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Veröffentlicht am 25.10.2019

Berührender Roman, der die Liebe in all ihren Facetten widerspiegelt. Haltet jedoch Eure Taschentücher bereit!

Sag ihr, ich war bei den Sternen
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Sechs Jahre zuvor:

Maddie ist schwer verliebt und hochschwanger. Schon in wenigen Tagen wird sie Ryan heiraten. Doch dann wird sie in einen schweren Unfall verwickelt und fällt ins Koma. Ryan ist verzweifelt, ...

Sechs Jahre zuvor:

Maddie ist schwer verliebt und hochschwanger. Schon in wenigen Tagen wird sie Ryan heiraten. Doch dann wird sie in einen schweren Unfall verwickelt und fällt ins Koma. Ryan ist verzweifelt, hofft, bangt, doch die Ärzte geben ihm nicht viel Hoffnung, dass seine große Liebe jemals wieder aufwachen wird. In dieser schweren Zeit ist ihm Chloe, die ehrenamtlich im Krankenhaus als Betreuerin arbeitet, eine große Stütze. Auch als die kleine Hope geboren wird…

Gegenwart:

Nicht nur die Ärzte glauben an ein Wunder, als Maddie plötzlich erwacht. Auch ihre Familie ist überglücklich darüber, dass sie das Koma ohne einen Hirnschaden überstanden hat. Nach so langer Zeit. Doch Maddie ahnt davon zunächst nichts. Auch nicht, dass Ryan mittlerweile mit einer anderen verheiratet ist, mit der er Hope großzieht. Lange Wochen der Reha warten auf Maddie und als sie die Wahrheit schließlich erfährt, ist sie wie vor den Kopf gestoßen. Ihre Tochter nennt eine andere Frau Mom, dazu glaubt Hope, ihre echte Mutter sei bereits verstorben. Maddies Herz droht beinahe daran zu zerbrechen. Doch sie ist stark und will sich unbedingt wieder ins Leben kämpfen. Für Hope! Ryans Frau ist ebenfalls am Boden zerstört- sie fürchtet, Maddie könne ihr die kleine Hope oder Ryan nun womöglich streitig machen. Doch Ryan bleibt stur, er will unbedingt, dass Maddie ein Teil ihrer Familie wird. Als ein weiterer Schicksalsschlag die Patchwork-Familie erschüttert, begreifen die Frauen jedoch, dass sie unbedingt zusammenhalten müssen…

Normalerweise mache ich um traurige oder schwermütige Romane einen großen Bogen. Daher ist „Sag ihr, ich war bei den Sternen“, auch mein erstes Buch von Dani Atkins. Doch diesmal hat mich der Klappentext sehr neugierig gemacht, erinnerte mich gar an den Hollywoodfilm „Während Du schliefst“ und so beschloss ich, der Autorin endlich einmal eine Chance zu geben. Zugegeben, es ist keine geeignete Lektüre für Leser, die sich vom harten Alltag des Lebens ablenken wollen- womöglich mit heiterem Lesestoff. Dani Atkins lässt ihre Romanfiguren einige menschliche Tragödien durchleben, die einem tief unter die Haut gehen. Einerseits sind da besagte Tragödien und Schicksalsschläge- andererseits ist da aber auch die Hoffnung. Der familiäre Zusammenhalt und die Liebe in all ihren Facetten, werden hier in den Fokus gerückt und so habe ich, trotz aller Berührtheit und des immensen Taschentücherverbrauchs (und ich hasse es, beim Lesen weinen zu müssen! ) nicht aufhören können zu lesen. Dazu war ich auch neugierig, wie Maddies, Ryans und Chloes knifflige Situation letztendlich würde gelöst werden von der Autorin. Sie hat es sich keinesfalls leicht gemacht auf dem Weg zum Ende. Die Story wird aus mehreren Erzählperspektiven vorangetrieben, was mir sehr gut gefallen hat, denn so bekommt man einen noch besseren Zugang zu dem seelischen Innenleben der Figuren. Man kann sich gut in sie hineinversetzen- ihre Zweifel, Ängste, Verwirrung und Frustration verstehen.
Als absoluter Happy-End-Fan hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht, da bin ich ehrlich. Aber es passt zum Roman und zumindest ist es ein hoffnungsvolles Ende geworden.

