Profilbild von HappyEndBuecherdeNicole

HappyEndBuecherdeNicole

Lesejury Star
offline

HappyEndBuecherdeNicole ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HappyEndBuecherdeNicole über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2019

Unterhaltsamer Thriller mit ausgeklügeltem Plot

Der Eindringling
0

Damals:

Michelle und Kimber sind Schwestern, aber auch kleine Rivalinnen im Kampf und die Gunst des noch sehr jung gebliebenen Vaters. Doch dieser ist oft beruflich unterwegs und so ist die Zeit, die ...

Damals:

Michelle und Kimber sind Schwestern, aber auch kleine Rivalinnen im Kampf und die Gunst des noch sehr jung gebliebenen Vaters. Doch dieser ist oft beruflich unterwegs und so ist die Zeit, die er mit den beiden Töchtern verbringen kann, begrenzt.
Als Michelle mehrere anonyme Botschaften erhält, die ihren Vater des Ehebruchs bezichtigen, wird sie misstrauisch. Sie erzählt Kimber von ihren Befürchtungen, doch die hält alles für einen üblen Scherz, den ihr jemand spielen will.
Wenige Wochen später ist Michelle tot. Sie wird in einer Schlucht gefunden. Es scheint, als wäre sie abgestürzt…

Jetzt:

Kimber hat einen spannenden Job bei einem Radiosender und lebt mittlerweile in dem Haus in der Stadt, das ihr vom Vater vererbt wurde. Als sie eines Abends von einer Reise zurückkehrt, muss sie zu ihrem Bestürzen feststellen, dass ein Fremder in ihrem Haus lebt und ihre Hausschlüssel nicht mehr passen. Die herbeigerufene Polizei kann Kimber leider nicht helfen. Denn der Fremde, der sich als Lance Wilson ausweist, zeigt einen Mietvertrag vor der für ein halbes Jahr gilt und Kimbers Unterschrift trägt. Obwohl Kimber klar macht, dass sie diesen Vertrag niemals unterschrieben hat, sind der Polizei die Hände gebunden. Aufgebracht greift sie den unbekannten Mann an, der ihr in einem Moment als alle anderen abgelenkt sind zuraunt, dass er weiß was sie einst tat. Kimber ist außer sich vor Wut, doch ihrem herbeigerufenen Exfreund Gabriel der als Anwalt tätig ist, gelingt es schnell Kimber davon zu überzeugen, dass es besser ist wenn sie zunächst aufgibt. Gabriel will sich jedoch darum kümmern den Eindringling auf legale Art und Weise, und so schnell wie möglich, wieder aus dem Haus zu bekommen. Für eine Weile zieht Kimber zu einem befreundeten Paar, doch auch dort fühlt sie sich nicht wirklich wohl. Sie beginnt damit Nachforschungen zu betreiben denn sie ist sich sicher dass sie Lance kennt. Als sie wenig später auch noch berufliche Schwierigkeiten bekommt, ahnt sie spätestens, dass Lance auf einem Rachefeldzug ist. Doch warum nur?

„Der Eindringling“, von Laura Benedict, ist ein Thriller der auf zwei Zeitebenen erzählt wird. Im Wechsel erfährt man was vor Jahren geschah und was Kimber nun in der Gegenwart erlebt. So bleibt man als Leser mit der Romanheldin stets gleich auf. Zwar kann man sich ein wenig zusammenreimen was einst passierte, dennoch überrascht die Autorin ihre Leserschaft doch noch mit einigen unerwarteten Wendungen. Zugegeben, die Romanheldin hat es mir schwer gemacht, sie zu mögen. Denn Kimber hat eine ziemlich egoistische Seite und neigt dazu, ihre Mitmenschen zu manipulieren. Lange Zeit glaubt man Kimber geht jegliche Empathie ab, doch im Laufe der Story begreift man schließlich, dass sie sich lediglich davor schützen will verletzt zu werden. Und ab dem Moment konnte ich mich auch besser in die Romanheldin hineinversetzen und ob ihres Schicksals mitfiebern. Jedoch sind Kimbers Charakterzüge eigentlich völlig zweitrangig. Denn man bekommt es hier mit einem ausgeklügelten Plot zu tun, der die Neugierde der Leser schürt. Zwar fand ich es leicht unglaubwürdig inszeniert, dass die Romanheldin den Eindringling nicht sofort aus dem Hause weisen konnte und noch nicht einmal ihre persönlichen Sachen herausholen durfte; abgesehen von diesem kleinen Kritikpunkt, habe ich mich aber gut unterhalten gefühlt von Laura Benedicts Thriller.

