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Veröffentlicht am 26.01.2020

Klasse!

Eisige Dornen (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 4)
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Zum Inhalt:
Mehrere Tote werden über Schweden verteilt aufgefunden. Alle scheinbar friedlich eingeschlafen, alle mit einer blau gefärbten Rose in den gefalteten Händen, alle einander unbekannt. Fieberhaft ...

Zum Inhalt:
Mehrere Tote werden über Schweden verteilt aufgefunden. Alle scheinbar friedlich eingeschlafen, alle mit einer blau gefärbten Rose in den gefalteten Händen, alle einander unbekannt. Fieberhaft versucht eine Gruppe der schwedischen Polizei den Zusammenhang zwischen den Opfern zu ermitteln, denn die Vorstellung eines Serienmörders, der einfach quer durch das Land reist, um völlig voneinander unabhängige Menschen zu töten, ist schwer fassbar.

Mein Eindruck:
„Eisige Dornen“ ist zwar das vierte Buch um die Psychiaterin Nathalie Svensson, lässt sich aber problemlos ohne Kenntnis der drei Vorgänger lesen.
Und dabei ist dieses Buch wirklich ein Pageturner, der sich nur schwer aus der Hand legen lässt. Denn auch wenn das Motiv des Mörders irgendwann einmal klar ist, versteht es der Autor Jonas Moström wunderbar, seine Leserschaft zittern zu lassen, - und zwar nicht nur mit den ermittelnden Menschen (Polizisten, Psychologin), sondern auch mit dem Mörder, dessen Taten fast verständlich sind und der sie absolut gekonnt und meisterhaft zelebriert. Zwar kann sich auch Moström nicht der Sucht entziehen, seinen Ermittlern einige zwischenmenschliche Probleme auf den Rücken zu packen (Untreue, Schwierigkeiten innerhalb der Patchwork-Familie, ADHS, Tablettensucht, unerfülltes Verlangen, Verdacht auf Demenz), durch die interessanten Wendungen innerhalb des Falles sind sie aber eher Füllmaterial als ausufernde Nebenstory und damit gut zu verzeihen.
Ein prägnanter Schreibstil und die Kunst, diverse Schauplätze mit möglichen Verdächtigen und Straftaten abseits der Mordserie zu gestalten, halten den geneigten Leser bis zum Schluss bei der Stange. Dieses Ende ist fulminant, bietet einen boshaften Cliffhanger und füttert die Leserschaft gekonnt auf den nächsten Krimi an.


Mein Fazit:
Zwischen Gut und Böse kann man fast nicht unterscheiden. Die Aussage „Dieser Krimi ist gut“ fällt jedoch leicht.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.12.2019

Bittersüß

Strange the Dreamer - Ein Traum von Liebe
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Zum Inhalt:
Nachdem Lazlo in Weep angekommen ist, macht er sich mit den Ängsten und Problemen vertraut, welche die Bewohner dieser Stadt heimsuchen. Getötete Wesen mit übernatürlichen Kräften haben ein ...

Zum Inhalt:
Nachdem Lazlo in Weep angekommen ist, macht er sich mit den Ängsten und Problemen vertraut, welche die Bewohner dieser Stadt heimsuchen. Getötete Wesen mit übernatürlichen Kräften haben ein Bauwerk hinterlassen, welches den Menschen die Sonne und die Hoffnung nimmt. Doch die Versuche, den Engel zu zerstören, führen dazu, das Leben und Miteinander von Lazlo, seinen Gefährten und der Götterbrut in einem völlig neuen Licht erscheinen zu lassen und letztendlich in eine Erkenntnis, welche alles auf den Kopf stellt, an das Lazlo je geglaubt hat.

Mein Eindruck:
Da die deutsche Übersetzung eines Buches von Laini Taylor willkürlich durch den Verlag in zwei etwa gleiche Stücke aufgeteilt wurde, ist die Leserschaft direkt voll im Geschehen. Und dieses hat es in sich. Mit ihrem sehr bildhaften Schreibstil, den sie nicht nur für ein wundervolles Setting, sondern auch interessante und tiefgreifende Charakterzeichnungen einsetzt, sorgt die Autorin bei ihren wahrscheinlich zumeist weiblichen Lesern für große Gefühle: Liebe, Mitleid, Hass, Entsetzen – dies alles löst eine Geschichte aus, die an Urängsten rührt: Wer bin ich, wenn Vergangenheit, Gegenwart und auch die Zukunft auf tönernen Füßen stehen? Wie weit würde ich gehen, wenn um mich alles zusammenbricht und ich eine Macht besitze, die ich entweder für Gutes oder Schlechtes benutzen kann?
Was an Taylors Roman sehr gefällt, ist die Entwicklung ihrer Charaktere – und zwar aller, nicht nur die der Protagonisten Lazlo und Sarai – oder eben das Fehlen derselben. Denn wo andere Autoren entweder das eine oder das andere betreiben und sich nicht großartig dazu erklären, bietet diese Autorin nachvollziehbare Gründe für das Handeln.
Leider gibt es – wie es sich für ein echtes Mehrbände-Werk auch irgendwie gehört – keinen richtigen Abschluss des Romans. Oder sollte man besser sagen: Zum Glück?

