien.

In dem bereits siebten Band um Ruth und ihre Freunde, spielt Ruths Job allerdings wieder eine Nebenrolle, was ich schade fand, weil gerade die gegebenen Einblicke in die forensische Archäologie diese Buchreihe so besonders machen.
Die Krimihandlung gerät, nach den ersten sehr starken hundertfünfzig Seiten auch immer mehr ins Hintertreffen- stattdessen beleuchtet die Autorin den persönlichen Werdegang ihrer Romanfiguren verstärkt. Einerseits fand ich es gut, dass Elly Griffiths ihre Leser teilhaben lässt an diesen Entwicklungen, da man die Romanfiguren im Laufe der Zeit so sehr ins Herz geschlossen hat, doch andererseits kam somit leider wenig Spannung auf.

Und, dass Cathbad, der werdende Vater, diesmal nur so wenig in Erscheinung trat, fand ich ebenfalls etwas unglücklich. Denn Cathbads Einmischungen, seine esoterischen Ratschläge und sein Gespür für die Dinge, machen eigentlich mit den Erfolg dieser Reihe aus.
Dennoch, selbst wenn „Grabesgrund“ etwas schwächer geraten ist, als andere Bände dieser Serie, bereitet es mir immer noch viel Spaß, die „Reise“ der Romanfiguren zu begleiten. Dazu möchte ich noch hervorheben, dass ich den trockenen Humor, der immer mal wieder hervorblitzt in den geführten Dialogen zwischen Ruth, Cathbad, Nelson oder Clough, einfach nur klasse finde.

Kurz gefasst: Etwas schwächerer Teil der Dr. Ruth Galloway Reihe- dennoch lesenswert.

Veröffentlicht am 17.08.2019

Ein, im positiven Sinne gemeint, überdrehter tarantinoesker Thriller für Freunde von skurrilen Storys, die sich abheben von der breiten Masse.

Last Shot
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Dima, ein attraktiver Russe, unternimmt mit seiner Familie eine Autofahrt in den Süden Deutschlands. Die idyllische Berglandschaft ist jedoch trügerisch, wie Dima, der von einer kurzen Pinkelpause zurückkehrt, ...

Dima, ein attraktiver Russe, unternimmt mit seiner Familie eine Autofahrt in den Süden Deutschlands. Die idyllische Berglandschaft ist jedoch trügerisch, wie Dima, der von einer kurzen Pinkelpause zurückkehrt, feststellen muss. Denn sein Vater und zwei seiner Schwestern sind tot- sie wurden erschossen. Nur die kleine Mathilda fehlt, wie Dima voller Erschrecken feststellen muss. Er beschließt den Mörder seiner Familie zu fassen und auch das Kind zu suchen. Doch zwei schräge Vögel aus der kriminellen Unterwelt kreuzen seinen Weg nur wenig später. Betty, eine Ex- SM-Bordellchefin und ihr Kompagnon/Geliebter, der drogenabhängige, schmierige Slick, wurden auf Dima angesetzt. Dima gelingt es jedoch, sie zu überwältigen und mit Hilfe der beiden männermordenden, attraktiven Tarot-Schwestern, die stets über die Zukunft im Bilde sind, gen München zu fahren, da Mathilda sich dort angeblich befinden soll.

Währenddessen ist auch die Polizei nicht so untätig, wie es scheint. Die schnell am Tatort aufgetauchte Kamilla, staunt nicht schlecht, als sich ihr der neue Kollege und Partner vorstellt- was nicht allein am eigenwilligen Namen liegt. Horst Horst hat seine ganz eigenen Methoden und weigert sich rundum, nachdem sie die kleine Mathilda gefunden haben, diese der städtischen Fürsorge zu übergeben. Stattdessen verbleibt sie, während der laufenden Ermittlungen zunächst in Kamillas und Horsts Obhut. Schon bald haben sie Dima und die schrägen Vögel, die ihn umgeben aufgespürt. Doch sie zögern, einzugreifen, denn schließlich gilt es, einen noch dickeren Fisch zu fangen- Den Mörder von Dimas Familie…

