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Veröffentlicht am 15.09.2019

Wo die Sonne aufgeht ...

Der lange Weg zu dir
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Das Mädchen Sonia steht mit der Katze Miezi auf einem Felsen und beobachtet den Sonnenaufgang. Sonia ist glücklich und gerät ins Träumen, denn sie wünscht sich nichts sehnlicher, als einmal dort ...

Das Mädchen Sonia steht mit der Katze Miezi auf einem Felsen und beobachtet den Sonnenaufgang. Sonia ist glücklich und gerät ins Träumen, denn sie wünscht sich nichts sehnlicher, als einmal dort zu stehen, wo die Sonne aus dem Meer steigt.
Dort, auf der anderen Seite des Meeres, die Sonne ist gerade untergegangen, sitzt Adam mit seinem Hund Rufus. Er ist traurig, denn in diesem Moment schließt sein geliebter Hund die Augen und stirbt.
Sonia und Miezi begeben sich auf eine abenteuerliche und oft nicht ungefährliche Reise. Es gibt viele Szenenwechsel, sodass man immer weiß, was gerade Sonia auf ihrem Weg erlebt und wie es Adam in seiner Traurigkeit ergeht.
Schon die Leseprobe hat mich verzaubert mit den anrührenden Texten von Martin Widmark und den wunderschönen Illustrationen von Emilia Dziubak. Doch das Gefühl, das Buch dann in der Hand zu halten, ist unbeschreiblich. Schon rein äußerlich ist es ein Schmuckstück, in dem sich Text und Bild wunderbar ergänzen und so eine Geschichte bilden, in der ich hautnah dabei sein kann.
Es ist ein Buch, in dem es nicht nur um Tod und Trauer geht, sondern auch um Liebe, um Verlust, Hoffnung und Vertrauen. Die Gefühle von Sonia und Adam werden sehr einfühlsam dargestellt.
Ein wertvolles Kinderbuch, dass auch Erwachsene mitnimmt.

Veröffentlicht am 12.09.2019

Hoffnung und Gottvertrauen

Wo die Hoffnung blüht
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Schauplatz der Geschichte ist das kleine Dorf es Trois-Moutiers im Loiretal. Ein Schloss in den Weinbergen ist der magische Ort für drei bemerkenswerte Frauen, deren Geschichte in drei verschiedenen Jahrhunderten ...

Schauplatz der Geschichte ist das kleine Dorf es Trois-Moutiers im Loiretal. Ein Schloss in den Weinbergen ist der magische Ort für drei bemerkenswerte Frauen, deren Geschichte in drei verschiedenen Jahrhunderten spielt. Dennoch haben die drei Frauen außer ihrer Liebe zum Schloss noch Vieles gemeinsam. Alle drei beweisen auf ihre eigene Art eine außergewöhnliche Stärke und haben einen eisernen Willen, mit dem sie ihre gesteckten Ziele erreichen.

Aveline lebt zur Zeit der Französischen Revolution, Viola im Zweiten Weltkrieg und deren Enkelin Ellie in der Gegenwart. Erst als Viola an Alzheimer erkrankt, erzählt sie Ellie etwas aus ihrem Leben, das sie lange in ihrem Herzen bewahrt hatte. Dadurch wird Ellies Neugier geweckt und sie macht sich auf den Weg ins Loiretal, um die Schlossruine, die kleine Kapelle, die eine wesentliche Rolle im Leben Violas gespielt hat, und vor allem den Platz, auf dem ihre Großmutter mit einem Mann zu sehen ist, zu finden. Sie hofft, der Lebensgeschichte auf die Spur zu kommen.

Ich liebe Geschichten, die in verschiedenen Zeitebenen spielen. Hier geschieht der Wechsel mit jedem Kapitel. Es der Autorin sehr gut gelungen, alle drei Erzählstränge gleich spannend zu beschreiben. Man könnte glauben, es sind drei Geschichten, die man parallel liest. Doch immer wieder gibt es Schnittpunkte, die alles ganz langsam miteinander verknüpfen, um es schließlich zu einem großen Ganzen werden zu lassen. Ein anschaulicher Schreibstil erzeugt Kopfbilder, die mir das Gefühl geben, das Schloss und seine Umgebung mit den Weinbergen und dem Fuchswald persönlich zu kennen. Dazu trägt natürlich auch das wunderschöne Cover bei, das mich mitnimmt ganz in die blühende Nähe des Schlosses.

Sehr beeindruckt hat mich die Anmerkung der Autorin. Es ist sehr berührend, dass Kristy Cambron schreibt, dass „einige kostbare Erinnerungen“ diesem Buch zugrunde liegen. Vielleicht ist es gerade das, was diese Geschichte zu einer ganz besonderen macht.

