Cover-Bild Kissing Lessons
Band 1 der Reihe "KISS, LOVE & HEART-Trilogie"
(146)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesroman: Zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 15.10.2019
  • ISBN: 9783499275364
Helen Hoang

Kissing Lessons

Anita Nirschl (Übersetzer)

Das Sensations-Debüt aus den USA. Ausgezeichnet mit dem Goodreads Choice Award als bester Liebesroman des Jahres.

Küssen sollte einfach sein. Jeder tut es. Es ist nicht viel dabei. Aber Stella kommt sich jedes Mal vor wie ein Hai, dem gerade ein paar Pilotfischchen die Zähne reinigen. Und das ist nicht schön, weder für sie noch für den Mann. Sie hat die Sache mit der Liebe schon beinahe aufgegeben – als Asperger-Autistin mag sie ohnehin nichts, was ihre Routine stört –, doch dann bringt ein dahingesagter Satz sie ins Grübeln: Übung macht den Meister. Stimmt das? Braucht sie einfach mehr Erfahrung? Und wenn ja, wer bringt einem das Küssen bei – und mehr? Vermutlich ein Profi, ein Escort. Wie Michael Phan. Auch wenn der eine ganz eigene Vorstellung von ihrem Unterricht hat …

Mitreißend, bezaubernd, emotional – Der Auftakt zur «Kiss, Love & Heart»-Trilogie

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.10.2019

Erfrischend anders !!

1

Ich war von Anfang an total gespannt auf dieses Werk von Helen Hoang. Das lag auch daran, dass die Autorin ihre eigenen Erfahrungen, sie ist selbst ebenfalls als Asperger Autistin betroffen, mit in die ...

Ich war von Anfang an total gespannt auf dieses Werk von Helen Hoang. Das lag auch daran, dass die Autorin ihre eigenen Erfahrungen, sie ist selbst ebenfalls als Asperger Autistin betroffen, mit in die Geschichte hat einfließen lassen. Aus diesem Grund erscheint mir besonders Stellas Handeln gleich absolut authentisch. Ich mochte sie mit ihren vielen Eigenarten, die sie als Menschen aber einfach ausmachen, wahnsinnig gerne. Durch ihre sehr direkte Art, die auch daran liegt, dass sie sich nur schwerlich in andere Menschen hineinversetzen kann, eckt sie häufig an. Aber man spürt, dass sie, obwohl sie es abstreitet, einsam ist. Auch sie braucht eine gewisse Form der menschlichen Nähe. Ihre Entwicklung im Buch hat mir unheimlich gut gefallen. Ich habe sie wirklich in mein Herz geschlossen. Auch Michael, ihr männlicher Gegenpart, ist ein absolut interessanter Charakter. Er hat einen recht ungewöhnlichen Job, den er aber auch aufgrund der guten Bezahlung, die dringend nötig ist, ausübt. Für die Familie würde er einfach alles tun und er macht sich selbst wirklich kleiner als er und seine Taten es sind. Bei ihm werden seine Handlungen oftmals eher nur vom Instinkt und Gefühl geleitet, sodass Stella und er zunächst wahnsinnig spannende Gegensätze darstellen. Ich war schon nach wenigen Seiten in der Geschichte gefangen und mochte den direkten Schreibstil von Helen Hoang sehr gerne. An mancher Stelle lag ,mir der Schwerpunkt zwar ein wenig zu stark auf der sexuellen Handlung, dennoch hat es mich gefesselt. Für mich lebt die Geschichte absolut von den vielen facettenreichen Charakteren, die auch liebevoll gestaltet wurden. Und aus diesem Grunde kann ich es auch wirklich empfehlen !!

Veröffentlicht am 15.11.2023

:)

0

Zusammenfassung:
Stella ist Autistin und wird von ihrer Mutter mehr oder weniger gezwungen zu daten und ihr Enkelkinder zu schenken. Damit Stella den Umgang mit Sex und Beziehung lernt trifft sie sich ...

