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Veröffentlicht am 11.11.2019

There is nothing to fear but fear itself...

Zauberschön
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„Bislang ist der Drache vor allem eine Ablenkung. Er wird vermutlich zum Sündenbock gemacht. Aber das wird unsere Probleme nicht dauerhaft lösen…“
Seite 111

Es ist ein wunderschöner Ort, dieses Floralpis. ...

„Bislang ist der Drache vor allem eine Ablenkung. Er wird vermutlich zum Sündenbock gemacht. Aber das wird unsere Probleme nicht dauerhaft lösen…“
Seite 111

Es ist ein wunderschöner Ort, dieses Floralpis. An den Hängen eines erloschenen Vulkans blüht und gedeiht es, die Menschen sind arbeitsam und friedlich, pflegen ihre Blumen und der Tourismus floriert. Doch der junge Prinz Geranius ist von Angst erfüllt und will eine Mauer rund um das paradiesische Reich ziehen.
Der Baulärm lockt aber auch ein besonderes drachenartiges Wesen an, Pankratz den Tatzelwurm. Ein durchaus friedliches Tier, das sich leider von Ideen ernährt – und an ihrer Stelle Mutlosigkeit hinterlässt. Und so macht sich bald Verzweiflung breit in Floralpis, die Angst und die Trostlosigkeit schlagen Wurzeln.
Wer könnte dem Reich noch helfen? Vielleicht die kleine Ava, die als einzige mit dem Tatzelwurm sprechen kann…
„Zauberschön“ heißt dieses wunderbar illustrierte Buch von Irene Matt – und das beschreibt es perfekt! Es ist ein bezaubernd schönes Reich, das sie uns vor Augen führt. Und es zeigt so viele Parallelen zu dem Paradies, in dem wir leben. In dem uns jemand einreden will, wir müssen große Angst haben und Mauern ziehen.
Wenn Pankratz Ideen aussaugt, bleibt ein Gefühl der Leere, ein interessantes Bild, das wir auch in unserer Gegenwart kennen – vielleicht macht sich auch hier ein Drachenartiger breit?!
Und so ist das Buch ein Märchen auf der einen Seite – und ein perfektes Abbild unserer Gesellschaft und deren Probleme auf der anderen, gegen die man vielleicht auch einfach ein wenig Mut verbreiten müsste… Mut, den andersartigen die Hand zu reichen und mit ihnen gemeinsam eine bessere Welt zu bilden. Anders, als wir sie bisher kannten, aber mit dem Besten, was unsere Kulturen zu bieten haben…
Und sie ist „Zauberschön“ ein Plädoyer für Mut und Neugier und Zusammenhalt, eine Botschaft, die es sich zu verbreiten lohnt!
Fazit: Ein wunderschönes Gesellschafts-Märchen für jung und alt, toll illustriert! Absolut lesenswert! Denn: There is nothing to fear but fear itself…

Veröffentlicht am 10.10.2019

Ein mörderisches Klassentreffen...

Hüttenkatz
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Plötzlich war’s wieder vorbei mit Hannis Ruhe. (…) „Der Brandner Kaspar und der Tod“, flüsterte sie, verdrehte die Augen und sackte in seine Arme. (…)
In diese gespenstische Stille hinein meldete sich ...

Plötzlich war’s wieder vorbei mit Hannis Ruhe. (…) „Der Brandner Kaspar und der Tod“, flüsterte sie, verdrehte die Augen und sackte in seine Arme. (…)
In diese gespenstische Stille hinein meldete sich plötzlich Frau Merkel. >>Yeah, mein schwarzer Bruder ist gekommen, jetzt geht der Spaß erst richtig los.<<

Eigentlich fährt Steinböck nur zu einem gemütlichen Klassentreffen. Das einzig außergewöhnliche: Es findet auf einer einsamen Berghütte statt und niemand weiß genau, wer es organisiert hat. Ach ja, und die Katze Frau Merkel hat sich selber dazu eingeladen – aber das ist eigentlich schon wieder gewöhnlich.
Doch ehe sie es sich versehen, wird tief in der Vergangenheit gegraben, aktuelle Verfehlungen angeprangert – und die Anzahl der noch lebenden Klassenkameraden dezimiert sich schlagartig… Wie soll Steinböck diese Morde aufklären? Gut, dass er sein Team inklusive der etwas eigenwilligen Katze rund um sich hat!

