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Veröffentlicht am 30.11.2019

Was ist mit dem kleinen Max geschehen?

Der Insasse
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Das Leben von Till Berkhoff wird in seinen Grundfesten erschüttert, als sein kleiner Sohn Max an einem Abend spurlos verschwindet. Alles deutet darauf hin, dass er entführt wurde. Kurz darauf wird Guido ...

Das Leben von Till Berkhoff wird in seinen Grundfesten erschüttert, als sein kleiner Sohn Max an einem Abend spurlos verschwindet. Alles deutet darauf hin, dass er entführt wurde. Kurz darauf wird Guido Tramnitz für die Entführung und den Mord an zwei Kindern und einer Mutter in die Forensische Psychiatrie eingewiesen. Till glaubt, dass er auch seinen Sohn entführt hat, doch zu diesen Vorwürfen schweigt Tramnitz. Daraufhin schmiedet Till mit Unterstützung seines Schwagers Skania, der Polizist ist, den waghalsigen Plan, sich selbst in die Psychiatrie einweisen. Dort will er das Vertrauen von Tramnitz gewinnen und ihn zum reden bringen. Doch schon bald läuft alles anders als geplant.

Das Buch beginnt mit dem Mord an einer Frau und den letzten Minuten, die Till Berkhoff mit seinem Sohn Max vor dessen Verschwinden verbracht hat. Danach springt das Buch ein Jahr in die Zukunft und berichtet von der Einweisung von Guido Tramnitz in die Forensische Psychiatrie. Das Tempo ist von Beginn an hoch und schon bald ist Till auf dem Weg, um selbst eingewiesen zu werden. Bei Büchern von Fitzek ist es üblich, dass vieles anders ist, als es zunächst scheint. Es gibt immer wieder Situationen, die zahlreiche Fragen aufwerfen. Das Buch konzentriert sich lange darauf, die ausweglose Situation, in die sich Till selbst gebracht hat, zu schildern und mit blutigen und erschreckenden Szenen zu punkten. Den Handlungsverlauf fand ich ziemlich absurd (vor allem, nachdem ich in meinem Psychologie-Studium mal selbst eine Forensische Psychiatrie besichtigen durfte) und mir dauerte diese Phase zu lang, denn währenddessen gibt es kaum neue Erkenntnisse. Erst zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse und die Auflösung konnte mich überraschen. Insgesamt ein soldier Psychotriller, der mich aber nicht so recht überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 16.11.2019

Ein Roman rund um die Publikationsgeschichte von Doktor Schiwago

Alles, was wir sind
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Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird Olga Iwinskaja in Moskau verhaftet. Sie ist die Geliebte des berühmten Schriftstellers Boris Pasternak. Die russische Regierung geht davon aus, dass er im ...

Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird Olga Iwinskaja in Moskau verhaftet. Sie ist die Geliebte des berühmten Schriftstellers Boris Pasternak. Die russische Regierung geht davon aus, dass er im Roman „Doktor Schiwago“, an dem er gerade arbeitet, antisowjetische Ansichten zum Ausdruck bringt. Olga will über den Inhalt nichts verraten und wird ins Arbeitslager geschickt, vor allem, um Pasternak zu bestrafen.

In Washington D.C. bewirbt sich unterdessen Irina Drosdowa als Stenotypistin bei der CIA, Abteilung Sowjetrussand. Ihre Mutter ist vor ihrer Geburt aus der Sowjetunion geflohen, der Vater wurde kurz vor der Ausreise verhaftet. Auch wenn sie nicht besonders schnell tippt, wird sie eingestellt. Sie erhält eine Ausbildung zur Spionin, um an Einsätzen teilzunehmen, mit denen die russische Bevölkerung gegen ihre Regierung aufgebracht werden soll. Doch die Agency ist ein Haifischbecken...

Das Buch beginnt mit einem Prolog, in dem die Stenotypistinnen der CIA in der Wir-Form zu Wort kommen und von ihrer täglichen Arbeit berichten. Die Männer haben hier das Sagen und führen sich auf, als gehöre ihnen die Welt, während die im Krieg erfolgreichen weiblichen Spione zu langweiligen Tätigkeiten verdonnert wurden. Die Stenotypistinnen kennen alle Geheimnisse, sowohl in Bezug auf die verdeckten Operationen als auch persönliche Dinge.

