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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.03.2020

Wenn Freundschaft zur Obsession wird

Sieben Lügen
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Das Buch von Elizabeth Kay sprang mir - wie es so oft passiert - durch das interessante Cover ins Auge.

Im Buch selbst geht es um Jane und ihre beste Freundin Marnie. Jane, die auch als Erzählerin des ...

Das Buch von Elizabeth Kay sprang mir - wie es so oft passiert - durch das interessante Cover ins Auge.

Im Buch selbst geht es um Jane und ihre beste Freundin Marnie. Jane, die auch als Erzählerin des Romans fungiert, ist eine sehr interessante Figur. Während des Lesens haben sich meine Gefühle ihr gegenüber mehrfach gewandelt: von Mitleid, über Gleichgültigkeit bis hin zu Abscheu. Wieso erzähle ich euch natürlich nicht, da ich hier den interessierten Noch-nicht-aber-bald-Lesern nicht vorgreifen möchte.

Das Buch hat eine clevere Aufteilung in drei Abschnitte, die die sieben Lügen des Titels beinhalten. Begonnen hat es mit Lüge Nummer eins, einer Notlüge: "Ja, ihr seid ein tolles Paar." Ich denke, eine Lüge dieser Art könnte jedem von uns herausrutschen, wenn man eine Freundin nicht verletzen möchte oder gar Angst um die Freundschaft zueinander hätte. Genauso geht es Jane. Doch diese eine Lüge zieht immer weitere und schwerwiegendere Lügen mit sich.

Jane spricht im Verlauf des Buchs zu uns Lesern und man wundert sich über diese direkte Ansprache. Sie macht das Buch aber auch besonders. Im zweiten Abschnitt drängte sich mir der Verdacht auf, dass Jane vielleicht doch eine andere Person anspricht, ob ich Recht hatte, müsst ihr selbst herausfinden.

Der Schreibstil des Buchs ist ähnlich speziell wie die Freundschaft der beiden Frauen. Wirklich oft tauchen Sätze und Abschnitte auf, die ich enorm sprachgewaltig und feinfühlig fand. Jedes Wort saß und verlieh dem Gesagten eine große Bedeutung. Ich denke, Beispiele zeigen am besten, was ich meine:

"Ich hasste ihn. Ich hasste ihn auf eine allumfassende, brennende, biblische Art."

"Marnie ist das Licht, und ich bin die Dunkelheit."

"Dein Herz ist nun zwei Herzen geworden, und eines davon wird stets irgendwo anders schlagen."

"Die Trauer folgt keiner Logik. Es gibt schlicht Zeiten, in denen es erträglich ist, und dann ist sie es wieder nicht."

Diese Sätze fand ich so kraftvoll und schön, dass ich sie beim Lesen aufgeschrieben habe.

Für manche Leser mag der Roman so scheinen als gäbe es Längen. Ich jedoch empfand jedes Kapitel über die Vergangenheit, die Freundschaft, die Familie, die Partner als wichtig. Wichtig um Jane zu verstehen und das Bild, was sich uns zeigt Stück für Stück zusammenzusetzen. Auch wenn der vermeintliche "Showdown" recht früh im Buch erfolgt ist, so wurde es auch danach für mich nicht langweilig. Die Dynamik zwischen den beiden Frauen hat sich verändert und unterschwellig merkte ich die ganze Zeit eine Bedrohung, die über allem schwebte. Diese bedrückende Stimmung hat mich regelrecht durch die Seiten getrieben.

Das Buch würde ich dabei trotzdem nicht als Thriller einstufen. Für mich ist es eher ein Psychogramm einer Freundschaft in Form eines psychologischen Spannungsromans.

Das Ende gefiel mir gut und hat das Buch abgerundet. Nicht alles wurde dabei auserzählt. Für einige mag das vielleicht unbefriedigend sein. Ich jedoch empfand es als passend und würdigen Abschluss. Für alle Liebhaber von psycholgisch ansprechenden Büchern gibt es daher eine klare Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 11.10.2019

Braucht Zeit und entwickelt sich dann zum Pageturner

Disappeared
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Ich schreibe den Anfang dieser Rezension nun bereits das fünfte Mal und werde einfach nicht glücklich damit. Also gehe ich es jetzt anders an. Einfach drauf los ohne großes Nachdenken über tolle Formulierungen.