Kurz gefasst: Berührender Roman, der die Liebe in all ihren Facetten widerspiegelt. Haltet jedoch Eure Taschentücher bereit!

Veröffentlicht am 21.10.2019

Lesenswerte Biografie über den facettenreichen Geschäftsführer des BVB 09- Hans Joachim Watzke

Echte Liebe
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Für sein aktuelles Buch, hat sich FAZ- Sportredakteur Michael Horeni keinen geringeren als den Geschäftsführer des BVB 09, Hans-Joachim (Aki) Watzke, an die Seite geholt. Er zeichnet den steilen und erfolgreichen ...

Für sein aktuelles Buch, hat sich FAZ- Sportredakteur Michael Horeni keinen geringeren als den Geschäftsführer des BVB 09, Hans-Joachim (Aki) Watzke, an die Seite geholt. Er zeichnet den steilen und erfolgreichen Werdegang des ehrgeizigen „Machers“ aus dem Sauerland nach, der einst, was wahrscheinlich die wenigsten wussten, selbst kickte. Und zwar beim Heimatverein „Rot-Weiß Erlinghausen“ und der schon immer eine Schwäche für den BVB hatte. Doch Aki Watzkes fußballerisches Talent reichte nicht aus- zudem waren seine Interessen breiter gefächert. Sein Vater war ihm nicht nur Vorbild in all den Jahren sondern auch sein Unterstützer, der Aki auch mal hart ran nahm im Beruf, damit der Junge lernen konnte, wie schwer Geld überhaupt zu verdienen ist.

Dem Werteverständnis seines Vaters und dessen Strenge wenn es nötig war, hat es der Geschäftsführer zu verdanken, dass er trotz des Erfolges „auf dem Teppich“ geblieben ist.
Und womöglich auch das große Interesse an der Politik. Vielleicht, wenn einiges anders gelaufen wäre, würde Aki Watzke heute in der CDU wichtige Strippen ziehen, wer weiß? Immerhin engagiert sich der Geschäftsführer selbst heute noch politisch, wenn es seine begrenzte Freizeit zulässt.
Überhaupt war es stets der Ehrgeiz der Watzke immer weiter vorantrieb. Als ein Unternehmer aus Marsberg ihn schließlich das Angebot unterbreitete, ihn zum Nachfolger in dessen Unternehmen für Berufsschutzbekleidung zu machen, erkannte der vierundzwanzigjährige „Aki“ sogleich, welche Chancen sich dadurch für ihn boten und zog sich, schweren Herzens, dafür aus der Politik zurück.

„Er entscheidet sich fürs Geld, für eine sichere berufliche Karriere, aber gegen seinen Traum.“ (Zitat Seite 45)

Doch schon nach einigen Jahren im Betrieb ist ihm trotz aller Selbstständigkeit klar- er ist kein guter zweiter Mann. Und so gründet er bald die „Watex-Schutzbekleidungs-GmbH“, baut die Firma, zusammen mit seiner Frau zu einem florierenden Unternehmen auf, das bis heute Bestand hat. Trotz seines Erfolges macht ihm sein mangelnder Optimismus immer mal wieder zu schaffen- selbst heute noch, obwohl Watzke (und zahlreiche Unterstützer) den BVB mit viel Geschick aus tiefsten Tiefen manövriert hat; als der BVB finanziell am Ende war. Doch der Retter polarisiert, macht aus seinem Herzen keine Mördergrube und fährt auch mal schnell aus der Haut in Interviews, wenn er gereizt wird. Etwa von Uli Hoeneß, dem Präsidenten des FC Bayern München. So bekommen die Medien einige Jahre lang reichlich Schlagzeilen geboten, bis Hoeneß nach seinem Prozess, eine zeitlang von der medialen Bildfläche verschwindet.