Ich gestehe alles – ich bin Wiederholungstäterin! Wenn rund um Steinböck gemordet wird, bin ich in der ersten Reihe mit dabei!
Was diese Krimis so besonders macht? Da hätten wir einerseits ein absolut unschlagbares Ermittlerteam: Steinböck, dessen Vornamen nicht genannt werden darf, den absolut politisch korrekten Emil, ein stark pigmentierter Rollifahrer, seine Kollegin Ilona Hasleitner und die Katze Frau Merkel. Manche Menschen können quasi die Gedanken der Saukatz lesen – was sie gerne auch zu ihrer eigenen Belustigung ausnutzt und Steinböck den Ruf eines komischen Kauzes eingebracht hat. Manchmal hilft sie auch bei den Ermittlungen – aber wirklich nur, wenn es ihr grade gut in den Kram passt. Ansonsten ist sie auch gerne mal ungewöhnlich schweigsam, wenn sie wichtige Beobachtungen gemacht hat.
Auf der anderen Seite einen realistischer Mord mit glaubwürdigen Motiven, authentischen Ermittlungen in einem flüssig-unterhaltsamen Stil mit jeder Menge Humor erzählt.
Diesmal mischen auch noch sehr unterschiedliche und interessante Charaktere in Form von Steinböcks ehemaligen Klassenkameraden mit. Sei es der „doch nicht so Bio“-Bauer Waldmeister, die sehr Bio-Gras-rauchende Hanni oder der dubiose Halbkriminelle Obstler, den man schon aus den Vorbänden kennt. Das verspricht einen unterhaltsamen Krimiabend! Sehr lesenswert!


Veröffentlicht am 02.10.2019

All I want for Christmas, is ... dieses Buch!

Stille Nacht, flauschige Nacht
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„Ja, stimmt, ich habe kürzlich ein kleines Schwätzchen mit Petrus gehalten und ihn gebeten, ein bisschen am Wetter zu drehen. (…) Als Dankeschön kriegt er bis Weihnachten regelmäßig Kostproben von meinem ...

„Ja, stimmt, ich habe kürzlich ein kleines Schwätzchen mit Petrus gehalten und ihn gebeten, ein bisschen am Wetter zu drehen. (…) Als Dankeschön kriegt er bis Weihnachten regelmäßig Kostproben von meinem Gebäck.“
„Du hast Petrus bestochen?“ Santa Claus riss empört die Augen auf.
Seite 424

Joel schreibt einen Brief an den Weihnachtsmann: Er möchte einen Hund und… sein Papa Patrick Sternbach arbeitet zu viel und Joel hat Angst, dass er und seine Zwillingsschwester Jessica zurück zu den Großeltern und ins Internat müssen… Da wäre es doch toll, wenn sein Papa jemanden hätte, der ihn bei all dem unterstützt.
Es ist zwar erst Oktober, aber da muss Santa mit seiner Frau und den Elfen dringend eingreifen!
Gut, dass Patrick mittlerweile schon einen Hund aus dem Tierheim geholt hat, so ist ein Punkt erledigt und vielleicht kann Oskar die weihnachtliche Mission ja unterstützen?

