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Veröffentlicht am 25.11.2019

Enkeltrick - Betrüger!

Ich habe gar keine Enkel
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Renate Bergmann, 82 Jahre alt, weiss Bescheid! Sie weiss alles über die Betrüger, denen ältere Menschen ausgeliefert sind. Und so reagiert sie sehr souverän, als eines abends ihr Telefon schellt. Ein vermeintlicher ...

Renate Bergmann, 82 Jahre alt, weiss Bescheid! Sie weiss alles über die Betrüger, denen ältere Menschen ausgeliefert sind. Und so reagiert sie sehr souverän, als eines abends ihr Telefon schellt. Ein vermeintlicher Enkel ist am Apparat.
Dabei hat Renate doch gar keine Enkel!
Nachdem ihre Freundin Lotte Lautenschläger nicht so clever war, wie Renate, ist klar : Den Enkelbetrügern muss das Handwerk gelegt werden! Und Renate wäre nicht Renate, wenn sie das nicht eigenhändig tut. Hilfe findet sie dabei bei ihren Freunden Ilse, Gertrud und Kurt.

" Ich habe gar keine Enkel " ist nicht mein erstes Buch, das ich über die Online Omi gelesen habe. Wie auch in den anderen Geschichten erzählt Renate ganz genau so, wie ältere Menschen, es so zu tun pflegen. Sie kommt vom Hundertsten ins Tausendste und schweift ab, erzählt von früher und unterhält den Leser mit ihren manchmal absurden Gedankengängen.
Kann man das über 202 Seiten lesen, ohne, dass es langweilig wird?
Man kann … auch wenn es bei mir ab und zu arg die Geduld strapaziert hat. Ich denke, man fährt relativ gut, wenn man sich bei den Erzählungen von Renate einfach treiben lässt. Allerdings ehrt die gute Frau, dass sie sich doch Sorgen macht, dass sie zuviel plappert ( Seite 111).
Nicht nur eine Prise, sondern ein grosses Stück Realität steckt in den Erlebnissen von Renate. Enkeltrickbetrüger ! Auch etwas, was man aus dem realen Leben kennt.
Der Schreibstil ist witzig, und ganz genau so, wie ältere Menschen über Dinge sprechen können, die die Technik und / oder soziale Medien betreffen. "Fäss- bock" kannte ich schon von anderen Büchern der Omi. Eine Weile überlegen musste ich jedoch zum Beispiel bei " Festnetz mit Glasscheibchen " ( Seite 74). So war mir nicht immer auf den ersten Blick klar, was Renate genau meint. Ab und zu benötigte ich einen Moment Bedenkzeit, bevor ich schmunzeln konnte.
Mich hat Renate wieder gut unterhalten, wenn ich auch nicht direkt zwei Bücher von ihr, direkt hintereinander lesen möchte.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Ein Schwergewicht!

Der Mann, der kein Mörder war
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In Vasteras wird der 16 jährige Roger Ericksson ermordet aufgefunden. Der Schüler wurde von seiner Mutter als vermisst gemeldet, nachdem er von einem Besuch bei seiner Freundin nicht nach Hause gekommen ...

In Vasteras wird der 16 jährige Roger Ericksson ermordet aufgefunden. Der Schüler wurde von seiner Mutter als vermisst gemeldet, nachdem er von einem Besuch bei seiner Freundin nicht nach Hause gekommen ist. Der leitende Ermittler, Thomas Haraldsson, und seine Kollegin, Kerstin Hauser, sind ganz schnell mit dem komplexen Fall überfordert. Schon bald reisst die Reichsmordkommission den Fall an sich. Als externer Berater hilft der ehemalige Polizeipsychologe Sebastian Bergmann mit bei den weitreichenden Ermittlungen.



