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Veröffentlicht am 23.08.2019

Hammesfahr lässt tief in die Abgründe eines Psychopathen blicken

Das Mädchen Jannie
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Bisher hat Jannie noch nicht viel Gutes in ihrem jungen Leben kennengelernt, denn sie muss ich als Kinderbettlerin verdingen. Vom eigenen Großvater an einen Zuhälter verkauft, bekommt sie mit, was es heißt, ...

Bisher hat Jannie noch nicht viel Gutes in ihrem jungen Leben kennengelernt, denn sie muss ich als Kinderbettlerin verdingen. Vom eigenen Großvater an einen Zuhälter verkauft, bekommt sie mit, was es heißt, niedere Dienste ausführen zu müssen. Während auf dem Straßenstrich eine Prostituierte ihr Leben lassen muss, gelingt Jannie die Flucht und sie kommt bei Dieter auf seinem abgelegenen Hof unter. Doch ist Dieter wirklich der nette Mann, für den er sich ausgibt ?

Kaum hat man die Buchdeckel geöffnet und beginnt die Geschichte zu lesen, schon kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen, denn Grauen und Faszination üben einen Sog aus, dem ich nicht widerstehen kann. Hammesfahr zeichnet eine ländlich unschuldige Atmosphäre, die nach und nach von der verzerrten Fratze des personifizierten Bösen aufgerissen und besudelt wird.

Die Figur des überehrgeizigen Möchtegernschriftstellers Dieter ist ihr dabei vortrefflich gelungen und sie lässt den Leser in die Gedanken- und Gefühlswelt dieser kranken Seele vollkommen eintauchen. Fast könnte man Mitleid mit dieser gespaltenen Kreatur haben, weil er nichts auf die Reihe bringt, aber seine grausamen Taten und Ideen sind einfach nur heftig und lassen meine Zorn auf ihn stetig wachsen.

Der Roman ist aus vier verschiedenen Blickwinkeln geschrieben, beleuchtet sowohl die Gedanken und Gefühle von Jannie, Dieter, Klinkhammer und anderen Beteiligten und wird so zu einem ganz großen Kriminalroman der Extraklasse. Düster und doch sehr tiefgründig werden die Ereignisse geschildert und man kann sich den Szenen einfach nicht entziehen. Es ist wie bei einem Unfall - man will ja nicht hinschauen, dreht aber unweigerlich den Kopf der Szenerie zu.

Die Autorin hat wahnsinnig faszinierende Figuren erschaffen, die mit individuellen Charakterzügen ausgestattet sind. Jeder Einzelne für sich ist schon interessant, aber erst im genialen Zusammenspiel werden sie zu einem eindrucksvollen Pageturner, der mich mit jeder Seite mitreißt und regelrecht an die Seiten fesselt.

Ich habe selten einen so atmosphärisch dichten und gut durchdachten Krimi gelesen - für mich ein absolutes Highlight für den jetzt startenden Krimiherbst. !

Veröffentlicht am 16.08.2019

Hat mein Herz in Windeseile erobert

Mit dem Wind
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Mathildes Abenteuerlust kennt keine Grenzen und sie ist selig, als sie den Luftakrobaten und Ballonfahrer Paul Naumann kennenlernt. Denn Paul bedeutet für Mathilde die Verwirklichung all ihrer kühnsten ...

Mathildes Abenteuerlust kennt keine Grenzen und sie ist selig, als sie den Luftakrobaten und Ballonfahrer Paul Naumann kennenlernt. Denn Paul bedeutet für Mathilde die Verwirklichung all ihrer kühnsten Träume vom Fliegen. Hartnäckig wie sie ist, rückt sie ihm nicht mehr von der Pelle und erreicht so, dass Paul sie mit aufsteigen lässt. Schon bald wird aus den aufregenden Unternehmungen und Auftritten mehr, denn es schleichen sich Gefühle ein, die Mathilde so nicht eingeplant hat. Als Mathilde schwanger wird, scheint der Traum vom Ballonfahren ausgeträumt, doch Mathilde lässt sich so leicht nicht den Wind aus dem Ballon nehmen....