"Disappeared" ...

Ich schreibe den Anfang dieser Rezension nun bereits das fünfte Mal und werde einfach nicht glücklich damit. Also gehe ich es jetzt anders an. Einfach drauf los ohne großes Nachdenken über tolle Formulierungen.

"Disappeared" hat mir gut gefallen!

Es war ein klassisches Jugenbuch - wir haben junge Charaktere, die nicht immer nachvollziehbar handeln (aber welcher Teenager tut das schon?). Trotzdem gibt es sympathische und weniger sympathische Figuren. Alle wurden in meinen Augen nachvollziehbar und authentisch dargestellt. Nicht jede Nebenfigur ist bis in die Tiefe gezeichnet. Das erwarte ich bei einem Buch dieser Länge aber auch überhaupt nicht, da die Nebenhandlung dann einen viel zu großen Anteil hätte.

Bis zur Hälfte war ich mir nicht sicher, ob man von einem Thriller sprechen sollte. Es gab einfach viel zu wenig Action, Spannung und Bedrohung dafür - zumindest empfand ich es so beim Lesen. Ab der zweiten Hälfte nahm das Geschehen jedoch Fahrt auf und all das, was ich vermisste, war plötzlich da. Auch die Kapitel wurden immer kürzer. Es ging auf einmal Schlag auf Schlag. Die gelieferte Auflösung und das Finale gefielen mir ausgesprochen gut. Ich habe sehr zufrieden das Buch zugeklappt und dachte nur noch: "Uiii, das hätteste aber nicht erwartet! Da war ja doch noch richtig was los. Passte doch alles gut zusammen."

"Disappeared" ist ein Thriller, der Zeit braucht, um sein ganzes Potential zu offenbaren . Leser/innen, die dazu neigen, Bücher schnell zur Seite zu legen, wenn es nicht direkt zur "Sache geht", könnten hier einen leichten Unmut beim Lesen verspüren. Ich jedoch empfehle dieses Buch trotzdem uneingeschränkt weiter. Für das Finale und die Auflösung lohnt sich das Buch auf jeden Fall! Beim nächsten Buch von Kathy Tailor hoffe ich trotzdem drauf, dass sie es eher spannend macht. Dass sie es kann, weiß ich ja jetzt!

Von mir gibt es vier von fünf Leseratten für dieses Debüt!

Veröffentlicht am 19.09.2019

Freudinnen bis zum Tod?!

Mein Herz so schwarz
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Mein erstes Buch von Jenny Blackhurst hat aufgrund des wunderschönen Covers den Weg zu mir gefunden. Diejenigen von Euch, die meine Rezensionen verfolgen, wissen, dass ich ein kleines (oder auch großes) ...

Mein erstes Buch von Jenny Blackhurst hat aufgrund des wunderschönen Covers den Weg zu mir gefunden. Diejenigen von Euch, die meine Rezensionen verfolgen, wissen, dass ich ein kleines (oder auch großes) Cover-Opfer bin. Dieses hier hat auf jeden Fall direkt meinen Blick auf sich gezogen. In Verbindung mit dem äußerst interessanten Klappentext konnte ich nicht widerstehen.



Am Abend ihrer Hochzeit stürzt sich Evie White von einer Klippe in den Tod. Ihre Leiche wird nie gefunden, doch es gibt Zeugen für den Sturz. Was hat Evie dazu gebracht, ihr Leben so plötzlich zu beenden? Als ihr Bräutigam und ihre beste Freundin versuchen, diesem Rätsel auf den Grund zu gehen, stoßen sie auf dunkle Abgründe im Leben der Verstorbenen. Allmählich beginnen sie zu begreifen, dass sie die wahre Evie nie wirklich kannten - und dass sie die Vergangenheit besser ruhen lassen sollten ...