Der Roman springt zwischen der Handlung in der Sowjetunion rund um Olga und Pasternak sowie der in den USA rund um Irina und die Stenotypistinnen hin und her, sodass man auf beiden Seiten des Kalten Krieges hinter die Kulissen blickt. Die beiden Frauen kommen am häufigsten zu Wort, allerdings wechselt die Perspektive oft auch zu anderen Charakteren, durch die man weitere Informationen zum Geschehen erhält.

Die in der Sowjetunion spielenden Szenen sind recht bedrückend und zeigen, wie gefährlich es dort sein konnte, die Überzeugungen der Regierung nicht zu teilen. Olga ist lange in Haft, und auch nach ihrer Entlassung kann sie sich nie sicher sein, als Muse von Pasternak doch wieder abgeholt zu werden. Als er „Doktor Schiwago“ endlich fertig geschrieben hat unterstützt sie ihn bei der Suche nach einem Verlag. Sie ist entsetzt, als er das Manuskript den Italienern aushändigt, ohne dass es zuvor in ihrer Heimat erschienen ist. Die Autorin hat hier die tatsächliche Publikationsgeschichte des Romans verarbeitet, was ich interessant fand.

Der in den USA spielende Teil beschäftigt sich lange mit der Ankunft Irinas bei der CIA und ihrer Ausbildung. Sie gerät immer tiefer ins Netz aus Geheimnissen und Intrigen hinein. Als sie eine Beziehung mit einem Arbeitskollegen eingeht und sich dann in jemand anderen verliebt ist sie in einer schwierigen Situation. Die Entwicklungen konnten mich nicht fesseln und es zog sich in die Länge. Der Part rund um die Aktion der Amerikaner, „Doktor Schiwago“ in der Sowjetunion einzuschmuggeln, kommt erst spät und ist enttäuschend kurz geraten. Das Ende dieses Handlungsstrangs lässt Raum für Interpretation und stimmte mich versöhnlich.

In „Alles, was wir sind“ wird die Publikationsgeschichte von „Doktor Schiwago“ von der Autorin in Romanform verarbeitet, die den Leser gleichzeitig die Atmosphäre des Kalten Krieges spüren lässt. Zwei starke Frauenfiguren stehen im Zentrum der Handlung, bei Irina in den USA lag für mich der Fokus allerdings zu sehr auf der unglücklichen Liebesgeschichte. Das Buch ist vor allem für Leser interessant, die „Doktor Schiwago“ schon gelesen haben oder einen Anlass suchen, diese Lektüre nachzuholen!

Veröffentlicht am 04.10.2019

Eine Liebesgeschichte, die zunehmend dramatisch wird

Dieser eine Augenblick
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Charlotte ist Ende Zwanzig und arbeitet als Kellnerin in Los Angeles, weil sie den richtigen Beruf für sich trotz mehrerer Anläufe noch immer nicht gefunden hat. Auch in der Liebe hatte sie bisher kein ...

Charlotte ist Ende Zwanzig und arbeitet als Kellnerin in Los Angeles, weil sie den richtigen Beruf für sich trotz mehrerer Anläufe noch immer nicht gefunden hat. Auch in der Liebe hatte sie bisher kein Glück, keine Beziehung hat länger als ein Jahr gehalten. Eines Abends trifft sie auf den Künstler Adam, der sein Handy zu Hause vergessen und sich verlaufen hat. Sie zeigt ihm den Weg und die beiden verbringen anschließend eine magische Nacht miteinander. In dieser beginnt er irgendwann, sie über ihre mehrjährige Beziehung auszufragen. Charlotte lässt sich darauf ein und erfindet im Frage-Antwort-Spiel eine romantische Liebesgeschichte. Doch am nächsten Morgen ist Adam sauer und will sie nicht mehr sehen. Charlotte kann ihn jedoch nicht vergessen. Als sie die Wahrheit über ihn erfährt, trifft sie eine Entscheidung, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellt.

