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Veröffentlicht am 14.09.2019

Die Schwestern vom Ku'Damm - Wunderbare Zeiten

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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Handlung:
Berlin 1952
Langsam läuft es im Leben der Thalheims wieder rund. Das Kaufhaus läuft bestens, mittlerweile werden immer mehr Artikel geboten und die Damen der Stadt besuchen nur zu gerne das Geschäft. ...

Handlung:
Berlin 1952
Langsam läuft es im Leben der Thalheims wieder rund. Das Kaufhaus läuft bestens, mittlerweile werden immer mehr Artikel geboten und die Damen der Stadt besuchen nur zu gerne das Geschäft. Für Rike hat das Kaufhaus zwar immer noch oberste Priorität, langsam widmet sie sich aber auch mehr dem Familienleben mit ihrem Ehemann. Und auch Silvie ist vollkommen zufrieden. Sie arbeitet weiterhin beim RIAS als Rundfunkredakteurin und immer wieder hat sie Ideen für neue Formate. Trotzdem lauert in ihrem Kopf immer ein kleines Mantra, welches sich nicht verscheuchen lässt.
Am meisten Sorgen macht Silvies Zwillingsbruder Oskar. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg hat er einen leitenden Posten im familiären Betrieb inne, mit dem er sich nicht anfreunden kann. Zu sehr lauern die Vergnügen der Stadt auf ihn. Außerdem weiß er Freund und Feind nicht recht auseinanderzuhalten. Oskar stürzt den Familienbetrieb in eine Krise und langsam erkennt Silvie, dass sie auch Verantwortung für das Kaufhaus übernehmen muss.

Meinung:
Auf den ersten Blick zeigen sich beim Cover Ähnlichkeiten zu dem ersten Teil. Hier dominieren jedoch andere Farben und auch die Dame entspricht der Hauptprotagonistin des Buches, Sylvie Thalheim. Diese wirkt selbstbewusst und aufrichtig, sie weiß, was sie will und was ihr steht. Ihre Kleidung entspricht ganz dem Stil der damaligen Zeit und für mich ist sie mittlerweile das Gesicht von Sylvie. Im Hintergrund zeigt sich eine Szene aus dem Alltag. Die Stadt wirkt bunt und authentisch, es sind einige Autos zu sehen und im Vergleich zu dem Cover des ersten Teils wirkt die Szene lebendig. Vielleicht soll so gezeigt werden, dass die Welt sich von dem Zweiten Weltkrieg langsam erholt... Obwohl das Cover aufwendiger wirkt, als das vom ersten Teil, finde ich es trotzdem noch recht schlicht und auf jeden Fall ansprechend.

Glücklicherweise habe ich den ersten Teil der Trilogie erst vor kurzer Zeit gelesen, ich konnte mich noch vollkommen an die Handlung erinnern und hatte auch die Protagonisten noch im Gedächtnis. Von dieser Seite her gab es für mich keine Probleme mit dem Lesen. Ich musste mich aber erst etwas daran gewöhnen, dass sicch die Handlung um die Mittlere der Thalheim-Schwestern dreht. Das war wirklich eine Umgewöhnung, schon auf wenigen Seiten wurden die Unterschiede im Denken und Handeln zwischen Sylvie und Rica sichtbar. Nach vielleicht 50 Seiten hatte ich mich dann an diesen Umstand gewöhnt und konnte mich beim lesen zurücklehnen und der Handlung eifrig folgen.

Mir hat es richtig gut gefallen, dass nicht erst viele Details aus dem ersten Teil wiederholt wurden, sondern die Handlung direkt gestartet hat. Es gab ab und an kleine Andeutungen auf den ersten Roman, die einige Informationen wieder ins Gedächtnis rufen. Insgesamt kann ich nur empfehlen, vorher den ersten Teil zu lesen, um einige Aussagen und Umstände besser zu verstehen und vollkommen aufzunehmen. Ansonsten stelle ich mir es ab und an etwas schwer vor, den Aussagen einiger Protagonisten zu folgen.

Ich erinnere mich noch an meine Rezension zu dem ersten Teil, ich hatte bemängelt, dass es keinen fließenden Übergang zwischen dem Prolog und der eigentlichen Handlung gab. Bei diesem Buch sieht das ganz anders aus. Fließend geht die Handlung über, ich musste nicht erst innehalten, um die Situationen zu verbinden und konnte direkt weiterlesen. Hat mir sehr gut gefallen.
Auch die Schreibweise empfand ich wieder als richtig gut. Sie war flüssig, angenehm und nicht zu einfach, immer mit etwas Anspruch. Dazu haben die Protagonisten gezielt ihren Dialekt eingesetzt, was immer eine kleine Auflockerung der gerade erzählten Ereignisse war. Außerdem wurde so auch teils eine unterhaltsame Note in die Handlung gebracht.
Flüssig in die Beschreibungen wurden historische Details eingebracht. Es gab immer einen sehr passenden Zusammenhang zu den Erlebnissen der Protagonisten und die historischen Informationen waren breit gefächert. Nicht nur die politische Situation in Deutschland wurde angesprochen, sondern auch Ereignisse aus anderen Ländern.

Teilweise fand ich die Handlung leider etwas zu beladen. Es gab immer irgendwelches Drama in der Familie, was ich an sich in Ordnung finde. Es treffen Menschen mit unterschiedlichen Ansichten und Charakteren aufeinander, was eigentlich lebendig wirkte und teilweise wurden normale Streitigkeiten erzählt. Doch manchmal war es mir zu viel Drama, was alles passiert ist. Seien es Unfälle, Entführungen oder Erpressungen, immer ist etwas passiert und ich hätte mir mehr ruhigere Kapitel gewünscht, wo z.B.: über die Politik diskutiert wird.

