Bewegend und tragisch
TschernobylEin sehr bewegender, intimer und tragischer Bericht von verschiedensten Tschernobyl-Überlebenden. Svetlana Alexievich gibt denen eine Stimme, die viel zu lange schweigen mussten: Menschen, die ihre Partner ...
Ein sehr bewegender, intimer und tragischer Bericht von verschiedensten Tschernobyl-Überlebenden. Svetlana Alexievich gibt denen eine Stimme, die viel zu lange schweigen mussten: Menschen, die ihre Partner oder Kinder bei der schrecklichen Katastrophe bzwn deren Nachwirkungen verloren haben, Menschen, die ihre Heimat verloren haben, Menschen, die mitansehen mussten, wie andere litte und starben, Menschen, die trotz allem in die "verbotene Zone" zurückgekehrt sind, weil sie norgendwo anders hinkonnten. Menschen, die verachtet und ausgeschlossen, die falsch informiert und belogen wurden. Menschen, die krank wurden, Fehlgeburten hatten, die Dinge gesehen, gehört und erfahren haben, die sich andere kaum vorstellen können. Alle diese Monologe sind an Tragik kaum zu überbieten, aber sie verdienen es, gehört zu werden.
Außer diesen mündlichen Erzählungen bietet das Buch wenig Kontext - nur eine Einleitung mit Fakten sowie einen kurzen Epilog. Dies ist aber auch keine minutengetreue Nacherzählung der eigentlichen Katastrophe. Die Überlebenden gestalten die gesamte Geschichte. Oder zumindest versuchen sie es: Das Unerklärliche, Unvorstellbare zu beschreiben. Was ihnen passiert ist - oder eben nicht. Warum manche Leute sich freiwillig dazu meldeten (oder dazu gezwungen wurden), als "Liquidator" das Chaos aufzuräumen. Warum manche sich geweigert haben zu glauben, dass so etwas Schlimmes überhaupt passieren konnte. Warum das sowjetische System und dessen "Denke" es so leicht gemacht hat, die wahren Ausmaße dieser Tragödie für so lange Zeit so herunterzuspielen. Warum so viele Menschen das so lange und bereitwillig geglaubt haben.