Ich selbst träume schon lange davon, einmal mit einen Ballon in die Lüfte zu steigen und die Welt von oben zu sehen. Was liegt also näher, als dieses wundervolle Buch in die Hand zu nehmen und mich von einer unerschrockenen, aufgeweckten Frau inspirieren zu lassen und ihrem aufregenden Lebensweg zu folgen.
Paula Leonhardt schafft es mit ihrem fesselnden und bildhaften Schreibstil bei mir Herzklopfen, Vorfreude und Anspannung zugleich zu wecken und schürt somit noch mehr die Neugier auf das Erlebnis Ballonfahren
Ihre Hauptdarstellerin ist ihr besonders gut gelungen, denn Mathilde kommt derart plastisch aus der Erzählung, dass man fast meint, sie würde aus den Seiten steigen und ihre außergewöhnliche Lebensgeschichte dem Leser selbst erzählen. Die sepiafarbenen Bilder, die Leonhardt zeichnet, bekommen so Farbe und Leben eingehaucht und ich sehe alles wie in einem stimmungsvollen, inspirierenden Film vor meinem geistigen Auge ablaufen.
Die Lebens- & Liebesgeschichte fließt der Autorin scheinbar mühelos aus der Feder und lässt mich viele Emotionen erleben. Ich halte gespannt den Atem an und habe Herzklopfen, wenn Mathilde in die Lüfte steigt. Habe Schmetterlinge im Bauch und einen Kloß im Hals, wenn sie der Liebe begegnet und weine mit ihr, wenn sie den Verlust der Mutter betrauert.
Alle Figuren, die die Autorin in diesem wundervollen Roman auftreten lässt, begeistern mich mit ihrem Wirken - jedes Detail, jeder Charakterzug stimmt hier haargenau und formt so tolle Persönlichkeiten, die dem Roman ihren eigenen Stempel aufdrücken.
Dieses Buch hat mein Herz in Windeseile erobert und wird auch noch lange, lange darin einen Platz innehaben.

Könnt' ich nur einmal wie der Wind fliegen.
Mit den Wolken übers Meer,
ach mein Leben gäb' ich her.
Könnt' ich fliegen!
Könnt' ich fliegen!
(Alexandra)

Veröffentlicht am 15.08.2019

Liebeserklärung an einen einzigartigen Lebensraum

Frische Brise auf dem Sommerdeich
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Hosenbeine hochkrempeln, mit den nackten Füßen durchs Watt laufen und dabei den Worten von Katja Just lauschen - genauso fühlt sich das Lesen dieses Buches an, denn es ist nicht nur bloß einfach ein Buch, ...

Hosenbeine hochkrempeln, mit den nackten Füßen durchs Watt laufen und dabei den Worten von Katja Just lauschen - genauso fühlt sich das Lesen dieses Buches an, denn es ist nicht nur bloß einfach ein Buch, es ist eine Liebeserklärung an den einzigartigen Lebensraum Hallig, an seine Bewohner und all das, was auf, um und mit der Hallig geschieht.

Katja Just erzählt voller Inbrunst von ihrem Leben auf der Hallig, lässt die Szenen lebendig werden und nimmt uns als Leser bei der Hand, um die einzigartige Schönheit und die Brauchtümer ihres Zuhauses kennenzulernen. Sie weist nachdrücklich, aber freundlich auf die Probleme hin, die in der Zeit des Klimawandels auch den Mikrokosmos Hallig betreffen, zeigt auf, dass man mit noch so simplen Mitteln dazu beitragen kann, das ökologische Gleichgewicht wiederherzustellen und scheut auch nicht davor zurück, Dinge beim Namen zu nennen.
Ihre Erlebnisse sind so eindrucksvoll und voller Hingabe geschildert, sodass man meint, mit ihr durch das Wattenmeer zu streifen, den Wind in den Haaren zu spüren und die salzige Luft auf den Lippen zu schmecken.
Der Lebensraum Hallig wird mit all seinen Sorgen und Problemen genauer von ihr beleuchtet, zeigt aber auch dem Leser auf, dass es durchaus auch die romantisch verklärten Momente am Strand gibt, wenn man den Sonnenuntergang täglich aufs Neue beobachten darf.