Nach den tödlichen Schüssen auf Dimas Familie, befindet sich die herbe Schönheit November auf der Flucht. Einen Passanten, der ihren Weg zufällig kreuzt, nimmt sie kurzerhand als Geisel. Der junge, zuckerkranke Mann, Laser genannt, passt sich den Gegebenheiten schnell an; immerhin will er sein Leben retten. Doch während ihrer gemeinsamen Tour, begreift er irgendwann, dass November viel mehr ist, als eine, wie er anfangs glaubte, „kalte menschliche Tötungsmaschine“. Ihre Komplexität fasziniert ihn…

Eigentlich hatte ich einen typischen, actionreichen Thriller erwartet, als ich zu „Last Shot“ von Autorin Hazel Frost alias Katja Bohnet griff. Doch schon nachdem ich nur wenige Seiten gelesen hatte, wurde mir klar, dass ich mit dieser Einschätzung völlig auf dem Holzweg war. Zwar rezensiere ich bereits seit über fünfzehn Jahren, doch ist mir bei der Auswahl meiner Lektüre noch niemals ein ähnlicher Roman wie „Last Shot“ untergekommen.
Das liegt nicht nur an dem eigenwilligen Schreibstil (positiv gemeint), den die Autorin an den Tag legt. Auch die tarantinoeske Handlung und die skurrilen Charaktere dieser Geschichte, tragen ihr Übrigens dazu bei, dass sich dieser Roman abhebt, von der breiten Masse.

Zugegeben, die Autorin fordert die Aufmerksamkeit ihrer Leser, denn die Story wird gleich aus der Sicht mehrerer Akteure vorangetrieben und das im fliegenden Wechsel. Und so manches Handlungsgeschehen mutet (zu) überdreht und unglaubwürdig an- deswegen habe ich auch einen Punkt bei meiner Bewertung abgezogen. Aber unterm Strich hat Hazel Frost hier einen Roman geschaffen, der mich dennoch faszinieren konnte, weil er halt so anders gestrickt ist. Und bleibt man am Ball, wird man mit einer erstaunlichen Auflösung belohnt. Denn dann erfährt man endlich, was all die vielen unterschiedlichen Personen gemeinsam haben.

Es ist definitiv kein Roman für Leser, die einen üblichen Krimi/Thriller erwarten und auch Leser, die mit kruden, überdrehten Storys a la Quentin Tarantino nichts anfangen können, sollten lieber nach einer anderen Lektüre Ausschau halten. Alle anderen jedoch, die Lust darauf haben, sich auf etwas völlig anderes einzulassen, die Gefallen finden an teil verrückten, schrulligen Charakteren, sollten „Last Shot“ unbedingt eine Chance geben. Die Autorin beweist mit diesem Roman, dass actionreiche, tarantinoeske Storys nicht zwangsläufig den Federn von US- Autoren entstammen müssen.

Kurz gefasst: Ein, im positiven Sinne gemeint, überdrehter tarantinoesker Thriller für Freunde von skurrilen Storys, die sich abheben von der breiten Masse.

Veröffentlicht am 15.08.2019

Witziger Contemporary über eine gestresste Hausfrau und Mutter, der Romantik in ihrem Leben fehlt. Auch als Urlaubslektüre zu empfehlen!

Nenn mich nicht Hasi!
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Angela ist Hausfrau und Mutter. Seit Jahren verheiratet mit Jan-Rudi und eigentlich haben sich die rosaroten Wolken der Verliebtheit schon seit einiger Zeit verzogen. Und immer, wenn sich eine Beziehung ...

