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Veröffentlicht am 07.12.2019

Die goldenen 1920er, starke Frauen, eine faszinierende Geschichte -und natürlich Schokolade

Die Schokoladenvilla – Goldene Jahre
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Wir befinden uns im Jahr 1926 – mehr als 20 Jahre sind vergangen, seit Judith Rothmann sich im ersten Teil der Schokoladenvilla für ihre Träume und ihre Zukunft als Leiterin der Schokoladenvilla eingesetzt ...

Wir befinden uns im Jahr 1926 – mehr als 20 Jahre sind vergangen, seit Judith Rothmann sich im ersten Teil der Schokoladenvilla für ihre Träume und ihre Zukunft als Leiterin der Schokoladenvilla eingesetzt hat. Judith ist mittlerweile seit mehr als 20 Jahren mit Victor verheiratet und die Schokoladenfabrik läuft sehr gut. Judiths jüngere Zwillingsbrüder haben sich in ganz unterschiedliche Richtungen entwickelt – Anton, der ruhigere, betreibt eine Werkstatt für Klavierbau. Karl, der stürmische leitet neben Judith und Victor die Schokoladenfabrik – hat es aber schwer hier seinen eigenen Weg zu gehen. Dazu kommt Vicky – die stürmische Tochter von Judith und Victor die, ganz die Mutter, mit dem Kopf durch die Wand will.

In dieser Zeit kommt Serafina Rheinberger in der Schokoladenvilla an. Sie ist die Halbschwester von Victor, kennt ihren Bruder aber garnicht. Nach dem Tod ihres Vaters soll sie, bis zu ihrer Volljährigkeit bei Victor und Judith bleiben –und kommt so in das Stuttgart der goldenen 1920er Jahre. Doch schon bald legt sich ein dunkler Schleier, sowohl über Serafinas Geschichte, als auch über die Schokoladenfabrik selbst. Sowohl Serafina als auch Judith, werden von ihrer Vergangenheit eingeholt und der Schokoladenfabrik droht der Ruin.

Nach dem ersten Band habe ich mich sehr gefreut, direkt wieder in die Schokoladenvilla zurückzukehren. Es wirkt, als wäre ich nie weggewesen. Die meisten Figuren aus dem ersten Teil, und selbst wenn sie nur eine Nebenrolle hatten, werden wieder erwähnt und in irgendeiner Art und Weise in die Geschichte eingebettet. Hier habe ich mich jedes mal gefreut, wenn ich wieder eine Figur erkannt habe. Insbesondere hat mir gefallen, dass die Geschichte um Robert und seine Familie weiter ausgebaut wurde. Diese bildet einen krassen Kontrast zur dem privilegierten Leben von Judith und ihrer Familie. Auch hat mir gefallen, wie die Geschichte der Zwillinge erzählt wurde - immer wieder verbunden durch eine Anekdote aus der Vergangenheit (und damit dem ersten Teil der Schokoladenvilla) die letztendlich die enge Verbundenheit von Zwillingen zeigt – auch wenn diese bei den beiden Brüdern auf den ersten Blick durch Konflikte gestört ist.

Wie im ersten Band steht auch in diesem Teil die Geschichte von starken Frauen im Vordergrund. Sei es Judith selbst, die mittlerweile die Fabrik leitet, oder Serafina, die ihr Leben leben will, ohne sich reinreden zu lassen. Lilou natürlich, die als Künstlerin die Welt bereist und nicht zuletzt auch Elise, die das Gefühl hat ein „vorgegebenes“ Leben führen zu müssen, sich dann aber für ihre Interessen entscheidet.

Der Erzählstil hat mir in diesem Buch noch besser gefallen als im ersten Band. Auch in diesem Band wurde die Geschichte wieder aus der Wahrnehmung mehrerer Personen erzählt. Dieses mal fand ich es aber angenehmer zu folgen – vermutlich deshalb, weil die Geschichten und die einzelnen Wahrnehmungen jetzt viel besser miteinander verbunden waren als im ersten Teil. Jeder Blickwinkel –jedes Kapitel fügte sich wie ein zusätzliches Puzzlestück in die Geschichte ein und man hatte einfach Spaß daran, die Geschichte zu lesen und zu erfahren, wie es mit den Personen und ihren Verbindungen weitergeht. Besonders gefallen hat mir auch hier wieder, dass Edgar und Victor – angelehnt an den ersten Teil – auch hier wieder ihre Detektiv-Ader für sich entdeckt haben. Und natürlich Alois der alte Bastler…ach, ich fand das Buch einfach insgesamt super!

