Profilbild von 65_buchliebhaber

65_buchliebhaber

Lesejury Star
offline

65_buchliebhaber ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit 65_buchliebhaber über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2019

Eine in Vergessenheit geratene Malerin

Die Malerin des Nordlichts
0

Sie hat fast die Hälfte ihres Lebens gebraucht, um ihrer Leidenschaft zum Malen folgen zu können. Von der Mutter schon in jungen Jahren verlassen, aufgewachsen beim Vater, in eine arrangierte Ehe getrieben, ...

Sie hat fast die Hälfte ihres Lebens gebraucht, um ihrer Leidenschaft zum Malen folgen zu können. Von der Mutter schon in jungen Jahren verlassen, aufgewachsen beim Vater, in eine arrangierte Ehe getrieben, dies war die erste Hälfte ihres Daseins, das sie geprägt hat. Erst nach ihrer Scheidung, Anfang des 20. Jahrhunderts auch kein leichter Schritt, kann sie der zuvor im Verborgenen gelebten Leidenschaft des Malens offiziell folgen. Ihre Studien führen sie u.a. von Oslo nach Paris und Stockholm. Sie ist bereits jenseits der 40 als sie ihrer großen Liebe begegnet, die sie schließlich heiratet und glücklich wird. Als der Nationalsozialmus auch in Norwegen Einzug hält, zieht es ihren Ehemann in den Widerstand. Die eigentlich unpolitische Malerin unterstützt ihn, was beide ins Gefängnis bringt und schließlich in den Tod führt.


Die Malerin des Expressionismus ist geprägt von Edvard Much, mit dem sie verwandt ist und der sie mit der Kunst vertraut gemacht hat. Der Roman zeigt in Verbindung mit einer realitätsnahen Fiktion die Problematik einer allein stehenden Frau und Künstlerin nach Beendigung des ersten Weltkrieges sowie ihre Ängste und Sorgen. Mit einer bildhaften Sprache, die auch die entsprechenden Bilder im Kopf entstehen lässt, kann die Autorin das Leben der in Vergessenheit geratenen norwegischen Malerin aufleben lassen. Mir gefällt dieser Sprachstil.

Zwei Zitate aus diesem Buch finde ich sehr inspirierend.
„Ich male nicht, was ich jetzt sehe, sondern das, was in meinem Geist ist, weil ich es vor langer Zeit gesehen habe.“ Es war ein langer Weg für Signe, bis sie den im Buch oft zitierten Satz beherzigen kann.
„Das Licht. Dieses Licht! … Als ob in diesem Licht alles enthalten wäre, der Geruch des Wassers, die Rufe der Seevögel, das Murmeln und Tuscheln der Wellen, die sacht auf die Steine des Strandes rollen.“ Hier setzt sie letztendlich das erste Zitat um.

Ich lese gerne Romane, die eine Biographie mit Fiktion verbinden. Wenn sie dann so gelungen sind wie in diesem Fall, kann ich das Buch guten Gewissens empfehlen.

Veröffentlicht am 03.06.2019

10 Kapitel zu mehr Selbstvertrauen

Sich selbst vertrauen
0

Dieses informative Sachbuch vermittelt philosophisches Grundwissen auf interessante Art und Weise. Fundierte Teile von Philosophie und Psychologie sind gut eingeflochten. Hier wird Theorie verständlich ...

Dieses informative Sachbuch vermittelt philosophisches Grundwissen auf interessante Art und Weise. Fundierte Teile von Philosophie und Psychologie sind gut eingeflochten. Hier wird Theorie verständlich erklärt.

Das Buch ist sehr gut strukturiert, der Untertitel sehr prägnant und stimmig. Die Kapitelüberschriften werden sehr konkret und weisen deutlich auf das kommende Thema hin. Die Sprache ist gut gewählt, der Inhalt unterhaltsam und verständlich formuliert. Das handliche Format gefällt mir sehr gut, ebenso die Gestaltung des Covers. Schriftgröße und Satz sind absolut passend.

Anhand von lebensnahen Beispielen prominenter Personen werden die jeweiligen Aspekte klar und deutlich dargestellt. Zudem sind sie wissenschaftlich unterlegt. Jeder Leser kann aus den Beispielen für sich wichtige Elemente ableiten bzw. umwandeln.

Das Buch kommt nicht überheblich, sondern begleitend daher. Ich habe die einzelnen Aspekte als Vorschläge und für jedermann geeignet betrachtet. Meines Erachtens kann ein jeder das für sich richtige aus diesem Buch herausziehen, ohne sich dabei belehrt zu fühlen. Es kann sehr gut als Gedankenanstoß genutzt werden.

Mein Fazit: absolut empfehlenswert für alle, die sich mit dem Thema Selbstvertrauen befassen möchten.

Veröffentlicht am 11.04.2019

Tolle Mischung

Puccini zum Frühstück
0

Interessante Kombination aus Liebesroman und Leben am Theater

Als Spross einer reichen Hamburger Familie fällt die Hauptdarstellerin aus dem Rahmen und arbeitet am Theater. Eine interessante Ausgangsposition ...

Interessante Kombination aus Liebesroman und Leben am Theater

Als Spross einer reichen Hamburger Familie fällt die Hauptdarstellerin aus dem Rahmen und arbeitet am Theater. Eine interessante Ausgangsposition für einen gelungenen Roman. Verschiedene Erzählstränge laufen harmonisch zusammen – das Leben am Theater (Oper) mit all seinen Herausforderungen, die Familienproblematik und nicht zuletzt die Liebesgeschichte.

