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Veröffentlicht am 11.11.2016

Kalte Havel

Kalte Havel
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Wie schon der Titel des Buches unschwer erkennen lässt, spielt die Handlung in der Gegend um Potsdam und weitgehend an der Havel.
Es ist Oktober. Hauptkommissar Toni Sanftleben kommt aus seinem unbezahlten ...

Wie schon der Titel des Buches unschwer erkennen lässt, spielt die Handlung in der Gegend um Potsdam und weitgehend an der Havel.
Es ist Oktober. Hauptkommissar Toni Sanftleben kommt aus seinem unbezahlten Urlaub zurück, als die Staatsanwältin Caren Winter ihn um Hilfe bittet, denn ihr Sohn ist verschwunden. Alexander war am Abend zuvor mit seinem Freund Hendrik zur Sacrower Heilandskirche gefahren, wo dieser am Morgen erschossen aufgefunden worden war, während von Alexander jede Spur fehlt. Sie wendet sich an Toni, weil sie weiß, dass er Erfahrung darin hat, verschwundene Personen aufzustöbern, war er doch viele Jahre lang auf der Suche nach seiner eigenen Frau, und da waren seine Recherchen von Erfolg gekrönt.
Toni kniet sich in den neuen Fall, auch wenn seine spontane Rückkehr in den Beruf nicht von allen Kollegen gerne gesehen wird. Er weiß, dass die Zeit drängt und Alexander schnell gefunden werden muss, falls er überhaupt noch lebt. Die Spuren führen ihn an düstere, einsame Orte, beispielsweise zu den Beelitzer Heilstätten. Der tote Hendrik war ein Rebell, und in den maroden Gebäuden dort traf er sich mit Gleichgesinnten. Welche Rolle spielte Alexander Winter dabei? Wen wollten die beiden jungen Männer an der Sacrower Heilandskirche treffen und was ist dort passiert? Warum wurde Hendrik erschossen und wo ist Alexander jetzt? Es stellen sich Fragen über Fragen zu diesem mysteriösen Fall.

Dies ist Toni Sanftlebens zweiter Fall, und ich habe mich sehr gefreut, wieder von dem sympathischen Hauptkommissar zu lesen und Neues über ihn zu erfahren. Toni hat es nicht leicht, denn eigentlich ist er beurlaubt, um sich um seine Frau zu kümmern, deren Gesundheit noch nicht wieder hergestellt ist und die für vieles noch Hilfe benötigt. Wie es zu dieser Situation kam und wie das alles zusammenhängt, ist das große Thema des ersten Bandes. Was man aktuell wissen muss, erfährt man durch eingestreute Bemerkungen und Erinnerungen, so dass man „Kalte Havel“ auch lesen und die Zusammenhänge erfassen kann, wenn man die Vorgeschichte nicht kennt. Allerdings ist es schöner, wenn man die Bücher in chronologischer Reihenfolge liest, denn dann wird die Beziehung zwischen den Protagonisten einfach klarer, und man kann sich von den einzelnen Personen ein besseres Bild machen. Die Protagonisten sind ausführlich charakterisiert und sehr realistisch dargestellt, und doch kann man sie oft nicht auf Anhieb richtig einschätzen; man lernt sie erst mit der Zeit kennen. Diese kluge Taktik, wichtige Details erst nach und nach zu offenbaren, führt den Leser immer wieder auf falsche Fährten und erhöht die Spannung. Dazu tragen auch kleine Cliffhanger bei, die geschickt an manchen Kapitelenden angebracht sind. Man rätselt mit, man zerbricht sich den Kopf, und oft erhält man im nächsten Kapitel Informationen, die einen alle bis dahin angestellten Vermutungen wieder verwerfen lassen.
Auch in Tonis Privatleben tut sich so einiges, und es ergeben sich auch hier erstaunliche Wendungen, mit denen ich für meinen Teil nicht gerechnet hätte.
Neben einer fesselnden Handlung bietet dieser Roman aber auch noch einiges mehr, denn der Autor führt seine Leser zu außergewöhnlichen, manchmal auch ein wenig unheimlichen Schauplätzen, zu alten, teilweise verfallenen Gebäuden mit historischem Hintergrund. Die geschilderten Orte strahlen einen morbiden Charme aus, und es hat mich fasziniert, die Protagonisten in diesem Umfeld zu „beobachten“. Wer, so wie ich, gerne Bilder betrachtet, um sich die Atmosphäre und die Handlungsorte noch besser vorstellen zu können, sollte es nicht versäumen, auf Tim Piepers Website vorbei zu schauen, denn dort hat er ergänzend einige interessante und sehr brillante Fotos veröffentlicht, die einem die Schauplätze noch besser und intensiver nahe bringen.
Dies ist ein rundum gelungener Krimi, bei dem ich mitraten und mitfiebern konnte. Das Ende bot für mich einige Überraschungen und lässt mich nun ganz ungeduldig auf den dritten Band warten, denn ich möchte unbedingt wissen, wie es Toni, seiner Familie und seinen netten und auch weniger netten Kollegen weiterhin ergeht. Aber bis dahin ist Geduld gefragt, denn der nächste Band wird wohl erst Anfang 2018 erscheinen.

