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Veröffentlicht am 14.09.2019

eine starke Frau geht ihren Weg

Große Elbstraße 7 - Das Schicksal einer Familie
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Hamburg zur Wende des 20. Jahrhunderts. Viktoria zur Haiden, von allen nur Vickie genannt, wächst behütet in der großen Elbstraße gemeinsam mit ihrem Bruder Bernhard auf. Der Vater ist Professor an der ...

Hamburg zur Wende des 20. Jahrhunderts. Viktoria zur Haiden, von allen nur Vickie genannt, wächst behütet in der großen Elbstraße gemeinsam mit ihrem Bruder Bernhard auf. Der Vater ist Professor an der Hamburger Klinik und genießt dementsprechend hohes gesellschaftliches Ansehen. Das geniest seine Ehefrau Luise. Sie Ist gefangen im Standesdünkel und plant für Vickie bereits die Ehe mit einem gesellschaftlich hoch angesehenen Ehemann. Doch leider, besser gesagt: zum Glück kommt alles ganz anders….
Ja, Vickie habe ich von Anfang an gemocht. So eine empathische, mit beiden Beinen im Leben stehende Frau. Leider wird ihr Tatendrang und ihr Wissendurst durch die damaligen, den Frauen aufgezwungenen Einschränkungen, stark eingeschränkt. So fügt sie sich in die angebahnte Heirat mit dem Staatsanwalt Ernst-Otto Schädeba. Gott sei Dank merkt Vickie rechtzeitig welch wahrer Charakter sich hinter diesem devoten jungen Mann, für den ihre Mutter so schwärmt, verbürgt. Die Verlobung lässt sie platzen, den dadurch entstehenden gesellschaftlichen Makel nimmt sie in Kauf. Sie beginnt gegen den Willen ihrer Eltern eine Schwesternausbildung bei den Erika-Schwestern im Hamburger Krankenhaus an dem auch ihr Vater arbeitet. Dort zeichnet sie sich nicht nur durch ihre aufopferungsvolle, wenn es notwendig ist auch nachdrücklichen, Fürsorge für ihre Patienten aus. Oft steht sie bei der Arbeit zwischen den Stühlen, da sich die Anweisungen der Oberschwester und die der Ärzte widersprechen. Aber auch diesen Spagat schafft sie mit Hilfe von Mut, Entschlossenheit und wachem Verstand. Mit dem Pflegeberuf hat Vickie ihre Berufung gefunden.
Einen ganz anderen Lebensstil legt dagegen ihr Bruder Benno an den Tag. Er liebt nur seine Malerei, zugegeben etwas ausgefallene Malereien, schmeißt sein Medizinstudium in Heidelberg und lebt einfach in den Tag hinein. Dabei hätte Vickie so gerne selbst in Heidelberg Medizin studiert. Aber das war deutschen Frauen in der damaligen Zeit verboten. Zwei Kinder, ein Elternhaus und doch so unterschiedliche Entwicklungen.
Das Buch hat mich wunderbar unterhalten. Stehen doch hier nicht nur die Familie zur Haiden im Fokus, sondern auch die Arbeiterunruhen und die Schicksale vieler anderer Familien. Alles zusammen ist dadurch ein rundes Bild der damaligen Zeit und ein sehr unterhaltsames wie kurzweiliges Buch entstanden. Von mir gibt’s 5 wohlverdiente Lese-Sterne und ich fiebere schon jetzt der Fortsetzung entgegen.

Veröffentlicht am 14.09.2019

interessante Charaktere, toller Lesestoff

Bis ihr sie findet
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Sechs Jugendliche im Alter von 14-18 wollen gemeinsam zelten und Spaß soll dabei an erster Stelle stehen. Diesmal ist Topaz kleine Schwester Aurora, die erst 13 Jahre ist, mit dabei. Sie erblüht gerade ...

