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Veröffentlicht am 02.09.2019

Freiheit darf kein Privileg sondern muss ein Gut für alle Menschen sein

Washington Black
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Der zwölfjährige Sklave George Washington Black – genannt Wash -schneidet Zuckerrohr auf einer Plantage auf Barbados, die einem sadistischen Engländer namens Erasmus Wilde gehört. Dessen Bruder, Christopher ...

Der zwölfjährige Sklave George Washington Black – genannt Wash -schneidet Zuckerrohr auf einer Plantage auf Barbados, die einem sadistischen Engländer namens Erasmus Wilde gehört. Dessen Bruder, Christopher Wilde - genannt Titch – ist Wissenschaftler und Forscher. Er befasst sich mit dem Bau eines Luftschiffes, dass er Wolkenkutter nennt. Titch nimmt Wash als seinen Diener zu sich, weil das Gewicht des Jungen den richtigen Ballast für den Wolkenkutter darstellt. Titch behandelt Wash gut, nimmt ihn mit auf seine Exkursionen durch die Natur. Er bringt ihm das Lesen bei und fördert seine Begabung für wissenschaftliches denken und das detailgenaue zeichnen mit dem Bleistift. Damit nimmt das Leben von Wash die erste von noch vielen unerwartenden Wendungen.
Dann passiert auf Faith ein Unglücksfall, für den Wash verantwortlich gemacht werden würde. Aus Angst um das Leben seines Schützlings begibt sich Titch mit ihm auf eine riskante nächtliche Flucht mit dem Wolkenkutter. Auf See kollidieren sie mit dem Mast eines Schiffes, das sich auf dem Weg nach Virginia befindet. Damit beginnt für Wash - und für den Leser - eine Reise durch vier Kontinente. Es gibt Überraschungen auf dem Weg und Charaktere, von denen ich dachte, ich würde sie nicht wiedersehen und doch tauchen sie an unerwarteten Orten wieder auf.
Edugyan hat mit Washington Black eine abenteuerlustige und adrenalinreiche Geschichte erschaffen. Sie hat es verstanden, die Schrecken der Sklaverei, die Freuden der wissenschaftlichen Entdeckung und die Reise in die eigene Kindheit geschickt miteinander zu verweben. Wash kann seinem ihm zu dieser Zeit vorgegebenen Schicksal entrinnen. Es gelingt ihm, ein seiner Intelligenz, Vorstellungkraft und Einfühlsamkeit geprägtes Leben zu führen. Ich habe mich oft gefragt, ob Wash von Titch ausgenutzt wird. Oder will Titch ihn retten? Letztendlich ist Wash jemand, der sich auf einer ständigen Reise der Selbstfindung befindet. Für mich ist er eine verlorene Seele auf der Suche nach seiner Heimat.
Washington Black von Esi Edugyan ist eine packende historische Erzählung, die verdeutlicht was Freiheit bedeutet und was für ein Privileg es ist, in Freiheit leben zu können.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Das Leben mit der Öffentlichkeit teilen und in die Abgründe der Social Media-Welt stürzen

Die Influencerin
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Ein tolles Cover. Wie tausend Scherben, blutrot eingefärbt, glänzend und scharfkantig. Das geniale haptische Feeling beim darüberstreichen mit den Fingern lässt die kommende Zerstörung erahnen...
Auch ...

Ein tolles Cover. Wie tausend Scherben, blutrot eingefärbt, glänzend und scharfkantig. Das geniale haptische Feeling beim darüberstreichen mit den Fingern lässt die kommende Zerstörung erahnen...
Auch der Klappentext klingt gut und ich habe einen spannenden Thriller erwartet.

Sarah ist eine einflussreiche Fitness Influencerin, ein Vorbild, dem man vertrauen kann. Doch als eine junge Followerin stirbt, gibt die Online-Welt Sarah die Schuld an ihrem Tod. Eine Welle aus Hass schlägt ihr entgegen und sie löscht all ihre Social-Media-Apps und verkriecht sich in ihrem Haus. Doch plötzlich erscheint ein neuer Instagram-Account in Sarahs Namen. Wer steckt hinter dem Fake-Account? Wie kann es sein, dass der Betreiber ihre persönlichen Geheimnisse kennt? Die Bedrohung wächst und macht auch vor ihrer Familie nicht halt.

Schon auf den ersten Seiten wird klar, wie Sarah die Bewunderung ihrer Follower bekam, als sie bekannte, dass sie vieles nur aufgenommen hat, weil es hip und in war und zu der Rolle passte, die sie spielte. Das hat sie bei mir einige Sympathiepunkte gekostet und mein Mitleid mit ihr hielt sich in Grenzen. Auf der anderen Seite wird gut beschrieben, wie sehr sich Sarah mit ihrem Influencer-ich identifizieren musste und wie viel Arbeit in den Posts und Stories steckt. Dazu noch der Druck, der auf Sarah lastet, dreht sich doch alles nur um Klicks und Follower. Obwohl Sarah ihr ganzes Leben mit ihrer Community teilt, schafft sie es nicht, sich den Vorwürfen zum Tod von Leonie zu stellen. Warum auf einmal so schüchtern?

