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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.08.2019

Innenwelten eines Fußballers

Nicht wie ihr
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Das Buch „Nicht wie ihr“ ist der Überraschungstitel auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2019, da es die erste Veröffentlichung des Autors Tonio Schachinger ist, zudem noch bei einem kleinen Verlag.
Der ...

Das Buch „Nicht wie ihr“ ist der Überraschungstitel auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2019, da es die erste Veröffentlichung des Autors Tonio Schachinger ist, zudem noch bei einem kleinen Verlag.
Der Roman ist ungewöhnlich, denn er gibt den Lesern einen Einblick in die Gedankenwelt eines erfolgreichen Fußballspielers. Dadurch wird das Buch auch sprachlich stark bestimmt.

Es ist teilweise unangenehm, Ivos Gedanken zu folgen. Er agiert und spricht überwiegend sehr prollmäßig. Fußball steht bei ihm an erster Stelle und er hatte auch Erfolge. Doch auch da gibt es Zweifel. Zwar wurde er schon als junger Spieler Champions League-Sieger, aber da war er überwiegend nur auf der Bank oder Tribüne, d.h. an dem großen Erfolg hat er relativ wenig beigetragen. Inzwischen ist er kein ganz so junger Spieler mehr und gelegentlich in der Kritik. Als österreichischer Nationalspieler, der jetzt offenbar in der Bundesliga spielt, sind weitere große sportliche Erfolge unwahrscheinlich. Das macht ihm durchaus zu schaffen, denn nur durch den Fußball definiert er sich.
Dann gibt es auch noch sein Problem mit den Frauen, den obwohl er verheiratet ist, gibt es auch noch eine starke Anziehung zu Mirna.

Der Roman hat seine nervigen wie amüsanten Momente, nicht zuletzt durch den Einsatz von Wiener Dialekt. Und obwohl mir Ivo als Charakter alles andere als sympathisch ist, bleibt man von ihm und den geschickt gemachten Text gefesselt.
Für ein realistisches Portrait des Profisports halte ich den Roman aber nicht, da es ganz verschiedene Spielertypen gibt, von bescheiden bis arrogant, von ehrgeizig bis anpassungsfähig, Einzelkämpfer und Teamplayer. Ivo ist letztlich nur ein Beispiel für einen Typ, der zum Glück nicht für alle steht.

Veröffentlicht am 20.08.2019

Von Panik getrieben

ATME!
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Atme ist ein Thriller, der von Anfang an von der Panik der Protagonistin vorangetrieben wird. Ihr Freund ist während eines gemeinsamen Besuchs eines Geschäfts verschwunden. Nile glaubt sofort, dass Ben ...

Atme ist ein Thriller, der von Anfang an von der Panik der Protagonistin vorangetrieben wird. Ihr Freund ist während eines gemeinsamen Besuchs eines Geschäfts verschwunden. Nile glaubt sofort, dass Ben etwas passiert ist. Als Leser ist man sofort irritiert. Warum diese große Panik und warum übertreibt Nile so? Sie bedrängt sogar die Verkäuferin, die nichts weiß. Die hat Ben nicht einmal gesehen. War er überhaupt mit im Geschäft? Nile geht noch weiter, indem sie die Ehefrau ihres Freundes aufsucht und attackiert diese sogar.

So eine aufgeregte, aggressive Hauptfigur trifft man selten. Als Leser weiß man sofort, dass etwas mit ihr nicht stimmt und es eine heikle Vorgeschichte geben muss.
Man ist sich aber auch nicht ganz sicher, was Bens Frau Flo angeht, die sich auch etwas merkwürdig verhält.
Dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, ist interessant. Dennoch wirkt das ganze konstruiert und übertrieben. Es ist auch nicht ganz einfach diese Hektik, die den ganzen Roman nie nachlässt, auf Dauer zu ertragen.

Die deutsche Autorin Judith Merchant schreibt ein wenig in der Tradition einer Joy Fielding (Lauf Jane Lauf) und ist auch vergleichbar mit z.B. Melanie Raabe. Man darf gespannt auf ihre kommenden Thriller sein.

