Profilbild von Suedhessin

Suedhessin

Lesejury Star
offline

Suedhessin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Suedhessin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2019

Die spannende Geschichte eines schicksalhaften Rollentauschs

Das Lied der Pferde
0

Aenlin wächst in Köln als Tochter einer Kaufmanns-Familie auf. Sie hat einen Zwillingsbruder, Endres. Während Aenlin eine kleine Draufgängerin ist, die Spaß am Reiten und Fechten hat, ist Endres eher ein ...

Aenlin wächst in Köln als Tochter einer Kaufmanns-Familie auf. Sie hat einen Zwillingsbruder, Endres. Während Aenlin eine kleine Draufgängerin ist, die Spaß am Reiten und Fechten hat, ist Endres eher ein stiller und ängstlicher Junge, der sich gerne in Büchern vergräbt. Deshalb tauscht er gerne mit seiner Schwester die Rollen. So kommt es dazu, dass Aenlin anstelle ihres Bruders auf dem Rücken der geliebten Stute Meletay und in Begleitung des Ritters Don Alvaro eine Handelsreise nach Spanien antritt in deren Verlauf sie in Gefangenschaft des Ritters Don Rodrigo Diaz de Vivar und durch ihn in die Sklaverei im damals muslimischen Südspanien gerät. Als Geschenk eines Emirs kommt sie nach einigen Jahren im Harem zurück in den Besitz eines christlichen Ritters und lebt einige Jahre als dessen illegitime Geliebte in Leon. Sie schenkt ihm sogar einen Sohn, wodurch sie wieder in den Besitz ihres Pferdes kommt. Langsam wird ihr mithilfe ihres alten Beschützers Don Alvaro klar, dass ihr Ritter sie nur als Teil seines Besitzes sieht. Es soll allerdings noch eine ganze Weile dauern, bis sie es schafft sich von ihm zu lösen und ihr Leben zusammen mit ihrer neuen Liebe und ihrem Sohn selbst in die Hand zu nehmen.

Die Geschichte hat mich von Anfang bis Ende gefesselt. Unter dem Namen Ricarda Jordan schafft Sarah Lark es, vor historischem Hintergrund Themen aufzugreifen, die auch heute noch in unseren Köpfen sind. So geht es hier auch um die Unterschiede zwischen der muslimischen und der christlichen Kultur und um Frauenrechte. Das Ganze ist sehr spannend verpackt in die Lebensgeschichte von Aenlin. Von Sarah Lark habe ich vor längerer Zeit eine dreiteilige Neuseeland-Saga gelesen, die mich sehr gefesselt hat. Seither hatte ich den Zugang zu dieser Autorin verloren, was eigentlich schade ist. Durch „Das Lied der Pferde“ ist sie wieder in meinen Focus gerückt, ich werde sicher ihr nächstes Buch auch wieder lesen.

Unsere Heldin Aenlin scheint anfangs eine starke Persönlichkeit zu sein, die sich zuhause in Köln dagegen auflehnt, dass sie als Mädchen praktisch nichts tun darf als Sticken und Hausarbeit. Sie möchte gerne Reiten, Fechten und Reisen. Allerdings wagt sie die Auflehnung nur im Verborgenen durch heimlichen Rollentausch mit ihrem verträumten Zwillingsbruder Endres. Im Verlauf der Geschichte lässt sie sich widerstandslos versklaven und in den goldenen Käfig eines Harems sperren. Als illegitime Geliebte ihres Ritters ist erst mal von Widerstand keine Rede mehr, sie ist erschreckend naiv und bequem. Am liebsten hätte ich sie geschüttelt, geohrfeigt und angeschrien, damit sie endlich aufwacht und sich zur Wehr setzt. Mithilfe guter Freunde schafft sie es dann letztendlich doch, ihr Leben und das ihres Sohnes in die eigenen Hände zu nehmen. Am wichtigsten ist dabei ihr alter Beschützer, der Ritter Don Alvaro. Er sagt ihr offen und schonungslos die Meinung über ihren Ritter und seinen Charakter. Auch der Pferdeknecht Jaime erweist sich als treuer Freund und Weggefährte und spielt am Ende eine entscheidende Rolle. Auch eine alte Freundin findet sie nach langer Zeit wieder, die sich als große Hilfe und wichtige Ratgeberin erweist.

Das Buch ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite, man mag es gar nicht aus der Hand legen. Manches ist ein wenig vorhersehbar, z.B. wer der christliche Ritter ist, dem Aenlin vom Emir geschenkt wird oder das Don Alvaro errät, dass er nicht Endres, sondern Aenlin vor sich hat. Auch wer die neue Liebe Aenlins sein wird, lässt sich aus der Handlung erraten.
Fazit:
Ein lesenswertes Buch, das einen guten Eindruck vom Leben im teilweise muslimisch besetzten Spanien des Mittelalters vermittelt, vom Zusammenleben der Religionen und dem Leben der Adligen. Auch von der Geschichte des strahlenden Helden Spaniens in dieser Zeit, „El Cid“ bekommt man einen anderen Eindruck, abseits der strahlenden Legende. Dass das Ganze (wie im Nachwort geschrieben) nicht historisch belegt ist, tut der Spannung keinen Abbruch. Deshalb bekommt das Buch von mir das Prädikat „ Sehr empfehlenswert – unbedingt lesen!"

