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Veröffentlicht am 13.05.2020

Landleben Landliebe

Bleib doch, wo ich bin
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Ein Roman, der auf dem Land spielt, in dem ein Shetlandpony eine wichtige Rolle spielt und die Protagonistin eine große Chaotin ist...muss ich lesen! So meine Ambition vor dem Aufschlagen der ersten Seite ...

Ein Roman, der auf dem Land spielt, in dem ein Shetlandpony eine wichtige Rolle spielt und die Protagonistin eine große Chaotin ist...muss ich lesen! So meine Ambition vor dem Aufschlagen der ersten Seite von "Bleib doch, wo ich bin".

Nach dem Zuschlagen des Buches bleibt Begeisterung. Hier und da kleine Kritikpunkte, aber vor allem der Wunsch zurückzukehren nach Neuberg. Warum? Das erkläre ich gern.

Kaya ist eine ausgesprochen sympathische Protagonistin. Chaotisch, aber liebenswert. Verrückt nach Tieren und die beste Tante der Welt. Um letzterem Job gerecht zu werden, übernimmt sie das Gespräch mit dem Lehrer ihrer Nichte und gibt sich als deren Mutter aus. Ein Unterfangen, das unabsehbare Folgen hat.

Ich möchte inhaltlich nicht zu viel vorwegnehmen, denn ich möchte, dass alle Leserinnen und Leser den Effekt "Das macht sie jetzt nicht wirklich?" "Oh nein, was für ein Schlamassel" selbst erfahren.
Es sei so viel gesagt: Kaya springt von einem Fettnäpfchen ins Nächste. Ihre Art muss man einfach mögen und hat mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht.

Als Dorfkind fühle ich mich natürlich sofort mit den Figuren verbunden. Zeitweise in meine eigene Zeit als Mitt-/ Endzwanzigerin zurück versetzt mit ein bisschen Fernweh nach der Heimat. Lisa Keil erzählt eine Geschichte, die mitten aus dem Leben gegriffen und so locker und authentisch erzählt ist, mit so viel Liebe zu den Figuren, zum Setting, zum Handeln, dass "Bleib doch, wo ich bin" schon alleine dadurch zu einem wahren Lesevergnügen wird.

Hier und da gibt es eine absehbare Handlung, aber nichts desto trotz habe ich meine Zeit sehr gerne zwischen den Seiten verbracht und möchte jeder und jedem, die /der ein gutes Sonntagsbuch, eine Geschichte von Zuhause, sympathische Figuren, ein bisschen Ponywiehern und Liebe ohne Kitsch mag, "Bleib doch, wo ich bin" empfehlen.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Gutes Finale

Hurenglück - Die Lilien von London
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"Hurenglück. Die Lilien von London" ist der dritte Band einer im viktorianischen London angesiedelten historischen Reihe über starke und mutige Frauen in einer Zeit, in der die soziale Wahrnehmung von ...

"Hurenglück. Die Lilien von London" ist der dritte Band einer im viktorianischen London angesiedelten historischen Reihe über starke und mutige Frauen in einer Zeit, in der die soziale Wahrnehmung von Frauen sehr reduziert wird. Ein Thema, das Tabea König durch ihre Charaktere immer wieder deutlich herausarbeitet.

Im Mittelpunkt des Romans stehen Margery, Ines und Victor, drei taffe junge Menschen, die mit den Schwierigkeiten ihrer Zeit zu kämpfen haben. Die drei sind Nachkommen von Emily und Liam, den Protagonisten des ersten Hurenromans von Tabea König. Mit Christine Gillard treffen wir eine weitere bereits bekannte Figur. Trotzdem ist es problemlos möglich "Hurenglück" unabhängig von den anderen Bänden zu lesen. Mehr Vergnügen bereitet das Lesen, wenn die Bücher in der entsprechenden chronologischen Reihenfolge gelesen werden.

Tabea König hat wieder einmal eine fesselnde Geschichte geschrieben, die mit historischen Fakten verwoben, an Authentizität und damit auch an Spannung gewinnt. Es sind aber vor allem die Figuren, die mich mit Sympathien an das Buch binden. Gefühlt ist die Geschichte der drei Sprösslinge eine Art Coming-of-Age Story, aber eben der Epoche angepasst. Auflehnung bedeutet damals wie heute andere Wege einzuschlagen, als die Eltern. In 1908 schloss man sich eben den Suffragetten an. Aber Emily und Liam wären nicht Emily und Liam, wenn sie ihre Kinder nicht zu Menschen mit Werten erzogen hätten. Wie die Vergangenheit schon zeigte, sind die beiden ein Paar, das für die eigenen Bedürfnisse kämpfen kann und für Freunde und Familie durchs Feuer geht.