Veröffentlicht am 09.11.2016

Da wird Geschichte lebendig!

Die Eroberung des Normannen
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Sommer 1092: Tief im Inglewood Forest lebt Cwen, die jüngste Tochter des Fürsten mac Dolfinn, in einer verborgenen Hütte bei Ymma, einer weisen Frau. Von ihr hat die junge Heilerin ihr Wissen über hilfreiche ...

Sommer 1092: Tief im Inglewood Forest lebt Cwen, die jüngste Tochter des Fürsten mac Dolfinn, in einer verborgenen Hütte bei Ymma, einer weisen Frau. Von ihr hat die junge Heilerin ihr Wissen über hilfreiche und heilende Rezepturen für allerlei Gebrechen und Krankheiten.
Als ihre Brüder sie besuchen und um ihre Unterstützung der Widerstandsbewegung gegen die Normannen bitten, zögert sie nicht. Vor nicht allzu langer Zeit musste sie erst vor einem der feindlichen Krieger im Wald fliehen. Als Schreiberin des Sheriffs de Grande-Île soll Gwen alles über die Pläne der Normannen in Erfahrung bringen und ihre Informationen an die Rebellen weiterleiten.

Mit Tancreid de Grande-Île und Cwenburh mac Dolfinn hat der Roman zwei starke und sympathische Protagonisten, die verfeindet sind, zwischen denen jedoch eine nahezu magische Anziehungskraft besteht. Tancreid befürchtet, verflucht zu sein, weil er sich unwiderstehlich zu seiner jungen Schreiberin mit dem flammend roten Haar hingezogen fühlt. Er ist beeindruckt von ihrem Mut, wenn sie sich für Schwache einsetzt, andererseits nutzt er ihre Wünsche in raffinierter Weise für seine Zwecke aus. Dadurch entstehen immer wieder amüsante Szenen, die mich beim Lesen regelmäßig zum Schmunzeln gebracht haben. Die Annäherung der feindlichen Lager, das Verhältnis zwischen den gegnerischen Fronten, die Situation im Land und die entstehenden Konflikte mit Schottland, das alles ist kurzweilig dargestellt, dabei aber auch sehr informativ. Der historische Hintergrund wurde ausführlich recherchiert, und die fiktive Handlung ist glaubwürdig in die reale Szenerie eingebettet. Man erfährt sehr viel über die damaligen Ereignisse, nachdem die Normannen unter William Rufus das Land erobert und sich untertan gemacht hatten.
Es gibt im Roman auch romantische Szenen, die jedoch alle sehr realistisch und keineswegs kitschig wirken. Die Autorin hat die ideale Balance zwischen guter Unterhaltung und der Vermittlung historischen Wissens gefunden. Mich konnte dieser Roman von der ersten bis zur letzten Seite fesseln. Ich habe viel Neues über die damaligen Vorgänge erfahren und mich dabei sehr gut unterhalten.
Wer noch ausgiebiger in die Geschichte Cumbrias eintauchen möchte, dem kann ich empfehlen, die Website der Autorin zu besuchen. Dort findet man reichlich Informationen zu den historischen Rahmenbedingungen und Tipps für weiterführende Literatur.

Veröffentlicht am 01.11.2016

Fesselnder Einstieg in Petra Schiers Aachen-Trilogie

Die Stadt der Heiligen
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Aachen im Jahr 1412:
Für Frau Marysa Markwardt reißen die schlechten Nachrichten nicht ab. Sie erhält Besuch von einem fremden Mönch, der ihr mitteilt, dass ihr Bruder Aldo während seiner Pilgerreise ums ...