Man bekommt es hier zwar nicht mit einem nervenzerfetzend, hochspannenden Plot zu tun, doch fand ich die Winkelzüge des Täters schon interessant in Szene gesetzt. Laura Benedicts Art zu Schreiben, fand ich allerdings ein wenig gewöhnungsbedürftig. Der Zeitenwechsel- mal Gegenwartsform, dann wieder Vergangenheit, hat mir nicht wirklich behagt, obwohl ich durchaus nachvollziehen konnte, wieso sich die Autorin für diese Stilmittel entschieden hat und so manches Mal drückte sich die Heldin, für meinen Geschmack, ein wenig zu rotzig aus- nicht ihrem Alter entsprechend.
Langeweile kommt jedoch zu keinem Zeitpunkt auf und die Story bleibt konstant atmosphärisch dicht erzählt. Wer Spaß an ausgeklügelten Plots hat und ein Faible hat für Thriller, aus denen „nicht an jeder Ecke Blut heraustropft“, sollte der Autorin und ihrem Buch ruhig eine Chance geben. Es hat zwar nicht für eine Höchstbewertung meinerseits gereicht, doch ist „Der Eindringling“ dennoch ein lesenswerter Thriller für Zwischendurch.

Kurz gefasst: Unterhaltsamer Thriller mit ausgeklügeltem Plot.

Veröffentlicht am 17.10.2019

Stimmungsvoller Weihnachtsroman mit Botschaft in wunderschöner Buchgestaltung

Mr. Hicks feiert Weihnachten
0

Mortimer Hicks lebt in einem Vorort von London, ist seit sieben Jahren verwitwet und hat den Tod seiner Frau Margaret noch nicht richtig verwunden. Der pensionierte Buchhalter hat sich einen strengen Tagesablauf ...

Mortimer Hicks lebt in einem Vorort von London, ist seit sieben Jahren verwitwet und hat den Tod seiner Frau Margaret noch nicht richtig verwunden. Der pensionierte Buchhalter hat sich einen strengen Tagesablauf auferlegt und hasst es, wenn gewisse Vorkommnisse ihn aus dem zeitlichen Trott bringen. Doch eines Tages ist alles anders. Zunächst verschläft er, ein Unding! Dann läuft ihm eine abgemagerte rote Katze zu, die sich einfach in seine Wohnung drängt und sich nicht wieder verjagen lässt und die Reinigung im Ort, hat seine frisch gereinigten Hemden verschlampt- zu allem Überfluss wird er von einer neu zugezogenen Nachbarin gefragt, ob er für ein paar Stunden, während die Krankenschwester Dienst hat, auf deren kleinen Sohn Charlie aufpassen kann.