Sechs Jugendliche im Alter von 14-18 wollen gemeinsam zelten und Spaß soll dabei an erster Stelle stehen. Diesmal ist Topaz kleine Schwester Aurora, die erst 13 Jahre ist, mit dabei. Sie erblüht gerade zu einer wunderschönen jungen Frau und man erkennt jetzt bereits welche Schönheit aus ihr werden wird. Noch ist die schüchtern und zurückhaltend der eingeschworenen Clique gegenüber und beobachtet die 6 Jugendlichen nur aus sicherem Abstand. Sie beteiligt sich nicht an deren Aktivitäten und geht auch schon früh zum Zelt. Doch am nächsten Morgen ist sie verschwunden. Und das bleibt 30 Jahre lang so. Durch Zufall werden ihre sterblichen Überreste gefunden. Die Polizei nimmt die alten Ermittlungen wieder auf...
Vom Typ her sind die Jugendlichen alle sehr unterschiedlich und doch ist jeder stolz zu dieser angesagten Clique zu gehören. Da gibt es die dominante, stets für Sexabenteuer offene und von allen Jungen der Schule angeschmachtete Topaz. Sie ist sich ihrer Wirkung auf andere bewusst, nutzt dies aus und wirkt in meinen Augen sehr berechnend. Ihr größter Fan ist Coralies (auch Mitglied der Gruppe), die wie ein Hund oder Schatten treu an ihrer Seite hängt und sie bewundert. Coralies ist fremdgesteuert, will den anderen gefallen und ist dabei nie sie selbst. Für beide konnte ich mich nicht erwärmen. Ganz anders war das bei Jojo. Sie ist mehr der bodenständige Typ, der Kumpel den man sich wünscht und auf den man sich verlassen kann. Aber gerade sie wird vom Leben stark gebeutelt. Dieses Mädchen /Frau war mir sehr sympathisch. Überhaupt finde ich die Charaktere der Figuren von der Autorin wunderbar lebendig ausgearbeitet.
Gegenwart und Rückblicke in die 30-jährige Vergangenheit wechseln sich beim Lesen ab. Dieser Erzählstil hat mir gefallen, so dass ich das Buch nur ungern aus er Hand gelegt habe.
DC Jonah Sheens ist der leitende Ermittler in diesem Fall. Beim Verschwinden von Aurora war er selbst erst am Beginn seiner polizeilichen Ausbildung, kannte aber alle Beteiligten aus seiner Schulzeit. Lange ist er unsicher, ob er jetzt die Ermittlungen leiten soll, denn irgendetwas verband ihn damals mit Aurora. Diese Andeutungen haben hier bei mir die Spannung geschürt.
Beste Gelegenheit Aurora etwas anzutun und damit am meisten tatverdächtig sind natürlich die 6 Jugendlichen. Aber auch Auroras Lehrer, der ihr sogar private Nachhilfe gegeben hat, war damals in der Nähe des Zeltplatzes. Ja, fast bis zum Schluss habe ich nicht geahnt wer Aurora getötet hat. Dementsprechend spannend fand ich diesen Krimi auch. Als gelungen sehe ich an wie die Autorin die Rechtfertigung des Täters hat einfließen lassen. Da kam das übersteigerte Selbstbewusstsein gepaart mit Kontrollzwang wunderbar zum Ausdruck. Ich habe mich mit diesem Krimi wunderbar kurzweilig wie spannend unterhalten gefühlt und kann dieses Buch nur weiterempfehlen. Also gibt’s auch 5 Lese-Sterne von mir.

Veröffentlicht am 30.08.2019

sehr unterhaltsam, einfühlsam und damit lesenswert

Ein neues Blau
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Lilis lebt im Berlin der 20er Jahre. Ihre Mutter stirbt als sie noch sehr klein ist und so versucht ihr Vater Jakob für sie beides zu sein – Vater und Mutter. Dabei hat er einen sehr ungewöhnlichen wie ...

