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Veröffentlicht am 25.11.2019

Unterhaltsame Story mit Happy End

Zwei Männer, das Glück und ich
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„Haben Sie den Fragebogen ausgefüllt?“ Die Sprechstundenhilfe baute sich vor mir auf, die Hände in die Hüften gestützt. So aus der Nähe wirkte sie irgendwie furchteinflößend. Gegen sie kam ich mir wie ...

„Haben Sie den Fragebogen ausgefüllt?“ Die Sprechstundenhilfe baute sich vor mir auf, die Hände in die Hüften gestützt. So aus der Nähe wirkte sie irgendwie furchteinflößend. Gegen sie kam ich mir wie Schlumpfine vor... (Auszug S. 80)

Müsst ihr jetzt auch grinsen? Mich hat die erfrischend lockere und moderne Sprache der mir bislang unbekannten Autorin Martina Gercke immer wieder ein Lachen ins Gesicht gezaubert.

Und dabei beginnt ihr neuster Roman eigentlich gar nicht lustig, denn Amelie findet an ihrem ersten Hochzeitstag heraus, dass ihr Mann eine andere hat. Sie jedoch hatte sich für ihn aufgeopfert und ihr eigenes Ich aus den Augen verloren.

Kopflos flüchtet sie in ein altes Cottage, in welchem es laut Dorfbewohner spukt. Und nicht nur das Nachtgespenst, sondern auch ein attraktiver Tierarzt erwarten sie in ihrem neuen Leben und erschweren die Suche nach einem neuen Lebensziel. Aber mit Hilfe neuer Freundinnen im Yogakurs und Kater Zorro findet die junge Frau bald ihren Weg...

Nun, die Geschichte ist vielleicht ein wenig vorhersehbar (auch ohne Spoiler), aber es macht Spaß, sie zu lesen. Sie ist unterhaltsam einmal aus der Sicht von Amilie und einmal aus der Warte von Tierarzt Harry erzählt. Die einzelnen Charaktere finde ich passend herausgearbeitet – angefangen vom kauzigen Taxisfahrer bis hin zur Tierarzthelferin und Yogalehrerin... fast wünscht man sich nach Chipping Campden und ich bin ehrlich: über eine Fortsetzung mit einem neuen Pärchen würde ich mich wirklich freuen.

Ein Wort noch zur Aufmachung: obwohl das Buch in einem Selfpublisher Verlag veröffentlicht wurde und man dies vielen BOD-Büchern ansieht, hat sich die Autorin hier sehr viel Mühe gemacht. Das Ergebnis finde ich sehr ansprechend! Besonders die Zeichnungen unter den Kapitelüberschriften ist süß und das Cover kommt herzerfrischend klar & schnörkellos auf den Punkt

Veröffentlicht am 25.11.2019

Spannend bis zum Schluss!

Das Erbe
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„Eigentlich hatte sie vorgehabt, am Vormittag einen Spaziergang durch den Englischen Garten zu unternehmen, doch es regnete. Zuerst spülte sie Geschirr, dann füllte sie die Waschmaschine. Mona wird das ...

„Eigentlich hatte sie vorgehabt, am Vormittag einen Spaziergang durch den Englischen Garten zu unternehmen, doch es regnete. Zuerst spülte sie Geschirr, dann füllte sie die Waschmaschine. Mona wird das Richtige tun. Dieser Satz ging ihr wieder durch den Kopf. Was erwartete Klara von ihr? Warum hatte sie zu ihren Lebzeiten kein Wort darüber verloren? Und jetzt konnte sie es natürlich nicht mehr.“ (Auszug S. 88)


Im Spätsommer 2018 erbt die Bauingenieurin Mona Lang von ihrer Großtante Klara das Schwanenhaus, ein großes und imposantes Mehrfamilienhaus in München-Schwabing. Obwohl die junge Frau sich in ihrer bayrischen Familie als Fremdkörper sieht, nimmt sie das Erbe an... und bürgt sich damit nicht nur eine große Verantwortung den Mietern gegenüber auf, sondern gerät auch immer mehr in den Strudel der Vergangenheit, bis sie sich der Geschichte des Hauses rund um die Nazizeit nicht mehr entziehen kann.

