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Veröffentlicht am 04.10.2019

Gegen den Strom schwimmen

Miroloi
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Miroloi, auch Totenlied genannt, erzählt in 128 Strophen das Leben eines Teenager Mädchens, das als Findelkind auf einer Insel mit einem einzigen Dorf aufwächst und außer ihrem Finder und einer Freundin ...

Miroloi, auch Totenlied genannt, erzählt in 128 Strophen das Leben eines Teenager Mädchens, das als Findelkind auf einer Insel mit einem einzigen Dorf aufwächst und außer ihrem Finder und einer Freundin von ihm ist diesem Mädchen niemand wohlgesinnt. Das Inseldorf mutet archaisch an, wird durch ein sehr strenges patriarchales System beherrscht (Frauen haben kaum Rechte) und die Bewohnerinnen leben nach einer Religion, die sich wie ein Mischmasch aus unseren Weltreligionen anhört: Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus, aber auch griechische Mythologie. Zur Außenwelt hat die Insel kaum Kontakt.

Grundsätzlich sind das Voraussetzungen, die für eine spannende, entwicklungsreiche Geschichte sehr viel Stoff bieten können. Sprachlich ist dieses Buch auch wirklich ein Wahnsinn, nur für den Inhalt muss ich ein paar Abzüge machen. Generell ist dieses Buch aber sehr schwer zu bewerten, da es in keine Schublade passt. (Aber es wird sowieso Zeit das Schubladendenken endlich GANZ aufzugeben.)

Drei Punkte sind besonders hervorzuheben: Die Charakterentwicklung des Mädchens, die Sprache/der Schreibstil, die/der sich mit der Entwicklung des Mädchens verändert (warum ich das Mädchen nicht beim Namen nenne, erfahrt ihr nur, wenn ihr das Buch lest) und die feministischen Ansätze, die mal besser mal schlechter in der Handlung umgesetzt sind.

Die feministischen Themen sind: Unterdrückung der Frauen, Rollenverteilung der Geschlechter, Menstruation, erster Sex, die Klitoris, die Lust der Frau, Bildung (immer wieder Bildung), sexueller Missbrauch, körperliche Gewalt gegen Frauen, Zwangsehen.

Ziemlich viele negative Themen, es herrscht auch oft eine sehr bedrückte Stimmung und im Verlauf der Geschichte wird es nicht unbedingt besser. Ich habe mir so viele Fragen gestellt während des Lesens, aber kaum eine davon wird wirklich zufriedenstellend beantwortet. Viele der oben aufgezählten Themen werden natürlich sehr schrecklich dargestellt, es ist nicht immer klar, warum die Autorin noch eine weitere Form der unterschiedlichen Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen beschreiben musste, wenn daraus nichts weiter hervorgeht, außer die Erniedrigung der Frau. Die Stellung der Frauen im Dorf würde auch mit weniger Beispielen sehr deutlich dargestellt werden. Das ist mein Kritikpunkt an den feministischen Themen. Ich will nicht von sexuellem Missbrauch lesen, wenn mir darauf keine alternativen Handlungsmöglichkeiten gezeigt werden. Was bringt sich das? Was soll das? Klar, es ist Teil unserer Realität und es muss auch in der Literatur verarbeitet werden. Aber die Darstellung ist mMn oft problematisch.

Das Mädchen macht einen erstaunlichen Prozess durch und konnte mich von Anfang an für sich einnehmen. Am Anfang bekommt man noch sehr viele Beschreibungen der Welt, das wird aber besser und dann konnte mich auch die Handlung mitreißen. Diese wird im Verlauf jedoch etwas zäh und sehr vorhersehbar. Letzteres stört aber nur ein bisschen. Inhaltlich ist für erfahrenere Leser
innen wenig Neues dabei. Am Anfang ist die Sprache auch noch sehr einfach gehalten, sie ist klar, aber doch manchmal poetisch, auf den Punkt und dann wieder ausschweifend. Was aber alles super zum Mädchen passt, die uns eigentlich selbst ihre Geschichte erzählt. Sie kann sich oft nicht so gut ausdrücken, was ihrem Bildungsstand zuzuschreiben ist, und erfindet deswegen wunderbare Worte und bildet fast eine eigene Sprache.