Doch in dieser Biografie werden nicht nur Lebensstationen von H.J. Watzke aufgeführt- auch der Geschäftsführer des BVB kommt darin selbst zu Wort. Er spricht etwa über seine immer noch währende, tiefe Freundschaft zu Jürgen Klopp, dem erfolgreichen Ex-Trainer des BVB, dem es einst zusammen mit Watzke und Michael Zorc gelang, eine junge Mannschaft zu formieren, die die Bundesliga taktisch revolutionierte und den Bayernbossen zahllose schlaflose Nächte bereitete.
Watzke spricht von seiner unverbrüchlichen Liebe zu seinem Verein, lässt sportliche Ereignisse- Hochs und Tiefs, Revue passieren. Zu letzterem gehört natürlich auch das Attentat auf den BVB Mannschaftsbus. Dazu finden sich, in dieser Biografie, Aussagen sportlicher Wegbegleiter Watzkes. Selbst Jürgen Klopp hat es sich nicht nehmen lassen, einen Beitrag zu verfassen über seine Freundschaft mit Aki und im vorletzten Kapitel lässt Watzke den Leser teilhaben an seinen Zukunftsvisionen. Wie wird sich der Fußball in Zeiten des Turbokapitalismus verändern? Ein lesenswerter spannender Ausblick!

Zugegeben, als ich von dieser Buchnovität erfuhr, war ich zunächst hin und hergerissen, ob ich sie lesen möchte. Denn ich hatte erst, vor nicht allzu langer Zeit „Ich mag wie es kracht“, eine inoffizielle Biografie über Jürgen Klopp erstanden und gelesen, die ich nur sehr mäßig fand. Obwohl ich, gebürtige Dortmunderin seit Kindesbeinen an ein BVB Fan bin, störte mich damals beim Lesen der reißerische Schreibstil und der übertriebe Pathos, der praktisch aus den Seiten troff. Dennoch, wollte ich es schließlich probieren. Neuer Autor, neue Chance!

Und tatsächlich bin ich nun, nach dem Lesen, froh darüber „Echte Liebe- Ein Leben mit dem BVB“, eine Chance gegeben zu haben. Es ist keineswegs nur eine nüchterne Biografie über einen facettenreichen Menschen geworden. Der Autor hat etwa die große Gabe, wichtige Momente- auch auf dem Spielfeld, dermaßen spannend nachzuerzählen, dass man das Buch kaum zwischendurch weglegen kann. Und was mir sehr gut gefallen hat und ich als wichtigen Punkt empfand: Der Autor wertet nicht! Man bekommt informative, spannende und interessante Details aus dem Leben Aki Watzkes geboten, ohne dass der Autor Partei ergreift oder gar in die billige Pathostrickkiste greift.

Die Freundschaft mit Jürgen Klopp nimmt einen wichtigen Punkt in dieser Biografie ein und ich fand die Zeilen, die Watzke und Klopp einander widmeten berührend geschrieben. Schmunzeln musste ich dagegen beim Lesen der Passagen die sich mit Matthias Sammers und Aki Watzkes Pessimismus beschäftigten. Bei allem Lob gibt es aber doch eine Kleinigkeit, die mich ein wenig gestört hat.
Einige Punkte/Aussagen, die hier in diesem Buch angesprochen wurden, fanden nämlich bereits in der vierteiligen, an sich sehr sehenswerten amazon prime Doku „Inside Borussia Dortmund“ Erwähnung. Daher würde ich Lesern dazu raten, besagte Doku vielleicht erst nach dem Lesen dieser Biografie anzuschauen.

Kurz gefasst: Lesenswerte Biografie über den facettenreichen Geschäftsführer des BVB 09- Hans Joachim Watzke.

