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Veröffentlicht am 02.11.2019

Wie wird man eine Prinzessin?

Princess Academy, Band 1: Miris Gabe
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Liebe Daffy,

ich habe wieder eine Prinzessinnengeschichte, die ich dir vorstellen möchte. Shannon Hales Princess Academy. Mirirs Gabe ist 2017 im Ravensburger Verlag auf den deutschen Markt gekommen. ...

Liebe Daffy,

ich habe wieder eine Prinzessinnengeschichte, die ich dir vorstellen möchte. Shannon Hales Princess Academy. Mirirs Gabe ist 2017 im Ravensburger Verlag auf den deutschen Markt gekommen. Bemerkenswert ist aber, dass es im Original schon 2005 erschien. Die Geschichte ist also schon eine ganze Weile unter den Leseratten unterwegs, kann ihren Charme aber auch jetzt noch versprühen. Die Übersetzung stammt von Alexandra Ernst.

Aufmerksam bin ich durch das schöne Cover geworden. Ich weiß nicht, ob es einen Sonnenaufgang oder -untergang sein soll, aber der leuchtende Himmel über einer schneebedeckten Landschaft, ist genau mein Geschmack. Nur die Abbildung von Schloss Neuschwanstein irritiert mich und hat meines Erachtens nach keine Bedeutung für die Geschichte.

Als ich den Klappentext gelesen habe, musste ich direkt an Selection von Kiera Cass denken. In einem Bergdorf wohnt unsere Protagonistin Miri. Zusammen mit ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester. Die Dorfbewohner haben eine besondere Aufgabe, sie bauen nämlich den Linderstein ab und handeln mit diesem; hierbei handelt es sich um einen fiktiven Stein, den die Autorin für die Geschichte erfunden hat. Eines Tages stellt ein Beschluss des Königshaus das Dorfleben auf dem Kopf. Das Dorf wurde ausgewählt, das Mädchen zu stellen, welches den Prinzen heiraten soll. Um den Anforderungen zu entsprechen, werden die Mädchen auf die „Princess Academy“ geschickt, um lesen, schreiben, Manieren und Tanz zu erlernen. Welche von Ihnen wird die Braut des Prinzen?

Obwohl die Zusammenfassung einen ganz bestimmten Eindruck hinterlässt, war ich beim Lesen ganz überrascht. Es hatte gar nichts mit meinen Erwartungen gemein. Was absolut nichts Schlechtes heißen soll. Ich hatte nur mehr mit Prunk und Glamour gerechnet und nicht mit einer kleinen pro Feminismus-Geschichte für junge Mädchen. Miri ist eine starke Hauptperson, die eifrig lernen möchte. Dabei werden ihr einige Steine in den Weg gelegt, doch trotz allem verliert sie ihren Lerneifer nicht. Sie zeigt uns wie wichtig Freundschaft und Familie ist und dass man seine Wurzeln nie verliert, sondern durch das Erinnern daran stärker werden kann.

Shannon Hale baut kleine fantastische Elemente ein, die die Meinung vielleicht zweiteilen könnten. Ich hätte sie nicht gebraucht und das Buch gelungener gefunden, wäre alles auf natürliche Weise zu erklären gewesen. Die Welt, die die Autorin geschaffen hat, ist eine fiktive und nicht in dieser Welt verankert. Trotzdem habe ich mit beim Lesen das Ganze irgendwie in Skandinavien vorgestellt. Vielleicht liegt es an den gewählten Namen. Durch die fiktive Welt und die magischen Elemente, konnte ich Miris Werdegang zwar nachvollziehen, doch hundertprozentig war ich nicht an der Figur dran. Sie bietet tolles Identifikationspotenzial als eine emanzipierte junge Frau, die ihr Recht zu lernen einfordert, doch ich musste mir zu viel selbst erklären und vorstellen. Wie ich bereits sagte, ich habe die Geschichte für mich in Skandinavien angesiedelt, was sicher gar nicht im Sinne der Autorin ist. Doch ihre fiktive Welt war mir nicht zugänglich genug. Auch Miris magischen Fähigkeiten, die ich nicht ganz begriffen habe, bauten eine Mauer zwischen sie und mich. Nichtsdestotrotz hatte ich einen guten Lesefluss und fand einige Wendungen hervorragend.