Das Buchcover gefällt mir mit seinen Wunderkerzen richtig gut und der Einstieg in die Geschichte ist mir dank des fluffigen Schreibstils der Autorin leicht gefallen. Charlotte lernt man als Frau kennen, die auf ihre Zwanziger zurückblickt und feststellt, dass sie weder Beruflich noch in der Liebe bislang sonderlich erfolgreich war. Immerhin hat sie ihre beste Freundin Helen, mit ihr durch dick und dünn geht. Sie lebt zusammen mit ihr in einer WG und arbeitet im selben Restaurant. Im Gegensatz zu Charlotte ist sie sprunghaft und lässt nichts anbrennen. Als Charlotte dem sympathischen Adam begegnet ermutigt Helen sie dazu, mit ihm die Nacht zu verbringen.

Dass mit Adam etwas nicht stimmt war mir als Leserin nach wenigen Seiten klar. Er ist auffällig vergesslich und hat in seiner Wohnung überall Post-Its kleben, die ihn an grundlegende Dinge erinnern. Charlotte scheint sich dabei jedoch nicht viel zu denken und hält seine Fragen nach ihrer Beziehung für ein Rollenspiel. Als er ihr am nächsten Morgen vorwirft, ihn angelogen zu haben, ist sie von seinem widersprüchlichen Verhalten mehr als verwirrt.

Nach dieser Einleitung kommt ein Sprung von sechs Monaten und plötzlich geht es um einen ganz anderen Mann. Er interessiert sich aufrichtig für Charlotte und ich fand ihn sympathisch, auch wenn er als erfolgreicher Sportler, der sich nichts aus seinen Groupies macht und endlich eine ernsthafte Beziehung sucht, ziemlich klischeehaft geraten ist. Da es im Klappentext des Buches aber nur um Adam ging wurde ich den Eindruck nicht los, dass er als Seitenfüller herhalten muss, was ich schade fand.

Plötzlich gibt es tatsächlich eine Spur zum vorher verschollenen Adam, und die Informationen über ihn ziehen Charlotte den Boden unter den Füßen weg. Da das erst nach der Hälfte des Buches passiert will ich nicht zu viel verraten, aber die Geschichte legt eine 180-Grad-Wendung hin und entpuppt sich als dramatische Sick Lit. Charlotte trifft folgenreiche Entscheidungen, die mir nicht genug erklärt wurden. Die folgenden Kapitel sind bittersüß, traurig und dennoch abenteuerlich. Allerdings kamen die Emotionen bei mir nicht richtig an, da mir alles zu schnell ging und ich mich über die Dreiecksgeschichte ärgerte. Nach all dem Drama in der zweiten Buchhälfte will die Autorin zum Ende hin scheinbar die Kurve kriegen, was in einer Auflösung resultiert, die ich zu gewollt fand.

„Dieser eine Augenblick“ beginnt als Liebesgeschichte, wird ab der Hälfte des Buches aber zunehmend dramatisch. Ich mochte die Charaktere und war neugierig, ob sie ihr Glück finden werden. Ihre Entscheidungen konnte ich aber oft nicht nachvollziehen und einige Entwicklungen fand ich zu konstruiert, weshalb ich das Buch mit gemischten Gefühlen beendet habe.

Veröffentlicht am 01.10.2019

Eine Liebesgeschichte kurz vor dem Mauerfall

Das geteilte Herz
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Am 31. Dezember 1988 feiert Barbara das Sylvesterfest bei ihren Freunden Elke und Wolf in Kleinmachnow in der DDR. Ihr Freund Manfred hat den gemütlichen Abend zu Zweit kurzfristig abgesagt, um eine Schicht ...

Am 31. Dezember 1988 feiert Barbara das Sylvesterfest bei ihren Freunden Elke und Wolf in Kleinmachnow in der DDR. Ihr Freund Manfred hat den gemütlichen Abend zu Zweit kurzfristig abgesagt, um eine Schicht im Krankenhaus zu übernehmen. Das findet Barabra bald jedoch gar nicht mehr so schlimm, denn auf der Feier begegnet sie Ulrich, von dem sie sofort fasziniert ist. Zwar trennt sie sich bald darauf von Manfred, als dieser kurz darauf in den Westen flieht vermutet die Stasi dennoch eine Beteiligung von ihrer Seite und überwacht sie. Eine Flucht kommt für sie aber nicht in Frage, und sie und Ulrich nähern sich immer mehr an. Doch dann kommt alles anders als gedacht.