Am Ende des Romans gibt es ein wunderbares kleines Detail, welches noch mal einen groben Rückblick auf die Handlung, vor allem aber auf Geschehnisse in Berlin zwischen 1952 bis 1957 gibt. Es wurde eine Zeittafel angefügt, die ich wirklich wunderbar finde. So ist es möglich, das Gelesene noch mal Revue passieren zu lassen und sich dazu passend einige Details der Handlung ins Gedächtnis zu rufen. Dadurch gibt es ein rundes Ende und ich bilde mir ein, dass sich einige Informationen besser in meinem Gedächtnis festsetzen.

Als Setting dient in diesem Teil fast nur die Stadt Berlin. Es gibt kleine Ausflüge an andere Orte, die jedoch nur wenige Seiten umfassen. Diesmal wirkte die Stadt zwar belebter, auf mich jedoch nicht so eindrucksvoll. Es gibt immer noch einige, tolle Umschreibungen mancher Orte, egal, ob sie noch zertrümmert oder wieder aufgebaut sind. Jedoch hielten sich diese in Grenzen, traten nicht so häufig auf. Es schien als hätte Silvie nicht so arg darauf geachtet, ich hatte das Gefühl, dass bei ihr die Mode eine größere Rolle spielt. Es gibt arg viele Hinweise, was sie oder auch andere Protagonisten gerade tragen oder was derzeit modern ist. Gleichzeitig passt diese Thematik auch sehr gut zu dem ganzen Buch, wo es sich oft um das Kaufhaus dreht. Auch wenn hier Silvies Leben, oft auch außerhalb des Geschäftes, beschrieben wird und das Kaufhaus eine etwas untergeordnete Rolle spielt.

Während im ersten Teil Rica zwar klar im Vordergrund stand, aber auch ihre Familienmitglieder eine größere Rolle einnahmen, liegen hier die Dinge anders. Silvie ist die klare Hauptprotagonistin, daneben wirken die anderen Charaktere etwas blass und sie agiert meist allein. Sowohl von Rica, aber auch von ihrem Vater oder der Stiefmutter ist nur noch wenig zu lesen, was ich etwas merkwürdig fand. Außerdem wurden die weiteren Personen dadurch nicht so lebendig, sie tauchten kaum auf und konnten nicht hervorstechen.
Die Anzahl der Charaktere wurde recht klein gehalten, abgesehen von der Familie Thalheim und Silvies Freunden gibt es nur wenige weitere Protagonisten. Einige sind noch aus dem ersten Teil bekannt, nur eine sehr geringe Anzahl taucht neu auf.
Ich musste mich erst etwas an Silvies offene, unverblümte Art gewöhnen. Von Anfang an empfand ich sie als freundlichen Menschen mit einem guten Herz und schnell wurde sie mir sympathisch. Ganz besonders toll empfand ich immer ihren Wunsch nach Freiheit, aber auch den, dass Leben nicht zu ernst zu nehmen. Dadurch brachte sie viel Schwung in die Handlung, neue Energie und hebt sich stark von dem Rest der Familie ab.

Fazit:
Die Handlung hat mir wirklich gut gefallen und ich bin gerade mehr als gespannt auf den dritten Teil, weil ich mir noch gar nicht vorstellen kann, wie es mit der jüngsten im Bunde, Florentine, weitergehen wird.
Ich muss leider sagen, dass mir dieser Teil nicht ganz so gut gefallen hat, wie der erste. Ich fand es schade, dass die gesamte Handlung sehr Silvie-bezogen war und die anderen Mitglieder der Familie etwas schwach daherkamen und nicht recht lebendig wurden. Dazu war mir die Handlung innerhalb der Familie Thalheim etwas hektisch und zu übertrieben dargestellt.
Richtig gut gefallen hat mir die Schreibweise, aber auch die wunderbare Einbindung der historischen Details, die für mich das Highlight des Buches waren. Es gibt wirklich die Möglichkeit, sich neues Wissen anzueignen und die Situationen an einem lebendigen Beispiel zu sehen. Auch Silvie hat mir recht gut gefallen, sie war ein lebendiger, freundlicher Charakter, der mir schnell sympathisch wurde und der ich nur das Beste gewünscht habe.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Für immer die Deine

Für immer die Deine
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Handlung:
Altes Land 1939
Von klein auf waren Fritz und Klara beste Freunde und aus der Freundschaft wurde eine ernste Beziehung, die sie aber vor den Eltern geheim halten. Bis Klara und Fritz ertappt ...

Handlung:
Altes Land 1939
Von klein auf waren Fritz und Klara beste Freunde und aus der Freundschaft wurde eine ernste Beziehung, die sie aber vor den Eltern geheim halten. Bis Klara und Fritz ertappt werden und sich schon bald heraustellt, dass Klara mit ihren 17 Jahren schwanger ist. Sie heiraten, gründen eine kleine Familie und sind glücklich mit ihrem Leben. Doch der zweite Weltkrieg macht auch vor ihrem Glück nicht Halt und Fritz muss an die Front. Klara bleibt mit dem Sohn allein zurück in Hamburg. Dabei lernt sie den mysteriösen, alten Mann aus der Dachgeschosswohnung kennen. Klara ist von ihm mehr als irritiert und erkennt, dass er nicht der Mann ist, für den er sich ausgibt.

Hamburg 2019
Passend zum Jahrestag des Beginn des Zweiten Weltkriegs will das Magazin Zeitgeist eine Sonderausgabe zu diesem Thema herausbringen. Der Inhalt: Zeitzeugen berichten. Voller Energie stürzt sich Marie auf diese Aufgabe und lernt während ihrer Recherche Fritz und Klara kennen. Marie ist nicht nur von deren Leben fasziniert, sondern auch der Ehe, die seit fast 80 Jahren Bestand hat. Bei den Gesprächen mit dem Ehepaar überdenkt auch Marie einige Entscheidungen.

Meinung:
Das Cover gefällt mir wirklich gut, gefühlt ist es in natura noch schöner als auf Bildern. Es vereint gleichzeitig altmodische, romantische Akzente durch kleine, ausgewählt Details. Die eigentliche Hintergrundfarbe ist sehr schlicht gehalten, es wurde sich bei der Gestalltung mehr auf die Blüten, sowie das junge Pärchen konzentriert. Gerahmt wird das gesamte Bild von Blumenzweigen, die wunderschön sind und einen altmodischen Hauch verströmen. Als Blickfang dient ein junges Paar, dass nur Augen füreinander hat und sich scheinbar durch nichts ablenken lässt. Insgesamt gefällt mir das Gesamtbild richtig gut, es ist sehr stimmig und wirkt besonders.

Tatsächlich habe ich das Buch schon oft gesehen, vor allem auf Instagram und habe dort nur positive Stimmen gehört. Und immer, wenn ein Buch so arg gelobt wird und für mich auch interessant klingt, will ich es selbst unbedingt lesen. Genau das war auch hier der Fall und durch Zufall konnte ich an der Leserunde auf Lovelybooks teilnehmen und das Buch lesen, aber auch diskutieren.

Ohne Ausnahme war die Schreibweise sehr gut und auf einem gleichbleibend angenehmen Niveau gehalten. Für mich war sie einfach zu lesen, mit vielen kleinen Beschreibungen, die Lebendigkeit hereingebracht haben. Dazu gab es ganz fantastische Beschreibungen, die ich mir oft bildlich vorstellen konnte. Ich hatte nur bei der Handlung in der Gegenwart ab und an das Gefühl, dass sie nicht so ausführlich und detailiert beschrieben wurde, sondern sich auf vor allem auf die Vergangenheit konzentriert wurde.

Ich fand es wirklich unglaublich, wie die Geschichte von Klara und Fritz, aber auch von dem unbekannten Mann aus dem Dachgeschoss geschildert wurde. Mit einfachen Worten wurden Umstände, Geschehnisse bildhaft beschrieben, die sich in dem Moment ins Gehirn eingebrannt haben. Während des Lesens haben mich die Geschichten einfach nicht losgelassen und ich wollte das Buch am liebsten gar nicht aus der Hand legen.
Um die Rezension zu schreiben, habe ich ein paar Tage gebraucht. Direkt nach der letzte Seite war mein Hirn gefühlt leer und ich habe nicht sofort Worte gefunden und musste mir auch erst mal überlegen, welche Bewertung ich dem Buch geben möchte.

Die Handlung findet auf zwei Zeitebenen statt, einmal in der Gegenwart, einmal zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Vorrang hatte eindeutig die Geschichte von Klara und Fritz, diese hat mehrere Kapitel gefüllt und bildete die Grundlage des Romans. Meiner Meinung nach haben sich Maries Abschnitte darum entwickelt und sie waren auch immer kürzer, knapper gehalten.
Durchweg fand ich den Zeitstrang in der Vergangenheit interessanter. Ich habe begierig auf diese Kapitel gewartet und sie verschlungen. Die Handlung wurde lebendig beschrieben und das ganze Schicksal von Klara und Fritz emfand ich als berührend.

Als Setting dienen ganz unterschiedliche Orte. Es gibt eine Überscheidung bei den Handlungsorten, das Gutshaus von Klaras Vater. Dieses war wirklich mein Lieblingsort, es war ganz wunderbar atmosphärisch beschrieben und war unglaublich bildhaft. Außerdem sind dort einige, wichtige, teils unterhaltsame Dinge passiert.
Leider haben mir die weiteren Handlungsorte der Gegenwart nicht ganz so gut gefallen. Sie waren etwas leblos und nicht mit ganz so schmückenden Worten beschrieben. Ganz anders sah es mit den Lokalitäten der Zeit um den Zweiten Weltkrieg aus. Diese Orte konnte ich mir richtig gut vorstellen, sie haben auch immer ein Stück der Stimmung der Bewohner ausgedrückt. Wenn Klara in ihren vier Wänden glücklich war, hat sich das auch auf die Beschreibung oder Einrichtungsgegenstände übertragen. Auch bei schlechter Laune oder einer bedrückten Stimmung war dies spürbar und herauszulesen.

Im Grunde gibt es drei Hauptcharaktere, Klara, Fritz und Marie. Mit allen war ich nicht durchweg glücklich, von Zeit zu Zeit hatte ich mit allen mal ein Problemchen.
Ich fange mal bei Klara an. Als Kind, Jugendliche und auch als junge Mutter fand ich sie unglaublich sympathisch, sie war lebensfroh, gutmütig und gewitzt. Klara hatte die Begabung, Menschen um ihren Finger zu wickeln und genau das war auch bei mir anfangs der Fall. Bis sie sich weiterentwickelt hat, was eigentlich eine gute Sache ist. Und ich fand es auch interessant, zu sehen, wie sie von einem kleinen Mädchen aufgewachsen ist und zu was für einer Person sie im hohen Alter von ungefähr Mitte 90 geworden ist. An sich fand ich die Entwicklung wirklich gut, es wurde gezeigt, was der Krieg mit einem Menschen macht. Sie ist schnell erwachsen geworden, hat Verantwortung übernommen und ist die Dinge mit Elan angegangen. Doch sie hat ihre sympathischen Züge größtenteils verloren. Zugegebermaßen kam das auch etwas durch Handlungen, die ich wahrlich nicht gutheiße, aber dafür will ich Klara nicht verurteilen. Als alte Dame hat sie mir dann wieder recht gut gefallen, sie wirkte etwas blass dargestellt, im Großen und Ganzen hat sie am Ende wieder gezeigt, dass sie eigentlich ein toller Mensch ist. Und dabei auch wieder jugendlicher, nicht so ernst gewirkt.
Fritz empfand ich eigentlich als angenehmsten der drei Hauptcharaktere. Ein ruhiger Geselle, mit dem man ernsthaft reden kann, aber auch Pferde stehlen kann. Eigentlich hat er mir durchweg gut gefallen, auf jeden Fall gab es keine Stelle, an der ich ihn nicht sympatisch fand. Leider war seine Figur etwas blass gezeichnet. Während der ganzen Handlung hat er keine schlechte Seite gezeigt, wirkte nie sonderlich verletzt, war im Grunde zu gut für die Welt. Fritz hat nur wenig Gefühle gezeigt, was mir gefehlt hat. Als junger Bursche war er dazu in der Lage und plötzlich war dies weg. So ging auch ein Stück Lebendigkeit flöten. Gerne hätte ich an ihm mehr Ecken und Kanten gesehen.
Marie stand nie so arg im Mittelpunkt wie die anderen beiden, bereits besprochenen Charaktere. Und ein wenig hat sich das auch auf ihren Charakter ausgewirkt. Mit Marie bin ich nie auf einer Wellenlänge gewesen, sie war charakterlich etwas schwächer dargestellt. Viele ihrer Aussagen und Handlungen fand ich gut, habe aber leider nie einen Draht zu ihrem Charakter gefunden. Beruflich macht sie zwar mit ihrem eigenwilligen Einsatz Nägel mit Köpfen, privat fehlt mir dieser Einsatz. Ich glaube, wenn sie da etwas stärker durchgegriffen hätte und eher Entscheidungen getroffen hätte, wäre sie mir sympathischer gewesen.