Ich möchte noch anmerken, dass die Geschichte von großem Gottvertrauen getragen ist. Einen passenderen Bibelvers zum Buch als den aus Jesaja 58,12, mit dem der Prolog beginnt, hätte man kaum finden können: „Euer Volk wird wieder aufbauen, was seit Langem in Trümmern liegt, und wird die alten Mauern neu errichten. Man nennt euch dann ,das Volk, das die Lücken in den Mauern schließt‘ und ,Volk, das die Straßen wieder bewohnbar macht‘.“

Veröffentlicht am 09.09.2019

Ein Himmel auch für Hunde

Wo die toten Hunde träumen
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Der zwölfjährige Florian ist liebenswert und fleißig. Sein größtes Hobby ist die Luftarchäologie. Um dafür eine Drohne zu bekommen, hat er wochenlang bei den Nachbarn den Rasen gemäht. Der Erfolg seiner ...

Der zwölfjährige Florian ist liebenswert und fleißig. Sein größtes Hobby ist die Luftarchäologie. Um dafür eine Drohne zu bekommen, hat er wochenlang bei den Nachbarn den Rasen gemäht. Der Erfolg seiner Schatzsuche ließ nicht lange auf sich warten. Doch Flo hat nicht nur ein tolles Hobby, sondern auch einen allerbesten Freund: seinen Mischlingshund Klecks, der ihn bei seiner Arbeit mit der Drohne begeistert begleitet, aber auch sonst nicht von seiner Seite weicht.

Nur durch Zufall erfährt Flo, dass Klecks sehr krank ist und nicht mehr lange leben wird. Da hat ihm der neue Pfarrer gerade noch gefehlt, der der Meinung ist, Hunde kommen nicht in den Himmel. Das ist den Menschen vorbehalten. Eine der ersten Aktionen des Pfarrers soll die Schließung des Hundefriedhofs sein. Doch da haben Flo und Klecks auch noch so manches Wörtchen mitzureden!

Es macht unglaublich viel Spaß, Flo und Klecks zu begleiten bei ihren verschiedenen Unternehmungen, die dazu führen sollen, den Pfarrer eines Besseren zu belehren. Aber der ist besonders hartnäckig und hat bald auch noch sämtliche Dorfbewohner gegen sich. Auch der Kirchwart Lübbi, ein Freund der Kinder im Allgemeinen und von Flo und Klecks im Besonderen, bekommt gleich Gegenwind vom Pfarrer.

Mit der Frage „Kommen Hunde in den Himmel?“ hat der Autor Manuel Deinert einen großartigen Einstieg in das Thema „Paradies, Tod, Trauer und Erinnerung“ gefunden. Immer wieder werden auch Bibelstellen angeführt, die sehr gut zur Beantwortung der Frage beitragen. Das hat mir persönlich besonders gut gefallen.

Das Buch ist eingeteilt in viele kurze Kapitel, die alle einen Titel tragen. An mehreren Stellen gibt es Kapitel in Kursivschrift, alle mit der Überschrift „Wuff“ . In diesen Kapiteln lässt der Autor die Gedanken des Hundes „zu Wort kommen“. Eine schöne Idee, die zum Nachdenken anregt und erkennen lässt, dass sich nicht nur die Menschen um ihren Hund sorgen, sondern auch der Hund alles tut, damit es seinem Menschen gut geht.

Die Geschichte „Die blaue Stunde“ findet man im Cover wieder, eine Geschichte von vielen, die mich emotional sehr berührt haben.

Übrigens macht das Buch – wie der Titel vermuten lässt - nicht nur traurig, sondern es gibt viele fröhliche Situationen und manchmal kann man sogar herzhaft lachen. Ein wunderbares Buch zum Thema Tod und Trauer für Menschen von 9 bis 99!

Wie ich finde, ist es auch zum Vor- und Miteinanderlesen sehr gut geeignet.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Ganz nah dran

Roll.on
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Es ist unvorstellbar! Gerade bist du noch der Held auf deiner Maschine, liebst die Freiheit und kennst keine Grenzen, und plötzlich – ohne Vorwarnung – scheint Gott dich mit einem anderen zu verwechseln ...