Es hat eine Zeitlang gedauert, bis die Geschichte an Tempo aufgenommen hat. Die Story wird aus Sarahs Perspektive erzählt, die Kapitel wechseln zwischen ihrer Sicht und der einer ominösen Person, die sie stalked. Durch die Titelergänzung auf dem Cover "Ich folge dir. Ich verfolge dich. Ich zerstöre dich" wurden in mir Erwartungen geweckt, die nicht erfüllt wurden. Sarahs Kapiteln sind Hasskommentare vorangestellt, die verletzend sind und ihr Selbstwertgefühl weiter angreifen.

"Die Influencerin" ist ein Buch über die Abgründe und Oberflächlichkeit der Social Media-Welt, bei dem die Spannung jedoch im unteren Bereich blieb. Rebecca Russ hat Sarahs Geschichte flüssig und realitätsnah dargestellt. Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen gelesen und kann es als unterhaltsame Lektüre empfehlen.

Ich vergebe drei Sterne, weil ich bei einem Thriller mehr Spannung und Nervenkitzel erwarte.

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Geknüpfte Wellen, Möwen, Fische, Sanddisteln, Koggen und Anker waren die Rettung. Interessante Fakten zu den Persern der Ostsee.

Fischers Frau
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Fischers Frau" von Karin Kalisa ist ein Roman, in dem Historisches mit Fiktion verwebt ist. Das echte, historische, ist die Geschichte der Pommerschen Fischerteppiche, die Fiktion ist das Leben von Mia ...

Fischers Frau" von Karin Kalisa ist ein Roman, in dem Historisches mit Fiktion verwebt ist. Das echte, historische, ist die Geschichte der Pommerschen Fischerteppiche, die Fiktion ist das Leben von Mia und Nina.
Als Ende der 1920er Jahre ein dreijähriges Fischfangverbot die Fischer an der Ostsee arbeitslos macht, setzen sie sich an Webstühle und knüpfen Teppiche, die ihre Welt der See zeigten.
Die Geschichte springt zwischen zwei Zeitebenen hin und her. Mia, eine Greifswalder Faserarchäologin aus dem Heute, bekommt einen wunderschönen Pommerschern Fischerteppich zur Begutachtung auf ihren Tisch.
In der Borte entdeckt Mia den Namen der Knüpferin, Nina. Hat Nina aus dem Gestern vor vielen Jahren diesen außergewöhnlichen Teppich geknüpft?
Er ist wunderschön, leuchtet in fast unendlich vielen verschiedenen Grüntönen, und ist ganz anders, als die anderen Teppiche dieser Art. Mias Kollege meint: "Nicht daß es eine Fälschung ist".
Dieser Satz wirft Mia in ihre schwierige Vergangenheit zurück. Nur durch den Aufbau eines Lebens ohne Höhen und Tiefen ist sie den Anforderungen des täglichen Lebens gewachsen. Doch die Spur des Teppichs führt nach Zagreb. Um den Geheimnis des Teppichs auf die Spur zu kommen, muss Mia ihr sicheres, mittelmäßiges Leben verlassen und sich auf die Reise nach Zagreb machen.
Karin Kalisa erzählt vom Leben der beiden Frauen in schönen, oft aber auch sehr langen Sätzen. Beider Leben, wenn auch viele Jahre dazwischen liegen, gleichen sich. Irgendwann driftet der Roman in die Richtung Liebesroman ab. Für mich etwas zu viel Liebesgeschichte, ich hätte gerne mehr über die Pommerschen Fischerteppiche gelesen.
Meine Erwartung würde nicht ganz erfüllt, aber trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Karin Kalisa hat die Pommerschen Fischerteppiche vor meinen Augen lebendig werden lassen und ich habe einiges dazugelernt. Der Roman ist ein Märchen, an dessen Ende die Erkenntnis steht, dass etwas nicht unbedingt "echt" sein muss, um dennoch wahrhaftig und keine Fälschung zu sein.
Ich vergebe gute 3 Sterne und eine Leseempfehlung an alle die gewillt sind, lange Sätze auch zweimal zu lesen.

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Veröffentlicht am 16.03.2021

Die Wolfsfrau

Homo Lupus
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Der Aziz-Clan plant einen Anschlag, der unbedingt verhindert werden muss. Kann die Verhaltensbiologin Lena Bondroit die kriminellen Machenschaften dieses gefährlichen Clans stoppen? Die Verhaltensbiologin ...

