Profilbild von reni74

reni74

Lesejury Star
offline

reni74 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit reni74 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2019

Schade

Die einzige Zeugin
1

Wenn ich im Buchladen nach einem Buch greife, geschieht das in erster Linie auf Grund des Titels. Spricht der mich an, ist das Cover zweitrangig, gerade weil viele Cover oft gar nicht zum Buch passen, ...

Wenn ich im Buchladen nach einem Buch greife, geschieht das in erster Linie auf Grund des Titels. Spricht der mich an, ist das Cover zweitrangig, gerade weil viele Cover oft gar nicht zum Buch passen, oder etwas mit dem Inhalt zu tun haben. Als nächstes drehe ich das Buch um und lese die Kurzbeschreibung auf der Rückseite. Bei diesem Buch klang das recht spannend, in der Nähe einer ehemaligen psychiatrischen Anstalt wird ein Mann ermordet, seine Ex -Frau gerät unter Verdacht und versucht nun eine verschwundene Zeugin zu finden, um ihre Unschuld zu beweisen.


Gestartet ist die Geschichte dann auch sehr gut, es gab einen Rückblick in die letzten Tage der Klinik und der Leser verfolgt Eva dabei, wie sie ihren Ex und dessen neue Liebe stalkt, bis es zum schon erwähnten Mord kommt. Die Zeugin, die Evas Unschuld beweisen könnte ist eine Bettlerin, eine Roma, und plötzlich spurlos verschwunden.

Bis dahin alles sehr spannend, doch mit dem Beginn von Evas Suche nach der Zeugin ändert sich das recht schnell. Der Leser begibt sich auf eine quälend lange Fahrt nach Rumänien in den Heimatort der Zeugin.
In diesem Handlungsstrang werden die Probleme der Roma sehr ausführlich beleuchtet, im Grunde ein sehr wichtiges und oft unter den Teppich gekehrtes Problem, im Bezug auf die Geschichte aber eher der falsche Rahmen für eine Aufarbeitung und zudem sehr zäh geschrieben. Ich hatte oft das Gefühl, es ist nur dazu gedacht irgendwie die Seiten zu füllen.

Die Figuren bleiben eher flach, das trifft besonders auf das Mordopfer Svante zu. Die Hintergründe, die zur Tat führten werden nur oberflächlich abgearbeitet, genauso die Persönlichkeit und der Charakter. Dadurch fällt es mir schwet, das Szenario so anzunehmen. Der Handlungsstrang um die ehemalige Psychatrie und deren Bewohner konnte mich auch nur bedingt fesseln. Der Ansatz hierzu sehr spannend, dann aber nur am Rande in die Geschichte eingebaut und für mich unbefriedigend aufgelöst. Da war eindeutig mehr Potential drin. Schade, hab leider ganz was anderes erwartet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 13.09.2020

Gar nicht meins

Omama
0

Ich kenne die Autorin aus dem Fernsehen und fand ihre Auftritte sehr erfrischend, gemessen an dem was sonst so in diesem Bereich zu sehen ist. Teilweise vielleicht etwas grenzwertig, aber durchaus mutig, ...

Ich kenne die Autorin aus dem Fernsehen und fand ihre Auftritte sehr erfrischend, gemessen an dem was sonst so in diesem Bereich zu sehen ist. Teilweise vielleicht etwas grenzwertig, aber durchaus mutig, gerade weil sie über Themen spricht, die sonst tabuisiert werden. Als ich gesehen habe, dass sie ein Buch geschrieben hat, war ich sehr neugierig. Das Thema fand ich klasse, verbindet mich doch selbst eine tiefe Liebe zu meiner Oma, allerdings weiß ich recht wenig über ihr Leben, denn sie mochte nie viel darüber erzählen.

Die Leseprobe gefiel mir noch total gut, eigenwilliger Stil, aber sehr witzig. Super. Der Prolog war Sensationell, die Anekdote um die Verstopfung des Babys und die pragmatische Hilfestellung durch die Oma. Genauso hatte ich mir das Buch vorgestellt, eine Hommage an die Großmütter dieser Welt und an die der Autorin im Besonderen.

Leider weit gefehlt. Die Geschichte beginnt kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, die Russen stehen sprichwörtlich vor der Tür und der Leser lernt Helga und ihre Schwester Inge kennen und innerhalb weniger Seiten rutscht die Geschichte ab in eine Aneinanderreihung von Absurditäten und Slapstick. Eine, vermeintlich witzige, Szene jagt die nächste. Ironie und Satire wird auf die Spitze getrieben und oft darüber hinaus.

Ich muss gestehen, dass ich schon im ersten Kapitel vom Schreibstil genervt war. Natürlich kann man auch den Wirren der Nachkriegszeit etwas humoriges abgewinnen, aber hier fehlt mir quasi jeglicher Respekt vor Allen, die in dieser Zeit tatsächlich Opfer geworden sind. Es wird mir zu komödiantisch über Situationen geschrieben, die für Menschen damals tatsächlich traumatisch verlaufen sind. Zum Glück ist es der Oma der Autorin nicht so ergangen und um so weniger verstehe ich, warum dann diese Form zur Aufarbeitung der Familiengeschichte gewählt wurde.

Lisa Eckhart polarisiert mit ihren Auftritten und ist ihrem Stil auch als Schriftstellerin treu geblieben, dafür meinen Respekt. Sie schreibt tatsächlich, wie auf dem Schutzumschlag geschrieben, tabulos, intelligent, böse, komisch fand ich das Buch aber so gar nicht. Vielleicht kommt das Komische und auch die Liebe zur Oma, die ich erwartet und gesucht habe, erst im weiteren Verlauf des Buches zum Vorschein. Ich werde das nicht erfahren, denn ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich das Buch abgebrochen habe. Das passiert mir äußerst selten, aber es ging echt nicht mehr. Schade.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere