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Veröffentlicht am 30.10.2020

Auf gehts nach Wien ins Kaffeehaus!

Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre
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„Bewegte Jahre“ ist der Beginn der neuen Saga rund um „Das Kaffeehaus“ der deutschen Autorin Marie Lacrosse, die vielleicht mancher auch unter ihrem Realnamen Marita Spang kennt. Mir ist die bekannte Schriftstellerin ...

„Bewegte Jahre“ ist der Beginn der neuen Saga rund um „Das Kaffeehaus“ der deutschen Autorin Marie Lacrosse, die vielleicht mancher auch unter ihrem Realnamen Marita Spang kennt. Mir ist die bekannte Schriftstellerin von historischen Romanen durch ihre großartige Trilogie „Das Weingut“ im Gedächtnis geblieben und da ich Romane rund um die Vergangenheits Wiens bzw. Österreichs gerne lese, habe ich mich sehr auf „Das Kaffeehaus“ gefreut.

Wieder erwarten uns über 700 Seiten und erneut hat Marie Lacrosse wieder ausgezeichnet recherchiert, denn wir bekommen die Geschichte rund um Kronprinz Rudolf serviert, die mit ganz vielen Informationen rund um die Monarchie, die Emporkömmlinge, den alten Adel und die arbeitende Mittelschicht gespickt ist.

Nur empfinde ich es dieses Mal deutlich anstrengender, mich durch die vielen eingeschobenen Informationen zu lesen!

Woran es liegt? Ich kann es nicht genau festmachen: der Schreibstil ist der Zeit angepaßt und wirkt dennoch nicht verstaubt. Allerdings kommt in mir dieses Mal nicht die Faszination auf – vielleicht fehlt mir ein wenig der Tempowechsel, der mich bei der Weingut-Saga so begeistert hat?

Vielleicht ist es auch meine Enttäuschung, denn eigentlich habe ich mir nach Titel und Klappentext mehr „Kaffeehaus“ gewünscht! Doch das titelgebende Gebäude mit der talentierten Seele des Cafés, Sophie – liebevoll Phiefi genannt, bleibt nahezu am Rande... und mittendrin finden wir Rudolf, seine Schwächen & Stärken sowie seine Mätressen. Wäre dies so deutlich auf der Rückseite zu lesen gewesen, wäre ich wohl mit einer anderen Erwartungshaltung ans Lesen gegangen oder hätte vermutlich den Roman nicht zur Hand genommen.

Ja, ich bin enttäuscht, wobei der Roman an sich durch die großartige Vorarbeit und die vielen lesenswerten Fakten diese Gefühlsregung gar nicht verdient hat. Daher mag ich jedem Interessierten raten, sich ein wenig Zeit zum Blättern und Reinlesen zu nehmen – und sich dann ohne feste Erwartungen auf das Leben rund um den Hof von Sissi und ihrem Sohn, Kronprinzen Rudolf, einzulassen.

Ein Wort noch zum Cover: Ich finde es recht gelungen, denn besonders das Cafe im Hintergrund passt für mich zum Buchtitel. Das Schriftbild passt ebenso dazu und so wirkt das Cover – trotz so beliebter „Frau schaut in den Vordergrund“ - einladend.

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Veröffentlicht am 22.05.2020

Humorvolle Bustour durch Schottland

Ein Schotte kommt selten allein
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„Natürlich bin ich unter den Letzten, die zum Bus zurückgehetzt kommen. 'Schneller, meine Lieben. Bitte aufs Timing achten!' mahnt Gregory und winkt ungehalten mit Baveheart junior. Ich lege einen schnellen ...

„Natürlich bin ich unter den Letzten, die zum Bus zurückgehetzt kommen. 'Schneller, meine Lieben. Bitte aufs Timing achten!' mahnt Gregory und winkt ungehalten mit Baveheart junior. Ich lege einen schnellen Sprint ein und überhole das Pärchen vor mir.“ (S. 117)

Janne liebt Schottland und Outlander... aber Busreisen sind für sie der Horror. Das wissen nur leider ihre Freundinnen nicht, denn sie überraschen die Journalistin zu ihrem 40. Geburtstag mit einer Reise nach Schottland – einer Busreise!