" Der Mann, der kein Mörder war " ist ein echtes Schwergewicht. Wortwörtlich und inhaltlich gesehen!
Denn bei 624 Seiten geht das Taschenbuch ganz schön in die Arme und auch der Inhalt ist sehr komplex. Nicht nur, dass das Ermittlerteam sehr gross ist, die Anzahl Nebenfiguren ist ebenfalls beträchtlich. Viele Nebengeschichten, private Verbindungen der Ermittler und Perspektivwechsel müssen aufmerksam gelesen werden, damit man den Faden nicht verliert. Zum Glück wurden die Personen detailliert charakterisiert, so dass man sich nicht verheddert.
Die Ermittlungsarbeit wird fast minutiös beschrieben und kann dadurch ab und zu Längen aufweisen.
Das Autorenduo hat für die Ermittlerrollen eine, für mich neue, Kombination gewählt. Da ist zum Beispiel Sebastian Bergmann, der traumatisiert vom Tod seiner Familie, sich mehr oder weniger in die Ermittlungen drängt. Als ehemaliger Polizeipsychologe hat er zwar sehr gute berufliche Voraussetzungen. Die persönlichen jedoch … daran hapert es gewaltig. Denn Bergmann ist ein regelrechter Besserwisser, depressiv und Teamarbeit scheint für ihn ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Bergmann hat zudem die enervierende Angewohnheit, prinzipiell mit Zeuginnen oder auch Familienmitgliedern von Verdächtigen ins Bett zu gehen. Und sich beim Kennenlernen schon zu überlegen, wie er es schafft, zu kriegen, was er sich lang und breit ausmalt. So habe ich mich etliche Male über seine Vorlieben, seine Art und Alleingänge genervt. Etwas, was mich oft hat die Augen rollen lassen.
Dem zuständigen Ermittler Haraldsson, der immer wieder nach Hause eilt um ein Kind zu zeugen, wird der Fall von der Reichsmordkommission, weg geschnappt. Weil er schlichtweg unfähig ist. Die Reichsmachtmordkommission übernimmt ... Und in dieser Kommission sind etliche, die schlechte Erinnerungen an den Kollegen Bergmann haben.
Der Schreibstil ist ausschweifend, die Handlung jedoch rund und nachvollziehbar. Oft merkt man bei zwei Autoren genau, wer wann was geschrieben hat. Das ist hier nicht der Fall, alles wirkt wie aus einem Guss, wenn auch sehr detailliert und ab und zu umständlich geschrieben. Oft wird eine Prise Ironie eingeflochten, was Passagen sehr unterhaltsam macht.
Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn vor allem die Beschreibungen von Oertlichkeiten oder Situationen gekürzt worden wären.

Veröffentlicht am 11.11.2019

Testosteron in Italien!

Die Toskanamänner
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Vier Freunde, die durch dick und dünn gehen und das seit der Schulzeit. Nun sind sie um die 50 Jahre alt, gefestigt in ihren Beziehungen und im Job. Doch dann verschwindet am Tag, nach dem Ehemaligentreffen ...

Vier Freunde, die durch dick und dünn gehen und das seit der Schulzeit. Nun sind sie um die 50 Jahre alt, gefestigt in ihren Beziehungen und im Job. Doch dann verschwindet am Tag, nach dem Ehemaligentreffen ihrer alten Schule, Alain spurlos. Rudi, Thomas und Markus vermuten, dass Alain seiner Jugendliebe Claudia, die er am Klassentreffen nach vielen Jahren wieder getroffen hat, in die Toskana nachgereist ist. Die drei Freunde machen sich auf den Weg nach Italien um Alain zu suchen. Mitsamt jugendlicher Verstärkung und Hund Otto.