Gleich zu Beginn des Buchs lernt man Evies beste Freundin Rebecca näher kennen und weiß, dass es da ein dunkles Geheimnis geben muss (oder gar mehrere), das die beiden Frauen verbindet. Rebecca weiß etwas, was sie vor der Polizei und Evies Ehemann Richard verbirgt. Die Last dieses Wissens setzt Rebecca schwer zu und trotzdem kam sie mir irgendwie „schuldig“ vor. Diese Mischung aus Trauer und Schuld hat eine unheimlich große Spannung für mich erzeugt. Dass Rebecca aus der Ich-Perspektive berichtet, hat ihre Gedanken und Gefühle noch greifbarer gemacht. Außerdem liebe ich einfach Geheimnisse.

Der zweite Handlungsstrang berichtet über Evies Vergangenheit, beginnend bei ihrer Kindheit. Ich war am Anfang etwas irritiert und - ja, sagen wir es einfach so, wie es ist - genervt von diesem großen Zeitsprung, wollte ich doch wissen, was es mit Evies Suizid an ihrem Hochzeitstag auf sich hat. Zurückblickend kann ich berichten, dass dieser Handlungsstrang absolut wichtig und essentiell für das Buch ist. Jenny Blackhurst hat Vergangenheit und Gegenwart perfekt miteinander verknüpft und präsentiert einen clever konstruierten Plot.

Die beiden Handlungsstränge laufen immer mehr aufeinander zu und lassen (später) das Buch vor Spannung förmlich knistern! Es gibt immer wieder seltsame Begebenheiten, die nicht so recht erklärbar sind oder auch neue Informationen über Evie, die einen anderen Blick auf die Geschehnisse bedürfen. Evie ist überhaupt eine sehr interessante Figur - sie wird von Rebecca regelrecht angebetet. Auch Richard ist ihr verfallen. Man könnte fast meinen, sie wären „Evie-süchtig“ und doch schwingt in den Kapitel aus Rebeccas Sicht etwas anderes mit, was ich nicht so recht greifen konnte.

Ab ungefähr der Hälfte des Buches zog die Spannung extrem an und es kamen einige überraschende Wendungen, die mich staunen ließen.



Fazit:

„Mein Herz so schwarz“ ist anfangs eher ein Drama über eine Freundschaft zweier Frauen, die Abhängigkeiten beider voneinander offenbarte, aber noch nicht wirklich viel Psychothriller-Feeling zu bieten hatte. Ab der Hälfte änderte sich dies für mich jedoch schlagartig und es entstand beim Lesen eine regelrechte Sogwirkung auf mich!

Die Figuren verbergen lauter finstere Geheimnisse, schmieden Intrigen, sind geplagt von Schuldgefühlen und Missgunst.

Die Auflösung hat mich vollkommen zufrieden das Buch zuklappen lassen. Ein toller Thriller, der sich Zeit lässt, aber dann zu überzeugen weiß.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Kluge Story - kaputte Stadt

Outback - Fünf tödliche Schüsse. Eine unfassbare Tat. Mehr als eine Wahrheit
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Chris Hammer hat hier einen Roman vorgelegt, der ganz langsam Fahrt aufnimmt, aber dann sehr mitreißend ist.

Der Autor schafft es auf wenigen Seiten bereits eine so bedrückende und authentische Stimmung ...

Chris Hammer hat hier einen Roman vorgelegt, der ganz langsam Fahrt aufnimmt, aber dann sehr mitreißend ist.

Der Autor schafft es auf wenigen Seiten bereits eine so bedrückende und authentische Stimmung zu erzeugen, dass man förmlich die Hitze auf der Haut spürt und die Einsamkeit in Rivers End fühlen kann.

Die Story war ausgesprochen klug gestrickt, sehr komplex und verwoben - man hatte kaum eine Chance hier allein auf die richtige Spur zu kommen. Immer wieder wurden gekonnt Wendungen eingestreut, die alles vorherige in Frage stellten. Keinem Einwohner Rivers End konnte man vollends trauen. Nach und nach erfährt man immer mehr über die (fraglichen) zwischenmenschlichen Beziehungen.
"Was für eine Stadt: Entweder sie ficken oder sie erschießen einander. Kein Wunder, dass die Bevölkerungszahlen im freien Fall sind."

Gegen Ende hatten sich ein paar Längen eingeschlichen, die mich etwas störten. Das Finale, das zugegebener Maßen konstruiert erscheint, macht das trotzdem wieder wett, weil es die Spannung vom Anfang aufgreift, lückenlos aufklärt und mich als Leser zufrieden das Buch zuklappen ließ.