Der Aziz-Clan plant einen Anschlag, der unbedingt verhindert werden muss. Kann die Verhaltensbiologin Lena Bondroit die kriminellen Machenschaften dieses gefährlichen Clans stoppen? Die Verhaltensbiologin erforscht, wie Wölfe miteinander kommunizieren. Der Verfassungsschutz erhofft sich durch ihr Wissen Einblick in das Familiensystem des Clans zu erlangen. Können ihre Kenntnisse über die Rudel-Organisation der Wölfe dabei helfen, das Familiensystem von Clans zu verstehen?
Zur gleichen Zeit kämpft die neue Partei "Neue bürgerliche Mitte" mit ihrem Kanzlerkandidaten Jan Berger um einen Wahlsieg. Seine einflussreichen Freunde setzen alles daran, dass er die Wahl gewinnt. Wahlmanipulation, Börsencrash, jedes Mittel ist recht.
Keiner der Protagonisten in diesem Buch war mir wirklich sympathisch. Das Buch spielt in der nicht allzu fernen Zukunft. Die Banken- und Corona-Krise ist vorüber, die Neue bürgerliche Mitte hat aus dem Stand 15 % geschafft. Die Partei möchte ihren Vorsprung weiter ausbauen und die Macht mit ihrem Kanzlerkandidat Berger endgültig an sich reißen. Die NbM und ihre Mitglieder waren durchwegs unerträglich.
Lena ist Verhaltensforscherin im Gebiet der Ethologie, der vergleichenden Verhaltensforschung. Im Moment bezieht sich ihr neuestes Projekt auf Wölfe, ihr Rollenverhalten, die Hierarchie und die Hackordnung in einem Rudel. Ich hätte mir mehr Informationen über die Wolfsforschung gewünscht. Lena bringt ständig wider besseres Wissen sich und ihre Familie in Gefahr. Das war wohl der Hauptgrund, warum mich das Buch nicht richtig fesseln konnte. Gelungen war der Aufbau der Kapitel, deren Anordnung vom Tag der Wahl bestimmt wurde. Jedem Kapitel war die noch verbliebenen Tage bis zu Wahl vorangestellt, ein spannender Countdown. Der Politthriller hat durch die Wolfsforschung ein paar interessante Informationen geliefert, aber ich habe deutlich mehr erwartet. Das Buch konnte mich nicht wirklich packen oder gar begeistern.

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Veröffentlicht am 23.11.2020

Wenn der Blick in den Spiegel zu einer Mutprobe wird

Dornteufel
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In Manhattan stürzt sich eine sehr junge Frau mit einem sehr alten Gesicht in den Tod. Der Flüchtling Kamal hofft an Bord der „Aurora“ in Freiheit zu gelangen. Julia Bruck arbeitet als Ingenieurin bei ...

In Manhattan stürzt sich eine sehr junge Frau mit einem sehr alten Gesicht in den Tod. Der Flüchtling Kamal hofft an Bord der „Aurora“ in Freiheit zu gelangen. Julia Bruck arbeitet als Ingenieurin bei dem internationalen Kosmetikkonzern Serail Almond in Indien. Dort macht sie in einem unterirdischen Labor eine ungeheuerliche Entdeckung, die unglaubliche Geschehnisse in Gang setzen. Alle drei Schauplätze sind spannend und haben mich ohne Unterschied in ihren Bann gezogen. Dann, langsam aber sicher, wurden die Schauplätze in Indien immer spannender. Julias Flucht quer durch Indien und die rasante Hetze ihrer Verfolger waren für mich einer der Höhepunkte des Thrillers. Einer der Schauplätze ist „An Bord der Aurora“. Dieser Handlungsstrang hat mich bis zum ersten Drittel des Buches sehr betroffen gemacht und auch sehr gefesselt. Dann trat das Schicksal von Kamal völlig in den Hintergrund und auch die Auflösung am Schluss hat mich nicht befriedigt. Im Laufe der Geschehnisse kommen immer weitere Charaktere ins Spiel und einige (liebgewonnene) werden auch wieder aus der Handlung entfernt. Die Spannungskurve hat ziemlich geschwankt, manche Szenen wurden für mich zu ausführlich geschildert.
Der „rote Faden“ der Geschichte ist die Flucht von Julia vor Serail Almond. Das spannende Entkommen beginnt in Indien und ich habe Julias Mut und Einfallsreichtum bewundert. Leider haben diese Eigenschaften immer mehr nachgelassen und richtige Spannung kam nur noch selten auf. Ich war auf den Schluss des Thrillers gespannt aber auch hier blieb ich nicht zufrieden zurück. Es gab zu viele offene Fragen, zu viele wichtige Dinge wurden nicht weiter geklärt.
Das Thema Schönheit, Jugendlichkeit und die damit viel Geld verdienende Kosmetikbranche ist ein faszinierendes Thema und nah an der Realität. Der Thriller ließ sich gut lesen und das Thema war sehr interessant. Schade, dass nicht mehr daraus gemacht wurde.

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