Besonders eingebrannt hat sich mir sie Szene mit dem kleinen Jungen, der Nachts im Dunkeln Angst hat. Einfühlsam nimmt Katja Just in an der Hand, macht mit ihm eine Nachtwanderung und erklärt ihm die Schönheiten des nächtlichen Himmels. Sie weist das kleine Geschöpf daraufhin, dass auch er Zuhause in Hamburg all die Sterne sehen könnte, wenn der Mensch nicht durch Luftverschmutzung und permanenten Lichtquellen den Himmel mit einer weißen Decke überziehen würde.
Dieses Bild hat sich bei mir eingebrannt, regt mich selbst zum Nachdenken an und lässt mich innehalten. Just hält dem Leser den Spiegel vor, ohne dabei oberlehrerhaft zu wirken und das macht dieses Buch einzigartig .
Für mich eine ganz besondere Lektüre, bei der man mit jeder Zeile merkt, wieviel Herzblut und Liebe drinnen steckt.
Absolute Leseempfehlung !

Veröffentlicht am 12.08.2019

Das nenne ich mal einen gelungenen Auftakt .... macht Lust auf mehr

Aufbruch in ein neues Leben
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Als Edith, Margot und Luise sich das erste Mal begegnen, vereint sie auf den ersten Blick nur eines – sie möchte Hebamme werden und als Frau in diesem Beruf anerkannt werden. Zwar sind die Standesunterschiede ...

Als Edith, Margot und Luise sich das erste Mal begegnen, vereint sie auf den ersten Blick nur eines – sie möchte Hebamme werden und als Frau in diesem Beruf anerkannt werden. Zwar sind die Standesunterschiede groß, doch das stört die jungen Frauen nicht im geringsten und ihre Freundschaft wird ein starkes Band, dass sie während der gesamten Ausbildung verbindet.
In den Wirren des ersten Weltkrieges kämpfen alle drei mit Not und Elend, aber das alles lässt sich leichter ertragen, denn sie wissen, dass sie jeden Tag aus Neue dabei sind, wenn sie dem Wunder der Geburt bewohnen dürfen und Leben schenken….

Ich liebe historische Romane und ganz besonderes die von Linda Winterberg, denn sie sind jedes Mal ein Genuß zum Lesen, wenn längst vergangene Zeiten wieder zum Leben erweckt werden. Die Autorin dreht zum Auftakt der neuen Hebammen-Saga das Rad der Zeit zurück in die letzten Jahre des deutschen Kaiserreiches und entführt mich in das Berlin zur Zeit des ersten Weltkrieges.
Mitten in Not und Elend, Entbehrung und Hunger stellt sie drei jungen Frauen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Hoffnung zu schenken, indem sie als Hebamme dem Wunder der Geburt tatkräftig unter die Arme greifen. Dabei werde ich ein Teil dieser einzigartigen Freundschaft, die die drei Frauen verbindet.
Edith, Margot und Luise nehmen mich an der Hand und lassen mich die Strapazen ihrer Ausbildung spüren, geben mir intensive Einblicke in den Alltag einer Hebammenschülerin, der mit vielen Aufgaben versehen ist und lassen mich immer wieder miterleben, wenn sie den winzigen süßen Babys den Start in diese Welt erleichtern. Viele von ihnen werden ihre Väter nie kennenlernen, denn sie sind bereits im Krieg gefallen. Die Emotionen werden von Linda Winterberg schön eingefangen und an den Leser weitergegeben, die vielen Einzelschicksale, die sie in ihrem Buch vereint, berühren mich und gehen zu Herzen. Egal ob Wöchnerin oder Hebammenschülerin, jede Frau hat ihr Päckchen zu tragen und meistert diese Aufgabe mal mehr, mal weniger gut. Das Schicksal schlägt immer wieder unbarmherzig zu und lässt mich mit den Tränen kämpfen.
Immer wieder stehen unsere Freundinnen vor schweren Entscheidungen und die Autorin gestaltet die Szenen so, dass der Leser mitfühlt und als Ratgeber oder Entscheidungsträger mitwirken kann.
Das Buch lebt von der akribischen Recherche, die die Autorin betrieben hat und lässt die fiktive Geschichte geschickt mit den historischen Gegebenheiten verschmelzen. Daraus entsteht ein einzigartiger Roman, der von Freundschaft, Hoffnung, Mut und dem Wunsch nach Selbständigkeit und Anerkennung handelt.
Wenn Band eins schon so faszinierend, emotional und fesselnd ist, wie mag dann erst Band zwei sein ? Ich bin auf jeden Fall total neugierig und freue mich auf die Fortsetzung, die ich kaum erwarten kann ?

