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Veröffentlicht am 16.08.2019

Unterhaltsame, historische Geschichte mit starker Protagonistin

Effi liest
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Berlin, 1894. Während eines Spaziergangs findet Effi – eigentlich Elena Sophie von Burow - ein Buch, dessen Inhalt so skandalös ist, dass sie kurzer Hand aus dem Pensionat für vornehme, junge Damen geschmissen ...

Berlin, 1894. Während eines Spaziergangs findet Effi – eigentlich Elena Sophie von Burow - ein Buch, dessen Inhalt so skandalös ist, dass sie kurzer Hand aus dem Pensionat für vornehme, junge Damen geschmissen wird. Effi ist es unbegreiflich, warum man wegen eines Buches so mit ihr umgeht und beschließt, mehr über den Inhalt zu erfahren. Dabei kreuzt immer wieder der junge Arzt Maximilian von Waldau ihren Weg. Vielleicht kann er ihr ja helfen zu verstehen, warum der Inhalt des Buches als für sie unpassend betitelt wird.

Schon die Leseprobe konnte mich erheitern und ich freute mich sehr auf die unterhaltsame, kurzweilige Geschichte rund um Effi.
Effi war eine wunderbare Protagonistin, der ich sehr gerne folgte. Wissbegierig, neugierig und nie um einen Spruch verlegen, war sie erfrischend anders. Ihre Haltung war sehr modern und sie stellte das Rollenbild der damaligen Zeit und die Hürden, die Frauen noch zu bewältigen hatten, in Frage.
Immer wieder ertappte ich mich beim Lesen dabei, wie empört ich war, wenn eine Frau in dem Buch mal wieder von einem Mann so behandelt wurde, wie es zur damaligen Zeit üblich war. Ich führte mir beim Lesen immer wieder vor Augen, wie viel Frauen seit der damaligen Zeit erreicht und geschafft haben. Sich als Frau an einer Universität immatrikulieren? Damals undenkbar es als Frau zu tun, heute undenkbar es als Frau nicht tun zu können.
Jedes Kapitel wurde angeleitet durch Zitate aus Werken, die der Zeitepoche enstammen. So lernte ich dadurch viel über die Sitten und Anstände und was von einer Frau erwartet wurde, während Effi es schaffte, viele dieser Sitten noch im selben Kapitel vollkommen zu umgehen und zu ignorieren.
Natürlich sind nicht alle Männer der Geschichte vollkommene Hohlköpfe, der Vater von Effi zum Beispiel ist ein toller Kerl gewesen. Doch bei vielen Männern und ihren Ansichten konnte ich mir wirklich nur noch die Hand vor die Stirn schlagen. Von der Autorin ist also die Stimmung wirklich grandios eingefangen worden!
Als Ur-Berlinerin haben mir natürlich auch sehr die vielen Bezüge zu meiner Heimatstadt gefallen und es war wirklich toll, in der S-Bahn zu sitzen und am Tiergarten vorbeizufahren, während Effi vor meiner Nase mal wieder irgendeine Tollheit in eben diesem Park erlebte.
Der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen und passte mit dem lockeren und leichten Ton gut zur Geschichte.
Durchbrochen werden die einzelnen Kapitel immer wieder von Briefen, die Max an seinen jüngeren Bruder schreibt. Dieses Stilmittel ist gekonnt in die Geschichte eingeflochten worden und so lernte der Leser viel über die Dinge, die in Max vor sich gehen.
Für mich war das Buch der perfekte Wegbegleiter zur Arbeit und ich kann diese kurzweilige und unterhaltsame Geschichte nur weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 27.07.2019

Toller Reihenauftakt, für angegebene Zielgruppe etwas zu brutal

Giganten 1: Die Magie erwacht
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Fort und sein Vater befinden sich gerade am Lincoln Memorial, als plötzlich die Erde aufreißt und furchtbare Monster sich ihren Weg nach oben bahnen. Mit Schrecken kann Fort nur dabei zusehen, wie sein ...

Fort und sein Vater befinden sich gerade am Lincoln Memorial, als plötzlich die Erde aufreißt und furchtbare Monster sich ihren Weg nach oben bahnen. Mit Schrecken kann Fort nur dabei zusehen, wie sein Vater in die Tiefe gerissen wird. Voller Trauer lebt er ab dann bei seiner Tante bis vor der Tür ein Mann und ein Mädchen stehen, die Fort Unglaubliches erzählen. Es gibt magiebegabte Kinder, die in einem Internat ausgebildet werden und Fort soll eines dieser Kinder sein!

