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Veröffentlicht am 18.12.2016

Der Funke sprang nicht über...

Im Sommer wieder Fahrrad
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Die lebensfrohe Lea erhält mit dreißig Jahren eine erschütternde Diagnose: Krebs. So muss sie in Behandlung, während ihre Freunde ein unbekümmertes Leben führen, Familien gründen und das Leben einfach ...

Die lebensfrohe Lea erhält mit dreißig Jahren eine erschütternde Diagnose: Krebs. So muss sie in Behandlung, während ihre Freunde ein unbekümmertes Leben führen, Familien gründen und das Leben einfach genießen. Immer wieder werden Leas eigentlicht recht glückliche Gedanken durch Angst, Melancholie und Todesfurcht getrübt, sodass sie nach einem haltbringenden Anker suchen muss. Diesen findet sie ein Stück weit in ihrem Lebensgefährten; ihre verstorbene Großmutter ist es allerdings, die ihr besonders viel Kraft, Hoffnung und Mut schenkt.
Denn bevor Lea erkrankte, hatte sie sich das Ziel gesetzt, "Mütterchens" Leben aufzuzeichnen und ihr somit eine Art letzter Ehre zu erweisen. Großmutter Ellis war Schauspielerin aus Leidenschaft und mutig, lustig, tapfer, abenteuerlustig und nicht klein zu kriegen.
So umfasst dieses Buch zwei mehr oder weniger voneinander unabhängige Erzählstränge - einmal den, des Lebens von Ellis und den, von Leas Therapie.

Bei "Im Sommer wieder Fahrrad" handelt es sich um ein Werk mit autobiografischen Zügen, was zu wissen interessant sein mag. Generell berührt es mich sehr häufig, wenn (ehemalige) Krebspatienten über ihre Erkrankung und Genesung schreiben, in diesem Falle konnte mich die Erzählung jedoch nicht mitreißen oder bewegen...
Zunächst möchte ich auf den Erzählstrang zu Lea eingehen, da dieser meines Erachtens die Geschichte an sich eher bildet als der andere. Selbstverständlich ist eine derart harte Diagnose furchtbar, das möchte ich gar nicht in Abrede stellen, allerdings verliert sich die Autorin meines Erachtens zu sehr in den Ausführungen zu ihrer Leidensgeschichte. Zwar klagt sie nicht permanent weh, jedoch springt der Funke auch nicht wirklich über. Mal sehr betrübt, dann wieder zu gewollt lustig - so wirkte das Gesamtbild nicht stimmig. Darüber hinaus blieben die Figuren für mein Empfinden zu farb- und gestaltlos. Über Lea erfährt der Leser kaum mehr als dass sie ein großer Fan ihrer Großmutter ist, sie als humorvoll beschrieben wird und dass sie sich vornimmt, den Krebs zu besiegen. Was tief in ihr vor geht, bleibt recht schwammig und auch Figuren wie ihr Partner Paul bleiben blass und schemenhaft.
Da diese Handlung stetig unterbrochen wird, kann sich kein zusammenhängendes Bild entwickeln, was sehr schade ist. Dass ich das Erzählte als bruchstückhaft und puzzleteilartig empfand, mag auch darauf zurück zu führen sein.
Der Erzählstrang um "Mütterchen" konnte mich leider nicht mehr begeistern, da die Ausführungen meines Erachtens ins Unbedeutsame abschweifen. Die Großmutter scheint keinen Liebhaber abgewiesen und allgemein viel gelebt zu haben... Die Bezeichnung "Mütterchen", welche ständig gebraucht wurde, war mir irgendwann auch zu viel... Sympathisch wurde sie mir leider ebenso wenig wie die anderen Charaktere, obwohl man hier sicherlich mehr hätte herausholen können. Für mich waren Szenen, in denen das "Mütterchen" der jugendlichen Lea Kondome aus den 80ern geradezu aufzwängen wollte, nicht sonderlich ansprechend...
Allgemein fehlte mir beim Lesen die Spannung, denn es gab keine wirklichen Konflikte die es zu lösen galt oder Ähnliches. Die Krebserkrankung wurde zwar etwas beschrieben, aber nicht erfahrbar, erlebbar oder greifbar gemacht, sodass ich gewissermaßen auf Distanz blieb. Selbstverständlich kann man nicht erwarten, dass man durch ein Buch spürt, wie sich Krebs anfühlt. Nicht wirklich zumindest. Aber es gibt einige Bücher, die einen packen und mit einer Gefühls- und Gedankenwelt konfrontieren, die man nicht ignorieren oder von sich weisen kann, sodass man automatisch mit den Protagonisten mitfühlt. Hier konnte ich mich nicht in die Erzählerin versetzen...
Der Schreibstil ist soweit ganz angenehm, weswegen sich das Buch, wäre es vom Inhalt her packender, sehr schnell lesen ließe. Leider war das Ende auch sehr vorhersehbar, was der Spannung erneut einen Dämpfer setzte... Die Idee, Berliner Mundart mit einfließen zu lassen, hat mich hingegen sehr angesprochen und sorgte für Abwechslung.
Durch das Buch ziehen sich zudem Insider, beispielsweise aus Gesprächen mit der Großmutter, sodass hin und wieder mal ein Element aus den vorangegangenen Erzählungen aufgegriffen wird. Die "Schnipsgummis" werden einem so unter anderem immer wieder begegnen...

