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Veröffentlicht am 29.11.2020

Gut geschriebene Unterhaltung über einen Neustart auf Sylt

Muscheln, Gold und Winterglück
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Romy geht es eigentlich gut. Eigene Goldschmiedewerkstatt, liebevolle Eltern, leidenschaftliche Beziehung. Aber leider ist das Haus, in dem sich ihre Werkstatt und ihre Wohnung befinden plötzlich Einsturzgefährdet. ...

Romy geht es eigentlich gut. Eigene Goldschmiedewerkstatt, liebevolle Eltern, leidenschaftliche Beziehung. Aber leider ist das Haus, in dem sich ihre Werkstatt und ihre Wohnung befinden plötzlich Einsturzgefährdet. Ihre Eltern gehen nicht offen mit dem Verschwinden ihres Adoptivbruders um. Und ihr Freund ist eigentlich verheiratet und will sich seit einem Jahr nicht trennen..... Also doch nicht so toll.

Und so landet Romy über einige Umwege auf Sylt. Sie kann ihre Schmuckstücke auf einem Wintermarkt verkaufen und die Wohnung einer Goldschmiedin übernehmen, die den Winter auf Teneriffa verbringen will. Soweit so gut - als Übergang. Doch dann sieht sie am Strand einen Mann, der genau so aussieht wie ihr Adoptivbruder. Aber dessen Zwillingsbruder war doch angeblich bei der Geburt verstorben? Und zusätzlich hat Romy Probleme mit ihren Eltern, die ausweichend auf ihre bohrenden Nachfragen antworten. Und dann passiert noch einiges mehr....



Wie immer in den Büchern von Stina Jensen geht es recht turbulent zu. Es gibt ein Wiedersehen mit Protagonisten und Nebenfiguren aus vorhergehenden Büchern (Sandra, Ole, Inga, Antonia usw.) und deren Geschichte wird auch ein wenig weiter erzählt. Und das liebe ich sehr! Ich mag es total, wenn Autoren einen eigenen Kosmos erschaffen. Und diesmal sogar auf einen Mord hinweisen, den es noch gar nicht in Buchform gibt. Ich muss also weiterhin alle Bücher von Stina Jensen lesen! Und nochmals einige Nächte opfern - Lesen statt Schlaf. Aber das ist schon in Ordnung!

Dieser Roman wird in spannender und ereignisreicher Form alle Probleme von Romy lösen. Dabei ist alles aber weder flach noch kitschig -- die Autorin schreibt sehr modern. Da gibt es ungewollte Schwangerschaften, One-Night-Stands, Partner*innen mit Kindern aus früheren Beziehungen, Scheidungen - nichts Geschöntes - aber alles so positiv, dass ich es gerne lese und voller Optimismus mit den Protagonisten in die Zukunft schaue!

Zusätzlich gibt es natürlich viel Sylt-Flair. Ich mag die Nordsee und die Inseln dort - also fand ich auch das sehr schön.

Wer die Romane von Stina Jensen noch nicht kennt - unbedingt kennenlernen!

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Veröffentlicht am 06.07.2020

Sehr spannend, sehr geheimnisvoll - sehr gute Unterhaltung

Letzte Spur: Ostsee
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Schon ziemlich lange habe ich meine Nachtruhe nicht mehr einem Buch geopfert. Bei diesem Buch war es soweit. Ich war ungefähr bei der Hälfte - und dann musste ich den Rest in einem durch lesen. Am Ende ...

Schon ziemlich lange habe ich meine Nachtruhe nicht mehr einem Buch geopfert. Bei diesem Buch war es soweit. Ich war ungefähr bei der Hälfte - und dann musste ich den Rest in einem durch lesen. Am Ende war es 4.30 Uhr - und ich war geflasht.

Es gibt sehr viele Verwicklungen, sehr viele Fährten - und sehr viele falsche Fährten. Letzteres ist (im Nachhinein betrachtet) vielleicht ein bisschen zu viel - aber während des Lesens stört es nicht. Und alles löst sich folgerichtig aus.



Gekauft habe ich das Ebook eher zufällig: Ich bin an den Worten "Ostsee" und an der Kurzbeschreibung hängen geblieben. Da ich letztes Jahr an der Ostsee war, hatte ich Lust, zumindest lesend dorthin zurück zu reisen. Die Geschichte spielt in Rerik, zwischen Wismar und Rostock, direkt an der Küste. Und es fängt mit einem spannenden Prolog an. Danach geht es eine Weile lang etwas gemächlich weiter - aber dann gibt es die erste Tote. Kurz danach die nächste Tote. Und dann beginnen die Ermittlungen. Ansatzweise. Allerdings sieht kaum jemand die Zusammenhänge - der Leser ist also klar im Vorteil. Was frustrierend sein kann. Insgesamt geht es um eine verschwundene Schwedin, die seit 12 Jahren verschwunden ist und um eine Frau, die quasi wie ihr Zwilling aussieht. Und um den Sommer, in dem die Frau verschwand. Und um den Sommer jetzt, in dem die Menschen, die damals die junge Frau kannten, immer oder wieder in Rerik sind.