Soweit ich es richtig im Blick habe, gibt es von der Princess Acadamy drei Bände. Gelesen habe ich bisher aber nur den ersten Teil. Es ist ein richtiges Winterbuch, weil Schnee nicht nur auf dem Cover eine wichtige Rolle spielt. Ich kann mir richtig gut vorstellen, dass junge Lerserinnen um die 11 Jahre richtig Spaß mit dem Buch haben, wenn sie es mit in die Skiferien nehmen. Mit 349 Seiten hat man einen schönen Schmöker, der sich ruck-zuck lesen lässt und einige spannende Momente zum Fingernägel kauen gibt’s obendrauf. Wann sind deine nächsten Ferien?

Deine Daisy

Veröffentlicht am 01.11.2019

Eine Liebeserklärung...an die Musik

Idol – Gib mir die Welt
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Liebe Daffy,
ich fühle mich, als wäre ich gerade nach einem Konzert nach Hause gekommen. Man hat die Musik noch im Ohr und die Füße wollen nicht still stehen. Seit ich Kristen Callihans Idol. Gib mir ...

Liebe Daffy,
ich fühle mich, als wäre ich gerade nach einem Konzert nach Hause gekommen. Man hat die Musik noch im Ohr und die Füße wollen nicht still stehen. Seit ich Kristen Callihans Idol. Gib mir deine Welt beendet habe, will ich dir diesen Brief schreiben, weil ich einfach über dieses Buch sprechen muss. Es ist 2018 für den deutschsprachigen Markt bei Lyx erschienen und von Anika Klüver übersetzt worden. Das Original Idol wurde schon 2016 herausgebracht.

Inhalt
Die zurückgezogen lebende Liberty Bell trifft unter mysteriösen Umständen auf Killian James, den Leadsänger und Gitarristen einer der derzeit erfolgreichsten Rockbands: Er liegt sturzbetrunken in ihrem Vorgarten. Liberty ist weder begeistert von der Tatsache, dass er mit seinem Motorrad durch ihren Zaun gefahren ist, noch weiß sie, wen sie vor sich hat. Doch da Killian ihr neuer Nachbar ist, bleibt es nicht bei einem einmaligen Treffen und die beiden stellen fest, dass sie etwas teilen: Die Liebe zur Musik.

Handlung und Charaktere
Ein Roman voller Musik, auf dem Klappentext steht etwas von „ulitmative[r] Rockstar-Romance“. Das hat mich doch direkt neugierig gemacht. Ich muss ehrlicherweise zugeben, ich bin gar nicht über dieses Buch auf die Reihe aufmerksam geworden, sondern über den dritten Teil, der überall auf Instagram zu sehen war. Doch ich wollte die Reihe richtig starten und so kaufte ich mir dieses Buch gebraucht, um mal einen Blick auf Kristen Callihans Schreibstil zu werfen.
Die Autorin liefert uns direkt zu Beginn eine Playlist mit den großen Namen der Musikbranche wie Prince, Nirvana oder Bon Jovi. Du weißt um mein Problem mit diesen vorangestellten Playlists in Büchern und dass ich nicht so genau weiß, wie ich damit umzugehen habe. Meist handelt es sich um eine willkürlich erscheinende Liste an Liedern, die gerade mehr oder weniger populär sind. Doch das ist bei diesem Buch gänzlich anders. Jedes Lied wird in diesem Buch erwähnt, indem es beispielsweise auf Konzerten der fiktiven Rockband gecovert wird. Die Lieder sind also maßgeblich an der Handlung beteiligt und ich muss sagen, ich habe hier tatsächlich den Sinn in der Playlist gesehen.
Warum fange ich meinen Brief mit diesem Thema an? Weil das Buch voller Musik ist. Nicht nur diese Lieder werden in die Handlung eingeflochten, auch Musikinstrumente werden recht genau beschrieben. Ich höre gern Musik, so ist es nicht, doch ich kenne mich bei Gitarrentypen nicht aus. Daher ist mir dieser Zauber der Beschreibungen wohl verborgen geblieben, doch für jede/n MusikliebhaberIn wird hier ganz sicher eine tolle Atmosphäre geschaffen. Durch mein Nicht-Wissen kann ich das Buch also nur auf anderen Ebenen bewerten, allerdings war es mir wichtig, diesen Aspekt voranzustellen, da die Autorin hier um einige Kenntnisse verfügt und sie in ihre Geschichte einbaut.