Wie auch im ersten Band wird auch hier die fiktive Geschichte verwoben mit historischen Personen, Bauten und Ereignissen. Hier wird insbesondere auch die Zeit der Shows und „Revuegirls“ – im Buch auch besonders durch die Geschichte von Lilou, in den Vordergrund gestellt. Aber auch dieses mal vergisst die Autorin nicht, auch zu zeigen, dass der Roman nach dem Ende des 1. Weltkrieges spielt. Und so werden an verschiedenen Stellen die Grausamkeiten des Krieges zum Thema – sei es durch furchtbare Erinnerungen oder seelische / körperliche Probleme. Und auch die politische Bewegung der Jahre wird, in der Person um Robert, dargestellt. Insgesamt kann ich auch hier sagen – das ist diese Kombination von fiktiver Geschichte und historischem Hintergrund absolut passend fand. Dieses mal wusste ich es aus dem ersten Band ja auch bereits besser und konnte direkt ans Ende des Buches zu der Übersicht und den historischen Hintergründen blättern.

Zusammenfassend – was gibt es noch zu sagen. Die Fortsetzung der Schokoladenvilla ist aus meiner Sicht absolut gelungen und für mich sogar noch besser als der erste Teil. Die Kenntnis des ersten Band ist aus meiner Sicht aber auf jeden Fall notwendig um sämtliche Zusammenhänge und Anspielungen verstehen zu können – nur so macht das große Ganze Spaß. Für mich eine 100%ige Leseempfehlung –ich habe dieses Buch geliebt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.10.2019

Ein wunderschönes Buch über die Liebe zu Büchern und darüber sich selbst zu finden

Die kleine Buchhandlung am Ufer der Themse
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Ich war von Anfang an begeistert von diesem Buch. Die Atmosphäre, die bereits auf den ersten Seiten geschaffen wird, hat mich direkt gepackt und nicht mehr losgelassen. Allein wenn ich an die Regale "Josephine" ...

Ich war von Anfang an begeistert von diesem Buch. Die Atmosphäre, die bereits auf den ersten Seiten geschaffen wird, hat mich direkt gepackt und nicht mehr losgelassen. Allein wenn ich an die Regale "Josephine" oder "Louisa" denke, die alten bequemen Sofas oder (etwas später) die Harry Potter Leseecke unter der Treppe - hier fühlte ich mich an die kleine Buchhandlung erinnert, in der ich mir als Kind immer Bücher aussuchen durfte - ich habe diese Buchhandlung geliebt. Und genauso ging es mir mit diesem Buch. Die Autorin hat es geschafft in dem kleinen Buchladen eine so "heimelige" Atmosphäre zu geschaffen, dass ich mich direkt wohlgefühlt habe und am liebsten selbst in einem der Sessel gelesen hätte - natürlich mit frischen schwedischen Zimtschnecken in der Hand.

Doch zuerst mal von vorne: Charlotte lebt ihr Leben als Firmenchefin in Schweden - alleine, seitdem ihr Mann Alex vor etwas mehr als einem Jahr gestorben ist - vollständig fokussiert auf ihre Arbeit. Seit dem Tod ihres Mannes weiß sie nicht so recht wohin mit sich und lässt auch keinen richtig an sich heran. Als sie dann den Brief eines Anwalts erhält, mit der Info, dass sie die Buchhandlung ihrer Tante geerbt hat macht sie sich eher missmutig als begeistert auf nach London. Komisch nur, dass sie ihre Tante überhaupt nicht kannte - aber eigentlich auch egal. Sie möchte die Buchhandlung sowieso so schnell wie möglich verkaufen und zurück nach Schweden.

Wie es aber so ist im Leben kommt es anders als Charlotte gedacht hat. Die Mitarbeiter der Buchhandlung, allen voran eine langjährige Freundin ihrer Tante, die Kunden (oder besser: Gäste des Ladens) sowie der dicke Buchhandlungs-Kater sorgen dafür, dass Charlotte vollkommen auftaut und die Zeit in der Buchhandlung genießt. Problematisch nur: Ihre Tante verstand leider nicht so viel von Buchhaltung, sodass der kleine Buchladen kurz vor dem Ruin steht. Da kommt es mehr als ungelegen, dass Charlotte inmitten der Bücher und alten Unterlagen ihrer Tante einen Karton mit Briefen entdeckt der ihr nicht nur Einblicke in das Leben ihrer Tante gibt, sondern auch ihr bisheriges Leben auf den Kopf stellt.