Hauptperson ist Johanna Arnold, genannt Ann, eine 26jährige Studentin, die Journalistin werden möchte. Bisher geht sie allerdings noch nicht so sehr professionell vor. Aber da es wohl eine Reihe werden soll, wird sich Ann sicher noch entwickeln.

Wer einen spannenden Krimi mit Ostsee-Flair lesen möchten - der sollte sich dieses Buch möglichst schnell besorgen. Passt auch zum Urlaub an der Ostsee.

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Veröffentlicht am 14.11.2019

Aquitaine & Austern im Winter

Winteraustern
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Austern - das essen die Franzosen traditionell zur Weihnachtszeit. Und so ist die Vorweihnachtszeit die Hochsaison für Austernzüchter. So ist es auch im Bassin d´Archachon im Südwesten Frankreichs, ...

Austern - das essen die Franzosen traditionell zur Weihnachtszeit. Und so ist die Vorweihnachtszeit die Hochsaison für Austernzüchter. So ist es auch im Bassin d´Archachon im Südwesten Frankreichs, bei Bordeaux.

Der Vater von Luc Verlain war auch Austernzüchter in der Region. Sein Sohn ist ein berühmter Kommissar geworden - eigentlich in Paris - aber derzeit in Bordeaux. Denn der Vater ist unheilbar erkrankt und der Sohn ist zurückgekommen in seine Heimat. Und hat in seiner Kollegin Anouk eine neue, vielversprechende Liebe gefunden.

Aus Nostalgie fahren Luc und sein Vater mit der Gendarmerie raus zu den Austernbänken. Die Gendarmerie macht Jagd auf Austerndiebe. Denn die Meeresfrüchte sind teuer und beliebt. Und Luc und sein Vater wollen einfach nur in Erinnerungen schwelgen an alte Zeiten. Da macht die Gendarmerie eine grausame Entdeckung.....

Dieser inzwischen dritte Fall von Luc Verlain bietet wieder viel französisches Lokalkolorit. Diesmal nicht sonnig-heiter sondern es ist Winter und eiskalt in der Aquitaine. Das gute Leben mit viel Wein, viel Austern und viel gutem Essen lassen sich die Menschen jedoch nicht verbieten. Auch nicht direkt nach Todesfällen. So stellt man sich das vor in Frankreich: Jeden Tag Wein, Champagner und gutes Essen.
Da ich selbst einige Sommer in Korsika verbracht habe, bin ich aus meiner Erfahrung geneigt, das zu glauben. Es ist für uns Deutsche schon erstaunlich zu sehen, wie viel Geld Franzosen für gutes Essen und Wein ausgeben. Und immer muss es Champagner sein - Sekt geht gaaar nicht.

Mich hat dieser Krimi wieder sehr gut unterhalten. Auf eine gewisse Weise ist es ein Wohlfühl-Krimi (wegen Wein und so) und die Liebe kommt auch nicht zu kurz. Aber natürlich gibt es auch einen verzwickten Fall und es ist spannend.

Ich mag diese Krimireihe sehr - und ich wurde auch diesmal nicht enttäuscht.

Austern mag ich persönlich übrigens gar nicht (außer überbacken) - aber nach der Lektüre habe ich doch ein wenig Lust bekommen, es noch einmal mit den Austern zu probieren. Aber wenn - dann nur die aus der Aquitaine.

Veröffentlicht am 18.10.2019

Ein fast vergessener Schatz der amerikanischen Literatur

Ein anderer Takt
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Dieser Roman erschien erstmal 1960 und wurde jetzt neu aufgelegt. Und das ist richtig und wichtig. Einerseits aufgrund der literarischen Qualität des Romans. Andererseits aufgrund der Thematik ...

Dieser Roman erschien erstmal 1960 und wurde jetzt neu aufgelegt. Und das ist richtig und wichtig. Einerseits aufgrund der literarischen Qualität des Romans. Andererseits aufgrund der Thematik des Romans - von Gleichberechtigung sind Afroamerikaner nämlich weiterhin weit entfernt.

Der Roman spielt in einem fiktiven Südstaaten-Staat, der im Jahre 1957 von allen Afroamerikanern (im Buch noch Neger genannt) verlassen wird. Dies geschieht alles innerhalb von wenigen Tagen. Und die (weiße) Bevölkerung ist ratlos. Beim täglichen Plausch auf der Veranda des kleinen Ladens wird gemunkelt und jeder hat so seine eigenen Anmerkungen. Außerdem kommen in verschiedenen Kapiteln verschiedene Personen zu Wort, die alle irgendwie mit der (vermeintlich) zentralen Figur dieses "Auszugs" zusammenhängen.