Du wirst dich schon bei meiner kleinen Zusammenfassung des Inhalts gefragt haben, ob ich mich bei den Namen verschrieben habe. Die beiden heißen tatsächlich so. Liberty Bell, kurz Libby, ist sich ihres kuriosen Namens mehr als bewusst. Das betont sie im Laufe der Geschichte immer wieder, wodurch der Name doch an Glaubhaftigkeit gewinnt.
Ein größeres Problem hatte ich mit Killian James. Du wirst erraten, was ich ganz automatisch gelesen habe. Genau, Killian Jones wie in der Serie Once upon a time. Dass Killian gerne schwarz trägt und lange Haare hat, hat ihn in meinem Kopf gänzlich zu Captain Hook gemacht und das Bild bin ich auch nicht mehr losgeworden. Selbst, wenn ich jetzt seinen Namen in diesem Brief schreibe, muss ich den Nachnamen immer wieder zu James korrigieren.
Vor allem zu Beginn des Buches habe ich mich an die Namen geklammert, da sie mit das Einzige waren, das ich von den Figuren so richtig mitbekommen habe. Sie waren (ungewollt?) auffällig, die Charaktere an sich waren es leider nicht. Das liegt aber nicht daran, dass Libby und Killian langweilig wären. Der Schreibstil hat mich schlicht überfordert. Kristen Callihan beschreibt das erste Aufeinandertreffen zwischen den beiden Hauptfiguren sehr ausführlich. Zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass wir zwischen den Sichtweisen von Libby und Killian hin und her springen.
Während des Lesens wusste ich schon, was ich in diesen Leseeindruck schreiben würde bezüglich eben dieses ersten Treffens und dass ich Libbys Vorgehen nicht nachvollziehen kann. Da liegt ein betrunkener Fremder in ihrem Vorgarten, sie will ihn verscheuchen, er zieht sich noch aus und verfolgt sie dann nackt zu ihrem Haus und Libby … kümmert sich noch um ihn, anstatt die Polizei oder einen Krankenwagen zu rufen. Dieses Verhalten fand ich merkwürdig, doch abgesehen davon, brauchte die Autorin den Moment, dass Libby zu einer guten Samariterin wird, um ihren Charakter abzubilden.
Die daraufhin einsetzenden Zeitsprünge haben mich dann verwirrt. Ich hatte das Gefühl, es seien vielleicht zwölf Stunden vergangen und wir befänden uns noch in der gleichen Situation, doch dann tauchen Worte auf, die deutlich machen, dass bereits Wochen vergangen wären. Es wird behauptet, Libby und Killian hätten sehr viel Zeit miteinander verbracht und sich so gut kennen gelernt. Halt, stopp, ich war nicht dabei. Ich weiß von den Figuren so gut wie nichts. Ich weiß ihre Namen und ich kenne die ominöse Situation des Kennenlernens. Hier hätte ich mir gewünscht, dass nicht nur behauptet wird, dass sie sich viel unterhalten und so viel voneinander erfahren. Ich wäre gern dabei gewesen, um die Figuren genauso in mein Herz schließen zu können, wie sie es offensichtlich gegenseitig getan haben.
Meine Vermutung ist, dass die Autorin für ihre eigene Geschichte eine Grundlage schaffen wollte, ihr Hauptaugenmerk doch auf einer Handlung lag, die erst später eintritt. Dafür mussten sich Killian und Libby schon ineinander verliebt haben, doch den Prozess wollte sie nicht ausführen.
Mit Voranschreiten der Handlung gelang es Kristen Callihan nämlich, mich von der Chemie zwischen den beiden Protagonisten zu überzeugen. Ich war als Leserin nicht dabei, als sie sich, ihre Wünsche und Hoffnungen kennen gelernt haben. Doch dass sie zu einem späteren Zeitpunkt aufeinander fixiert waren und zusammen sein wollten, komme was wolle, war nachvollziehbar und gut dargestellt.
Genauso gelungen war Libbys Treffen auf Killians Band. Die Autorin hat eine Gruppe von Individuen geschaffen; es findet kein Kollektives „Oh, wir lieben bzw. hassen Libby“ statt. Jeder hat seine eigene Beziehung zu Killian und später auch zu Libby.
Wenn es um die Beziehungen in diesem Buch geht, kann ich nicht ganz spoilerfrei bleiben, um etwas hervorzuheben, das mir aufgefallen ist. Wenn du das Buch also selbst entdecken möchtest, kannst du den Brief nun beiseite legen.