Parallel dazu erleben wir die verstorbene Klara in ihrer Jugendzeit rund um 1938, als sie mit ihrer jüdischen Freundin Mirjam Blutbrüderschaft schwor. Die Geschichte der Judenverfolgung ist hinlänglich bekannt; die Autorin greift hier aber das Thema der Arisierung auf, verbunden mit Macht, Missgunst und Ausgrenzung... es tun sich Abgründe menschlichen Verhaltens auf.

Dagegen steht Mona mit dem „moralischen Kompass“, welche mit Hilfe des Hausverwalters und ihrer Freundin den Intrigen vor 80 Jahren auf die Spur kommt und letztendlich das für sie Richtige tut... (mehr wird nicht verraten).

Der Roman ist unglaublich spannend! Die Autorin hat viele Fäden gesponnen, die sowohl in München wie auch in Hamburg spielen. Es ist nicht klar, was sich aus diesen einzelnen Geschichten letztendlich ergibt und das macht dieses Werk besonders lesenswert. Das Buch ist gut recherchiert und wir LeserInnen, die sich schon eine Weile mit der Geschichte rund um die Judenverfolgung beschäftigen, kennen an sich auch das Grundgerüst. Der Autorin ist es aber gelungen, Fiktion und Realität gekonnt zu verbinden, so dass einem einerseits der Atem stockt, man sich aber andererseits mittendrin fühlt und unbedingt wissen möchte, wie es weiter geht. Für mich ist „Das Erbe“ ein Buch, welches ich kaum aus der Hand legen konnte... ein gutes Zeichen ;)

Langweilig wird der Roman nie, denn die Charaktere sind authentisch und gut im Detail ausgearbeitet. Die Personen wirken glaubhaft und machen das Gelesene sehr lebendig. Die Sprache ist modern und leicht lesbar, so dass einen die Geschichte packt und man sich fast in einem modernen Krimi wähnt.

Für mich ein wahres Lesehighlight und wieder ein anspruchsvoller „Ellen Sandberg-Roman“, der mich nach „Die Vergessenen“ erneut in seinen Bann gezogen hat.

Veröffentlicht am 23.11.2019

Kurzweilig und lebendig erzählt... der etwas andere Adventskalender

Die Eiskönigin - 24 Geschichten zum Advent
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Kristof besucht seine Freunde, die Trolle. Diese sitzen gerade gemütlich zusammen und essen gegrillte Champignons, als Buldas Lieblingskristall plötzlich anfängt zu flackern. Die kleine Trollfrau ist ganz ...

Kristof besucht seine Freunde, die Trolle. Diese sitzen gerade gemütlich zusammen und essen gegrillte Champignons, als Buldas Lieblingskristall plötzlich anfängt zu flackern. Die kleine Trollfrau ist ganz aufgeregt und Kristof verspricht, mit Anna, Elsa und Olaf zu den Nordlichtern zu gehen, um den Kristall wieder aufzuladen... (aus „Buldas Kristall“)

Solch spannende Kurzgeschichten finden sich auf der neusten Hörbuch-CD „Die Eiskönigin – 24 Geschichten zum Advent“, welche sich wunderbar als Hörbuch-Adventskalender eignet. Meine 7-jährige Tochter, welcher großer Fan von „Die Eisköniging. Völlig unverfroren“ bzw. „Die Eiskönigin 2“ ist, hat sich riesig über die Doppel-CD gefreut und auch gleich reingehört.

Die Geschichten sind nicht lange – zumeist zwischen 4 bis 10 Minuten – und sind daher auch schon für kleine Kinder geeignet. Gelesen werden sie von Yvonne Greitzke, der Stimme von „Anna“ aus den beiden Kinofilmen, die den Geschichten mit ihrer sympathischen und ausdrucksstarken Stimme richtig Leben einhaucht. Auch ich habe ihr gerne zugehört

Für mich eine tolle Ergänzung zum Schoko-Adventskalender oder auch prima geeignet zum gemeinsamen Hören beim abendlichen Bettgeh-Ritual. Die Geschichten sind spannend und unterhaltsam, da sie keine x-te Zusammenfassung der bereits bekannten Filme sind. Wir sind jedenfalls begeistert und möchten diese CD nicht mehr missen.