Wie der Titel verspricht, geht es in diesem Buch hauptsächlich um Männer. Und so wird es zwar etwas einseitig. Denn wenn Frau dieses Buch liest, muss sie sich durch allerlei Männerthemen lesen. Egal ob die Sterilisation des Mannes oder die Diskussionen um Wein und Frauen in der Toskana. Ich empfand es jedoch auch als interessant. Denn, wann kann Frau schon bis in den tiefsten Winkel von Männerköpfen und Seelen schauen?
Die Männer scheuen weder Kosten, Zeit und Mühe um ihren verlorenen Freund zu finden. Etwas, was mir grundsätzlich sehr gefällt. Denn Freunde fürs Leben ist ein Thema, das emotional ist und hier empfand ich die Ausarbeitung dieser Männerfreundschaft als sehr gut.
Jeder der vier Freunde verfügt über Eigenschaften, die ihn unverwechselbar machen. Einerseits wurde ab und zu etwas überkonstruiert, andererseits haben die Figuren dadurch auch Wiedererkennungswert. Otto, der Kravallhund, den schwarze Männerhosen aggressiv machen und der mit Vorliebe sauteure Trüffel frisst, ist grandios beschrieben. Aber auch Hausmann Markus, der die Frühstücksbrote seiner Familie fest im Griff hat und seine Karrierefrau über alles liebt.
Die Handlung ist sehr komplex, denn erst springt sie, gerade zu Beginn des Buches zwischen der Reise in die Toskana und einige Tage zurück. Dadurch erfährt man auch viel vom Leben der einzelnen Figuren, und so werden immer wieder Nebengeschichten eingeflochten. Ueber die Jobs, Beziehungen, Familien und die Freundschaft der Freunde. Eine Freundschaft, die seit der Schulzeit , also 20 Jahre und länger, währt.
Eine Einführung in die Figuren, den Hund Otto mal ausgenommen, gibt es nicht gross. Anhand der Rückblicke lernt man die Figuren näher kennen und ich mochte alle auf Anhieb.
Den Schreibstil habe ich als vielseitig empfunden. Von äusserst amüsant zu lesenden Passagen bis zu langatmigen Stellen habe ich alles gefunden. Den Witz und das Humorvolle habe ich vor allem in den Dialogen zwischen den Freunden entdeckt. Wenn dann allerdings die Hundeerziehung von Otto unter den Freunden diskutiert wird, empfand ich das als weniger prickelnd.
Die Freunde lassen es sich in ihrem Häuschen mit gemauerten Türmchen in der Toskana gut gehen. Wenn dann an einem lauen Abend auf der Terrasse Coniglio al vino rosso mit einem Glas Chianti genossen wird, dann träumt man sich als Leser in einen Urlaub nach Italien. So wie zu einem Italienurlaub gehören auch die kulinarischen Genüsse der Toskana in dieser Geschichte dazu.
Mich hat dieses Buch über den Roadtripp der Freunde gut unterhalten.

Veröffentlicht am 07.11.2019

Setting à la Hitchcock

Der zehnte Gast
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Erholung, Ruhe, Abgeschiedenheit! Das ist es, was die Gäste im Mitchell's Inn in den Catkill Mountains suchen. Doch genau die Abgeschiedenheit wird zur Todesfalle. In einem Schneesturm, mitten im Nirgendwo, ...

Erholung, Ruhe, Abgeschiedenheit! Das ist es, was die Gäste im Mitchell's Inn in den Catkill Mountains suchen. Doch genau die Abgeschiedenheit wird zur Todesfalle. In einem Schneesturm, mitten im Nirgendwo, sind der Besitzer des Hotels, James Harwood, sein Sohn Bradley und ihre Gäste eingeschlossen. Eines Morgens liegt eine tote Frau am Fuss der Treppe. Was zuerst wie ein Unfall aussieht, stellt sich als brutaler Mord aus. Das Telefon ist tot, die gesamte Technik streikt, die Menschen verbarrikadieren sich im Hotel …. bis eine weitere Frau stirbt.


Ich war beim Thrillerdebut " The Couple Next Door " schon begeistert von der Autorin. Bei "A Stranger in the House" und auch hier, in ihrem neuen Thriller, konnte sie mich wieder überzeugen.
Shari Lapena verbindet stets authentische Figuren, eine spannende Geschichte und einen sehr gut ausgearbeiteten Plot.
Dabei fiel mir der Start in diese Geschichte nicht mal so leicht. Denn zu Beginn stürmt eine geballte Ladung Figuren und ihre Geschichten auf den Leser ein. Ich empfand es als schwierig diese auseinander zu halten. Doch nach und nach werden die Figuren vertraut. Dies auch aus dem Grund, da jede Figur mit markanten Details versehen wurde.
Immer wieder wird die Perspektive gewechselt und so sieht man als Leser in die Köpfe der verschiedensten Figuren. Erfährt so ihre Gedanken, Verdächtigungen und Ängste.
Da sind zum Beispiel Beverly und Henry. Ein älteres Paar, das versucht bei dem Wochenendaufenthalt die Ehe zu retten. Oder der bekannte Staatsanwalt David, dessen Frau vor Jahren umgebracht wurde. Aber auch die exzentrische Autorin Candice und das schwer verliebte Pärchen, Dana und Matthew, die eine letzte Auszeit vor ihrer Hochzeit geniessen möchten. Andere, wie die vom Krieg in Afghanistan traumatisierte Riley, die mit Freundin Gwen anreist, waren mir von Beginn weg suspekt.
Und genau damit spielt die Autorin. Für Verdächtigungen, wer, denn nun als Mörder sein Unwesen treibt, hat man viel und oft Gelegenheit. Immer wieder wird eine falsche Spur gestreut, der ich wie ein Lamm gefolgt bin. Und bei denen ich auch 40 Seiten vor Schluss keine Ahnung hatte, wer, wann und weshalb gemordet hat.
Gegen Schluss wird es noch mal richtig fesselnd, als endlich die Polizei ein Durchkommen durch Schnee und Eis findet. Und hier endet der gut ausgearbeitete Plot leider abrupt. Was die Autorin hier unter Ermittlungen und Auflösung präsentiert, ist ihrer nicht würdig. Schnellstens wird die verantwortliche Figur gefunden, verhört und verhaftet. Und dabei in ebenso schnellem Tempo, der Grund für die Morde erzählt. Schade, das Ende hat mir so ganz und gar nicht gefallen. Auch wenn ich die Figur, die für die Morde verantwortlich ist, nie auf dem Schirm hatte.
Ganz hervorragend beschrieben wurde das Landhaus mitten in Eis, Kälte und Schneegestöber, umgeben von Bäumen. Als da auch noch der Strom ausfiel, war man als Leser wirklich mittendrin im Setting à la Hitchcock. Sehr atmosphärisch und inklusive Schneesturm!