Aachen im Jahr 1412:
Für Frau Marysa Markwardt reißen die schlechten Nachrichten nicht ab. Sie erhält Besuch von einem fremden Mönch, der ihr mitteilt, dass ihr Bruder Aldo während seiner Pilgerreise ums Leben gekommen ist. Er war Christophorus' bester Freund, und die beiden Männer waren gemeinsam auf dem Jakobsweg. Aldo nahm dem Mönch auf dem Sterbebett das Versprechen ab, sich um seine Mutter und seine Schwester zu kümmern.
Wenig später wird bekannt, dass Klas, der Geselle des Schreinbauers Reinold Markwardt, ermordet im Dom aufgefunden wurde. Zu ihrem Entsetzen muss Marysa feststellen, dass man ihren Mann verdächtigt, seinen Gesellen umgebracht zu haben. Reinold wird ins Gefängnis geworfen. Marysa kann nicht an die Schuld ihres Mannes glauben, und Christophorus' Schwur seinem Freund Aldo gegenüber erhält nun eine ganz andere Bedeutung, denn so hatte er sich die Aufgabe nicht vorgestellt, die beiden Frauen zu unterstützen. Zur gleichen Zeit tauchen in Aachen gefälschte Reliquien auf, und auch hiermit wird die Familie Markwardt in Verbindung gebracht. Marysa vermutet eine gefährliche Verschwörung hinter den dunklen Machenschaften, und sie befürchtet, dass ihr Mann als Sündenbock herhalten und den Verdacht von den eigentlichen Tätern ablenken soll. Dann gerät sie selbst noch in den Kreis der Verdächtigen und wird ebenfalls verhaftet.

Bisher habe ich fast alle historischen Romane von Petra Schier gelesen, nur die Aachen-Trilogie fehlte mir noch in meiner Sammlung. Nun habe ich mit dem ersten Band, „Die Stadt der Heiligen“ auch diese Trilogie begonnen zu lesen. Wie nicht anders erwartet, ist es der Autorin auch hier gelungen, mich innerhalb kürzester Zeit mit der Geschichte zu fesseln. Mit Marysa und dem Mönch Christophorus hat der Roman zwei äußerst vielschichtige und interessante Protagonisten. Marysa, eigentlich eine starke Frau, ist in einer nicht gerade glücklichen Ehe gefangen, und man hat zeitweise den Eindruck, sie hätte resigniert. Im Verlauf der Handlung wird ihr einiges an Mut und Durchsetzungsvermögen, aber auch an Diplomatie, abverlangt. Christophorus, der fremde Mönch, der in Aachen als Ablasshändler und Inquisitor auftritt, hat immer ein etwas mysteriöses Flair um sich. Marysa wird nicht schlau aus ihm, und auch als Leser gelingt es einem nicht so leicht, hinter seine Fassade zu schauen.
Die Fäden der Handlung laufen zwar am Ende zusammen, und vieles klärt sich, aber wie gesagt, es ist der erste Band einer Trilogie, und so gibt es eben auch einige Punkte, die offen bleiben. Das stachelt natürlich meine Neugierde gewaltig an, so dass ich mich in absehbarer Zeit um die Folgebände kümmern „muss“, denn ich möchte unbedingt wissen, wie es mit Marysa weitergeht. Nicht nur sie, sondern auch Frau Jolánda, ihre sympathische Mutter, ist mir im Lauf der Geschichte richtig ans Herz gewachsen. Wie gesagt, Christophorus ist schwer zu durchschauen, sein Geheimnis hütet er sorgsam, und ich wusste bis zuletzt nicht recht, was ich von ihm halten soll.

Neben einem fesselnden Kriminalfall, der hier gelöst werden muss, vermittelt die Autorin ihren Lesern viel Wissenswertes über Aachen und seinen Dom. Hier geht es besonders um das Ritual der Heiltumsweisung, die nur alle sieben Jahre stattfindet. Dann wird jeweils der Marienschrein geöffnet und die wertvollen Reliquien den Menschen gezeigt, die zu dieser Zeit in Scharen in die Stadt pilgern. So kann man bei dieser spannenden Lektüre auch gleich seine historischen Kenntnisse erweitern.
Wie gar nicht anders zu erwarten, hat mich auch dieses Werk der Autorin nicht enttäuscht, sondern konnte mich fesseln und geistig nach Aachen, in die Zeit des 15. Jahrhunderts, versetzen.

Veröffentlicht am 29.10.2016

Vielversprechender Beginn einer abenteuerlichen Reihe

Bucht der Schmuggler
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Bremen im Jahr 1635: Der junge Handelsherr Jan van Hagen entgeht nur knapp dem Schuldturm. Als er nämlich von einer längeren Reise zurückkehrt, erfährt er, dass das Familienunternehmen finanziell am Ende ...