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Thema
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.03.2024

Gelungener Auftakt

Meeresfriedhof
0

Durch den Tod der "Stammmutter" Vera Falck wird eine Kettenreaktion ausgelöst. Ihr Testament scheint verschwunden, sie soll es vor ihrem Selbstmord bei Gericht abgeholt haben. Ihre Enkelin Alexandra ...

Durch den Tod der "Stammmutter" Vera Falck wird eine Kettenreaktion ausgelöst. Ihr Testament scheint verschwunden, sie soll es vor ihrem Selbstmord bei Gericht abgeholt haben. Ihre Enkelin Alexandra soll den Verbleib des Testaments klären, denn Vater Olaf ist nicht bereit, einen Teil des Vermögens dem verarmten Zweig der Familie abzugeben. Im Verlauf der Suche stößt Alexandra auf großen Widerstand und entschließt sich, den Familiengeheimnissen auf den Grund zu gehen.

Trotz des etappenweise etwas langatmigen Schreibstils hat mich die Geschichte recht schnell in ihren Bann gezogen. Die Skrupellosigkeit, mit der Olaf Falck und seinesgleichen agieren und Einfluss auf Geschehnisse in der ganzen Welt nehmen, trägt wesentlich zum Spannungsaufbau bei. Die verschiedenen Handlungsstränge, die zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben, tun das ihre dazu, sodass ich von Anfang bis Ende von der Geschichte gefesselt war. Dennoch würde ich das Buch nicht ins Genre "Thriller" einsortieren, es ist mehr ein spannender historischer Roman aus der Zeit des zweiten Weltkriegs, denn bis dahin reicht das Geheimnis der Falck-Familie zurück - zum Untergang des Hurtigrouten-Schiffs. Alexandra als Hauptakteurin ist mir sehr ans Herz gewachsen, obwohl ich zwischenzeitlich einmal dachte, dass sie jetzt falsch abbiegt und sich korrumpieren lässt. Deshalb werde ich mit Sicherheit die Folgebände auch lesen, die Entwicklung der Familie Falck, insbesondere die Alexandras interessiert mich sehr.

Mein Fazit: Zwar kein wirklicher Thriller, aber als historischer Roman absolut empfehlenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.02.2024

Familienbande

Das Erbe der Greiffenbergs - Zu neuen Ufern
0

Der zweite Band der Trilogie „Das Erbe der Greiffenbergs“ erzählt von der Neuorientierung der Familie von Greiffenberg und ihrer Firma „Greiffenberg Feinkost“ nach dem Unfalltod von Familienoberhaupt und ...

Der zweite Band der Trilogie „Das Erbe der Greiffenbergs“ erzählt von der Neuorientierung der Familie von Greiffenberg und ihrer Firma „Greiffenberg Feinkost“ nach dem Unfalltod von Familienoberhaupt und Geschäftsführer Ludwig. Während Oma Elsa und Ludwigs Frau Therese versuchen, ihre Trauer zu bewältigen, bemüht sich Tochter Pauline um die Rettung der angeschlagenen Firma und muss sich gegen die Intrigen ihres Onkels Wolfgang wehren. Ihr Bruder Ferdinand riskiert als Stuntman sein Leben und die kleine Schwester Antonia muss trotz des Verlusts ihres Vaters an ihrem Abitur arbeiten.

Isabell Schönhoff schildert ihre Charaktere so einfühlsam und authentisch, dass ich sie sehr schnell kennenlernen konnte, obwohl ich den ersten Band der Familiensaga nicht gelesen habe. Überhaupt gefällt mir ihr Schreibstil ausnehmend gut, er ist eingängig und kurzweilig, die Seiten fliegen nur so dahin.
Cover und Titel lassen vermuten, dass man hier eine Schmonzette vor sich hat. Das ist aber nicht richtig, denn auch die Greiffenbergs haben mit den gesellschaftlichen Problemen unserer Zeit zu kämpfen, vor allem mit dem immer mehr um sich greifenden, grenzenlosen Egoismus und der unersättlichen Gier unserer Mitmenschen. Viele Menschen verfolgen rücksichtslos ihre eigenen Interessen, zur Not auch auf dem Rücken aller anderen (siehe Onkel Wolfgang). Besonders für Spannung sorgt der mutmaßliche Unfalltod von Familienvorstand Ludwig, der immer noch nicht umfassend aufgeklärt ist. Die Story ist im Prinzip eine gelungene Mischung aus Familiensaga und Liebesgeschichte, mit Krimielementen gewürzt. Besonders gefallen hat mir Ferdinand, der sich nach seinem schweren Unfall unheimlich weiter entwickelt und seinen Platz im Leben findet.