Spoiler
Kristen Callihan spricht in ihrer Geschichte ein Thema an, das leider noch immer zu aktuell ist. Libby bekommt die Chance, selbst Musik machen zu dürfen. Ihre Sorge, dass die Außenwelt denken könnte, sie sei nur auf eine Bühne gekommen, weil sie mit Killian geschlafen hat, drückt sie schon recht früh aus. Und tatsächlich kommt es zu diesen Anschuldigungen als sie ihre Auftritte bekommt. Ich finde es gut, dass das Thema angesprochen wird und auch versucht wird, zu erklären, Libby hätte Talent und würde die Menschen mit ihrer Musik beeindrucken. Tja, aber dann kommt der Haken. Libby hat ja nunmal eine Beziehung mit Killian, der sie an seinen Manager empfohlen hat und somit ist das Vorurteil, das die anderen von ihrem „Hochschlafen“ haben, ja nicht aus der Welt geschafft. Ich finde, die Autorin hat eine Chance vergeben, die sehr offensichtlich war. Libby ist eine gute Musikerin und das hat auch der Manager Mr. Scott so empfunden, um sie daraufhin unter Vertrag nehmen zu wollen. Er und Libby haben aber keine Liebelei am Laufen und es geht wahrhaftig um Können und das Potenzial mit ihr Geld machen zu können.
Wieso gibt es nur Libbys Argumente, dass die Frage nach einem Techtelmechtel zwischen ihr und der Band unangebracht sei – was sie selbstverständlich ist. Libby wird doch nicht Vertragsmusikerin, weil Killian es so möchte, sondern weil ein Manager sie ganz objektiv betrachtet, als lukrativ einstuft. Dieser Gedanke kommt niemandem, schade. Es hätte ein Argument sein können, das effektiver gewesen wäre als ein zickiges Zurückgeben der Frage an Reporter und Kollegen. So hat Libby an sich nur zugegeben, dass es ihre Beziehung zu Killian war, die ihr zum Durchbruch verholfen hat.

Fazit
Du merkst, ich bin mit diesem Buch am Hadern. Davon abgesehen, dass ich durch den etwas wirren Schreibstil sehr lang für die 420 Seiten gebraucht habe, verstehe ich einige Entscheidungen der Autorin nicht. Durch die wechselnde Perspektive hätten wir die zwei Figuren sehr gut kennen lernen müssen, doch das ist nicht zu jeder Zeit gelungen.
Ich habe schon angesprochen, dass ich durch den dritten Teil auf diese Reihe aufmerksam wurde. Dieser handelt von einem anderen Bandmitglied, der zweite Band dreht sich um Scott, den Bandmanager. Ganz sicher bin ich noch nicht, ob ich die Geschichten weiter verfolgen möchte. Wenn ich aber zurückkehren sollte, werde ich auf jeden Fall berichten.
Dieses Buch war nett und für Musikfans, die gern Liebesromane mit Protagonisten in ihren späten 20ern lesen, ist es sicher eine großartige Atmosphäre, die mit all den Liedern, Konzerten und Proben beschrieben wird, doch es konnte mich nicht auf allen Ebenen überzeugen.