Alles in allem ein Buch, welches ein schweres Schicksal beschreibt, dieses für den Leser allerdings nicht wirklich greifbar macht. Für ihr Durchhaltevermögen und den Kampfgeist gegen die Erkrankung gebührt der Autorin mein Respekt. Allerdings konnte mich das Buch aufgrund der nicht gerade packenden Handlung nicht sonderlich überzeugen. Der Schreibstil ist hingegen angenehm. Wer Bücher zu dem Thema Krebs sucht, findet wohl eine Reihe einfühlsamerer und spannenderer Werke...

Veröffentlicht am 18.12.2016

Hat einige Schwächen…

Vegan for Fit Gipfelstürmer – Die 7-Tage-Detox-Diät
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„Mit seinem revolutionären Ansatz wird Attila Hildmann die Diätbuchwelt wieder einmal verändern. In Zukunft werden Menschen, die abnehmen wollen, nicht mehr einfach alle die gleichen Portionsgrößen und ...

„Mit seinem revolutionären Ansatz wird Attila Hildmann die Diätbuchwelt wieder einmal verändern. In Zukunft werden Menschen, die abnehmen wollen, nicht mehr einfach alle die gleichen Portionsgrößen und Nährstoffmengen bekommen.“, so die ersten beiden Sätze des Klappentextes. So unglaublich visionär ist dieser Ansatz meines Erachtens zwar nicht, dennoch ist es eine nennenswerte Idee, das ein kostenloser Internetrechner, mithilfe von Angaben zu Körpergröße, Alter, Gewicht und Beruf, ein persönlich auf den Leser zugeschnittenes Bewegungsprofil sowie individuelle Bedarfsmengen errechnet und sogar automatisch Einkaufszettel erzeugt.
Genau deswegen soll sich der Abnehmerfolg ohne mühsames Rechnen erzielen lassen – wobei ich hier doch mühsam eintippen und meinen Computer fragen muss…? Nichtsdestotrotz ist der vorgestellte sicherlich ein interessanter Ansatz. Schließlich wird ebenso wie das leichte Abnehmen auch die „auf den Punkt“ (Klappentext) gebrachte Versorgung mit Nährstoffen als großer Vorteil gegenüber herkömmlichen Crashdiäten oder Detox-Hungerkuren herausgestellt.
Betrachtet man allerdings die Kalorienangaben, kommt extrem schnell die Frage auf, ob das vorgestellte Gericht zum Abnehmen sonderlich geeignet ist… Ich nenne exemplarisch ein paar Angaben zu einzelnen Gerichten (pro Person!!! und pro Mahlzeit!!! Also kein Tagesbedarf!!!):
„Schnelle Pho-Suppe aus Vietnam mit Kräutern und Tofu“ (S.81) – 724 kcal pro Person
„Banane-Haferpancakes mit Beeren und Blaubeersauce“ (S.92) – 722 kcal pro Person
„Haferflocken-Pfannenbrot mit Rotkohl und Avocado auf Sesammus“ (S.123) – 745 kcal
Und nun mein absoluter Abnehmfavorit: „Rotes Curry mit Reisnudeln“ (S.124) – 1.008 kcal pro Person!
An dieser Stelle darf man doch skeptisch werden, oder? Über 1.000 Kalorien, wenn man doch abnehmen möchte, scheinen mir etwas unwahrscheinlich… Dann liegt die Vermutung nahe, dass die Portionen auf einen Mann von guten 2 Metern ausgelegt sind, der beruflich als Leistungssportler unterwegs ist… Daher dachte ich, teste ich den Rechner mal, wobei sich herausstellte, dass mein persönlicher Portionsfaktor bei 0,57 liegt. Für mich gäbe es daher nur eine halbe Portion, was rein vom Volumen her keine sonderlich große Füllmenge ist…
