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Veröffentlicht am 15.06.2020

Für das Recht auf Bildung

Unter den Linden 6
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Lise Meitner, eine promovierte Physikerin, ist auf dem Weg von Wien nach Berlin, um sich dort bei Max Plank weiterzubilden. Noch im Zug trifft sie auf das Dienstmädchen Anni, welches unglücklich scheint ...

Lise Meitner, eine promovierte Physikerin, ist auf dem Weg von Wien nach Berlin, um sich dort bei Max Plank weiterzubilden. Noch im Zug trifft sie auf das Dienstmädchen Anni, welches unglücklich scheint und ängstlich ist, denn sie weiß nicht, was sie in der Stadt erwarten wird. In Berlin angekommen stolpern sie über die recht gut situierte Hedwig, die sich um ein Studium bemühen will. Das ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts alles andere als leicht, denn nur Männer sind zu einem ordentlichen Studium zugelassen und selbst eine Gasthörerschaft ist zu dem Zeitpunkt für Frauen fast unmöglich. Aber die Frauen sind hartnäckig und dabei entsteht unter den ungleichen Frauen eine tiefe Freundschaft.

Der historische Roman ist an Fakten angelehnt, so gab es Lise Meitner tatsächlich und ihre Forschung u.a. mit Otto Hahn hat Bestand. Frauen wie Anni und Hedwig gab es sicher auch, nur gibt es für die beiden keine echten historischen Vorbilder – authentisch wirken sie dennoch und so tut das der Sache keinen Abbruch, denn wie Frauen kleingehalten werden sollten und wie schwierig die Zeit war, wird sehr deutlich. Selbst als erfolgreiche Physikerin und fleißige Mitarbeiterin erhält Lise zunächst kein Gehalt, später nur 60 Prozent für die gleiche Arbeit wie ihre männlichen Kollegen – und trotzdem ist das für die Frauen schon eine echte Errungenschaft.

Die Einblicke in den universitären Betrieb, die Forschung mit Radioaktivität ohne jeglichen Schutz vor der Strahlung, die Bemühungen der Frauen auf eine echte Chance auf Bildung und wie sich manche Männer (Professoren wie Studenten) querstellten sind sehr unterhaltsam. Das Geschehen dehnt sich bis zum ersten Weltkrieg aus und wird aus den Perspektiven der drei Frauen, die Freundinnen werden, geschildert. Spannend ist hier besonders, dass die Frauen unterschiedlichen sozialen Schichten entspringen und entsprechend andere Sichtweisen und Möglichkeiten haben.

Eine gelungene Geschichte, die mich recht gut unterhalten hat, aber nicht in Gänze überzeugen konnte. Immer wieder mal sprachliche Schnitzer drin, die im Lektorat hätten auffallen müssen. „Mich düngt…“ war diesbezüglich eines meiner Highlights – wer düngt da die forsche und dickköpfige Hedwig? Gegen Ende fand ich das Buch zudem relativ schwach und der „Bildungskampf“ verlor zu sehr an Fahrt. Das Buch dümpelte irgendwann mehr oder weniger vor sich hin, war mir zu sentimental und ganz nett, aber eben auch nicht mehr - 3,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.11.2019

Interessanter Cold Case

Bis ihr sie findet
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1983 gehen sieben Schulfreunde im Wald zelten. Es gibt eine Menge Alkohol, Drogen und auch sexuelle Spannungen – soweit nicht ganz außergewöhnlich, doch am Morgen ist die 14-jährige Aurora spurlos verschwunden. ...

1983 gehen sieben Schulfreunde im Wald zelten. Es gibt eine Menge Alkohol, Drogen und auch sexuelle Spannungen – soweit nicht ganz außergewöhnlich, doch am Morgen ist die 14-jährige Aurora spurlos verschwunden. Erst 30 Jahre später wird ihre Leiche gefunden. In den Cold-case ermittelt DCI Jonah Sheens, der bereits vor 30 Jahren bei der Suche half und das Opfer kannte. Wird der Täter nach so langer Zeit noch ermittelt werden können? War es einer der Freunde oder vielleicht doch ein Fremder? Alle Ansätze werden neu aufgerollt…

Ja, man muss das Rad nicht neu erfinden, aber dieses hier kam für mich zu Beginn nicht so ganz in die Gänge. Ich hatte schon befürchtet, dass es auch nichts mehr werden wird, doch dann wurde das Buch immer und immer besser. Entgegen meiner Befürchtungen hatte der Hauptermittler doch nicht ganz so große Probleme (mich nervt es, wenn Ermittler versoffen oder schlimmeres sind…) und die Dynamik im Team der Ermittler gefiel mir gut.