Veröffentlicht am 11.11.2019

Großartig! Packende und kurzweilige 700 Seiten...

Das Weingut. Tage des Schicksals
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Die deutsche Autorin Marie Lacrosse, welche so manchem Historienroman-Fan auch als Marita Spang (u.a. hat sie „Hexenliebe“ geschrieben) bekannt ist, hat uns nach dem großen Erfolg von Teil 1 „Das Weingut ...

Die deutsche Autorin Marie Lacrosse, welche so manchem Historienroman-Fan auch als Marita Spang (u.a. hat sie „Hexenliebe“ geschrieben) bekannt ist, hat uns nach dem großen Erfolg von Teil 1 „Das Weingut – In stürmischen Zeiten“ und Teil 2 „Das Weingut – Aufbruch in ein neues Leben“ nun den dritten Teil der Saga „Das Weingut – Tage des Schicksals“ geschenkt. Und ich meine wirklich „geschenkt“, denn obwohl ich die ersten beiden Bücher nicht kenne (was ich aber nachholen werde), ist für mich ihre letzte Neuerscheinung eines der großen Werke in 2019!

Die Autorin nimmt uns mit ins Elsaß des 19. Jahrhunderts. Sie zeichnet durch die Protagonistin Irene, welche es als ehemaliges Dienstmädchen und als alleinerziehende Fabrikarbeiterin durch ihre große Liebe und mit einer ordentlichen Portion Schicksal zur Gattin eines Weingut- und Weinhandelsbesitzers bringt, ein außerordentlich spannendes, wie leider auch wahres Bild der Gesellschaft um 1880. Mit Franz Gerban hat sie einen zumeist loyalen Ehemann an ihrer Seite, mit ihrer Schwiegermutter Pauline eine Verbündete, die so manches Mal die Wogen im Hause des Weinhändlers glättet. Als Gegenspieler finden wir Franz` Schwester Mathilde und ihre Verwandte Otilie, welche durch Intrigen der Geschichte zusätzlichen Zündstoff geben.

Aber nicht nur die Familiengeschichte hat mich gefesselt, sondern insbesondere die Staats- und Landesgeschichte dieser Zeit, welche die Autorin so geschickt in ihren Roman eingeflochten hat. Wie sie selbst zugibt, bedurfte es hierzu intensiver Recherchen, um Fiktion und Realität so gekonnt und lesenswert zusammenzubringen. Wir begleiten die Protagonisten in die ärmsten der Armenviertel, zu geheimen Sitzungen zur Veränderung der Gräben zwischen Arm & Reich bzw. Frau & Mann, wir nahmen an rauschen Festen und oberflächlichen Gesprächen des Adels teil und lauschten den taktischen Machenschaften der Abgeordneten im Reichstag. Wir lernten einiges über den Weinanbau und so manche Romangestalt wuchs mir ans Herz – wie z.B. die kleine Marie, welche von ihrem gewalttätigen Vater nach der Mutter Tod, vom Vater verschuldet, verschleppt wurde oder Hansi Krüger mit dem untrüglichen Sinn für den Weinanbau, der schlußendlich auch die gerechte Chance bekam, sich zu beweisen. Es sind nicht unbedingt die Hauptpersonen, die den Roman tragen. Es sind die vielen kleinen Geschichten, die gekonnt zu einem großen Werk zusammengefügt wurden.

Besonders gefällt mir auch das Tempo, mit welchem uns Marie Lacrosse durch die Geschichte führt. Mal verweilt sie lange auf einer Stelle und erzählt ausführlich eine Szene oder Gedanken, mal macht sie einen Zeitsprung, ohne dass man das Gefühl hat, etwas verpasst zu haben; denn sie packt die übersprungene Zeit einfach in einen kurzen Rückblick, der den eigentlichen Lesefluß aber überhaupt nicht stört. Das ist meines Erachtens wirkliche Schreibkunst, welche nicht viele heutige AutorInnen beherrschen.