Mich hat die detaillierte, authentische Beschreibung der Vorgänge in der Oper/im Theater von den Vorbereitungen einer Aufführung, in diesem Fall Puccinis La Bohème, bis hin zur Premiere total fasziniert. Dieser zentrale Erzählstrang wird konsequent verfolgt und ist somit der wirkliche Star des Romans. Daneben kommt natürlich auch das Privatleben der Protagonistin nicht zu kurz. Erfreulicherweise steht dies nicht im Vordergrund, sondern läuft passend zum Hauptthema. Nicht nur das Liebesleben der Hauptdarstellerin spielt eine Rolle, sondern auch ihre nicht unproblematische Familie.

Aufgrund des Schreibstils und des interessanten Themas bereitet das Lesen dieses Romans großes Vergnügen.

Veröffentlicht am 08.04.2019

Berührende Liebesgeschichte

Zeilen ans Meer
0

Ein Roman komplett in Briefform – eine tolle Idee. Eine Liebesgeschichte über zwei Kontinente – eine gute Ausgangsposition für eine interessante Geschichte.

Eine Flaschenpost, die vor vielen Jahren geschrieben ...

Ein Roman komplett in Briefform – eine tolle Idee. Eine Liebesgeschichte über zwei Kontinente – eine gute Ausgangsposition für eine interessante Geschichte.

Eine Flaschenpost, die vor vielen Jahren geschrieben wurde und ihren Weg ins Meer fand, bildet die Basis für eine schöne Liebesgeschichte über zwei Kontinente. Zwei einsame Protagonisten mit sehr unterschiedlicher Vergangenheit finden über Briefe den Weg zueinander, wenn auch auf Umwegen. Beide kommen sehr sympathisch daher und man fiebert (und leidet) mit ihnen mit. Der lockere Schreibstil lässt die beschriebenen Umgebungen vor dem inneren Auge entstehen. Die Briefe geben einen Einblick in das Jetzt und die Vergangenheit der beiden Hauptpersonen des Romans. Dieser schwere Schritt ist sehr gut umgesetzt. Im weiteren Verlauf flacht die Geschichte leider etwas ab und holt mich nicht mehr so ab, wie am Anfang. Es tauchen ein paar Längen auf und Verhaltensweisen wiederholen sich beim jeweils anderen Partner.

Das Buch lässt sich fließend lesen und hat mir bis auf einige Kleinigkeiten gut gefallen, sodass ich es gerne weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Stimmung
  • Figuren
Veröffentlicht am 08.02.2019

Vergangenheitsbewältigung in den Nachkriegsjahren

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
0

Das Jahr 1947 ist durch die Hitzewelle im Hochsommer gekennzeichnet, was in dem Roman immer wieder passend thematisiert wird. In der Nachkriegszeit plagen Krieg und Hunger den Ort der Handlung: Köln und ...

Das Jahr 1947 ist durch die Hitzewelle im Hochsommer gekennzeichnet, was in dem Roman immer wieder passend thematisiert wird. In der Nachkriegszeit plagen Krieg und Hunger den Ort der Handlung: Köln und Umgebung. Das bergische Land wie auch die Stadt am Rhein haben viel Zerstörung erlebt.

Polizeiassistentin Friederike Matthée von der Weiblichen Polizei in Köln untersucht den Mord an der Gutsbesitzerin Ilse Röder, die brutal ermordet wurde und, wie sich herausstellt, eine frühere Kollegin war. Deren Rolle während der Zeit des Krieges gehen der Polizeiassistentin sehr nahe und erinnern sie an ihre eigene Flucht aus Ostpreußen. Der Verdacht fällt schnell auf ein junges Mädchen, das die Ermordete während der Kriegszeit kennen- und hassen gelernt hat. Friederike Matthée darf die erste Vernehmung durchführen und hat ihre Zweifel an der Schuld der Verdächtigen. Ein zweiter Erzählstrang führt Richard Davies von der Royal Military Police zurück nach Deutschland. Die beiden treffen sich wieder und ermitteln gemeinsam. Auch privat scheint sich etwas zu entwickeln. Die Ermittlungen gehen Richard sehr nahe und erinnern wiederum ihn an seine Vergangenheit. Er denkt viel über seine Ängste nach und gerät dadurch in Gefahr. Überraschende Wendungen geben dem Roman seine Spannung, halten sich jedoch in Grenzen, da viel Zeit auf die Entwicklung des privaten Umfelds der Protagonisten verwendet wird.

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, denn er lässt die Bilder der Nachkriegszeit im Kopf lebendig werden. Das Cover passt hervorragend hierzu. Die Mischung aus Kriminalfall, Beschreibung der Nachkriegszeit und das persönliche Umfeld der Protagonisten hat mich überzeugt.

Den ersten Fall habe ich nicht gelesen, was kein Hindernis für das Verständnis dieses Buches ist. Da es sich um einen abgeschlossenen Roman handelt und für den Verlauf wichtige Details aus dem ersten Teil eingestreut werden, kann man diesem historischen Krimi problemlos folgen.

Die Details zur Nachkriegszeit sind sehr gut recherchiert und in interessanter Weise mit der Fiktion kombiniert. Gerne möchte ich diesen Roman sowohl Krimi-Liebhabern als auch interessierten Lesern von historischen Romanen ans Herz legen.