Sehr lange, fast bis zum Ende des Buches war ich immer wieder auf der falschen Fährte, verwarf diesen oder jenen Verdacht, als sich Neues ergab und kam quasi erst mit dem Ermittler gleichzeitig auf des Rätsels Lösung und selbst da, wäre ich noch nicht jede Wette eingegangen, denn man wie ja nie…

Die Auflösung fand ich gelungen, der Schreibstil ist weitgehend gut, die Komplexität der Geschichte ansprechend statt überfordernd, die Perspektivwechsel und Zeitsprünge sind sehr gut gemacht und – bis auf den Beginn und manches, was nicht ganz 100% logisch war.

Da am Anfang viel Potential verschenkt wurde und ich es stellenweise doch etwas zu langatmig fand, geht es nicht über 3,5 Sterne hinaus, obwohl ich gerne und viel miträtselte ab der Mitte des Buches. Wenn es eine Fortsetzung gibt, bin ich aber wieder dabei.

Veröffentlicht am 17.10.2019

An sich gelungen, aber es gibt ein paar Längen...

Die gute Tochter
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Sam und Charlie leben nach einer Brandstiftung an ihrem Zuhause in einem alten Farmhaus. Sie haben sich noch nicht eingelebt, als es zu einem Überfall kommt, der nicht nur das Leben der Schwestern für ...

Sam und Charlie leben nach einer Brandstiftung an ihrem Zuhause in einem alten Farmhaus. Sie haben sich noch nicht eingelebt, als es zu einem Überfall kommt, der nicht nur das Leben der Schwestern für immer und unwiderruflich verändern wird. Das Ziel des Überfalls war ihr Vater Rusty, ein Anwalt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat die Kriminellen rauszuboxen…

Nachdem die schrecklichen Ereignisse des Überfalls in aller Deutlichkeit geschildert wurden, springt die Handlung um 28 Jahre weiter. Charlie ist nun auch Anwältin und auch ihr Vater ist noch in dem Gewerbe aktiv. Sam dagegen ist Patentanwältin in New York und will eigentlich nie wieder in ihre Heimatstadt zurückkehren, doch die aktuellen Ereignisse scheinen ihr keinen Ausweg zu lassen.

In der Gegenwart gibt es einen dramatischen Vorfall an ihrer früheren Schule, der die ganze Region erschüttert und die Familie gerät teils durch Zufall, teils durch berufliche Belange mitten in die Schusslinie und die Vergangenheit spielt eine immer größere Rolle. Was ist damals wirklich geschehen? War alles genauso wie es schien und falls nicht – wie sollte sich das auf die aktuelle Situation auswirken? Es dreht sich alles um die recht außergewöhnliche Familie Quinn, ihre Vergangenheit, ihre Traumata und ihre verzwickte Lage. Dabei werden die Charaktere ausführlich und vielschichtig beschrieben.

Es gab zwischendurch immer wieder einmal paar Längen, aber insgesamt hat mich das Buch (für mich eher ein Familiendrama als ein Thriller) gut unterhalten. Slaughter schreibt immer recht detailliert, aber hier war es mir dann doch manches Mal einfach ein wenig zu viel Ausschweifung. Das Ende, die Auflösung vieler verschiedener Dinge, hat mich dann wieder richtig gefesselt und überzeugt, wie ich es von der Autorin gewöhnt bin. Insgesamt kann sie das einfach besser, trotzdem war die Geschichte als solche interessant, mit einiger Spannung und mancher Überraschung versehen.

Veröffentlicht am 01.04.2019

3,5 Sterne für Mails ohne Ende

Wenn du das hier liest
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Iris erfährt, dass sie an Krebs leidet, einer Form, die so aggressiv ist, dass sie nur noch wenige Monate zu leben hat. Sie beginnt ein Blog zu schreiben und nach ihrem Tod werden ihr Chef und ihre Schwester ...