Das Buch umfasst 46 Rezepte auf 160 Seiten, wobei sich einige doch stark ähneln – offenbar ein neuer Trend sind die Haferflocken-Pfannenbrot-Variationen und ganze neun der Rezepte widmen sich Shakes und Smoothies. Darüber hinaus stößt man durchaus auf Schleichwerbung, denn zum Thema „Einkauf“ (S.21) wird erklärt, dass man bei Attila Hildmann auf matchaforfit.de oder “ bei deinem Biodealer“ Biomatcha, den Zucchinischneider oder Açaí-Fruchtpüree kaufen kann. Diese Zutaten werden selbstverständlich für eine Reihe von Rezepten benötigt.
Betrachtet man die Rezepte, so sind sie sicherlich ganz nett, können einen aber nicht wirklich umhauen. Gerade die Zutatenliste kann zudem immer wieder überraschen, denn obwohl doch in den voran gegangenen Bänden zu lesen war, ist die frische vegane Ernährung nicht nur wohltuend für den Körper, sondern auch gut für die Natur, für die Umwelt. Erdbeeren, Himbeeren, Zuchini, Auberginen, Brombeeren, Blaubeeren sind jedoch im Winter nicht nur recht teuer, sondern auch nicht gerade regional. Über die Frische lässt sich hier meines Erachtens genau so gut diskutieren wie über den Vorteil für unseren blauen Planeten… Gerade den Aspekt des Preises möchte ich noch einmal betonen, denn wenn für eigentlich jedes Rezept ein Superfood oder Ähnliches benötigt wird, ist es mit der Finanzierbarkeit nicht ganz so leicht, wie gemeinhin behauptet…
Der Workout-Teil des Buches umfasst einige sicherlich hilfreiche Übungen.
Das Buch ist hochwertig gestaltet, die Rezepte sind sehr übersichtlich. Auch die Strukturierung des Buches ist gut nachvollziehbar und sinnvoll.
Allerdings finde ich es schade, dass die Texte über Attila Hildmann derart viel Platz einnehmen, während gerade einmal 35 Gerichte (darunter auch Süßes wie der „Matcha-Chiapudding mit Himbeeren“ (S.119) als Belohnung) in dem gesamten Band zu finden sind.

Alles in allem bin ich von Vegan for Fit 2 durchaus enttäuscht. Die Rezepte stechen nicht sonderlich heraus, man benötigt viele Spezialzutaten oder sommerliche Lebensmittel, über die Angemessenheit der Portionen kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein und meines Erachtens steht Attila Hildmann und nicht seine Rezepte im Vordergrund. Die Gestaltung des Buches ist hingegen ansprechend und garantiert findet man in „Gipfelstürmer“ auch Rezepte, deren Geschmack einem zusagt.

Ich vergebe 2/5 Sternen

Veröffentlicht am 04.12.2016

Viel zu unübersichtlich und verwirrend...

Im Wald
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Im Wald bei Ruppertshain steht in tiefster Nacht ein Wohnwagen in Flammen. Das Feuer lässt sich nur schwerlich unter Kontrolle bringen und nachdem eine Leiche geborgen wird. erhärtet sich der Verdacht, ...