Ok, eine vorweihnachtliche Liebesgeschichte, in der wir in kurzen Einschüben Santa und seine Elfen bei der Arbeit beobachten und ein Hund, dessen Gedanken wir in Auszügen lesen können?! Normalerweise würde ich sofort Kitschalarm ausrufen!
ABER… bei Petra Schier werden diese Elemente zu einem absoluten Winter-Wohnfühl-Roman, den ich in einem verschlungen habe! Ihre jährlich erscheinenden Weihnachtsbücher finden alle in derselben kleinen Stadt statt, sind nur lose miteinander verbunden und auch für Neueinsteiger gut geeignet. Aber als Wiederholungstäter freut es mich immer wieder, bekannte Namen zu lesen!
In diesem eigenständigen Roman treffen wir wieder auf die Großfamilie Sternbach, die wir schon vergangenes Jahr kennenlernen durften. Patrick steckt bis zum Hals in Arbeit und auch das von den Großeltern Meininger auf die Matte gerufene Jugendamt macht ihm das Leben schwer. Da trifft es sich gut, dass Lauras Freundin Angelique gerade eine Auszeit im Ort macht. Die als „Tausendprozentig“ bezeichnete könnte als Assistentin der Geschäftsleitung Ordnung in sein Chaos bringen. Wenn Patrick es zulässt und ein paar Zügel aus der Hand gibt… und wenn nicht jedes Mal die Emotionen hochkochen, wenn die zwei aufeinanderprallen.
Und Angelique ist schon eine Person für sich. Mit absolutem Selbstvertrauen und langjähriger Erfahrung dreht sie binnen kurzer Zeit Patricks Büro – und sein Gefühlsleben – auf links, verweist Lieferanten in ihre Schranken, legt sich mit Meiningers Anwalt an und gewinnt rasch das Vertrauen von Patricks Zwillingen. Hat man sich erst Mal an ihren Namen gewöhnt genießt man es, ihr dabei zuzusehen, wie sie durch das Geschehen wirbelt!
Natürlich kommt dabei auch die Vorweihnachtszeit nicht zu kurz. Wir dürfen gemeinsam Kekse backen, Schneeballschlachten austragen und das ein oder andere Weihnachtslied bekommt man beim Lesen auch in den Kopf gezaubert! Ob das wohl das Wirken von Santas Frau ist?

Ein Buch zum „In-Weihnachtsstimmung-Kommen“, sich verlieben und einfach nur winterlich wohlfühlen!



Veröffentlicht am 19.09.2019

Eine humorvolle Auszeit vom Alltag - und das auf absolut legale Weise!

Nerventee
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„Die glaubt wohl, ich hocke den ganzen Tag daheim und bohre in der Nase? Ich habe Haushalt!“

Der ganz normale Wahnsinn, den Franzi da lebt. Wohnen in einem kleinen bayrischen Kaff, Kinder, Erziehung, ...

„Die glaubt wohl, ich hocke den ganzen Tag daheim und bohre in der Nase? Ich habe Haushalt!“

Der ganz normale Wahnsinn, den Franzi da lebt. Wohnen in einem kleinen bayrischen Kaff, Kinder, Erziehung, Haushalt, Teilzeitjob –und dazu noch einen Vater, der sowieso immer besser weiß, wie es zu laufen hat.
Doch gottseidank naht die Rettung: Denn Tante Hilde hat nicht nur die schönsten Tomaten und besten Zucchini, nein, auch in Sachen Kräuteranbau kann ihr keiner das Wasser reichen. Und diese neue Sorte Kräutertee, die sie in ihrem Gewächshaus hochzieht, scheint ja wirklich ein Wundermittel zu sein, wenn man Franzis Mama und dem halben Dorf Glauben schenken kann. Blöd nur, dass das tolle Biokraut erstklassiges Cannabis ist…
Und so ein bisschen gechillt läuft es doch gleich viel besser, oder? Bis… bis die Polizei an die Tür klopft und sich die Ereignisse überschlagen. Da ist es dann mit der Entspannung auch nicht mehr weit her…