Veröffentlicht am 18.10.2019

Weihnachten kann kommen- Renate Bergmann ist bereits für alle Eventualitäten gerüstet. ;-) Humorvolle , kurzweilige Weihnachtsanthologie!

Die Reste frieren wir ein
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Die (fiktive) rüstige und clevere Omi Renate Bergmann, hat im Laufe ihres Lebens viel erlebt und kann somit aus dem Vollen schöpfen, wenn es darum geht unterhaltsame Geschichten von damals und heute zu ...

Die (fiktive) rüstige und clevere Omi Renate Bergmann, hat im Laufe ihres Lebens viel erlebt und kann somit aus dem Vollen schöpfen, wenn es darum geht unterhaltsame Geschichten von damals und heute zu erzählen. Besonders die Weihnachtsfeste in den Jahren 1946, 1966, 1973, 1986 und 2018 hat sie in guter Erinnerung behalten und plaudert nun aus dem Nähkästchen.

Als sie beispielsweise zusammen mit den Großeltern die auf einem Bauernhof lebten, dem Bruder und der Mutter, trotz des strengen Hungerwinters schöne Stunden verlebten- als ihre Großeltern noch für Klein Renate und Fritz phantasievolle Geschenke bastelten und die Oma clever, wie sie war, gehäutete Biber an die ahnungslosen Städter vertauschte, die diese für Weihnachtsgänse hielten.

Oder aber, als sie 1966 bereits zum zweiten Mal verheiratet, das Weihnachtsfest mit der bösen Schwiegermutter, der Baronin von Morskötter verbringen musste, die nach dem Krieg leider nur noch verarmter Adel war und sich überall mit mitgebrachter Tupperdose durchschnorrte.
Auch das Weihnachtsfest im Jahre 1973 war für Renate besonders. Einerseits traurig, da ihr Wilhelm bereits seit sechs Jahren unter der Erde weilte, andererseits auf aufregend, weil sie ausgerechnet am Weihnachtstag, während ihrer Schicht bei der Bahn, einem Säugling auf die Welt helfen musste.
Im Jahre 1986, half sie dagegen einer guten Freundin und leistete dieser Gesellschaft, die sich ausgerechnet bei den Essensvorbereitungen zum Fest leicht „überfressen hatte“ und mit „Galle“ ins Krankenhaus eingeliefert werden musste- aber Renate wäre nicht Renate gewesen, wenn sie selbst unter diesen erschwerten Bedingungen keine besinnlichen gemeinsamen Stunden mit den Freunden und Lieben hätte erschaffen können. Und was Renate im Jahre 2018 erleben durfte; nun das bleibt eine Überraschung…

Ich hatte im Vorfeld schon viel über die fiktive Twitteromi Renate Bergmann gelesen und gehört, die der Autor Torsten Rohde vor ein paar Jahren erschuf und bereits mehrfach mit dem Gedanken gespielt, mir mal eines der zahlreichen „Renate“ Büchlein zu besorgen. Da ich es liebe mich bereits im Herbst mit Weihnachtslektüre einzudecken, die ich eigentlich erst horten möchte- was mir aber zumeist nicht wirklich gelingt, da Lebkuchen schließlich ein passendes Ambiente benötigen wenn sie vertilgt werden, habe ich demnach gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Nun ist meine Neugierde auf Renate Bergmann Bücher (erst einmal) gestillt; zudem reagierte mein Magen überaus erfreut wegen der Weihnachtsleckereien, die ich beim Lesen verschnabuliert habe.