Bremen im Jahr 1635: Der junge Handelsherr Jan van Hagen entgeht nur knapp dem Schuldturm. Als er nämlich von einer längeren Reise zurückkehrt, erfährt er, dass das Familienunternehmen finanziell am Ende ist und sein Vater im Sterben liegt. Würde er bleiben, müsste er für die Schulden gerade stehen. Also bleibt ihm nur die Flucht. Mit dem holländischen Kaufmann Cornelis van Doorn schließt er einen Vertrag, und dieser unterstützt ihn finanziell, um ihm zu ermöglichen, in die Karibik zu segeln, denn der Schmuggel in der Neuen Welt blüht, und dies ist Jans einzige Chance, wieder zu Vermögen zu kommen. Auch hat van Doorn ein dringendes Anliegen, mit dem er den jungen Geschäftspartner betraut: Jan soll nach dem Sohn der van Doorns suchen, denn dieser ist samt Schiff und Mannschaft in der Karibik verschollen.
Zur gleichen Zeit auf Hispaniola: Ein neuer Gouverneur ist im Amt, und dieser will mit äußerster Härte gegen die Schmuggler vorgehen.
Die schöne Dona Maria weiß, dass ihr Gemahl Don Miguel, ein wohlhabender Pflanzer, maßgeblich in geheime Schmuggelgeschäfte verstrickt ist. Sie hat begründeterweise Angst um ihn, aber er lässt sich nicht von diversen gefährlichen Vorhaben abbringen.

„Bucht der Schmuggler“ ist der erste Band einer neuen Reihe von Ulf Schiewe. Diesmal nimmt er seine Leser mit in die Karibik. Sehr lebendig, farbig und äußerst fesselnd schildert er die Ereignisse an den verschiedenen Schauplätzen. Da ist einmal das Leben auf der „Sophie“, Jan van Hagens Schiff. Hier wird man auch schon mit dem Problem der Sklaverei konfrontiert, denn Jan muss gezwungenermaßen einige Sklaven an Bord nehmen, und das zieht einige aufregende Ereignisse nach sich. Man begleitet Jan und seine Crew während der Fahrt von Amsterdam bis in die Karibik. Schon gleich nach ihrer Ankunft in Hispaniola müssen sie mit größeren Schwierigkeiten fertig werden.
Als Jan den Pflanzer Don Miguel kennenlernt, findet er in ihm nicht nur einen zuverlässigen Geschäftspartner, sondern auch Hilfe bei seiner Suche nach dem jungen van Doorn. Bei allen Aktivitäten in diesem fremden Land lauern ungeahnte Probleme auf den jungen Kapitän und seine Leute.
Mit diesem Roman hat sich Ulf Schiewe auf ein völlig neues Thema und eine ganz andere Zeit eingelassen.
Im Gegensatz zu den historischen Romanen seiner Normannen-Saga und den Romanen aus der Montalban-Serie, die von Rittern handeln und im elften oder zwölften Jahrhundert spielen, führt uns „Bucht der Schmuggler“ ins 17. Jahrhundert, in ein fernes, aufregendes Land, ins Reich der Piraten und Schmuggler. Entstanden ist hier ein Abenteuerroman vom Feinsten, mit interessanten Protagonisten, tollen Kulissen und einer mitreißenden Handlung. Man lernt sehr viele, ganz unterschiedliche Charaktere kennen, und so war ich sehr froh, gleich vorne im Buch ein Personenregister vorzufinden, denn so konnte ich stets den Überblick bewahren.
Wie bereits erwähnt, dieses Buch ist der Beginn einer Reihe um den sympathischen Jan van Hagen. Am Ende dieses Romans ist einiges offen, so dass ich auf eine baldige Fortsetzung hoffe, denn natürlich bin ich neugierig, wie es dem jungen Kapitän und seiner Crew weiterhin ergeht.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Hab Mut und Vertrauen und lebe deine Träume

Unter dem Sternenhimmel
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Eigentlich hatte Noa die Hoffnung schon fast aufgegeben, als sie plötzlich doch die Chance erhält, ihren großen Traum vom eigenen Cafe zu verwirklichen. Es soll kein normales Cafe werden, sondern auch ...

