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makkipakki

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2019

Weihnachten ohne Weihnachtsmann

Weihnachtsmann vermisst
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Tom, Hannes und Marie sind drei Kinder mit einem schweren Schicksal. Ihr Vater ist auf Grund eines Unfalls arbeitsunfähig und alkoholkrank. Die Mutter leider an Depressionen. Und der Älteste mit seinen ...

Tom, Hannes und Marie sind drei Kinder mit einem schweren Schicksal. Ihr Vater ist auf Grund eines Unfalls arbeitsunfähig und alkoholkrank. Die Mutter leider an Depressionen. Und der Älteste mit seinen zehn Jahren muss die jüngeren Geschwister irgendwie groß kriegen. Und dann stürzt der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten genau vor ihre Füße.

Das Cover zeigt die drei Geschwister vor einem Bäcker mit dem Blick auf die Vermisstenanzeige des Weihnachtsmanns. Genau diese Szene wird auch im Buch beschrieben, das Cover ist also nah an der Handlung. Das Buch selbst enthält keine Illustrationen, dafür allerdings etwa alle drei Seiten eine Leerseite mit einer kleinen Bildunterschrift zum selbst illustrieren. Diese Idee finde ich wirklich super und die Bildunterschriften geben einen tollen Hinweis auf die zu erwartenden Bilder. Das Cover schränkt dann allerdings doch ein bisschen die Fantasie ein, denn die Figuren der drei Kinder haben ja nun doch schon ein Aussehen.
Die Handlung ist herzerweichend und gar nicht so sehr an den Haaren herbeigezogen. ich denke das solche Familienkonstellationen häufiger vorkommen als man erwartet. Das Thema richtet sich an ältere Grundschulkinder und gerade da ist es wichtig, dass es nicht unbegleitet bleibt. Trotzdem öffnet die Handlung privilegierten Kindern die Augen und spricht nicht so gefestigten Kindern Mut zu.
Die Charaktere sind durchaus nachvollziehbar. Die Eltern handeln ihrem Gefühl entsprechend und kommen mit der Situation nicht zurecht. Die Kinder sind verzweifelt und versuchen ihr Leben auf die Reihe zu bekommen, egal wie.
Sprachlich ist das Buch der Altersgruppe angemessen. Es sind kurze Sätze und kurze Kapitel, auch für den Unterricht sehr gut geeignet. Es gibt keine schwierigen Handlungssprünge, einen überschaubaren Pool an Charakteren.

Dieses Buch hat mich sehr berührt und ich fände es wichtig, dass Kinder es lesen. Es zeigt zum Einen die Auswegslosigkeit von Kindern, zum Anderen die Verzweiflung der Eltern. Klar kann man über ein solches Happy End streiten, aber irgendwie ist es doch gerade schön und gibt Hoffnung. Tolle Lektüre für Kinder ab der dritten Klasse, auch für den Unterricht.

Veröffentlicht am 18.10.2019

Von wegen Ferien

Der Kinderzug
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Barbara ist Lehrerin und wird im Zuge der Kinderlandverschickung nach Usedom verbracht. Dort verbringt sie mit ihren Mädel eine schöne Zeit, doch auch geplanten drei Monaten auf Usedom wird deutlich mehr ...

Barbara ist Lehrerin und wird im Zuge der Kinderlandverschickung nach Usedom verbracht. Dort verbringt sie mit ihren Mädel eine schöne Zeit, doch auch geplanten drei Monaten auf Usedom wird deutlich mehr Zeit und das im gesamten Deutschen Reich. Der geplante Aufenthalt wird zu einer Irrfahrt für alle Beteiligten und dann stirbt der Führer und der Krieg endet.

