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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.02.2020

Unterhaltsam und kurzweilig - prima für "zwischendurch"

Hinter deinem Rücken
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„Reichtum wird oft mit Glück gleichgesetzt, doch nicht immer besteht ein Zusammenhang.“ (Pos. 688)

Angelina sieht das anders. Für sie liegen Glück und Geld sehr nahe beieinander. Sie ist ihrem Glück bereits ...

„Reichtum wird oft mit Glück gleichgesetzt, doch nicht immer besteht ein Zusammenhang.“ (Pos. 688)

Angelina sieht das anders. Für sie liegen Glück und Geld sehr nahe beieinander. Sie ist ihrem Glück bereits sehr nahe, denn einer ihrer größten Träume hat sich kürzlich verwirklicht: Sie hat einen Job als Friseurin in dem luxuriösesten Salon Stockholms erhalten. Hier lassen sich nur die Reichen, Schönen, Glamourösen frisieren, selbst die Freundinnen der Kronprinzessin kommen hierher. Und Angelina selbst passt perfekt in diese Welt: sie ist schön. Schlank. Stylish. Mit einem vermögenden Geschäftsmann verheiratet. Und ihr gutaussehender Chef Stefano hält eindeutig große Stücke auf sie und ihre Fähigkeiten. Das wiederum ist Jenny, die schon lange in dem Salon arbeitet und nebenbei eine Schwäche für Stefano hegt, ein Dorn im Auge. Überhaupt scheint Angelina in jeglicher Hinsicht einfach zu perfekt zu sein. Als einer ihrer Stammkunden mit seiner gesamten Familie dann auch noch zu Angelina wechselt und kurze Zeit später ermordet in seinem Haus aufgefunden wird, ist Jenny sich sicher: Mit Angelina stimmt etwas nicht. Jenny heftet sich an Angelinas Fersen, überzeugt, das Geheimnis um die rätselhafte neue Kollegin lösen und sie bloßstellen zu können. Da geschieht der nächste Mord …

„Hinter deinem Rücken“ ist ein überaus kurzweiliger Thriller, der vor allem von den beiden weiblichen Hauptfiguren getragen wird. Die verwöhnte Jenny, die noch immer von ihrer dominanten Mutter drangsaliert wird und ihre Position im Salon gefährdet sieht, und die etwas undurchsichtige, wunderschöne Angelina, die plötzlich mit einer anderen jungen Frau verwechselt wird, sind bereit, nahezu alle Mittel auszuschöpfen, um das, was sie bisher erreicht haben, zu verteidigen. Zwar sind manche Wendungen vorhersehbar, auch ist das Buch sicherlich kein Thriller, bei dem den Leser*innen der Atem stockt. Doch alles in allem ist „Hinter deinem Rücken“ ein gelungenes, unterhaltsames Lesevergnügen ‚für zwischendurch‘.

Veröffentlicht am 11.02.2020

Für Anfänger und Ursula-Karven-Fans prima

Diese verdammten Ängste ...
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„Wir sind nicht bei uns, wenn wir Angst haben. Wir sind nicht wir selbst, wenn unser Glück in einer Angstblockade feststeckt.“

Angst lähmt. Angst blockiert. Sie schränkt, je nach Stärke und Ausprägung, ...

„Wir sind nicht bei uns, wenn wir Angst haben. Wir sind nicht wir selbst, wenn unser Glück in einer Angstblockade feststeckt.“

Angst lähmt. Angst blockiert. Sie schränkt, je nach Stärke und Ausprägung, die Freiheit und das Glück ein, wenn sie nicht gar das ganze Leben beeinflusst und überschattet.
Doch was soll man tun, wenn man Angst – oder Ängste – hat? Wie kann man sich daraus befreien? Ausgehend von ihrer eigenen Biografie und ihren dramatischen, ja traumatischen persönlichen Erlebnissen, gespickt mit einigen Fakten aus der aktuellen (Hirn-)Forschung und Medizin sowie verschiedentlich eingestreuten Verweisen auf andere Ratgeberliteratur (z. B. Marianne Williamson), beschreibt Ursula Karven, wie sie ihren persönlichen Weg aus Ängsten und Lebenskrisen gefunden hat. Und wer sie ein wenig kennt, den wird ihre Antwort und Lösung nicht verwundern: Atmen. Meditation. Achtsamkeit. Und natürlich: Yoga.

Herausgekommen ist ein Buch, das ein bisschen Biografie, ein bisschen Selbsthilfe und ein bisschen Ratgeber ist, und in dem viele kluge, aber (leider) auch banale Weisheiten erteilt werden, wie zum Beispiel diese:

„Wir müssen uns dem stellen, was uns erzittern lässt.“

„Aus Angst, an die eigene Großartigkeit zu glauben, richten wir unser Leben in der Überzeugung ein, dass wir für viele Dinge nicht gut genug sind.“

„Auch wenn es am Anfang nicht so aussieht: Oft sind es die Lernphasen, die zur Helligkeit führen.“

Für Leser*innen, die schon lange meditieren, Achtsamkeit üben und/oder Yoga praktizieren, bietet „Diese verdammten Ängste“ weder neue noch tiefer gehende Erkenntnisse, dafür bleibt es insgesamt zu allgemein und oberflächlich.

