Cover-Bild Kintsugi
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER E-Books
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Familienleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 28.08.2019
  • ISBN: 9783104911120
Miku Sophie Kühmel

Kintsugi

Roman
Shortlist - nominiert für den Deutschen Buchpreis 2019 und ausgezeichnet mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung und dem aspekte-Literaturpreis für das beste deutschsprachige Prosa-Debüt 2019
Es ist Wochenende. Wir sind in einem Haus an einem spätwinterlichen See, das Licht ist hart, die Luft ist schneidend kalt, der gefrorene Boden knirscht unter unseren Füßen. Gerade sind Reik und Max angekommen, sie feiern ihre Liebe, die nun zwanzig ist. Eingeladen sind nur ihr ältester Freund Tonio und seine Tochter Pega, so alt wie die Beziehung von Max und Reik. Sie planen ein ruhiges Wochenende. Und wir hören ihnen zu.
Doch nichts ist ruhig, außer dem See. Nur vielleicht der Leser, ganz am Schluss, wenn er den letzten Satz liest und die schwermütig-schöne Melancholie des Lebens ihn sanft das Buch schließen lässt. Verstohlen wischt er sich die Augen, aber er lächelt und googelt: Kintsugi. Und dann geht es weiter. Wie immer geht es weiter.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2020

Zerbrechliche Beziehungen

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Vier Personen verbringen ein Wochenende am See: Reik und Max, seit 20 Jahren ein Paar, ihr bester Freund Tonio und dessen jugendliche Tochter. Die Nähe bringt einige Dinge zutage, die zuvor unausgesprochen ...

Vier Personen verbringen ein Wochenende am See: Reik und Max, seit 20 Jahren ein Paar, ihr bester Freund Tonio und dessen jugendliche Tochter. Die Nähe bringt einige Dinge zutage, die zuvor unausgesprochen waren.
Wie bei Kintsugi, der dem Buch seinen Namen gebenden Methode, wobei die Scherben aus Porzellan neu zusammengesetzt werden, schauen wir hier auf die Bestandteile der partnerschaftlichen und freundschaftlichen Beziehungen und somit ins Innerste der Figuren. Jede erhält eine eigene Stimme, mit der sie ihre Sicht auf die Dinge darstellt. Jeder Abschnitt endet wie ein Akt eines Theaterstücks mit Regieanweisungen und der wechselnden Rede.
Die originelle Form wird durch eine poetische Sprache und sensible Beobachtungen ergänzt, die den zerbrechlichen Charakteren gerecht werden. „Denn wenn man vergisst, dass man die eigenen Gefühle genauso respektieren muss wie die anderer, ebenso wie man auch sich selbst respektieren muss und nicht nur die anderen, dann sind die Gefühle schnell beleidigt. Und: Sie sind nicht nur widerspenstig und sensibel, sie sind auch höchst eitel.“
„Kintsugi“ ist ein leises Buch mit einem lauten Nachhall im Kopf des Lesers.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

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Miku Sophie Kühmel studierte in Berlin und New York Literatur. Und das unter anderem bei Roger Willemsen und Daniel Kehlmann. Mittlerweile hat sie sich als Autorin und Podcast-Produzentin einen Namen gemacht. ...

Miku Sophie Kühmel studierte in Berlin und New York Literatur. Und das unter anderem bei Roger Willemsen und Daniel Kehlmann. Mittlerweile hat sie sich als Autorin und Podcast-Produzentin einen Namen gemacht. Ihr neuestes Werk

Kintsugi erschien am 28.08.2019 im S.Fischer Verlag.

Der Roman erzählt die Geschichte von vier Menschen, die schon sehr lange befreundet sind. Max und Reik, ein schwules Paar sowie Tonio und Pega, sie sind Vater und Tochter. Max, Professor und sehr pedantisch und Reik, der ruhelose Künstler, möchten ihre Liebe feiern. Sie sind seit 20 Jahren ein Paar und jeder, der sie zusammen sieht, erkennt die große Harmonie der beiden. Tonio ist alleinerziehender Vater und sowohl Max als auch Reik halfen ihm, die Kleine sorglos heranwachsen zu lassen. Alle drei fühlen sich für sie verantwortlich. Mittlerweile ist Pega so alt wie die Beziehung zwischen Max und Reik und wohnt nicht mehr bei ihrem Vater. Die vier Freunde treffen sich in einem Wochenendhaus mitten in den Wäldern Brandenburgs und an einem ruhigen See.