Mich konnte das Buch sehr gut unterhalten und ich hatte spannende Lesestunden.Wer komplexe Stories mag, Plot-Begeisterte und Australien-Fans sind sicher auch für diesen Roman zu begeistern.

Veröffentlicht am 02.07.2019

Psychothrill mit Urlaubsfeeling

Something in the Water – Im Sog des Verbrechens
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Something in the water ist ein richtig gutes Buch, dass man vielleicht nicht gerade im Urlaub oder kurz vor der Hochzeit lesen sollte.

Das Buch beginnt mit einem echt krassen Prolog - zumindest für mich, ...

Something in the water ist ein richtig gutes Buch, dass man vielleicht nicht gerade im Urlaub oder kurz vor der Hochzeit lesen sollte.

Das Buch beginnt mit einem echt krassen Prolog - zumindest für mich, die auf Psychothrill Bock hat, war er das. Was mir direkt im Prolog aber auch im restlichen Buch besonders gut gefiel, war, dass die Autorin die sogenannte vierte Wand durchbricht. Zumindest nennt es sich im Comics so, wenn eine der Figuren den Lesenden direkt anspricht. Das tut auch Erin, die weibliche Hauptfigur des Buchs.

Ich will hier inhaltlich gar nicht vorgreifen - auch über den Prolog, möchte ich nichts schreiben. Man sollte die Worte direkt auf sich wirken lassen. Ich fand es ziemlich Gänsehaut-verdächtig. Ein toller Einstieg.
Nach dem Prolog gibt es einen Zeitsprung in der Geschichte und Erin berichtet, wie es so weit kommen konnte.

Erin hat einen interessanten Job. Sie dreht einen Dokumentarfilm über Sträflinge, die in Kürze das Gefängnis verlassen werden. Jeder wurde aus einem anderen Grund verurteilt. Sie begleitet die Häftlinge nun bei ihrer Entlassung. Erin hat also zur rechten Zeit natürlich total zufällig die richtigen Kontakte in Bereiche, der weniger gesetzestreuen Bürger. Aber gut, solche "Zufälle" sind halt nötig, damit eine Geschichte funktioniert. Es sei Catherine Steadman verziehen, hier in die Trickkiste zu greifen.

Die Autorin baute dafür sehr gut und kurzweilig auch Ereignisse aus der weiteren Vergangenheit in ihren Erzählstrang ein, z.B. durch Erinnerungen der Protagonisten. Ganz ohne es störend zu empfinden, bekam ich als Leserin so Zusatzinformationen über die beiden Eheleute Mark und Erin.

Sehr gut gefiel mir Stil und Aufbau des Buchs. Insbesondere fiel mir positiv auf, dass die Kapitel neben den Zeitangaben auch "richtige Überschriften" hatten. Das kommt mittlerweile immer seltener vor, zumindest in den Büchern, die ich lese. Je nach Kapitelnamen hat es meine Neugier noch mehr geweckt als die beliebten Cliffhanger.
Auch die Spannung war für mich im ausreichenden Maß gegeben. Allein der gesellschaftskritische Aspekt, was Geld aus den Menschen machen kann, gefiel mir unheimlich gut. Einen kleinen Kritikpunkt habe ich am sonst so tollen Schreibstil von Catherine Steadman. Hin und wieder verlor sie sich doch gern in Nebensächlichkeiten und in eine Detailtiefe, die es nicht unbedingt gebraucht hätte. Eventuell wollte sie hier absichtlich in die Irre führen. Hin und wieder wirkten die Details auch als stilistisches Mittel. An manchen Stellen hätten es jedoch auch etwas weniger Informationen getan.

Der Plot war definitiv mal etwas anderes. Zum Ende hin wurde es meiner Meinung nach jedoch zu wenig spektakulär und auch zu wenig wendungsreich aufgelöst. Da war doch mehr drin. Schade. Trotzdem gefiel mir Something in the water echt gut und alle, die psychologische Spannung mögen, sind hier gut aufgehoben.

Achja: Übrigens ist das Cover in der Realität wunderschön und schimmert grandios. Ein echter Hingucker!