Für Ursula-Karven-Fans oder Menschen, die gerade erst damit beginnen, sich mit Achtsamkeit/Meditation/Yoga zu beschäftigen, ist das Buch allerdings gewiss eine interessante, kurzweilige und erkenntnisreiche Lektüre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 10.02.2020

Düster, atmosphärisch - und besser als der Vorgänger

1794
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Es ist eine düstere Welt, dieses Stockholm des ausgehenden 18. Jahrhunderts, ein Kosmos voller Hunger und Grausamkeit, Hunger und Erbarmungslosigkeit, eine Welt, in der die Adligen, Reichen und Mächtigen ...

Es ist eine düstere Welt, dieses Stockholm des ausgehenden 18. Jahrhunderts, ein Kosmos voller Hunger und Grausamkeit, Hunger und Erbarmungslosigkeit, eine Welt, in der die Adligen, Reichen und Mächtigen feiern und sich skrupellos ihren Ausschweifungen hingeben, während die Armen, Kranken und Ausgestoßenen um ihr Überleben kämpfen. In den Kulissen dieser Stadt der Gegensätze entwirft der Autor Niklas Natt och Dag zwei Krimi- bzw.Thriller-Szenarien, die blutrünstig, finster und gruselig, streckenweise leider aber auch langatmig, zäh und bisweilen zusammenhanglos erzählt sind.

Die Mordermittlungen 1793 verliehen Cardell so etwas wie neuen Lebensmut – das Hochgefühl ist allerdings nicht von langer Dauer. Überhaupt ist alles, was im Jahr zuvor wenigstens ein bisschen Hoffnung auf den letztlichen Sieg des Guten machten, 1794 verflogen. Doch der Reihe nach, denn bevor sich die Geschichte Cardell und einem neuen Mordfall zuwendet, führt sie die Leser*innen zunächst in ein Spital. Von dort berichtet der anfänglich namenlose Ich-Erzähler, der das Glück hat, dort untergebracht zu sein und nicht in dem entsetzlichen ‚Irrenhaus‘ gegenüber, wie er dorthin gelangte, von seinem Leben als ungeliebter zweiter Sohn eines Gutsherrn, einer Reise in die schwedische Kronkolonie in der Karibik, er erzählt von Sklavenschiffen und einem dämonischen Plantagenbesitzer – und von seiner großen Liebe, von der ihn auch der Standesunterschied nicht abzubringen vermag. Das junge Glück ist von äußerst kurzer Dauer, sein jähes Ende ruft erneut das bekannte – oder doch nicht so bekannte? – Ermittler-Duo Cardell/Winge auf den Plan.

Wie schon "1793" ist auch der Folgeband in vier Teilen erzählt, die in altbekannter Manier auf den ersten Blick wenig miteinander gemein haben, letzten Endes aber zusammengeführt werden. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich durch die Lektüre von "1793" bereits darauf vorbereitet war, doch dieses Mal erschien mir der Erzählfluss trotz der Handlungs- und Perspektivensprünge flüssiger und runder als im Vorgängerroman. Auch konnte mich diese Geschichte bedeutend mehr fesseln als die davor, auch wenn (oder vielleicht gerade, weil?) ein Hauch von "Django Unchained" und "The Sixth Sense" hindurchwehen.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Gute Zutaten, aber nicht ganz so gute Zubereitung

Das Schweigen der Angst
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Die fünfzehnjährige Megan ist zum landesweiten Phänomen avanciert: Es heißt, das junge Mädchen besitze wundersame Heilkräfte, die selbst Todkranken helfen können. Megan selbst ist nicht in der Lage, ihre ...

Die fünfzehnjährige Megan ist zum landesweiten Phänomen avanciert: Es heißt, das junge Mädchen besitze wundersame Heilkräfte, die selbst Todkranken helfen können. Megan selbst ist nicht in der Lage, ihre außerordentlichen Fähigkeiten zu erklären, sie liegt seit einem Unfall im Koma … Unter ihren ‚Patienten‘ befindet sich auch die schwerkranke Jane Hewitt. Nach nur einem Besuch an Megans Bett kann sie plötzlich wieder alleine gehen, ihr Krebs scheint verschwunden zu sein. Doch am nächsten Morgen ist Jane tot und ihr Mann Ian macht Megan und die sie umgebenden, ja, sie gnadenlos vermarktenden Menschen verantwortlich. Und so bittet er die Psychologin Dr. Alexandra Ripley, spezialisiert auf die Aufklärung – oder vielmehr Entlarvung – vermeintlich übersinnlicher Phänomene. In Megans nordwalisischer Heimat will Alex Ripley den faszinierenden Geschehnissen auf den Grund gehen. Sie stellt rasch fest, dass Ian nicht der Erste ist, der Megans ‚Heilungen‘ misstraut, und dass doch mehr Menschen in das Spektakel involviert sind, als es anfänglich scheint. Und die sind zu allem bereit …

