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Veröffentlicht am 28.09.2019

Tagebuch gegen das Vergessen

Wann wird diese Hölle enden?
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Das Tagebuch von Mary Berg (Miriam Wattenberg) beginnt sie an ihrem 15. Geburtstag zu schreiben, kurz bevor sie mit Ihrer Familie zwangsweise ins Warschauer Ghetto interniert wird. Es ist ein authentisches ...

Das Tagebuch von Mary Berg (Miriam Wattenberg) beginnt sie an ihrem 15. Geburtstag zu schreiben, kurz bevor sie mit Ihrer Familie zwangsweise ins Warschauer Ghetto interniert wird. Es ist ein authentisches Zeitzeugnis aus einer der dunkelsten Epoche der deutschen Geschichte. Sie beschreibt das Leben im Warschauer Ghetto, was zu Beginn noch von positiven Gedanken geprägt ist, die sich im Laufe der Zeit allerdings immer mehr verdüstern, genau wie die Repressalien der Nazis, die sich immer aggressiver und menschenverachtender gebärden. Doch Mary hat gegenüber den anderen inhaftierten Jungen gegenüber einen großen Vorteil, ihre Mutter ist Amerikanerin und gehört damit zu den doch sehr privilegierten Juden, die einen sogenannten Schutzstatus genießen. Ihre Familie muss nicht in den Löchern hausen, ihre Familie erhält Lebensmittel und ihre Mutter hat ihre amerikanische Visitenkarte an die Tür der Wohnung geheftet und so bleiben sie von den marodierenden Nazihorden zwar verschont, erleben jedoch hautnah die tägliche Brutalität und das Grauen der Nazi-Schergen. Doch es gibt auch einige wenige Lichtblicke, gegenseitige Unterstützung und Mut, durchzuhalten, doch der Tenor der Tagebucheintragungen liegt auf den Gräueltaten, der medizinischen Unterversorgung, den katastrophalen hygienischen Bedingungen, der Typhus ausbrechen lässt, Hunger, tägliche Gewalt, immer geballt zu jüdischen Festtagen, die Verlegung in ein Internierungslager und schlussendlich die Flucht per Schiff.
Die Autorin schreibt ein wenig distanziert, trotzdem packend und unter die Haut gehend. Die geschilderten Verbrechen lassen den Leser nicht kalt, sie gehen unter die Haut – lassen schaudern und fragen, waren das noch Menschen, die anderen Menschen solches Leid zufügen konnten? Vor allen Dingen vertiefen sie die bislang bekannte Geschichte des Warschauer Ghettos und lassen uns innehalten.
Das Tagebuch wird eingeleitet von einer Danksagung und einem sehr wichtigen Vorwort, das dieses Sachbuch ergänzt.
Dieses Sachbuch über den Holocaust ist ein sehr wichtiges Zeitzeugnis und gegen das Vergessen, damit diese menschenverachtenden Szenarien nie mehr wiederholen, denn leider sind die Rassisten stetig auf dem Vormarsch, Rechtspopulisten in Europa genauso wie mordende Rechtsradikale.
Wir alle müssen dem Einhalt gebieten, damit sich die Geschichte nicht wiederholt!

Veröffentlicht am 25.09.2019

Fesselnde spannende Geschichte über zwei starke Frauen

Die Charité: Aufbruch und Entscheidung
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Auch der zweite Teil „ Die Charite - Aufbruch und Entscheidung“ konnte mich von Beginn an fesseln, durch den Prolog zu Beginn des Romans ist der Leser sofort wieder mitten im Geschehen.
Ulrike Schweikert ...