Und so wird ein Panorama einer Kleinstadt im Süden der USA entworfen, das vielleicht typisch ist. Einige Bewohner sind liberal und hoffen auf eine Zukunft ohne Rassenprobleme. Einige hängen noch an den alten Ideen der Südstaaten. Einige verfolgen kommunistische Gesellschaftsvisionen. Einige möchten die Gesellschaft von oben verändern. Und alle stehen einigermaßen fassungslos vor der Tatsache, dass quasi "mit den Füßen" abgestimmt wurde - die Afroamerikaner sind einfach gegangen. In den Norden, keiner weiß genau wohin.

Die möglichen Gründe für den "Auszug" werden eher subtil vermittelt und angedeutet in den Erzählungen der einzeln Personen in den einzelnen Abschnitten. Ebenso subtil wird ein Portrait der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in dieser Zeit dargestellt. Sehr gut hat mir die Stimmung gefallen, die im Roman vermittelt wird. So ein wenig wie bei Carson McCullers, die ich sehr schätze.

Erzählt wird vom Autor konsequent aus Sicht der "weißen" Bevölkerung. Was einerseits verwundert - denn der Autor war Afroamerikaner - andererseits ein interessanter literarischer Schachzug ist. Eine Rolle gespielt haben mag auch, dass der Autor in einem weitgehend "weißen" Umfeld aufgewachsen ist, was Wohnort und Schule betrifft - das steht in der Einführung.

Die ausgiebige Einführung in des Werk des Autors steht am Anfang des Romans. Vielleicht ist diese zu ausgiebig geraten - und vieles wird im Nachwort noch einmal erzählt. Daher diese Einführung besser erst am Ende lesen.
Immerhin weiß ich dadurch jetzt, dass ich die späteren Werke des Autors nicht mehr lesen möchte (sie erscheinen mir zu abgedriftet) aber dieses frühe Werk empfehle ich uneingeschränkt!




Veröffentlicht am 26.04.2019

Wunderschöner Klassiker

Siebzehnter Sommer
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Angie ist 17, hat gerade die Schule beendet und wird nach dem Sommer ins College gehen. Sie ist intelligent, eher ruhig und lebt sehr behütet mit 3 Schwestern in einer Kleinstadt an einem See ...

Angie ist 17, hat gerade die Schule beendet und wird nach dem Sommer ins College gehen. Sie ist intelligent, eher ruhig und lebt sehr behütet mit 3 Schwestern in einer Kleinstadt an einem See in Wisconsin. Die Eltern haben keine materiellen Sorgen und leben das klassische Leben der amerikanischen Mittelklasse Anfang der 40er Jahre. Er ist Handelsvertreter, sie ist Hausfrau und liebende Mutter. Und die Töchter helfen so selbstverständlich und ohne Murren im Haushalt mit, dass man es kaum glauben kann.

Und im Grunde genommen bleibt es so idyllisch. Wenn auch die Verwirrungen der Liebe Einzug halten und einiges durcheinanderwirbeln. Angie verliebt sich zum ersten Mal. Und ausgerechnet der Mädchenschwarm der Kleinstadt interessiert sich für Angie. Und so beginnt eine zarte Annäherung und eine immer intensivere erste Liebe.
Und die Gefühle, die Angie dabei entwickelt, werden so authentisch, lebendig und aktuell beschrieben, wie sie sich heute noch anfühlen.
Daher ist das Buch als Klassiker einzustufen. Die Sprache und die Beschreibungen der Gefühle wirken zeitlos. Und so verzaubert das Buch auch in der heutigen Zeit noch.

Natürlich läuft heute vieles anders ab. Im Buch ist alles sehr unschuldig. Als Angie beschreibt, dass sie es schon beim dritten Treffen getan hat, dachte ich als Leserin an Sex - aber nein - es geht um den ersten Kuss. Und auch das alltägliche Leben, das beschrieben wird, ist heutzutage ganz anders. Emanzipation gab es damals nicht, die Frauen waren Hausfrauen und die Männer verdienten das Geld und putzen am Wochenende das Auto.
Aber immerhin gingen die Töchter der beschriebenen Familie aufs College - sicherlich damals auch nicht ganz selbstverständlich.

Nebenher erhält man noch einen Einblick in das beschauliche Alltagsleben einer amerikanischen Kleinstadt Anfang der 40er Jahre. Und man erhält die Erkenntnis, dass manche Gefühle zeitlos sind.