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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2019

Das "Mazur'sche" Schweigen...

Luzies Erbe
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Auf das Buch wurde ich vor allem durch das Cover aufmerksam, was noch nicht viel von dem traurigen Inhalt verrät, aber absolut lesenswert ist. Ich habe es in einem „Guss“ verschlungen.
Die junge Luzie ...

Auf das Buch wurde ich vor allem durch das Cover aufmerksam, was noch nicht viel von dem traurigen Inhalt verrät, aber absolut lesenswert ist. Ich habe es in einem „Guss“ verschlungen.
Die junge Luzie und der polnische Fremdarbeiter Jurek, verlieben sich während des zweiten Weltkrieges ineinander, was für Unmut im Dorf sorgt. Eine Liebe, die nicht sein darf, aber letztendlich von einem Kind, Thea, gekrönt wird. Was bisher fast noch geduldet wurde, wird nun zu einem richtigen Problem – Luzie muss von der Bildfläche verschwinden.
Liebe ist auch ohne den Krieg im Hintergrund nicht immer einfach. Ich bewundere Luzies Mut, zu Jurek und dem Kind zu stehen, obwohl sie sich der Folgen bewusst sein dürfte. Vielleicht ist es etwas jugendliche Naivität oder die rosarote Brille die sie so handeln lässt. Die Konsequenzen davon muss sie ertragen.
Recht schnell wird klar, dass sie allein mit dem Kind, was verborgen gehalten werden muss (es also somit eigentlich gar nicht gibt) überfordert ist. Dies führt dazu, das sich Jurek sich zur Vaterschaft bekennt und sie kurzzeitig das Gefühl einer Familie leben können. Nur ist dieses Glück von kurzer Dauer….
Die Autorin Helga Bürster hat für das Buch auf die Geschichte ihrer Großeltern zurückgegriffen. Dabei ist es ihr hervorragend gelungen das Schweigens innerhalb der Familie und die damit im Zusammenhang stehenden Folgen aufzuzeigen.
Von niemanden angesprochen, aber jedem gespürt, lähmte das „Mazur’sche Schweigen“ jegliche Art der Aufarbeitung der Familiengeschichte. Und selbst die Hoffnung, nach Luzies Tod im „heiligen Koffer“ die Antworten zu finden, die Luzie ihnen zeitlebens verweigerte, zerschlägt sich.
Über allem liegen eine unendliche Traurigkeit sowie immer dieses Gefühl „nicht dazu zu gehören“. Das Trauma wurde somit quasi von Luzie auf Thea und von ihr wiederrum auf deren Tochter Johanne übertragen. Erst in der vierten Generation scheint es mit Johannes Tochter Silje zu gelingen, diesen Spalt zum Rest der Gesellschaft zu überwinden.
Das Leid, was den Personen aufgrund ihrer Herkunft und ihrem (angeblich widerrechtlichem) Verhalten zugefügt wurde ist dabei das eine – und wahrscheinlich offensichtliche. Meiner Meinung viel weniger beachtet, ist das, was es über Generationen hinweg „machte“. Mit der Thematik Kriegskinder und Kriegsenkel wird erst in letzter Zeit versucht aufzuarbeiten, welche Auswirkungen der Krieg somit über Generationen hinweg in den Familien hatte. Dieses Buch ist meines Erachtens ein sehr gelungenes Beispiel dafür.

Veröffentlicht am 20.09.2019

Andrea kann es nicht lassen…..

Das Grauen in dir
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Andrea startet mit ihrer kleinen Familie in den Urlaub auf die romantisch herbe Insel-Schönheit Skye. Ein recht harmloser Autounfall, beschert weitreichende Folgen. Der hinzugerufene Polizist Fergus erkennt ...

