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Veröffentlicht am 02.09.2022

Wer mit den Toten spricht

Wer mit den Toten spricht
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Cassie Raven, Assistentin der Rechtsmedizin mit einer Vorliebe für Piercings und Tattoos, ist für gewöhnlich hart im Nehmen. Als ihre geliebte Großmutter ihr jedoch gesteht, sie jahrelang über den Tod ...

Cassie Raven, Assistentin der Rechtsmedizin mit einer Vorliebe für Piercings und Tattoos, ist für gewöhnlich hart im Nehmen. Als ihre geliebte Großmutter ihr jedoch gesteht, sie jahrelang über den Tod ihrer Eltern belogen zu haben, ist Cassie tief erschüttert. Denn es gab nie einen tödlichen Autounfall, als sie noch klein war – stattdessen wurde ihr Vater für den brutalen Mord an ihrer Mutter verurteilt und saß 17 Jahre im Gefängnis.

Mithilfe von DS Phyllida Flyte - ihrer Beinahe-Freundin - stellt Cassie Recherchen an, die jedoch immer mehr Fragen aufwerfen. Dann taucht ihr plötzlich bei Cassie auf und behauptet unschuldig zu sein. Nur die Toten können die ganze erschütternde Wahrheit enthüllen.



Cassie Raven arbeitet als Assistentin der Rechtsmedizin, für die sympathische junge Frau mit einer Vorliebe für Tattoos, Piercings und schwarzer Kleidung ist ihr Job eine Berufung, sie will, dass den Toten der Respekt entgegengebracht wird, den sie verdienen. Ihr neuster Kunde, wie sie die Toten nennt, ist der 15-jährige Bradley Appleton, der Junge hat augenscheinlich Selbstmord begangen, doch die Gründe dafür liegen im Dunklen. Ebenso im Dunkeln liegt die Wahrheit über den Tod ihrer Mutter, von der Cassie bisher dachte, sie wäre gemeinsam mit ihrem Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Nach einem Schlaganfall gesteht ihr ihre Großmutter, bei der die junge Frau aufwuchs, dass diese Geschichte nicht stimmt, ihr Vater wurde des Mordes an ihrer Mutter für schuldig befunden und saß 17 Jahre im Gefängnis, bis er bei ihr auftaucht und seine Unschuld beteuert. Nach anfänglichem Zögern sucht Cassie nach der Wahrheit.

Wer mit den Toten spricht ist der zweite Band der Reihe um Cassie Raven und mein erster, ich habe allerdings nichts vermisst, das spricht definitiv für das Buch, das gemächlich beginnt und dann mehr und mehr Fahrt aufnimmt.

Ich mochte Cassie von Beginn an, ihre empathische Art, mit den Menschen, die sie umgeben umzugehen, egal ob sie nun lebendig oder schon tot sind, macht sie sehr liebenswert, ihre Figur zeigt den Lesern auch wieder einmal auf, dass man nicht vorschnell über jemanden urteilen darf, nur weil er sich unkonventionell kleidet. Ihr Gegenpol ist DS Phyllida Flyte, die Polizistin ist manchmal überkorrekt und weniger gefühlsbetont als Cassie, was sie aber nicht weniger sympathisch macht.
Besonders ans Herz gewachsen ist mir aber Weronika, Cassies polnische Großmutter, eine Großmutter wie aus dem Bilderbuch, ihre Art mag ich sehr.

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Veröffentlicht am 16.12.2021

Wächter der Drachen

Wächter der Drachen
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Die große Drachin Tintaglia rettete einst die Händler von Bingstadt. Dafür schworen ihr diese, ihre Brut zu beschützen. Doch die Dankbarkeit der Menschen währte nur so lange, wie sie sich davon einen ...

Die große Drachin Tintaglia rettete einst die Händler von Bingstadt. Dafür schworen ihr diese, ihre Brut zu beschützen. Doch die Dankbarkeit der Menschen währte nur so lange, wie sie sich davon einen Vorteil erhofften. Und als sich die Drachenbrut als missgestaltet und schwach erwies, zogen die Händler ihren Schutz zurück. Nun benötigen die jungen Drachen eine neue Heimat. Ihre verbliebenen menschlichen Freunde sehen nur eine Möglichkeit: Kelsingra, die verlorene Stadt der Drachen inmitten der Regenwildnis. Doch der Weg dorthin ist mühsam. Niemand weiß, ob alle Drachen die Reise überstehen werden – und ob Kelsingra überhaupt noch existiert.



