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Veröffentlicht am 12.09.2019

Eine abenteuerliche, wahnwitzige Roadnovel

Alles ist anders
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Alles ist anders – Sobo Swobodnik

Eine abenteuerliche, wahnwitzige Roadnovel.

Die resolute Großmutter (Therese) von Magnus hat noch etwas zu erledigen, bevor sie stirbt. Die Dame hat Durchsetzungsvermögen ...

Alles ist anders – Sobo Swobodnik

Eine abenteuerliche, wahnwitzige Roadnovel.

Die resolute Großmutter (Therese) von Magnus hat noch etwas zu erledigen, bevor sie stirbt. Die Dame hat Durchsetzungsvermögen und so schafft sie es, dass sich der Einzelgänger Magnus mit ihr, Großcousin Landolf (ein Mönch mit Vergangenheit), Hund Arthur und einem Papagei, in einem geliehenen Auto auf den Weg macht. 5000 km durch Osteuropa, bis nach Estland, wo Thereses Ehemann seit Jahrzehnten auf einem Soldatenfriedhof in Narwa begraben liegen soll. Auf dieser langen Fahrt kommen etliche längst vergrabene Gefühle und Streitigkeiten zu Tage.

Der Protagonist Magnus ist zwar meiner Meinung nach nicht sexbesessen, wie der Klappentext behauptet, extrem unsympathisch und unreif ist er dennoch. Auch egozentrisch veranlagt. Vielmehr würde ich ihm ein gestörtes Verhältnis zu weiblichen Brüsten diagnostizieren. Dies ist im Verlauf immer wieder mal Thema und liegt in der Vergangenheit begründet.

Mit dem Schreibstil hatte ich leider so meine Schwierigkeiten. Es herrscht eine ruppige, umgangssprachliche Ausdrucksweise vor. Derb in Sprache und Handlungen. Das mag modern sein, schön sicher nicht.
Der Leser legt mit den Figuren nicht nur per Auto viele Kilometer zurück, die Geschichte wird zusätzlich ständig unterbrochen, durch Rückblenden in die Kindheit von Magnus und Landolf. Damals lag wohl einiges im Argen, was die Persönlichkeiten im negativen formte. Kann man die Kindheit und die Fehler der Eltern für alles verantwortlich machen? Insgesamt ein sehr unruhiger Erzählstil, wobei ich mich auch nicht immer sofort zurechtfand. Dies wurde aber im Verlauf besser.

Teilweise arg übertriebene Szenen, wie in einem Actionfilm, mitunter unrealistisch, einfach drüber. Ach ja, Swobodnik ist Filmemacher…
Doch auch hier fand ich den Autor nicht konsequent. Plötzlich tauchen wieder großartige, beinahe philosophische Stellen auf. Sprachlich ganz grandios.
Besonders was Landolf betrifft. Trotz krimineller Vergangenheit ist er wesentlich sympathischer als Magnus.
Irgendwo passte für mich etwas nicht zusammen.
So bin ich am Ende unschlüssig. Das Talent Swobodniks ist unverkennbar. Stellenweise hat mich der Roman auch wirklich berührt. Dennoch wirkte Vieles auf mich nicht rund, vermutlich wollte der Autor zu viel.




Veröffentlicht am 05.09.2019

Konnte mich leider nicht überzeugen

Die Bücherdiebin
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Die Bücherdiebin – Markus Zusak

Eine Geschichte von Liebe und Hoffnung und unermesslich großer Trauer. Ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte.

Irgendwie konnte ich den Hype um dieses Buch nicht nachvollziehen. ...

Die Bücherdiebin – Markus Zusak

Eine Geschichte von Liebe und Hoffnung und unermesslich großer Trauer. Ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte.

Irgendwie konnte ich den Hype um dieses Buch nicht nachvollziehen. Ehrlicherweise hatte ich mich vor der Lektüre nicht mit der Inhaltsangabe befasst. Naja, schon wieder das Thema Judenverfolgung etc. eigentlich hatte ich wenig Lust auf das Thema und hab mich innerlich etwas gewehrt. Und im Prinzip war es dann auch nichts Neues.

Erzählt wird die tragische Geschichte der Liesel Meminger. Ein armes Mädchen, das im Zweiten Weltkrieg bei Fremden aufwächst, ein Jude wird versteckt, die Menschlichkeit wird entdeckt… Leider blieb mir die Sache mit den Büchern zu sehr im Hintergrund, teils auch schwer nachvollziehbar.
Den Erzählstil fand ich sehr lange recht gewöhnungsbedürftig. Denn es ist über weite Teile der Tod selbst, der erzählt und den Geschehnissen oft vorgreift. Was anfangs außergewöhnlich und besonders wirkt, wurde bei mir immer mehr zum Nervfaktor. Insgesamt wirkt das ganze eher wie ein Jugendbuch.