"Hurenglück" ist ein runder letzter Band der Hurenreihe, deren Titel ich sehr misslungen finde und die sicher den oder die ein oder andere Leser:in davon abhalten, zum Buch zu greifen. So ist zumindest die Erfahrung in meinem Umfeld, was ich sehr schade finde, denn jeder einzelne Roman ist spannend und eine Empfehlung für alle Leserinnen und Leser von historischen Liebesgeschichten.

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Veröffentlicht am 19.08.2019

Spannend und geheimnisvoll

Secret Keepers 1: Zeit der Späher
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Ruben ist ein ganz normaer 11-jähriger. Etwas zu klein für sein Alter, etwas verhuscht, eher unauffällig. Er lebt gemeinsam mit seiner Mama in einer fiktiven Stadt, die von einem Etwas, das "Der Schatten" ...

Ruben ist ein ganz normaer 11-jähriger. Etwas zu klein für sein Alter, etwas verhuscht, eher unauffällig. Er lebt gemeinsam mit seiner Mama in einer fiktiven Stadt, die von einem Etwas, das "Der Schatten" genannt wird, beherrscht und kontrolliert wird. Da sein Vater schon vor vielen Jahren verstorben ist, muss seine Mutter allein für den Lebensunterhalt der beiden aufkommen, was ihr eher schlecht gelingt. Als Ruben eine wertvoll aussehende Uhr entdeckt, glaubt er durch den Verkauf derselbigen alle Probleme lösen zu können. Doch seine Bemühungen erwirken eher das Gegenteil. Statt Probleme zu lösen, erschafft er viele neue. Die Uhr erweckt die Aufmerksamkeit vieler gieriger Männer und plötzlich sieht sich Ruben einer ungeahnten Gefahr gegenüber.

"Zeit der Späher" ist der Auftakt einer Dilogie. "Zeit der Jäger" ist der zweite Band und gleichzeitig das Finale, das am selben Tag veröffentlicht und sicherlich die Lösung vieler Geheimnisse offenbaren wird.

Geheimnisse gibt es viele. Schier alles ist geheimnisvoll. Die Uhr, die magische Fähigkeiten besitzt. Der Schatten, von dem wir nicht wissen, wer oder was dahinter steckt und welche Absichten er hegt. Familie Meyer mit dem mürrischen Sohn Jack, der wortgewandten Tochter Penny und der zahlreichen nah- und weitläufigen Verwandtschaft, die sich alle dem Schutz des Geheimnisses ihrer Ur-Ur-Ur-Ahnin verschrieben haben. Das ganze Buch steckt so voller Geheimnisse, dass es von Anfang bis Ende ziemlich spannend ist. Einzig die Auflösung der Geheimnisse kommt hier und das etwas holter die Polter. Ich hätte mir etwas komplexere Wege gewünscht, um die Lösungen darzustellen.

"Secret Keepers" hat dadurch aber kaum Einbußen was den Unterhaltungswert betrifft. Das Buch hat seinen ganz eigenen Charme, bedingt durch die vielfältigen und zum Teil etwas skurrilen und ausgefallenen Charaktere. Figuren, die allesamt absolut sympathisch sind. Allen voran Ruben und Penny, die so konzipiert sind, dass man ihnen gern auch im realen Leben begegnen würde. Hier bietet der Autor vor allem Identifikationspotential für junge Leser.

Auch wenn ich nicht der eigentlichen Zielgruppe des Kinderbuchs entspreche, habe ich mich von Rubens Geschichte gut unterhalten gefühlt und sie so gerne gelesen, dass ich auf jeden Fall auch "Zeit der Jäger" lesen werde. Trenton Lee Stewart, der einigen vielleicht schon durch "Die geheime Benedict-Gesellschaft" bekannt ist, schreibt locker, flüssig, mit einem humorvollen Unterton und in der Art und Weise, wie man Erzählungen gut folgen kann. Atmosphärisch, bunt und sympathisch.

Veröffentlicht am 12.08.2019

Wenn kleine Tiere groß werden

Wenn kleine Tiere groß werden
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Kleine Tiere, kleine Menschen. Thematisch bietet dieses herzige Bilderbuch eine gute Identifikationsgrundlage für Kinder. Aber nicht nur das, denn kleine Tiere findet einfach jeder niedlich. Egal, um welches ...

Kleine Tiere, kleine Menschen. Thematisch bietet dieses herzige Bilderbuch eine gute Identifikationsgrundlage für Kinder. Aber nicht nur das, denn kleine Tiere findet einfach jeder niedlich. Egal, um welches Tier es sich handelt. Kleine Tiere schauen wir alle gerne an.