Andrea startet mit ihrer kleinen Familie in den Urlaub auf die romantisch herbe Insel-Schönheit Skye. Ein recht harmloser Autounfall, beschert weitreichende Folgen. Der hinzugerufene Polizist Fergus erkennt die Profilerin und bittet sie um Unterstützung.
Seit Jahren verunsichert ein Serienmörder die Gegend der es auf jugendliche Jungen abgesehen hat, von denen nur die ersten überlebten. Natürlich kann Andrea da nicht nein sagen.
Wie immer bin ich durch dieses Buch von Dania Dicken „hindurchgerauscht“. Ihre Bücher haben aber auch einfach Suchtpotential.
Die Grundidee zu dem Motiv des Mörders ist originell. Dies und die zeitlichen Rückblenden machen die Geschichte sehr kurzweilig und interessant, dass man mit Lesen gar nicht aufhören kann. Dabei finde ich es toll, dass die Story weitererzählt wird, wenn man denkt, das Ende steht kurz bevor. Und da gab es in diesem Buch viele Szenen.
Im Gegensatz zu dem Vorgängerband, von dem ich als einzigen in der Profiler-Reihe enttäuscht war, fand ich die gesamte Handlung flüssig und stimmig. Da passte einfach alles. Der Fokus lag dabei auf Andrea mit ihrem Können. Das Persönliche trat in den Hintergrund und man merkte deutlich, das Greg und Andrea eine andere Beziehungsebene, mit Verständnis für die Wünsche und Interessen des anderen, haben. Greg akzeptiert, das sich Andrea während ihres Urlaubes wieder mit Arbeit beschäftigt, dafür kommt sie ihm entgegen, sich nur vormittags damit zu beschäftigen und den Rest des Tages der Familie zu widmen.
Insgesamt wieder ein sehr gelungenes Werk, was ich gern weiterempfehle!

Veröffentlicht am 09.09.2019

Von Schreibstil und Handlung ein sehr beeindruckendes Buch

Vergesst unsere Namen nicht
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Mit sehr viel Kreativität und Einfühlungsvermögen wagt sich Simon Stranger an die Aufarbeitung (s)einer Familiengeschichte. Dabei hangeln sich die einzelnen Kapitel am Alphabet entlang, die Handlung von ...

Mit sehr viel Kreativität und Einfühlungsvermögen wagt sich Simon Stranger an die Aufarbeitung (s)einer Familiengeschichte. Dabei hangeln sich die einzelnen Kapitel am Alphabet entlang, die Handlung von scheinbar harmlosen Dingen zum Grauen. Diese Idee finde ich sehr originell, da (für mich bisher) einzigartig.
Auch stilistisch ist der Inhalt anders gestaltet, als ich es von bisher zum Thema gelesenen Büchern kenne. In eine Vermutung verpackt wird das Geschehen bzw. mögliche Handeln um Hirsch Komissar, versucht sein Leben mit dem was bekannt ist, zu rekonstruieren. Dabei nimmt Stranger auch immer wieder Bezug zu tatsächlich stattgefundenen Ereignissen und Taten – was an Grausamkeit kaum zu überbieten ist. Aber gerade dadurch wirkt es auf mich sehr authentisch.
Sehr beeindruckt bin ich von der leisen, unaufdringlichen Art der Beschreibung, die dennoch sehr viele Gefühle in mir auslösen. Die Aufmerksamkeit die man diesem Buch beim Lesen widmen sollte, wird auf jeden Fall durch diesen sehr interessanten Schreibstil und Inhalt belohnt.
Zahlreiche tiefgründige Formulierungen wie „Man muss sich seine Gefühle ausziehen..“ oder „Ich bin kein Jude, ich bin ein Mensch“ regen zum Nachdenken oder zur Diskussion an. Simple Botschaften, die dennoch zu viel ausdrücken!!
Und es ist immer wieder berührend, welche erschütternde, nüchtern dargestellte Botschaft sich letztendlich aus der Aufzählung von harmlosen Begriffen zum Schrecklichen eröffnet.
Etwas schwierig waren für mich die vielen verschiedenen Namen, die miteinander in Verbindung stehen. Dieses Buch um eine Art Übersicht/Familienstammbaum/Namensregister zu ergänzen, fände ich sehr hilfreich.
Mich hat dieses Buch sehr gefesselt und berührt, ich würde es immer wieder lesen und kann es somit einfach nur empfehlen!!!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Authentizität
  • Geschichte
Veröffentlicht am 24.09.2019

Wertvolle Erinnerungen – gelungen in ein Buch gefasst

Schrecklich schöne Kindheit
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Inge Klatt berichtet in diesem Buch über ihre Kindheit, die durch den Krieg geprägt wurde.
Sehr gelungen finde ich dabei die gewählte Erzählsicht, dass es eben nicht als ich-Form berichtet wird. Dadurch ...