Ich kannte Robin Hobb bisher nur vom Hörensagen, aber der Klappentext der neu Übersetzung des Romans Drachenhüter hat mich neugierig gemacht. Die Drachin Tintaglia lässt die Drachenbrut in der Obhut der Menschen zurück, diese hatten ihr einst geschworen sich, um die frisch geschlüpften Drachen zu kümmern und diese zu versorgen, doch das erweist sich als schwieriger als gedacht, denn die Drachen sind missgestaltet und wie es scheint werden sie nie in der Lage sein sich selbst zu versorgen. Krank und schwach vegetieren sie auf einem schlammigen Strand dahin, unfähig sich in die Lüfte zu erheben. Die Umsiedlung zur Uraltenstadt Kelsingra soll nicht nur den Drachen helfen, auch die Händler erwarten sich unendliche Reichtümer in der verschollenen Stadt, deren Existenz unbewiesen ist, eine vage Erinnerung im kollektiven Gedächtnis der Drachen.

Robin Hobb erzählt die Geschichte aus mehreren Perspektiven, recht früh lernen wir Thymara kennen, sie lebt in der Regenwildnis und dürfte eigentlich nicht existieren, zu groß sind die Missbildungen die sie zeichnen und zu früh traten diese auf, solche Kinder werden normalerweise direkt nach der Geburt ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen, doch Thymaras Vater war dazu nicht in der Lage und rettete sein Kind. Das Mädchen wächst zu einer geschickten Baumkletterin heran, die ihre Eltern nach Kräften unterstützt und sich als Hüterin der Drachen auf der Reise nach Kelsingra verdingt.

Alise ist die Tochter eines Händlers aus Bingstadt, die junge Frau hat ihr Leben dem Studium der Drachen verschrieben, denn weder sie noch ihre Eltern glauben daran das sie jemals heiraten wird, zu unscheinbar ist sie für den Geschmack der anderen, sie studiert uralte Schriftrollen und ist bald eine Expertin auf dem Gebiet der Drachen und der Uralten. Ihr größter Wunsch wäre ein Zusammentreffen mit den Drachen, doch erst die unerwartete Hochzeit mit Heest, einem reichen Kaufmannssohn beschert ihr die finanziellen Mitteln für die Reise. Gemeinsam mit Sedric, dem engsten Vertrauten ihres Mannes macht sie sich auf die beschwerliche Reise in die Regenwildnis.

Sedric war es auch der Heest davon überzeugte das Alise die richtige Frau für ihn wäre, die Frau die ihm einen Erben schenkt und sonst ihn ihrer Unscheinbarkeit einfach nur dankbar und still ihr Leben dem Erben und dem Haushalt widmen würde. Doch Sedric der ein Jugendfreund Alises ist, plagt das schlechte Gewissen, denn Alise ist unglücklich in ihrer Ehe. Genauso wie Heest, der nur geheiratet hat, um die Erbfolge zu sichern.

Dies sind nur einige Charaktere, die in diesem Buch eine wichtige Rolle spielen, von den Drachen habe ich noch gar nicht erzählt, sie sind so unterschiedlich wie die Hüter die sie auf ihrer Reise begleiten, nicht nur körperlich unterscheiden sie sich in Farbe und Größe, dem Glanz und Funkeln ihrer Schuppen, auch ihre Charktereigenschaften unterscheiden sich, da ist Sintara, die wunderschöne blaue Drachin, träumt von einem Leben, in dem sie hoch in der Luft ihre Kreise zieht und jagt, dabei schafft sie es nicht einen Zentimeter vom Boden, doch ihr Verstand ist einer der klarsten und ihre Arroganz hat sicherlich nicht unter Missbildungen zu leiden.

Robin Hobb hat eine für mich, völlig fremde Welt erschaffen, ich weiß nicht, ob es wirklich erforderlich ist die anderen Bücher der Autorin gelesen zu haben, es gibt wohl einige Hinweise auf die Weitseher Saga oder auch andere Bücher, aber da ich diese nicht kenne habe ich nichts vermisst.

Manchmal zog sich die Geschichte etwas in die Länge, manche Passagen schienen mir etwas aufgebläht, manches schien etwas zu viel erklärt, doch im Großen und Ganzen, hat mir der erste Teil der Regenwildnis Chronik sehr gefallen und ich kann schon jetzt sagen, dass der zweite Teil diesem in nichts nach steht. Mit dem habe ich schon begonnen.