Mein Fazit:
Das Warten auf den Nachfolger ist fast unerträglich. Lübbe, beeile Dich!

  • Einzelne Kategorien
  • Geschichte
  • Fantasie
  • Cover
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Handlung
Veröffentlicht am 01.11.2019

Eisig

Der zehnte Gast
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Zum Inhalt:
Ruhige Tage in einem abgeschiedenen Hotel verbringen, - das ist der Plan, den zehn Gäste verfolgen, als sie im Mitchell’s Inn, geführt von James Harwood und seinem Sohn Bradley, einchecken. ...

Zum Inhalt:
Ruhige Tage in einem abgeschiedenen Hotel verbringen, - das ist der Plan, den zehn Gäste verfolgen, als sie im Mitchell’s Inn, geführt von James Harwood und seinem Sohn Bradley, einchecken. Aber dann kommt ein Schneesturm auf, der Strom fällt aus und eine Leiche liegt an der Treppe. Und die Tage werden alles andere als ruhig, denn diese Leiche soll nicht die einzige bleiben.

Mein Eindruck:
Im Stil von Agatha Christie nimmt Shari Lapena ihre Leser mit auf die Reise in die Catskill Mountains, eine Reise ohne Wiederkehr für einige ihrer Charaktere, aber eine interessante Reise für die Menschen, die sich auf der Couch beim Lesen bequem zurücklehnen können. Und eine angenehme Reise, denn ihr Buch kommt zwar nicht ohne Mord, aber ohne allzu brutale Begleitumstände aus. Statt auf spritzende Blutfontänen setzt die Autorin auf Charakterzeichnungen, statt auf Gemetzel auf Überlegungen und statt oberflächlichen Dialogen bekommen die Leser tiefen Einblick in Gedanken und Seele ihrer Figuren. Trotz der zu Beginn ein bisschen angsteinflößenden Anzahl von zwölf relativ gleichberechtigten Personen schafft es Lapena, dass man nicht nur den Überblick behält, sondern über Täter und Opfer sinniert. Denn genau die Gleichberechtigung lässt viele Theorien zu und führt bravourös selbst geübte Krimi-Leser in die Irre oder lässt sie zumindest zweifeln. Lapenas Schreibstil und das gelungene Setting in einem romantischen, abgeschiedenen Hotel im Schneesturm beschert den Lesern einige sehr vergnügliche Zeit. Einen weiteren Pluspunkt erhält sie für eine stringent ermittelnde Polizei, die ohne Schnickschnack zwar ein bisschen durch einen glücklichen Umstand, aber auch durch die gute Beobachtungsgabe seitens eines Hotelinsassen die verantwortliche Person findet. Einen weiteren für ein Bonmot zum Schluss.

Mein Fazit:
Ein nicht allzu brutaler Krimi zum Mitraten mit leicht schwarzem Humor. Brillant

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  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 27.10.2019

Niemand ist unfehlbar

Der Verein der Linkshänder
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Zum Inhalt:
Vor etwa zwanzig Jahren fand in einem Hotel ein Treffen von fünf Mitgliedern des „Vereins der Linkshänder“ statt, welcher seinerseits vor weiteren zwanzig Jahren von norwegischen Teenagern ...

Zum Inhalt:
Vor etwa zwanzig Jahren fand in einem Hotel ein Treffen von fünf Mitgliedern des „Vereins der Linkshänder“ statt, welcher seinerseits vor weiteren zwanzig Jahren von norwegischen Teenagern gegründet wurde. Das Hotel brannte durch Brandstiftung ab, man fand vier Leichen und verdächtigte Teilnehmer Nummer Fünf, der Mörder zu sein. Doch jetzt wird eine weitere Leiche ausgegraben, die ohne Zweifel der Vermisste ist. Der pensionierte Kommissar Van Veeteren war an den Ermittlungen beteiligt und fühlt sich deshalb bemüßigt, trotz Ruhestand die Hintergründe aufzudecken und den wahren Mörder zu finden. Dabei unterstützt ihn nicht nur seine Lebensgefährtin, sondern auch der schwedische Inspektor Barbarotti, in dessen Verantwortung eine Mordermittlung fällt, die mit dem Verbrechen in Zusammenhang steht.