Und so können auch über 700 Seiten wenig anstrengend, sondern kurzweilig sein. Zu keinem Zeitpunkt wurde ich zum Überfliegen des Textes angeregt, sondern es hat wirklich Freude gemacht, den ganzen Roman zu lesen. Dies bedeutete für mich mehrere Tage Lesegenuss ohne das Gefühl zu haben, das Ende endlich herbeisehnen zu wollen... im Gegenteil: ich würde mich freuen, wenn es irgendwann einen weiteren Teil der Weingut-Saga geben könnte mit der jungen Generation rund um Fränzel, Marie und Klara.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Packender 2. Band, der gut ohne Band 1 gelesen werden kann

Die Schokoladenvilla – Goldene Jahre
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„Serafina steckte die Karte ein und schüttelte ungläubig den Kopf. Ausgerechnet hier in Stuttgart, weit weg vom ungestümen Berlin, traf sie an einem Schokoladenautomaten im Bahnhof auf ein Mitglied von ...

„Serafina steckte die Karte ein und schüttelte ungläubig den Kopf. Ausgerechnet hier in Stuttgart, weit weg vom ungestümen Berlin, traf sie an einem Schokoladenautomaten im Bahnhof auf ein Mitglied von Josephine Bakers Entourage. Manchmal hielt das Leben unerwartete Überraschungen bereit...“. (Auszug S. 13)


Willkommen in Stuttgart im Jahre 1926. Seit dem ersten (in sich abgeschlossenen) Band 1 der Trilogie rund um „Die Schokoladenvilla“ der Familie Rothmanns ist einige Zeit ins Land gegangen und viel hat sich verändert. Der 1. Weltkrieg ist überstanden, Victor und Judith haben zwei Kinder, Martin und Viktoria, Judiths Bruder Kurt ist in die Schokoladenfirma eingestiegen und sein Zwillingsbruder Anton hat sich mit einer Klaviermanufaktur selbständig gemacht.

Mit Serafina, der Halbschwester Victors, kommt nun eine weitere – bislang gänzlich unbekannte – Protagonistin ins Spiel. Teil 2 dreht sich vor allem um ihre Vergangenheit in Berlin und Gegenwart in Stuttgart. Die Vergangenheit gilt es aufzuarbeiten, die Gegenwart und Zukunft wird getragen durch das Zurechtfinden der jungen Frau in ihrer neuen Familie und die Entscheidung zwischen 2 Männern.

„Goldene Jahre“ ist ein erneut sehr unterhaltsamer Roman, der die unterschiedlichen Stimmungen dieser Jahre gut aufgreift: da ist etwas Verruchtes und im Gegensatz dazu das Fleißige, Strebsame. Wir werden Zeuge von haltlosem Vergnügen, aber auch dem Zusammenhalt Gleichgesinnter; alter Zorn kommt wieder auf, der in einem schrecklichen Ereignis mündet. Maria Nikolai schafft erneut mit ihrer packenden Schreibweise, dass ich mich beim Lesen in die jeweiligen Situationen hineinversetzt fühle. Bilder laufen wie ein Film vor dem inneren Auge ab – so manche Szene erinnert mich an Stummfilmzeiten, die ich sehr geliebt habe.

Aber der Roman ist nicht altbacken, sondern modern. Dies liegt insbesondere auch an der jungen Protagonistin Serafina sowie der jüngsten Tochter Viktoria nebst Freundin Mathilda, die frischen Wind in die Geschichte bringen. Der Roman kann daher für sich alleine gelesen und verstanden werden, da zwar Wichtiges aus Band 1 nochmals in Band 2 eingeflochten wurde, es aber mit jungen Romanfiguren weitergeht. Ich finde „Die Schokoladenvilla – Goldene Zeiten“ sehr gelungen und freue mich schon auf Band 3. Leider handelt die Leseprobe am Ende des Buchs nicht von diesem noch unveröffentlichen Teil, sondern wir bekommen einen Einblick in den ersten Band. Es sei außerdem anzumerken, dass der eigentliche Roman bereits auf S. 673 endet. Die restlichen rund 50 Seiten beinhalten Worterklärungen, Danksagungen und die vorgenannte Leseprobe...

Ein Wort noch zum Cover: dies hat einen wunderbaren Wiedererkennungswert. Die Villa im Hintergrund, die junge Frau mit dem hübschen Hütchen als wiederkehrendes Element im Vordergrund... ich bin wirklich sehr gespannt auf das Cover (und Buch) des dritten Teils!