Im Wald bei Ruppertshain steht in tiefster Nacht ein Wohnwagen in Flammen. Das Feuer lässt sich nur schwerlich unter Kontrolle bringen und nachdem eine Leiche geborgen wird. erhärtet sich der Verdacht, dass es sich um ein Mordopfer handeln könnte. Oliver von Bodenstein und Pia Sander vom K11 in Hofheim ahnen zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, was für eine Reihe von grausamen Geschehnissen sie noch erwarten wird. Schließlich finden sie die totkranke alte Wohnwagenbesitzerin Resi tot in einem Hospiz auf. Schnell wird klar, dass der Täter sehr intelligent, kalkulierend, eiskalt und unberechenbar sein muss - weder schreckt er vor alten noch vor sehr jungen Opfern zurück.
Mit jedem Detail, das ans Licht gezogen, mit jeder Vermutung, die angestellt, mit jedem Opfer, dass aufgefunden wird und mit jedem Ausweichen bei einer Zeugenbefragung wächst die Befürchtung, dass der Täter Mitwisser zum ewigen Schweigen bringen und eine längst vergangene Tat, über die in der gesamten Ortschaft ein Mantel des Schweigens gelegt worden ist, vertuschen möchte. So führen die Ermittlungen immer weiter in Bodensteins nahes Umfeld, seinen Freundeskreis und seine Kindheit.
Etwas muss im Sommer 1972 geschehen sein. Aus bisher noch unerfindlichen Gründen wurde ein Geheimnis von damals wieder ausgegraben. Irgendwo läuft jemand durch die Gegend ohne vor weiteren Opfern zurückzuschrecken. Doch wäre es falsch, sich nur auf die Vergangenheit zu stürzen, weswegen zahlreiche Ansätze in zig verschiedene Richtungen verfolgt und viele Verdächtigungen erhoben werden.
Bald wissen Pia und Oliver kaum noch weiter, besonders, da sie auf eine Mauer des Lügens und des Schweigens gestoßen sind. Diese zu durchbrechen wird ihnen alles abverlangen. Ob Bodenstein bei all den Verstrickungen noch objektiv bleiben kann, muss immer wieder angezweifelt werden und dem Team macht es zu schaffen, dass dieser achte vorerst auch der letzte Fall mit ihrem Chef sein wird, da dieser eine einjährige Auszeit zu nehmen gedenkt...

Dieses ist mein erstes Buch von Nele Neuhaus gewesen und nach den zahlreichen positiven Bewertungen war ich auf "Im Wald" sehr gespannt. Auf den ersten Seiten befindet sich ein Personenregister, dessen Fülle mich sehr überraschte. Doch im Verlauf der Lektüre musste ich feststellen, dass es trotzdem bei weitem nicht alle Charaktere beinhaltet und häufig ausschließlich die Namen aufgelisten worden sind, sodass es sehr schwierig war, die Figuren einzuordnen. Über 50 Charaktere, deren Bedeutung stetig schwankt, hemmten permanent den Lesefluss. Dass dann auch noch viele von ihnen (über mehrere Ecken) verwandt sind, früher eine Beziehung hatten, jetzt zusammen leben, früher in einer Bande waren, nun befreundet sind, wohlmöglich ein Verhältnis haben und und und verstärkte dies zudem. Da die Ermittlungen bis über vierzig Jahre in die Vergangenheit reichen, war ich auch immer wieder ob des Alters oder Familienstandes verwirrt. Mich hat das wirklich ausgesprochen gestört und teilweise war ich wegen der ganzen Verwirrung ziemlich genervt... Die Beziehungen sind so verstrickt, dass man sie nur schwerlich zu durchschauen vermag.
Dann folgen die Ermittlungen auch keinem richtigen Plan. Hier und da wird mal herumgestochert, ein paar Fragen werden gestellt und man verliert sich in großen Spekulationen, während sich in der Gerichtsmedizin die Leichen stapeln. Häufig folgt nach einer Theorie dann ein "So könnte es gewesen sein." und kurz darauf ist bereits die nächste Möglichkeit gefunden. Dennoch wird kaum eine dieser Spekulationen weiter verfolgt, stattdessen lässt man sie links liegen und phantasiert weiter - ziemlich kontraproduktiv, da aufgrund von Schlafmangel nicht immer so schlüssig kombiniert wird.
Irgendwann kommen die Ermittler dann aber doch noch mal auf ihre Vermutungen zurück, überprüfen diese und gerade in dem Moment als man sich wieder in den Gedankengang hineingefunden hat, wird er wieder einfach so fallen gelassen. Recht störend war das für mich.
Zudem ziehen sich die 560 Seiten sehr in die Länge. Immer wieder hatte ich das Gefühl, das Ganze eiere nur so herum, ohne wirklich auf den Kern zu treffen. So wurde das Lesen immer anstrengender.
Man erfährt beim Lesen so einiges über das Privatleben der Ermittler, was besonders für Leser der gesamten Reihe von Interesse sein dürfte. Mir haben die Passagen mit Bodensteins Tochter, die unbedingt auch mal eine Leiche sehen möchte, sehr gefallen; war er jedoch wieder in einer Phase der Schuldgefühle, war ich nicht mehr ganz so begeistert. Tariq, der neu im Team ist, war hingegen ein Sympathieträger, der in meinen Augen gerne häufiger hätte Erwähnung finden können.
Mit dem Täter hätte ich so nicht gerechnet, allerdings konnte ich auch nicht so gut miträtseln, da ich die einzelnen Figuren nicht wirklich auseinander halten konnte.
Der Schreibstil ist ganz angenehm, die Sätze sind flüssig formuliert und weder zu lang noch zu kurz. Jedoch ziehen sich die Kapitel zum Teil über hundert Seiten und generell ist das Buch etwas langatmig. Darüber hinaus erscheinen mir einige Zusammenhänge und Ereignisse arg konstruiert.