Veröffentlicht am 12.08.2019

Romantik und mehr am Gardasee

Sommerträume am Gardasee
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Nele merkt, dass es so, wie es gerade in ihrem Leben läuft, nicht weitergehen kann. Der Chef degradiert sie zu niederen Arbeiten, anstatt ihr endlich einmal zuzutrauen, dass sie das Zeug zur großen Journalistin ...

Nele merkt, dass es so, wie es gerade in ihrem Leben läuft, nicht weitergehen kann. Der Chef degradiert sie zu niederen Arbeiten, anstatt ihr endlich einmal zuzutrauen, dass sie das Zeug zur großen Journalistin hat.
Freund Lars hält sie ebenfalls in Schach und presst sie in seinen vorgefertigten Lebensplan, der so gar nicht zu Neles passt.
Selbst das Urlaubsziel ist immer das Gleiche und auf diesen Einheitsbrei hat Nele keine Lust mehr. Nach einem heftigen Streit an der Tankstelle packt Nele die Gelegenheit beim Schopf und springt kurzerhand als Sozia bei einem Rocker auf seine Harley auf und düst mit ihm ab Richtung Süden. Die Fahrt entpuppt sich bald als Wegweiser für beide und sie beginnen zu hinterfragen, was bisher in ihrem Leben nicht rund gelaufen ist. Unter der Sonne Italien müssen sich die beiden den großen Lebensfragen stellen und dabei entwickelt sich aus ihrer Freundschaft mehr….werden die zarten Gefühle auch nach dem Urlaub bestand haben ?

„Sommerträume am Gardasee“ von Julia K. Rodeit ist der vierte Roman aus der Sommerküsse-Reihe und verzaubert nicht nur mit tollen Landschaftsbildern , sondern auch mit zwei wundervollen Hauptdarstellern, die mit Herz und Hirn die die Geschichte beleben.
Nele und Ron nehmen den Leser bei der Hand, packen ihn als Sozius mit auf die Harley und lassen die Fahrt Richtung Süden genießen.
Man cruist mit den beiden durch die Berge, genießt das kühle Bad im Bergsee und erlebt hautnah mit, wie sich die beiden nach und nach öffnen und sich so gegenseitig Halt und Stütze sind. Beide tragen Narben auf der Seele und die Verletzungen tragen dazu bei, dass sie sich langsam annähern und so der aufkeimend Liebe eine Chance geben. Die Entwicklung ihrer Gefühle beschreibt Rodeit mit leisen Worten und so kann sich der Leser sehr gut in beide Protagonisten hineinversetzen.
Am Gardasee angekommen, zeichnet die Autorin wunderschöne Landschaftsbilder und entführt so den Leser direkt in die einzigartige Gegend zwischen hohen Bergen, malerischen Örtchen und einem faszinierenden See, der auf der einen Seite ursprünglich und unbezähmbar erscheint und auf der anderen Seite für wildromantische Momente sorgt.
Beim Bummel durch die altertümlichen Gässchen von Malcesine kommt Fernweh auf und man genießt mit den Frischverliebten das zauberhafte Flair des Ortes.
Julia K. Rodeit zeigt in ihrem Roman, dass man auch einmal aus vorgepressten Bahnen ausbrechen muss, um endlich wieder zu leben – Taschentuchmomente inbegriffen.
Das Buch hat wahnsinnig viel Potential, um den Leser seitenweise gut zu unterhalten, ist aber „leider“ nur ein Kurzroman. Rodeit weiß, wie man Leserherzchen glücklich macht und gestaltet mit ihrem knackigen, flüssigen Schreibstil gekonnt ihren Sommerroman, ohne dass ihr die Geschichte davongaloppiert. Das muss man auch erstmal hinbekommen, denn in vielen Kurzromanen bleibt entweder die Entwicklung der Personen oder die Handlung auf der Strecke.
Ich für meinen Teil kann nicht genug von „Sommerküssen“ bekommen…bitte, bitte mehr davon ?