Auch der zweite Teil „ Die Charite - Aufbruch und Entscheidung“ konnte mich von Beginn an fesseln, durch den Prolog zu Beginn des Romans ist der Leser sofort wieder mitten im Geschehen.
Ulrike Schweikert erzählt die Geschichte um Rahel Hirsch, einer Medizinerin, die sich in einer männerdominierenden Welt des Anfang des 30. Jahrhunderts durchzusetzen versucht und der jungen Arbeiterin Barbara Schubert, die sich mit harter Arbeit ihren Lebensunterhalt verdient und die sich anfreunden, so unterschiedlich beider Leben auch ist. Barbara will den Ungerechtigkeiten trotzen und schließt sich der Arbeiterbewegung an, Rahel will durch Leistung und Einsatz überzeugen. Man spürt beim Lesen den sich anbahnenden Wandel der Gesellschaft, doch als dann der erste Weltkrieg ausbricht, gerät beider Leben aus den Fugen, denn Hunger, Leid und Angst sind ihre ständigen Begleiter, doch beide stützen einander und helfen einander, voller Achtung und Respekt.
Neben der Geschichte der beiden Frauen fließen die geschichtlichen Ereignisse der damaligen Zeit nahtlos mit ein, die politischen Entwicklungen, Die Lebensbedingungen, die wir uns heute schwerlich vorstellen können, die Stellung der Frau und die Medizin der damaligen Zeit, fast noch in den Kinderschuhen, aber voller Forschergeist und Enthusiasmus. Damit wirkt die erzählte Geschichte glaubwürdig und wird abgerundet durch die spannende Schreibweise, die wunderbar flüssig zu lesen ist.
Den Abschluss des Romans bildet ein Epilog von 1938 sowie im Anhang Dichtung und Wahrheit.
Der Roman konnte mich vollends begeistern und erhält eine klare Leseempfehlung für einen Roman, der mich berührt hat und wunderbare Lesestunden beschert hat.

Veröffentlicht am 25.09.2019

Fesselnder emotionaler Hochgenuss

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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Der zweite Teil der Trilogie „Die Schwestern vom Ku'damm Wunderbare Zeiten „spielt in der Anfang der 50iger Jahre bis 1957, das Kaufhaus Thalheim knüpft langsam wieder an die alten Erfolge an. Während ...

Der zweite Teil der Trilogie „Die Schwestern vom Ku'damm Wunderbare Zeiten „spielt in der Anfang der 50iger Jahre bis 1957, das Kaufhaus Thalheim knüpft langsam wieder an die alten Erfolge an. Während Rieke sich völlig dem Kaufhaus verschrieben hat, geht Silvie beim RIAS Berlin ihren eigenen Erfolgsweg. Nur Oskar, Silvies Zwillingsbruder, macht der Familie immer wieder Kummer, er interessiert sich nicht für das Kaufhaus, geht eigene Wege, durchzecht Nächte und bindet sich an falsche Freunde. Als er in die Fänge eines Widersachers des Kaufhauses gerät und dem Kaufhaus Thalheim dadurch fast die Pleite droht, ist Silvie gezwungen, Verantwortung für die Familie und das Lebenswerk der Thalheims zu übernehmen.
Brigitte Riebe schreibt wunderbar emotional, flüssig und packt den Leser direkt von der ersten Seite mit ihrem fesselnden und spannenden Schreibstil. Auch dieser Roman ist wiederperfekt recherchiert und der Leser durchlebt beim Lesen die unterschiedlichsten emotionalen Gefühle, von Glück und Liebe bis hin zu Hass und Trauer. Selten schafft es ein Roman den Leser so in seinen Bann zu ziehen, denn sie verbindet Fiktion und Geschichte auf eine wunderbare leichte, aber sehr elegante Art und Weise. Geschichtliche Daten fließen so gekonnt mit ein, dass dem Leser die so ganz nebenbei nochmal vor Augen geführt werden und auch der Beginn des „Kalten Krieges“ zwischen Ost und West ist gekonnt sensibel mit eingebunden.
Der Roman hat mein Herz berührt und ich war leider viel zu schnell am Ende des Romans angelangt und habe die am Ende des Romans angehängten historischen Ereignisse Berlins der Jahre 1952-1957 noch einmal Revue passieren lassen.
Voller Spannung erwarte ich den dritten Band der Trilogie und kann diesen Roman mit einer klaren Leseempfehlung jedem ans Herz legen, es war ein absolut wunderbarer Lesegenuss.

Veröffentlicht am 11.09.2019

Geschichten zum Abschalten und Innehalten

Der Flug des Falken
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Ein lichtdurchfluteter Wald, eine Momentaufnahme, die Ruhe, Licht, Natur und das Leben in sich vereinigt, ein Bild, das schon beim Betrachten positive Assoziationen auslöst. Man kann sich förmlich in das ...