Außerdem scheint es mit seiner Gesundheit nicht zum Besten zu stehen. Mehrfach fällt er in Ohnmacht und erwacht im viktorianischen England. Mr. Hicks ist verwirrt. All diese Unannehmlichkeiten kurz vor dem Weihnachtsfest! Eigentlich hatte er doch geplant allein zu bleiben, denn er hasst Menschen um ihn herum, die seine Ruhe und Ordnung durcheinander bringen. Doch dann trifft Mr. Hicks ausgerechnet auf die Dame, die er im Verdacht hat, seine verloren geglaubten Hemden aus der Reinigung in ihrem Besitz zu haben. Gwendoline überrascht ihn mit ihrer Freundlichkeit und Herzensgüte…

Mit „Mr. Hicks feiert Weihnachten“, ist der Autorin Katharina Naumann alias Kate Roseland, eine stimmungsvolle, moderne Interpretation der Dickenschen Weihnachtsgeschichte gelungen. Mr. Hicks, der Romanheld ist anfangs ein grantiger älterer Herr, der seiner Frau, während diese noch lebte, seine zurückgezogene Art zu leben aufgezwungen hatte. Und auch nach ihrem Tod hat er noch nicht begriffen, worauf es im Leben wirklich ankommt. Die Menschen, die er in dieser Geschichte nacheinander kennenlernt, bringen ihn durch ihre Freundlichkeit und Geselligkeit aber zum ersten Mal ins Grübeln. Doch Mr. Hicks ist kein Ebenezer Scrooge. Sein Verhalten macht sehr schnell deutlich, dass er im Grunde seines Herzens, wie auch andere Akteure im Roman, einfach nur einsam ist und das Herz auf dem rechten Fleck hat.

Ich mochte diese, leider nur 173 Seiten kurze Weihnachtsgeschichte sehr, doch hätte ich es mir gewünscht, dass sie vielleicht noch etwas länger ausgefallen wäre. Denn dann hätte die Möglichkeit bestanden, die Romancharaktere noch ein wenig umfassender zu beschreiben; also dabei noch ein wenig mehr in die Tiefe zu gehen und ihnen dazu ein wenig mehr Dialoge auf den Leib zu schreiben. Dennoch, „Mr. Hicks feiert Weihnachten“, ist ein schöner Weihnachtsroman mit Botschaft und besonders gefreut hat es mich, dass die Autorin eine kleine Begebenheit aus einem meiner Lieblingsfilme „Notting Hill“, für eine ihrer Romanpassagen genutzt hat, die ich an dieser Stelle natürlich nicht preisgeben werde.
Richtig toll fand ich dazu die Buchgestaltung, so dass der Roman auch optisch ein Hingucker ist und sich perfekt als Weihnachtsgeschenk eignet.

Kurz gefasst: Stimmungsvoller Weihnachtsroman mit Botschaft in wunderschöner Buchgestaltung.

Veröffentlicht am 21.09.2019

Unterhaltsame Fortsetzung der Familiensaga und eine lehrreiche Zeitreise in die 50er Jahre

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
0

Berlin, 1952:

Silvie Thalheim, die im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Rieke, nicht wirklich viel Interesse am Familienunternehmen besitzt, liebt stattdessen ihre Arbeit beim Radio. Eine neue Idee ...

Berlin, 1952:

Silvie Thalheim, die im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Rieke, nicht wirklich viel Interesse am Familienunternehmen besitzt, liebt stattdessen ihre Arbeit beim Radio. Eine neue Idee für eine Radiosendung, wird zu ihrer Freude aufgegriffen und so darf sie tatsächlich als Moderatorin, interessante Menschen interviewen. Ob nun Promis oder völlig normale Menschen- Gefühlsmensch Silvie bringt sie dazu ganz frei, von der Leber weg, zu sprechen. Eines Tages lernt sie den jungen, rebellischen und attraktiven Schauspieler Wanja kennen und obwohl Silvie aus der Vergangenheit gelernt hat, dass ihr das Liebesglück wahrscheinlich nicht in die Wiege gelegt wurde, lässt sie sich auf den sensiblen Künstler ein. Bald schon ist sie schwanger, doch Silvie traut sich noch immer nicht, an das große Glück mit Wanja zu glauben.