Und so beginnt eine äußerst humorvolle Reise durch das malerische Schottland... wobei die Protagonistin selbst weitgehend humorlos ist, aber wie die Autorin die Reise mit dem Bus, die wundervolle Landschaft und die klischeebehafteten Mitreisenden beschreibt, zeugt von viel Humor und macht Spaß zu lesen.

Natürlich darf der im Titel besagte Schotte auch nicht fehlen ;) Sein Name ist Alex und nun beginnt eine Achterfahrt der Gefühle – für Janne, aber auch für Alex. Mit ihm zusammen bemerkt man als LeserIn bei der jungen Frau eine Veränderung: sie lehnt nicht mehr alles ab, sondern kann sich einen distanzierten Ausblick auf den Tourismus gönnen... gleichzeitig begibt sie sich in einen inneren Zwiespalt ihrer Gefühle und die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit.

All dies wirkt leider teilweise etwas überladen, was mich manchmal dazu animiert hat, die Textpassagen zu überfliegen. Überladen wirkt leider auch der Textblock an sich, denn die Schrift ist klein und hat wenig Absätze. So empfand ich das Lesen zusätzlich zum Inhalt auch grafisch gesehen anstrengend. Schade...

Too much – das dachte ich auch beim Anblick des Covers: Die Collage von Highland Rind mit Schottenmütze, Dudelsack, Schaaf, Cottage, Bus und Landschaft mag vermutlich lustig wirken; auf mich wirkte das eher wie ein Durcheinander und eben... too much!

Sprachlich jongliert Karin Müller gekonnt mit Worten, die vor meinem inneren Auge immer wieder Bilder entstehen lassen und mich insgesamt auch mitnehmen.

Alles in allem bin ich wirklich zwiegespalten, denn die Idee, einen Touri-Bustour-Roman zu schreiben, finde ich ganz wunderbar! Die versteckte Kritik am Verhalten so manches „Besuchers“ ohne Respekt vor der Geschichte und Vergangenheit Schottlands hat mir ebenso gefallen (und mich an so manche Reise nach Wales erinnert) wie die Geschichte rund um Janne und Alex.

Allerdings finde ich Janne ziemlich unsympathisch – und das ändert sich bis zum Schluss hin nur wenig. Ob es an dem übertrieben eigenbrötlerichen oder kritischen Verhalten der Protagonistin liegt, der die humorvollen Passagen einfach zu sehr überdeckt und die Idee der Geschichte meines Erachtens zu wenig strahlen lässt?

Ja, ich liebe die Idee und die Geschichte, aber die Umsetzung stimmt mich wenig froh... sehr schade, denn eigentlich ist „Ein Schotte kommt selten allein“ ein toller Roman, der mir inhaltlich gut im Gedächtnis geblieben ist und den ich Schottland-Romanfans gerne ans Herz legen möchte.

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Veröffentlicht am 01.09.2018

Ein bisschen Bollywood und ganz viel Input für die Sinne

Die englische Fotografin
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Die Autorin lebt von Kindesbeinen an in England, ist allerdings im malaiischen Malakka geboren und das merkt man ihrem Roman, der in Indien der beginnenden Neuzeit spielt, auch an.

Schon auf den ersten ...

Die Autorin lebt von Kindesbeinen an in England, ist allerdings im malaiischen Malakka geboren und das merkt man ihrem Roman, der in Indien der beginnenden Neuzeit spielt, auch an.

Schon auf den ersten Seiten erzeugt die Autorin mit dem Rückblick in Eliza`s Geschichte – ihr Vater lebt und arbeitet in Indien und die ganze Familie verbringt die ersten Lebensjahre dort bis ihr Vater bei einem Attentat ums Leben kommt und die Mutter mit der kleinen Tochter nach England zurückkehrt – ein wunderbares Bild voller Traditionen, Farben und Gerüche Indiens. Diesen bildlichen Stil verfolgt sie auch konsequent bis zum Ende, auch wenn sich der Inhalt der Geschichte deutlich wandelt:

Die junge Eliza – nunmehr eine leidenschaftliche Fotografin am Anfang ihrer Karriere – kehrt in das Land, in welchem ihr Vater gestorben ist, zurück und bekommt am Hofe des Maharadschas die Aufgabe, das Leben der Familie zu dokumentieren. Sie bekommt nicht nur vordergründige Einblicke in das Leben voller Farben & Traditionen, sondern kann auch mit Hilfe ihrer neugewonnenen Freunde sowohl am Hofe wie auch in der britischen Gesellschaft immer wieder tiefer hinter die Kulissen blicken. Diese Einblicke birgen allerdings auch Gefahren und so lernt Eliza nicht nur die schönen Seiten Indiens, sondern auch die Gefahren kennen...