Eigentlich hatte Noa die Hoffnung schon fast aufgegeben, als sie plötzlich doch die Chance erhält, ihren großen Traum vom eigenen Cafe zu verwirklichen. Es soll kein normales Cafe werden, sondern auch eine Bücherabteilung, ein Shop mit Dekoartikeln und eine Blumentheke sollen dabei sein. In einer alten Vorstadtvilla soll ihr Projekt nun Wirklichkeit werden. Chiara und Florian unterstützen sie bei der Umsetzung und vermitteln auch den Kontakt zu ihrem Freund Jonas, der als Schreiner die Möblierung und sonstige Holzarbeiten für Noa übernehmen kann. Mit „Noas Arche“, wie sie ihr Cafe nennt, hat die junge Frau nicht nur ihren Traum erfüllt, sondern zugleich auch eine Heimat gefunden. Jonas ist hingerissen von seiner neuen Geschäftspartnerin, aber dann geschieht so einiges, was ihn an Noa zweifeln lässt. Er fragt sich, wer sie wirklich ist und ob er ihr vertrauen kann. Noa wird von ihrer Vergangenheit eingeholt und läuft Gefahr, alles, was sie sich mühsam aufgebaut hat, wieder zu verlieren.

„Unter dem Sternenhimmel“ ist Elisabeth Büchles zweiter „Weihnachtsroman“. Schon im vergangenen Jahr ist „Unter dem Polarlicht“ erschienen, und die beiden Geschichten hängen auch in gewisser Weise lose zusammen. Man begegnet alten Bekannten aus dem ersten Roman wieder, nur ist die Rollenverteilung neu. Waren im ersten Band Chiara und Florian die Hauptpersonen, so dreht sich diesmal die Geschichte in erster Linie um Noa und Jonas. Es ist nicht zwingend erforderlich, die Bände in der chronologischen Reihenfolge zu lesen, denn jeder Roman kann auch jederzeit und ohne Verständnisprobleme für sich allein bestehen.

Wie schon erwähnt, diesmal geht es in der Hauptsache um Noa und Jonas. Die junge Frau ist ein eher zurückhaltender Typ und hat kein großes Selbstbewusstsein, was auf ihre schwierige Vergangenheit zurückzuführen ist, wie man nach und nach erfährt. Weiter möchte ich hier gar nicht auf ihre persönlichen Probleme eingehen, um nicht zu viel vorweg zu nehmen. Dieser Roman zeigt auf jeden Fall, was ein Mensch schaffen und erreichen kann, wenn er es will. Die Kulisse der Geschichte bildet zum großen Teil das schöne Cafe, dieser wundervoller Ort der Begegnungen. Es wird Noas Entwicklung beschrieben, mit all der Freude, die sie erlebt, aber auch mit den Rückschlägen, die sie einstecken muss. Jonas, völlig im Zwiespalt zwischen Faszination für die hinreißende Frau mit den roten Locken und Misstrauen ihr gegenüber, weiß nicht recht, wie er sich verhalten soll. Auch er macht eine wichtige Entwicklung durch, muss sich seinen Zweifeln stellen und alte Wunden heilen lassen.
Es ist ein Roman mit vielen Facetten, einerseits kurzweilig und unterhaltsam geschrieben, aber auch mit vielen tiefgründigen Momenten.
Es gibt einige berührende Szenen in der Geschichte, die mir zwischendurch immer wieder einfallen und mir wohl lange im Gedächtnis bleiben werden. Ohne die Hilfe von Freunden würde es die Protagonistin nicht schaffen, ihre Pläne und Träume umzusetzen, aber zum Glück begegnet sie immer wieder Menschen, die mit viel Lebensweisheit und Herzenswärme gesegnet sind und die ihr Vertrauen entgegenbringen.
Mich hat diese Geschichte nicht nur nachdenklich gemacht, sondern auch zu intensiven Gesprächen innerhalb der Familie und mit Freunden angeregt. Es ist ein Buch, das mich nachhaltig beschäftigt und das ich sicher mit etwas Abstand erneut lesen werde.
Es wäre natürlich keine richtige Weihnachtsgeschichte, wenn nicht auch eine gute Portion Romantik darin vorkäme, außerdem gibt es, wie bereits im Vorjahr wieder eine Besonderheit.
Im ersten Buch wurden wir in das Geheimnis der rot-weiß gestreiften Zuckerstangen eingeweiht, und in diesem Jahr dürfen wir erfahren, was es mit dem allerersten Adventskranz auf sich hat.
Den perfekten Abschluss zu diesem bezaubernden Weihnachtsroman bildet ein Rezept für „Roses Apfel-Zimt-Kuchen“, den die Gäste in Noas Cafe genießen durften. Das werde ich bestimmt ausprobieren und mir damit ein wenig von der wundervollen und heimeligen Atmosphäre dieses Cafes nach Hause holen.