Eine unglaubliche Geschichte hat Antonia Vitz da geschrieben! Die von ihr knackig, humorvoll erzählten Situationen sind so nah am Leben, das ich kenne, dass ich nicht nur einmal laut auflachen musste! Seien es absolut unverständliche, ausartende Gespräche in der Whatts-App-Elterngruppe, der allabendliche Zu-Bett-Geh-Terror der lieben Kleinen oder eben der gute Papa Sepp, der alles so sagt, wie er es sich denkt – ohne Rücksicht auf Verluste. Und dazu noch Tante Hilde, die keine Ahnung hat, was sie da eigentlich in ihrem Garten hat und den Tee munter übers ganze Dorf verstreut.
Und die Wirkung scheint wirklich toll zu sein, denn obwohl sie es partout nicht schaffen, dem manchmal doch etwas anstrengendem Sepp etwas von dem Tee einzuflößen, können sie mit seinen Eigenarten auf einmal viel besser umgehen. Manchmal war es mir fast ein wenig zu verherrlichend, welche Eigenschaften dem Kraut da alles zugeschrieben werden, was die sympathische Autorin in einem ausführlichen Nachwort relativiert, in dem sie erklärt und auch warnt

Man mag zu Hanf und seiner Wirkung stehen, wie man, dieses Buch schafft eine humorvolle Auszeit vom Alltag, inklusive Lachflash – und das auf absolut legale Weise!

Veröffentlicht am 04.09.2019

Spannend erzählter Münchenkrimi!

Blut. Rausch. Gift.
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„Ich weiß was ich tue. Der Geruch hat meine Erinnerung zurückgebracht. Es wird zwar noch ein bisschen dauern, (…) aber ich werde rechtzeitig für meine Rache bereit sein.“
Prolog

In einer Schreinerei werden ...

„Ich weiß was ich tue. Der Geruch hat meine Erinnerung zurückgebracht. Es wird zwar noch ein bisschen dauern, (…) aber ich werde rechtzeitig für meine Rache bereit sein.“
Prolog

In einer Schreinerei werden zwei Personen brutal erstochen – der Täter ist flüchtig. Und als dann auch noch ein Giftmord auf der Wiesn geschieht, drängt die Zeit!
Privat kommen sich Henri und Elisa immer näher. Doch als Elisas Chefredakteur von dieser Verbindung erfährt, verlangt er exklusive Vorabinformationen – die Elisa nicht liefern kann und will. Um mehr zu erfahren und ihren Job zu sichern, ermittelt Elisa auf eigene Faust…
Die Fahndung nach dem Mörder in der Schreinerei gestaltet sich als zäh. Und der vergiftete Pilot hat sich nicht nur Freunde gemacht, seine Witwe muss unangenehme Wahrheiten erfahren. Und die Polizei muss eine Mischung aus Warnung und Beruhigung veröffentlichen, um nicht die Gaudi auf der Wiesn zu gefährden.

Bereits zum vierten Mal gelingt es Liv Morus, mich mit ihrer Reihe rund um Elisa und Henri von der ersten bis zur letzten Seite zu packen!
Auch auf die Gefahr hin, mich in meinen Rezensionen zu widerholen, ihre Krimis haben einfach die perfekte Mischung für mich! Die Morde sind brutal, aber nicht zu „grausig“, die Motive und Täter absolut glaubwürdig – und dennoch schafft es die Autorin immer wieder, mich zum Ende hin zu überraschen!
Die Handlung ist so spannend aufgebaut, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Und auch die Rahmenhandlung, Elisas Herausforderungen in der Redaktion, der neue, etwas seltsame Ermittler in Henris Team, geht weiter und macht die Protagonisten noch glaubwürdiger und menschlicher. Aber in einem Ausmaß, dem auch Quereinsteiger leicht folgen können.
Und wie immer mein Star der Geschichte – München! Dass wir auch noch über die Wiesn geführt werden, macht das ganze doppelt lesenswert!
Zum Fall selbst kann ich nicht viel verraten, ohne zu spoilern… Lasst euch nur sagen, auch ihr werdet überrascht sein, wie nah an der Wahrheit ihr dran seid – ohne sie zu erraten!