Fazit

Schwierig, schwierig. Dieses Buch macht etwas mit einem. Ich konnte nur nicht so ganz einschätzen, was es ist. Ich habe es einerseits sehr gern gelesen, andererseits gab es einige Sachen, die mich gestört haben. Hier muss sich jede*r selber eine Meinung bilden, also lest es!

Veröffentlicht am 04.10.2019

Ein feministischer Blick aufs eigene Leben

How to be a woman
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"Man ist nicht als Frau geboren, man wird es" hat schon Simone de Beauvoir festgestellt. In "how to be a woman" beschreibt Caitlin Moran wie sie zu der Frau wurde, die sie jetzt ist. Sie beginnt mit ihren ...

"Man ist nicht als Frau geboren, man wird es" hat schon Simone de Beauvoir festgestellt. In "how to be a woman" beschreibt Caitlin Moran wie sie zu der Frau wurde, die sie jetzt ist. Sie beginnt mit ihren Jugendjahren in den 80ern und erzählt im Laufe des Buches die einschneidendsten Erlebnisse, die mit ihrem Frausein und -werden zu tun hatten.

Das Buch ist eine feministische Autobiographie, die wichtige Themen wie die erste Menstruation, Masturbation, Körperbehaarung, erste Liebe, Sexismus, Ehe, Schwangerschaft, Schwangerschaftsabbruch, weibliche Vorbilder und Schönheitschirurgie thematisiert. Moran schreibt über Themen, über die oft geschwiegen wird, die nie ganz so ehrlich erzählt werden, die noch so banal klingen, aber trotzdem wichtige Aspekte des weiblichen Lebens sind und die die Frauen sich aber oft nicht zugestehen, eben weil sie so banal scheinen. Wie Mode zum Beispiel.

Moran schreibt sehr provokant. Sie hält sich nie zurück und es liest sich so, als würde sie mit dir sprechen. Ihre Aussagen klingen manchmal sehr derb und sie hat einen gewöhnungsbedürftigen Humor. Für mich war das mit der Zeit anstrengend, trotzdem war ich durchgehend sehr neugierig auf ihre Meinung und konnte nicht aufhören zu lesen. Ihre Leidenschaft für den Feminismus merkt man in jeder Zeile. (Ich empfehle Interviews mit ihr auf YouTube anzuschauen!) Man muss eben manchmal provokant sein, um beim Gegenüber Reaktionen hervorzurufen. Mir war immer bewusst, dass das, was sie anspricht, eben auch ihre Meinung ist und ich da kritisch lesen und hinterfragen muss. Aber nicht nur das. Die Welt hat sich seit den 80er Jahren verändert. Der Zugang zu Pornos ist zum Beispiel durch das Internet sehr vereinfacht worden. Die Darstellung männlicher Lust und Gewalt gegenüber Frauen hat sich in dieser Branche jedoch nach meinem Wissensstand in gewisser Hinsicht noch mehr ausgeprägt. Andere Sachen haben sich nicht wirklich verändert. In vielen Ländern wird immer wieder die Abtreibungsdebatte geführt, Schönheitschirurgien sind immer noch präsent und der Umgang mit und die Darstellung von Frauen in den Medien ändert sich nur langsam.

Das Buch lebt von vielen kleinen Anekdoten aus Morans Leben, sie gibt Gespräche wider und schreibt so, als würde sich eine Handlung durchs Buch ziehen. Das war witzig und ich konnte mich dadurch sehr gut in sie hineinversetzen. Sie versucht, feministische Themen aufs einfachste herunterzubrechen und auf das tägliche Leben auszulegen. Das ist ihr sehr gut gelungen. Mit einem feministischen Blick durch die Welt zu gehen, kann nie schaden. Ihre Message ist eindeutig. Sie will, dass man sich selbst treu und menschlich bleibt, und das "Scheißpatriaracht" aufs übelste verurteilt und kritisiert!