Am 9. November ist es dreißig Jahre her, dass die Mauer fiel und damit das Leben Vieler nachhaltig änderte. Ich war neugierig, inwiefern die Ereignisse sich auf Barbaras Leben auswirken, die im Jahr 1988 südlich von Berlin in der DDR lebt.

Zu Beginn der Geschichte begleitet man Barabara am Sylvestertag 1988, als sie Ulrich zum ersten Mal begegnet. Sie ist sofort fasziniert von ihm und zweifelt dadurch noch mehr an ihrer bereits kriselnden Beziehung zu Manfred. Dieser will sie überreden, gemeinsam mit ihr in den Westen zu fliehen, weil er dort besser verdienen kann. Doch sie lehnt ab und trennt sich von ihm. Trotzdem befragt die Stasi sie ausführlich, als Manfred seinen Plan tatsächlich in die Tat umsetzt, und beginnt, sie eng zu überwachen.

Barbara hegt zwar keine Fluchtgedanken, ist mit der politischen Situation in ihrem Land aber auch nicht gerade glücklich. Als Lehrerin wird sie immer wieder gedrängt, der SED beizutreten, und ihre Weigerung hat Konsequenzen wie ständige Aufträge zur Ranzenkontrolle bei ihren Schülern. Unter den wachsamen Augen linientreuer Schüler muss sie alle westlichen Zeitschriften aus den Ranzen konfiszieren und die entsprechenden Schüler melden. Situationen wie diese verdeutlichen, wie schnell man 1989 in der DDR in Bedrängnis geraten konnte, wenn man nicht voll und ganz hinter der Partei stand.

Sonderlich politisch aktiv ist Barbara aber nicht, sondern die ersten Wochen im neuen Jahr 1989 vor allem damit beschäftigt, möglichst viel Zeit mit Ulrich zu verbringen. Die beiden sind glücklich miteinander und schmieden Pläne für die Zukunft. Doch dann kommt es zu einem überraschenden Vorfall, der alles ändert. Hier muss ich leider sagen, dass die ganze Ereigniskette auf mich sehr konstruiert wirkte, denn es gibt wirklich viele Zufälle, die für großes Drama sorgen.

Das Verhalten der Charaktere nach diesem Ereignis fand ich nicht ganz nachvollziehbar. Beispielsweise hat Barbara Angst, auf allen Wegen überwacht zu werden, trotzdem spricht sie am Telefon sorglos über ihre Pläne, die der Stasi sicherlich nicht gefallen. Deren Eingreifen wird immer wieder von einem einflussreichen Freund der Familie unterbunden, was ich als Begründung unzureichend fand. Die Auflösung wird schließlich durch weitere dumme Zufälle hinausgezögert und dann hollywoodmäßig präsentiert.

„Das geteilte Herz“ gibt Einblicke in das Leben in der DDR kurz vor dem Mauerfall und stellt eine Liebesgeschichte ins Zentrum der Handlung. Leider gab es viele Kleinigkeiten, die mich an der Geschichte gestört haben, weshalb es trotz der vielen romantischen und dramatischen Momente für mich ein durchwachsenes Leseerlebnis war.

Veröffentlicht am 10.09.2019

Ein Hotel in den Bergen Norwegens, das seine besten Tage hinter sich hat

Ein Hummerleben
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In den 1980er Jahren wächst Sedd bei seinen Großeltern auf, die in den Bergen Norwegens ein Hotel betreiben. Das gehobene Hotel will keine Wünsche offen lassen, deshalb gibt es unter anderem ein Hummerbecken, ...