Ein Mädchen im Koma, wundersame Geistheilungen, unerwartete Todesfälle, eine kleine nordwalisische Insel im Winter und eine starke weibliche Hauptfigur – aus meiner Sicht sind das schon mal ziemlich gute Zutaten für einen soliden, spannenden Thriller. Doch leider, leider ist es mit guten Zutaten allein nicht getan, es kommt auch auf die Zubereitung an, und die ist für meinen Geschmack in diesem Fall nicht hundertprozentig gelungen. Handlungszeit und -ort sind wirklich gut gewählt, die Story an sich interessant, die Figuren nahezu allesamt ordentlich gezeichnet. Und doch wollte der Funke nicht so recht überspringen. Das lag hauptsächlich an der sprachlichen Ausgestaltung des Romans, und das in zweierlei Hinsicht. Zum einen habe ich selten einen so Dialog-lastigen Thriller gelesen wie diesen. Jesses, wird da viel miteinander gesprochen! Natürlich gibt es auch erzählerische Passagen, doch dann reiht sich Dialog an Dialog an Dialog. Und irgendwie wird gefühlt zehnmal ein und dasselbe Thema durchgekaut. Zum anderen sind die Dialoge (teilweise auch die Erzählpassagen) streckenweise so hölzern geraten, dass es nur wenig Spaß machte, den Figuren ‚zuzuhören‘. Deshalb von mir leider nur eine eingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Für mich leider kein Top-Thriller, aber ein wirklich bemerkenswertes Ende

Am Ende das Böse
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Die Literaturstudentin Malin ist mehr als erleichtert: Nachdem ihr geliebter Hund entlaufen war und alles Suchen erfolglos blieb, steht plötzlich ein attraktiver Mann vor ihrer Tür – mitsamt Hund. Der ...

Die Literaturstudentin Malin ist mehr als erleichtert: Nachdem ihr geliebter Hund entlaufen war und alles Suchen erfolglos blieb, steht plötzlich ein attraktiver Mann vor ihrer Tür – mitsamt Hund. Der attraktive Finder entpuppt sich als der bekannte Schriftsteller Adrian Bartósz; Malin und Adrian beginnen, sich zu treffen, miteinander auszugehen, sich ineinander zu verlieben. Nach kurzer Zeit heiraten sie. Doch was Malin zunächst für Adrians Liebe und Fürsorge hält, erweist sich zunehmend als Kontrollzwang und krankhafte Eifersucht, die immer häufiger in Gewalt ausartet. Als Malins Martyrium seinen Höhepunkt erreicht, gelingt es ihr, sich aus dieser Ehe zu befreien und – auch literarisch – eigene Wege zu gehen. Neun Jahre später ist Malin ihrerseits eine gefeierte Autorin, lebt mit ihrem neuen Mann und den beiden gemeinsamen Kindern in Paris und schickt sich an, unter großem öffentlichem Interesse aus ihrem neuen, autobiografisch gefärbten Roman ‚Ehe‘ vorzulesen. Im Publikum sitzt: Adrian. Und er hat mit Malin noch eine Rechnung offen …

„Am Ende das Böse“ wird laut Cover vom Verlag als ‚Top-Thriller‘ angepriesen – eine Einschätzung, die ich leider, leider nicht teilen kann. Es ist der Autorin durchaus hoch anzurechnen, dass sie sich des Themas ‚häusliche Gewalt‘ annimmt. Und vermutlich wäre es ein Top-Thriller geworden, wenn sie sich darauf beschränkt hätte. Doch neben der ehelichen Gewalt geht es irgendwie auch um die obligatorische schwierige Kindheit nebst liebloser Mutter, um eine fragwürdige (Adoptiv-)Geschwisterliebe, um (gewünschte?) sexuelle Gewalt, um künstlerisches Selbstverständnis und literarische Selbstbehauptung, um Befreiung und Emanzipation … es passiert einerseits ziemlich viel in dem Roman und dann andererseits auch wieder nicht. Und so blieben die Figuren für mich zu blass, die Story vermochte nicht so recht zu verfangen, selbst Adrians zunehmende Gewalttätigkeit konnte mich nicht wirklich berühren. Schade!
Was indes einen echten Applaus verdient, ist das Ende. Überraschend und für mich in letzter Konsequenz unvorhersehbar, hat es mir unwillkürlich ein erstauntes, ungläubiges Auflachen entlockt. Das ist wirklich gelungen!