Fazit:
Die eigentliche Geschichte hat mir richtig gut gefallen, es wurden Fakten genannt, die mir bisher noch nicht so bekannt waren. An vielen Stellen war die Handlung so perfekt ausgefeilt, dass ich vollkommen begeistert war. Angefangen von der wirklich interessanten Grundgeschichte, über die wunderbare Schreibweise mit hervorragenden Beschreibungen. Oft wurde die Stimmung der jeweiligen Charaktere durch wenige Worte an den Leser geleitet, was der Handlung Authentizität und Lebendigkeit verliehen hat.
Es gibt einige, kleine Kritikpunkte, für die ich gesamt einen Punkt abziehe. Dazu zählen für mich ab und an die Charaktere, mit denen ich nicht ganz zufrieden war, aber auch der nicht ganz so interessante Handlungsstrang in der Gegenwart.

Veröffentlicht am 25.08.2019

Das Savoy - Aufbruch einer Familie

Das Savoy - Aufbruch einer Familie
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Handlung:
England 1932
Auch nach fast vierzig Jahren steht immer noch Sir Laurence Wilder an der Spitze des Savoys. Ihn erfüllt es immer noch mit Freude, durch sein Hotel zu gehen, sich um die Belange ...

Handlung:
England 1932
Auch nach fast vierzig Jahren steht immer noch Sir Laurence Wilder an der Spitze des Savoys. Ihn erfüllt es immer noch mit Freude, durch sein Hotel zu gehen, sich um die Belange zu kümmern und mit den Gästen zu plaudern. Bis er eines Tages einen Schlaganfall erleidet, der Auftakt zu einer Reihe von merkwürdigen Begebenheiten ist...
Er vertraut seiner Enkelin Violet die Führung des Hotels an. Doch die junge Frau hat eigentlich andere Pläne, sie träumt von einer Karriere als Autorin, ist derzeit bei der BBC angestellt. Violet will ihrem Großvater den Wunsch erfüllen und arbeitet sich langsam in die Welt des Hotels ein. Doch sie hat Probleme, sich in dieser Welt zurechtzufinden und sich mit der Situation zu arrangieren. Noch dazu glaubt Violet nicht daran, dass der Schlaganfall ihres Großvaters aus heiterem Himmel kam...

Meinung:
Das Cover ist sehr schlicht gehalten, die dominierende Farbe ist weiß, zusammen mit einem auffälligen rot, welches sich immer wieder erkennen lässt. Sei es an der Schrift, dem Mantel der Dame oder in den Schaufenstern der Geschäfte. Insgesamt finde ich die wenigen Details auf dem Cover richtig gut. So wird das Hauptaugenmerk auf die Dame, sowie die Gebäude gelenkt. Es scheint, als würde die Dame erst mal stehen und das Savoy bewundern, was ich nur zu gut verstehen kann. Ich habe im Internet gesucht, und war erstaunt, wie schön das Gebäude ist. Und ganz besonders toll ist es, dass die Häuser genau dem Original entsprechen und ein wahres Bild wiedergeben. Ein toller Anblick!
Ich finde, dass das gesamte Cover sehr edel und ausgewählt wirkt. Es scheint eine besondere Welt zu zeigen, in diesem Fall die Welt der Reichen und Schönen im Savoy.

Das Savoy ist ein geläufiger Begriff, von dem ich aber tatsächlich nichts weiter weiß, außer, dass es sich hierbei um fabelhafte Hotels handelt. Ich glaube mich auch schwach erinnern zu können, dass ich das Londoner Savoy während einer Studienreise mal vom Bus aus gesehen habe. Ansonsten habe ich keinen Bezug zu dem Hotel. Daher war ich gespannt, das Buch zu lesen und mehr über dieses aufregende, luxuriöse Hotel zu erfahren.