Wie oben schon gesagt, ich habe dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite geliebt. Dies liegt insbesondere an der Atmosphäre des Buchladens, aber auch an den wunderschön beschriebenen Charakteren. Charlotte ist zu Beginn sehr reserviert und kühl - bloß nicht zu viel Gefühl zulassen. Noch nie hat auf einen Charakter das Wort "einigeln" so gut gepasst. Mir hat aber ihre Entwicklung in diesem Buch gefallen - mit jeder Seite taut sie mehr auf - sie kämpft für die Buchhandlung und wächst wirklich über sich hinaus. Zum Ende des Buches hin erkennt man Charlotte kaum wieder.

Aber auch die anderen Charaktere sind super gelungen. Martinique - eine langjährige Mitarbeiterin in der Buchhandlung hätte ich am liebsten in den Arm genommen. Eine solche Freundin wünscht sich jeder. Sam ist dagegen das komplette Gegenteil. Aber auch sie setzt sich bedingungslos für die Buchhandlung ein und nimmt Charlotte - nach anfänglichen Schwierigkeiten "an die Hand". Nicht zur vergessen die "Gäste" des Buchladens - superschön dargestellt. Mit ihnen hätte ich mich sehr gerne unterhalten!

Zur Geschichte an sich: Ich war sehr überrascht davon, dass die Geschichte in zwei Ebenen erzählt wird. Auf der einen Seite Charlottes Geschichte in der Gegenwart - auf der anderen Seite die Zeit Anfang der 1980er Jahre, als Charlottes Mutter und Tante in London ankommen und sich dort ein neues Leben aufbauen. Hiermit hatte ich garnicht gerechnet. Auf diese Weise versteht man die Geschichte aber sehr viel besser. Die Vergangenheitsperspektive reiht sich sehr gut in die Gegenwart ein. Man erfährt vieles früher und tiefer als Charlotte und hofft die ganze Zeit, dass sie jetzt auch endlich mehr über ihre Geschichte erfährt. Auch wenn die Handlung an einzelnen Stellen durchaus durchschaubar ist habe ich mich nie gelangweilt und wirklich gehofft, dass alles ein gutes Ende nimmt.

Der Roman lässt sich sehr gut lesen - die Zeitsprünge stören überhaupt nicht. Ein Buch, perfekt um es in einem Rutsch durchzulesen.

Noch kurz zum Cover: Das Cover wirkt sehr unruhig. Die verschnörkelte Schrift, der rote Hintergrund und die Zeichnung des Buchladens. Dies passt meines Erachtens nicht so ganz zur Geschichte. Auf dem Cover ist für mich "einfach zu viel los" - die Buchhandlung die gezeigt wird hat einfach garnicht zu meiner Vorstellung des kleinen Buchladens gepasst. Das ist aber meine Wahrnehmung und sicherlich kein Grund hier irgendwie zu meckern.

Zusammenfassend: Eine wunderschöne Geschichte und von mir eine klare Leseempfehlung. Für alle die Bücher lieben und die in einem Buchladen die Zeit vergessen könnten.

Veröffentlicht am 21.09.2019

Genau so stelle ich mir einen Regionalkrimi vor

Totentracht
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Erstmal vorweg: Ich liebe Regionalkrimis! Warum - weil ich diese Kombination aus Witz gepaart mit Informationen über die Region, meist absolut überspitzt dargestellten Charakteren sowie einem Kriminalfall ...

Erstmal vorweg: Ich liebe Regionalkrimis! Warum - weil ich diese Kombination aus Witz gepaart mit Informationen über die Region, meist absolut überspitzt dargestellten Charakteren sowie einem Kriminalfall - der aber nicht völlig im Vordergrund steht - super finde um sich einfach zu entspannen. Also war ich voller Vorfreude auf "Totentracht" - und wurde absolut nicht enttäuscht.


Weil der Blick zuerst aufs Cover fällt fange ich mal damit an. Das Cover zeigt sofort die Naturverbundenheit des Schwarzwaldes - die auch, zumindest bei einer der Hauptfiguren eine große Rolle spielt. Ein echter Blickfang! Allerdings - so richtig rausgefunden was das Eichhörnchen mit der Handlung zu tun hat habe ich nicht - ist aber für mich auch nicht weiter wichtig.