Ein lichtdurchfluteter Wald, eine Momentaufnahme, die Ruhe, Licht, Natur und das Leben in sich vereinigt, ein Bild, das schon beim Betrachten positive Assoziationen auslöst. Man kann sich förmlich in das Bild hineinfühlen.
In dem kleinen Büchlein warten sechs wundervolle, leicht lesbare Kurzgeschichten darauf, den Leser positiv zu stimmen, Hoffnung zu machen und Mut zu stärken. Die Geschichten haben Tiefgang und jede für sich beinhaltet eine Botschaft, mal innezuhalten, achtsam durch die Welt zu gehen, zu schauen, zu spüren und der Stille, die uns Menschen vielfach abhandengekommen ist, wieder mehr Raum zu geben, sich wieder mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren und draußen in der Natur Kraft zu tanken, für all die Herausforderungen, denen wir alle uns täglich zu stellen haben.
Ein paar Geschichten rühren direkt unser Herz, vielleicht machen sie im ersten Moment ein wenig traurig, bringen uns zum Schmunzeln, lassen uns innehalten und bringen uns zum Nachdenken, verkörpert werden die Geschichten durch Tiere, jedes auf seine Art sehr passend zu der jeweiligen Geschichten und mit Namen, die mehr bedeuten.
Wer offen ist für Geschichten mit Tiefgang, wer innehalten möchte, wer Kraft und Mut tanken möchte, dem möchte ich diese Kurzgeschichten empfehlen.

Veröffentlicht am 09.09.2019

G wie …. Gegen das Vergessen

Vergesst unsere Namen nicht
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Das dunkelste Stück unserer deutschen Geschichte war der Holocaust in Deutschland, Polen, Österreich und vielen weiteren Ländern … aber es gab ihn auch in Norwegen, das Land das eigentlich als Land des ...

Das dunkelste Stück unserer deutschen Geschichte war der Holocaust in Deutschland, Polen, Österreich und vielen weiteren Ländern … aber es gab ihn auch in Norwegen, das Land das eigentlich als Land des Widerstands während der NS-Zeit galt. Der Freiheitsmythos während der Besatzerjahre wurde traditionell hochgehalten. Doch auch dort wurden Juden verfolgt und deportiert und der Roman von Simon Stranger „Vergesst unsere Namen nicht“ setzt sich mit diesem Thema auseinander, er beleuchtet nicht nur die Geschichte der Opfer, sondern setzt sich auch mit Menschen auseinander, die zu Nazi-Schergen wurden.
Das in sepiafarbene Cover zeigt zwei Kinder, die Steine aufschichten vor einem in Trümmern liegenden Haus, schlicht aber eben dadurch auch sehr eindrucksvoll.
Der Schreibstil von Simon Stranger ist eher ungewöhnlich, aber in sich sehr stimmig, emotional, vor allen Dingen aber eindringlich geschrieben.
Die Kapitel werden mit Buchstaben des Alphabets begonnen, die immer auch einen Bezug zu dem Kapitel haben, denn zu jedem Buchstaben gibt es auch ein Kapitel, das wiederum gegliedert wird in Unterkapitel, dadurch einfach nachzuvollziehen. Durch Wechsel der Personalpronomen kann der Leser die jeweils handelnden Personen und unterschiedlichen Handlungsstränge sehr gut unterscheiden.
Man spürt beim Lesen des Romans, dass Simon Stranger sehr viel recherchiert hat, besonders über die Person des Henry Oliver Rinnan, ein berüchtigter norwegischer Nazi-Scherge in der Gegend um Trondheim während des Zweiten Weltkriegs aber auch über die jüdische Familie Kommisar und deren Vater Hirsch Kommisar, der ermordet wurde.
Der Roman fordert auf innezuhalten, lässt den Leser erschauern ob der Grausamkeiten, macht nachdenklich, ist eindringlich aber nicht anklagend geschrieben und eröffnet Möglichkeit zu eigenen Gedankengängen.
Ein Roman, der besonders ist, seinesgleichen sucht, nicht einfach, aber ehrlich und in meinen Augen nicht für schwache Gemüter geeignet….und der nicht nur in Norwegen, sondern überall auf der Welt die Botschaft in sich trägt…Vergesst unsere Namen nicht …“Ich bin kein Jude, ich bin ein Mensch“.

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