1. Wächter der Drachen
2. Stadt der Drachen
3. Kampf der Drachen
4. Blut der Drachen

Dieser Roman ist bereits unter dem Titel »Drachenkämpfer« auf Deutsch erschienen. Er wurde für diese Ausgabe komplett überarbeitet.

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Veröffentlicht am 19.02.2021

Untertauchen

Untertauchen
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Gretel will nach sechzehn Jahren endlich Antworten auf die Fragen die sie ihr halbes Leben lang begleiteten.
Was geschah auf dem Hausboot und warum hat ihre Mutter Sarah sie ohne Vorwarnung verlassen.
Als ...


Gretel will nach sechzehn Jahren endlich Antworten auf die Fragen die sie ihr halbes Leben lang begleiteten.
Was geschah auf dem Hausboot und warum hat ihre Mutter Sarah sie ohne Vorwarnung verlassen.
Als sie sie tatsächlich findet, drängt die Zeit, denn Sarah leidet unter Demenz das macht den Zugang zu ihr und das Zusammenleben schwierig. Doch Gretel muss Antworten finden um zu erfahren was in ihrer Kindheit geschehen ist.

Daisy Johnson hat einen thematisch schwierigen Roman geschrieben und sie hat nicht nur ein Thema aufgegriffen, sondern viele verschiedene in eine Geschichte verpackt und diese mit wunderbaren Worten zu einem stimmigen Gesamtbild verknüpft.
Untertauchen ist in drei Abschnitte aufgeteilt die im Wechsel erzählt werden.
Die Begebenheiten in der Gegenwart sind mit Cottage übertitelt, sie erzählen vom Leben Gretels und Sarahs, nachdem Gretel ihre Mutter bei sich aufgenommen hatte. Jagd beschreibt die Suche Gretels nach Sarah und Fluss erzählt vom Leben auf dem Hausboot.
Worte spielen in Gretels Leben eine große Rolle, während der gemeinsamen Zeit mit ihrer Mutter haben sie eigene Worte erfunden, für kleine Missgeschicke und für die große Angst. Als Erwachsene arbeitet Gretel als Lexikografin.

Es ist nicht ganz einfach gewesen einen Zugang zu der Geschichte zu finden, der Schreibstil und die Wortwahl sind ungewöhnlich, die Autorin bedient sich vieler Metaphern, das muss man mögen aber einmal eingetaucht, fesselt sie einen und lässt nicht mehr los.
Je mehr man liest, desto mehr enthüllt sich das Drama um die Mutter-Tochter Beziehung so ganz entwirrt sich das Geflecht allerdings nie, auch am Ende bleiben für meinen Geschmack ein paar Fragen zu viel unbeantwortet aber bis dahin war Untertauchen ein wunderbares, sprachlich forderndes Lesevergenügen.

Birgit Maria Pfaffinger hat als Übersetzerin übrigens einen wunderbaren Job gemacht.

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Heißes Pflaster

Heißes Pflaster
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Als der Leiter des Leipziger Liegenschaftsamtes Guido Ehrlich tot aufgefunden wird, scheint zunächst alles nach einem tragischen natürlichen Tod auszusehen. Und auch als Beweise auftauchen, die doch auf ...

Als der Leiter des Leipziger Liegenschaftsamtes Guido Ehrlich tot aufgefunden wird, scheint zunächst alles nach einem tragischen natürlichen Tod auszusehen. Und auch als Beweise auftauchen, die doch auf ein Verbrechen hindeuten werden, die Kommissare Hanna Seiler und Milo Novic ausgebremst.
Schnell stellt sich die Frage wer ein Interesse daran haben konnte, den Politiker der gegen den Ausverkauf Leipziger Immobilien war und diesen weitgehend verhinderte, aus dem Weg zu räumen.
Bald stoßen Hanna und Milo auf den Immobilienmogul Wenger und dessen Beziehungen in das Leipziger Rathaus und zur rechten Szene.