Diese Anthologie umfasst vier Geschichten, die, wie man es sich schon denken kann, in der Weihnachtszeit spielen, bzw. am Heiligen Abend. Ich mochte eigentlich alle Storys in diesem Büchlein sehr, doch besonders die erste Geschichte hat mich, trotz des humorigen Untertons, sehr berühren können. Weil Renates Erzählungen mich an die meiner Großmutter erinnert haben, die ebenfalls viel über die Entbehrungen in Kriegszeiten, aber auch über schöne Dinge in schlimmen Zeiten zu erzählen wusste. In denen man aus Armut erfinderisch werden musste, um den Kindern trotzdem am Weihnachtsabend eine Freunde machen zu können.
Dem Autor gelingt es so sehr, den O-Ton einer älteren Dame zu treffen, dass man schon nach wenigen Seiten lesen völlig vergisst, dass Renate lediglich ein fiktiver Charakter ist. Ich habe viel schmunzeln und lachen müssen und bin nun, nach dem Lesen, um eine lange verdrängte eigentlich schon verschütt gegangene Erinnerung reicher. Man nutzte vor „Tupper“, tatsächlich leere, ausgespülte Margarinepöttchen aus Plastik zum Einfrieren und die waren durchaus ebenfalls tauglich.
Wer eine Schwäche hat für humorige Weihnachtsanthologien und für naseweise, witzige und sympathische Omis, wird sich bestimmt, genauso wie ich, gut unterhalten fühlen von diesem Büchlein.

Kurz gefasst: Weihnachten kann kommen- Renate Bergmann ist bereits für alle Eventualitäten gerüstet. Humorvolle , kurzweilige Weihnachtsanthologie!

Veröffentlicht am 14.10.2019

Kurzweiliger, süffiger zweiter Teil um das Schokoladenfabrikanten Rothmann/Rheinberger, der viel 20er Jahre Flair versprüht.

Die Schokoladenvilla – Goldene Jahre
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Stuttgart 1926:

Serafina Rheinberger, ist endlich am Ziel angelangt. Nachdem ihr Vater ein paar Wochen zuvor plötzlich verstarb, hat sie die Einladung ihres Halbbruders Victor angenommen fortan bei ihm ...

Stuttgart 1926:

Serafina Rheinberger, ist endlich am Ziel angelangt. Nachdem ihr Vater ein paar Wochen zuvor plötzlich verstarb, hat sie die Einladung ihres Halbbruders Victor angenommen fortan bei ihm und seiner Familie zu leben, bis sie die Volljährigkeit erreicht hat. Gleich am Bahnhof macht sie die Bekanntschaft einer jungen, interessanten Frau. Lilou, die dem eigenen Geschlecht zugeneigt ist und für Josephine Baker arbeitet, wird in der Folgezeit zu einer verlässlichen Freundin. Und eine gute Freundin kann Serafina brauchen, denn sie wird von Unbekannten erpresst. Obwohl ihr Victors Familie sympathisch ist, traut sie sich nicht, ihnen von ihrem Problem zu erzählen und baut ganz auf Lilous Fähigkeiten.

Besonders Victors Schwager Karl, der im Familienbetrieb arbeitet, hat ein Auge auf die schöne Serafina geworfen. Und obwohl diese durchaus geschmeichelt ist, von seinen Avancen, ist es doch Karls Zwillingsbruder Anton, der ihr Herz schneller schlagen lässt. Der musikalische Anton scheint jedoch bereits vergeben zu sein.
Mehr über die Herstellung der Rothmannschen Köstlichkeiten, erfährt Serafina von Victors und Judith Tochter, dem Nesthäkchen Viktoria, kurz Vicky genannt. Denn Viky, hat genau wie ihre Eltern die Confiserieherstellung im Blut. Serafina schließt die Kleine, genau wie auch die übrigen Familienmitglieder schnell in ihr Herz. Eigentlich könnte sie glücklich sein, doch immer noch fürchtet sie sich vor ihren Erpressern.

Währenddessen stehen die Rothmanns vor einem ganz anderen Problem. Immer wieder kommt es zu seltsamen Vorkommnissen in der Fabrik. Es scheint, als wären Saboteure am Werk. Dazu müsste das Firmengelände dringend vergrößert und modernisiert werden. Und genau das trauen Judith und Victor, dem leichtlebigen Karl eigentlich nicht zu, was diesem sehr zusetzt. Seine Idee, eine Schallplatte aus Schokolade zu erschaffen, die auf einem Grammophon abspielbar ist, findet jedoch großen Anklang. Doch ist sie umsetzbar?