Mein Eindruck:
Dieser Roman ist ein kriminalistisches Meisterwerk, da er nicht nur zwei beliebte Protagonisten aus Nessers Kosmos zusammenbringt, sondern zusätzlich drei Zeitebenen bespielt. Neben Gegenwart und Vergangenheit des Hotelbrandes gibt es noch eine Zeit, in der die Gründung des Vereins der Linkshänder und die Vorkommnisse beschrieben werden, die letztendlich zu allen weiteren Begebenheiten geführt haben. Der Flügelschlag des Schmetterlings in einer bösen, mutwilligen Version.
Seine Personen sind Getriebene, vom Leben gezeichnete Menschen. Allen ist eine Vergangenheit gemein, die – nordisch by nature – von Stolpersteinen und schlechten Voraussetzungen geprägt ist. Selbst wenn „Gott ein Fenster öffnet“, muss das keine liebevolle, göttliche Fügung sein, sondern ist oft nur der Durchgang in ein weiteres Zimmer des Irrgartens, der sich Weiterleben schimpft. Die philosophischen Tendenzen der beiden (Ex-)Polizisten sind gut zu verkraften, zeigen sie doch eine gewisse Altersmilde, die wohl langsam auch den Autoren ergreift.
Die für die Morde verantwortliche Person ist mit ein bisschen Spürsinn schnell identifiziert, doch der Weg, der hier das Ziel ist, zeigt sich mit vielen guten Ideen, Gesprächen und interessanten Nebenfiguren gepflastert. Und so ist der Roman trotz seiner vielen Seiten an keiner Stelle langweilig.

Mein Fazit:
Auch große Kommissare machen Fehler, - das beruhigt!

Veröffentlicht am 20.10.2019

Wohlfühlbuch

Südlichter
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Zum Inhalt:
Die Liebe schenkt den Menschen durch ihre Berührung ein Leuchten, welches seine Entsprechung bei einem anderen Menschen findet: Das Südlicht. Manche haben es am Kopf, andere an den Fingern, ...

Zum Inhalt:
Die Liebe schenkt den Menschen durch ihre Berührung ein Leuchten, welches seine Entsprechung bei einem anderen Menschen findet: Das Südlicht. Manche haben es am Kopf, andere an den Fingern, aber jeder sucht sein Pendant. Und die meisten haben Glück bei ihrer Suche in der Geschichte, die man dazu aber selbst lesen sollte. Denn dieses Buch ist wirklich so strahlend leuchtend, wie der Titel suggeriert, - ein Südlicht in Papier.

Mein Eindruck:
Nur ein hartherziger oder emotionsloser Charakter wird von diesem Buch nicht verzaubert werden. Denn die Liebe selbst ergreift das Wort und schildert, wie sie die Menschen durch Berührung miteinander verbindet und zum Leuchten bringt: Als Südlichter, die das zu ihnen passende Pendant suchen. Aber nicht nur die Liebe wirkt als Persönlichkeit, auch Schicksal, Tod und einige andere sonst eher schwammige Begriffe treten auf und beeinflussen den Lauf der Welt und die Charaktere in dem Buch von Nina George. Damit wirken sie fast menschlich, wenn dem Schicksal keine Bosheit fremd ist und der Tod wie ein Autist fokussiert nur seiner Bestimmung nachgeht. Die Darstellung von Gefühlen gelingt der Autorin überhaupt fantastisch gut (möglicherweise weil sie durch ihre Protagonistin „die Liebe“ spricht): Egal ob die eigene Verzweiflung, weil sie Marie-Jeanne nicht berühren kann oder die Wünsche der menschlichen Charaktere, mit denen die Liebe zu tun hat, - alles ist wunderbar echt und sehr, sehr romantisch.
Und ein weiterer Aspekt sollte noch Erwähnung finden, da er garantiert die Buchhändler-Herzen zum Leuchten bringt: In der Geschichte verhelfen vor allen Dingen Bücher, die Liebe dazu und Buchhandlungen den Charakteren zum Finden der Lieblingsmenschen. Das ist doch echtes Win-Win!

Mein Fazit:
Dieses Buch ist reine Poesie!