Währenddessen ist die schwangere Rieke überglücklich mit ihrem Mann. Zwar ärgert es sie, dass ihr Vater und Chef des Thalheimer Modekaufhauses, ihr ausgerechnet Bruder Oskar vor die Nase gesetzt hat, der leider kein großes Talent fürs Modegeschäft geerbt hat, doch beißt sie sich hartnäckig durch. Als Oskar, der spät und gebrochen aus dem Krieg zurückkehrte, die Firma in eine gefährliche Lage manövriert, müssen Rieke und Silvie an einem Strang ziehen um das Modehaus Thalbach zu retten.

Oskar fühlt sich nicht wohl in seiner Haut. Immer noch quälen den Zwillingsbruder von Silvie, die schrecklichen Kriegserlebnisse und obwohl er begierig darauf ist, seiner Familie zu beweisen dass er genauso einfallsreich und tüchtig ist wie sie, scheint ihm bei seinen Vorhaben kein Glück beschienen. Er ertränkt seinen Kummer in Alkohol, fährt leidenschaftlich gerne schnelle Autos und genießt das Berliner Nachtleben in vollen Zügen. Selbst Silvie gelingt es kaum noch, an ihn heranzukommen…

Die jüngste Tochter, Flo, die Künstlerseele, hat allerlei Flausen im Kopf und trägt viel Freiheitsliebe in sich, wie ihr schwesterliches Vorbild Silvie. In der Schule läuft es leider nicht allzu gut, was die Eltern beunruhigt. Als Flo dann auch noch einen, in deren Augen, unstandesgemäßen Mann kennenlernt hängt der Familiensegen schief. Immerhin ist die enge jüdische Freundin Miri zurückgekehrt aus Israel und kann den Thalheims einmal mehr beistehen…

Während der erste Teil der „Thalheim“ Trilogie, die Jahre 1933- 1951 umfasst, beginnt der zweite Teil im Jahre 1952 und endet 1957.
Geschäftlich läuft es eigentlich gut für das Modekaufhaus Thalheim. Die Kunden lieben die angebotene Kleidung und die Thalheimers haben genau das richtige Gespür für Trends. Einzig Oskar, das Sorgenkind, bringt die Familie immer wieder an ihre Grenzen. Oskars Fehlschläge ziehen sich wie ein roter Faden durchs Buch- doch leider blieb er mir auch im Verlaufe des Buches fremd, was ich eigentlich schade fand, da er schließlich auch ein Familienmitglied ist.

Überhaupt hatte ich dieses Mal ein kleines Problem mit den Romanfiguren. Man erfährt zwar ihren Werdegang, liest von ihren glücklichen Momenten sowie ihren Fehlschlägen, doch werden diese beinahe völlig zur Nebensache, da die Autorin, wie immer sehr viel Zeitgeschehen miteinfließen lässt. Das liebe ich einerseits in Brigitte Riebes Romanen sehr- andererseits konnte ich diesmal aber leider nicht so mitfühlen und mitleiden, wie im Vorgängerband, weil besagte persönliche Momente viel zu schnell, beinahe gestrafft erzählt, abgehandelt wurden.
Zwar war mir schon vor dem Lesen bewusst, dass wir es hier nun mit Silvies Roman zu tun bekommen und Silvie daher im Fokus steht, doch fand ich es sehr schade, dass die übrigen Thalheims nur noch Randerscheinungen waren. Ich hätte mir viel mehr gemeinsame Dialoge der Familie gewünscht und ehrlich gesagt auch, dass das Familienoberhaupt seinem Sohn ordentlich den Kopf wäscht. Dazu kamen mir die Geschehnisse rund um das Kaufhaus, diesmal zu kurz.