Sofort hat mir die Schreibweise gefallen. Das hat durchweg angehalten und ich habe das Buch richtig gerne in die Hand genommen. Sie war recht einfach gehalten, teilweise mit etwas Witz oder anspruchsvolleren Szenen, im Grunde konnte man es einfach und flüssig lesen. Ich fand es besonders toll, dass ganz viele Charaktere stark beschrieben wurden, nicht so sehr vom Aussehen, eher von Gewohnheiten oder Erlebten. Dadurch wurde wirklich ein jeder lebendig, egal ob er eine große oder eher kleine Rolle einnimmt.
Während der ganzen Handlung gibt es einen allwissenden Erzähler, der über viele verschiedene Personen berichtet. So handeln die Kapitel nicht nur von Sir Laurence oder Violet, sondern auch von Hotelgästen oder dem Hoteldetektiv. Obwohl manche eher Nebenfiguren sind, werden auch diese auf eine besondere Art beschrieben und ein Teil ihres Lebens näher erzählt. So wurde die Handlung sehr abwechslungsreich gestaltet, man wusste nie, was einem im nächsten Kapitel erwartet. Und am Ende zieht sich ein roter Faden durch all die erwähnten Personen, auch wenn dieser nicht vollständig aufgelöst wird und erklärt wird. Man kann sich zwar einiges zusammenreimen und einiges wurde auch erwähnt. Aber richtig zufrieden bin ich mit dem Ende nicht. Wahrscheinlich wird es in der Fortsetzung eine Auflösung geben, auf die ich schon sehr gespannt bin.

Es gibt eine Unterteilung in meist kurze Kapitel, die alle einen Überschrift haben. Diese Titel beziehen sich immer auf das Kapitel, bei einigen wird der Sinn dahinter schnell deutlich, bei anderen erst am Ende des Kapitels. Ich finde, dass es sich hierbei um ein schönes Detail handelt.
Die Handlung erstreckt sich über einige Wochen. Das kommt während des Lesens nicht immer so raus, manchmal war ich erstaunt, wenn angegeben war, dass eine bestimmte Zeit vergangen ist. Hier hätte ich es durchaus für angebracht gehalten, wenn es eine klarere Abgrenzung gegeben hätte.
Gleichzeitig haben mir die zeitlichen Sprünge gefallen. Die Kapitel wurden nicht nur kurzweilig erzählt, sondern es entstanden keine Längen. Stets wurden nur wichtige Ereignisse beschrieben, die für den weiteren Verlauf wichtig sind. Mal handelt es sich hierbei um ein Gespräch, mal um eine Begebenheit oder um Gedanken von Violet.

Mit London und bevorzugt dem Savoy wurde ein interessantes und mir recht unbekanntes Setting gewählt. Dazu kommt eigentlich nur noch die Redaktion der BBC und die Haupthandlungsorte sind genannt. Das Studio wurde für meinen Geschmack zu weitläufig und zu wenig eingängig beschrieben. Ich konnte mir nicht wirklich etwas darunter vorstellen, weder das Gebäude mit den Zimmern irgendwie verorten, noch mir die Räume vorstellen.
Das Savoy im Gegensatz war ein Traum. Ein schillernder Ort des Luxus mit wahnsinnig interessanten Persönlichkeiten und Geschehnissen. Auch das Gebäude erschien endlos groß, hat mich aber absolut nicht gestört. Vielleicht weil dort viele Orte genauer beschrieben werden und so ein Bild geben, was ich mir vorstellen konnte.

Als ich mit dem Lesen angefangen habe, hatte ich durchaus meine Erwartungen, die alle durch den Klappentext entstanden sind. Ich hatte erwartet, dass es Informationen zu dem Savoy und den täglichen Vorgängen in dem Hotel gibt. Dazu war ich gespannt darauf, wie sich Violet wohl mit der Leitung des Hotels abfinden wird und ob sie dafür geschaffen ist. Immerhin stellt sich die junge Frau einer Mammutaufgabe, die man nicht mal eben mit links macht. Im Grunde hatte ich mit einer recht ruhigen Geschichte gerechnet, in der alltägliche Probleme und Begebenheiten beschrieben werden. Und war dann mächtig überrascht, dass dem nicht so war.
Oft hat der Roman Züge einer kleinen Detektivgeschichte auf der Suche nach dem Schuldigen und den Beweggründen hinter den Handlungen. Eigentlich entspricht das eher weniger meinem Interesse, für Krimis, Detektivgeschichten und dergleichen konnte ich mich nie sonderlich begeistern. Doch hier hat es funktioniert. Ich bin der Geschichte mit viel Spannung gefolgt, habe mir meine Gedanken gemacht und mitgerätselt. Am Ende hat genau dieser Aspekt mein Interesse geweckt und die Geschichte ausgezeichnet.

Zu guter letzt noch einige Worte zu den Protagonisten. Violet ist die Hauptprotagonistin, eine junge Frau, die ihre eigenen Pläne hat, welche aber durchkreuzt werden. Stellenweise fand ich sie sympathisch, in anderen Situationen war sie mir zu unentschlossen. Violet fällt es nicht nur schwer, sich zwischen dem Hotel und der BBC zu entscheiden, sondern auch zwischen zwei Männern. Gerne hätte ich ihr zugerufen, dass sie mit den Gefühlen der Herren spielt und sich endlich mal entscheiden soll. Mit ihrer Figur kam ich nicht so klar, wie ich es mir erhofft hatte.
Sir Laurence fand ich einfach fantastisch. Er wirkt wie ein sympathischer alter Herr, mit viel Stil und Klasse, der mit seinem Auftreten einen Raum ausfüllen kann. Dieses Charisma hat vielen anderen Personen gefehlt, weshalb er definitiv meine Lieblingsfigur ist.
An dem Buch fand ich es besonders, dass selbst die Nebencharaktere recht ausführlich dargestellt wurden und es einige Kapitel gab, die sich nur ihnen gewidmet haben. Darin konnte man kleine Details aus dem Leben erfahren und so werden sie lebendig und ich habe mir auch über sie Gedanken gemacht.