Zusammenfassung:
Stella ist Autistin und wird von ihrer Mutter mehr oder weniger gezwungen zu daten und ihr Enkelkinder zu schenken. Damit Stella den Umgang mit Sex und Beziehung lernt trifft sie sich mit Michael – einem Escort. Die beide einigen sich auf einen Deal. Sie werden eine Übergangsbeziehung führen. Leider verliebten sie sich ineinander und brachen ihre eigenen Regeln damit.

Meine Meinung:
Also zu Beginn hatte ich Schwierigkeiten mit der dritten Form. In der wurde das Buch nämlich geschrieben. Allerdings fand ich ziemlich schnell hinein und muss sagen, dass mich das Buch echt überzeugen konnte. Wie Michael mit Stella umging, machte mich irgendwie total glücklich. Er nimmt total Rücksicht auf sie und achtet auf ihre Bedürfnisse und umgekehrt genauso. Ich mag einfach total gerne wie die Zwei miteinander umgehen. So gut wie alle Charaktere waren mir total sympathisch.
Die Geschichte fesselte mich förmlich und ich bin total begeistert. Also von meiner Seite ist das Buch eine absolute Leseempfehlung

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.11.2022

Nachhilfe in Sachen Liebe dringend gesucht

0

Stella ist von Beruf Ökonometrikerin und arbeitet sehr erfolgreich in einem großen Unternehmen, dass sich mit personalisierter Werbung beschäftigt. Wirtschaft und Mathematik sind ihr Steckenpferd. Sie ...

Stella ist von Beruf Ökonometrikerin und arbeitet sehr erfolgreich in einem großen Unternehmen, dass sich mit personalisierter Werbung beschäftigt. Wirtschaft und Mathematik sind ihr Steckenpferd. Sie liebt ihre Arbeit so sehr, dass sie schon mal den Feierabend vergisst oder auch am Wochenende ins Büro geht. Als ihre Mutter ihr zu verstehen gibt, dass auch ihre biologische Uhr tickt und sie mit 30 Jahren vielleicht doch mal eine feste Beziehung anstreben sollte, ist Stella verunsichert. So gut sie in ihrem Beruf mit ihren Zahlen und Statistiken ist, so schlecht kann sie mit Menschen, und Sex ist ihr ein Graus. Ihre bisherigen Erfahrungen mit Männern und mit Sex waren Katastrophen. Stella ist Asperger Autistin, hochintelligent aber der Umgang mit anderen Menschen bereitet ihr Schwierigkeiten, und alles was sich außerhalb ihrer Routinen bewegt, verursacht Panik bei ihr. Sie beschließt ihr Problem auf professioneller Ebene zu lösen und einen Callboy einzustellen, der ihr in Sachen Sex ein paar Übungsstunden gibt.



Die Escortagentur schickt ihr Michael, der erstaunt, dass ihn eine hübsche junge Frau wie Stella gebucht hat. Normalerweise sind seine Kundinnen viel älter und nicht unbedingt so attraktiv. Ohne ihren Autismus beim Namen zu nennen, denn Stella will auf keinen Fall Mitleid, ist Michael bereit seiner neuen Kundin Nachhilfe beim Küssen und beim Sex zu geben. Dabei kommt es zu manch einer witzigen Situation, denn Stella geht ihr Problem streng wissenschaftlich an. Und natürlich verlieben sich dann beide ineinander, es ist ja schließlich ein Liebesroman.



Das Buch ist wirklich locker, flockig und humorvoll und enthält jede Menge Erotik. Ich hätte das in den Ausmaßen nicht unbedingt gebraucht.

Was mich aber viel mehr gestört hat, ist dann ein Konflikt der beiden Protagonisten, der durch klare Kommunikation, hätte vermieden werden können.

Die Charaktere mochte ich sehr. Stella‘s analytische und freundliche Art war mir sehr sympathisch. Schön, dass die Autorin einen vietnamesisch stämmigen Mann mit einer besonderen Begabung als Stella‘s Loveinterest ausgewählt hat. Das war mal etwas anderes.



