Profilbild von JanaBabsi

JanaBabsi

Lesejury Star
offline

JanaBabsi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit JanaBabsi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2019

„Aurora“ – die Göttin der Morgenröte

Das #Zukunftsspiel
0

ACHTUNG - Enthält Spoiler !!

Veronika hat gerade den Super-Gau einer jeden Beziehung hinter sich. Ihr Mann Helmut hat sie wegen einer Anderen verlassen und sie ist dabei, sich ein neues Leben aufzubauen. ...

ACHTUNG - Enthält Spoiler !!

Veronika hat gerade den Super-Gau einer jeden Beziehung hinter sich. Ihr Mann Helmut hat sie wegen einer Anderen verlassen und sie ist dabei, sich ein neues Leben aufzubauen. Ein neues Leben in einer günstigen Wohnung, mit einem pubertierenden Sohn , finanziellen Engpässen und jeder Menge Zukunftsängsten. So ist es nicht verwunderlich, dass sie für einen Abend all das einmal vergessen und mit ihrer Freundin Lisa einen schönen Abend verbringen möchte. Sie machen sich auf in den Club „Kollosso“, nicht ohne auf dem Weg dorthin die neuesten Vorschläge der „Lovelife-App“ zu checken, mit deren Hilfe Veronika einen neuen Partner sucht. Das Profil von „Matt39“ ist verheißungsvoll und wie der Zufall es will, findet man sich dann perfekterweise auch noch im „Kollosso“.

Veronika und „Matt39“ alias Mathias Schindler verbringen eine aufregende Nacht miteinander und landen letztendlich in der Wohnung von Matt. Neben den Aktivitäten, über die ich hier aus Gründen der Privatsphäre einen Mantel des Schweigens breite, kommen Veronika und Mathias natürlich ins Gespräch. Veronika erzählt Mathias, dass sie oft genervt ist von der Werbung, die ihr permanent per Push-Nachricht auf ihr Handy geschickt wird. Werbung, von Dingen, die sie eigentlich nicht braucht, die aber doch irgendwie immer zur Situation und/oder Umgebung passen. So, wie z. B. einen Gutschein für ein Freigetränk im „Kollosso“, während sie sich gerade an diesem Ort aufhält. Im Laufe dieses Gespräches stellt sich heraus, dass Mathias Direktionspartner der Better Life Company (BLC) ist, der Firma, die unter anderem die „Lovelife-App“ auf den Markt gebracht hat. Was nun folgt ist irgendwie eine Art „Rekrutierungsgespräch“, denn Matt schwärmt so sehr von seiner Company und der neuesten App, die zu diesem Augenblick eigentlich auch noch top secret sein soll, dass Veronika mit der brandneuen und vor allen Dingen kostenlosen „All Device – One Human App“ – Rufname „Aurora“ auf ihrem Handy nach Hause geht. Mit „Aurora“ ist zukünftig alles möglich.

Da Veronika ihrem Smartphone auch vor „Aurora“ schon sehr zugetan war (sie nennt ihr Smartphone „Mein zweites Gehirn“), wird „Aurora“ nun zur ständigen digitalen Begleiterin für sie. „Aurora“ versorgt ihre Nutzerin permanent mit Informationen aus aller Welt und der Community und durch das Wegwischen oder Anklicken der entsprechenden News lernt der Algorythmus, welche Informationen für Veronika zukünftig interessant sind oder eher nicht. Nach kurzer Zeit lädt „Aurora“ zum „Fit for Life Game“ ein.

Das „Fit for Life Game“ ist simpel, es wirkt und es hilft seinen Nutzern gezielt weiter. Nach einem ausführlichen Mental Body Check bekommen alle Teilnehmer einen persönlichen Entwicklungsplan in Form von Aufgaben und persönlichen Übungen, welche täglich zu absolvieren und zu bestehen sind. (Zitat Seite 59)

Die im „Fit for Life Game“ erreichten Punkte werden dem „Personal Score Plan“ (PSP) zugeordnet und diese Punkte sind außerordentlich wichtig. Sie bestimmen, an welchen Vorzugsprogrammen ein Lifepartner teilnehmen kann, oder eben nicht. Das Spiel funktioniert nach dem Multi-Level-Marketing-Prinzip. Jeder Spieler muss andere Spieler werben, an dessen Fortschritt man dann entsprechend Punkte verdient und an jedem von diesem Spieler geworbenen Spieler verdient man noch einmal mit. Das Leckerli an der Spiel-Geschichte: Die gewonnenen Punkte kann man selbstverständlich in die hauseigene Kryptowährung „Better Life Coin“ umwandeln, die man wiederum selbstverständlich über die dem Programm angeschlossenen Dienstleister eintauschen kann und man kann sie sich, im Falle eines Falles, sogar auszahlen lassen (was aber gar nicht das gewünschte Ziel dieser App ist).

Viktoria hat gerade einen finanziellen Engpass - man kann sich also vorstellen, wie viel Zeit sie darauf verwendet, entsprechende Mitspieler zu rekrutieren.Und immer wenn „Aurora“ durch ein „Ping“ auf dem Handy auf sich aufmerksam macht (das macht sie seeeeehr oft), schenkt Veronika ihr die geforderte Aufmerksamkeit. Im Verlauf ihrer Spielpartner-Rekrutierung lernt Veronika dann auch noch John kennen.

Dann gibt es noch das „Tell me – help me“-Tool, in welchem man der „Aurora“-Community eine Frage stellen kann und die Community sagt einem dann, was man tun soll, falls man alleine nicht in der Lage ist, eine Entscheidung zu treffen. Man fragt die „Schwarmintelligenz“ sozusagen.

Veronika ist in kurzer Zeit dermaßen abhängig von „Aurora“, dass sie weitestgehend alles um sich herum vergisst, was ihre Freundin Lisa ihr dann auch ungeschönt vorwirft.

„Sie halten Dir die Karotte aus Schönheits- und Status-Idealen vor die Nase, die du niemals erreichen wirst. Du bist so damit beschäftigt es zu erreichen, dass das wahre Leben komplett an dir vorüberzieht…… Vielleicht hast du Deinen Besitz vermehrt, deine Werte aber hast Du ordentlich reduziert. Vielleicht weißt du jetzt, wie man viel Geld für den Lebensunterhalt verdient, aber du weißt nicht mehr, wie man das Leben lebt, wenn du es überhaupt je wusstest“. (Zitat Seite 162)

Tja, und dann passiert es ….. „Aurora“ geht unverhofft vom Netz.

Die Frage ist nicht, was machst Du mit deinem Handy? Sondern, was macht Dein Handy mit Dir?

Mit diesem Slogan bewirbt der Autor Martin Matheo sein neuestes Buch „Das #Zukunftsspiel“, welches am 18. August 2019 über die dip3 Bildungsservice GmbH veröffentlicht wurde.

Auf 324 Seiten führt er den Leser mit einer fiktiven aber keinesfalls utopischen Geschichte in die Welt der Smartphone-Nutzung und welche Auswirkungen das auf unser Leben hat/haben kann. Nein, so ganz korrekt ist das nicht, es geht um die Nutzung einer App bzw. eines App-Verbundes des gleichen Herstellers und nicht um das Smartphone im allgemeinen.

Den Schreibstil des Autors empfinde am Anfang gewöhnungsbedürftig. Ich weiß nicht was genau mich stört, aber ich brauche eine Weile, bis ich mich eingelesen habe. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich überwiegend Romane aus Frauenhand lese. Die Geschichte selbst wird aus der Sicht einer 3. Person erzählt, Dialoge und direkte wörtliche Rede werden eingerückt dargestellt.

Der Gedanke hinter der Story ist richtig gut. Er hat mich dazu gebracht darüber nachzudenken was passieren würde, wenn das Internet nur noch eingeschränkt verfügbar wäre, wie in anderen Ländern zensiert und/oder nicht permanent vorhanden: aktuell z. B. im Zusammenhang mit der in Deutschland geforderten Bargeldabschaffung. Ja, auch ich zahle gerne bargeldlos mit dem Smartphone, eine Funktion, die ich tatsächlich rege nutze (obwohl ich ansonsten auch gut und gerne ohne Smartphone leben kann). Aber was würde passieren, wenn niemand mehr Bargeld hat und die Regierung beschließt, das Internet zu zensieren? Niemand hat Geld um sich die Dinge des täglichen (Über-)Lebens kaufen zu können. „Von oben“ würden wir gesteuert werden, wann wir etwas kaufen dürfen und wann nicht, wahrscheinlich auch was wir kaufen und bei wem.

In der Geschichte selbst kann Mathias alle elektronisch gesteuerten Dinge in seiner Wohnung über die „Smarthome App“ seines Arbeitgebers Better Life Company verwalten. Er kann von überall auf der Welt die Raumtemperatur steuern, die Beleuchtung heller oder dunkler machen, das Fake-Kaminfeuer zum knistern bringen, Musik ein- bzw. ausschalten, die Badewanne füllen. Wenn „Aurora“ ausfällt, hat er ein Problem. Verlässt er seine Wohnung oder ist er zum Zeitpunkt der Abschaltung der App draußen, kommt er nicht mehr rein – er hat keinen Haustürschlüssel, es gibt keinen, er hat nur seine App.

Das ist etwas, über das man tatsächlich nachdenken sollte – wie abhängig bin ich von den auf meinem Smartphone genutzten Apps?

An Protagonisten haben wir Viktoria, Hartmut (ihr Ex), Peter (ihr Sohn), Lisa (ihre Freundin), Mathias und John (beide Mitarbeiter bei BLC), Johanna (Johns‘ Tochter) ...und ein paar Nebenfiguren. Leider war mir niemand so richtig sympathisch, sorry. Es war mir auch an einigen Stellen einfach zu viel und zu konstruiert, was sich um Viktoria herum so abgespielt hat. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Alles was ich jetzt noch schreiben würde, wäre nur noch mehr gespoilert, deswegen belasse ich es an dieser Stelle bei dem Hinweis: Wer die Geschichte von Veronika kennenlernen möchte, der sollte sich das Buch kaufen.

Der Plot ist gut – die Geschichte selbst konnte mich jedoch nicht ganz erreichen.

Veröffentlicht am 28.08.2019

Todessprung am Hochzeitstag

Mein Herz so schwarz
0

Der Hochzeitstag sollte einer der schönsten Tage im Leben eines Menschen sein. Was aber, wenn sich die Braut eben an diesem Tag von einer Klippe ins Meer stürzt? Eine Leiche wird nicht gefunden, aber es ...

Der Hochzeitstag sollte einer der schönsten Tage im Leben eines Menschen sein. Was aber, wenn sich die Braut eben an diesem Tag von einer Klippe ins Meer stürzt? Eine Leiche wird nicht gefunden, aber es gibt Zeugen, die den Vorfall mit eigenen Augen gesehen haben. Richard, der frischgebackene Ehemann, kann nicht glauben, dass seine Frau aus eigener Veranlassung gesprungen sein soll, er glaubt eher daran, dass sie gestoßen wurde.

Nach dem dubiosen Klippensprung ihrer besten Freundin Evie, kümmert Rebecca sich um Richard, der am Tag seiner Hochzeit gleichzeitig zum Witwer wurde. Zum einen gibt sie ihm diverse Tritte in den Hintern, so dass er in seiner Trauer nicht ganz versackt, zum anderen versuchen die Beiden, den Sinn hinter diesem Selbstmord zu finden. Anfangs kann man als Leser noch denken, dass man die Hinweise falsch interpretiert, doch dann wird immer offensichtlicher, dass Rebecca die Wahrheit kennt. Warum aber lässt sie Richard trotzdem immer weiter suchen? Je mehr die Beiden herausfinden, desto klarer wird, dass auch Rebecca ihre Freundin nicht wirklich gut gekannt hat.

„Mein Herz so schwarz“ ist das 4. Buch der Autorin Jenny Blackhurst; für mich war es das 1. Buch von ihr, welches ich gelesen habe. Es ist als „Psychothriller“ gelistet, enthält aber – in meinen Augen - lediglich viel Drama und weder Psycho noch Thrill. Das Buch umfasst 400 Seiten, die sich in etwas mehr als 100 Kapitel aufteilen, was darauf schließen lässt, dass die einzelnen Kapitel sehr kurz sind. Die Kapitel werden aus der Sicht von Rebecca (Gegenwart) und Evie (Vergangenheit) erzählt, zwischendurch auch mal eines aus der Sicht von Richard, aber die Kapitel, die von Rebecca erzählt werden, überwiegen.

Von Evie erfährt man nur die Vergangenheit und auch, dass diese von ihr nicht immer nur auf geraden Wegen beschritten wurde. Sie kam mir sehr oft überzogen vor und es wunderte mich, dass Evie und Rebecca tatsächlich beste Freundinnen sein sollen, aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an.

Rebecca kümmert sich rührend um Richard, um nicht zu sagen aufopferungsvoll. Tut sie das wirklich nur aus Freundschaft oder steckt da nicht doch etwas anderes dahinter? Sie schubst Richard immer wieder in die Richtung, in der er ein weiteres Puzzleteil finden wird. Welche Rolle sie wirklich in diesem Spiel spielt, wird zum Schluss offenbar.

Richard ist in dieser Geschichte für mich der blasseste Charakter. Klar, er ist in Trauer, aber er hat für mich kein Charisma. Wahrscheinlich würde er die nächsten Wochen im Bett bleiben und versacken, wenn Rebecca ihn nicht immer wieder aus seiner Lethargie holen würde. Er ist ganz froh, dass es da jemanden gibt, der ihm täglich die Marschrichtung vorgibt.

Der Schreibstil der Autorin ist gut zu lesen. Durch die kurzen Kapitel könnte sich der Spannungsbogen durchaus bis zum Schluss halten, was Jenny Blackhurst jedoch nicht gelungen ist. Sie baut mehrfach Spannung auf, lässt diese jedoch aufgrund der überaus kurzen Kapitel immer wieder in sich zusammenfallen. Ganz oft hatte ich ein „Hä??“ im Kopf, weil ich es nicht verstanden habe, warum der Spannungsbogen nicht weiter gehalten wurde und tatsächlich tötet das die Leselust enorm. Ab einer Stelle X fand ich es dann sehr nervig und ich habe tatsächlich nur weiter gelesen, weil ich wissen wollte, wie genau Rebecca in diesen „Selbstmord“ involviert ist und welche Wahrheit am Ende die Richtige ist.

Andere Charaktere erscheinen auf der Bildfläche und verlassen sie wieder, außer dem Polizisten ist da niemand, der bleibenden Eindruck hinterlässt. Für mich haben die handelnden Personen zu wenig Tiefe, was sehr schade ist. Das Ende ist vorhersehbar, überrascht dann aber doch noch mit einer Wendung ganz zum Schluss, mit der ich nicht gerechnet hätte. Das rettet in meinen Augen aber das Buch leider nicht.

Wie schon erwähnt ist von Phychothriller nichts zu finden, zumindest nicht für meine Begriffe, es war viel eher ein Beziehungs-Drama.

In anderen Rezensionen ist zu lesen, dass die Autorin es definitiv besser kann, weswegen ich mir in Zukunft eines ihrer anderen Thriller anschauen werde, um hier einen Vergleich zu haben. „Mein Herz so schwarz“ konnte mich jedoch nicht wirklich überzeugen.

Vielleicht gefällt es ja Dir ?

Veröffentlicht am 25.07.2019

Leider habe ich niemanden gefunden; dort wo die Liebe ist

Find mich da, wo Liebe ist
0

Das Leben der 40jährigen Grace hätte anders verlaufen können, wäre sie vor Jahren nicht von der Musikhochschule geflogen. Die Vorkommnisse von damals haben ein tiefes Trauma in ihr ausgelöst. Grace – eigentlich ...

Das Leben der 40jährigen Grace hätte anders verlaufen können, wäre sie vor Jahren nicht von der Musikhochschule geflogen. Die Vorkommnisse von damals haben ein tiefes Trauma in ihr ausgelöst. Grace – eigentlich eine hochtalentierte Cellistin - ist seit dieser Zeit nicht mehr in der Lage, vor anderen Menschen zu spielen. Sie lässt sich stattdessen zur Geigenbauerin ausbilden, begibt sich in die Selbständigkeit und widmet sich in ihrem kleinen Laden der Herstellung und der Reparatur von Musikinstrumenten. Unterstützt wird sie dabei von der 17jährigen Nadja, deren Leben gerade auch irgendwie nicht so glatt läuft.

Privat ist Grace seit 9 Jahren mit David verbandelt – die Beiden führen eine Fernbeziehung. David lebt in Frankreich, Grace in England und ihre Treffen finden üblicherweise in Paris statt. Dass David verheiratet und Vater von 2 Kindern ist, stört Grace nicht sonderlich, sonst würde sie das nicht über Jahre hinweg aushalten, trotzdem hofft sie immer wieder, dass David endlich den Arsch in der Hose hat, seine Frau wegen ihr zu verlassen. Dann passiert etwas, dass alles bisher gewesene in Frage stellt und Grace verliert irgendwie ihre Bodenhaftung. Geerdet wird sie durch Nadja, ihren Kunden Mr. Williams und die Tatsache, dass ein von ihr erschaffenes Cello für einen hochdotierten Wettbewerb in Italien angemeldet ist.

Bekommt Grace wieder Boden unter die Füße?

„Find mich da wo Liebe ist“ ist das 1. Buch, das ich von der Autorin Anstey Harris gelesen habe. Das Cover ist wirklich wunderschön und in Zusammenwirken mit dem Klappentext habe ich zu diesem Buch gegriffen, von dem ich mir eine kurzweilige Liebesgeschichte (hoffentlich mit Happy End) versprochen hatte.

Der überwiegende Teil der Geschichte wird von Grace, David, Nadja und Mr. Williams bestritten, erst zum Schluss hin tauchen weitere Protagonisten auf, die jedoch durch die gedanklichen Rückblicke von Grace keine unbekannten Personen sind.

Ich weiß nicht so genau, was ich zu Grace sagen soll. Das, was ihr auf der Musikhochschule passiert ist ist schlimm, keine Frage. Ich habe mich jedoch die ganze Zeit gefragt wie Grace gestrickt sein muss, dass sie durch diese Vorkommnisse ein so schlimmes Trauma mitbekommen hat, dass sie über Jahre hinweg kein Instrument mehr vor fremden Leuten spielen kann ??!! Ich bin kein emotionaler Panzer, ganz sicher nicht, ich bin sogar sehr empathisch, aber hier habe ich nicht wirklich verstanden, was genau für Grace so traumatisierend gewesen sein soll. Bis zum Schluss ist dem Leser auch eigentlich gar nicht wirklich klar, was damals passiert ist. Vielleicht liegt mein Nichtverstehen auch daran, dass ich zu Grace als Person nicht wirklich Zugang gefunden habe. Sie bleibt für mich leider sehr blass und nicht greifbar, in dem was sie tut.

Für ihre Affaire mit David habe ich teilweise Verständnis – sie liebt ihn und sie kann und will nicht von ihm lassen. Gegen Gefühle ist man machtlos, meistens jedenfalls. Trotzdem verstehe ich nicht, wie sie sich immer wieder von David einlullen lässt . Dann erfährt sie Dinge über ihn, die sie zutiefst verletzen, sie verliert kurzfristig die Bodenhaftung, vernichtet fast ihre eigene Existenz und fängt sich dann doch wieder. Ob und wie es mit David weitergeht, verrate ich hier natürlich nicht.

Zu David möchte ich gar nicht viel schreiben. David ist ein Mann, der sich seine Welt so (schön) macht, wie sie ihm gefällt. Ob er dafür betrügen und Wahrheiten verbiegen muss ist egal, Hauptsache seine Bedürfnisse werden gedeckt. Bei allem was er tut, nimmt er angeblich nur Rücksicht auf seine Kinder, mit seiner Frau hat er ein Arrangement getroffen. Ah ja …. wenn man ihn so behandeln würde, wie er andere Menschen behandelt, wäre er tödlich getroffen.

Nadja ist 17 und arbeitet im Laden von Grace. Selbst eine begnadete Geigerin, sucht sie gerade ihren Platz im Leben und hat sich eine Auszeit von der Schule gegönnt. Grace ist nicht ganz ohne Einfluss, aber Nadja muss ihren Weg selbst finden und als sie dann auch noch herausfindet, dass Grace ihr Vertrauen missbraucht hat, zieht sie sich zuerst einmal zurück um dann zu merken, dass es ohne Grace auch nicht geht. Auch Nadja ist jetzt nicht die Protagonistin, die mir lange im Gedächtnis bleiben wird.

Mr. Williams ist nicht von Anfang an präsent, er wird nur hin und wieder mal als Kunde erwähnt, zum Schluss hin nimmt er dann aber doch eine wichtige Rolle ein und durch seine ruhige und besonnene Art, hilft er Grace aus der Krise. Mit 86 Jahren erfüllt er sich dann auch endlich seinen eigenen Traum.

Die Autorin hat einen schönen Schreibstil, das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Zwischendurch lässt sie immer mal wieder Erklärungen zum Geigenbau einfließen, was für meinen Geschmack an manchen Stellen deutlich zu ausufernd war und den Lesefluss dann schon sehr gestört hat. Die Geschichte wird aus der Sicht von Grace erzählt, mal in der Gegenwart, mal in der Vergangenheit – der Wechsel der Zeiten war leider nicht immer ganz einfach zu erkennen, was ab und an zu Verwirrung geführt hat.

Der Schluss war vorhersehbar (was ja per se nichts schlimmes ist), aber das künstlerische Event bzw. wie es dazu kam, fand ich dann doch ein wenig „tooo much“.

Alles in allem ist „Find mich da wo Liebe ist“ ein nettes Buch, für mich hätte es jedoch mehr Tiefgang haben dürfen. Geschichten mit „Frau liebt verheirateten Mann“ habe ich schon 100 x gelesen und es bedarf zwischenzeitlich ein wenig mehr, dass mich ein Buch begeistert.

Veröffentlicht am 11.03.2019

Gibt es eine sechste Geschmacksform?

Versuchung
0

Am Kamm des Hohen Atlas im Süden Marokkos zerschellt ein Flugzeug – alle Passagiere überleben, ein Passagier wird vermisst. Er ist weder an der Absturzstelle, noch im Krankenhaus zu finden. Es handelt ...

Am Kamm des Hohen Atlas im Süden Marokkos zerschellt ein Flugzeug – alle Passagiere überleben, ein Passagier wird vermisst. Er ist weder an der Absturzstelle, noch im Krankenhaus zu finden. Es handelt sich um Bernhard Lieblig.

Fast 4 Wochen später stürzt ein Flugzeug der selben Fluggesellschaft fast an der gleichen Stelle ab. Alle Passagiere sind tot, bis auf einen. Es handelt sich um August Lieblig, den Sohn von Bernhard Lieblig.

Walter Calander, seines Zeichens Privatermittler, wird von einem Züricher Lebensmittelkonzern beauftragt, eine Person aufzuspüren. Diese Person ist im Namen des Lebensmittelkonzerns nach Nordafrika gereist, hat dann von dort aus per Telefax angekündigt, dass er zukünftig nicht mehr für seine Auftraggeber zur Verfügung steht und die Suche von nun an auf eigene Faust betreibt. Sein Name lautet Bernhard Lieblig.

Welchen brisanten Auftrag hat dieser für den Schweizer Lebensmittelkonzern zu erledigen und warum hat er sich auf einmal abgesetzt ?

Neben den fünf primären Geschmacksformen süß, salzig, sauer, bitter und umami gibt es noch eine sechste – bisher unbekannte – Geschmacksform, die sich „Abesse“ nennt. „Abesse“ ist Lateinisch und bedeutet „nicht da sein“. Ein Geschmack, von dem niemand weiß wie er schmeckt und vor allen Dingen, wo genau man ihn findet. Wer „Abesse“ besitzt und in der Lage ist, diesen Geschmack zu reproduzieren, in dessen Händen liegt der Schlüssel zur Manipulation unserer Lebensmittel, der Schlüssel zu Macht und Reichtum.

Einem Schweizer Lebensmittelkonzern wurde ein Stück Holz zugespielt, dessen Geruch/Geschmack sich mit nichts vergleichen lässt, was im Bereich der bisher bekannten Aromenreihen zugeordnet werden kann. Erste Untersuchungen haben ergeben, dass es sich um einen ca. 1.500 Jahre alten Ast eines Ölbaumes handelt, dessen Herkunft im Mittelmeerraum vermutet wird. Aus diesem Grund sendet der Lebensmittelkonzern 6 Aroma-Agenten aus, die die Herkunft dieses Holzstückes herausfinden und diesen bisher noch nicht bekannten Geschmack finden sollen, den sie vorerst M1 nennen. Einer dieser 6 Aroma-Agenten ist Bernhard Lieblig, auf dessen Spuren sich nicht nur sein Sohn August und Calander befinden, wie man nach und nach herausfinden kann.

Erzählt wird diese Geschichte in mehreren Handlungssträngen.

Zum einen ist da der Strang um August Lieblig. Nachdem er – genau wie sein Vater – einen Flugzeugabsturz überlebt hat, durchreist er die Länder Marokko, Tunesien, Libyen und Syrien. Überall auf seinem Weg trifft er auf hilfsbereite Menschen und so muss er, bevor er weiterreisen kann, bei all diesen Leuten stundenlang Tee trinken, etwas essen und sich deren (Lebens-)Geschichten anhören. Bei diesen Geschichten erfährt er immer wieder etwas über Ziryab, einen Gourmet aus dem Mittelalter, der u. a. die Sitte eingeführt hat, eine Mahlzeit in Vor-, Haupt- und Nachspeise aufzuteilen.

Der zweite Strang beschäftigt sich mit der Ermittlungsarbeit von Walter Calander, der von diesem Schweizer Lebensmittelkonzern auf die Spur von Bernhard Lieblig angesetzt wurde. Calander ist ein Meister seines Fachs, zumindest ist es das, was man so von ihm zu hören/lesen bekommt und seine Recherchearbeit ist sehr detailliert, jedoch nicht immer konventionell. Bevor er sich auf die vor-Ort-Suche nach Bernhard Lieblig macht, sammelt er zuerst einmal alle verfügbaren Informationen über diesen – bisher noch nicht gefundenen – Geschmack und alles, was mit Lebensmitteltechnologie (oder -manipulation) zu tun hat. Dabei stößt er auch auf Informationen zu einem Geheimbund, der sich „Die Bewahrer“ nennt und auch diesen Informationen geht er, mehr als ausführlich, nach, bevor er sich dann zum großen Showdown nach Aleppo/Syrien aufmacht.

Der dritte Handlungsstrang, der immer nur in ganz kurzen Kapiteln unter der Überschrift „Im Turm“ abgehandelt wird, erzählt von der geheimen Organisation „Die Bewahrer“.

Alle Handlungsstränge laufen am Ende des Buches in Aleppo/Syrien zusammen und die Auflösung des Falles ist total anders, als ich das erwartet hätte.

„Versuchung“ ist der 1. Krimi aus der Feder des Journalisten Florian Harms. Man kann in jedem Satz spüren, dass der Autor sich mit den Sitten und Gepflogenheiten der arabischen Länder auskennt und jahrelang durch die arabische Welt gereist ist. Die Handlung des Buches spielt vor dem Krieg, der seit Jahren in Syrien herrscht und viele Städte in Schutt und Asche zerlegt hat.

Es handelt sich hier nicht um einen Krimi der üblichen Art; es gibt keine Leiche, kein Blutvergießen und es gibt zuerst einmal keinen wirklichen Täter, es gibt nur einen Aroma-Scout, der sich von seinem Arbeitgeber losgelöst hat um auf eigene Faust Recherchen zu betreiben und ein paar Leute, die ihn - aus den unterschiedlichsten Gründen - suchen.

Sowohl die Lebens-/Geschichten der Menschen auf August Liebligs Weg, als auch die Informationen zur Herstellung von Aromen fand ich persönlich sehr interessant. Ich gehöre zu den Lesern, die immer gerne etwas lernen, wenn Lernen sich auf so einfache Art und Weise anbietet. Da Tante Google sowohl zu „Umami“ als auch „Ziryab“ etwas ausgespuckt hat, gehe ich davon aus, dass der Autor den ganzen Themenbereich sehr ausführlich recherchiert hat.

Der Plot von „Versuchung“ ist sehr interessant, eine Geschichte, wie man sie nicht schon 500 x von anderen Autoren gelesen hat, sonst hätte sie mich nicht über 448 Seiten beschäftigen können. Jedoch steht auf dem Cover „Kriminalroman“, und in der Buchbeschreibung findet sich der Hinweis auf einen „sinnlichen und hochspannenden Thriller“ und genau an diesem Punkt setzt meine Kritik an: Mir persönlich hat hier leider der Thrill gefehlt, eben diese Spannung, die einen Krimi oder gar einen Thriller für mich ausmacht. Das entspricht meinem persönlichen Empfinden und es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass ein anderer Leser dies ganz und gar anders empfindet.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Wenn nicht die Liebe unsere Wunden heilt, was dann?

Wenn Liebe Wunden heilt
0

Jede Karriere, die steil nach oben geht, kann auch genau so steil wieder fallen. Genau das ist Brooke Adams passiert. Bis vor ½ Jahr war sie PR-Beraterin auf Profi-Niveau in der Musikbranche, dann bereitete ...