Viel wichtiger ist dagegen die Handlung: Marie, eine junge Polizistin, aufgewachsen im Schwarzwald, kehrt nach mehreren Jahren in Berlin - nach einem peinlichen Zwischenfall in der Arbeit, zurück an ihren Heimatort Villingen-Schwenningen um dort fortan wieder als Kriminalbeamtin zu arbeiten. Allerdings läuft der Start an der neuen Dienststelle nicht wie geplant - erst rumpelt sie mit ihrem neuen Kollegen Winterhalter, einem echten "Schwarzwälder Urgestein" zusammen -und dann wird auch noch in der Fürstengruft eine männliche Leiche in Frauentracht gefunden. Es gilt also, alle Startschwierigkeiten zu vergessen und einen Mordfall zu lösen. Problematisch nur, wenn einen dabei die eigene Vergangenheit einholt...


Jetzt aber zu der Frage, was diesen Roman für mich so besonders gemacht hat. Hier kann ich nur sagen: Auf jeden Fall die Figuren! Die beiden Hauptpersonen, Marie und Winterhalter sind beide zwar absolut überspitzt dargestellt, aber genau das macht in diesem Roman den Schwarzwälder Charme aus.


Marie - ein Mädchen vom Lande die aus Berlin "geflohen" ist erlebt nach ihrer Rückkehr zuerst einen absoluten Kulturschock. Nachdem ich am Anfang nicht so wirklich mit ihr warm wurde (ich fand sie sehr belehrend und "steif") fand ich sie im Verlauf der Handlung immer besser, insbesondere an den Stellen, an denen sie eben nicht die "steife Polizistin war, die nur darauf versessen ist den Fall zu lösen", sondern in denen sie einfach nur "Marie ist" und der Leser auch etwas über ihre Gefühle erfährt.

Ganz anders dagegen Winterhalter. Der Polizist und Hobby-Landwirt ist ein Schwarzwälder-Original, badischen Dialekt inklusive, und es interessiert ihn nicht was die Leute von ihm denken (außer natürlich seine Frau). Ich fand ihn einfach nur klasse - Situationskomik ohne Ende wenn mit ihm und Marie einfach nur Welten aufeinander treffen. Die perfekte Mischung.

Auch die Nebencharaktere sind finde ich sehr gut gelungen - allen voran Winterhalters Ehefrau!


Ich kann nur sagen: Ich habe bei diesem Buch wirklich konstant gelacht oder zumindest geschmunzelt. Das Buch lebt von der Situationskomik zwischen den Figuren - die Ereignisse überschlagen sich und man kommt aus dem Lachen teilweise nicht mehr raus. Auch wenn es an einigen Stellen etwas "zu viel" wird hatte ich beim Lesen einfach nur meinen Spaß. Zwischendrin habe ich direkt vergessen, dass es hier einen Mordfall zu lösen gibt - weil zwischen den Figuren so viele Sachverhalte aufgekommen sind, dass diese Teile der Handlung für mich genauso wichtig wurden wie der Krimi-Teil. Nichtsdestotrotz hat mir das Miträtseln um den Mörder großen Spaß gemacht.


Das Buch lässt sich supergut lesen (wenn man davon absieht, dass man dauernd lachen muss). Der Schreibstil ist flüssig -Winterhalter redet zwar ab und zu im Dialekt - allerdings haben die Autoren hier sehr gut darauf geachtet, dass es nicht zu viel wird und den Lesefluss nicht stört. Ich, die so Garnichts mit dem badischen Dialekt zu tun habe, bin auf jeden Fall sehr gut damit klar gekommen.


Von mir eine klare Leseempfehlung für all diejenigen, die gerne Regionalkrimis lesen und einfach mal abschalten wollen. Wer eine von Anfang bis Ende spannenden Krimi liebt, bei dem der Kriminalfall im Mittelpunkt steht - für den ist dieses Buch vermutlich aber eher nichts.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Humor
  • Figuren
  • Spannung
Veröffentlicht am 29.08.2019

Die raue Küste Irlands, ein Leuchtturm und Personen die man sofort ins Herz schließt

Show me the Stars
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Mein erster Eindruck als ich das Cover dieses Buchs gesehen habe war "Wow! Das muss ich lesen!" (ja, ich gebe zu, ich bin eine Person, bei der der erste Cover-Eindruck häufig über "lesen oder nicht lesen" ...

Mein erster Eindruck als ich das Cover dieses Buchs gesehen habe war "Wow! Das muss ich lesen!" (ja, ich gebe zu, ich bin eine Person, bei der der erste Cover-Eindruck häufig über "lesen oder nicht lesen" entscheidet). Als ich dann noch gesehen habe, dass in dem Roman ein Leuchtturm eine nicht ganz unwichtige Rolle spielt, war mein Entschluss dann klar. Und ich wurde auf jeden Fall nicht enttäuscht.