Den Protagonisten kam ich leider nicht wirklich nahe. Nur den Pflegevater Hans Huber, den fand ich toll. Generell fand ich die Figuren arg schwarz -weiß gezeichnet. Entweder gut und edel in jeder Situation oder von Grund auf gemein. Kaum etwas dazwischen.

Sprachlich für mich oft vollkommen drüber. Unpassend und übertrieben, gezwungen poetisch. Viel Seelengerede. Konnte mich leider anfangs kaum überzeugen. Auch der Mittelteil zog sich etwas. Erst das letzte Drittel entwickelt dann für mich einen Sog und berührte mich auch emotional. Für mich gehört das in die Rubrik Jugendbuch.


Veröffentlicht am 19.07.2019

Interessant, aber nicht herausragend

Die junge Frau und die Nacht
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Die junge Frau und die Nacht- Guillaume Musso

Mein erster Roman des Bestsellerautors aus Frankreich.
Thomas kehrt anlässlich eines Schuljubiläums zurück in seine Heimat an der Cote d´Azur. Damals, vor ...

Die junge Frau und die Nacht- Guillaume Musso

Mein erster Roman des Bestsellerautors aus Frankreich.
Thomas kehrt anlässlich eines Schuljubiläums zurück in seine Heimat an der Cote d´Azur. Damals, vor 25 Jahren verschwand seine Jugendliebe Vinca spurlos vom Campus. Darüber ist Thomas all die Jahre nicht hinweggekommen. Nun gibt es neue Erkenntnisse zu diesem alten Fall und Thomas stürzt sich eigenmächtig in private Ermittlungen. Denn auch er hat ein Interesse daran, dass gewisse Dinge nicht ans Tageslicht kommen.

Thomas erzählt über weite Teile aus der Ich-Perspektive, obwohl später auch andere Figuren zu Wort kommen. Scheinbar hat er über 25 Jahre lang keinerlei Entwicklung durchgemacht. Er ist wie blockiert von den damaligen Ereignissen. Ich fand ihn irgendwann etwas nervig in seinem Selbstmitleid.

Gerade der Mittelteil zieht sich ein bisschen, hier werden viele mehr oder weniger wichtige Dialoge endlos ausgeschmückt. Dagegen geht es zum Ende hin Schlag auf Schlag, so dass man als Leser die vielen Informationen kaum mehr verarbeiten kann. Auch war ich im Endeffekt mit der einen oder anderen Erklärung nicht ganz einverstanden, soll heißen, konnte ich nicht nachvollziehen, war für mich nicht schlüssig.

Positiv möchte ich die vielen Zitate aus Werken der Weltliteratur hervorheben, die öfter am Kapitelanfang auftauchen. Auch im Text gibt es immer wieder entsprechende Bezüge. Ich mag so etwas sehr, ich finde es hebt die Qualität eines Buches. Bei näherem Nachdenken ist der übrige Text aber nicht stilistisch irgendwie auffällig oder herausragend.

Dieser Roman ist nicht schlecht, er liest sich gut und flüssig. Es wird eine gewisse Spannung aufgebaut und der Leser kann gut miträtseln.
Man kann dieses Buch lesen, muss man aber nicht. Das Besondere daran habe ich vergeblich gesucht. Letzten Endes ist es dann doch bloß Mittelmaß.

Veröffentlicht am 09.07.2019

Viel zu unruhig und bruchstückhaft

Sofia trägt immer Schwarz
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Sofia trägt immer schwarz – Paolo Cognetti

Hat mich sein Roman "Acht Berge" letztes Jahr einfach nur begeistert, so fand ich Cognettis Debütroman „Sofia trägt immer schwarz“ weitaus schwieriger.

Wie ...

Sofia trägt immer schwarz – Paolo Cognetti

Hat mich sein Roman "Acht Berge" letztes Jahr einfach nur begeistert, so fand ich Cognettis Debütroman „Sofia trägt immer schwarz“ weitaus schwieriger.

Wie der Titel schon verrät, geht es in diesem Roman um das Mädchen bzw. die junge Frau Sofia. Man erfährt, dass sie tatsächlich aus einem nicht optimalen Elternhaus kommt. Ob aus diesem Grund, oder aus einem anderen, auf jeden Fall hat sie einen wirklich schwierigen Charakter. Ein Psychologe hätte wohl seine wahre Freude an ihr. Sie ist rastlos und fühlt sich nirgendwo zu Hause. Soweit also ein Thema, das wir von dem Autor bereits kennen. Der Wunsch nach Freiheit einerseits, irgendwo anzukommen andererseits. Und übergeordnet die Suche nach dem ganz individuellen Glück.

