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Veröffentlicht am 22.02.2020

Trauern ...

Nach Mattias
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Mattias ist nicht mehr, ausgelöscht, tot. Er war doch erst Mitte dreißig und hatte noch so viel vor. Zurück bleiben Menschen, die mit ihrer Trauer und dem Verlust umgehen müssen. Amber vermisst ihren Lebensgefährten, ...

Mattias ist nicht mehr, ausgelöscht, tot. Er war doch erst Mitte dreißig und hatte noch so viel vor. Zurück bleiben Menschen, die mit ihrer Trauer und dem Verlust umgehen müssen. Amber vermisst ihren Lebensgefährten, Quentin seinen besten Freund und Kristianne ihren Sohn – und jeder versucht auf seine ganz eigene Weise mit dem Schmerz umzugehen. Auch auf andere Personen hat Mattias‘ Tod Auswirkungen und beeinflusst direkt oder indirekt ihr weiteres Leben …

Der 1983 in Nordholland geborene niederländische Schriftsteller Peter Zantingh schildert in „Nach Mattias“ sehr einfühlsam, welche Auswirkungen der plötzliche Tod eines Menschen auf sein Umfeld hat und welche Lücke er hinterlässt. Jedes Kapitel des Buches befasst sich mit einer anderen Person, die sich teils gar nicht untereinander kennen und die doch durch Mattias‘ Tod auf schicksalhafte Weise miteinander verbunden sind. Dabei gelingt es dem Autor recht gut, die Todesursache bis zum Schluss geheim zu halten und auf diese Weise die Spannung zu halten und zum Weiterlesen zu animieren.

Zu kritisieren hätte ich jedoch den Schreibstil, der für mich sehr gewöhnungsbedürftig ist und mir nicht gefällt. Ich empfinde die extrem kurzen Sätze als „abgehackt“, „holprig“ und „gewollt auf modern getrimmt“. So redet niemand, nicht einmal der Autor, wie man dem Interview am Ende des Buches entnehmen kann. Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich, dass Mattias zwar oft erwähnt, aber als Mensch der er war kaum beschrieben wird uns somit recht blass und schemenhaft bleibt. Schade, mehr über ihn zu erfahren wäre bestimmt interessant gewesen. Versöhnlich stimmt hingegen das absolut überraschende Ende, das die Geschichte dann wunderbar rund macht und bei mir als Leserin einen positiven Eindruck hinterlässt.

Fazit: Durchschnittlich - kann man lesen, muss man aber nicht!

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Veröffentlicht am 06.01.2020

Das Geheimnis bleibt ein Geheimnis …

Das Geheimnis der Schwimmerin
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Es sind einige Probleme, mit denen der Bibliothekar Simon Watson sich plötzlich konfrontiert sieht. Er lebt schon lange alleine im Haus seiner verstorbenen Eltern an der Küste Long Islands. Seine einzige ...

Es sind einige Probleme, mit denen der Bibliothekar Simon Watson sich plötzlich konfrontiert sieht. Er lebt schon lange alleine im Haus seiner verstorbenen Eltern an der Küste Long Islands. Seine einzige Schwester, Enola, die als Wahrsagerin mit einem Wanderzirkus durchs Land reist, hat nun ihren Besuch angekündigt. Das Haus ist völlig marode und sollte dringend repariert werden, denn es könnte bereits beim nächsten Sturm über die Klippen stürzen. Doch Simon hat kein Geld und zu allem Unglück droht ihm die Kündigung in der Bibliothek. Auch die Freundschaft mit Alice, Arbeitskollegin und Tochter seines nächsten Nachbarn Frank, die er gerne intensivieren möchte, ist ins Stocken geraten. Völlig verwirrt ist er jedoch von einem alten Tagebuch, das er von einem Unbekannten zugeschickt bekommen hat. Es sind die Aufzeichnungen einer Gauklertruppe aus dem 18. Jahrhundert, die offenbar die Vorfahren seine Familie betreffen. Simon beginnt zu recherchieren und muss mit Entsetzen feststellen, dass alle Frauen der Familie, genau wie auch seine Mutter, an einem 24. Juli ertrunken sind. Dieses Datum steht kurz bevor – und auch der Besuch seiner Schwester …

„Das Geheimnis der Schwimmerin“ erschien bereits 2015 unter dem Titel „The Book of Speculation“ in den USA und ist der Debütroman der jungen, hoffnungsvollen Autorin Erika Swyler. Sie ist in Long Island geboren und aufgewachsen und lernte, laut eigenen Angaben, schwimmen, noch bevor sie laufen konnte. Sie besuchte die University in New York und schrieb bereits für einige Literaturmagazine. Heute lebt sie wieder in Long Island, zusammen mit ihrem Ehemann und ihrem Haustier, einem kleinen Hasen.

Es handelt sich hier um eine Familiengeschichte, die in zwei verschiedenen Zeiten spielt – im Hier und Heute an der Küste Long Islands und im späten 18. Jahrhundert in Neuengland – über die im Buch abwechselnd kapitelweise berichtet wird. Verbunden sind beide Erzählstränge durch ein rätselhaftes altes Tagebuch, welches die Aufzeichnungen eines gewissen Hermelius Peabody, Direktor einer wandernden Zirkustruppe, enthält, und das Simon Watson nun von einem geheimnisvollen Fremden namens Churchwarry zugeschickt wurde. Durch Simons Nachforschungen wird nach und nach deutlich, dass zwischen den einzelnen Personen eine Verbindung bestehen muss. Doch warum ertranken die Frauen der Familie am 24. Juli, wo sie doch alle gute Schwimmerinnen waren, die Luft zehn Minuten anhalten konnten und mit ihren Künsten sogar im Zirkus aufgetreten sind? Vor diesem Schicksal will Simon seine Schwester unbedingt bewahren.

Am Schreibstil der jungen Autorin ist absolut nichts auszusetzen, er ist flüssig und lebendig, Landschaften und Szenen sind treffend beschrieben. Dabei stechen besonders die Schilderungen um die Zirkusgruppe aus früheren Zeiten heraus, während die Gegenwart etwas verblasst und die Geschichte sich hauptsächlich um Simons unterschiedlichste Probleme dreht. Eine gewisse Spannung entsteht eigentlich nur dadurch, dass man als Leser wissen möchte, warum die Frauen der Familie ausgerechnet am 24. Juli ertrinken. Doch leider ist darüber, sowie auch über die Verwandtschaftsverhältnisse der einzelnen Personen zu den Mitgliedern der damaligen Gauklertruppe, nichts Genaues zu erfahren. Mir ist jedenfalls nichts in Erinnerung geblieben und ich tappe immer noch im Dunkeln, was das Geheimnis um die Schwimmerin war. Wären nicht gelegentlich einige sehr spannende Szenen eingeflochten, hätte ich die Geschichte eher langweilig empfunden.

Fazit: Interessanter Plot und guter Schreibstil, leider mit einigen Längen und offenen Fragen.

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Veröffentlicht am 20.12.2019

Weihnachten - und andere Katastrophen …

Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder
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Wie in jedem Jahr ist es mir zur lieben Gewohnheit geworden, in der Adventszeit ein weihnachtliches Buch zu lesen. Dieses Jahr habe ich mir „Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder“ von Petra Schier, einer ...

Wie in jedem Jahr ist es mir zur lieben Gewohnheit geworden, in der Adventszeit ein weihnachtliches Buch zu lesen. Dieses Jahr habe ich mir „Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder“ von Petra Schier, einer deutschen Autorin die besonders durch ihre seit 2007 jährlich erscheinenden Weihnachtsromane bekannt geworden ist, ausgesucht:

Nach einer gescheiterten Beziehung wagt Laura einen Neuanfang. Im Hotel-Imperium der Sternbachs nimmt sie eine Stelle als PR-Beraterin an und zieht von der Stadt weg in ein Blockhaus am Waldrand. Dort hofft sie Ruhe zu finden und vor allem dem Trubel des kommenden Weihnachtsfestes zu entgehen, denn seit einem Schicksalsschlag in ihrer Kindheit hasst Laura Weihnachten und alles, was damit zusammen hängt. Doch es sollte ganz anders kommen, denn Santa Claus und das Christkind versuchen mit Hilfe der Elfen und der kleinen Westie-Hündin Lizzy alles, ihr das „Fest der Liebe“ schmackhaft zu machen. Ob ihnen das gelingen wird? Denn Laura hat sich verliebt, ausgerechnet in Justus, den Sohn ihres Chefs. Diesen Fehler wollte sie doch nie wieder begehen. Eine Katastrophe scheint sich anzubahnen – und das zum Weihnachtsfest …

Fazit: Modernes Märchen, nett zu lesen, nicht anspruchsvoll, gerade in der hektischen Vorweihnachtszeit die passende Lektüre.

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Veröffentlicht am 28.09.2019

Ist das die heutige Jugend?

Wie ich fälschte, log und Gutes tat
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In den Augen seiner Eltern ist Benedikt ein Vorzeigeexemplar. Er ist 16 Jahre alt, geht in die 10. Klasse Gymnasium, schreibt immer gute bis sehr gute Noten, ist mit seinen Freunden Vince und Prechtl Landesmeister ...

In den Augen seiner Eltern ist Benedikt ein Vorzeigeexemplar. Er ist 16 Jahre alt, geht in die 10. Klasse Gymnasium, schreibt immer gute bis sehr gute Noten, ist mit seinen Freunden Vince und Prechtl Landesmeister der Schüler im Tennis und wirbt offiziell für eine Anti-Drogen-Kampagne. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Statt zu lernen verbringt er seine Zeit lieber auf Partys oder im „Butterhof“ von Crystal-Max, wo man billig an Drogen ran kommt und sie dort gleich konsumieren kann. Entsprechend schlecht sind seine schulischen Leistungen, so dass er sich gezwungen sieht, Noten, Unterschriften und ganze Arbeiten zu fälschen. Dass dies auf Dauer nicht gut gehen kann, versteht sich von selbst. So muss sich Benedikt immer neue Tricks und kriminelle Machenschaften einfallen lassen, um den Schein zu wahren …

„Wie ich fälschte, log und Gutes tat“ ist nach „Paradiso“ der zweite Roman des 1977 in Erlangen geborenen deutschen Schriftstellers Thomas Klupp. Sein Erstlingswerk erfuhr in der Literaturkritik hohe Beachtung und erhielt einige Auszeichnungen und Preise. Der Autor lebt heute in Berlin und Hildesheim, wo er auch als Dozent am Literaturinstitut der Universität lehrt.