Deine Daisy

Veröffentlicht am 01.11.2019

Die Nummer der Traumfrau

Die Frau meines Lebens
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Liebe Daffy,

heute erreicht dich mein Brief aus Paris – die Stadt der Liebe. Unser Protagonist ist im Eigenauftrag eben selbiger unterwegs und beschert uns dadurch eine turbulente Reise durch die französische ...

Liebe Daffy,

heute erreicht dich mein Brief aus Paris – die Stadt der Liebe. Unser Protagonist ist im Eigenauftrag eben selbiger unterwegs und beschert uns dadurch eine turbulente Reise durch die französische Hauptstadt. Vielleicht hast du es schon erraten, es folgt eine Rezension zu Nicolas Barreaus Die Frau meines Lebens. Ich habe die Ausgabe von Atlantik aus dem Jahr 2016 gelesen; ehemals ist das Buch bei Thiele Verlag 2007 erschienen. Ich würde dir an dieser Stelle gern das französische Original nennen, doch da scheint es etwas ganz Geheimnisvolles zu geben, was ich jedoch nach meinem kleinen Leseeindruck ansprechen möchte.

Dieses kleine, aber feine Buch handelt von Antoine, der in seiner Mittagspause in einem Pariser Café sitzt. Es könnte ein ganz normaler Apriltag sein, würde er sich nicht auf den ersten Blick verlieben. An einem anderen Tisch sitzt sie, die Frau seines Lebens. Der kleine Flirt über Blickkontakt endet damit, dass diese Frau zwar einen männlichen Begleiter hat, mit dem sie zusammen zu sein scheint, doch Antoine bekommt ihre Telefonnummer zugesteckt. Sie hat dazu notiert, sie sei um 15 Uhr erreichbar. Bis dahin muss er sich nun die Zeit vertreiben und zählt sehnsüchtig die Minuten. Doch kurz vor drei passiert das Unfassbare und durch ein kleines Missgeschick, ist die letzte Ziffer der Telefonnummer unleserlich. Antoine muss nun alle zehn möglichen Endziffern auszuprobieren, um die Frau zu finden.

