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Veröffentlicht am 07.10.2019

Mission impossible

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 23
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Mycroft Holmes ist stinksauer. Ausnahmsweise ist mal nicht er derjenige, der alle herumscheucht, sondern ein einflussreicher Finanzier darf ihm Befehle erteilen. Der Sohn des Finanziers ist verschwunden, ...

Mycroft Holmes ist stinksauer. Ausnahmsweise ist mal nicht er derjenige, der alle herumscheucht, sondern ein einflussreicher Finanzier darf ihm Befehle erteilen. Der Sohn des Finanziers ist verschwunden, auf einer Expedition ins Nordmeer. Wie es scheint, hat jemand eine neue Hochkultur auf Spitzbergen entdeckt - doch nun ist die Expedition verschwunden und der einzige Überlebende erzählt mysteriöse Dinge, die kaum glaubhaft sind. Holmes, der sich natürlich nicht selbst bewegt, schickt Wilde und Hawthorne auf eine Mission, die ganz schnell zu einer Selbstmordmission im tödlichen Eis werden könnte.

Die Sprecher waren wieder alle durch die Bank gut, der Wilde-Vertreter übertrieb es nicht zu sehr, wie er es manchmal tut. Viel wichtiger ist jedoch, dass diese Folge endlich mal wieder Spannung enthielt und nicht in sinnlose Action abdriftete, die vorne und hinten nicht passt. Ja, natürlich ist das Ganze ein bisschen weit hergeholt und ja, ich würde die Serie endlich mal zu Ende gebracht sehen, aber wenigstens habe ich mich dieses Mal weder geärgert noch gelangweilt. Bitte in dieser Qualität weitermachen! 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 07.10.2019

Kalte Spuren

Wisting und der Tag der Vermissten
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Seit vierundzwanzig Jahren hat Kommissar Wisting ein Ritual: Am Vorabend eines alten Falles - des Verschwinden der Katharina Haugen - holt er sich die Fallakten hervor und geht sie wieder und wieder durch ...

Seit vierundzwanzig Jahren hat Kommissar Wisting ein Ritual: Am Vorabend eines alten Falles - des Verschwinden der Katharina Haugen - holt er sich die Fallakten hervor und geht sie wieder und wieder durch in der Hoffnung, etwas zu finden, das er all die Zeit übersehen hat. Am nächsten Tag fährt er zu Martin Haugen, dem Ehemann, zu dem er im Laufe der Jahre fast so etwas wie eine Freundschaft aufgebaut hat und verbringt Zeit mit ihm. Doch dieses Jahr ist alles anders. Zuerst ist Martin nicht da, was noch nie vorgekommen ist. Dann taucht ein Kommissar aus Oslo auf, der einer Cold-Case-Gruppe angehört. Er bearbeitet einen anderen Fall, hat dort aber einen Verdächtigen: Martin Haugen. Auch damals ist ein Mädchen verschwunden - können diese beiden Fälle zusammengehören? Die beiden Ermittler schmieden einen Plan, um diese kalten Spuren wieder heiß werden zu lassen.

Was haben wir hier? Zumindest solide Polizeiarbeit, keine Wild-West-Schießereien und ein bisschen Lokalkolorit und Einblick ins Journalisten- und Kommissarenleben. Ansonsten ist es eher ein ruhiger Krimi, so bedächtig wie Wistling selbst. Es wird viel Wert darauf gelegt, die vorhandenen Beweise immer wieder durchzugehen, nur von verschiedenen Leuten. Für den Leser ist das nicht immer spannend, die typisch skandinavischen Längen muss man also ertragen können. Auch dass es beim Kommissar ein Familienleben gibt, muss man mitnehmen. Wenigstens ist es eine intakte Familie, kein sinnlos gebrochener, versoffener Ermittler. Also Fazit: Eher für die Ruhigen unter uns, die auch beim dritten Mal Aufrollen der Fakten noch Geduld beweisen können. Dafür wird man am Schluss mit einem dezent bedrohlichen Abschluss belohnt und dem Wissen, dass der Kommissar aus Oslo nicht das letzte Mal aufgetaucht ist. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 24.09.2019

Es war einmal ... ein Dornröschen

Märchenfluch, Band 1: Das letzte Dornröschen
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Flora ist Halbwaise, aber ansonsten ein ganz normales Mädchen, das mit ihrer Mutter in relativ ärmlichen Verhältnissen lebt. Eines Tages erhält sie einen seltsamen Brief, der sie auffordert, sich in einer ...

Flora ist Halbwaise, aber ansonsten ein ganz normales Mädchen, das mit ihrer Mutter in relativ ärmlichen Verhältnissen lebt. Eines Tages erhält sie einen seltsamen Brief, der sie auffordert, sich in einer Mühle zwecks einer Art Praktikum zu melden. Als sie dort ankommt, teilt man ihr mit, dass sie einer Märchenlinie entstammt, die man für ausgestorben hielt - den Dornröschen. Nach anfänglichem Unglauben akzeptiert Flora ihre Herkunft und wird zu einer Fabula. Diese sind dafür verantwortlich, schwarzmagische Artefakte aufzuspüren und vor normalen Menschen in Sicherheit zu bringen, damit diese nicht daran sterben. Noch während sie sich in ihrem neuen Leben zurechtzufinden versucht, ist jemand auf der Jagd nach älteren Damen, die auch nicht sind, was sie scheinen und plötzlich befinden sich Flora und ihre neuen Freunde in höchster Gefahr.