Dieser Autor kann schreiben, ohne Frage. Trotzdem konnte mich Sofia nicht wirklich erreichen. Obwohl handlungstechnisch gar nicht so viel passiert, ist es ein wahnsinnig unruhiger und bruchstückhafter Roman. Cognetti fährt gefühlt alles an möglichen stilistischen Mitteln auf, was man sich vorstellen kann. Mit jedem Kapitel wechselt er scheinbar willkürlich zwischen den Zeiten und Perspektiven. Als irgendwann ein Erzähler, wer auch immer, Sofia in der Du-Form anspricht, fühlte ich mich komplett abgehängt. Zusätzlich werden ständig neue Personen eingeführt, die ebenso schnell wieder verschwinden und für die Handlung nur begrenzte Bedeutung haben. Keine Chance, sich auch nur ein bisschen auf Sofia einzulassen. So gesehen ein krasser Gegensatz zu den Acht Bergen, bei denen mich gerade die ruhige und stille Atmosphäre so sehr beeindruckt hatte. Am Ende bleibt der Leser zurück mit der Frage, was denn nun eigentlich die Aussage, oder auch nur die Handlung dieses Buches war.

Trotz aller Kritik habe ich diesen Roman gerne gelesen. Er beinhaltet viele tolle Stellen und stille Wahrheiten. Nur das Gesamtpaket hat hier für mich nicht ganz gepasst.

Veröffentlicht am 02.07.2019

Leben in der Optimalwohlgesellschaft

Die Unvollkommenen
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Die Unvollkommenen – Theresa Hannig

Dieser Roman spielt in der Bundesrepublik Europa, 2057.
„Es herrscht Frieden in der Optimalwohlökonomie, einem lückenlosen Überwachungssystem, in dem mithilfe von Kameras, ...

Die Unvollkommenen – Theresa Hannig

Dieser Roman spielt in der Bundesrepublik Europa, 2057.
„Es herrscht Frieden in der Optimalwohlökonomie, einem lückenlosen Überwachungssystem, in dem mithilfe von Kameras, Linsen und Chips alles erfasst und gespeichert wird. Menschen und hochentwickelte Roboter sollen Seite an Seite leben. Störenfriede werden weggesperrt. So auch die Systemkritikerin Lila. (…)“ (Klappentext)

Normalerweise übernehme ich nur sehr selten Teile von Klappentexten etc. Hier finde ich aber die Ausgangssituation sehr schön zusammengefasst. Zumal Die Unvollkommenen der zweite Band nach Die Optimierer ist, den ich leider nicht kenne. Zum Glück war diese Tatsache zumindest für den Einstieg kein Problem. Denn zum einen werden viele Dinge aus dem Vorgängerband noch einmal erklärt. Zum anderen, ist selbst die Protagonistin Lila nicht auf dem aktuellen Stand. Denn seit den Geschehnissen des letzten Bandes sind fünf Jahre vergangen, die Lila verschlafen hat. Sie ist eine Gegnerin der herrschenden Optimalwohlökonomie und wurde zu fünf Jahren Verwahrung verurteilt. Als würde man jemanden einfach ausschalten.
Den Rest ihres Lebens soll sie nun in einem Internat verbringen. Auf den ersten Blick reiner Luxus, Schlaraffenland, wenn auch umgeben und kontrolliert von Robotern. Lila plant von Anfang an ihre Flucht.

Spannend und fesselnd erzählt, eine spannende Ausgangssituation, dennoch konnte es mich nicht zu hundert Prozent packen.
Die dargestellte Zukunftsvision ist sehr interessant, wenn auch nicht erstrebenswert. Dabei wirft die Geschichte viele grundlegende Fragen auf. Beispielsweise über den Wert des Lebens, Selbstbestimmung, Recht auf Privatsphäre und die Vor- und Nachteile bzw. Gefahren künstlicher Intelligenz. Also wirklich lesenswert, wenn man das Genre mag.

Insgesamt war mir die Geschichte allerdings etwas zu eindimensional sowohl was den Plot betrifft, als auch von der Erzählstruktur her. Die Erzählweise ist relativ streng chronologisch, ausschließlich aus Lilas Perspektive. Da hätte ein klein wenig Raffinesse nicht geschadet. Etliche Handlungsstränge wären noch ausbaufähig gewesen. Wenn man ersten Band nicht kennt, fehlt letztendlich doch ein wenig der Weltenaufbau. Teilweise schien mir der Roman recht zahm und weichgespült, sehr stark am Jugendroman orientiert.
Dennoch, eine bodenständige, unterhaltsame Lektüre, die ich sehr gern gelesen habe!

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