Inge Klatt berichtet in diesem Buch über ihre Kindheit, die durch den Krieg geprägt wurde.
Sehr gelungen finde ich dabei die gewählte Erzählsicht, dass es eben nicht als ich-Form berichtet wird. Dadurch wird eine angenehme Distanz geschaffen, womit der Leser alles quasi als Zuschauer (mit)erlebt.
Mich berühren besonders, die kleinen Begebenheiten des Alltagslebens, Schilderungen, die ich ähnlich bereits gehört bzw. gelesen habe – eben eine Zeitzeugenbetrachtung. Und dennoch wird das Ganze individuell durch eingeflochtene Episoden, die den Charakter und die Kämpfernatur der „kleinen Inge“ deutlich zum Ausdruck bringen. Mehr als einmal musste ich dabei schmunzeln und konnte mir diese Situation bildhaft vorstellen.
Für mich ist dies ein sehr gelungenes Werk, (Familien)Geschichte niederzuschreiben und somit vor dem Vergessen zu bewahren. Ich kann dieses Buch allen am Thema interessierten Lesern nur empfehlen!

Veröffentlicht am 30.08.2019

Familienintrigen, Liebe, Verrat, Hoffnung, aber am Ende siegt die Gerechtigkeit

Hurentochter - Die Distel von Glasgow
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Glasgow 1859. Margery eine „Dame der Nacht“ findet eine junge, fast bewusstlose und schwangere Frau, welche ihr Gedächtnis verloren hat und nimmt sie mit in Obhut in ihr Haus. Als Ines Madison lebt diese ...

Glasgow 1859. Margery eine „Dame der Nacht“ findet eine junge, fast bewusstlose und schwangere Frau, welche ihr Gedächtnis verloren hat und nimmt sie mit in Obhut in ihr Haus. Als Ines Madison lebt diese nun im gesellschaftlichen Abseits, kann aber ihrer Tochter Emily so ein relativ behütetes Leben ermöglichen.
Glasgow 1876. Emily ist zu einer jungen hübschen Frau herangewachsen, kommt jedoch mit dem Leben im Bordell nicht klar. Sie strebt nach einer aufrechten Lebensweise, um den Anfeindungen zu entgehen. Ihr Bestreben als Dienstmädchen zu arbeiten, endet jäh, als Margery stirbt. Madame Dorian übernimmt das Haus mit strengem Regime und stellt Emily vor die Wahl: als Prostituierte zu arbeiten oder zu gehen….
Auch von anderer Seite droht Gefahr…Nicht wissend das „Ines“ ihr Gedächtnis verloren hat, wird sie als Gefahr in einer Familiengeschichte angesehen und Killer werden zu ihrer Ermordung angeheuert. Emily kann kurz zuvor fliehen, hat nichtsahnend die Gangster aber immer dicht auf ihren Fersen.
Das Buch liest sich für mich sehr flüssig und hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet und auch die Handlung ist schlüssig. Das Überleben von einigen Personen am Anfang als auch die bereits zu Beginn erfüllte Liebe wären für mich etwas zu kitschig und unglaubwürdig gewesen – so tragisch wie alles scheint ergibt es im weiteren Verlauf eine stimmige Szenerie. Dabei wird die Handlung nie langweilig, da viele Schicksalsschläge Emily’s Leben zurückwerfen. Aber sie gibt nicht auf – und am Ende siegt die Gerechtigkeit.
Das Buch hat mich gut unterhalten und ich habe es in einem „Ruck“ gelesen. Als Auftakt einer Reihe war dies für mich nicht das letzte Buch. Ich denk, das spricht für sich