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Marshall-Trueblood

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.10.2019

Wie man aus Mittelmaß Gutes macht

Die Lieferung
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Frauen verschwinden. Ihr letztes Lebenszeichen: Eine Pizzabestellung. Kommissar Jens Kerner und Rebecca Oswald ermitteln in mehreren Vermisstenfällen.

Die Lieferung ist der zweite Fall für Jens Kerner ...

Frauen verschwinden. Ihr letztes Lebenszeichen: Eine Pizzabestellung. Kommissar Jens Kerner und Rebecca Oswald ermitteln in mehreren Vermisstenfällen.

Die Lieferung ist der zweite Fall für Jens Kerner und Rebecca Oswald, die mich persönlich ein bisschen an Miss Marple erinnert hat. Leider sind die Anspielungen auf den ersten Fall ziemlich offensichtlich...da hätte ich mir etwas mehr Diskretion gewünscht, da ich den Fall noch nicht kenne und ich ihn sehr gerne noch lesen möchte. Mein erster Winkelmann, aber sicherlich nicht mein letzter, denn der Schreibstil des Autors ist richtig gut. Wenn der Rest nur auch mal so wäre...

Alles in diesem Thriller ist irgendwo Mittelmaß: Der Fall, die Ermittler, die Auflösung, das Finale. Alles schon mal dagewesen. Trotzdem schafft es Andreas Winkelmann durch seinen Schreibstil, dass das alles doch noch im oberen Drittel des Genres landet. Das schaffen nicht viele.

Für mich ein neuer Autor, den es weiter zu entdecken gilt...immer dann, wenn ich einen spannenden Thriller lesen möchte.

Veröffentlicht am 22.09.2019

Unaufgeregte Spannung

Drei
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"Bitte, liebe Leserinnen und Leser, versucht die Rezension so zu verfassen, dass das Geheimnis von Drei nicht enthüllt wird." Der Diogenes Verlag bittet um Geheimhaltung. Dadurch wird die Latte sehr hoch ...

"Bitte, liebe Leserinnen und Leser, versucht die Rezension so zu verfassen, dass das Geheimnis von Drei nicht enthüllt wird." Der Diogenes Verlag bittet um Geheimhaltung. Dadurch wird die Latte sehr hoch gelegt und die Spannung vor dem Lesen stieg bei mir enorm. Dror Mishani kann die Erwartungen erfüllen; nicht mehr, nicht weniger.
Drei Frauen in Israel. Alle drei sind auf der Suche. Alle drei finden den gleichen Mann. Auch wenn er ihnen nicht die ganze Wahrheit sagt, kann er ihnen etwas geben. Trotzdem bleibt er ein Mann, den sie besser nicht kennengelernt hätten.

Der Roman ist in dreigeteilt. Im ersten Teil habe ich Orna kennengelernt. Eine alleinerziehende Mutter, die die Scheidung noch nicht ganz verarbeitet hat. (Ganz ehrlich: Sie ging mir ein bisschen auf die Nerven!). Im zweiten Teil bin ich auf Emilia getroffen. Sie stammt aus Lettland und arbeitet als Pflegekraft für ältere Menschen. (Mit ihr hatte ich Mitleid!) Der dritte Teil machte mich mit Ella bekannt. Eine dreifache Mutter, die aus Frust ihre Masterarbeit schreibt. (Ich fand sie sympathisch, weil sie so tough war). Alle drei Frauen eint die Suche nach etwas, was ihr Leben anders machen kann. Mehr Aufregung, mehr Sicherheit, mehr Liebe. Dann begegnen sie einem Mann, der ihnen etwas geben kann. Leider ist er nicht ganz ehrlich und so verläuft das Leben der drei Frauen ganz anders als geplant.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. In einer unaufgeregten Sprache erzählt Dror Mishani von Begegnungen, von Lügen, von Schicksalen. Wie er sich in die Gefühlswelt von drei Frauen hineinversetzt, fand ich enorm gut gelungen. Vom Leben in Israel hätte ich gern noch mehr erfahren, aber das ist geschenkt. Leider führen ein paar offene Fragen zu einem Stern Abzug. Ich mache mir auch sehr gerne meine eigenen Gedanken, aber da fühlte ich mich doch ein wenig zuviel allein gelassen. Trotzdem habe ich den Roman sehr genossen. Ich möchte jetzt auch die Krimis des Autors kennenlernen.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Märchenwelt

Bis ans Ende ihrer Tage
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Eine unverletzte Frau, die blutüberströmt zusammenbricht. Ein Mann, der von einem Speer durchbohrt wurde. Kommissar Thomas Nyland taucht ein in die Welt der russischen Volksmärchen, um einen wahnsinnigen ...

Eine unverletzte Frau, die blutüberströmt zusammenbricht. Ein Mann, der von einem Speer durchbohrt wurde. Kommissar Thomas Nyland taucht ein in die Welt der russischen Volksmärchen, um einen wahnsinnigen Mörder zu fassen.

Bis ans Ende ihrer Tage ist der erste Thriller von Jens Ostergaard. Sehr spannend, teilweise sehr blutig führt er mich durch russische Märchen über Drachen, entführte Prinzessinnen, wahnsinnige Hexen und tapfere Retter. Mir hat der Thriller sehr gut gefallen, obwohl ich mir mehr Verwicklungen gewünscht hätte. Das ging mir alles zu glatt, kein falscher Weg, den der Kommissar wieder zurückgehen muss, um den Täter zu fassen. So gerät der Thriller für mich zu kurz, aber für die nächsten Folgen der Reihe bleibt so Luft nach oben. Einen großen Pluspunkt bekommt der Autor, weil er dem ausweicht, was andere unweigerlich in den Thriller geschrieben hätten, um ihn länger zu machen: Eine Romanze zwischen dem Kommissar und der Spezialistin für russische Volksmärchen. Apropos Kommissar: Mit Thomas Nyland betritt ein Kommissar die Krimiwelt, der für mich die richtige Balance zwischen genial und menschlich findet.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, diese Reihe im Auge zu behalten.