Lilis lebt im Berlin der 20er Jahre. Ihre Mutter stirbt als sie noch sehr klein ist und so versucht ihr Vater Jakob für sie beides zu sein – Vater und Mutter. Dabei hat er einen sehr ungewöhnlichen wie einfühlsamen Helfer: Takeshi. Jakob hat ihn auf seinen Dienstreisen kennen und schätzen gelernt. Takeshi ist nicht nur ein ausgesprochener Teekenner und -liebhaber, er ist mit seiner unaufdringlichen empathischen Art ein sehr, sehr guter Freund zu dem auch Lili sich sehr hingezogen fühlt.
Ich kann nur sagen, dass das Buch mich wunderbar unterhalten hat. Gerade der Wechsel zwischen Gegenwart und Rückblenden in die 20er und 30er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts ist fließend und macht das Lesen spannend. Dabei finde ich die gefühlvolle Art, wie der Autor dem Leser nicht nur den Lebensweg von Lili Cohen (Kuhn) nahe bringt unwahrscheinlich nahe gehend, sondern auch die Informationen zum Zelebrieren von Tee haben mir gefallen und haben die Geschichte authentisch erscheinen lassen. Mittelpunkt des Ganzen bleibt aber immer die Porzellanherstellung und auch hier konnte ich mir bisher nicht Bekanntes lernen. Lilis Verbundenheit mit der Kunst der Porzellanherstellung ist wunderbar im Roman zum Ausdruck gekommen, einfühlsam wie anschaulich. Porzellan ist in der heutigen Zeit das Normalste der Welt, aber nachdem ich dieses Buch gelesen habe, sehe ich mehr darin.
Der Austausch zwischen Lili Kuhn und der jungen Anja Hermann, bei dem Lili ihr Stück für Stück ihre Lebensgeschichte erzählt, empfand ich sehr unterhaltsam. Schon allein das Kennenlernen der beiden, die altersmäßig mehrere Jahrzehnte trennt, war herrlich beschrieben. Denn Annes Wortwahl stieß oftmals bei Lili auf Unverständnis. Mir hat dieses Buch jedenfalls wunderbar gefallen mit seiner ansprechenden bildhaften, gefühlvollen Schreibweise. Von daher gibt’s eine absolute Leseempfehlung und 5 ausgesprochen verdiente Lese-Sterne.

Veröffentlicht am 30.08.2019

rasante Abläufe, verzwickte Zusammenhänge – einfach spannend

Zimmer 19
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Eröffnungsveranstaltung der Berlinale, ein handverlesenes Publikum, alle warten auf den angekündigten Eröffnungsfilm. Doch zum Entsetzen aller wird ein Snuff-Film gezeigt. Das Brisante daran: das Opfer ...