Leicht ironische Kritik an der Gesellschaft, die Attribute wie Reichtum und Schönheit in den Vordergrund stellt, sowie der dadurch bedingte Leistungsdruck an den Schulen, sind die positiven Themen dieser Geschichte. Ansonsten frage ich mich, für welche Zielgruppe der Autor diesen Roman geschrieben hat. Die Gedanken eines 16jährigen pubertierenden Jugendlichen über das andere Geschlecht, über unbeliebte Lehrkräfte und wie man ihnen Schaden zufügen kann oder darüber, wann man den nächsten Joint rauchen oder ein Bier saufen kann, dürften den gestandenen Leser wohl kaum interessieren. Die flapsige Sprache und der extrem bemühte Jugendjargon (reden die Jugendlichen heute wirklich so seltsam?) sprechen eher für ein Jugendbuch, dem aber ein tieferer Sinn und eine moralisch positive Aussage fehlt.

Der Schreibstil ist flüssig und dem Genre gut angepasst. Im Stil eines Tagebuches berichtet der junge Protagonist über einen Zeitraum vom 13. September, dem ersten Schultag, bis zum Tag vor Heilig Abend, dem 23. Dezember. Anfangs ist es noch recht unterhaltsam zu lesen und entbehrt auch nicht einer gewissen Komik, doch nach und nach begann es mich zu langweilen. Es passiert nicht wirklich viel und am Ende musste ich mich fragen, was uns der Autor mit dieser Geschichte wohl sagen will?

Fazit: Für junge Leser möglicherweise amüsant zu lesen – für mich war es leider die falsche Lektüre.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Ein seltsames Trio …

Letzte Rettung: Paris
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Nachdem sie innerhalb zwanzig Jahren das immense Vermögen des verstorbenen Ehemanns sinnlos verprasst haben, bleibt Frances Price und ihrem erwachsenen Sohn Malcolm nur ein Ausweg: abhauen. Zuvor wird ...

Nachdem sie innerhalb zwanzig Jahren das immense Vermögen des verstorbenen Ehemanns sinnlos verprasst haben, bleibt Frances Price und ihrem erwachsenen Sohn Malcolm nur ein Ausweg: abhauen. Zuvor wird rasch noch alles, was sich irgendwie zu Geld machen lässt, verkauft. Mit einhundertsiebzigtausend Euro in der Handtasche und dem Kater Kleiner Frank im Gepäck begeben sie sich Richtung Paris, nicht ohne vorher noch ihr Hotel in New York heimlich durch die Hintertür zu verlassen. Dort angekommen beziehen sie das Apartment einer Freundin und schließen auch bald neue Bekanntschaften. Als dann Kleiner Frank, der ja die Reinkarnation des verblichenen Ehemanns sein soll, plötzlich verschwindet, tauchen allerhand skurrile Personen auf, die bei der Suche nach dem verschwundenen Kater helfen möchten. Dazu quartieren sie sich im Apartment der Prices ein, welches bald heillos überfüllt ist …

Patrick deWitt wurde 1975 auf Vancouver Island in Kanada geboren. Sein Roman „Die Sister Brothers“ war für den Man Booker Prize, den Giller Prize sowie den Walter Scott Prize nominiert und wurde von Publishers Weekly, der Washington Post sowie der Canadian Booksellers Association zu den besten Romanen des Jahres 2011 gezählt. Der Autor lebt heute mit seiner Frau und seinem Sohn in Portland, Oregon.

Nach dem Lesen der Inhaltsangabe erwartete ich eine humorvolle Geschichte, ähnlich wie „Die Sister Brothers“, die neben der heiteren Seite auch existenzielle Probleme des Lebens anspricht – doch leider wurde ich enttäuscht. Wenn auch der Schreibstil recht annehmbar ist, merkwürdige Personen mit skurrilen Ansichten und seltsamen Handlungsweisen ergeben noch lange keinen guten Roman. Das Geschehen empfand ich weder lustig noch humorvoll und absolut nicht nachvollziehbar. Die Protagonisten waren mir unsympathisch und wirkten gekünstelt, auf einige interessante Nebenfiguren wurde nicht weiter eingegangen und die Beziehung zwischen Mutter und Sohn war für mich mehr als seltsam. Was der Autor dem Leser mit diesem Buch sagen möchte, hat sich mir leider nicht erschlossen!