Natürlich spielt auch die Liebe eine Rolle in diesem Roman – und ich muss ehrlich sagen, hier verliert die Geschichte für mich an Spannung und reduziert auch ein wenig meine Lesefreudigkeit... und dennoch schafft es die Autorin, mich bis zum Schluß – teilweise mit vorhersehbarem Ende, aber auch mit Überraschungen – bei der Stange zu halten. Mit ein bisschen Bollywood, ein bisschen Krimigeschichte und immer wieder mit realitätsnaher Vergangenheitsgeschichte ist Dinah Jeffries doch ein lesenswerter Roman gelungen, von dem man sich einfach mitnehmen lassen und überraschen lassen sollte. Denn die Autorin zeichnet das Leben Indiens sehr vielseitig auf, indem sie ihren Roman nicht nur am Hofe spielen lässt, sondern die Protagonisten auch in die Armenregionen bzw. zum Aufbau einer Wasserversorgung auch in die Wüstengegend schickt und wir so von dem Land an sich ein interessantes Bild erhalten... meines Erachtens eine Hommage an ihre eigene Kindheit und ganz nach meinem Geschmack.

Eine Empfehlung gibt es daher auf jeden Fall für alle, die keinen typischen Historienroman erwarten, mit Bollywood-Liebe und Intrigen etwas anfangen können und der Autorin mit bunter Fantasie und allen Sinnen in ihre Geschichte folgen wollen... sich eben auch von dem romantischen Buchcover angesprochen fühlen und den Weichzeichner lieben ;)

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Unterhaltsames für zwischendurch...

Die kleine Brauerei der Liebe
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Die taffe Piper Williams braut Bier in einer Doppelgarage mit Gärbottichen, Läuterfass und Holzfässern. Sie hat eine Ausbildung zur Braumeisterin gemacht und dazu in Deutschland studiert. So hat sich die ...

Die taffe Piper Williams braut Bier in einer Doppelgarage mit Gärbottichen, Läuterfass und Holzfässern. Sie hat eine Ausbildung zur Braumeisterin gemacht und dazu in Deutschland studiert. So hat sich die junge Frau gut vorbereitet auf eine gelungene berufliche Zukunft in einer Männerdomäne, in der Frauen noch mit einem abwertenden Lächeln angesehen werden... und dann lernt sie den sexy Barbesitzer Blake Reed kennen, der so anders ist als alle Männer, die sie bislang kennengelernt hat.

Das klingt wie eine typisch seichte Liebesschnulze? Ja, ist es auch... eigentlich ;) Denn die amerikanische Autorin hat sich neben vielen Klischees rund um die amerikanische Gesellschaft (der professionelle Eishockeyspieler Bear, der Footballtrainer Connor und die boxende Sportskanone Sonja) auch viel Mühe gegeben, authentisches rund um das Thema Bier in ihren Roman einzuarbeiten. Zudem bringt sie gesellschaftliche Probleme wie Standesdünkel, Vorurteile etc. mit rein, so dass sich ihr Buch ein wenig von der seichten Schnulze abhebt.

Mir gefällt, dass wir die Geschichte rund um Piper und Reed aus beiden Gesichtspunkten erfahren; das macht die an sich vorhersehbare Story interessanter. So hat auch Reed als Senatorensohn, der sich keiner politischen Karriere unterwirft, sondern ungeachtet der Erwartungen seiner Eltern eine Bar eröffnet, sein Päckchen zu tragen.

Trotz aller Klischees bzw trivialer Elemente habe ich das Buch nicht sofort nach wenigen Seiten zugeklappt, denn es hat mich mit viel Humor, Schwung und Witz unterhalten.