In den 1980er Jahren wächst Sedd bei seinen Großeltern auf, die in den Bergen Norwegens ein Hotel betreiben. Das gehobene Hotel will keine Wünsche offen lassen, deshalb gibt es unter anderem ein Hummerbecken, ein Schwimmbad und eine Minigolfbahn. Doch die Geschäfte laufen zunehmend schlecht, da immer mehr Norweger nicht im eigenen Land, sondern im „verteufelten Süden“, wie Sedds Großmutter zu sagen pflegt, Urlaub machen. Sedd hilft regelmäßig im Hotel aus und lernt dabei Karoline kennen. Sie ist etwas jünger als er und bleibt mir ihren Eltern länger im Hotel. Mit ihrer Hartnäckigkeit überredet sie Sedd, Zeit mit ihr zu verbringen. Dabei würde der in dieser Zeit lieber das Geheimnis um seine Eltern küften und Fotografieren lernen. Doch die Gäste stehen an oberster Stelle, das gilt auch für Sedd, der das Hotel eines Tages übernehmen soll.

Norwegen ist in diesem Jahr das Gastland auf der Frankfurter Buchmesse, deshalb war ich sehr neugierig auf dieses Buch eines norwegischen Autors, das den Leser mit in die Berge des Landes nimmt, wo ein Hotel im Familienbetrieb seine besten Jahre hinter sich hat.

Der Titel des Romans erklärt sich auf den ersten Seiten, auf denen der Ich-Erzähler Sedd seine Beobachtungen rund um das Hummerbecken des Restaurants mit dem Leser teilt. Seine Schilderungen zeugen von einer großen Aufmerksamkeit, mit der er sein Umfeld im Blick hält. Er berichtet von kleinen und großen Ereignissen den Alltags und seine Überlegungen gehen immer wieder auf in eine philosophische Richtung.

Gleich zu Beginn gibt es einen aufsehenerregenden Zwischenfall, denn der Bankdirektor stirbt währen eines Essens im Hotel trotz Sedds Wiederbelebungs-Maßnahmen. Im Nachhinein ist es ihm unangenehm, darüber zu reden, denn alle loben ihn, obwohl sein Eingreifen keinen Unterschied gemacht hat.

Das Tempo des Buches ist ruhig und Sedd erzählt viel vom Hotelalltag. Sein Großvater hat das Hotel einst von seinem Vater übernommen, es ist sein ganzer Stolz und immer wieder schwelgt er in Erinnerungen. Seine Großmutter ist ursprünglich aus Wien, sie hat ihren Mann in Linz auf der Hotelfachschule kennengelernt und sehnt sich immer wieder in die Heimat. Der Koch Jim, ein ehemaliger Seefahrer, gehört quasi zur Familie und steht dieser in jeder Situation zur Seite. Diese drei Charaktere spielen in Sedds Berichten neben Karoline, die als Gast im Hotel ist und unbedingt Zeit mit ihm verbringen will, die größte Rolle.

Nach den Ereignissen gleich zu Beginn war ich gespannt, was im Hotel als nächstes passieren wird. Findet Sedd etwas über seine Eltern heraus? Tut sein Großvater etwas, um wieder mehr Gäste anzulocken? Nichts dergleichen passiert jedoch. Doch nichts dergleichen passiert. Zwar gibt es immer wieder kleine Hinweise auf drängende Fragen, doch die Schilderungen widmen sich kleinen Ereignissen im Hotel und verlieren sich in Details. Auch auf eine größere Charakterentwicklung bei Sedd wartete ich vergebens.

Vieles wird totgeschwiegen in Sedds Familie, weshalb auch auf Entdeckungen, dessen Bedeutung sich dem Leser mühelos erschließt, keine Aussprache erfolgt. Die Handlung steuert in gefühlter Zeitlupe auf ein Fiasko hin. Auf dieses muss man jedoch sehr lange warten, erst auf den allerletzten Seiten erhält man als Leser Antworten. Das wirft jedoch große neue Fragen auf, die leider nicht mehr beantwortet werden. Die Geschichte ist insgesamt tragisch, skurrile Zwischenfälle und kluge Beobachtungen sorgen aber immer wieder für unterhaltsame Momente. Für mich war es ein interessanter Ausflug in die Berge Norwegens, bei dem ich jedoch einen Spannungsbogen vermisst habe.