Veröffentlicht am 18.08.2019

Portrait der Einsamkeit

Alles okay
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Die aus Kalifornien stammende, junge Autorin Nina LaCour stellt den Lesern ihre Protagonistin auf leicht distanzierte Art vor und die Aufgabe des Lesers ist es, sich Gedanken um Marin und ihr Leben zu ...

Die aus Kalifornien stammende, junge Autorin Nina LaCour stellt den Lesern ihre Protagonistin auf leicht distanzierte Art vor und die Aufgabe des Lesers ist es, sich Gedanken um Marin und ihr Leben zu machen. Das ist der Reiz des Romans.

Es ist ein sehr amerikanisches Buch, das spürt man zum Beispiel auch an den Entfernungen zwischen Marins Heimat Kalifornien und dem College in New York, auf das sie dann geht. Das sind 4000 Kilometer.

Marin ist an ihrem College in der Fremde anscheinend völlig allein und nahezu isoliert. Den Grund für ihre momentane Situation erfährt man erst allmählich.
Die Eltern sind tot und der Großvater, bei dem sie aufwuchs vermutlich auch.
Man spürt ihre Verletztheit und ihre schmerzhafte Einsamkeit.
Durch den Besuch ihrer Freundin Mabel und einigen Rückblicken gelingt es dann aber doch Zugang zu ihrer Persönlichkeit und ihren Gefühlen zu finden.

Veröffentlicht am 16.08.2019

Begegnungen

Fünf Lieben lang
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An Fünf Lieben lang fallen als erstes die gewählte Sprache und der Stil auf. Andre Aciman schreibt, zart, unaufgeregt, manchmal umständlich. Im Vordergrund stehen die Emotionen des Protagonisten. Das Buch ...

An Fünf Lieben lang fallen als erstes die gewählte Sprache und der Stil auf. Andre Aciman schreibt, zart, unaufgeregt, manchmal umständlich. Im Vordergrund stehen die Emotionen des Protagonisten. Das Buch hat wenig Spannungsmomente aber einige gute Beschreibungen von Begegnungen und besondere Momente.

Manche Passagen plätschern vor sich hin, dann hat mich der Roman schon arg gelangweilt.

Bei der Charakterisierung der Nebenfiguren geht der Autor subtil vor und als Leser muss man genau lesen, damit einen die Figuren auch erreichen. Das kann anstrengend sein und der Roman ist dann eine Herausforderung.

Die Angst der Hauptfigur, ein falsches Leben gelebt zu haben, bzw. immer nur gewartet zu haben, kann ich nachvollziehen. Solche Erkenntnismomente machen das Buch lesenswert.

Veröffentlicht am 03.08.2019

Leuchtturm in Irland

Show me the Stars
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Die junge, gescheiterte Hamburger Journalistin nimmt in Irland einen ungewöhnlichen Job an: Haussitterin in einem Leuchtturm.
Über eine so naive Protagonistin kann ich mich nur wundern. Sie wirkt wie ein ...

Die junge, gescheiterte Hamburger Journalistin nimmt in Irland einen ungewöhnlichen Job an: Haussitterin in einem Leuchtturm.
Über eine so naive Protagonistin kann ich mich nur wundern. Sie wirkt wie ein Teenager und scheint kaum geeignet für Abenteuer. In Irland angekommen verlässt sie sich auf Pierre, der sie zu dem Leuchtturm bringen soll. Sie schafft es nicht einmal alleine Schuhe einzukaufen. Nervig auch, wie sie den selbstbewussten Kjer von Anfang an anschmachtet.

Livs Bedürfnis sich im Leben und Beruf neu zu orientiert empfinde ich als glaubwürdig und nachvollziehbar. Dazu gehört auch, ihr schwieriges Verhältnis zu ihrer kalten Mutter und ihre Phobien, z.B. Angst vor Dunkelheit zu bewältigen. Es gibt also auch eine zartbitter-süße Note.
Das entzehrt den ansonsten harmlosen Plot. Zudem gibt es ein paar schöne Irland-Impressionen. Ich denke, dass die Fans der Kate-Dakota-Romane auch „Show me the stars“ mögen könnten.