Veröffentlicht am 19.11.2016

Vielleicht bedarf es künstlicher Intelligenz, um es zu mögen...

Ich bin der Zorn
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In einer hochmodernen Strafvollzugsanstalt, ausgerüstet mit den neuesten Technologien, ereignet sich ein unfassbar blutiger Amoklauf. Ein Gefängniswärter schießt auf eine Reihe von Menschen, ohne dass ...

In einer hochmodernen Strafvollzugsanstalt, ausgerüstet mit den neuesten Technologien, ereignet sich ein unfassbar blutiger Amoklauf. Ein Gefängniswärter schießt auf eine Reihe von Menschen, ohne dass man ein Muster festmachen könnte. Wie der ermittelnde Marcus Williams mit seinem Team herausfindet, wurde der Amokläufer von jemandem erpresst. Unter dem Kryptonym "Judas" heckt der psychopathischer Killer einen Plan aus, der nicht nur ein paar Morde beinhalten soll. Die Liste der Opfer wird immer länger und die Gefahren größer.
Um dem Judaskiller das Handwerk legen zu können, holt sich Marcus Williams Hilfe bei seinem Bruder, dem berühmt-berüchtigten Serienmörder Francis Ackerman jr., der von seinem Vater, einem erfolgreichen Psychologen, zu einem gefühlskalten Verbrecher getrimmt wurde. Undercover ermittelt er unter dem Namen Frank Alexei im Gefängnis, während Marcus und sein Team außerhalb der Gefängnismauern den Täter zu überführen versuchen...