Judiths, Karls und Antons freiheitsliebende Mutter Helene hat derweil eine Einladung von ihrer Tochter erhalten. Soll sie es wagen nach Stuttgart zurückzukehren, nach all den Jahren?

Die kleine Vicky lernt eines Tages die gleichaltrige Mathilda Fetzer kennen. Sie ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Mathildas Vater Robert, einst ein Angestellter der Rothmanns war. Seine politischen Ambitionen und ein persönlicher Verlust trieben ihn bald fort aus dem Haus. Obwohl Robert seiner Tochter den Umgang mit Vicky verbieten will, halten die Mädchen fest zusammen…

Erst kürzlich las ich den ersten Teil der dreibändigen Familiensaga über die Schokoladenfabrikanten Rothmann, in dem Tochter Judith, die Liebe ihres Lebens, den erfinderischen Victor Rheinberger kennen lernte. Dieser zweite Band spielt etwa zwanzig Jahre später. Der Leser erfährt, wie es dem Liebespaar seitdem ergangen ist und auch Judiths Brüder und ihre Kinder- bis auf Vicky, sind bereits erwachsen. Während im ersten Teil Helene, die schwierige Mutter von Judith eine sehr große Rolle einnahm, trat sie dieses Mal nur noch sehr wenig in Erscheinung, was mir mehr als recht war. Allerdings erfährt man nun, in der Fortsetzung, etwas mehr über Helenes damaligen Gemütszustand und kann sie zumindest im Ansatz verstehen.

Auch die, stets zu Streichen aufgelegten Zwillingsbrüder, gewinnen in diesem Teil mehr an Kontur was mir sehr gut gefallen hat. Beide sind facettenreiche Charaktere, die zwar einerseits unterschiedlich gestrickt sind, aber doch das Herz am rechten Fleck haben. Mit Serafina, Lilou, Mathilda und der kleinen Vicky, hat die Autorin dazu, weitere interessante Akteure eingeführt, die man schnell in sein Leserherz schließen kann. Und auch die verschiedenen Handlungsstränge sorgen für spannende Momente, so dass sich die über 700 Seiten, mal wieder wie im Fluge lesen ließen. Dazu fand ich, dass es der Autorin diesmal noch besser gelungen ist, Stimmungen und Emotionen der Akteure zu beschreiben. Ich mochte ihren Schreibstil bereits im Vorgängerband, ihrem Debütroman- doch nun ist sogar noch eine Steigerung zu erkennen.
Die Beschreibungen Berlins und Stuttgarts der 20er Jahre, wurden sehr bildhaft und lesenswert in Szene gesetzt, so dass es diesmal von meiner Seite aus auch so gar nichts zu meckern gibt. Erwähnenswert, der kleine Krimiplot, der mir so richtig gut gefallen und dem Roman zusätzliche Würze verliehen hat.

Man bekommt hier einen süffigen Historienschmöker geboten; aber natürlich spielt auch die Herstellung süßer Köstlichkeiten erneut eine Rolle. Interessant klingt übrigens das Himbeer-Trüffel Rezept, das sich im Buch findet und zum Nachmachen einlädt. Nun, nach dem Lesen des zweiten Teils, bin ich schon ganz gespannt auf den dritten Band der Trilogie und hoffe sehr, dass das Layout der Vorgängerbände, sich auch im Abschlussband spiegeln wird, da die Bücher optisch schöne Hingucker im Regal sind.

Kurz gefasst: Kurzweiliger, süffiger zweiter Teil um das Schokoladenfabrikanten Rothmann/Rheinberger, der viel 20er Jahre Flair versprüht.

Veröffentlicht am 10.10.2019

Der Opiumesser, Thomas de Quincey, ermittelt wieder- Spannender historischer Krimi und interessantes Sittengemälde in einem.

Die Mörder der Queen
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London 1855:

Ausgerechnet während des Gottesdienstes, geschah ein unbeschreiblich grausamer Mord, den seltsamerweise keiner beobachtet hat.