Fazit:
Obwohl meine Erwartungen andere waren, hat mich das Buch nicht enttäuscht. Es gibt kleine Kritikpunkte, für die ich gesamt einen Stern abziehe, dazu zählt die Darstellung Violets und die nicht genau erklärten Zusammenhänge, die die Geschehnisse ziemlich unerklärt lässt. Ansonsten hat mir das Buch wirklich gut gefallen, die Schreibweise hat dazu eingeladen, immer weiterzulesen und die restlichen Protagonisten waren interessant. Dazu war die Darstellung des Savoys traumhaft und ich fand es interessant, einen Einblick in diese Welt zu erhalten.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Mit dem Wind

Mit dem Wind
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Handlung:
Frankfurt 1879
Mathilde ist ein äußerst abenteuerlustiges Mädchen und geht keinem Erlebnis aus dem Weg. Als Mathilde mit ihrer Mutter auf Kur ist, sieht sie das erste Mal einen Heißluftballon ...

Handlung:
Frankfurt 1879
Mathilde ist ein äußerst abenteuerlustiges Mädchen und geht keinem Erlebnis aus dem Weg. Als Mathilde mit ihrer Mutter auf Kur ist, sieht sie das erste Mal einen Heißluftballon und lernt den Heißluftballonfahrer Paul Naumann kennen. Mathilde ist von dessen Aufführung mehr als begeistert und hegt sofort den Wunsch ebenso schwerelos über die Erde zu fliegen und die Welt von oben betrachten zu können.
Nachdem sie Paul erst jahrelang assistiert hat, ermöglicht dieser Mathilde irgendwann, selbst einmal zu fliegen. Zusammen mit Paul erlebt Mathilde einige Abenteuer, sie werden nicht nur beruflich, sondern auch privat ein Paar. Bald wird das Glück mit einem Kind gekrönt und das Leben von Mathilde ist perfekt. Bis ein tragischer Unfall geschieht, nachdem alles anders sein wird, als zuvor...

Meinung:
Das Cover hat mir auf Anhieb gefallen. Es wirkt leicht und locker, gibt Hoffnung und zeigt den Wunsch und die Leidenschaft von Mathilde. Es werden Details aus dem Roman eingebracht, sei es die junge Dame, die durchaus Mathilde darstellen könnte oder die Heißluftballons, die ein großes Thema im Buch sind. Im unteren Teil befindet sich ein Fluss, der ein Handlungsort ist und einen besonderen Ort für Mathilde darstellt. Das Gesamtbild ist rund und stimmig, gefällt mir gut und passt perfekt zu dem Roman.

Als ich das erste Mal die Inhaltsangabe durchgelesen habe, war ich an der Handlung interessiert. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich mit dem Ballon fahren nie groß befasst habe und kaum etwas dazu weiß. Und erst recht nicht zu der damaligen Zeit, wo das alles noch recht neu und unbekannt war.
Dazu fand ich Mathilde direkt interessant. Sie wird besonders und anders beschrieben, modern, fortschrittlich und nicht nur auf ihr Aussehen und Auftreten bedacht. Das hat mir an ihrem Charakter sofort gefallen und ihr Wunsch nach Eigenständigkeit, sowie ihr Traum, eines Tages selbst über die Erde zu schweben war mir sympathisch. Es wurde deutlich, dass sie darum kämpfen will und somit deutete alles auf eine starke Protagonisten hin, auf die ich sehr gespannt war.

Von der ersten Seite bis zum Ende hat mir die Schreibweise unglaublich gut gefallen. Sie war leicht zu lesen, locker und einfach gehalten, weshalb ich sehr schnell in der Handlung weitergekommen bin. Hier kann ich wirklich sagen, dass die Kapitel nur so an mir vorbeigeflogen sind und ich viel zu schnell am Ende angelangt war.
Ich war erstaunt, was für ein schnelles und etwas vorlautes Mundwerk schon die jugendliche Mathilde hat und das dies auch so angehalten hat. Mathilde ist nie um eine Aussage verlegen und redet so, wie sie denkt. Dadurch wirkt sie menschlich und lebendig, hat mir in ihrem Auftreten gut gefallen.

Ab und an hätte ich es gut gefunden, wenn ein paar mehr historische Details eingebunden worden wären, das kam nur äußerst selten vor. So hat sich die Autorin wirklich besonders auf Mathilde, ihre Familie und das Ballonfahren konzentriert, was aber auch vollkommen in Ordnung ist. Eigentlich war es sogar gut, dass das Hauptaugenmerk darauf gerichtet war, so sind wunderbar sympathische und liebenswerte Charaktere entstanden.

Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. Einmal beginnt die Handlung 1879 mit der jugendlichen Mathilde und man folgt ihrem Leben viele Jahre. Die zweite Zeitebene spielt im Jahr 1929 und darin beschreibt Mathildes Tochter Rosa kurz ihr Leben und vor allem Details aus dem Leben ihrer Mutter. Dies erzählt sie zwei verschiedenen Personen und darauf folgend gibt es immer einige Kapitel, in denen das Leben von Mathilde erzählt wird.
Das kam für mich äußerst überraschend, ich hatte eigentlich erwartet, dass durchweg das Leben von Mathilde geschildert wird. An sich finde ich die Idee, zwei zeitliche Ebenen einzubauen okay, konnte mich aber nur schwer mit Rosa anfreunden. Sie ist sehr schüchtern und zurückhaltend, ein kompletter Gegensatz zu ihrer starken, aufgeweckten und sympathischen Mutter. Ich fand die Kapitel aus der Vergangenheit stets interessanter, die Handlung wird einfach bunter und belebter beschrieben und wirkt nicht so steif.

Allgemein wird die Handlung von einem allwissenden Erzähler beschrieben, der viele Details aus dem Leben der Protagonisten geben kann und oft auch in die Gedanken der Personen schaut. Hierbei begleitet man als Leser fast nur Mathilde und ihre Erlebnisse, nur selten wechselt der Erzähler auf Fritz und beschreibt auf einigen Seiten seine Gedanken und Handlungen.