Bei "Ich bin der Zorn" handelt es sich um den vierten Band der Shepherd-Reihe von Ethan Cross; dieses war allerdings mein erstes Buch aus der Reihe.
Zunächst möchte ich auf das hochmoderne super-sichere durch künstliche Intelligenz gesteuerte Hochsicherheitsgefängnis eingehen, da dieses als Handlungsort das gesamte Buch über äußerst präsent ist. Da derart viele technologische Neuheiten in dem Buch erwähnt werden, wurde ich dieser Ausführungen bald müde. Nicht nur Gift-USB-Stick-Kapseln, sondern vor allem das System des Gefängnisses: "Die Bewohner tragen manipulationsgeschützte Arm- und Fußmanschetten, die genug Strom in einen Körper jagen können, um auch den aufmüpfigsten Bewohner kampfunfähig zu machen." (S.92). Dabei analysiert die Software Milliarden Datenpunkte und Zustände und verrät daher bereits im Voraus, ob sich ein Bewohner kurz davor befindet, eine ernsthafte Regelverletzung zu begehen. Wenn diese schwerwiegend genug wäre, ergreift das System selbstständig Maßnahmen. Ansonsten wird ein Alarm ausgelöst, der Sicherheitsexperten zum Entscheiden und Handeln zwingt. Ich bin überhaupt kein Freund solcher Beschreibungen - mich haben diese Ausführungen nach kurzer Zeit sehr genervt... Die Betreiber sind von dem System noch immer überzeugt, als ganz offensichtlich wird, dass es so manipulationsgeschützt doch nicht ist...
Auch mit den Figuren hatte ich größtenteils Schwierigkeiten... Zum Teil kann dies selbstverständlich daran liegen, dass ich die vorangegangenen Bände nicht gelesen habe. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass ich vielen Figuren nicht allzuviel hätte abgewinnen können, wenn ich sie schon besser gekannt hätte. Zum Einen wären da die Hauptcharaktere: Markus miemt den weltbesten Ermittler und so sind die Darstellungen der Figuren allgemein sehr stereotyp. Die hochintelligenten, kampferprobten Ermittler, die im Liegen Angreifern in den Nacken treten können - dieser Beweglichkeit gebührt mein Respekt - und die mit ihren Muskeln spielen wann immer sie können, fanden meine Sympathie nicht so ganz. Häufig hatte ich Probleme damit, Handlungen und Entscheidungen nachzuvollziehen, da sie mir gänzlich irrational erschienen.
Einziger "Lichtblick" war in meinen Augen dann Ackerman, der als Superkrimineller eine andere Herangehensweise hat als Markus. Aber selbstverständlich ist auch er - trotz sarkastischer Bemerkungen - kein wirklicher Sympathieträger. Auch bei der Gestaltung seiner Figur wurde extrem übertrieben, kein Charakter wirkt auch nur annähernd real. Dennoch habe ich Szenen, in welchen Ackerman zu Wort kommt, immer entgegengefiebert; immerhin waren sie noch am angenehmsten und hatten zumindest Unterhaltungswert.
Zum Anderen sind da aber auch noch die Nebencharaktere, die fast ausnahmslos als "hühnenhaft" beschrieben werden. Mich hat das sehr angenervt und ich habe mich gefragt, wie viele hühnenhafte denn bitte in Amerika umherwandern sollen...
Der Schreibstil ist sehr locker gehalten, sodass man soweit ganz flüssig lesen kann. Allerdings stolperte ich hin und wieder über Formuliereungen, die diesen Lesefluss hemmten, meist sorgte aber der Inhalt für Stocken und Augenrollen meinerseits.
Eine interessante Idee ist meines Erachtens das Einbinden einiger Tagebucheinträge des Judaskillers, die nach und nach ein Gefühl dafür vermitteln, wie Judas zu dem geworden ist, was er ist.

Alles in allem ist "Ich bin der Zorn" ein Buch, welches mich unter anderem aufgrund der vielen verwirrenden Charaktere, der unrealistischen Handlungen und Figuren sowie der vielen hochentwickelten Technologien eher genervt als gefesselt hat. Für Leser, welche die Shepherd-Reihe bereits von Anfang an verfolgen, mag dieser Band vielleicht mehr Lesevergnügen bereithalten; ich allerdings wurde enttäuscht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Spannung
  • Handlung
  • Psychologie
Veröffentlicht am 12.11.2016

Ganz nett...

NEIN
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In den ersten Kapiteln dieses Buches wird beschrieben, dass wir in der heutigen Zeit so viele Freiheiten wie noch nie haben, uns jedoch noch immer unfrei fühlen. Dieses Empfinden schleicht sich schon in ...