Kintsugi ist ein Kunsthandwerk aus Ostasien. Dabei wird zerbrochenes Porzellan mit Gold zusammengefügt. Ich habe mir Fotos von einigen dieser Kunstwerke angeschaut. Mir gefielen sie sehr gut und die goldenen Fäden fügen sich perfekt in das zarte Porzellan. Beim Lesen des Romans fiel mir sofort die harmonische Sprache auf. Mal ernst, mal humorig aber zuweilen leider auch vulgär und das wiederum gefiel mir nicht.

Die Autorin lässt jede Figur für sich zu Wort kommen. Jeder berichtet, was er gegenwärtig empfindet aber auch etliche Erlebnisse aus der Vergangenheit sind ein Thema. Wie die drei aufwuchsen und was die frühen Kindheitserlebnisse aus ihnen machten. Es geht um eine Liebe, die nicht erfüllt wird, Eifersucht und Abhängigkeit.

Kintsugi zeigt auch wie wichtig es ist, die Kinder loszulassen, sodass sie ihre eigenen Erfahrungen machen können.

Es ist kein einfaches Buch und erfordert hohe Konzentration. Einige Längen gibt es auch aber die störten mich nicht, sie gehören wohl zum Stil der Autorin. Anspruchsvolle Literatur ist es und wer diese mag, dem empfehle ich das Buch auf jeden Fall.

Ich danke

NetGalleyDE, dass ich das Buch lesen durfte.

Veröffentlicht am 14.11.2019

Wochenendhaus

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Sie sind seit zwanzig Jahren zusammen und das wollen sie feiern. Eher begehen als feiern. Reik und Max fahren ins Wochenendhaus am See, da wo sie sich immer wohl fühlten. Ihre einzigen Gäste sind Tonio ...

Sie sind seit zwanzig Jahren zusammen und das wollen sie feiern. Eher begehen als feiern. Reik und Max fahren ins Wochenendhaus am See, da wo sie sich immer wohl fühlten. Ihre einzigen Gäste sind Tonio und seine Tochter Pega. Sie sind fast wie eine Familie. Im winterlichen Haus entwickelt sich das Festwochenende etwas anders als erhofft. Verborgene Wünsche und Gedanken drängen ans Licht. Eigentlich waren es Tonio und Reik die sich zuerst kannten schon als sie noch Jugendliche waren. Und dann war Max da, der Ruhige, bei dem sich der Künstler Reik ausleben konnte.

Kintsugi bezeichnet auf Japanisch, die Kunst zerbrochenes Porzellan mit Gold zu kitten. Und tatsächlich gibt es in dem Roman eine Teetasse, die auf diese Art repariert wurde und dadurch noch eine zusätzliche Schönheit bekommen hat. Auch die Beziehung von Max und Reik scheint gekittet. Und im Verlauf des Wochenendes offenbart sich, dass die Beziehungen zwischen den drei Männern und dem jungen Mädchen, das sie aufgezogen haben, nicht so glatt und friedlich sind wie es auf den ersten Blick wirkt. Risse durchziehen die Bande zwischen diesen Menschen, die doch so menschlich bleiben. Sie sind schon ein Trupp, Künstler, Professor, Klavierspieler und die junge Studentin.

Man muss fürs Lesen solch poetischer Beziehungsgeflechte geschaffen sein, um von diesem Roman eingenommen zu werden. Ist man das nicht, verliert sich die Lektüre in den Erzählungen und Gedanken der handelnden Personen. Man vermisst eine wirkliche Handlung. Dennoch kann man die Poesie genießen und der Gedanke an die Teetasse in ihren verschiedenen Daseinsformen hat was. Man beginnt sich zu fragen, ob die Menschen mit ihren Beziehungen ebenso zart umgehen wie mit der Tasse, ob sie sie ebenso hegen und nach Brüchen wieder zusammensetzen. Oder gibt es den Moment, an dem man einfach erkennen muss, dass es vorbei ist. Diese kluge und schöne Idee vermag wohl nicht jeden Leser zu packen, wird vielen aber ein besonderes Leseerlebnis bereiten.

Veröffentlicht am 03.08.2022

Leiser Roman über Beziehungen

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Die Schriftstellerin Miku Sophie Kühnel war 2019 mit ihrem Roman „Kintsugi“ auf der Longlister des deutschen Bücherpreises.
Das Buch hat einen sensiblen Schreibstil
Es geht um ein schwules Paar, Max ...