Veröffentlicht am 15.09.2019

Der etwas andere Wellness-Trip

Neun Fremde
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In Tranquillum House treffen neun Personen ein. Neun sehr unterschiedliche Personen, die aus unterschiedlichen Gründen aktuelle Krisen hinter sich lassen wollen. Unter der Aufsicht von Hotelmanagerin Masha ...

In Tranquillum House treffen neun Personen ein. Neun sehr unterschiedliche Personen, die aus unterschiedlichen Gründen aktuelle Krisen hinter sich lassen wollen. Unter der Aufsicht von Hotelmanagerin Masha begeben sie sich auf einen zehntägigen Wellness-Trip. Aber etwas ist anders in Tranquillum House, und auf einmal ist nichts mehr so wie es scheint.

Im Grunde möchte ich gar nicht viel über den Inhalt schreiben, weil jedes Wort könnte zuviel über den Inhalt, die Entwicklungen in Neun Fremde verraten. Ich habe die Protagonisten sehr gerne auf ihrem Weg, auf ihrer Suche nach sich selber, nach einer besseren Zukunft begleitet. Da ist zunächst Frances, für mich die Hauptperson unter den Hauptpersonen. Eine Autorin von Liebesromanen, deren Karriere auf dem absteigenden Ast ist. Tony, der seine Sportlerkarriere schon längst hinter sich gelassen hat. Ben und Jessica, die im Lotto gewonnen und den Blick aufeinander verloren haben. Lars, Scheidungsanwalt, der vor dem Kinderwunsch seines Lebensgefährten geflohen ist. Carmel, die sich für viel zu dick hält und die Familie Marconi, die durch die Trauer zusammengehalten wird. Hotelmanagerin Masha und ihre beiden Assistenten Yao und Delilah wachen mit strenger Hand über die neun Gäste.

Ein Wellnessresort, das ich selber lieber nicht besuchen möchte, aber eins, über das ich sehr gerne gelesen habe. Tage, in denen keiner reden darf. Fastentage und Smoothies, die eine ungeahnte Zusammensetzung haben, haben keine einladende Wirkung auf mich gehabt. Aber wie unterschiedliche Menschen mit Konflikten, mit Grenzerfahrungen umgehen, war sehr unterhaltsam, manchmal sogar sehr witzig. Dabei lässt die Autorin durch ständige, sehr gut gemachte Perspektivwechsel, jeden Gast zu Wort kommen.

Aber es gibt auch zwei Abzüge. Den ersten für einige Längen im Mittelteil (da hätte eine Straffung der Spannung sehr gut getan), den zweiten für das doch sehr, sehr zuckersüße Ende. Nicht falsch verstehen, wir alle lieben Happy-Ends, aber das war mir ein bisschen zu dick aufgetragen.

Trotzdem war Neun Fremde für mich beste Unterhaltung, die ich sehr gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 22.07.2019

Spannend mit kleinen Abzügen

Tod im Fichtelgebirge
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Zwei Mädchen verschwinden. Junge Männer werden als vermisst gemeldet. Bei ihren Ermittlungen decken Kristina Herbich und ihr Kollege Breuer skrupellose Machenschaften auf, aber die Lösung enthüllt auch ...

Zwei Mädchen verschwinden. Junge Männer werden als vermisst gemeldet. Bei ihren Ermittlungen decken Kristina Herbich und ihr Kollege Breuer skrupellose Machenschaften auf, aber die Lösung enthüllt auch eine Tragödie.

Tod im Fichtelgebirge war mein erster Krimi von Jacqueline Lochmüller, aber mit Sicherheit nicht der letzte. Dabei hoffe ich, dass sie dem ersten Fall von Herbich und Breuer noch weitere folgen lässt. Die beiden Ermittler finden erst im Laufe der Geschichte beruflich zueinander und ich glaube, da bleibt noch viel Möglichkeit, weiterzuerzählen. Was die Autorin hier vorlegt ist mehr als solide. Durchgehend spannend und mit Personal, das mir durchweg sympathisch ist. Eine Kommissarin, die sich ihrer Pfunde zuviel durchaus bewusst ist, aber den Kampf dagegen nur halbherzig führt. Also eine Eigenschaft, die wohl jeder kennt. Die Zusammenarbeit mit ihrem Kollegen Breuer, der Vegetarier ist, verspricht daher auch noch viel Potenzial für die Zukunft. Darüber hinaus gibt es den Dackel Arno, der seinen Platz im Krimi hart erkämpft. Das hat mir sehr gut gefallen.

Natürlich gibt es auch Abzüge. Was mir nicht gefallen hat, ist die Vielfalt der Personen. Auf 255 Seiten begegnet man für meinen Geschmack zu vielen Personen.

Spoileranfang: So begegnet man einer Frau, die ein kleines Kind findet. Wenige Seiten später sind beide tot, haben aber nichts mit dem Fall zu tun. Gleichzeitig stemmen lediglich zwei Kommissare gleich drei Fälle. Da fehlt mir ein bisschen die Glaubwürdigkeit. Spoilerende.

Ansonsten gibt es nix zu meckern. Der Spannungsbogen ist gut gemacht, das Thema brisant und hochaktuell und am Ende bleibt man ob einer menschlichen Tragödie fassungslos zurück.

Ich freue mich auf ein Wiedersehen rund um das Fichtelgebirge.