Ich hatte Lust auf ein nicht allzu langes Buch, dadurch kamen mir diese rund 140 Seiten gerade recht. Nach Lesen des Klappentexts hatte ich das Gefühl, so viel könne der Autor gar nicht aufmachen, um diese Anzahl an Seiten zu füllen. Das klingt kontrovers, wo ich gerade noch sagte, es seien nicht viele? Ich fing an zu lesen, das oben geschilderte Problem entfaltete sich relativ schnell und ich dachte, es könne nicht allzu lang dauern, eben zehn Endziffern zu probieren. Was Nicolas Barreau gelingt, ist eine rasante Geschichte, die sich fast wie ein Kammerspiel entfaltet und durch geschickte Wendungen neue Probleme für den Protagonisten schaffen. Die Idee und Handlungsentwicklungen haben mir sehr gut gefallen. Womit ich nicht so gut zurecht gekommen bin, war unsere Hauptfigur. Ich schätze, er sollte einen durchschnittlichen Mann darstellen, der in einer Buchhandlung arbeitet und weder runtergekommen, noch wie ein Supermodel aussieht. Jemanden, in den sich jede Frau verlieben könnte, weil man sich in einem Café sieht, also einem öffentlichen Raum, der jeder und jedem zugänglich ist und nichts Elitäres. Soweit so gut, das ist gelungen und realitätsnah. Dass sich Antoine Hals über Kopf verliebt und ganz Paris durchkämmt, um seine Traumfrau zu finden, lässt sicher das Herz aller romantischen Mädchen höher schlagen. Er legt sich aber auch wirklich ins Zeug. Was mich dabei massiv gestört hat, war seine fast aggressiv manische Art diese Frau zu finden. Er ist teilweise unhöflich, herablassend und schnell genervt, obwohl er gerade eine „falsche“ Nummer gewählt hat. Ein Kind über das Aussehen der Mutter auszufragen und es somit in eine Lage zu bringen, von einem fremden Mann belagert zu werden, weil es die Frau aus dem Café sein könnte, ist wirklich das Letzte. Er nimmt sich auch keinen Moment, sein Tun Revue passieren zu lassen; er stempelt es als nervig ab, weil es ja einen Ehemann und Vater gab, der ans Telefon kam und ausgeflippt ist. Verständlich? Dieser Mann hat das Recht auszuflippen, nachdem das eigene Kind ausgequetscht wurde. Ich schätze, es soll als super romantisch gelten, dass er wirklich alles daran setzt, sie zu finden, doch die Mittel und Wege sind fragwürdig. Es ist nichts Romantisches daran, wenn sich jemand die Adresse aus dem Telefonbuch sucht und vor der Haustür herumlungert, für den Fall, dass es die Wohnung der Gesuchten sein könnte. Das ist Stalking.
Der Faktor hat mich beim Lesen aufgeregt und dadurch wurde die tolle Idee einer Geschichte im Auftrag der Liebe etwas überschattet. Nichtsdestotrotz ist der Schreibstil flüssig und auf den Punkt gebracht. Es passiert so viel auf vergleichsweise wenigen Seiten, dass es eine Freude war, dem Geschehen an sich zu folgen und herumzurätseln, welche Endziffer es nun letztendlich sein würde.
Obwohl ich die Ausgabe von 2016 gelesen habe, erschien das Buch ja schon 2007 und ist nun schon zwölf Jahre alt. Das merkt man dem Buch jedoch nicht an. Nicolas Barreau hat eine zeitlose Geschichte geschaffen, die auch 2019 noch wunderbar funktioniert. Vielleicht, weil es genau in diesem Augenblick passieren kann, dass sich zwei Menschen in einem Pariser Café ineinander vergucken können und sich unbedingt kennen lernen möchten. Obwohl wir die Möglichkeiten der sozialen Netzwerke haben, was es 2007 noch nicht gab, ist es doch eher unwahrscheinlich, hätte Antoine seine Traumfrau mit Hilfe von Instagram, Snapchat und Co. Schneller gefunden. Klar, er hätte die Nummer vielleicht direkt im Smartphone gespeichert, doch bei der Nummer gibt es einen Twist, den ich hier nicht verraten möchte, der es aber unmöglich macht, jemanden bei WhatsApp zu finden.

Genauso ein Geheimnis wie die wahre Telefonnummer der Frau, ist die Identität von Nicolas Barreau. Kommen wir also dazu, was ich oben schon angesprochen habe. Meine Recherche hat ergeben, dass es diesen männlichen Autor gar nicht gibt, sondern sich hinter dem Namen die Autorin Daniela Thiele verbergen soll. Abgerundet wird die Spekulation durch einen fiktiven Lebenslauf des Autors und der Angabe, es handele sich um eine Übersetzung aus dem Französischen. Es gibt sogar ein Bild, das Nicolas Barreau ein Gesicht gibt.
Ich weiß, dass die Bücher, die unter dem Pseudonym Nicolas Barreau erscheinen eine große Anhängerschaft haben und von so vielen geliebt werden. Dieses Buch war das erste, das ich von „ihm“ gelesen habe. Ich kannte zuvor nur den Film Das Lächeln der Frauen. Wie hat es mir nun gefallen, selbst in eine der Geschichten einzutauchen? Die Idee ist, wie ich nun schon oft genug sagte, toll. Es passiert so viel auf einer überschaubaren Seitenanzahl. Doch da wir sehr dicht an der Hauptfigur dran sind und diese mich eher genervt hat, kann ich dem Buch keine volle Wertung geben. Es liegt im guten Mittelfeld und ich werde zu Nicolas Barreau sicher noch einmal greifen, um zu schauen, was es noch für schöne Geschichten gibt und andere Figuren können einem ja viel sympathischer sein. Ich glaube, die Bücher spielen alle oder zumindest zu einem Großteil in Paris und Paris ist doch nun wirklich immer eine Reise wert.