Einer Dame der obersten Gesellschaftsschicht, wird mit durchtrennter ...

London 1855:

Ausgerechnet während des Gottesdienstes, geschah ein unbeschreiblich grausamer Mord, den seltsamerweise keiner beobachtet hat.

Einer Dame der obersten Gesellschaftsschicht, wird mit durchtrennter Kehle in ihrer privaten Sitzbank aufgefunden. Doch vom Mörder fehlt jede Spur. Der berühmt berüchtigte Autor und Journalist Thomas de Quincey, befindet sich zufällig zusammen mit seiner Tochter Emily, Detective Inspector Ryan und dessen Assistenten Becker vor Ort und beginnt, wie es schließlich de Quinceys Art ist, gleich mit seinen privaten Ermittlungen. Und das, obwohl er sich doch eigentlich schon bald aufmachen sollte gen Edinburgh, da sein Protege Lord Palmerston, der die Vier eine zeitlang in seinem Stadthaus leben ließ, sie nun dezent aber plötzlich vor die Tür setzen will.

Der in der Öffentlichkeit bekannte „Opiumesser“ Thomas de Quincey, ahnt ganz folgerichtig, dass hier ein Serientäter am Werk ist denn die Ermordete hält eine von schwarzem Trauerflor umrankte Nachricht in der Hand. Zwei geschriebene Worte die brisanter nicht sein könnten finden sich darauf. „New England“. Doch kann der Mord tatsächlich etwas mit dem vor Jahren verübten Attentat auf Queen Victoria zu tun haben, das glücklicherweise scheiterte? Damals wurde ein Mann verhaftet, der behauptete, er gehöre einer geheimen Gruppe an, die sich „New England“ nennt und sich für die sträflich vernachlässigten Rechte der Bürgerlichen stark machen und gegen alle höher gestellten Obrigkeiten vorgehen will. Ärzte bescheinigten dem Attentäter jedoch eine Geisteskrankheit, hielten „New England“ für ein Hirngespinst und seit damals schmort besagter Mann sicher in Verwahrungshaft.

Als der Mann der Ermordeten, Lord Cosgrove, mitsamt seiner Hausangestellten, ebenfalls brutal ermordet in seinem Stadthaus aufgefunden wird, ist Detective Inspector Ryan klar, dass es höchste Zeit ist, Licht ins Dunkel zu bringen und den Täter oder womöglich eine ganze Gruppe, zu fassen. Denn es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass auch Jagd auf das Königspaar gemacht wird. Und plötzlich ist ausgerechnet der Rat des scharfsinnigen Opiumessers Thomas de Quincey gefragt, der sogar zusammen mit seiner Tochter, Ryan und Becker, am Königshof vorstellig werden darf.

Es war zunächst das stimmungsvolle Gothic-Cover, das mich auf David Morrells zweiten Teil seiner historischen Krimireihe um den Opiumesser Thomas de Quincey werden ließ, denn ich liebe historischen Lesestoff, der in der viktorianischen Ära angesiedelt wurde, sehr.
Leider verpasste ich seinerzeit den Auftaktband „Der Opiummörder“, will aber mein Versäumnis nun, nach dem Lesen dieses Romans, unbedingt nachholen. Doch man kommt auch ohne Vorwissen gut hinein in die Geschichte.

