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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2019

etwas sperrig

Alles, was wir sind
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Pasternak schreibt an seinem regimekritischen „Dr. Schiwago“. Das Politbüro in Moskau ahnt, dass das Buch nicht in ihrem Sinne sein könnte und möchte genaueres erfahren. Sie inhaftieren Pasternaks Geliebte ...

Pasternak schreibt an seinem regimekritischen „Dr. Schiwago“. Das Politbüro in Moskau ahnt, dass das Buch nicht in ihrem Sinne sein könnte und möchte genaueres erfahren. Sie inhaftieren Pasternaks Geliebte Olga und verhören sie. Allerdings erfolglos, da sie schweigt.

Auf der anderen Seite versucht der CIA genau dieses Buch in die Finger zu bekommen, eben weil sie es als literarische Waffe im Kalten Krieg gegen Russland verwenden wollen. Das Manuskript wird später tatsächlich hinausgeschmuggelt und in Italien herausgebracht.

„Alles was wir sind“ ist ein anspruchsvolles Werk. Ich hatte streckenweise das Gefühl, dass die Autorin nicht genau wusste, was sie für ein Buch schreiben wollte. Dass über eine große Liebe, dass über den kalten Krieg oder doch einen Agenten-Spionage-Roman. Die teils abrupten Wechsel nehmen immer wieder die Spannung aus der Geschichte. Ich habe mich in der Mitte etwas zwingen müssen, weiter zu lesen. Am Ende zieht der Plot an und dank der starken Frauenfiguren gewinnt das Buch nochmal an Dramatik.
Etwas schwergängig und sperrig.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Das Auge isst mit

Abenteuer Geschmack!
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Das Kochbuch "Abenteuer Geschmack" zelebriert nicht nur den Geschmack sondern auch andere Sinne werden hier angesprochen. Allen voran der Seh-Sinn. Das Cover ist ein Farbenrausch und zieht den Interessierten ...

Das Kochbuch "Abenteuer Geschmack" zelebriert nicht nur den Geschmack sondern auch andere Sinne werden hier angesprochen. Allen voran der Seh-Sinn. Das Cover ist ein Farbenrausch und zieht den Interessierten magisch an. Die Bilder im Inneren sind von intensiver Farbgestaltung, großformatig und setzen die verschiedenen Gemüsesorten und die beschriebenen Gerichte prächtig in Szene. Food-Fotographie auf höchstem Niveau.
Die beschreibenden und sehr informativen Texte wollen den Geist öffnen für einen neuen und ungewöhnlichen Blick auf die Lebensmittel und die Zubereitung der verschiedenen Gerichte. Es wird genau erklärt, wie unsere Sinne funktionieren und wie wichtig sie für das Erlebnis Essen sind. Es ist kein reines Kochbuch sondern durchaus ein Buch zum Lesen, zum Neues erfahren und zum Nachdenken.

Hier setzt aber auch meine Kritik an.
Für meinen Geschmack waren viel zu wenig Rezepte enthalten und viele der Rezepte waren eigentlich nur Basis-Rezepte, in denen z.B. Tomaten in eine Saucenform gebracht wurden aber es fehlte an weiterführenden Kochvorschlägen.

Beim ersten Durchblättern blieben nur zwei oder drei interessante Rezepte für mich zum ersten Nachkochen übrig. Eindeutig zu wenig für so ein dickes und teures Buch.

Die Gerichte selbst, die etwas ausgefallener waren, waren aber sehr lecker. Als Auberginenfan war ich begeistert. Die Anleitungen sind klar und einfach. Sehr schön finde ich, dass bei vielen Spezial-Zutaten auch immer eine einfache Variante als Alternative dabei stand. So war alles nachkochbar auch ohne, dass man jedes ausgefallene Gewürz gleich kaufen musste. So etwas schätze ich sehr.

Fazit: Wer ein reines Kochbuch erwartet, ist hier sicher nicht richtig. Wer ein visuelles und intellektuelles Erlebnisbuch sucht, in dem ein paar schöne Rezepte drin stehen, der wird zufrieden sein, mit diesem wunderschön aufgemachten Buch.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Aichner kann es

Der Fund
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Ungewöhnlich an „Der Fund“ von Bernhard Aichner ist vor allem der Trick, dass er zwei Handlungsstränge aufeinander zulaufend erzählt. Von Rita, die in einer Bananenkiste Drogen findet, sie an sich nimmt ...

Ungewöhnlich an „Der Fund“ von Bernhard Aichner ist vor allem der Trick, dass er zwei Handlungsstränge aufeinander zulaufend erzählt. Von Rita, die in einer Bananenkiste Drogen findet, sie an sich nimmt und deshalb zu Tode kommt. Und von den Ermittlungen, die diesen Tatbestand nach und nach aufdecken und die Täter entlarven.