Fazit

Lest es! Caitlin Morans Biographie sticht durch ihre Sprache, ihren leidenschaftlichen Ton, ihre witzigen Anekdoten und ihren äußerst kritischen Blick auf ihre Umgebung deutlich hervor. Da es so viele Definitionen von Feminismus gibt wie es Menschen gibt, muss man mit ihren Ansichten nicht immer übereinstimmen. Also bitte unbedingt selbst kritisch lesen. Man muss nicht "die/der perfekte Feministin" sein, um Feministin zu sein. Caitlin Moran lebt das vor. Diese Auffassung habe ich jetzt schon so oft gelesen und sie ist einfach nur traurig. Seid Feminist*innen, so wie ihr es sein wollt. Nehmt die Strukturen des Patriarchats wahr und kämpft dagegen auf eure Art und Weise an! Einen Schnelltest, ob man als Frau Feministin ist, gibt es im Buch auch noch.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Schicksalhafte Wendungen

Der Sprung
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Niemand weiß, wie viele Leben mit dem eigenen verbunden sind. Welche Auswirkungen kleinste Begebenheiten, kleinste Taten haben werden. Der berühmte Schmetterlingseffekt kommt mir bei diesem Buch in den ...

Niemand weiß, wie viele Leben mit dem eigenen verbunden sind. Welche Auswirkungen kleinste Begebenheiten, kleinste Taten haben werden. Der berühmte Schmetterlingseffekt kommt mir bei diesem Buch in den Sinn. Eine Frau steht auf einem Dach und es hat den Anschein, dass sie da runterspringen will. Simone Lappert zeigt in diesem Buch Menschen, die direkt oder indirekt davon betroffen sind und deren Leben unerwartet schicksalhafte Wendungen einschlägt.

Der Sprung und die Frau selbst sind eigentlich nur eine Nebensache und dienen als Aufhänger für andere menschliche Schicksale. Die Frage lautet nicht: Warum will sie springen? Wer hier eine Auseinandersetzung mit dem Tod erwartet, wird enttäuscht. Vielmehr ist es eine Auseinandersetzung mit dem Leben.

Die Autorin versteht das Handwerk, besondere Charaktere zu erschaffen und sie glaubwürdig darzustellen. Die Personen werden mit scharfen Konturen und einer unglaublichen Tiefe ausgestattet. Es sind knapp zehn Menschen, die wenig bis nichts miteinander zu tun haben und jede/r wird zuerst nur auf wenigen Seiten vorgestellt. Manchmal wurde es für mich anstrengend, mir so viele Lebensgeschichten zu merken und sie den richtigen Personen zuzuordnen. Aber durch die einwandfreie Charakterisierung wurden mir die einzelnen Personen sehr schnell auch vertraut. Das Buch lebt von den ständigen Perspektivenwechsel zwischen den Charakteren und fast alle tauchen im Leben der anderen immer mal wieder und auch unerwartet auf. Lappert legt sehr viel Wert auf Details. So kann ein kleiner Nebensatz in der einen Perspektive schon in der nächsten zu einem Hauptthema werden. Die Erzählstränge verbinden sich mit der Zeit mehr und mehr und es bildet sich ein Kreis, der sich am Ende irgendwie schließt.

Nach und nach erfährt man mehr von den Menschen. Die Autorin streut sehr geschickt die wichtigen Informationen und kann so Spannung aufbauen. Manches versteht man erst viel später, manches macht erst viel später Sinn. Diese dadurch entstandenen Aha-Momente hatte ich öfters. Es ist ein Buch zum nochmal Lesen. Obwohl das Buch nicht besonders dick ist, enthält es eine Fülle an Themen. Es ist intensiv, es ist nervenaufreibend, es ist unglaublich klug geschrieben. Es ist schwer zu beschreiben, was das Buch mit einem macht. Lappert schaut mit ihrer unglaublichen Beobachtungsgabe hinter die Fassaden der Menschen. Das hat mich nicht kalt gelassen.