Es ist unvorstellbar! Gerade bist du noch der Held auf deiner Maschine, liebst die Freiheit und kennst keine Grenzen, und plötzlich – ohne Vorwarnung – scheint Gott dich mit einem anderen zu verwechseln und von einer Sekunde auf die andere ist nichts mehr wie vorher. Erst im Krankenhaus schlägst du die Augen wieder auf, hast keine Ahnung, was los ist, und erhältst dann die Diagnose: vom Hals ab querschnittsgelähmt.
So ist es Lars Höllerer ergangen, der mit dem Buch „ROLL.ON“ seine Geschichte erzählt, die an dem verhängnisvollen Tag im Mai des Jahres 1991 beginnt, als er mit 21 Jahren auf die Pfannkuchen seiner Mutter verzichtet, um lieber noch eine kleine Spritztour auf dem Motorrad zu machen…
Mit einem großen Herzen, viel Humor, der manchmal auch etwas schwarz ist, und großem Gottvertrauen nimmt Lars Höllerer die Leser und Leserinnen mit auf seinen ganz persönlichen Lebensweg.
Wenn man die Worte liest „Vom Hals ab querschnittsgelähmt“, dann klingt das erst einmal schlimm. Doch welche Ängste, Probleme und auch Gefahren damit verbunden sind, das ist mir erst so richtig bewusst geworden durch die vielen kurzen Geschichten, die zwar immer mit einer gehörigen Portion Witz gewürzt sind, doch – oft auch nur zwischen den Zeilen – die ganzen Schwierigkeiten und oft auch die eigene Ohnmacht in verschiedenen Situationen deutlich werden lassen. Dabei muss man bedenken, dass selbst für die einfachsten alltäglichen Handgriffe Hilfe erforderlich ist. Viele von Lars‘ Helfern, von denen er Lustiges und auch manchmal schier Unglaubliches zu berichten weiß, waren Zivis. Wie sehr sie Teil seines Lebens geworden sind, wird erkennbar daran, dass er zu vielen den Kontakt bis heute nicht verloren hat.
Die einzelnen Kapitel tragen Überschriften und zum Thema passende, aber immer Fröhlichkeit ausstrahlende Illustrationen, an denen dennoch oftmals erkennbar ist, ob es sich eher um eine lustige, traurige oder schmerzhafte Geschichte handelt. Ein kleines Sahnehäubchen ist der virtuelle Tagebucheintrag am Ende eines jeden Kapitels.
Die erwähnten Illustrationen im Buch und auch die Covergestaltung hat Lars Höllerer selbst gestaltet. Zum Glück hat er noch alle fünf Sinne beisammen, von denen die Nase ihm schon brenzlige Situationen gemeldet hat. Doch der Mund hat neben dem Sprechen eine großartige Bedeutung dazugewonnen: Das Malen mit dem Mund ist ihm zu einem wichtigen Lebensinhalt geworden.
Ich würde gern immer mehr über das Buch erzählen, um meiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen, aber stattdessen empfehle ich allen, die neugierig geworden sind: Kauft euch das Buch. Lasst euch anstecken von der Fröhlichkeit, dem Optimismus, der Herzlichkeit und der Liebe des Autors zu den Menschen. Denn das alles bewirkt dieses Buch – und verbreitet Hoffnung, sein Leben „in die Hand zu nehmen“ und neu anzufangen, egal wie aussichtslos es erscheinen mag!

Veröffentlicht am 25.08.2019

Brasilien ist nichts für Anfänger

Hans Noll in Amazonien
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Bereits als Neunjähriger konnte sich Hans Noll begeistern für Reiseberichte und abenteuerliche Geschichten aus fernen Ländern. Darum ist es nicht verwunderlich, dass der Geologe dreißig Jahre in Brasilien ...

Bereits als Neunjähriger konnte sich Hans Noll begeistern für Reiseberichte und abenteuerliche Geschichten aus fernen Ländern. Darum ist es nicht verwunderlich, dass der Geologe dreißig Jahre in Brasilien lebt – in Belém, dem Einfallstor zum tropischen Regenwald, wie es in der Buchbeschreibung heißt. Zurück in Deutschland, trifft sich Noll zwei Jahre lang regelmäßig mit einem Mann, dem er viele seiner Erlebnisse, berufliche, private und auch ganz persönliche, erzählt. Ohne sich irgendwelche Notizen zu machen, bringt der Chronist das Gehörte zu Papier.
Der Schreibstil des Autors Franz Josef Brüseke ist nicht alltäglich, sondern sehr ungewöhnlich, abenteuerlich, originell und unglaublich unterhaltsam.
Neben Nolls Forschungsprojekt zum Goldbergbau in Amazonien und zur Verwendung von Quecksilber (und Zyankali) zur Goldgewinnung führt ihn seine Arbeit durch das ganze Land. Diese Reisen sind recht abenteuerlich. Es macht Spaß, die Orte, von denen ich zum Teil noch nie gehört habe, auf der Landkarte zu suchen. Doch es geht nicht nur um Goldsucher, sondern auch um Waffenschmuggel und illegalen Holzhandel. Brandrodungen, die den Regenwald, die grüne Lunge der Erde, bedrohen, sind zurzeit ein brisantes Weltthema, was dieses Buch zum jetzigen Zeitpunkt für mich besonders interessant macht.
Es sind manchmal nur ein paar kurze Sätze, die sehr viel beinhalten. So liebt Noll eher den Schatten als die Sonne, besonders genießt er den Schatten der Mangobäume – eine herrliche Vorstellung! Umso mehr erschrecke ich, wenn ich lese, dass ein 100 Jahre alter Mangobaum gefällt wird für umgerechnet 30 Euro!
Doch dieses Buch hat mehr zu bieten! So lernt Noll in einer Kneipe zum Beispiel den „Doktor“ kennen. Der erzählt gern und viel, liebt Wortspielereien und kann über seinen eigenen „Blödsinn“ herzhaft lachen. Der Chronist drückt es so aus: „Der Doktor brütet seine eigenwilligen Theorien aus.“ Jedenfalls fachsimpeln die beiden Männer gern und häufig miteinander.
Wer gern mal einen Krimi oder auch einen Liebesroman liest, aber noch interessierter daran ist, neben guter, humorvoller und kurzweiliger Unterhaltung so ganz nebenbei auch noch etwas zu lernen, dem empfehle ich gern „Hans Noll in Amazonien“. Ich zähle mich zu dieser Gruppe und habe mich sehr gut unterhalten.