Das Cover zeigt eine Gruppe von Kindern auf dem Weg zu einem Gebäude in der Ferne. Einerseits, mit dem Hintergrundwissen des Buches, zeigt es Freude und Aufbruchsstimmung. Andererseits könnte es auch die Flucht symbolisieren. Auf mich macht es allerdings eher einen friedlichen und gelösten Eindruck.
Das Buch ist in Kapitel unterteilt. Diese werden aus drei Perspektiven geschrieben.Die Kapitel haben eine angenehme Länge und bieten durch den Perspektivwechsel einen guten Einblick.
Die Handlung ist immer wieder spannend. Das Buch beginnt mit einem Prolog der sich am Ende wiederfindet und den kreis der Handlung schließt. Während das erste Viertel des Buches eher Ferienlagerstimmung begleitet wird, wird von Kapitel zu Kapitel der Krieg deutlich. Somit entsteht ein großer Spannungsbogen, aber nie reißerisch. Erwartungen die schon im Prolog geschürt werden, verfolgen einen durch das ganze Buch hinweg. Alles in Allem ist die Handlung einfach realistisch und glaubwürdig. Nur die Verwobenheit der einzelnen Handlungsstränge ist an der einen oder anderen Stelle in meinen Augen zu konstruiert.
Die Charaktere sind authentisch. Da ist Barbara, die Lehrerin die zu Beginn der Reise noch so unsicher und dann am Ende so viel älter und reifer wirkt. Dann Gisela, die einfach immer laut ist und so präsent, eine richtige Ruhrpottschnauze. Und ihre kleine Schwester, die irgendwie der Schützling der Gruppe ist. Und dann haben wir Lydia und Karl, die beide davon träumen an der Front zu sein und für ihr Vaterland zu kämpfen. So viele verschiedene und vielschichtige Charaktere, die zu keinem Zeitpunkt blass sind und immer nachvollziehbar agieren sind wirklich toll. Einige machen eine gute, andere eine nicht so gute Entwicklung durch.
Die Sprache ist einfach, aber eben sehr passend zu der Story. Einzelne Charaktere haben Dialekte. Bei anderen kann man anhand der Sprache auch auf ihren Bildungsstand schließen. Das Buch liest sich wirklich sehr angenehm und flüssig.

Ich kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen und bin total begeistert. Ein so interessantes Thema, welches so wenig Beachtung bekommen hat. Dazu einige tolle Charaktere und das Talent der Autorin für Sprache und Handlung lassen mich einfach nachdenklich über dieses Thema und die Zeit zurück. Ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.10.2019

Zuckersüß

Umarmst du mich mal?
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Die kleine Schildkröte wünscht sich nichts mehr, als das sie umarmt wird. Doch irgendwie weichen ihr alle aus. Und auf der anderen Seite ist der Igel der auch seinerseits nach ein bisschen Nähe sucht, ...

Die kleine Schildkröte wünscht sich nichts mehr, als das sie umarmt wird. Doch irgendwie weichen ihr alle aus. Und auf der anderen Seite ist der Igel der auch seinerseits nach ein bisschen Nähe sucht, aber auch er wird nicht fündig.

Dieses Buch ist ein Wendebuch. Von der einen Seite wird die Suche des Igels, auf der anderen die Suche der Schildkröte geschildert. Durch eine geschickte Illustration werden beide Geschichten verbunden. Allgemein sind die Zeichnungen wirklich aussagekräftig. Sowohl Igel, als auch Schildkröte zeigen offensichtlich Emotionen und auch die anderen Tiere können durch Mimik und Gestik ihre Gefühle transportieren. Die Bilder sind nicht überladen, im Gegenteil sie sind wirklich schlicht.
Die Story ist altbekannten von vielen anderen Kinderbüchern. Die Figuren werden abgewiesen in ihrem Bedürfnis und finden am Ende doch noch eine Möglichkeit glücklich zu werden.

Dieses Buch ist keinesfalls innovativ von der Idee her. Aber die zuckersüßen Zeichnungen sind einfach ein Hingucker. Als Geschenk ein durchaus schönes Buch und zum Vorlesen ab 2 Jahren durchaus geeignet. Klare Empfehlung für jeden Kinderbücherschrank.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Nicht nur für Autofans

Wer hupt denn da?
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Dieses Kinderbuch ist eine Aufzählung verschiedenster Fahrzeuge, aufgebaut nach einem altbekannten Prinzip ("Bist du meine Mama?", "Wer hat hier Miau gesagt?" etc.) und doch irgendwie neu, denn diesmal ...