Iris erfährt, dass sie an Krebs leidet, einer Form, die so aggressiv ist, dass sie nur noch wenige Monate zu leben hat. Sie beginnt ein Blog zu schreiben und nach ihrem Tod werden ihr Chef und ihre Schwester entscheiden müssen, was sie damit machen…
Wenn du das hier liest – wirst du keinen Fließtext vorfinden, sondern eine staatliche Sammlung von Emails, Nachrichten, Blogbeiträgen und Kommentaren und zwar das ganze Buch durch. Das fand ich einerseits recht interessant und es liest sich auch sehr schnell, allerdings bleibt durch die Korrespondenz per Mail doch recht viel Distanz zu den Figuren. Zwischendurch hätte ich mir einfach mehr klassische Erzählungen gewünscht, wie man sie bei den Blogeinträgen schon in Teilen vorgefunden hat, aber die Mails waren irgendwie von Distanz geprägt. Wenngleich so mancher „Schlagabtausch“ witzig und/oder unterhaltsam war. Besonders der recht nervige Carl, hat seinen Witz und sorgt für Schwung im Leben von Smith, der nach Iris´ Tod nichts mehr richtig hinbekommt und immer tiefer abzurutschen scheint. Die PR-Agentur scheint an die Wand gefahren, dass Konto immer leer und die noch vorhandenen Kunden recht speziell…Die Hintergründe für Smiths Probleme fand ich gelungen, auch das man sie nicht direkt auf dem Silbertablett serviert bekommt, war gut. Dass Jades Leben durch die Trauer um die Schwester durcheinandergewirbelt wurde, liegt auf der Hand. Ihre Trauer ist in vielen Aspekten spürbar, aber so richtig hat es mich nicht im Herzen erreicht.
Am besten konnte ich noch einen Bezug zu Iris herstellen und dabei ist sie bereits tot. Doch mit ihrem Blog, den sie startete, als sie von der schockierenden Diagnose erfuhr, bleibt sie lebendig. In dem Buch ist sie tatsächlich die am besten greifbare Person für mich gewesen und das nicht nur, weil sie schöne Diagramme und Bildchen in ihre Beiträge eingebunden hat…
Mehr will ich zum Inhalt auch gar nicht mehr verraten. Schade ist bei der Art von Schreibstil, dass nie ein richtiger Lesefluss entstanden ist und man immer genau gucken muss, wer da gerade an wen eine Mail geschrieben hat.
Ich hatte mir erhofft, dass mich das Buch ab und an mal heftig schlucken lässt – doch habe ich darauf vergeblich gewartet. Trotzdem habe ich das Buch recht gerne gelesen, gibt es doch gut das Leben im digitalen Zeitalter wider, dass sich eben oft auf dieser und nicht der persönlichen, face-to-face-Ebene abspielt. Durch das Lesen wurde mir auch noch einmal mehr bewusst, dass man wirklich mehr den direkten und persönlichen Austausch suchen sollte, anstelle des „einfacheren“ und schnelleren Weges über die Mailkorrespondenz.

Veröffentlicht am 01.02.2019

Zunächst war ich sehr, sehr skeptisch

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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Eine Ermittlerin landet mit dem verhassten Chef im Bett. Nach ihrer heimlichen Flucht aus dem Hotelzimmer sieht sie auf der Heimfahrt ausgerechnet dessen Exfrau. Zuhause versucht sie erst mal auszuschlafen, ...

Eine Ermittlerin landet mit dem verhassten Chef im Bett. Nach ihrer heimlichen Flucht aus dem Hotelzimmer sieht sie auf der Heimfahrt ausgerechnet dessen Exfrau. Zuhause versucht sie erst mal auszuschlafen, aber sie wird schon bald darauf zu einem Mordschauplatz gerufen. Die Tote ist die Exfrau ihres Chefs….

Zunächst war ich ziemlich skeptisch. Eine Ermittlerin, die mit dem verhassten Chef in der Kiste landet und das Setting – eine fiktive Örtlichkeit. Muss das sein? Also startete ich verhalten in das Buch und der recht ausführliche, fast schon ausufernde Schreibstil überzeugte mich zu Beginn ebenso wenig wie die Protagonistin, die mit ihren Dämonen zu kämpfen hat, die man erst nach längerer Zeit erfährt. Dass dann ausgerechnet noch die Exfrau des Chefermittlers ermordet wird, ist schon fast ein wenig zu viel des Guten. Trotzdem habe ich dem Buch eine Chance gegeben und darüber schätze ich mich im Nachhinein wirklich glücklich. Überraschend spannend entwickelt sich eine Geschichte, deren Ausgang ich so über weite Strecken nicht erwartet hätte. Sogar mit der zunächst unsympathischen Ermittlerin Karen konnte ich was anfangen – selbst als noch nicht klar war, warum sie so geworden ist, wie sie nun mal ist.

Der Fall ist wunderbar konstruiert und hat mir sehr gut gefallen. Die Auflösung war überzeugend, Doggerland ist überzeugend dargestellt und wäre eine Reise wert – gäbe es die Inselgruppe…schade, dass das nicht der Fall ist. Ich werde der Reihe auch weiterhin eine Chance geben, denn selbst am Schreibstil fand ich später noch Gefallen.