Positiv fand ich hingegen, dass man Silvies Wesen nun, in ihrer eigenen Geschichte, besser „greifen“ konnte. Im Sender gibt sich Silvie völlig ungekünstelt, offen, innovativ und zupackend und ihre Offenheit macht sie sympathisch- auch für den Leser. Meine Sorge, dass ich Silvie, die ich im Vorgängerband noch nicht so sehr mochte, selbst in ihrer Story ablehnen würde, war also unbegründet. Dazu hat sie die positive Angewohnheit, nach dem Fallen immer wieder aufzustehen- egal welche Nackenschläge ihr das Leben auch bereitet.
Eine neue Romanfigur in diesem Band ist unter anderem der Schauspieler Wanja. Beim Lesen seiner Romanpassagen hatte ich, witzigerweise stets einen anderen Schauspieler vor Augen- Horst Buchholz, dessen Anfänge leichte Parallelen aufweisen zur fiktiven Romanfigur Wanja. Neben fiktiven Akteuren, finden zusätzlich bekannten Showbizzgrößen aus der damaligen Zeit Erwähnung und runden die Zeitreise, in die 50er Jahre, perfekt ab.

Stark fand ich ebenfalls erzählt, wie Brigitte Riebe die politischen Probleme der damaligen Zeit schilderte. Wie West und Ostdeutschland unaufhaltsam auseinanderdrifteten, welche Meinungen die Menschen damals vertraten und vor allem, wie sie nach den Entbehrungen der Kriegsjahre langsam wieder zu ihrem Alltag zurückfanden.

Die 480 Seiten lasen sich wie im Fluge, dank Brigitte Riebes flüssigen Schreibstil, doch mehr als vier von fünf Punkten kann ich auch dieses Mal nicht vergeben, weil ich mir mehr familiäres Miteinander und intensivere Momente mit den Thalheims gewünscht hätte. Dennoch ist auch die Fortsetzung der Familiensaga unterhaltsam und eine lehrreiche Zeitreise.

Kurz gefasst: Unterhaltsame Fortsetzung der Familiensaga und eine lehrreiche Zeitreise in die 50er Jahre.

Veröffentlicht am 18.09.2019

Leichter Unterhaltungsschmöker, interessante Familiensaga und spannendes Sittengemälde in einem.

Die Schokoladenvilla
0

Stuttgart 1903:

Victor Rheinberger, der noch kurz zuvor im Gefängnis einsaß, wegen der Ausführung eines verbotenen Duells, beschließt freundschaftliche Kontakte zu nutzen und sich nach Stuttgart zu begeben. ...

Stuttgart 1903:

Victor Rheinberger, der noch kurz zuvor im Gefängnis einsaß, wegen der Ausführung eines verbotenen Duells, beschließt freundschaftliche Kontakte zu nutzen und sich nach Stuttgart zu begeben. Victor besitzt ein großes technisches Verständnis und hofft in der Stadt eine Anstellung zu finden, die seinen Fähigkeiten gerecht wird. Als er eines Tages zwei Lausebengel trifft und nur kurze Zeit später einen der kleinen Jungen retten kann, die sich als Söhne des Schokoladenfabrikanten Rothmann entpuppen, nutzt er seine Chance- statt eine großzügige Belohnung vom Vater anzunehmen, bittet er diesen um einen Job in dessen Schokoladenmanufaktur. Dort leistet er tüchtige Arbeit und hat einige Verbesserungsvorschläge parat. Besonders Judith Rothmann, die Tochter, hat ein offenes Ohr dafür, doch deren Vater lehnt diese rigoros ab.

Judith liebt es sowieso, in der Firma ihres Vaters mitzumischen. Besonders hat es ihr die Erfindung neuer Schokoladenkreationen angetan und insgeheim hofft sie, dass ihr Vater irgendwann doch einmal erkennt, wie wichtig sie ist für seinen Betrieb. Doch der hält nicht viel von arbeitenden Frauenzimmern- selbst wenn Judith sich in der Vergangenheit stets als kreative und fähige Hilfe erwies. Obwohl sie heimlich verliebt ist in den Frauenhelden Max, arrangiert ihr Vater, hinter ihrem Rücken, eine bessere Verbindung. Judith soll einen Bankierssohn heiraten, den älteren Bruder einer Freundin, doch als Judith schließlich auf einem Ball vor vollendete Tatsachen gestellt wird, spitzt sich die Lage dramatisch zu, als sie nach der Verkündung, aufgewühlt und verzweifelt, Max in die Arme läuft.

Währenddessen weilt Judiths Mutter im fernen Italien und bekommt von all den dramatischen Verwicklungen nichts mit. Sie begreift dort, dass man stets auf sein Herz hören sollte und fasst einen mutigen Entschluss. Wird er sich jedoch überhaupt umsetzen lassen?

Und auch die Hausangestellten der Rothmanns haben ihr Päckchen zu tragen. So ist einer von ihnen, Robert, unglücklich verliebt in das Stubenmädchen Babette. Als diese eines Tages verschwindet, setzt Robert alle Hebel in Bewegung, sie zu finden…

Bereits bei Erscheinen, im Oktober 2018, wanderte „Die Schokoladenvilla“ auf meinen Wunschzettel, da mich Schleckermäulchen, neben dem interessant klingenden Klappentext, besonders das Reizwort „Schoko“ verlockt hat. Dazu ist auch die Umschlagillustration gelungen- der Roman macht sich wunderbar im Regal. Ebenfalls gefällt es mir, dass auch der Nachfolgeband, der im Oktober 2019 erscheinen wird, mit einem ähnlich gestalteten Cover versehen wurde. Es ist der erste Roman der Autorin für mich und ich war gespannt darauf, ob es ihr gelingen würde, den richtigen Umgangston von Menschen zu treffen, die in besagter Zeitepoche lebten. An Maria Nikolais Schreibstil gibt es nichts zu rütteln, dazu beschreibt sie sehr bildhaft die Örtlichkeiten, die in diesem Roman Erwähnung finden. Besonders gut hat es mir jedoch gefallen, dass man der Romanheldin bei der Pralinenherstellung etwa oder dem Kreieren von neuen Schokoladengeschmacksrichtungen, (als Leser) praktisch über die Schulter schauen darf. Ich fand die gebotenen Einblicke in die Schokoladenherstellung spannend und interessant. Aber auch Erfindungen damaliger Zeit- beispielsweise die ersten Schokoladenautomaten von Stollwerk, finden in diesem Roman Erwähnung. Zwar bekommt man in erster Linie eine Familiesaga geboten, doch fand ich gerade die Einflechtungen aus Musik, Kunst und Kultur lesenswert, die dieses Sittengemälde perfekt abrunden.

Auch die Geschichte um Judith und ihre Familie hat mir im Großen und Ganzen gefallen. Es gibt jedoch ein kleines „aber“. Ich wurde leider nicht so richtig warm mit den Rothmanns. Besonders Judiths Mutter, die fern der Heimat ein neues Leben beginnen möchte, wirkte auf mich ein wenig egoistisch und feige gestrickt. Zwar konnte ich durchaus verstehen dass sie, nach Jahren mit einem ungeliebten Ehemann, nur noch ihre Freiheit wollte, doch dass sie ihre Kinder so einfach zurückließ, gefiel mir nicht so sehr. Daher haben mich die Romanpassagen über sie nicht so wirklich fesseln können.
Und auch Judith mit ihrer Naivität und Geheimniskrämerei, strapazierte Victors Gutmütigkeit ein wenig zu viel. Dazu die Streiche der beiden „Lausebengel“, die für meinen Geschmack etwas zu heftig ausfielen, verleideten mir diese Familie etwas.

Aber es gab ja auch noch Victor, dessen spannende Hintergrundgeschichte und dessen Arbeit an einem neuen Schokoladenautomaten, die ich gespannt und neugierig verfolgt habe. Da reichlich geschieht im Laufe der Geschichte und der Roman flüssig erzählt wird, ist er trotz seiner immerhin 656 Seiten schnell ausgelesen und besonders Victors gut durchdachter aber gewagter Schachzug gegen Ende, sorgt für spannende Momente.