In kurzen, poetischen Texten nimmt uns Anna Taube in verschiedene Tierfamilien mit und erklärt mit wenigen Worten wie die Familiensituation in eben dieser Familie ist. Durch ihre sehr liebevollen Worte, die immer auch ausdrücken wie nah Eltern und Kinder miteinander sind, entsteht immer wieder eine individuelle Atmosphäre, die so lebendig wirkt, dass wir uns schnell in die entsprechende Tierfamilie hineinversetzen können.

Die den Tieren zugeschriebenen Charaktereigenschaften werden durch die fein gewählten Worte und die kinderfreundlichen, sehr naturnahen Zeichnungen deutlich. Schnell können meine Kinder aufnehmen, dass es z.B. in den Bären- und Fuchsfamilien turbulent zugeht, weil die Kinder neugierig und verspielt sind, dass Wale eng miteinander verbunden und eine Schutzbedürftige Tierart sind, oder dass Erdmännchen in einem großen Familienverbund leben.

Das Cover besticht durch eine besondere Prägung, die auch haptisch zu erfassen ist.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Meine Zeit mit Eleanor

Meine Zeit mit Eleanor
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Dies ist die mögliche Liebesgeschichte der Reporterin Lorena Hickock und Eleanor Roosevelt, der Frau von Präsident Franklin D. Roosevelt. Die Geschichte entstammt der Fantasie von Autorin Amy Bloom, ist ...

Dies ist die mögliche Liebesgeschichte der Reporterin Lorena Hickock und Eleanor Roosevelt, der Frau von Präsident Franklin D. Roosevelt. Die Geschichte entstammt der Fantasie von Autorin Amy Bloom, ist aber historisch korrekt was Chronologie und einige der darin vorkommenden Figuren angeht. Den Protagonistinnen wurde schon zu Lebzeiten eine Affäre nachgesagt, die aber nie bestätigt wurde.

Ich ging völlig blauäugig an den Roman "Meine Zeit mit Eleanor", ohne irgendwelches Vorwissen über die Familie von Franklin D. Roosevelt oder seine Person, geschweige denn seine Frau zu haben. Das war einerseits von Vorteil, weil ich vorurteilsfrei an die Erzählung rangehen konnte, andererseits habe ich mich aber oft gefragt, was davon fiktiver und was realer Natur ist. Die Frage stellte ich mir vor allem in Bezug auf die Charaktereigenschaften der Autorin. Am Ende des Romans geht Bloom kurz darauf ein, dass alles, was sie geschrieben hat fiktiv ist. Das versöhnt mich nicht so richtig mit der Frage, ob z.B. Eleanor Roosevelt die großzügige Frau mit unbegrenzter Herzensgüte war, als die sie hier dargestellt wurde. Das hat während des Lesens immer wieder an meinem Lesevergnügen gekratzt, das ansonsten sehr hoch war. "Meine Zeit mit Eleanor" hat mir noch besser gefallen, als Blooms Roman "Wir Glücklichen".

Wenn ich davon ausgehe, dass alle Charaktereigenschaften fiktiv sind, hat Bloom zwei Frauen erschaffen, die von unterschiedlicher Struktur sind. Hick ist rau, abweisend und direkt, geprägt durch ihre karge Vergangenheit, die durchzogen ist von Gewalt und Entbehrungen, von Demütigungen und Ablehnung. In Eleanor findet sie ihren Ruhepol, ihr quiet place, den Menschen, der ihre Wunden heilt, obwohl Eleanor selbst mit Demütigung und Verletzung zu kämpfen hat. Ihr Mann ist ein Schürzenjäger. Geht Affären ein. Langfristig, wenn sie von Nutzen sind, kurzfristig, wenn ihm danach ist. Eleanor - ganz die First Lady - steht weiterhin hinter ihm. Sie repräsentieren die Ehe als Institution, als wichtiges Bindeglied zwischen Volk und Regierung.

Die Liebesgeschichte zwischen Hick und Eleanor ist wunderschön. Frei von Kitsch, aber gezeichnet von der Sehnsucht jemanden zu haben, der die Hand reicht, ohne, dass man darum bitten muss, und berührt, ohne zu berühren. Obwohl Hick ihrer Eleanor nicht ihre gesamte Vergangenheit und damit auch nicht alle Narben ihrer Seele offenbart - zu Eleanors Schutz?

Es ist die Verbundenheit zweier Frauen in einer Zeit, in der viele Dinge hinter vorgehaltener Hand geschehen, in der man die Augen vor der Wahrheit verschließt und drohendes Unheil wegfeiert. Die Atmosphäre der 20er und 30er Jahre wird von Amy Bloom anhand der Erlebnisse, des Alltags der beiden Frauen lebendig dargestellt.

Eine festliche Zeitreise, die sich durch Atmosphäre und Emotionen, versteckte Andeutungen auszeichnet und die ich sehr genossen habe.