Mein Fazit: Eine sehr gut erzählte Familiensaga mit gut ausgearbeiteten Charakteren, von der ich großartig unterhalten wurde und die ich sehr gerne weiter empfehle. Den dritten Band möchte ich auf keinen Fall verpassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 06.02.2023

Eiskalte Spannung

Der Riss
8

Antonia ist Vulkanologin und nimmt einen Forschungsauftrag in der Antarktis an um nach ihrem dort verschollenen Bruder Emilio zu suchen. Sie meint zu wissen wohin er sich gerettet haben könnte. Auf der ...

Antonia ist Vulkanologin und nimmt einen Forschungsauftrag in der Antarktis an um nach ihrem dort verschollenen Bruder Emilio zu suchen. Sie meint zu wissen wohin er sich gerettet haben könnte. Auf der Forschungsstation Neumayer III angekommen, stößt sie auf erheblichen Widerstand und einige Ungereimtheiten. Mit ihren Nachforschungen bringt sie sich und den Piloten Arlo, der ihr tatkräftig zur Seite steht, mehr als einmal in Lebensgefahr.
Ich habe diesen rasanten Thriller von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen. Sehr detailliert und eindringlich schildert Thilo Winter die Verhältnisse im ewigen Eis, man kann die durchdringende Kälte, die Enge der Station und die Belastung durch das Fehlen von Tages- und Jahreszeiten förmlich am eigenen Leib spüren. Antonia ist eine mir sehr sympathische Protagonistin, ihre starke Bindung an den Bruder ist sehr spürbar. Um zum Ziel zu gelangen, geht sie mit dem Kopf durch die Wand ohne die Folgen zu bedenken. Manchmal kommt sie rüber wie ein weiblicher James Bond, so dass das Kopfkino zum Action-Thriller wird. Da ist an mancher Stelle ein wenig zu dick aufgetragen. Auch Arlo hat mir von Anfang an gefallen. Er hat sich sehr spontan entschlossen, Antonia zu helfen und steht dann loyal an ihrer Seite, egal zu welchem Risiko sie sich wieder hinreißen lässt.
Trotz der kleinen Schwächen hat mir das Buch sehr gut gefallen, denn auch wenn es reine Fiktion ist, weckt es doch ein Bewusstsein für die Gefahr, in der die Erde schwebt. So erfüllt dieses spannende Stück Unterhaltungsliteratur noch eine wichtige zusätzliche Aufgabe. Ich kann nur empfehlen, diesem Buch ein paar unterhaltsame Lesestunden zu widmen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 22.10.2022

Ein richtiges Endzeitszenario

Dark Clouds
0

Deutschland wird innerhalb kürzester Zeit von zahlreichen Extremwetter-Ereignissen heimgesucht. Die Lage ist chaotisch. Wolkenforscherin Fjella, IT-Spezialist Arian und Versicherungsdetektiv ...

Deutschland wird innerhalb kürzester Zeit von zahlreichen Extremwetter-Ereignissen heimgesucht. Die Lage ist chaotisch. Wolkenforscherin Fjella, IT-Spezialist Arian und Versicherungsdetektiv Philip forschen zunächst unabhängig voneinander nach den Ursachen. Die Behörden sind ihnen dabei keine große Hilfe. Erst als sie sich zusammentun, kommen sie in ihren Ermittlungen vorwärts und es ergibt sich ein erschreckendes Bild.

Das Thema ist natürlich brisant, da ja derzeit in aller Munde. Die Story ist ziemlich beängstigend, ich mag mir gar nicht vorstellen, dass so etwas tatsächlich passieren könnte. Der Schreibstil ist unspektakulär, sachlich und informativ. Trotzdem kommt Spannung auf, die aber von den zahlreichen eingestreuten Medienberichten immer wieder gebrochen wird. Darauf hätte ich gut verzichten können, dafür gibt es einen Punktabzug.

Alle drei Hauptprotagonisten haben mir gut gefallen. Im Interesse der Allgemeinheit lassen sie nicht locker, sie folgen den Spuren trotz aller Gefahr und drohender Strafverfolgung. Von behördlicher Seite haben sie keinerlei Unterstützung zu erwarten, im Gegenteil. Erst als die beiden LKA-Beamten Nina Kuhn und Eric Schmitz auf ihre Ergebnisse stoßen, bekommen sie ein bisschen Hilfe. Gemeinsam stoßen Sie auf einen perfiden Plan ungeheuren Ausmaßes. Motiv auch hier: Die grenzenlose Gier Einzelner nach Macht und Geld.

Thilo Falk zeichnet hier in teilweise mitreißender Weise ein erschreckendes Szenario, das in Teilen sicher gar nicht so utopisch ist. Diese Geschichte ist sicher gut geeignet, um die Menschen ein bisschen wachzurütteln, ein Bewusstsein zu wecken dafür, das fünf vor zwölf schon vorbei ist. Es ist sehr wichtig, dieses Thema immer wieder in Erinnerung zu bringen. Das gelingt mit einem so spannenden Thriller sicher besser als mit einem trockenen Sachbuch.

Insgesamt fand ich das Buch spannend und gut recherchiert. Es vermittelt auch einiges Hintergrundwissen. Deshalb kann ich guten Gewissens eine Leseempfehlung aussprechen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere