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Veröffentlicht am 27.09.2019

Ein Poetry Slam zwischen zwei Buchdeckeln

Poet X
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"Poet X" hat mich sehr beeindruckt. Ich mag es total, wenn Bücher besondere Geschichten erzählen und dafür ein besonderes Format gewählt wird, um den Text bestmöglich zur Geltung zu bringen. Das ist hier ...

"Poet X" hat mich sehr beeindruckt. Ich mag es total, wenn Bücher besondere Geschichten erzählen und dafür ein besonderes Format gewählt wird, um den Text bestmöglich zur Geltung zu bringen. Das ist hier mehr als gelungen. "Poet X" ist eine Sammlung von Poetry Slams zwischen zwei Buchdeckeln. Da die Texte sich nicht krampfhaft reimen, sondern erzählend geschrieben sind, lässt sich das Buch wie ein klassisches belletristisches Buch lesen. Die Slams fügen sich perfekt aneinander und erzählen von der vierzehnjährigen Xiomara, die sich in Worte und Slams flüchtet, um zu verarbeiten, was um sie herum und in ihrem Inneren geschieht. Es hat mich wirklich begeistert, wie tiefgründig die Texte stellenweise sind, was für kluge Sachen Xiomara zu sagen hat und wie mit der Sprache gespielt wird. Die Figuren fand ich ebenfalls durchweg überzeugend. Besonders berührend fand ich die Beziehung zwischen Xiomara und ihrem Zwillingsbruder. Hier waren es vor allem Kleinigkeiten - einfache Gesten oder das, was zwischen den Zeilen steht und gesagt wird -, die mich beeindruckt haben. Die Handlung selbst hatte für mich zwischendurch ein paar Längen, aber es ist wichtig, was in diesem Buch thematisiert wird, und auch, wie es angesprochen und vor allem aufgelöst wird. Das Buch kann Mut machen, junge Leser können sich erkannt und verstanden fühlen. Ich habe "Poet X" daher sehr gern gelesen.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt!

Verratenes Land
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Was für ein Wälzer! Und doch habe ich das Buch in wenigen Tagen gelesen, da es einen unglaublichen Sog ausübt. Ich bin eigentlich kein typischer Krimi- oder Thriller-Leser, aber irgendetwas an dem Klappentext ...

Was für ein Wälzer! Und doch habe ich das Buch in wenigen Tagen gelesen, da es einen unglaublichen Sog ausübt. Ich bin eigentlich kein typischer Krimi- oder Thriller-Leser, aber irgendetwas an dem Klappentext hat mich gereizt, sodass ich doch zu diesem Buch gegriffen habe. Und es hat sich gelohnt. Denn gleichzeitig lässt sich "Verratenes Land" nicht als typischer Krimi oder Thriller bezeichnen. Es ist mehr eine Geschichte über die Verstrickungen von Personen, die Geheimnisse voreinander haben, Lügengespinste spinnen, versuchen, Dinge zu vertuschen. Es ist unglaublich spannend, zu beobachten, wie sich die Figuren in diesem Buch immer mehr in ihrem eigenen Netz verfangen, während Wahrheit um Wahrheit ans Licht kommt. Der Autor hat dabei eine unglaublich fesselnde Atmosphäre erschaffen. Sehr oft ist es nachts, wenn der Leser den Figuren durch ihr Leben folgt, und das sorgt für so viel Spannung. Teilweise waren mir die Rückblicke in die Vergangenheit der Hauptfigur Marshall McEwan zu umfassend, diese Teile der Handlung konnten mich nicht so sehr begeistern wie die Anteile der Geschichte, die in der Gegenwart spielen. Aber insgesamt bereue ich es keinesfalls, einen Abstecher in dieses Genre unternommen zu haben.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Erschreckend

Kinder
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Die Pietschs sind eine intakte Familie. Annette und Rainer führen eine zufriedene Ehe und vervollkommnet wird ihr Glück durch ihre drei wohlerzogenen Kinder, die ein freundliches und fröhliches Wesen haben. ...

Die Pietschs sind eine intakte Familie. Annette und Rainer führen eine zufriedene Ehe und vervollkommnet wird ihr Glück durch ihre drei wohlerzogenen Kinder, die ein freundliches und fröhliches Wesen haben. Die Eltern staunen nicht schlecht, als ihre Zöglinge nach Beginn des neuen Schuljahres plötzlich so fleißig sind. Nachdem sie von der Schule nach Hause gekommen sind, gehen sie sofort auf ihre Zimmer, um Hausaufgaben zu machen. Und auch im Haushalt helfen sie plötzlich, ohne dass sie von ihren Eltern darum gebeten werden müssen. Mit diesen Entwicklungen sind Annette und Rainer sehr zufrieden, vor allem mit den guten Noten, die die Kinder plötzlich schreiben, auch wenn sie nicht wissen, woher es kommt. Doch schon bald legen die Kinder ein Verhalten an den Tag, mit dem die Eltern nicht einverstanden sind und das sie vor allem nicht verstehen. Die Stimmung ist plötzlich sehr gereizt, das Auftreten der Kinder schwankt zwischen Aggressivität und Zurückgezogenheit. Die neuen Lehrer, die mit Beginn des Schuljahres den Unterricht übernommen haben, haben die Pietschs dabei leider nicht im Verdacht.

Rosemarie und Franz Moeller wirken auf den ersten Blick komisch mit ihren langen dunklen Mänteln und der Art, wie sie die Köpfe zusammenstecken und tuscheln. Gruselig, irgendwie. Und das zeigt sich auch in ihren Lehrmethoden. Bereits am ersten Schultag müssen die Kinder Fragebögen ausfüllen, in denen sie detailliert über ihre Vorlieben und Schwächen ausgefragt werden, über Freundschaften und ihr Familienleben. Es sind merkwürdige Fragen, die da gestellt werden, aber die Kinder denken sich nichts dabei. Und die Eltern auch nicht. Leider. Denn diese Fragebögen nimmt das Lehrerehepaar zur Grundlage, um ein feines Netz aus Intrigen, Machtkämpfen und Verschwörungen zu spinnen. Es ist beängstigend, mitanzusehen, wozu die Lehrer fähig sind und wozu sie ihre Schüler antreiben. Sie wissen genau, welcher Schüler Streicheleinheiten braucht und welcher Schüler Strenge und Härte. Sie spielen die Schüler gegeneinander aus, setzen Gerüchte in die Welt, stacheln die Lehrer an. Es beginnt mit Beleidigungen, Mobbing, Ausgrenzung. Und endet in Gewalt und einem großen Desaster.

Das Buch beinhaltet eine Vielzahl an Charakteren und dementsprechend eine Vielzahl an Einzelschicksalen. Nicht nur die Schüler, die unter dem Einfluss des Lehrerehepaars stehen, werden beleuchtet, sondern auch die Eltern der Kinder. Diese stehen den Entwicklungen zunächst hilflos und vor allem machtlos gegenüber, lernen aber schnell, dass sie handeln und eingreifen müssen. Doch diese Entwicklungen bleiben den Moellers nicht unbemerkt und ihr Verhalten beschränkt sich nun nicht mehr allein auf die Schule und die Schüler, sondern auch die Eltern werden von ihnen ins Visier genommen. Es ist wahrer Psychoterrer, den sie ausüben, und dem kann nicht jeder standhalten, manche gehen darunter zu Bruch.

Die Handlung springt zwischen den vielen Handlungssträngen hin und her und so wird ein umfassendes Bild geschaffen von den Einflüssen, die die neuen Lehrer haben und den Entwicklungen, die daraus folgen. Dadurch fällt es relativ schwer, eine Verbindung zu den Charakteren aufzubauen. Die vielen Sprünge zwischen den Handlungssträngen sorgen für eine sehr episodenhafte Handlung und die Figuren bleiben zu distanziert. Gelungen ist dem Autor aber, das Verhalten der Charaktere nachvollziehbar zu gestalten. Die Handlung ist sehr lebendig und der Spannungsbogen wird konstant aufrechterhalten.

Der Stil des Autors ist sehr einfach und angenehm, sodass sich das Buch leicht und flüssig lesen lässt. Was etwas stört, ist, dass die Charaktere immer mit ihrem Vor- und Nachnamen benannt werden. Das ist zu Beginn des Buches ganz hilfreich, aber im Verlauf der Handlung lernt man die Figuren doch so gut kennen, dass man sie auch allein anhand ihres Vornamens zuordnen könnte. Es wirkt etwas steif und gestellt, wenn vor allem die Hauptcharaktere Annette und Rainer Pietsch stets bei ihrem vollen Namen benannt werden. Jürgen Seibold schafft es durchaus, mit seinem Stil zu fesseln, aber besonders ausgefeilt ist dieser nicht. Das braucht es für einen Thriller aber auch nicht.

Mein Fazit:

Ein erschreckender Thriller, der toll konstruiert ist, dessen Charaktere aber etwas blass bleiben.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Ein Roman mit vielen Facetten

Ashby House
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Es fällt schwer, dieses Buch einem bestimmten Genre zuzuordnen. Auf der einen Seite sind da die vielen unheimlichen Szenen, die für die Einordnung in das Genre Horrorliteratur sprechen. Szenen, die dem ...

Es fällt schwer, dieses Buch einem bestimmten Genre zuzuordnen. Auf der einen Seite sind da die vielen unheimlichen Szenen, die für die Einordnung in das Genre Horrorliteratur sprechen. Szenen, die dem Leser Gänsehaut verpassen und ihm Schauer über den Rücken laufen lassen. Szenen, in denen in Räumen, in denen sich keiner aufhält, plötzlich ein Flüstern zu hören ist, Gegenstände über den Boden schleifen, Fußtritte zu hören sind, ein Sturm bei geschlossenen Fenstern tobt. Szenen, in denen Ashby House lebendig zu werden scheint und schließlich seine Bewohner verschlingt. Gleichzeitig sorgen ein wilder schwarzer Hund und Tagebuchaufzeichnungen über Kinder eines eigentlich kinderlosen Ehepaares für beängstigende Szenen und einen subtilen Horror. Der Autor versteht es dabei, durch einerseits bloße Andeutungen, andererseits bildhafte Beschreibungen für einen enormen Gruselfaktor zu sorgen. Spukhäuser haben einfach etwas Faszinierendes an sich und verstärkt wird dieser Effekt durch den Prolog des Buches, in welchem der Leser darüber informiert wird, dass es in dem 1845 erbauten Haus schon immer gespukt hat, dass in dessen Turmzimmer schon immer Menschen verschwunden sind. Das Buch bekommt dadurch etwas enorm Realistisches. Der Autor schafft mit Worten eine unheimlich dichte und vor allem lebendige Atmosphäre. Das Grauen der Charaktere wird greifbar und überträgt sich direkt auf den Leser.

Auf der anderen Seite sind da aber die Szenen, in denen Hollywood nach Land’s End geholt wird, in denen sich Reporter vor Ashby House tummeln, um zu erfahren, wohin die berühmte Fotografin Lucille verschwunden ist, in denen auf Autogrammjagd gegangen wird. In Rückblicken erfährt der Leser zusätzlich Details über Lucilles und Lauras Starleben, in denen mit Modemarken förmlich um sich geschmissen wird und der Autor das Leben der Stars und Sternchen auf die Schippe zu nehmen scheint. Fast wirkt das Buch in diesen Szenen wie eine Parodie auf die Reichen und Schönen.

Und, nicht zu vergessen: die erotischen Szenen, mit denen der Autor seine Leser zu beglücken versucht. Das gefällt oder gefällt nicht, ist einfach reine Geschmackssache.

Vermutlich ist daher die Einteilung in das Genre „Schauerroman“ am passendsten. Die Handlung des Buches ist sehr abwechslungsreich, aber die gruseligen Szenen überwiegen doch.

Der Stil des Autors ist nicht nur bildhaft und lebendig, er ist gleichzeitig sehr ironisch und in vielen Szenen verstärkt sich der Eindruck, der Autor hätte dieses Buch mit einem Augenzwinkern geschrieben. Vor allem in den Szenen, in denen er den Leser bereits zu Beginn des Buches persönlich anspricht und ihm mitteilt, er wisse genau, dass Laura keinerlei sympathische Eigenschaften habe, dass dies sich im Verlauf des Buches aber auch nicht mehr bessern würde.

Und damit hat er Recht. Keiner der Charaktere wirkt sonderlich sympathisch. Vor allem Laura nicht. Ihre Hassliebe zu ihrer Schwester ist zwar bemerkenswert, aber nicht nachvollziehbar. Wenn sie ihre Schwester als Krüppel beschimpft oder sie zu einem Rennen mit dem Rollstuhl herausfordert, bewirkt sie beim Leser damit höchstens ein müdes Kopfschütteln. Allein Lucille schafft es, zu überzeugen. Doch leider ist ihre Rolle in diesem Buch eher kurz. Alle anderen Charaktere sind entweder auf den ersten Blick unsympathisch oder bleiben zu blass, um sich wirklich einen Eindruck von ihnen zu verschaffen.

Mein Fazit:

Ein Roman mit vielen Facetten, in dem es nur die schaurigen Szenen schaffen, wirklich zu überzeugen.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Hätte man mehr draus machen können

Dark Queen - Schwarze Seele, schneeweißes Herz
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„Dark Queen“ ist ein Buch, bei dem man für sehr lange Zeit nicht weiß, wohin das Buch steuert. Der Prolog ist sehr düster und unheimlich und lässt schon erahnen, in welche Richtung die Handlung gehen könnte. ...