Die Handlung wurde interessant beschrieben, es entstanden absolut keine Längen und ich habe das Buch gern gelesen. Leider muss ich sagen, dass mir die Handlung ab und zu etwas zu vorhersehbar war. Im Grunde waren einige Ereignisse oder Begebenheiten nicht überraschend für mich. Schon eher hatte ich das genau so gedacht und wurde bald darauf in meiner Vermutung bestätigt. Das fand ich etwas schade, weil es so wirklich keine Punkte gibt, die mich überrascht haben. Dadurch gab es natürlich auch keine hohe Spannungskurve.
Längen konnten erst gar nicht entstehen, da viele Zeitsprünge eingebaut wurden, die nur wenige Jahre umfassten und stets dann einsetzten, wenn etwas besonderes in Mathildes Leben passiert. Mir hat das Sprunghafte richtig gut gefallen, so wird wirklich nur das Wichtigste beschrieben und gleichzeitig passt das auch zu Mathilde. Sie bleibt nicht lange auf einem Punkt, will sich weiterentwickeln und lernen.

Lange Zeit war ich unentschlossen, welche Bewertung ich dem Buch geben werde. Ich fand die Handlung gut, aber nicht umwerfend und habe mir irgendwann gedacht, dass ich einfach mal das Ende abwarten werde. Und genau das war die richtige Entscheidung. Mir haben die letzten Seiten wirklich gut gefallen, ich war emotional berührt und gleichzeitig begeistert. Obwohl es auch nicht sonderlich überraschend war, hat es mich mitgenommen, wirkte natürlich und einfach passend.

Als Setting dient vor allem Frankfurt, dazu gibt es wenige Szenen in Wiesbaden, die einen wichtigen Schritt in ein neues Leben für Mathilde bedeuten. Es gibt nur wenige Orte in Mathildes Heimatstadt Frankfurt, wo Szenen spielen. Meist finden diese in der Wohnung der Familie Krämer, der Werkstatt von Paul Naumann oder dem Fluss statt, wo sie sich häufig mit Fritz trifft. Es gibt recht wenige Beschreibungen der Orte, man kann sie sich nur grob vorstellen oder sich einiges dazudenken. Deshalb fand ich es bewundernswert, dass die Wohnung der Krämers so lebendig, gemütlich und einladend wirkte. Man erfährt darüber nur ganz wenig und trotzdem strahlt sie ein heimeliges Gefühl aus.

Wie vielleicht schon aus meinen Worten herauszulesen war hat mir der Charakter von Mathilde richtig gut gefallen. Sie war eine starke Person, die für ihre Wünsche gekämpft hat, auch mal den Mund aufgemacht hat, wenn ihr etwas nicht gepasst hat und sehr natürlich in ihrem Auftreten war. Ihr ganzer Charakter war stimmig, sie war sympathisch und ich habe Mathilde gern auf ihrem Lebensweg begleitet.
Auch die anderen Protagonisten waren richtig gut ausgearbeitet, hatten besondere Charakterzüge und sind sich selbst treu geblieben. Haben ihre Meinung und Aussagen mit allem verteidigt und haben vor allem Mathilde unterstützt, ihr zugeredet und versucht, sie zu verstehen.
Lediglich Paul Naumann fand ich kompliziert. Er ist aus der Masse herausgestochen, weil er anders war und man ihn nicht einschätzen konnte. War er wirklich ein so sympathischer Mensch oder ist das nur eine Maske? Ich fand ihn auch in seiner Beschreibung nicht ganz so ausgereift und anschaulich. Ihm fehlt das besondere Etwas, dass ihm mir sympathisch gemacht hätte. So habe ich seine Handlungen und Aussagen hinterfragt und kritisch betrachtet.

Fazit:
Bis auf meinen Kritikpunkt, dass ich die Handlung etwas vorhersehbar fand, war ich wirklich angetan von dem Buch. Die Schreibweise war einfach wundervoll und ich habe es geliebt, wie schnell sich das Buch lesen ließ. Mathilde war ein sympathischer, aufgeweckter Hauptcharakter, der immer wieder Schwung in die Handlung gebracht hat und einfach toll war. Dazu hat mir die Ausarbeitung der anderen Charaktere gut gefallen und die Details über Heißluftballons waren interessant und es war dem Leser möglich, ein Stück dieser Geschichte mitzuerleben.

Veröffentlicht am 19.07.2019

Die Malerin des Nordlichts

Die Malerin des Nordlichts
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Handlung:
Norwegen 1922
Signe lebt endlich so, wie sie es sich seit einigen Jahren gewünscht hat. Frisch geschieden geht sie ihrer Leidenschaft, der Malerei nach und hat endlich die Möglichkeit, sich in ...

Handlung:
Norwegen 1922
Signe lebt endlich so, wie sie es sich seit einigen Jahren gewünscht hat. Frisch geschieden geht sie ihrer Leidenschaft, der Malerei nach und hat endlich die Möglichkeit, sich in der Kunstwelt zu etablieren. Signe nimmt Unterricht bei Paul Gauguin und immer wieder fallen ihr Aussagen ihres berühmten Onkels, Edvard Munch, ein, die ihr Anreiz auf neue Werke geben.
Jahrelang denkt sie, dass ihr nichts fehlt. Eines Abends lernt Signe zufällig Einar kennen und spürt sofort eine Seelenverwandschaft. Doch ist eine Liebe bei fast zehn Jahren Altersunterschied möglich? Oder haben Signe und Einar Angst, dass die Gesellschaft sie dafür kritisieren wird?

Meinung:
Auf den ersten Blick erinnert das Cover an die anderen Bände der Künstlerinnen-Reihe des Aufbau Verlags. Mir gefällt dieser Wiedererkennungswert und ich finde es unglaublich toll wie Frauen in den Mittelpunkt gerückt werden und eine einzigartige Lebensgeschichte erzählt wird.
Mir gefällt die Farbenvielfalt, die aber trotzdem nicht zu viel ist und ein angenehmes Bild bietet. Die Landschaft wirkt malerisch schön, dazu ein Haus, welches typisch norwegisch erscheint. Eine Dame geht auf das Häuschen zu, sie könnte Signe darstellen, die Hauptperson des Buches.