Angela ist Hausfrau und Mutter. Seit Jahren verheiratet mit Jan-Rudi und eigentlich haben sich die rosaroten Wolken der Verliebtheit schon seit einiger Zeit verzogen. Und immer, wenn sich eine Beziehung von Verliebtheit zu etwas Festem wandelt, nimmt man plötzlich auch die Macken des jeweils anderen stärker wahr. So muss Angela etwa den lieben langen Tag hinter ihrem Göttergatten herräumen, der mit Vorliebe getragene Wäsche auf dem Boden liegen lässt, nur an heiligen Feiertagen oder wenn ihm gerade mal der Sinn danach steht, aufräumt- natürlich nicht ohne seine liebe Ehefrau auf ein neues System, dass er entwickelt hat, hinzuweisen, dass Unordnung in Zukunft nicht mehr möglich macht oder plötzlich an der praktischen Kleidung von Angela herummäkelt.

Kein Wunder, dass Angela sich ein wenig Romantik in ihr Leben zurückwünscht. Ein Mann, der sie durchaus interessieren könnte, ist der flirtende Metzger Arwid, auf dem Wochenmarkt, der stets ein Kompliment auf seinen Lippen trägt, wenn Angela sich bei ihm mit Fleisch und Wurst aller Art eindeckt. Als Angela nach einem Einkauf dann aber plötzlich eine Visitenkarte in ihrer Tasche von Arwid entdeckt, auf der ein paar persönliche Zeilen geschrieben stehen, ist Angela entzückt und fiebert bereits einem unverbindlichen Rendezvous entgegen.

Zeit für ein schlechtes Gewissen bleibt ihr nicht, denn auch in ihrem Freundeskreis geht es drunter und drüber und so muss Angela gar eine Freundin als Alibifunktion auf einer Fährfahrt gen Norwegen begleiten, während die Freundin sich mit einer alten, sexy Flamme von früher trifft und nicht nur alte Erinnerungen austauschen möchte.
Bis sich Angela jedoch darüber im Klaren ist, was sie wirklich will, muss sie noch einige Abenteuer überstehen zu denen auch kleine, muntere Krabbelviecher gehören, die sich gerne auf Haupthaaren niederlassen…

„Nenn mich nicht Hasi“ entpuppte sich für mich als sehr amüsante Unterhaltungslektüre, die meine Lachmuskeln so manches Mal arg strapaziert haben. Natürlich hilft es dabei ungemein, dass der Humor der Autorin mit meinem auf einer Wellenlänge zu liegen scheint. Die Geschichte über eine sehr eingespannte, zum Teil recht desillusionierte Hausfrau und Mutter, die mit den Tücken des Alltags und Schrullen ihrer Lieben zu kämpfen hat, hat mir sehr viel Lesespaß bereitet.

Allerdings trotz der positiven Aspekte, komme ich nicht umhin auch einen kleinen Kritikpunkt anzusprechen. So fand ich es schon etwas befremdlich, wie schnell Angelas Freunde scheinbar bereit sind, einen Seitensprung zu riskieren statt um ihre Beziehung zu kämpfen. Auch die chaotische aber eigentlich liebeswerte Angela schließe ich bei diesem Kritikpunkt nicht aus. Sich auf der Suche nach Selbstbestätigung romantischen Tagträumereien hinzugeben ok., aber sich so fix mit einen Fremden auf eine Knutschrei einzulassen, obwohl man Kinder und Mann zu Hause sitzen hat, konnte ich nicht so ganz nachvollziehen und hat von meiner Seite her, der weiblichen Hauptfigur einige Sympathiepunkte gekostet.
Klasse dagegen fand ich gewisse angesprochene Schrullen, die Angelas Göttergatte und ihre Kinder sich angewöhnt haben, die recht typisch für die Männerwelt zu sein scheinen.
Der Schreibstil der Autorin ist locker, leicht und wie schon zuvor angesprochen ist ein großer Pluspunkt der schöne Humor, der diesen Roman zu einer gelungenen fluffig leichten, witzigen Lektüre macht.

Kurz gefasst: Witziger Contemporary über eine gestresste Hausfrau und Mutter, der Romantik in ihrem Leben fehlt. Auch als Urlaubslektüre zu empfehlen!