Der Schreibstil ist kühl, reduziert, mit vielen starken Dialogen. So etwas mag ich ganz besonders. Es liest sich wie ein Theaterstück und man kommt den Personen schnell sehr nahe. Rita tut einem leid aber da man weiß, dass sie das Opfer werden wird, versucht man, sie nicht zu sehr ins Herz zu schließen. Aber man ist mit dem Kommissar sehr daran interessiert, dass der Fall aufgeklärt wird. Das Leben hat der Frau schwer mitgespielt und ihr Tod ist tragisch. Man möchte, dass es wenigstens jetzt noch ein bisschen Gerechtigkeit für sie gibt.

Aichner versteht es, Emotionen aufzubauen und einen Plot bis zum Ende spannend zu gestalten.

Veröffentlicht am 09.10.2019

schöner Erstling

Rubicon
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„Rubicon“ ist ein Erstling. Der Autor als Musiker bereits bekannt. Also durchaus einer, der mit Worten umgehen kann. Aber trägt das auch einen ganzen Thriller lang? Ich empfinde gerade dieses Genre als ...

„Rubicon“ ist ein Erstling. Der Autor als Musiker bereits bekannt. Also durchaus einer, der mit Worten umgehen kann. Aber trägt das auch einen ganzen Thriller lang? Ich empfinde gerade dieses Genre als hohe Kunst. Denn Langatmigkeit, ein dünner Plot oder eine unglaubwürdige Auflösung können dem Leser schnell den Spaß verderben. Diese Hürden umschifft Kai Havaii ziemlich routiniert.

Bereits mit den ersten Seiten wird man hineingeschmissen in die Geschichte. Hauptprotagonist Carl wird von Killern der Mafia gejagt. Und bereits hier hatte mich das Buch gefangen. Mir gefiel sofort die Art, wie Havaii erzählt und beschreibt. Ja, das ist solides Kopfkino. Hier werden Fans von Verfolgungsjagden und Helden, die an allen Fronten kämpfen müssen alla James Bond schon ihre Freude haben. Und überhaupt ist das Ganze eine Story, die mit großem Kaliber daherkommt. Kriegsszenarien mit dazugehörigen Traumata, ein Scharfschütze der Bundeswehr, der sich als Auftragskiller verdingt, die Mafia, die ihn nur zu gerne beseitigen würde. Da wird nicht mit Zündstoff gespart. Ich fühlte mich an amerikanische Autoren wie Tom Clancy erinnert. Bin erfreut, dass Havaii da durchaus mithalten kann. Wer diese Art von Thriller mag und über kleinere Mängel in der Logik hinwegschaut, wird sehr gut unterhalten.

Veröffentlicht am 09.10.2019

ungewöhnlich und kraftvoll

Das flüssige Land
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„Das flüssige Land“ ist ein sehr gehaltvolles Buch. Eines, welches man langsam, genüsslich und gründlich lesen muss. Eines welches man auf sich wirken lassen muss. In anderen Rezensionen wird immer wieder ...

„Das flüssige Land“ ist ein sehr gehaltvolles Buch. Eines, welches man langsam, genüsslich und gründlich lesen muss. Eines welches man auf sich wirken lassen muss. In anderen Rezensionen wird immer wieder auf Kafka verwiesen. Ehrlicherweise kann ich das nicht beurteilen, da ich nie etwas von diesem Schriftsteller gelesen habe. Aber sowohl die Ausgangssituation, als auch die Hauptperson und das Setting sind sehr ungewöhnlich und so deutlich gewollt surreal-unreal, dass ich es nicht in ein mir bekanntes Genre einordnen möchte. In dieser Mischung zwischen aktuellen zeitnahen Themen wie Globalisierung und eindeutig rechtsradikalem Gedankengut und der fiktiven Bedrohung eines großen Loches unter der Stadt, die vielleicht diesen ganzen kleingeistigen Pfuhl verschlucken könnte, agieren die Menschen seltsam normal aber auch seltsam ziellos.

Der kraftvolle Erzählstil hat mir sehr gut gefallen. Am Plot hatte ich etwas zu kauen und bin mit dem etwas abrupten Ende nicht wirklich zufrieden. Dennoch hat mich das Buch auf ganz eigene Art gefesselt und auch wenn ich es immer wieder mal für leichtere Lektüre zur Seite gelegt habe, so habe ich doch immer wieder zurückgefunden und kann für meinen Teil sagen, dass die Lektüre dieser ungewöhnlichen Geschichte durchaus lohnt und den Horizont erweitert.

Ach ja. Das Cover ist einfach genial. Ich überlege mir das HC zu besorgen.