Heisses Pflaster spielt in einer meiner Lieblingsstädte, Leipzig habe ich bei meinen viel zu seltenen Besuchen als freundlich und weltoffen erleben dürfen, wie das aber so ist als Besucher, man sieht die gute Stube, die vernachlässigten Orte sieht man nicht, die an denen sich das wahre Leben abspielt, an denen die Menschen darum bangen wie sie sich ihr Umfeld verändert und ob sie sich in Zukunft die Miete in ihrer Nachbarschaft noch leisten können.
Dieses Thema greift Alex Pohl auf, er hat mit Guido Ehrlich einen Charakter erschaffen, der sich für ein buntes Leipzig einsetzt und sich zum Ziel setzte alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen.
Pohl lässt seine Leser einen kurzen oberflächlichen Blick auf die Linke Szene werfen und streift ebenso oberflächlich den rechten Rand. Er lässt seinen Lesern viel Raum für eigene Spekulationen und das gefällt mir eigentlich recht gut. Zwischendurch hatte ich viele Verdächtige, die immer wieder in meinen Focus schoben und fast genauso schnell wieder daraus verschwanden. Bis sich gegen Ende ein klares Bild ergab.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich aber trotz aller Spannung, Pohl hat viele Protagonisten eingeführt, den Immobilienhai Wenger und seinen Sohn Marc und dessen Freundin Annie zum Beispiel spielen wichtige Rollen in der Geschichte, sie werden aber für meinen Geschmack nicht ausführlich genug vorgestellt.
Nichtsdestotrotz ist
Heisses Pflaster sehr spannend und aktuell.
Ich freue mich schon sehr auf weiter Fälle mit Hanna und Milo, vor allem da auch einiges aus der Vergangenheit Hannas ans Tageslicht drängt, das so einige lieber im Dunkeln liessen.

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Veröffentlicht am 01.10.2019

Connect

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Inhalt: Der achtzehnjährige Colt lebt den größten Teil seines Lebens in einer von ihm selbst geschaffenen virtuellen Welt, in dieser Welt ist er der gefeierte Star, während er in der realen Welt nicht ...

Inhalt: Der achtzehnjährige Colt lebt den größten Teil seines Lebens in einer von ihm selbst geschaffenen virtuellen Welt, in dieser Welt ist er der gefeierte Star, während er in der realen Welt nicht mit seinen Mitmenschen zurecht kommt. Heimlich beendet er eine Arbeit über Biotechnologie seiner Mutter und reicht sie bei einem Komitee ein. Noch bevor die bahnbrechende Arbeit an die Öffentlichkeit kommt, wird sie von der NDSA (National Domestic Security Agency) für die sein Vater arbeitet, beschlagnahmt.Cody und seine Mutter müssen fliehen und Cody muss sich der Realität stellen.

Meine Meinung: Im Kappentext heißt es Cody ist der clevere Sohn ... Clever ist absolut untertrieben, Cody ist ein genialer Computercrack, mühelos programmiert er virtuelle Welten und bügelt in diesen Fehler seiner Mitprogrammierer aus, er schreibt die Arbeit über Biotechnologie seiner Mutter zu ende. Intellektuell ist Cody auf einem kaum vorstellbaren Level, dem steht seine soziale Intelligenz gegenüber, ohne Skrupel räumt er die Konten seiner Mutter leer um sich Computerzubehör zu kaufen, er hat keine echten Freunde und ist kaum in der Lage mit seiner Mutter zu kommunizieren, geschweige denn mit anderen.
Ich war teilweise wirklich überfordert mit dem Buch, viel zu viel Programmiersprache für meinen Geschmack, bzw. für mein Alter, jeder der sich etwas besser auskennt als ich und das dürften die Meisten sein liest und versteht die teils wirklich simplen Begriffe ( ich habe mich ja schlau gemacht und bei meinem persönlichen Computerspezialisten nachgefragt) problemlos.
Ich habe das Buch also nochmal von vorn begonnen und mich auf die Menschen konzentriert, auf Cody der lernen muss im richtigen Leben zu agieren, auf Naomi bei der ich so manches Mal dachte: Wie kannst du zulassen das sich dein Kind komplett von der Welt zurückzieht? Cody besucht keine Schule und auch beim Hausunterricht tricksen sie die Behörden aus. Möglich das Cody in einer Schule unterfordert wäre, aber für seine soziale Kompetenz wäre das Zusammensein mit anderen mehr als hilfreich gewesen, für alles andere hätte sich bestimmt auch eine Lösung gefunden.
Verpackt in einen Wissenschaftsthriller, mit selbstfahrenden Autos, elektronischen Haushaltshelfern und virtuellen Realitäten, verbirgt sich eine Geschichte über das erwachsen werden und den damit nicht unkomplizierter werdenden zwischenmenschlichen Beziehungen, sei es zwischen Eltern und Kindern oder zwischen Frau und Mann.
Eine durchaus lesenswerte Geschichte, die auch zum Nachdenken anregt.