Veröffentlicht am 15.08.2019

Eine italo/bajuwarische Rentnerin kriminalisiert mit Herz und frechem Mundwerk

Tante Poldi und die sizilianischen Löwen
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Tante Poldi ist eine sehr resolute Frau, die es sich in den Kopf gesetzt hat, auf ihre alten Tage nach Sizilien überzusiedeln, denn sie ist nicht nur eine beeindruckende Persönlichkeit, sondern auch eine ...

Tante Poldi ist eine sehr resolute Frau, die es sich in den Kopf gesetzt hat, auf ihre alten Tage nach Sizilien überzusiedeln, denn sie ist nicht nur eine beeindruckende Persönlichkeit, sondern auch eine genetische Mischung zwischen Bajuwarin und Italienerin, was sich besonders in ihrem Temperament niederschlägt und ihre Verwandtschaft in Italien zunächst schier in die Verzweiflung treibt, denn eine neue Behausung ist nicht allzu leicht zu finden und es muss auch das gewisse Feeling für Tante Poldi passen.

Doch nachdem sie ein Häuschen ihr eigen nennen kann und sich eigentlich nur noch der Entspannung und dem Alkohol hingeben möchte, geschieht etwas, womit keiner gerechnet hat. Eines Tages verschwindet der nette Junge Valentino, der Poldi und auch anderen Dorfbewohnern stets zur Hand ging, wenn sie Probleme mit Haus und Garten hatten. Da Poldi aber nicht nur eine gefährliche, italo-bajuwarische Mischung ist, die bislang noch jeden mit ihrem frechen Mundwerk in die Flucht geschlagen hat (auch Tiere, besonders freche Ganter eingeschlossen), sondern zudem auch noch, dank ihres Vaters, eines Polizisten kriminalisierende Gene geerbt hat, beschließt sie kurzerhand, ein wenig nachzuforschen und findet wenig später leider tatsächlich Valentinos Leiche. Jede andere Frau würde sich nun höchstwahrscheinlich zurückziehen und Commissario Montana seine Arbeit machen lassen, doch Poldi keineswegs…

„Tante Poldi und die sizilianischen Löwen“, könnte man durchaus eher in die Kategorie „vergnügliche Krimikomödie“ einordnen, denn die Hauptfigur dieses Romans (oder gar Serie?) hat mir beim Lesen nicht nur des Öfteren ein Grinsen ins Gesicht gezaubert, nein, ich musste gerade auch, wenn sie mit ihrem grantigen Mundwerk mal wieder in Aktion war, sehr viel lachen.
Bislang kannte ich vom Autor noch nichts, bin zunächst lediglich auf diesen Roman aufmerksam geworden, wegen des peppigen, frechen Covers, das mir so gut gefiel. Und auch der Inhalt kann sich sehen lassen. Zwar sorgt die Krimihandlung nicht unbedingt für Hochspannung; eher geht die Story/der Roman in Richtung „Cosy Krimi“ mit hohem Unterhaltungsfaktor und Humor, dennoch wartet der Autor mit einigen Überraschungen und Wendungen auf, die der Story dann doch gewisse Spannungselemente verleihen.
Im Fokus des Geschehens (auch wenn die Geschichte aus Sicht des Neffens geschildert wird, der sich sehr oft in ihrem Haus aufhält und zur Zunft der Autoren gehört) steht eindeutig Tante Poldi. Sie ist ein solch dominanter Romancharakter, dass alle anderen Figuren neben ihr sogar etwas blass wirken, was mir jedoch nicht viel ausgemacht hat, weil ich beim Lesen so oft über Tante Poldis resolute Ader lachen musste.
Die Lesezeit verging somit wie im Flug und ich hoffe sehr, dass Tante Poldi auch bald mal wieder kriminalisiert.

Kurz gefasst: Eine italo/bajuwarische Rentnerin kriminalisiert mit Herz und frechem Mundwerk!