Deine Daisy

Veröffentlicht am 14.10.2019

Mystischer Arena Thriller

Sommernachtsfunkeln
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Liebe Daisy,
spät aber doch melde ich mich nun mit meiner Rezension über Sommernachtsfunkeln von Beatrix Gurian. Wir haben schon so viel über dieses Buch gesprochen, da musste ich die Zeit finden, um meine ...

Liebe Daisy,
spät aber doch melde ich mich nun mit meiner Rezension über Sommernachtsfunkeln von Beatrix Gurian. Wir haben schon so viel über dieses Buch gesprochen, da musste ich die Zeit finden, um meine Gedanken zu Papier zu bringen.

Das Buch erzählt Katis Geschichte: diese war kurz vor Beginn der Narration in einen Unfall, der sie mit einer großen Narbe im Gesicht zurückgelassen hat, verwickelt. Ihr Selbstwertgefühl ist im Keller, woran die Autorin uns immer wieder erinnert (kein Witz: immer und immer wieder). Und was macht man als Teenager, der sich unwohl fühlt? Richtig, weglaufen. Von Deutschland in die USA, um dort Au Pair zu machen. Kati lässt also ihren besten Freund Luke zurück, verschiebt das Abitur auf später und startet eine Reise der Selbstfindung eines neuen Ichs. Auf dieser lernt sie einen mysteriösen Fremden kennen, der ihr Herz höher schlagen lässt. Doch ist alles was glänzt wirklich Gold?

Ich hab das Buch nun schon zum zweiten Mal gelesen und muss zugeben, dass es mich wieder absolut in seinen Bann gezogen hat, so dass ich es kaum aus der Hand legen konnte. Ähnlich wie Glimmernächte von derselben Autorin; das haben wir ja beide gelesen, da weißt du also, was ich damit meine, dass ein Buch einen fesselt, auch wenn man hinterher nicht mehr sagen kann, wieso. Oder sich an den Inhalt erinnern kann. Ich hab mich dieses Mal bemüht, bewusster zu lesen und darauf zu achten, woran es liegt:

Erst einmal das Cover. Arena hat ein Händchen dafür, glitzerschöne Cover zu entwickeln – im wahrsten Sinn des Wortes. Das Buch entstammt eindeutig der Zeitspanne, in der Mädchen in spektakulären Kleidern sämtliche Jugendbücher schmückten (aka 2017). Dass es keinen direkten Bezug zur Handlung hat, tut der Sache aber Abbruch: es ist hübsch anzuschauen und man möchte das Buch sofort in die Hand nehmen und zu lesen beginnen.

Die Geschichte selbst entfaltet sich auf drei Ebenen: abwechselnd wird von Katis und Lukes Erlebnissen erzählt; dazu kommen die Ereignisse aus der Nacht des Unfalls. Spannend hierbei sind die Kapitelübergänge, die häufig mit Match-Cuts funktionieren und einen somit direkt in das nächste Kapitel ziehen. Gelungen finde ich, dass die drei Perspektiven mit je einer Illustration am Anfang des Kapitels verbunden sind, so dass man direkt zuordnen kann, welche Perspektive man lesen wird. Ich mochte auch, dass die Autorin immer wieder englische Phrasen eingearbeitet hat, um einen daran zu erinnern, dass Teile des Buches in den USA spielen.

Ich fand es interessant, dass sich Katis Vorgeschichte erst Stück für Stück erklärt. Durch die verschiedenen Perspektiven und die damit verbundenen subjektiven Wahrnehmungen (das gepaart mit der dritten Person Erzählperspektive ist eine ganz spannende Mischung) wird zudem der Gegensatz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung betont. Das ist vor allem im Bezug auf Katis Narbe spannend zu beobachten, offenbart aber auch einige Missverständnisse. Die Freundschaft zwischen Kati und Luke wird zudem nachvollziehbar entwickelt und nicht nur behauptet: sie haben gemeinsame Rituale und Spiele, die sie zusammen entwickelt haben. Generell haben die Figuren Gemeinsamkeiten, aber auch individuelle Eigenschaften und Hobbies, wodurch sie zu interessanten, vielschichtigen Charakteren werden. Aber keine Sorge, den Charme ungelenker Teenager verlieren sie dabei nie. Ich habe gerne von ihnen gelesen, obwohl ich mich mit keiner der Figuren identifiziert habe. Ich vermute jedoch, dass es jüngeren Leserinnen anders gehen wird – als ich das Buch zum ersten Mal gelesen habe (und entsprechend jünger war), war ich, soweit ich mich erinnere, viel dichter an Kati dran als jetzt. Eventuell war ich dieses Mal auch etwas von der (allegorischen) Symbolik abgelenkt war, die ich zu entschlüsseln versucht habe; beim ersten Mal lesen hab ich sie größtenteils ignoriert. Es ist also durchaus ein Buch, bei dem es sich lohnt, es noch einmal zu lesen. Man entdeckt viele neue Elemente, die erst im großen Zusammenhang Sinn ergeben.