Fazit:

Alles in allem war dieser Liebesroman für meinen Geschmack solide, ein bisschen zu erotiklastig, mit etwas zu konstruierten Konflikten, die sich durch Gespräche schnell hätten entschärfen lassen. Ich kann aber die vielen positiven Stimmen zu dem Buch durchaus nachvollziehen.



3,5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.05.2020

Mehr als nur ein Kuss

0

Beginnen wir mit der Anfangssituation.
Stella scheint aufgrund ihres Asperger-Syndroms kaum Erfahrungen in der Liebe zu haben. Allerdings lastet der gesellschaftliche Druck auf ihren Schultern, dem sie ...

Beginnen wir mit der Anfangssituation.
Stella scheint aufgrund ihres Asperger-Syndroms kaum Erfahrungen in der Liebe zu haben. Allerdings lastet der gesellschaftliche Druck auf ihren Schultern, dem sie mit einer Übungsbeziehung entgegen wirken möchte. Deshalb heuert sie den Escort Michael an, der ihr Nachhilfe in Sachen Liebe geben soll. Doch hält diese rein geschäftliche Vereinbarung den prickelnden Gefühlen stand?

Die Geschichte wird aus der dritten Person erzählt, wechselt jedoch gekonnt zwischen Stella und Michael, wodurch man einen guten Einblick in ihre Gefühls-und Gedankenwelt bekommt.
Helen Hoang beschreibt die Beziehung der beiden mit viel Feingefühl, Humor und liebevollen Details, die sicherlich auch auf ihre eigene Erfahrungen mit dem Asperger-Syndrom zurückzuführen sind.
Der Protagonisten Stella wird dadurch eine besondere Authentizität verliehen. Mit ihrer unbeholfenen, dennoch direkten und fokussierten Art ist sie mir ans Herz gewachsen. Michael schätzt diese positiven Eigenschaften ebenfalls an ihr und baut zu ihr eine großartige Beziehung auf. Er zeichnet sich durch sein Einfühlsvermögen und seine Hilfsbereitschaft aus, denn er kümmert sich hingebungsvoll um die Menschen, die ihm wichtig sind.
Aufgrund dieser tollen Merkmale konnte ich seine dominante und bestimmende Art in einigen Situationen nicht nachvollziehen. Grundsätzlich gefallen mir Protagonisten mit Ecken und Kanten, allerdings müssen diese Macken mir trotzdem sympathisch erscheinen, dies war bei Michael nicht ganz der Fall.
Neben dieser kleinen Sympathie-Schwäche sind mir leider noch weitere "Mängel" aufgefallen. Stella wird zwar der Hintergrund eines Asperger-Syndroms gegeben, doch rückt dieses vor allem während der intimeren Szenen, in denen ich mir die größten "Schwierigkeiten" erwartet hätte, ziemlich in den Hintergrund. Durch die zahlreichen, durchaus expliziten Sexszenen, ging meiner Meinung nach auch im Mittelteil die Persönlichkeitsentwicklung von Stella und Micheal unter.
Darauf hätte man noch intensiver eingehen können, da sich beide von Anfang selbst Weg stehen und darunter ihre Beziehung leidet.
Meiner Meinung nach baut die Geschichte zudem stark auf nervtötenden Missverständnissen auf, die durch ehrliche Gespräche rascher gelöst hätten werden können und mir als Leserin somit das "negative" Gefühl genommen hätten.
Das Ende konnte jedoch den Weg von Stella und Michael gut zeichnen, auch wenn es leicht überhastet wirkt und zu sehr nach gezwungenem Happy-End "schreit".

Fazit: Helen Hoang schafft gekonnt die Balance zwischen ernsten Themen und erfrischender Liebesgeschichte. Sie erzählt die Geschichte mit viel Feingefühl, Humor und liebevollen Details, die trotz Schwächen auf die weiteren Teile der KISS, LOVE & HEART- Reihe Lust machen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.10.2019

starker Einstieg, schwaches Ende

0

„Frauen wie ich vergraulen feste Freunde. Frauen wie ich wurden noch nie von einem einzigen Jungen eingeladen. Frauen wie ich müssen ihren eigenen Weg finden, sich ihr eigenes Glück schaffen.“ (Stella ...