Dieses Kinderbuch ist eine Aufzählung verschiedenster Fahrzeuge, aufgebaut nach einem altbekannten Prinzip ("Bist du meine Mama?", "Wer hat hier Miau gesagt?" etc.) und doch irgendwie neu, denn diesmal geht es um ein Autorennen. Wir lernen verschiedene Fahrer kennen und dank der eingebauten Geräusche wird es auch noch mal spannend.

Die Zeichnungen sind comichaft. das ist gerade für so junge Kinder wirklich angenehm und interessant. Die Illustrationen passen zu den Texten. Die Bilder haben Wiedererkennungswert.
Die Story bleibt interessant, denn es gibt immer wieder neue interessante Wendungen. Es ist nicht spannend, aber das muss es für ein Kind auch nicht sein.
Die Sprache ist kindgerecht. Besonders toll ist es, dass alles gereimt wird. Es ist immer wieder toll, wenn das Kind dann mitsprechen bzw. reimen kann. es ist relativ viel Text auf den Seiten und gerade für jüngere Kinder könnte man etwas einkürzen.

Ein wirklich tolles Kinderbuch mit den Geräuschen wird die Aufmerksamkeit lange aufrecht erhalten. Klare Empfehlung für Kinder ab eineinhalb (evtl. dann gekürzt).

Veröffentlicht am 01.10.2019

Unglaublich berührend

Auf deinem Mond ein Feigenbaum
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Jan und Camila sind ein traumhaftes Ehepaar. Sie führen ein Bilderbuchehe und haben eine tolle Tochter. Doch Camila stirbt überraschend an Krebs. Und Jan und seine Tochter Matilda müssen erstmal zueinander ...

Jan und Camila sind ein traumhaftes Ehepaar. Sie führen ein Bilderbuchehe und haben eine tolle Tochter. Doch Camila stirbt überraschend an Krebs. Und Jan und seine Tochter Matilda müssen erstmal zueinander befinden, bevor sie die Trauer verarbeiten können. Es beginnt eine emotionale Reise an deren Ende die Trauerverarbeitung stattgefunden hat.

Das Cover erinnert ein wenig an "Der kleine Prinz" und ist auch so ein wahrer Hingucker. Der Titel ist kreativ und bleibt lange Zeit ein Rätsel, löst sich dann aber umso schöner auf. Die Kapitel sind mir ein wenig zu lang, allerdings sinnvoll gegliedert und das ist ja dann viel wichtiger.
Die Handlung ist unglaublich emotional. Es beginnt mit diesem überraschenden Tod der Mutter und endet mit einem hoch emotionalen Finale. Währenddessen begleiten wir Vater und Tochter auf einer Reise, einer Reise zueinander nach vorangegangener emotionaler Trennung. Es ist kein Spannungsbogen der die Handlung ausmacht, sondern die Emotionen mit denen gespielt wird. Durch die Echtheit der Emotionen wirkt alles sehr authentisch.
Während Matilda nicht nur den Tod der Mutter, sondern irgendwie auch den Vertrauensbruch des Vaters verkraften. Sie macht das aber ganz gut. Jan hingegen braucht deutlich länger zum Verarbeiten der Trauer und stößt seine Tochter doch irgendwie auch mal weg. Nichtsdestotrotz sind beide Charaktere authentisch und auch andere am Rande vorkommende Personen sind nachvollziehbar gestaltet.
Sprachlich ist dieser Roman ein wahres Juwel! Ich bin begeistert von der gewaltigen Kraft der Sprache des Autors und habe selten etwas so tolles gelesen. Neben dem bildhaften Beschreiben der Sitautionenund Umgebung, schafft er es die Emotionen auch sprachlich zu transportieren und Bilder zu erzeugen.

Ein sehr toller Roman, emotional und sprachlich vollkommen fesselnd, ein wahres Juwel im Regal. Dem selfpublisher- Preis definitiv würdig! Absolute Leseempfehlung für alle, die Emotionen in Romanen ertragen!