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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.09.2019

Gelungener zweiter Fall

Blutmond
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Blutmond ist der zweite Fall von Jeppe und Anette und Katrine Engberg hat mich wieder gefangen genommen. Der Schreibstil der Autorin ist so gut, dass man durch die Seiten gleitet und das Buch einfach ...

Blutmond ist der zweite Fall von Jeppe und Anette und Katrine Engberg hat mich wieder gefangen genommen. Der Schreibstil der Autorin ist so gut, dass man durch die Seiten gleitet und das Buch einfach nicht so schnell aus der Hand legen kann.

Ihre Charaktere haben ein paar Dellen durch das Leben und den ersten Fall bekommen, dürfen sich aber weiterentwickeln. Es ist noch immer keine „Liebe“ zwischen den beiden Ermittlern und doch wissen sie sich zu schätzen. Der Fall ist eine Zerreißprobe für Jeppe, der aufgrund einer privaten Verbindung in diesem Fall befangen ist.

Mir hat der Fall gut gefallen. Mittendrin in der bunten Scheinwelt der Copenhagener Modewelt. Die vielen Masken, die fallen, wenn das Licht aus und der Trubel abgezogen ist. Ängste, Neid, Eifersucht und Wut werden immer sichtbarer und immer mehr bröckelt die Fassade. Immer mehr Details kommen ans Licht - Sex, Drogen, gescheiterte Geschäfte, Betrug und Verzweiflung. Fast schon zu viel für die Ermittler, die sich auch noch um ihre privaten Sorgen kümmern müssen.

Das Ende überrascht, nicht so sehr die privaten Entwicklungen der Ermittler, sondern eher das Ende von dem Fall und irgendwie schreit dieses Ende nach einer Fortsetzung. Ich bin gespannt.

Veröffentlicht am 17.09.2019

Grausame Morde in 7 Akten

Todesmal
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Endlich, der fünfte Fall von Maarten S.Sneijder und Sabine Nemez.
Es war mir wieder ein Vergnügen mit den beiden Ermittlern auf Spuren- und Tätersuche zu gehen. Diesmal hatten sie ein besonderes Puzzel ...

Endlich, der fünfte Fall von Maarten S.Sneijder und Sabine Nemez.
Es war mir wieder ein Vergnügen mit den beiden Ermittlern auf Spuren- und Tätersuche zu gehen. Diesmal hatten sie ein besonderes Puzzel zu lösen. Die Morde wurden angekündigt von einer Nonne, die schweigt und nur ihr Körper spricht. Doch was will er sagen? Es ist ein Kampf gegen die Zeit, denn jeden Tag wird es einen Toten geben. Doch es ist nicht klar wo, wer und wann? Das Warum wird Stück für Stück erzählt und es setzt sich ein Bild des Grauens zusammen. Sollte man am Ende Mitleid mit dem Mörder haben?

Nemez und Sneijder brauchen dringend Hilfe, die sie auch bekommen und doch kommen sie zu spät. Es läuft nicht so richtig rund und so müssen sie auch Niederlagen einstecken, was an den Nerven der Ermittler zehrt.

Achim Buch hat Maarten S. Sneijder wieder wunderbar zum Leben erweckt und auch die anderen Charaktere waren direkt wieder präsent. Jedoch fand ich diesmal Sneijder etwas blaß, fast schon weich. Wo war sein Biss und seine Härte? Wo seine Abgebrühtheit und die "Es ist mir egal"- Haltung? Wird Sneijder alt und weise? Vielleicht, dass wird man wahrscheinlich erst im nächsten Fall feststellen können und auf den freue ich mich schon jetzt.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Spannend, gut geschrieben und interessante Ermittler

Der Kastanienmann
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Kastanienmann, komm herein, Kastanienmann, komm herein....

Der Kastanienmann lässt die Polizei mehrfach schlecht aussehen und stellt diese auch bloß. Lange weiß man nicht, wer es sein könnte und vorallem ...

Kastanienmann, komm herein, Kastanienmann, komm herein....

Der Kastanienmann lässt die Polizei mehrfach schlecht aussehen und stellt diese auch bloß. Lange weiß man nicht, wer es sein könnte und vorallem warum. Mehrfach wird man (wie die Polizisten) auf die falsche Fährte geschickt und schon hat man sich verrannt. Die Morde gehen dafür weiter und sind stets brutal und meistens an Frauen. Dazu kommt noch die Ungewissheit, mit der die Familie Hartung leben lernen muss. Das normale Leben scheint fast unmöglich. Das Aufrechterhalten einer Fassade kostet sie mehr Kraft als erwartet und belastet die Familie.

Die Ermittlerin Naia Thulin will sich versetzen lassen, weg von dieser Abteilung, die sie nicht fordert und mit deren Kollegen sie sich nicht so gut versteht. Doch nun kommt sie, dank der Morde, nicht aus der Abteilung raus. Entsprechend hoch ist ihr Frust und dieser wird noch einmal gesteigert, als sie einen neuen Kollegen zur Seite gestellt bekommt. Ein ehermaliger Ermittler von Europol, der zwangsversetzt wurde. Beide können nicht viel miteinander anfangen und müssen doch die Ermittlungen zu den Kastanienmann-Morden aufnehmen.

Die Geschichte hat ein gutes Tempo, ist an manchen Stellen etwas blutiger als unbedingt notwendig, aber die Charaktere (typisch skandinavisch – alle mit einem seelischen Knacks) sind interessant und mit Geheimnissen im Gepäck. Der Autor weiß, wie er die Spannung halten kann und schafft eine bedrückende Stimmung. Der Schluss war mir etwas zu konstruiert, aber bis dahin wurde ich sehr gut unterhalten und hatte eine spannende Zeit.

Ich hoffe, dass es eine Fortsetzung geben wird, denn Naia Thulin und Mark Hess hätten das Zeug dazu ein interessantes Team zu werden.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Spannend, politisch und sehr gut geschrieben

Ultimatum
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De Bodt hat es nicht leicht und ab und an nützt ihm dann nicht mal mehr Hegel oder Hobbs. Mit seinen Kollegen jagt er Verbrechern hinterher, die er nicht kennt und deren Ziele er nicht weiß. Aber er sieht ...

De Bodt hat es nicht leicht und ab und an nützt ihm dann nicht mal mehr Hegel oder Hobbs. Mit seinen Kollegen jagt er Verbrechern hinterher, die er nicht kennt und deren Ziele er nicht weiß. Aber er sieht ihre Spur der Gewalt – Entführungen, abgetrennte Körperteile und jede Menge Tote aus dem diplomatischen Bereich. Ihre Forderungen sind nicht realisierbar und sorgen für sehr viel Wirbel in der deutschen Regierung. Aber auch andere Staaten rücken immer mehr in den Fokus und so erspinnt sich ein sehr breites Netz aus Beteiligten.

Die vielen verschiedenen Handlungsstränge sorgen für Verwirrung und so wie de Bodt Seite um Seite den einen Gedanken, die eine Idee zu greifen versucht, so versucht der Leser die Zusammenhänge zu erkennen und wird immer wieder auf Seitenhandlungen geschubst, die das bisherige Gerüst ins Wanken bringen.


Die Geschichte ist spannend, verworren und voller Andeutungen und Parallelen zur Realität. Mir haben die Charaktere gut gefallen, die Darstellung der politischen Vertretung, die so realitätsnah ist, dass man auch ohne Namen direkt weiß, wer gemeint ist. Die Hilflosigkeit und Unfähigkeit, der Unwille zur Tat und das Verstecken hinter der Kanzlerin beschreibt der Autor mit bissigem Humor. Immer wieder hat man das Gefühl, dass man gerade die Nachrichten sieht, so nah sind sie dran. Hervorragend ist auch die Frau vom französischen Präsidenten.

Die Geschichte ist spannend und sehr gut geschrieben, nur das Ende hat mich etwas enttäuscht zurückgelassen. Es war nicht so ein großer Knall, wie man es im Laufe der Geschichte erwartet hatte. Irgendwie bekam man das Gefühl, dass nun doch dem Autor die Puste ausgegangen ist, obwohl ich gern noch 100 Seiten mehr gelesen hätte. Und ja, es ist Jammern auf hohem Niveau.

Für mich (neben Petra Ivanov) einer der besten politischen Krimiautoren. Bis zum nächsten Fall mit de Bodt & Co.

Veröffentlicht am 21.08.2019

Gewöhungsbedürftig, aber gut

Nussschale
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Ian McEwans „Nussschale“ war tatsächlich nicht so einfach zu knacken.
Die Geschichte fällt etwas aus dem Rahmen und wurde aus der Sicht eines Ungeborenen aus dem Bauch der Mutter heraus erzählt. Schon ...

Ian McEwans „Nussschale“ war tatsächlich nicht so einfach zu knacken.
Die Geschichte fällt etwas aus dem Rahmen und wurde aus der Sicht eines Ungeborenen aus dem Bauch der Mutter heraus erzählt. Schon dies hat mich etwas irritiert zuhören lassen.

Das Wissen des Ungeborenen (klug durch das Zuhören der Podcasts und Radiosendungen der Mutter) und die Auswirkungen der Handlungen der Mutter auf das Ungeborene fand ich manchmal schon etwas verstörend. Ein Ungeborenes, das die Weinsorte erkennt, die die Mutter trinkt und auch spürt, dass es nicht gewollt ist und live beim Sex der Mutter mit dem Liebhaber dabei ist und sich von dessen Penis bedrängt fühlt, fand ich dann doch teilweise etwas gewöhnungsbedürftig.

Worum gehts?
Eine schwangere Frau (Trudy) hat sich in den Bruder Claude ihres Mannes verliebt und führt auch eine Affäre bzw. Beziehung mit ihm. Der Ehemann wurde daraufhin aus seinem eigenen Haus geschmissen und darf nur noch von außen zu schauen. Die drei Charaktere wissen von dem Baby, aber keiner scheint sich wirklich dafür zu interessieren. Weder kämpft der Ehemann/Vater für sein noch ungeborenes Kind noch achtet die Mutter bei ihrem Alkoholkonsum auf das Ungeborene. So erlebt man mit dem Kind den Rausch und die Wahrnehmungsstörungen. Die Mutter und der Liebhaber planen den Mord an dem Vater/Ehemann, um an die Millionen, die sein Haus wert ist, zu kommen. Das Ungeborene kommentiert und reflektiert das Geschehene und geht dabei auch auf das Weltgeschehen und die Menschen ein. Trudy und Claude planen akribisch und sorgsam, versuchen alle Eventualitäten zu berücksichtigen, aber dann kommt etwas dazwischen, was sie zu einer übereilten Handlung zwingt. Am Ende wird das Ungeborene für den finalen Paukenschlag sorgen.

Die Symphatie zu den Charakteren hielt sich bei mir etwas in Grenzen, die Geschichte dagegen ist sehr gut aufgebaut und interessant gewesen. Der Humor war teilweise sehr schwarz und beißend, aber er war an den richtigen Stellen, so dass die Geschichte insgesamt gut war. Mich hat nur die Perspektive etwas gestört, aber dies war nun mal das Besondere an der Geschichte.