„Frauen wie ich vergraulen feste Freunde. Frauen wie ich wurden noch nie von einem einzigen Jungen eingeladen. Frauen wie ich müssen ihren eigenen Weg finden, sich ihr eigenes Glück schaffen.“ (Stella in Kissing Lessons)

Worum geht’s?

Das Leben als Asperger-Autistin ist nicht leicht für Stella, doch sie findet ihren Weg, damit umzugehen. In ihrer analytischen Tätigkeit als Ökonometrikerin geht sie total auf. Aber ihre Mutter möchte mehr von Stella als nur beruflichen Erfolg, nämlich: Enkelkinder. Doch zwischenmenschliche oder gar intime Kontakte? Das ist wirklich nicht Stellas Ding. Küssen und Sex sind für sie keine angenehmen Unterfangen. Kurzerhand kommt ihr daher die Idee, sich einen Fachmann als „Lehrer“ an ihre Seite zu holen. Als dann Escort Michael in ihr Leben tritt, lernt Stella nicht nur, wie man küsst und miteinander schläft, sondern ungewollt auch, wie man sein Herz verliert…

Kissing Lessons ist der erste Teil der „Kiss, Love & Heart“-Trilogie. Das Buch ist in sich geschlossen und kann unabhängig gelesen werden, der Protagonist aus Band 2 wird hier jedoch als Randfigur vorgestellt.

Schreibstil / Gestaltung

Das hübsche Cover ist in beige mit zahlreichen verschiedenfarbigen Blumen gehalten, während der Titel in einer pink-metallic foliert ist. Das Cover wirkt sehr frühlingshaft und feminin, passt aber nicht unbedingt zum Titel oder zum Buch. Die Erzählweise des Buches erfolgt linear und in der dritten Person, jeweils mit Fokus auf Michael oder Stella, teilweise wechselt der Fokus im Kapitel auch. Der Schreibstil ist recht locker und leicht. An manchen Stellen gibt es Punkte, wo die Übersetzung (oder die Ausdrucksweise) nicht 100% rund klingt, insgesamt ist das Buch sprachlich geeignet für (junge) Erwachsene. Das Buch enthält wenig explizite Sprache, allerdings einige Erotikszenen, die jedoch nicht ausführlichst geschildert werden.

Mein Fazit

Kissing Lessons war ausnahmsweise mal nicht ein Buch, was mich durch sein Cover vereinnahmt hat, sondern durch die doch recht innovativ klingende Idee einer autistischen Protagonistin. Das Buch klang für mich einerseits wie etwas, was man schon öfter gelesen hat (Fakebeziehung, gekaufte Beziehung), andererseits aber war ich gespannt, ob und wie man das Thema Asperger-Autismus in dem Buch kennenlernen wird.

Die Geschichte startet direkt mit Stella, die beim Essen von ihrer Mutter gelöchert wird. Denn ihre Mutter möchte, dass Stella endlich sesshaft wird, heiratet und ihr Enkelkinder beschert. Dass Stella mega erfolgreich in ihrem Beruf ist, interessiert zumindest ihre Mutter nur begrenzt. Dass Stella zwischenmenschliche Beziehungen Angst machen, sie permanent in Sorge ist Leute zu vergraulen und zu verletzen und insbesondere Intimität für sie unangenehm ist, spielt keine Rolle. Enkelkinder, das ist das Ziel. Und Stella möchte die Erwartungen ihrer Mutter erfüllen. Nur wie? Ihre bisherigen Beziehungen waren eine Katastrophe und Küssen, das mag sie auch nicht. Als sie auf einem Sonntag im Büro ihren Kollegen Phillip trifft und dieser ihr knallhart an den Kopf wirft, ihr würde einfach die Übung fehlen, reift in Stellas Kopf ein Plan: Ein Fachmann soll her. Denn Geld hat Stella genug. So landet Stella beim Escort Michael, der sich in großer Geldnot auf Stellas ungewöhnliches Angebot, er solle ihr Übungslektionen in Sachen Küssen und Intimität geben (inklusive Leistungsbeurteilung!), einlässt. Michael weiß nicht, wieso Stella solche Probleme mit den Sachen hat, doch er ist gewillt, ihr zu helfen. Aber schon bald müssen sich beide fragen, ob ihr Arrangement die geschäftliche Basis nicht schon längst verlassen hat…