In den ersten Kapiteln dieses Buches wird beschrieben, dass wir in der heutigen Zeit so viele Freiheiten wie noch nie haben, uns jedoch noch immer unfrei fühlen. Dieses Empfinden schleicht sich schon in den alltäglichsten Situationen ein, wenn wir beispielsweise keine Lust haben, Freunde zu treffen oder die Verantwortung für ein neues Projekt zu übernehmen. Denn obwohl wir so gerne unsere Freiheiten nutzen würden um einfach mal nein zu sagen, folgt stets ein "ja gut". Auch wenn man nach seinem Befinden gefragt wird, antwortet man doch meistens nur mit einem "gut" oder "muss ja".
Im ersten Teil, "Warum Freiheit ein Ladenhüter ist", wird darauf eingegangen, in wie weit sich unser Leben und auch der Grad unserer Freiheit von früher unterscheidet. Als Beispiel hierfür wird Marie Curie angeführt, die nicht bei jedem Hindernis klein bei gegeben hat, sondern für und um ihre Freiheiten hat kämpfen müssen.
Als Erklärungsansatz wird eine Erziehung zum Ja-Sager beschrieben, die deutlich macht, wie wenig in unserer Gesellschaft das Widersprechen gefördert wird. "Wer Zäune um Menschen baut, bekommt Schafe.", so wird es hier beschrieben.
Im zweiten Teil finden sich die Kapitel "Die Sache mit der Wahlfreiheit", "Ein großes Ja, viele Neins" und "Eine Frage der Haltung", welche sich mit der Problematik befassen, dass man, um sich selbstbestimmt für oder gegen etwas entscheiden zu können, immer eine Wahl getroffen werden muss, mit der man sich gleichzeitig gegen zahlreiche andere Möglichkeiten entscheidet.
Teil drei, "Warum wir eine Antwort brauchen" ruft dazu auf, Entscheidungen zu treffen.

Dieses Buch bietet sicherlich einige Ansätze, von denen die meisten aber nicht wirklich neu sind. Beispielsweise ist der Tipp, Zeit statt Geld zu verwenden um Freiheit genießen zu können, keine bahnbrechende Erkenntnis. Wenn man sich bereits ein wenig mit solchen Ratgebern beschäftigt hat, wird man vieles wiedererkennen.
Interessant war in meinen Augen die Gegenüberstellung der Vergangenheit zur Gegenwart, bei der die später getroffene Aussage, man stünde mit einem Fuß in der alten, mit dem anderen jedoch in der neuen Zeit, sodass man immer kurz davor stünde zu leben, seine Erklärung fand.
Diese Darstellung von drei Ereignissen in Marie Curies Leben stellt in meinen Augen den Höhepunkt des Buches dar...
"Tiere verhalten sich, der Mensch aber ist in der Lage zu handeln" (S.107), "Ich will, also bin ich." (S.196) oder ähnliche Weisheiten sind meines Erachtens schon zu genüge in Glückskeksen oder an Teebeuteln zu finden...
Sehr erschreckt hat mich, dass man im Schnitt ganze 223 Minuten pro Tag fernsieht (S.108), wobei ich froh bin, diesen Schnitt zu senken...
Die verschiedenen Ansätze sind verständlich erklärt und auch Beispiele werden gegeben; beispielsweise dient das Milgram-Experiment der Erklärung.
Die Gestaltung des Buches ist ansprechend, was das Lesen angenehmer macht. Einzelne Sätze werden hervorgehoben oder am Seitenrand noch einmal abgedruckt. Auch die Farbwahl ist gut getroffen.
Dieses Buch gibt auch Tipps, wie man selbstbestimmter und selbstsicherer wird, damit man seine Entscheidungen auch souverän treffen kann ohne sie später zu bereuen. Einer von ihnen ist das Schreiben einer Not-to-do-Liste, damit man sich bewusst wird, wie viel man eigentlich gegen seinen Willen mitmacht.

Alles in allem ist "Nein" ein ganzes nettes Buch, welches auch den ein oder anderen hilfreich Ratschlag beinhaltet, generell wird man aber, sofern man sich ein bisschen mit der Thematik befasst hat, eher wenig neue Erkenntnisse gewinnen. Ich war überrascht als ich entdeckte, wie viele Ratgeber Förster und Kreuz bereits auf den Markt gebracht haben und wie groß ihre Leserschaft doch ist.
Mich konnte dieses Buch leider nicht überzeugen, da es jedoch viele begeisterte Leser hat, sollte man vielleicht selbst herausfinden, ob es einem zusagt.