Ich will nicht zu viel über das Ende verraten, aber für mich hätte es den Epilog tatsächlich nicht in dieser Form gebraucht. Ja, es ist ein Ansatz, das relativ offene Ende zum Teil zu erklären, aber ich habe mich gefühlt, als würde ich mit dem Zaunpfahl erschlagen werden. Ich wäre gespannt, was du dazu sagst. Falls du das Buch lesen möchtest: es steht in meinem Regal (, sieht dabei sehr schön aus) und wartet auf deinen Besuch.

Bis bald,
Daffy

Veröffentlicht am 14.10.2019

Gossip Girl as a YA thriller?

ONE OF US IS LYING
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Dear Daisy,

do you remember when we were watching Gossip Girl together? And Pretty Little Liars? The book I just finished felt like a literary mixture between those two shows. It is One of Us is Lying ...

Dear Daisy,

do you remember when we were watching Gossip Girl together? And Pretty Little Liars? The book I just finished felt like a literary mixture between those two shows. It is One of Us is Lying by Karen M. McManus which was released by Penguin in 2017.


This story is about a murder investigation. A very strange one, that is. Five high school students (though, I had real difficulties to keep their names apart and had to use a mind map to help me remember them through most of the book; this already speaks for the writing style … or my memory?) are sentenced to detention. But only four come out alive. The boy who was killed was the very boy who kept writing a blog similar to Gossip Girl. The only difference being, that everyone new he was the author. You can imagine how unpopular he was. As a result of the murder, all of the other four students are treated as suspects as they were the only people in the room at the time of the murder. Hence, the jock, the bad-boy, the girl everyone thinks is perfect, and the one everyone knows to be a nerd have to work together to find out what actually happened. If only they didn’t each have secrets of their own…


Karen M. McManus uses a first person narrative to tell this gripping story. She keeps changing back and fourth between the four students, always giving you detailed information about the time things are happening. This was probably meant to make you feel the pressure of the noose pulling tight; but apart from a handful of times, it didn’t necessarily achieve this but was just additional information. Anyway, my actual point was the ever-changing narrators, which I immensely enjoyed. As a reader, you’re most likely to trust the first-person narrator. So knowing that (at least) one of the four was unreliable was an interesting experience. You never knew who to trust. And just when you thought you’d figured out what’s true and what isn’t everything is turned upside down again.


The characters are built in just that spirit. They appear to be stereotypes at first (hence, my issue with remembering their names) but it turns out that they are actually multi-dimensional. They weren’t perfectly rounded or anything but interesting enough to keep you reading as you want to figure out their secrets. Also, I felt like some of them developed interestingly over the course of the book and are therefore good role models for younger readers. I’d probably recommend it to middle school children and upwards. As there is equal potential for male and female identification I’d recommend this book to boys and girls alike.


As a more experienced reader (and having seen the two series I mentioned in the beginning) I had a strong feeling for what the solution to the mystery would be early on. (It actually proved to be correct.) So, no big surprise there for me. But, as I just said, especially younger readers will most certainly enjoy this book and will certainly be shocked over some of the plot-twists it has to offer. Let me just say that much: nothing is as it seems.


Are you curious, yet? I’d love to hear your opinion on this YA thriller.

Cheers,

Daffy