Jede Karriere, die steil nach oben geht, kann auch genau so steil wieder fallen. Genau das ist Brooke Adams passiert. Bis vor ½ Jahr war sie PR-Beraterin auf Profi-Niveau in der Musikbranche, dann bereitete ein Skandal ihrer Karriere jäh ein Ende. 6 Monate lang hat sie das Wahlkampfteam eines Senators in Oregon geleitet, bis ihr das Schicksal die Chance für einen Wiedereinstieg vor die Füße spült. Mit dem YouTube-Video eines Unbekannten aus Alaska in der Tasche wird sie bei ihrem ehemaligen Vorgesetzten Brennan Ward vorstellig und kann diesen davon überzeugen, dass sie es schaffen wird Finn Keller unter Vertrag zu nehmen. Finn ist jedoch nicht ganz so leicht davon zu überzeugen, das er – der Automechaniker im Familienbetrieb – der neue Star am Musikhimmel sein soll und Brooke muss sich richtig ins Zeug legen. Nachdem „Dream Music“ die Vertragssumme verdoppelt hat, unterschreibt Finn den Vertrag. Sein 1. Song geht in den Sozialen Netzwerken richtig durch die Decke und in ganz kurzer Zeit ist Finn Keller ein gefeierter Star. Er lässt jedoch keinen Zweifel darüber offen, dass er das alles nur des Geldes wegen tut und …. wegen Ava.

Mit Brooke und Finn hat die Autorin Emily Bold 2 Charaktere geschaffen, die so unterschiedlich sind, wie Sonne und Mond.

Brooke ist die knallharte Geschäftsfrau, die nichts anderes vor Augen hat als ihren beruflichen Werdegang. Sie ist besessen von ihrem Job und sie würde alles dafür tun, dass sie bzw. Finn eine gute Publicity bekommt. Der Spruch „Dein Arsch gehört mir“, kann es treffender nicht ausdrücken, wie Brooke tickt und Finn dementsprechend vereinnahmt. Wer es jedoch schafft hinter die Fassade von Brooke zu schauen, der findet dort eine Frau, die nichts anderes will als geliebt zu werden.

Finn ist ein bodenständiger junger Mann, der in einem kleinen Ort in Alaska als Automechaniker im Familienbetrieb arbeitet. Er sieht sich weder als Sänger, noch als Star und er weiß auch genau was er will bzw. was er nicht will. Mit Vertragsabschluss hat er jedoch seine Seele verkauft und so muss er in den meisten Fällen tun, was Brooke von ihm verlangt. Er hat jedoch auch seinen ganz eigenen Sturkopf und dann geraten Brooke und er auch schon mal aneinander. Beide merken jedoch anfangs nicht, dass es zwischen ihnen auch ganz gewaltig erotisch knistert, was ihre Zusammenarbeit leider nicht vereinfacht. Es gibt jedoch etwas, das zwischen ihnen steht – die Frage: Wer ist Ava, für die er das alles tut, und wie ist Finn mit ihr verbunden?

Der Schreibstil von Emily Bold ist, wie gewohnt, angenehm und die Geschichte um Brooke und Finn lässt sich flüssig lesen. Obwohl mir die Geschichte gut gefallen hat, so hat mir doch etwas gefehlt, was ich nicht näher beschreiben kann. Mein 1. Buch der Autorin war „Lichtblaue Sommernächte“ und dieses Buch hat mich emotional von der ersten bis zur letzten Seite mitgenommen, so dass ich auch hier genau nach diesen Emotionen gesucht aber leider nicht gefunden habe. Auch fehlte den erotischen Passagen etwas Tiefgang. Manche Szene empfand ich als oberflächlich und emotionslos.

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Brooke und Finn und durch den Perspektivwechsel ist man immer direkt mit den Gedanken der jeweiligen Person vertraut. In einem Liebesroman ist der Schluss für den Leser vorhersehbar, trotzdem war es interessant den Weg von Brooke und Finn zu verfolgen, bis sie sich am Ende dann doch bekommen.

An manchen Stellen hätte ich Brooke bzw. ihren Chef Brennan gerne geschüttelt, in Anbetracht der Tatsache, wie sie mit Finn umgegangen sind. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass es gerade in der Musikbranche genau so zugeht, wie die Autorin hier beschrieben hat und man – ob man will oder nicht – die Rechte an seinem Körper verkauft. Man hat einen Vertrag zu erfüllen, ungeachtet der eigenen Befindlichkeiten, und wenn man keinen Manager hat, der bereit ist über Leichen zu gehen, ist man wahrscheinlich nur eine kurz aufleuchtende Sternschnuppe und genau so schnell wieder vom Firmament verschwunden, wie man aufgetaucht ist.

Alles in allem hat mich „Wenn Liebe Wunden heilt“ gut unterhalten, mir hat jedoch etwas gefehlt, was für mich die Geschichte hätte rund werden lassen. Im Gegensatz zu den beiden vorhergehenden Büchern, die ich von Emily Bold gelesen habe, hat mich dieses leider nicht so ganz überzeugen können.