„Dark Queen“ ist ein Buch, bei dem man für sehr lange Zeit nicht weiß, wohin das Buch steuert. Der Prolog ist sehr düster und unheimlich und lässt schon erahnen, in welche Richtung die Handlung gehen könnte. Aber bis das Buch tatsächlich diese Richtung einschlägt, vergeht sehr viel Zeit. Der Leser wird zunächst mit den Hauptfiguren des Buches bekannt gemacht und in das Gesellschaftssystem eingeführt. Dabei ist es sehr von Nutzem, dass der Klappentext schon viel darüber verrät, denn stellenweise begnügt sich die Autorin zu sehr mit Andeutungen und so fällt es manchmal recht schwer, die Zusammenhänge und Hintergründe zu verstehen. Als Aufhänger für ihr Buch hat Kimberly Derting wirklich eine tolle Grundidee entwickelt, aber sie macht daraus nur sehr wenig. Es wäre interessant gewesen, zu erfahren, wie sich das Gesellschaftssystem entwickelt hat, wie die verschiedenen Sprachen und Dialekte entstanden sind und wieso es so wichtig ist, sich nur innerhalb seines Standes und seiner Sprache zu unterhalten, welche Gefahren drohen, wenn sich nicht an die Grundregeln gehalten wird und was mit dem System bezweckt wird. Aber, wie gesagt, hier hält sich die Autorin mit Informationen eher bedeckt, was schade ist. Dadurch wirkt die Handlung unzugänglich und es fällt schwer, sich in das Buch rein zu lesen.

In den ersten zwei Dritteln plätschert die Handlung eher vor sich hin, am Ende des Buches überschlagen sich die Ereignisse dafür. Das Verhältnis ist leider zu unausgewogen. Es gibt einige überraschende Wendungen in diesem Buch, während andere Ereignisse vorhersehbar sind. Auch dieses Verhältnis ist zu unausgeglichen. Der Leser erfährt viel über Charlies Familienleben und Alltäglichkeiten, wie das Treffen mit Freunden oder den Besuch der Schule. Dabei wird immer wieder auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ständen hingewiesen und dadurch wird stellenweise deutlich, wie sich die verschiedenen Gesellschaftsformen unterscheiden. Auch hier wären jedoch noch mehr Details und Erklärungen nötig gewesen, um dem Leser das Vorstellen der dystopischen Welt zu erleichtern.

Das Buch ist stellenweise sehr düster, vor allem zum Ende hin verstärkt sich dieser Eindruck. Insgesamt wird die Handlung von ständiger Überwachung, Bedrohung und Angst dominiert. Auf dem Marktplatz finden öffentlich Hinrichtungen von Menschen statt, die sich nicht an die Regeln der Königin halten, Diese Szenen bereiten Gänsehaut. Das Buch hat auch etwas Magisches und Fantastisches, diese Elemente eine nicht ganz unentscheidende Rolle.

Die Charaktere sind bis auf Charlie und ihre kleine Schwester zu blass und zu oberflächlich. Als Leser fällt es schwer, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Allein Charlie wirkt durch ihre Rolle als Ich-Erzählerin aktiver und zugänglicher, ihre kleine Schwester gewinnt die Sympathie des Lesers aufgrund der Tatsache, dass sie anders ist als andere Mädchen in ihrem Alter und dadurch Beschützerinstinkte weckt. Als Jugendbuch mangelt es natürlich nicht an der obligatorischen Dreiecks-Geschichte. Charlie steht zwischen zwei Jungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und beide versuchen, ihr Herz zu gewinnen. Als Leser steht man ebenso wie Charlie zwischen den Stühlen, da keiner der beiden Jungs überzeugend genug gezeichnet ist, um sich für ihn zu entscheiden. Ob Charlie am Ende eine Entscheidung trifft – und wenn ja, für wen – das lest ihr am besten selbst.

Der Stil der Autorin ist sehr angenehm und für ein Jugendbuch passend, sodass sich das Buch leicht und flüssig lesen lässt. Stellenweise hat Kimberly Derting vor allem in den Dialogen einen feinen Humor eingebaut, der den Lesefluss zusätzlich erleichtert. Zu viel Poesie oder Wortmalerei sollte man nicht erwarten, das passt einfach nicht zur Stimmung des Buches.

Mein Fazit:

Ein dystopischer Roman mit einer tollen Grundidee, aus der man noch mehr hätte machen können, und leider zu blassen und oberflächlichen Charakteren.