Fazit
Ein vielschichtiger Roman über das Leben. Klug aufgebaut mit wunderbaren Charakteren, bei denen das Schicksal die Zügel in die Hand nimmt und sie auf Reise schickt. Jede/r von ihnen wagt einen Sprung. Die Geschichte ist sehr gut geschrieben, sehr intensiv erzählt und ein wahres Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Eine schlechte Feministin?

Bad Feminist
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Wohl kaum, Frau Gay. Jemand, der/die sich so intensiv und kritisch mit den Themen Frauen, Geschlecht, Patriarchat, Rassismus und Popkultur auseinandersetzt und auch sich selbst so reflektiert betrachtet, ...

Wohl kaum, Frau Gay. Jemand, der/die sich so intensiv und kritisch mit den Themen Frauen, Geschlecht, Patriarchat, Rassismus und Popkultur auseinandersetzt und auch sich selbst so reflektiert betrachtet, ist für mich kein/e schlechte/r Feminist/in. Roxane Gay hat sogar m.E. den wahren Kern des Feminismus erkannt. Aber dazu später mehr.

Dieses Buch ist eine Sammlung von Essays, die in den USA schon 2014 erschienen ist. Doch haben die Texte in der ersten deutschen Veröffentlichung 2019 an ihrer Aktualität nichts eingebüßt. Die Autorin hangelt sich von Scrabble (den Text habe ich teilweise nur überflogen und ich habe noch nicht herausgefunden, was er in dem Buch zu suchen hat), über bekannte Literatur u.a. wie "Die Tribute von Panem", "Fifty Shades of Grey" zu Filmen u.a. wie "Der Butler", "12 Years a Slave" zu Musikern wie Chris Brown, Robin Thicke, Kanye West und schafft es mit Referenzen zur Politik, zu bekannten Zeitungsartikeln oder anderen Autor_innen, viele gesellschaftliche und psychologische Strukturen, die für Frauen relevant sind, herauszuarbeiten.

Roxane Gay schreibt mit viel Humor. Sie baut sich selbst sehr in die Texte ein, erzählt Geschichten über sich, erklärt, wie und warum sie zu dieser und jener Argumentation kommt und bleibt trotzdem auf einer sachlichen Ebene. Einige Texte sind besonders gut. Ich mochte, was sie über Privilegien schreibt oder darüber, wie man als Frau einen guten Umgang mit anderen Frauen pflegt und dass sie sich bei Mädchen und jungen Frauen entschuldigt, was die Erwachsenen/die Gesellschaft ihnen antun.

Für mich gibt es Feminismus in vielen unterschiedlichen Ausprägungen. Jede/r hat eine andere Vorstellung davon, jede/r sieht anderes als besonders wichtig an und steht für unterschiedliche Sachen ein und gerade das macht ihn so wunderbar vielseitig. Und genau diese Einstellung hat Gay auch. Gay schreibt gegen eine starre Sicht auf den Feminismus an. Sie will dabei als menschliches Wesen bei dem Versuch nicht untergehen, den perfekten Feminismus zu leben. Und eigentlich kämpfen die Menschen, die sich unter diese Idee des Feminismus stellen, genau dafür, für die Menschlichkeit gegenüber allen Menschen. Die Autorin tritt in ihren Essays als Kritikerin des Mainstream und der Popkultur auf. Die wichtigsten Themen sind für sie die Darstellungen der Frau und der Umgang mit Hautfarbe (Race) in Literatur, Film und Musik und betrachtet diese Werke aus ihrer Sicht. Sie ist eine Frau mit dunkler Hautfarbe und ist dadurch sensibilisiert für diese Themen.

Neben den bekannteren Werken, die sie behandelt, sagten mir viele Bücher/Filme auch nichts, was aber nicht unbedingt schlecht ist. Durch kurze Inhaltsangaben schaffte sie es doch, mir einen groben Kontext zu schaffen, worum es ihr geht. Natürlich ist vieles auf Amerika bezogen bzw. zieht sie amerikanische Beispiele heran, sie versucht jedoch globaler zu denken.