Ganz kurz zum Inhalt: Die 22-jährige Liv hat ihr Journalismus-Studium mit super Noten abgeschlossen - statt Artikel über Dinge die sie wirklich interessieren oder zumindest wichtige Informationen vermitteln, hängt sie aber als freie Journalistin in der Klatschspalte eines Zeitschrift fest. Ein Artikel mit einem einstigen Kinderstar, der keine Interviews mehr gibt, sollte ihr Durchbruch werden - und wurde dann eher ein Reinfall.

Mit mehreren Gin Tonic intus sieht sie dann die "Jobanzeige" die ihr Leben verändern soll eine Auszeit - wo auch immer. Nach einer betrunken geschriebenen Mail, einem netten Gespräch und ein paar Wochen die vergangen sind, findet sie sich wieder als Housesitter eines Leuchtturms namens Matthew auf einer einsamen irischen Insel. Ihr mehr oder weniger einziger Kontakt zur "Außenwelt" ist Kjer, ein irischer Musiker und Touristenführer, der sie jede Woche mit Lebensmitteln versorgt und den sie immer weiter in ihr Herz schließt... So der Inhalt und ja, natürlich ist es eine Liebesgeschichte (wie erwartet), aber ich muss sagen, das stand für mich garnicht im Vordergrund.

Auf den ersten Seiten bin ich mit Liv nicht wirklich warm geworden. Ich fand sie sehr "gezwungen" und "beherrscht", was aber wiederum zu ihrer Geschichte passt - Tochter einer Diplomatin, die als Kind dauernd umziehen musste, bis sie sich dann als Teenager geweigert hat und bei ihren Großeltern geblieben ist. Immer die Beste in der Schule und im Studium - um sich selber und vor allem ihrer Mutter etwas zu beweisen. Je mehr ich von Liv's Geschichte kennengelernt habe, desto besser habe ich sie verstanden und desto sympathischer wurde sie mir. Insbesondere die Zeit auf der Insel, in der sie immer lockerer wurde hat dazu geführt dass ich sie immer mehr mochte. Und was die Geschichte mit ihrer Mutter angeht - hier war ich einfach nur schockiert...

Die Personen in dem kleinen irischen Dorf Castledunns habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Hier schafft es die Autorin wirklich, insbesondere die B&B-Besitzerin Airin so lebenslustig und herzlich darzustellen, dass man diese gerne selbst zur Freundin hätte. Und natürlich Kjer, der Herzensbrecher. Auch mit ihm kann man sehr gut mitfühlen, je mehr man über ihn erfährt, desto mehr versteht man wie er handelt, einfach toll geschrieben.

Insgesamt, was die Personen des Buches angeht muss ich sagen, perfekt getroffen. Im Laufe der Geschichte wachsen einem die Personen immer mehr als Herz, je mehr man über sie, ihr Leben und ihre Geschichten erfährt.

Auch die Beschreibungen der Insel haben mir sehr gut gefallen. Ich liebe Leuchttürme und ich liebe die Küste Schottlands - auch wenn der Roman in Irland spielt, fühlte ich mich durch die Beschreibungen der Natur so an die rauen Küsten der Highlands zurückversetzt, dass ich in einer ganz anderen Welt war. Insbesondere die Idee mit dem Leuchtturm war mal etwas ganz anderes - die Verbundenheit die Liv direkt zu Beginn zu dem Leuchtturm spürt wirkte wirklich echt. Einfach absolut glaubwürdig.

Was die Geschichte an sich angeht. Natürlich war sie irgendwie vorhersehbar - allerdings ist ja bekanntlich der Weg das Ziel. Und dazu kann ich nur sagen: Der Weg hat mir ausgesprochen gut gefallen und mich mit auf eine Reise genommen, die ich gerne selbst erleben würde.

Einziger kleiner Kritikpunkt: Ich habe mich von Anfang an gefragt, warum eine 22-jährige sich bereits beruflich neu orientieren muss. Natürlich, das Thema mit dem Interview war ein Reinfall, aber sowas gehört gerade zu Beginn der Karriere dazu. Das fand ich etwas unglaubwürdig. Allerdings, je weiter man in der Geschichte voranschreitet merkt man, dass es weniger um den Job ging, sondern vielmehr darum, sich auch ein Stück weit selbst zu vertrauen, rauszufinden was einem Spaß macht und was einen selbst ausmacht.