Der Einstieg in das Buch gelang mir sehr gut. Ich war von Anfang an von Stella fasziniert und habe zugleich mit ihr mitgelitten. Es ist eine unangenehme Situation, dass ihre Familie von ihr erwartet, sich zu binden, wenn es ihr doch so sehr Angst macht. Die Idee, einen Escort-Mann zu beauftragen, ist gewagt, aber zugleich auch recht klug. Ein „Übungsmann“, mit dem sie ihre Unsicherheiten überwinden kann, um dann bereit zu sein für den Mann, der an ihrer Seite sein soll und will. Stella geht dabei sehr methodisch vor, hat einen detaillierten Plan und Vorstellungen, wie ihre Übungstage ablaufen sollen. Hierbei zeigt sich vor allem Stellas analytische und strukturierte Seite sehr stark. Immer wieder gibt es solche Szenen, die Einblicke in ein Gehirn geben, was durch Asperger-Autismus etwas anders tickt. Und ich fand diese Szenen wirklich grandios geschrieben. Es ist eine Mischung aus Faszination und Verblüffung, die ich empfand, wenn Stella loslegt, eine Situation zu analysieren. Es sind banale Alltagssituationen, die für die meisten Menschen so selbstverständlich sind, dass man nicht über sie nachdenkt. Für Stella aber nicht. Denn sie kann Emotionen von Menschen schwer einschätzen, äußere Einflüsse wie Licht und Lärm machen ihr zu schaffen, ihr Gehirn filtert Äußerungen anders – und so tritt sie manchmal in Fettnäpfchen, manchmal gerät sie in gefährliche Situationen und manchmal zerbricht sie sich stundenlang den Kopf, ob Pralinen und Blumen ein angemessenen Geschenk für eine Essenseinladung sind. Es war beeindruckend zu lesen. Stella kam zeitweise so unbeholfen rüber, dass sie mit leidtat, manchmal war ich von ihrem Scharfsinn und ihrer Stärke aber auch verzaubert. Es ist sicher nicht leicht, mit Autismus zu leben, und Stella versucht, das Beste daraus zu machen. Und verdammt, sie verdient jemanden, der sie liebt und schätzt, so wie sie ist. Der an ihrer Seite steht und Verständnis dafür hat. Und so war ich das ganze Buch getrieben von der Hoffnung, dass Stella so jemanden finden wird. Denn von Seite 1 an wollte ich, dass Stella glücklich wird und sich wohl fühlen kann.

Leider ist es aber so, dass das Buch mich nicht wirklich überzeugen konnte. Denn nach einem starken Start, den tollen Einblicken, einer mehr als holprigen Anbahnung zwischen Stella und Michael kommt es irgendwann unweigerlich zum Sex. Und dieser Punkt ist für mich eine Art Wendepunkt in der Geschichte gewesen. Ich weiß nicht, ob die Autorin dies so beabsichtigt hat, ob damit Stellas „neues Ich“ und eine Änderung in ihrer Persönlichkeit markiert werden sollte. Aber ab da ging für mich das Buch einfach stark bergab und verkam zu einem Standard-0815-Liebesroman mit viel Sex, wenig Persönlichkeitsentwicklung und vor allem: Jedem erdenklichen Standard-Drama, was man sich nur erdenken kann. Warum war das so? Etwa die erste Hälfte des Buches geht es darum, wie sich Stella und Michael näherkommen. Michael versucht, Stella aus ihrer starren „Planung“ rauszuholen und gibt sich dabei wirklich Mühe. Es gibt wunderbare, sehr süße Szenen mit den Beiden, es gibt auch Szenen, die mein Herz ein wenig haben schmelzen und ein wenig haben schmerzen lassen. So lernt Stella Michaels Familie kennen und es endet in einer unweigerlichen Katastrophe. Nachdem die beiden aber anfangen, miteinander zu schlafen, ist es, als würde Stella sexbesessen werden. Fortan geht es permanent darum, dass die beiden miteinander in die Kiste wollen, wie gut sich das alles anfühlt und vor allem sind Stellas Ticks auf einmal weg. Ihre Ängste, ihre Unsicherheit – alles ist plötzlich Geschichte. Zumindest bis zu dem Punkt, der erwartungsgemäß in solchen Büchern kommen muss: Der große Knall. Danach manövriert die Geschichte ein wenig wie eine Nussschale auf dem Meere hin und her, ohne wirklich Grund dafür zu geben. Man hätte sich das ganze Drama so sehr sparen können, es hätte auch ohne funktioniert. Stattdessen hätte man gerade gegen Ende hin mehr in Charakterentwicklung setzen können und sollen.