Veröffentlicht am 26.10.2019

Von Frauen und Freundschaft

Garten der Frauen
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Die vier Freundinnen Lee, Emma, Isabel und Rudy treffen sich seit Jahren regelmässig abwechselnd bei einer von ihnen zu Hause. Sie vertrauen sich, helfen einander und gehen durch dick und dünn. Durch gute ...

Die vier Freundinnen Lee, Emma, Isabel und Rudy treffen sich seit Jahren regelmässig abwechselnd bei einer von ihnen zu Hause. Sie vertrauen sich, helfen einander und gehen durch dick und dünn. Durch gute und schlechte Zeiten. Auch als Isabel schwer erkrankt, Lee unter ihrer Kinderlosigkeit leidet, Emma unglücklich verliebt ist und Rudy sich gegen ihren schwierigen Ehemann durchsetzen muss.


Der Start in dieses Buch viel mir schwer. Denn dadurch, dass die Frauen reihum in einem Kapitel in Ich Perspektive erzählen, wird die Geschichte unberechenbar. Ich wusste oft auch nicht, ob der Ausdruck "Geschichte " angebracht ist. Denn unter einer Geschichte verstehe ich eine fortlaufende Handlung mit einem roten Faden. Da jede einzelne der Frauen Tendenz zeigt, abzuschweifen, gerät die Handlung des öfteren wie Kraut und Rüben durcheinander.
Die Ich Perspektive von Lee, die mit ihrer Kinderlosigkeit bei mir für Mitleid gesorgt hat, habe ich gerne gelesen. Emma empfand ich als langweilig und oberflächlich. Ich konnte leider ihrer Erzählung über die verschiedensten Interviews nicht viel abgewinnen. Dann wieder Rudy, die äusserst unnahbar wirkt . Da war Geduld angesagt, bis man das Problem von Rudy, überhaupt ihre Persönlichkeit verstand.

Der Schreibstil ist komplex, und ist wie die Handlung leicht überladen. Ich habe durch die regelmässigen Perspektivwechsel Zeit benötigt um bei den Figuren " anzukommen ". Dann habe ich sehr schnell geschätzt, in 4 verschiedene Köpfe sehen zu können.
Erst gegen Mitte gehen die Erzählungen weg von Männergeschichten, Treffen mit Männern und Liebesproblemen und die Frauen werden reifer und die Themen tiefgründiger. Es sind Themen wie eine Affäre mit einem verheirateten Mann, Selbstbestimmung, lebensbedrohende Krankheit und Kinderlosigkeit, Depression und Wünsche, Träume und Ziele im Leben. Aber auch Freundschaft und Loyalität.
Mich hat zum Beispiel sehr berührt, wie die Freundinnen buchstäblich Tag und Nacht für Isabel da sind. Trotzdem wird die Freundschaft zwischen den vier Frauen nicht als eitel Sonnenschein mit rosaroten Wolken beschrieben. Es wird auch gestritten, Partei ergriffen und schonungslos den Spiegel vorgehalten. Ganz wie im realen Leben.