Und diese Botschaft finde ich sehr gut getroffen!

Veröffentlicht am 21.07.2019

Mein Lesehighlight des Jahres

Nachtflug
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Dieses Buch stellt bisher mein Lesehighlight des Jahres dar!

Es kommt ganz unscheinbar daher - ich hatte ehrlicherweise keine großen Erwartungen an das Buch und dann hat es mich mitgenommen auf eine ...

Dieses Buch stellt bisher mein Lesehighlight des Jahres dar!

Es kommt ganz unscheinbar daher - ich hatte ehrlicherweise keine großen Erwartungen an das Buch und dann hat es mich mitgenommen auf eine Flugreise von Berlin nach New York - eine Flugreise von nur wenigen Stunden, die mich aber von der Geschichte her berührt hat. Es war auch eine Flugreise durch verschiedene Gefühlswelten, von Lachen über Weinen, von Angst bis Fremdschämen war so ziemlich alles dabei. Und nicht zuletzt die beiden grundverschiedenen, liebenswerten Charaktere -dieses Buch ist wirklich absolut empfehlenswert.

Aber von vorne: Ingrid Meier eine unscheinbare Dame mittleren Alters macht sich auf zu ihrer ersten Flugreise - und das gleich nach New York - um ihre erste und (bislang) einzige große Liebe wieder zu treffen. Nichtsahnend landet sie in der Business Class neben Jakob, einem smarten Anwalt der zwischen Berlin und New York pendelt und den Flug, genauso wie seine restliche Zeit des Tages, in der Regel mit Arbeiten verbringt. Die beiden Hauptfiguren könnten nicht unterschiedlicher sein. Aber zwischen ihnen entspinnt sich eine Unterhaltung die von belanglosem Tratsch (ohne großes Interesse von Jakob) zu Geheimnissen und persönlichen Geständnissen führt und letztendlich das Leben der Beiden völlig durcheinander bringt.

Dieses Buch hat mich wirklich sehr berührt. Woran das liegt -ich denke zunächst an der Vielfältigkeit der Themen die in dem Buch behandelt wird. Ingrids Geschichte, als junge schwangere Frau in der DDR fand ich unglaublich bewegend, sei es die Erzählung über ihre Tätigkeit in der Fabrik oder die Scheidung. Die Liebesgeschichte, wegen der Ingrid überhaupt erst nach New York reist. Die schreckliche Zeit ihrer Ehe. Jakobs stressigen Job als Anwalt - unter der Woche in New York, am Wochenende als Familienvater in Berlin. Und natürlich das Geheimnis das Jakob hat. Diese Themenvielfalt hat mich wirklich überrascht - damit hatte ich nicht gerechnet. Das Buch wirkt aber zu keiner Zeit überfrachtet - alle Teile haben die nötige Tiefe um den Leser ernsthaft abzuholen und zu berühren, aber ohne die Geschichte zu überfrachten. Dieses "Verweben" der einzelnen Themen ist den Autorinnen wirklich sehr gut gelungen.

Was mich aber ebenso - wenn nicht sogar mehr begeistert hat waren die beiden Hauptcharaktere. So unterschiedlich sie sind, so sympathisch fand ich sie beide. Ingrid, die den Klatsch und Tratsch liebt, aber aufgrund der Geschehnisse der Vergangenheit so unsicher ist und, so wirkt es zumindest auf den ersten Blick kaum Selbstwertgefühl hat. Wie sie von ihrer Weiterbildung zur Sekretärin erzählt - an dieser Stelle hätte ich ihr gerne zugerufen "jetzt trau dich doch mal". Dann ist sie aber auch so wunderbar direkt das ich beim Lesen direkt in Lachen ausbrechen musste - an einzelnen Stellen konnte man aber auch förmlich fühlen, wie Jakob am liebsten in ein tiefes Loch versunken wäre.
Demgegenüber Jakob, smart und darauf bedacht immer die Fassade zu wahren. Aber auch er hat mich charakterlich von Anfang an begeistert, einfach weil er reflektiert ist und sich, auch wenn er auf den ersten Blick nicht so wirkt, Gedanken macht und nicht locker lässt, bis er erreicht was er möchte.

Wie gesagt, für mich bisher mein Lesehighlight des Jahres. Das Buch hat mich zum Lachen und zum Weinen gebracht und ich denke, wenn ich das nächste mal Fliege werde ich auch mal etwas mehr darauf achten, wer so neben mir sitzt.