Die Schriftstellerin Miku Sophie Kühnel war 2019 mit ihrem Roman „Kintsugi“ auf der Longlister des deutschen Bücherpreises.
Das Buch hat einen sensiblen Schreibstil
Es geht um ein schwules Paar, Max und Reik das seit 20 Jahren zusammen ist
Der alleinerziehende Tonio und seine inzwischen erwachsenen Tochter feiern den Tag mit ihnen.

Es ist ein gediegener Roman, er hat zwar ein paar gute Dialoge, aber so richtig kann er mich leider nicht packen.



Veröffentlicht am 13.10.2019

Schade!

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Ach, schade. Da habe ich mir deutlich mehr von versprochen, dass ich mehr drin bin, mehr mitleide, mehr "dabei bin". Aber dieses Buch wollte mich irgendwie nicht richtig mitnehmen. Da war diese kühle Distanz, ...

Ach, schade. Da habe ich mir deutlich mehr von versprochen, dass ich mehr drin bin, mehr mitleide, mehr "dabei bin". Aber dieses Buch wollte mich irgendwie nicht richtig mitnehmen. Da war diese kühle Distanz, die immer zwischen uns stand.

Kintsugi ist es "kleines" Buch, begrenzt in Sachen Raum und handelnder Charaktere. Ein Kammerspiel in einem Haus an einem See in der Uckermark, mit vier Menschen, die einander seit 20 Jahren zugewandt sind und sich in- und auswendig kennen. Denken sie zumindest. Doch weder Max und Reik, das hausbesitzende schwule Paar, noch Reiks bester Freund Tonio oder seine Tochter Pega - von Beginn an von dem Trio quasi co-aufgezogen - sind so ganz ehrlich. Nicht gegenüber den anderen, aber auch nicht immer gegenüber sich selbst. Und so kommen sie dann doch ans Tageslicht, die verborgenen Dinge, die den Dynamiken der Gruppe ganz neue Richtungen verleihen.

Das hörte sich alles ganz toll an, und ging auch gut los. Ich war voll und ganz bereit, mich komplett auf die vier einzulassen. Aber ich kam einfach nicht richtig ran. Die Charaktere blieben mir fremd, sie haben keine Gefühle in mir ausgelöst - und das ist es, was ich von Büchern erwarte. Die Dynamiken zwischen den Figuren, ihre Bewegungen zueinander hin und wieder weg - ich stand am Rande und habe es zur Kenntnis genommen. Mehr leider nicht.

Stilistisch war das größtenteils okay, grob untereilt ist das Buch in vier große Kapitel, in denen jede Figur abwechselnd einen langen Monolog halten darf. Diese geben Einblicke in Vergangenes und die daraus entstandenen Konsequenzen. Hier und da wurde mir etwas zu viel ausgeholt, die Charaktere erschienen mir dann zu weit weg. Zwar waren sie auch in diesen Szenen fast nie allein, dann aber doch - Interaktion findet nur wenig statt, die Handlung spielt sich auf einer tieferen, inneren, sehr intimen Ebene ab - und eben da bin ich nicht richtig rangekommen.

Die psychische Erkrankung eines Charakters wurde etwas - für mich - zu stark metaphorisch behandelt. Was mich persönlich überfordert hat, waren die Stilbrüche zwischen den großen Kapiteln. Als eine Art Bindeglied wird eine kürzere Szene in Form eines Theaterstücks dargestellt. Plötzlich reden alle vier durcheinander, es herrscht regen Treiben, Aktivität überall - das war mir zu plötzlich zu viel - als ob plötzlich die Linse aufgerissen wird, mir die Totale bunt und grell entgegen springt und ich keine Sonnenbrille dabei habe.

Schließlich hatte mir das letzte Kapitel zu sehr etwas von "Kreis schließen". Der Titel, "Kintsugi", bedeutet die Kunst, zerbrochene Teeschalen mit Goldlack zu reparieren. Und Brüche, wieder Zusammengekittetes usw. waren auch der rote Faden. Da hätte ich mir am Ende noch etwas mehr Bruch gewünscht - so ergab sich eine Kette, in der Charakter 1 Charakter 2 beleuchtete usw., bis das letzte Kapitel den "Schlussbogen" spannte. Ich hatte gehofft, dass es genau so nicht kommt, das war mir zu "rund".

Abgesehen davon liest sich die Geschichte sich sehr gefällig, und ich bin mir sicher, dass andere Menschen daran sicher mehr Freude haben werden als ich. Ich kann auch nicht sagen, dass es mir überhaupt nicht gefallen hat - es hat mich nur nicht besonders angesprochen und leider zu kalt gelassen.