Der Klappentext klang so interessant, dass ich das Buch wirklich verschlungen habe, sobald es bei mir war.
Der Beginn nahm mich auch wirklich sehr mit. Sehr stimmungsvoll wird der Verlust von Forts Vater für ihn beschrieben, die eine wirklich tolle Bindung zueinander haben. Nach diesen ersten Seiten war ich wirklich absolut begeistert und freute mich auf den weiteren Verlauf. Ich inhalierte die Geschichte quasi innerhalb kürzester Zeit.
Die Charaktere gefielen mir gut. Fort war zwar oftmals sehr verbohrt und starrköpfig, doch hatte stets Unterstützung von tollen Freunden.
Auch wenn der Protagonist in diesem Buch männlich ist, so waren doch die begabtesten Schüler des Internats alles wirklich interessante Mädchen. Das fiel mir beim Lesen wirklich sehr positiv auf.
Das Magiesystem gefiel mir richtig gut, ich hätte gerne noch mehr über dieses gelernt. Denn auch wenn es interessant war, so blieben mir am Ende doch ein paar Fragen zu viel offen. Ich werde mich wohl oder übel bis zum zweiten Teil gedulden müssen.
Für die angegebene Zielgruppe ab 10 Jahren fand ich das Buch wirklich etwas zu brutal. In meinen Augen wäre die Deklaration als Jugend- und nicht Kinderbuch deutlich besser gewesen. Ich habe die Geschichte wirklich genießen können und hatte große Freude an dem Buch, doch Szenen, in denen Kinder anderen Kindern mit erheblicher Gewalt etwas antun, fand ich selber nicht allzu prickelnd.
Insgesamt mochte ich die Geschichte wirklich gerne, doch ein paar Klischees waren mir dann doch zu viel – vor allem die Gruppe von Kindern/Jugendlichen, die die Welt retten, weil die Erwachsenen – mal wieder! – nicht im Stande sind.
Dennoch mochte ich den Schreibstil des Autors gerne und auch die Wendungen in der Geschichte, sowie das Worldbuilding. Von daher bin ich sehr gespannt auf den zweiten Teil und werde mir bis zur Veröffentlichung von diesem die anderen Bücher des Autors einmal genauer ansehen!

Veröffentlicht am 27.07.2019

Lebensbejahend, authentisch und humorvoll

Wir von der anderen Seite
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Rahel wollte gerade noch Weihnachten mit ihrer Familie feiern, fernab der Erwartungen und des Leistungsdrucks, denen sie sich in ihrer Rolle als Drehbuchautorin gegenübergestellt sieht, doch wacht sie ...

Rahel wollte gerade noch Weihnachten mit ihrer Familie feiern, fernab der Erwartungen und des Leistungsdrucks, denen sie sich in ihrer Rolle als Drehbuchautorin gegenübergestellt sieht, doch wacht sie plötzlich umgeben von Schläuchen, piepsenden Monitoren und den besorgten Gesichtern ihrer Familie umgeben auf. Mit Schrecken lernt sie, dass sie in ein künstliches Koma versetzt wurde, da sich ihr eigener Körper gegen sie gewandt hat. Stück für Stück kämpft sie sich in ihr altes Leben zurück. Doch ist dies wirklich das Leben, das sie führen möchte?