Das Buch hat sich mordsmäßig schnell lesen lassen und war unterhaltsam. Ohne die üblichen Klischees - wunderschöne Mädchen, mega gut aussehende, heldenhafte Jungs - und das prompte Dahinschmelzen beim Anblick eines bestimmten love interests hätte es sogar ganz großes Kino werden können. Tatsächlich haben mich diese Klischees weniger gestört als dieses kategorische "Du musst hier die nächsten Jahre bei uns arbeiten, ob du willst oder nicht, auch wenn du eh nicht geeignet bist". Ach ja? So schnell hätten die gar nicht gucken können, wie ich da wieder weg gewesen wäre. Was sollten die denn machen? Das Mädchen entführen? Einsperren? Zum Tode verurteilen? Wäre interessant gewesen zu erfahren, wie sie das in der Zeit von Überwachungskameras und Drohnen durchziehen, Magie hin oder her. Überhaupt hätte ich gern mehr über die Magie erfahren. Und mir kam Flora manchmal arg langsam im Denken vor - gefühlte hundert Stunden lang spricht sie mit ihren neuen Freunden über die Gefahren der schwarzmagischen Artefakte, sieht aber nicht, was direkt vor ihrer Nase liegt. Mehrmals. So was stört mich, besonders wenn eine Protagonistin als sehr schlau beschrieben wird. Trotzdem wird es bei den Jugendlichen sehr gut ankommen und auch ich werde die Nachfolger lesen, denn wie anfangs erwähnt: Es war sehr unterhaltsam. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 12.09.2019

Sonia und Adam

Der lange Weg zu dir
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Adam ist ein kleiner Junge, der mit seiner Oma am Meer lebt. Sein einziger Freund ist Rufus, ein sehr alter, kranker Hund. Als Rufus eines Tages stirbt, trauert Adam so sehr, dass er selbst krank wird ...

Adam ist ein kleiner Junge, der mit seiner Oma am Meer lebt. Sein einziger Freund ist Rufus, ein sehr alter, kranker Hund. Als Rufus eines Tages stirbt, trauert Adam so sehr, dass er selbst krank wird und nicht mehr aus dem Bett aufstehen will. Das Leben hat für ihn keinen Sinn mehr. Zur selben Zeit lebt weit fort von ihm ein kleines Mädchen namens Sonia. Sie hat keine Familie, nur eine Katze namens Miezi. Als Miezi eines Tages losläuft, folgt sie ihr einfach und erlebt dabei das Abenteuer ihres Lebens.

Also die Bilder sind schon echt wahnsinnig schön, da gibt es überhaupt nichts zu sagen! Auch das Thema Trauer bei Kindern finde ich wichtig und was mir gut gefällt, ist, dass es Sonia ist, die die Abenteuer erlebt und es schafft, sich aus gefährlichen Situationen zu lavieren. Aber ich finde, auch für ein Kinder-/Bilderbuch wäre es deutlich besser gewesen, die Geschichte noch ein bisschen auszubauen. So waren die gefährlichen Situationen, in die Sonia gerät, viel zu einfach überstanden, ohne irgendwelche kritischen Momente. Sie kommt in die Situation, sie löst diese Situation - da gibt es keinen Moment, in dem man irgendwie mitfiebern könnte. Ich denke, selbst für Kinder war das viel zu einfach. So gibt es also Höchstpunktzahl für die Bilder, die Geschichte ist jedoch ausbaufähig. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 12.08.2019

Die Bürde des weißen Mannes

Ein angesehener Mann
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Kalkutta, 1919. In Indien brodelt es an allen Ecken. Die Engländer werden vielleicht nicht mehr ganz so als überlegen angesehen und die Inder hinterfragen ihre Rolle als Kolonie. Immer mal wieder kommt ...

Kalkutta, 1919. In Indien brodelt es an allen Ecken. Die Engländer werden vielleicht nicht mehr ganz so als überlegen angesehen und die Inder hinterfragen ihre Rolle als Kolonie. Immer mal wieder kommt es zu Aufständen und deren brutaler Niederwerfung. In diese Zeit des Umbruchs kommt Captain Wyndham, ehemaliger Polizist aus England. Er hat den 1. Weltkrieg hinter sich, wenn auch nicht aus dem Kopf und aus den Gliedern; seit Jahren ist er drogensüchtig. Als ausgerechnet jetzt ein hoher weißer Beamter ermordet wird, soll er die Klärung des Falles übernehmen, und zwar schnell. Dabei stellt er fest, dass er seine Werte überdenken muss, auch wenn ihm das nicht immer gelingt.

Zweifellos haben wir es hier mit einer interessanten Milieustudie aus einer Zeit vor einhundert Jahren zu tun. Es kommt einem allerdings erstaunlich modern vor - abgesehen von Handys und Computern gab es damals eigentlich schon alles, was wir auch jetzt haben. Zuerst habe ich darüber geschmunzelt, als Wyndham einmal darüber nachdenkt, mittlerweile in einem modernen Informationszeitalter zu leben, aber tatsächlich hatte er recht. Es gab schon überall Telefone, sodass Nachrichten blitzschnell um die ganze Welt gingen. Der Fall selbst war ein bisschen lahm, die Aufklärung zog sich manchmal wie Kaugummi, zumal irgendwann klar war, dass die einen ständig mauern würden und die anderen die ganze Macht in den Händen halten. Aber vieles davon wurde durch das exotische Setting und das Darstellen der Gedanken der handelnden Protagonisten wettgemacht. Im Endeffekt erhält man hier eine solide, wenn auch nicht unbedingt spannende Story mit Einblick in eine Kolonialwelt, die sich gewaltig im Aufbruch befindet. 3,5/5 Punkten.