Fazit

Bad Feminist ist ein wichtiger Beitrag zum Verständnis von Feminismus. Die Essays haben mir sehr gut gefallen, da sie so viele unterschiedliche Themen ansprechen und Gay verschiedene Stile einsetzt, und mit einer guten Balance zwischen Humor und Ernsthaftigkeit wunderbare Texte geschrieben hat. Sie kritisiert Literatur, Filme, Musik, Gesellschaft, Politik und trägt zu einer Veränderung des gesamtgesellschaftlichen Denkens bei. Ich höre in so vielen Gesprächen mit meinen Mitmenschen heraus, wie sehr sie unsere Gesellschaft ankotzt, aber sie leben angepasst, tun wenig, damit sich etwas ändert, dabei sind doch wir die Gesellschaft und können sie (theoretisch) so gestalten, wie wir wollen. Man muss nur den Mut haben das Andersdenken auch zu leben.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Marokkanische Frauen sprechen über Sex

Sex und Lügen
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Leïla Slimani hat sich mit Frauen unterhalten, die ganz viel zu sagen haben, aber oft so unterdrückt werden, dass sie sich einfach nicht trauen, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. Vereinzelt hat sie auch ...

Leïla Slimani hat sich mit Frauen unterhalten, die ganz viel zu sagen haben, aber oft so unterdrückt werden, dass sie sich einfach nicht trauen, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. Vereinzelt hat sie auch die Sache unterstützende Männer befragt, wie sie das Ganze sehen, und alles unverändert in diesem Buch festgehalten.

"Das Ganze" ist der Umgang der Regierung, der Religion und der marokkanischen Gesellschaft mit den Themen Sex, Sexualität, Frauen. Es wird den Menschen dort sehr viel vorgeschrieben, zum Beispiel wie sie ihre Sexualität ausleben dürfen, was richtig und was falsch ist, dass Jungfräulichkeit von Frauen für Männer das Um und Auf ist, ob man sie heiratet oder nicht, außerehelicher Sex ist verboten, Homosexualität ist das Schlimmste und wenn du als Frau ein selbstbestimmtes Leben führst, dann wirst du sowieso von allen geächtet. Dass das echte Leben anders aussieht, kann man sich vorstellen.

Wenn die Menschen wüssten, dass viel mehr von ihnen ähnlich denken, also dass das repressive System nicht mehr tragbar ist und mit der Realität überhaupt nicht mehr übereinstimmt, dann könnten sie vielleicht etwas verändern, mehr Selbstbewusstsein erlangen, sich zusammentun und ihre Lebensumstände verändern. In Marokko leben vor allem Menschen, die dem Islam angehören. Leider sind dort Religion und Staat nicht voneinander getrennt, sodass sehr religiös-konservative Leute leider immer sehr viel Macht ausüben.

Mir haben die Geschichten und Erzählungen sehr gut gefallen. Die Autorin hat die Texte der Frauen in kursiver Schrift ins Buch eingearbeitet und ihre eigenen Kommentare, Anmerkungen, Gedanken dazugeschrieben. So konnte sie sicher sein, dass nichts verfälscht wird. Es lassen sich alle Texte sehr leicht lesen und ich konnte fast das ganze Buch in einem Rutsch durchlesen. Inhaltlich wiederholen sich manche Berichte, aber so sieht man, wie viele Frauen von ähnlichen Problemen betroffen sind und wie krass sich das alles auf ihr Leben auswirkt. Diese Heuchelei, die Lügen, die Doppelmoral. Es ist einfach zum Kotzen und ich bin so wütend geworden während des Lesens.



Fazit

Ein spannender Einblick in das Leben marokkanischer Frauen. Religion, Staat und Gesellschaft sind besessen von ihren angeblichen Sitten und versuchen die Frau, die Sexualität, das freie Leben zu beherrschen. Mich hat dieses Buch wütend gemacht und mich darin bestärkt, weiter für die Rechte der Frauen zu kämpfen. Auch wenn ich selbst nicht davon betroffen bin, wäre es naiv zu denken, niemand anderes ist davon betroffen. Slimani nimmt ihre eigene Stärke zusammen mit dem Mut der Frauen, die sie interviewt hat, und machte daraus einen Beitrag gegen Tabus und Lügen.