Ich war sehr gespannt auf das Debüt der Autorin – wobei es sich bei „Wir von der anderen Seite“ in meinen Augen nur um ein halbes Debüt handelt. Denn Anika Decker ist Drehbuchautorin und auch von mir ihr Name bislang – leider! – vollkommen unbekannt war, so sagen mir Kinofilme wie „Keinohrhasen“ oder ihr Regiedebut „Traumfrauen“ doch immerhin namentlich etwas. Auch sah ich auf Instagram deutsche Schauspieler wie zum Beispiel Maria Ehrich das Buch lobend in Händen hielten und meine Neugier war geweckt.
Schon am Klappentext ließ sich der Humor erahnen, doch wie lustig und unterhaltsam ich das Buch finden würde, war mir wirklich nicht bewusst. Immerhin handelt die eigentliche Geschichte von einem tragischen Krankheitsfall!
Trotz allem Humors hat die Geschichte doch auch sehr nachdenkliche und ernste Züge, es ging in keiner Weise in eine lächerliche Richtung, sondern zeigte auch wiederholt auf, was in Verwandten und Bekannten vor sich geht, an die eine solche Nachricht herangetragen wird. Auch wie unfair das Leben sein kann, doch auch welche schönen Möglichkeiten es bereithält. Der stete Wechsel zwischen tiefer Traurigkeit, lautem Lachen und stillem Mitleiden war wirklich sehr gekonnt umgesetzt.
Die Charaktere gefielen mir wirklich gut, sie alle waren toll gezeichnet, hatten Ecken und Kanten. Vor allem Rahel und ihr Bruder Juri sind mir im Gedächtnis geblieben, doch auch die nette Krankenschwester, der sorgende Arzt und auch Olli, der Freund von Rahel.
Gespickt ist die Geschichte mit Einblicken in die Arbeit als Drehbuchautorin, was wirklich super interessant war. Es ist eine Welt für sich, von der ich kein Teil sein möchte, jedoch gerne mehr darüber erfahren würde. Von daher waren die wirklich authentischen Schilderungen eine echte Freude.
Der Schreibstil ist sehr leicht, der Humor erinnerte mich sehr stark an „Keinohrhasen“.
Die Geschichte rund um Rahel wirkt so authentisch, so dass ich mich beim Lesen wunderte, ob die Autorin ähnliches selber einmal erlebte. Tatsächlich erfuhr ich in einem Interview, dass sie selber bereits einmal in ein künstliches Koma versetzt worden sei. Doch „Wir von der anderen Seite“ ist keine autobiografische Schilderung, die Autorin bediente sich nur eigener Erfahrungen und Emotionen, was Seite für Seite spürbar ist.
Einige Szenen fühlten sich aber für mich so an, als wären sie für eine große Leinwand geschrieben, manche funktionierten in reiner Textform für mich nicht ganz. Konkrete Beispiele kann ich leider nicht nennen, es war mehr ein dumpfes Bauchgefühl.
Doch trotzdem ist es eine ganz wunderbare Lektüre gewesen, die mir unheimlich tolle Lesestunden bereitete.
Ich wünsche mir sehr, dass die Autorin auch in der Zukunft neben Drehbüchern noch weitere Bücher schreiben wird!

Veröffentlicht am 25.07.2019

Über Musik und die Macht der Freundschaft

Find mich da, wo Liebe ist
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Grace lebt in Kent, repariert dort in einem kleinen Laden Instrumente und führt ein sehr beschauliches Leben. Nur ein Geheimnis hat sie: David. Seit acht Jahren führen sie eine Beziehung, pendeln zwischen ...

Grace lebt in Kent, repariert dort in einem kleinen Laden Instrumente und führt ein sehr beschauliches Leben. Nur ein Geheimnis hat sie: David. Seit acht Jahren führen sie eine Beziehung, pendeln zwischen Kent und Paris und können immer noch nicht Seite an Seite jeden Tag nebeneinander aufwachen. Denn David ist mit einer anderen Frau verheiratet. Als eines Tages alles um Grace droht zusammenzubrechen, wird sie aufgefangen von Nadja, ihrer siebzehnjährigen Aushilfe, und Mr. Williams. So verschieden die drei auch sind, so wachsen sie doch immer mehr zusammen.