Der Autor David Morrell, der neben anderen Projekten, beispielsweise auch die Romanvorlage zu „Rambo“ schuf ( „First Blood“- verfilmt mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle) widmet sich mit dieser Reihe erstmals dem Genre historischer Krimi. Ich muss zugeben, ich hatte gewisse Vorbehalte, als ich im Inneren des Buches las, dass David Morrell der Autor der Kult-Actionfilmreihe ist und fürchtete, dass seine Krimiserie höchstwahrscheinlich ebenso blutig, actionreich aber auch flach geraten ist. Umso größer war meine Überraschung, als ich zu lesen begann. Nicht nur die Romanfiguren sind charismatisch und vielschichtig geraten- ihre Dialoge zeugen von Tiefgang und auch die Ermittlungsarbeit gestaltet sich interessant. Dazu hat der Autor viel über die damaligen Lebensumstände der Bürgerlichen und der Adligen zu erzählen und streut zudem Wissenswertes aus allen Bereichen, die die viktorianische Epoche so besonders machte, ein. Selbst politische Ereignisse werden angesprochen und es bewahrheitet sich mal wieder, dass sich Historisches leider immer wiederholt und die Menschen zum größten Teil nicht lernfähig sind.

Thomas de Quincey, ist im Gegensatz zu anderen Romanfiguren, eine historisch verbriefte Persönlichkeit. Er lebte von 1785-1859, teils in England, teils in Schottland. Er war ein britischer Schriftsteller, Essayist und Journalist und galt nach der Veröffentlichung seines autobiografischen Buches „Confessions of an English Opium Eater“ als bekannt aber auch berüchtigt. Schließlich bekannte er sich darin zu seiner Opiumsucht, der er hilflos ausgeliefert war. Trotz dieses gesundheitlichen„Handicaps“, arbeitete er für diverse Zeitungen, hatte eine Großfamilie zu versorgen und hielt sich finanziell, eher schlecht als recht, über Wasser. Ob er auch auf detektivischen Pfaden a la Sherlock Holmes wandelte, ist nicht bekannt. Aber zumindest macht es David Morrells Phantasie möglich.

Ich fand es spannend, mit einem Romanhelden konfrontiert zu werden der, aufgrund seiner Opiumsucht, besondere Fähigkeiten in der Wahrnehmung entwickelt hat und diese dazu nutzt, Kriminelle zu jagen. Man kann sich gut in die Romanfigur hineindenken und die Verzweiflung und Ohnmacht verstehen, die Thomas de Quincey so rastlos macht. Seine Detektivarbeit ist das Einzige das ihn davon abhält sich einer Überdosis hinzugeben. Und vielleicht noch seine scharfsinnige unkonventionelle Tochter Emily, die ihn liebevoll umsorgt. Emily ist eine Frauenrechtlerin und ihre, zur damaligen Zeit, modernen Ansichten sorgen für ungewöhnliche und spannende Lesemomente. Beispielsweise, wenn sie Queen Victoria höchstpersönlich davor warnt, stark grün gefärbte Kleidung zu tragen, da diese mit einem Gift behandelt wurde, das eigentlich für eine intensive Farbkomposition sorgen soll.

Detective Inspector Ryan und Becker sind ebenfalls interessante Romanfiguren, doch vor allem zusammen ist das ungleiche Quartett unschlagbar. Zugegeben- so ganz kann der Autor „Rambo“ nicht ganz hinter sich lassen. Denn auch in diesem historischen Krimi geht es zwischenzeitlich ganz schön actionreich zu- etwa bei Verfolgungsjagden durch ein Elendsviertel der Stadt. Und auch die bildhaften Beschreibungen der Mordszenarien sind nichts für Fans des „Cosy-Krimis“. Wer damit keine Probleme hat, kann sich entspannt zurücklehnen und diesen rundum gelungenen historischen Krimi in vollen Zügen genießen. Ich bin jedenfalls begeistert und gebe die Höchstbewertung. Denn hier stimmt alles- Eine spannende Story trifft auf vielschichtige interessante Figuren, reichlich historisches Flair, eine der Zeitepoche angemessene Ausdrucksweise und vor allem einen sehr angenehmen Schreibstil.

Kurz gefasst: Der Opiumesser, Thomas de Quincey, ermittelt wieder- Spannender historischer Krimi und interessantes Sittengemälde in einem.

Thomas de Quincey Reihe:

1. Teil: Der Opiummörder
2. Teil: Die Mörder der Queen
3. Teil: Ruler of the Night (noch nicht übersetzt)