Edvard Munch war mir natürlich ein Begriff, von seiner Nichte habe ich noch nie etwas gehört. Umso gespannter war ich auf die Geschichte von der mir bisher unbekannten Person. Am liebsten hätte ich schon nach wenigen Seiten im Internet nach Bildern von der Malerin gesucht, um auch beim Lesen ein Bild von ihr vor Augen zu haben. Gleichzeitig hatte ich zu viel Angst, dass mir dadurch Details verraten werden und so war ich umso motivierter, das Buch zu lesen und dann endlich googeln zu können.
Von Lena Johannson habe ich schon zwei-drei Bücher gelesen und mir ist vor allem die richtig gute Schreibweise in Erinnerung geblieben. Darauf hatte ich auch hier gehofft und wurde nicht enttäuscht. Durchweg blieb die Schreibweise auf einem konstant guten Niveau, war angenehm und ermöglichte ein flüssiges Lesen. Viele Stellen, besonders Beschreibungen von Häusern und der Natur, waren bildhaft und ließen ein Bild vor meinen Augen entstehen. Die Orte waren nicht nur bildhaft beschrieben, sondern auch so ein Highlight. Sie wirkten lebhaft und fassbar. Zeugten von der umfassenden Recherche der Autorin, aber auch ihrem Wunsch, das Buch stimmig zu machen.

Durchweg war die Handlung spannend gehalten, es gibt immer wieder ruhige Kapitel, auf die aufregendere folgen, in denen mehr passiert. Insgesamt werden auf den 448 Seiten knapp 22 Jahre erzählt, wobei es immer mal kleine Zeitsprünge gibt. Am Anfang eines jeden Kapitels ist vermerkt, in welchem die Handlung stattfindet und es ist wichtig, dies auch immer zu beachten. Ansonsten ist man arg überrascht, wenn plötzlich einige Jahre vergangen sind, was man aber erst ein ganzes Stück später bemerkt.
Mit den Zeitsprüngen hatte ich absolut keine Probleme, mir waren sie sogar angenehm. So konnten erst gar keine Längen entstehen, sondern ich hatte immer das Gefühl, dass nur das Wichtigste geschildert wird. Außerdem hätte die Geschichte große Ausmaße angenommen und wäre zu ausführlich gewesen.

Als Hauptcharakter agiert Signe Munch. Eine Frau, Ende dreißig und frisch geschieden. Etwas unsicher und schüchtern, eher introvertiert und mit einer bescheidenen Anzahl an Freunden, die dann aber auch die richtigen Freunde sind, denen sie vertrauen kann. Teilweise wirkte Signe um einiges jünger und öfter fiel es mir schwer, sie mir in solch einem Alter vorzustellen. Dies verstärkt sich, als sie irgendwann an die 50 Jahre alt ist. Signe schien nie zu altern, sich nicht zu verändern. Es gab an ihrem Charakter nur wenige Veränderungen, diese betrafen meist ihren Malstil und ihre Gemälde. Charakterliche Veränderungen waren rar. Sie waren vorhanden, aber nur schwer erkennbar. Erst gegen Ende des Buches, auf den ungefähr letzten 100 Seiten änderte sich Signe. Verschloss nicht immer nur die Augen, sondern wollte aktiv etwas sagen und mitwirken. An sich eine gute Sache, aber mir kam der Wandel etwas zu spät.
Während ich Signe´s Charakter anfangs sympathisch und freundlich fand, sie mochte und gut fand, hat sich das geändert. Ihre sympathische Ader verschwand etwas und sie wurde mir ziemlich egal. Ich habe an ihrem Leben und Erlebnissen immer noch großes Interesse gehabt, aber ihr Wesen konnte mich nicht mehr berühren.

Neben Signe gab es einige Nebencharaktere, von denen die meisten in einer schönen Regelmäßigkeit auftraten. Ich muss sagen, dass ich ehrlich überrascht war, wie selten Edvard Munch auftritt, immerhin steht sein Name ebenfalls abgedruckt auf dem Titel. Nach dem Lesen des Nachwortes war dieser Umstand schlüssig, während der Lektüre war ich etwas erstaunt.
Auch bei den weiteren Charakteren wurde versucht, sie in einer lebendigen und authentischen Art darzustellen, sodass sie für den Leser zugänglich werden. Leider ist das nicht so ganz geglückt. Die Protagonisten hatten alle ihre Eigenarten und Merkmale, konnten sich aber nicht herausheben. Ein gutes Beispiel dafür ist eine Freundin von Signe. In den ersten Kapiteln hat sie vor Freude und Tatendrang gestrotzt, war etwas Besonderes und ihr Charakter hat Spaß gemacht. Irgendwann war diese Unbeschwertheit weg und sie wurde eintönig und in ihr ließ sich nicht mehr die Person vom Anfang wiedererkennen.

Fazit:
Lena Johannson erzählt die packende Geschichte von Signe Munch, eine Frau, die ziemlich in Vergessenheit geraten ist. Sie hat ein bewegendes Leben geführt und war am Ende betrachtet eine starke Persönlichkeit (auch wenn ich beim Lesen ab und an einen anderen Eindruck hatte). Besonders überzeugen konnte mich die hervorragende Schreibweise und die traumhafte Beschreibung von Orten. Es hat richtig viel Spaß gemacht, mit den Protagonisten durch Orte und Wälder zu streifen, Häuser, sowie die Natur zu betrachten. Mein einziger Kritikpunkt sind die Charaktere, die für mich in ihrer Darstellung nicht ausgereift sind.
Ansonsten gab auch dieser Teil der Künstlerinnen-Reihe wieder einen interessanten Einblick in das Leben einer Frau, von der ich noch nie etwas gehört hatte. Ich bin schon gespannt, um welche Personen sich die folgenden Teile drehen werden!