Eröffnungsveranstaltung der Berlinale, ein handverlesenes Publikum, alle warten auf den angekündigten Eröffnungsfilm. Doch zum Entsetzen aller wird ein Snuff-Film gezeigt. Das Brisante daran: das Opfer ist die Tochter des Berliner Bürgermeisters. Tom Babylon, Ermittler beim Berliner LKA und Psychologin Sita Johanns beginnen mit Hochdruck zu ermitteln. Nicht ahnend wie persönlich dieser Fall für Sita wird. Denn die Zahl 19 weckt auch bei ihr sehr schlechte Erinnerungen….
Wie wir es von Marc Raabe gewohnt sind, ist auch dieser Fall nicht so wie er am Anfang erscheint. Rätseln die Ermittler anfangs noch, ob dieses Snuff-Video echt oder ein fake ist, wird immer deutlicher, dass dieser Film echt ist. Da auch bei diesen Ermittlungen, wie bereits bei dem Dom-Fall das gleiche Team zusammenarbeitet, kamen sie mir sehr eingespielt und souverän vor. Jeder kennt die Fehler und Stärken des anderen, nicht alles ist legal und vom Chef abgesegnet. Und wie sagte der echte ehemalige Berliner Bürgermeister damals: „und das ist auch gut so.“
Ich fand diesen Krimi wieder sehr spannend, habe ich doch immer gerätselt wer Bernhard Krüger ist, der alte Herr auf der Berlinale. Was will er von Finja, die so viel Ähnlichkeit mit Toms seit 20 Jahren vermissten Schwester Vi hat? Immer wieder hoffte ich beim Lesen, dass Tom endlich vom Verbleib seiner Schwester erfährt. Denn so sagt er selbst: „nichts ist schlimmer als die Ungewissheit.“ Darum finde ich es auch sehr ergreifend, wenn Tom mit Vi diskutiert und mit ihr Zwiesprache hält. Ob ihm das in diesem Band gelingt? Das müsst ihr schon selbst nachlesen!
Altes Unrecht, Menschen, die vor Jahrzehnten Schuld auf sich geladen haben, noch immer ihre alten Seilschaften und Verbindungen pflegen, die sich die gute alte Zeit schönreden, die gibt es immer noch. Davon bin ich überzeugt, auch wenn diese Generation sukzessive ausstirbt.
Dieses Buch ist sehr facettenreich, fordert den Leser, kein Buch zum schnellen Lesen zwischendurch. Ich habe mich damit wunderbar spannend unterhalten gefühlt. Von mir gibt’s eine unbedingte Lese-Empfehlung und 5 Lese-Sterne.

Veröffentlicht am 27.08.2019

ein gelungener Abschluss - einfach super

Die Ärztin: Die Wege der Liebe
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Ricarda Thomasius ist wieder in Berlin und arbeitet in der Praxis der weiblichen Ärzte. Doch wegen des Krieges bleiben immer mehr Patientinnen fern, so dass sie die Praxis schließen muss. Welch Ironie: ...

Ricarda Thomasius ist wieder in Berlin und arbeitet in der Praxis der weiblichen Ärzte. Doch wegen des Krieges bleiben immer mehr Patientinnen fern, so dass sie die Praxis schließen muss. Welch Ironie: wurde Rica erst als weibliche Ärztin an der Charité abgelehnt, wird sie nun, da immer mehr Ärzte an den Fronten ihre Arbeit verrichten müssen, gern eingestellt. Das berufliche Problem und damit der Lebensunterhalt sind gesichert. Aber die Sorge um ihre Kinder du ihren kriegsversehrten Mann treibt sie weiter um ….
Ich weiß nicht wie die Autorin es immer schafft, aber es gelingt ihr mit diesem 3. Band wieder einzigartig, mich mit Ricardas Leben und Sorgen in kurzer Zeit so stark zu fesseln, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Sicher liegt es unter anderem daran, dass innerhalb der Kapitel der Handlungsort wie auch die darin vorkommenden Personen ständig wechseln. Ob man sich gerade in Berlin, Kalifornien oder Gut Freystetten befindet. An keiner Stelle war mir das Buch langatmig oder gar langweilig. Sorgen, Trauer, Zweifel, Fehler, Streitigkeiten – all das darf der Leser hautnah miterleben. Nichts wirkt konstruiert und vielleicht ist gerade deshalb dieses Buch um Dr. Ricarda Thomasius so ergreifend wie fesselnd. Dabei ist Ricarda nicht ohne Fehler. Stellt sie doch oft genug Arbeit und Patienten in den Focus. Da kommen oftmals Mann und Kinder zu kurz. Sie erscheint mitunter hart und stur. So hat es mich sehr geärgert, wie sie zu ihrer ältesten Tochter Henny so hart sein konnte als diese zusammen mit Victor nach Amerika ging. Da wirkte sie auf mich fast die Komtess Henriette ihre Wohltäterin, die auch nicht über ihren Schatten springen konnte.
Mich hat der 3. Band auf jeden Fall wunderbar unterhalten, so dass eine Leseempfehlung von mir uneingeschränkt ausgesprochen wird und 5 Lese-Sterne wohlverdient sind.