Trotz meiner Abneigung gegenüber gewisser Wesenszüge der Rothmanns, habe ich „Die Schokoladenvilla“ sozusagen „verschlungen“. Maria Nikolai hat hier einen süffigen Unterhaltungsschmöker geschaffen, der in einer spannenden Zeitepoche angesiedelt wurde. Man darf gespannt sein auf die Fortsetzung „Die Schokovilla- Goldene Jahre“.

Fazit: Leichter Unterhaltungsschmöker, interessante Familiensaga und spannendes Sittengemälde in einem.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Unterhaltsamer, kurzweiliger weihnachtlicher Liebesroman, der ganz ohne Schmalz und Kitsch auskommt

Stille Nacht, flauschige Nacht
0

Santa staunt nicht schlecht, als er einen sehr früh geschickten Wunschzettel erhält. Der kleine Joel hat gleich mehrere Wünsche an den Weihnachtsmann und dieser muss sich ganz schön anstrengen, damit er ...

Santa staunt nicht schlecht, als er einen sehr früh geschickten Wunschzettel erhält. Der kleine Joel hat gleich mehrere Wünsche an den Weihnachtsmann und dieser muss sich ganz schön anstrengen, damit er diese alle bis zum Fest erfüllen kann…

Dem Witwer Patrick stehen mal wieder turbulente Zeiten ins Haus, denn seine Kinder die Zwillinge Jessica und Joel, vermissen es, mit ihrem Vater ausgiebig zu spielen. Patrick würde selbst gerne viel Zeit mit ihnen verbringen, doch die Arbeit wächst ihm langsam über den Kopf. Zwar floriert sein Unternehmen, doch kommt er kaum noch hinterher mit den Aufträgen und arbeitet daher fast rund um die Uhr. Zu allem Überfluss kündigt dann auch noch seine Sekretärin. Seine Familie will er nicht damit belasten und so beißt er sich Tag für Tag durch. Dazu noch die Hausarbeit und seine erbosten Schwiegereltern, die ihm die Zwillinge zu gerne wegnehmen würden und bereits alle Hebel in Bewegung gesetzt haben.

Die Antwort auf seine Gebete könnte Angelique sein; eine Freundin von Laura, die er bereits ein Jahr zuvor kennenlernte. Allerdings gerieten die beiden gleich zu Beginn aneinander, da die forsche Angelique die Angewohnheit hatte, eigenmächtig seine Passwörter auf dem Computer zu ändern. Selbst wenn das zu seinem Vorteil war; er hasst es einfach, wenn Menschen ihn bevormunden wollen und so fällt er aus allen Wolken, als ausgerechnet Angelique eines Tages vor ihm steht und ihm lapidar mitteilt, dass sie ab jetzt seine neue Assistentin sei- eingestellt von Laura. Zähneknirschend sieht Patrick ein, dass er unbedingt Hilfe benötigt und lässt Angelique zunächst gewähren. Jede Änderung, Neuerung und jeder Anruf, den die attraktive Frau tätigt, wird von Patrick allerdings argwöhnisch beäugt und kritisiert. So lange, bis Angelique ihm den Kopf waschen muss. Patrick sieht ein, dass er Angeliques Tun nicht wirklich gewürdigt hat und erkennt durchaus ihre Stärken. Und auch die Zwillinge und der niedliche Streuner Oskar aus dem Tierheim, wissen die fleißige und findige Assistentin zu schätzen, die sie schnell in ihr Herz schließen. Obwohl es zwischen Angelique und Patrick knistert, scheint eine Beziehung unmöglich, oder?