Denn Hand aufs Herz: Michael entwickelt sich im ganzen Buch eigentlich gar nicht. Er hat von Anfang an eigentlich keine große Lust auf sein Escort-Dasein, hat eigentlich eine ganz andere Begabung, die er aber aufgrund familiäre Probleme nicht ausleben kann, zumindest nicht so, wie er will. Immer wieder redet er davon, wie sehr das Fehlverhalten seines Vaters ihn geprägt hat, wirklich verstanden habe ich es aber ehrlich gesagt nicht. Der Einfluss seiner Mutter und die Angst um sie war da deutlich präsenter, wirkte für mich oftmals aber auch eher wie eine Ausrede statt eine Erklärung. Generell hatte ich das Gefühl, dass Michael überraschend eindimensional war und wenig Tiefe mitbrachte. Auch seine Entscheidungen am Ende des Buches kamen für mich irgendwie plötzlich und aus der Luft gegriffen. Stella hingegen ist da deutlich komplexer geraten, was mir sehr gut gefallen hat. Doch gerade gegen Ende hatte ich nur noch dieses „Liebe heilt alles“-Gefühl, weil Stellas Asperger-Autismus für mich kaum noch rüberkam. Garniert mit einem einwandfreien Kitsch-Happyend war ich fast schon enttäuscht, dass aus einem so starken Start ein lauwarmer Liebesroman wurde. Die zahlreichen Randcharaktere, insbesondere Michaels Familie, haben mir gut gefallen, bleiben jedoch sehr oberflächlich und ich hatte manchmal das Gefühl, dass sie die „Wink mit dem Zaunpfahl“-Funktion hatten.

Und dann waren da noch die Erotikszenen… Die erste Hälfte des Buches verläuft sehr erotikarm. Mag überraschend sein, wenn man bedenkt, dass Michael immerhin Escort ist. Mir hat es aber sehr gut gefallen, denn so konnte man sich mehr auf Stella und ihr Überdenken konzentrieren. Als es dann zur Sache geht, gibt es Dirty Talk mit multiplen Orgasmen. Natürlich müssen es direkt mehrere Orgasmen sein. Immerhin soll Stella ja erfahren, wie grandios Sex sein kann. Ich fand die Sexszenen allerdings einfach nur schrecklich unerotisch. Das lag sowohl an der Ausdrucksweise als auch an der Schilderung. Es fehlte an der Sinnlichkeit und irgendwie auch an der Chemie.

Insgesamt muss ich sagen, dass Kissing Lessons ein guter Debütroman der Autorin ist und ein wichtiges, aber vor allem auch im Romance-Bereich doch eher unbeachtetes Thema um Autismus aufgreift und in eine schöne Geschichte verpackt. Allerdings verläuft vor allem die zweite Hälfte des Buches für mich deutlich zu klischeehaft wie die üblichen Liebesromane in einer fast schon 0815-Standard-Dramakurve, die für mich Stellas Probleme etwas zu sehr ausblendet und auch Michaels Probleme fast schon vergisst. Starker Einstieg, dann viel Sex bei wenig Handlung bis zum mittelmäßigen Ende – ein Buch für angenehme Lesestunden, wenn man nicht allzu viel erwartet.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]