Zugegeben, dieses Buch hätte ich wahrscheinlich nicht gelesen, wenn eine Freundin nicht darauf bestanden hätte. Und es wäre wirklich unglaublich schade gewesen, denn die Geschichte um Grace ist so viel mehr als ich auf Grund des Klappentextes vor Beginn annahm. Denn Geschichten, in denen Partner betrogen werden, lese ich an sich grundsätzlich nicht. Dieser Aspekt war mir zu Beginn des Buches ein großer Dorn im Auge, doch je mehr ich las, desto milder gestimmt wurde ich, desto mehr verlor ich mich ganz in der Geschichte und genoss die ruhige, fast poetische Atmosphäre rund um das Leben von Grace.
Grace ist eine tolle Protagonistin gewesen, die sehr besonnen wirkte und durch ihren Beruf mir gänzlich neue Einblicke in die Musikwelt eröffnete.
David konnte auch mich schnell für sich einnehmen, denn die Erzählperspektive aus Grace Sicht ließ ihn strahlen und ihre Liebe war förmlich spürbar. Doch je weiter die Geschichte fortschritt, desto mehr wuchs Abneigung ihm gegenüber in mir.
Die Nebencharaktere – allen voran natürlich Nadja und Mr. Williams – konnten mich absolut begeistern. Das Dreiergespann aus diesen vollkommen verschiedenen Menschen, die dann wieder so gut miteinander harmonieren wie die unterschiedlichen Instrumente in einem Orchester, gefiel mir sehr gut.
„Find mich da, wo Liebe ist“ ist für mich kein Buch über die Liebe per se. Viel mehr geht es um Selbstfindung, das Bekämpfen und Bezwingen von Ängsten, den Umgang mit Schicksalsschlägen und um die Macht von Freundschaft. Von daher gefallen mir Titel und Cover der deutschen Ausgabe eher weniger.
Der Schreibstil ist wirklich toll, so bildreich und poetisch. Auf Grund des Schreibstils werde ich die Autorin auf jeden Fall im Blick behalten.
Vor allem in Erinnerung behalten werde ich die ganze Bezüge zur Musik, die vielen Erläuterungen zum Bau von Instrumenten und den Feinheiten der unterschiedlichen Musikinstrumente.
Ich bin meiner Freundin sehr dankbar, dass sie mich quasi dazu gedrängt hat, diese Geschichte zu lesen, die eine Bereicherung für meinen Alltag darstellte und für mich wahrlich der Inbegriff für eine gelungene Sommerlektüre darstellt.

Veröffentlicht am 05.07.2019

Goethe und Schiller als Holmes und Watson

Durch Nacht und Wind (Goethe und Schiller ermitteln)
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Goethe und Schiller werden von Anna Amalia und dem Regenten Weimars Carl August gebeten, den Irrglauben des Großherzogs von N. Einhalt zu gebieten. Dieser ist nämlich der festen Überzeugung, dass ein Ring ...

Goethe und Schiller werden von Anna Amalia und dem Regenten Weimars Carl August gebeten, den Irrglauben des Großherzogs von N. Einhalt zu gebieten. Dieser ist nämlich der festen Überzeugung, dass ein Ring seiner Familie mit einem Fluch beladen sei. Kurzerhand machen sich Goethe und Schiller auf den Weg ins Lustschloss Belvedere bei Weimar. Doch in der Nacht ihrer Ankunft verstirbt der Großherzog auf mysteriöse und unerklärliche Art und Weise.

Die Idee, diese beiden Größen der deutschen Literatur in einem Krimi agieren zu lassen, machte mich wirklich ganz neugierig. Zumal Goethe und Schiller wirklich befreundet waren.
In einer Sherlock Holmes und Dr. Watson Art machen sich die beiden dann auch gleich ans Werk und versuchen, die mysteriösen Umstände des Todes vom Großherzog zu klären. Doch gestaltet sich dies schwieriger als erwartet.
Woran ich mich aber wirklich erst einmal gewöhnen musste, war der Schreibstil. Dieser war angepasst an die damalige Zeit, weshalb einige Ausdrucksweisen und die Rechtschreibung mich öfters aus dem Konzept brachten. Irgendwann legte sich dies jedoch und kaum hatte ich mich an den Schreibstil gewohnt, so konnte ich ein sehr rasches Lesetempo aufrecht erhalten.
Begünstigt wurde das Tempo durch die wirklich spannende Handlung. Ja, es erinnert schon etwas zu sehr an Sherlock Holmes, doch da ich die Geschichten von Holmes und Watson sehr gerne mag, hatte ich auch an „Durch Nacht und Wind“ große Freude.
Der Autor baute geschickt auch Informationen über Goethe und Schiller und ihre Werke mit in die Geschichte ein, so dass der Leser noch ein wenig mehr über diese erfahren konnte und die Figuren noch lebendiger wirkten.
Die Auflösung stellte mich wirklich zufrieden und alle losen Fäden der Geschichte wurden gekonnt miteinander verknüpft.
Auf den zweiten Band bin ich nun doch gespannt.