„`Ich kann frische (...Pancakes...) machen. Ich brauche nur Eier, Mehl und Backsoda. Hast du das da?` Ich hob abwehrend die Hände. `Sonnenschein, ich bin ein dreißigjähriger Kerl, der alleine lebt. Glaubst du wirklich, ich hätte Mehl und Backsoda?`“ (Auszug S. 169)

Eine gute Mischung, die einen mal lachen, mal kopfschüttelnd weiterlesen lässt. Denn: ich wollte doch wissen, wie die Autorin letztendlich den unvermeidlichen Konflikt der beiden Protagonisten löst ;)

Für mich basiert daher „Die kleine Brauerei der Liebe“ auf einer guten Idee mit lesenswertem Schreibstil und ist ein unterhaltsamer Roman für zwischendurch. Wer Serien wie „Sex in the City“ o.ä. mag, wird auch diese amerikanische Story lieben. Und wer sich – wie ich – von dem schön gestalteten Buchcover angezogen fühlt, darf sich auf eine lockere Geschichte mit einer manchmal etwas verdrehten Piper in einer typischen Männerwelt freuen.

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Veröffentlicht am 02.09.2019

Als Reihe wirklich lesenswert - als Einzelband eine Enttäuschung

Die kleine Straße der großen Herzen
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„Ein Freitag in der Valerie Lange, und doch war er kein Freitag wie jeder andere, denn eine dunkle Wolke hing über der Straße. Jeder sah sie, spürte sie, auch wenn noch nicht jeder von der traurigen Nachricht ...

„Ein Freitag in der Valerie Lange, und doch war er kein Freitag wie jeder andere, denn eine dunkle Wolke hing über der Straße. Jeder sah sie, spürte sie, auch wenn noch nicht jeder von der traurigen Nachricht erfahren hatte.“ (Auszug S. 68, 1. Absatz)

Da ist es also, das Ende der Valerie Lane bzw. der Buchreihe, die uns in den vergangenen Monaten so stimmungsvoll nach Oxford mitgenommen hat. Die Autorin Manuela Inusa hat uns in die geschichtsträchtige Valerie Lane – benannt nach der guten Seele Valerie Bonham, einer Ladenbesitzerin, die sich Anfang 1900 liebevoll um andere kümmerte – geführt, in der es insgesamt 6 Ladengeschäfte gibt: Ein Teegeschäft „Lauries Tea Corner“; einen Strickwarenladen „Susans Wool Paradise“; ein Süßwarengeschäft „Keira`s Chocolates“; einen Antiquitätenladen „Ruby`s Antiques“, einen Geschenkeladen „Orchid`s Gift Shop“ und einen Blumenladen „Emily`s Flowers“, der übrigens von dem einzigen männlichen Ladeninhaber in dieser Straße geführt wird.

Im letzten Band bekommen wir nun eine Art Zusammenfassung, aber auch eine individuelle Geschichte rund um Tobin in gewohnt lockerer Erzählweise, die sich sehr gut und flüssig lesen lässt. Aber dennoch fehlt auch in diesem Band etwas von der Tiefe, welche mich vor allem im ersten Band so gefesselt hat. Die Gestalten wirken eher blass und es macht Sinn, die vorherigen Bände gelesen zu haben, um sich auch von Band 6 fesseln zu lassen. Somit regt sich auch hier in mir der Wunsch, dass alle Bände in einem Sammelband zusammengefaßt mehr Sinn machen – gerade auch im Hinblick auf die Länge des letzten Bandes (nach 282 Seiten ist die Geschichte auserzählt; den Rest füllen wieder – zugegebenermaßen leckere – Rezepte und eine Leseprobe des nächsten Romans der Autorin).

Oh weh, vielleicht merkt ihr meine Zerrissenheit: einerseits finde ich die ganze Valerie-Lane wirklich zauberhaft und lesenswert; andererseits bin ich von einigen Bänden (wie auch dem aktuellen) enttäuscht und frage mich, warum man diese wunderbare Idee einer so stimmungsvollen Straße in Oxford mit seinen tollen Protagonisten in einzelne Bände zerrissen hat, was dem Ganzen meines Erachtens viel Charme nimmt. Nun, daher mein Tipp: nehmt euch alle Bände zur Hand und lest sie in einem Rutsch durch und vergesst auch nicht, die leckeren Rezepte nachzukochen!