„Stille Nacht, flauschige Nacht“, gehört, laut Angaben der Autorin auf deren Webseite zur „Santa Claus“ Reihe, doch muss man meiner Meinung nicht alle Bücher kennen, bevor man zu diesem Band greift. Allerdings wurde ich neugierig, als ich beim Lesen auf die Nebenfiguren Laura und Justus stieß, die nach kurzer Recherche meinerseits festgestellt, tatsächlich ihre eigene Story haben in „Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder“. Und vielleicht wäre es, nun so im Nachhinein überlegt, vielleicht doch gut, wenn man zumindest erwähnten Vorgängerband gelesen hat, da Patrick und Angelique darin ihren ersten Auftritt haben.

Für mich war es der erste Contemporary, den ich von Petra Schier las- bislang kannte ich nur ihre herausragenden historischen (Krimi) Romane- wie etwa ihre Adelina Reihe, die mir, als Histo-Schmöker-Fan stets gut gefallen hatten.
Nun also erwartete mich ein zeitgenössischer Liebesroman der Autorin, der mit seinen über 500 Seiten dann auch recht üppig ausgefallen ist.

Das Heldenpaar dieser Geschichte, hat reichlich Ecken und Kanten zu bieten. Während Patrick aus schwierigen familiären Verhältnissen stammend, einst ein Heimkind war, das kriminell wurde und erst Rückhalt und Liebe erhielt, als es adoptiert wurde, wurde Angelique praktisch mit dem goldenen Löffel im Mund geboren. Ihre Eltern sind reich, doch wollte Angelique immer auf eigenen Beinen stehen und machte beruflich Karriere als Assistentin, was ihren Fähigkeiten und ihrem Organisationstalent sehr zupass kam.

Sowohl Patricks Muffeligkeit in gewissen Situationen, als auch Angeliques Art, alles an sich zu reißen, sehr bestimmend und selbstbewusst aufzutreten, lassen das Heldenpaar dank ihrer Schwächen, wie echte Menschen wirken, über die die Autorin schreibt, doch im Laufe des Romans hat mich Angeliques bevormundende und bestimmende Art, so manches Mal auch etwas gestört, weil sie einfach etwas „too much“ war. Etwa wenn Angelique mit einem Lieferanten verhandelt, auf den Patrick dringend angewiesen ist und Patricks Einwände dermaßen lapidar wegwischt, dass ich nur staunen konnte. Weil ich mit der Romanheldin daher nicht wirklich warm werden konnte und ich den Roman eine Spur zu lang fand, habe ich einen Punkt bei meiner Bewertung abgezogen.

Aber, Patrick den Romanhelden mochte ich dagegen sehr. Man kann sich gut in ihn hineindenken, seine fürsorgliche, familiäre Ader und sein Bemühen, es allen recht zu machen, hat mich beim Lesen sehr berühren können. Auch seine übrige Familie ist ein sympathischer Haufen, den man schnell in sein Leserherz schließen kann und Hund Oskar, dessen Gedanken die Autorin in ihrer Geschichte miteinfließen ließ, sorgt für humorige Akzente. Patricks Kinder, die Zwillinge sind ebenfalls zwei nette Kids und die Hintergrundgeschichte, um die „bösen“ Großeltern, hat mich ebenfalls berühren können. Eines der Lesehighlights war für mich die Weihnachtsbäckerei im Kreise von Patricks Familie. Der lockere, liebevolle Umgang den die Akteure miteinander pflegen, macht sich gut in diesem weihnachtlichen Liebesroman. Apropos Liebe! Die Liebesgeschichte hat genau das richtige Timing und man kann Patricks Zögern ob einer festen Beziehung ebenfalls nachvollziehen. Und die himmlische „Bande“, rundet diesen weihnachtlichen Roman ebenfalls wunderbar ab.

Ich fand es interessant, mal einen zeitgenössischen Liebesroman von Petra Schier zu lesen, muss aber zugeben, dass mir ihre historischen Romane einfach noch mehr liegen.

Kurz gefasst: Unterhaltsamer, kurzweiliger weihnachtlicher Liebesroman, der ganz ohne Schmalz und Kitsch auskommt.