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Veröffentlicht am 18.04.2017

Die bemerkenswerte Reise der Florence Grace

Die zwei Leben der Florence Grace
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Eigentlich ist Florrie glücklich und zufrieden mit ihrem Leben am Rande des Moores. Sie lebt bei ihrer Großmutter und ist relativ frei, wenn auch das Geld recht knapp ist. Durch Zufall lernt sie als Aushilfsdienstmädchen ...

Eigentlich ist Florrie glücklich und zufrieden mit ihrem Leben am Rande des Moores. Sie lebt bei ihrer Großmutter und ist relativ frei, wenn auch das Geld recht knapp ist. Durch Zufall lernt sie als Aushilfsdienstmädchen auf einer Gesellschaft in der Stadt die Brüder der wohlhabenden und einflussreichen Familie Grace kennen. Sanderson und Turlington könnten unterschiedlicher nicht sein, doch sie faszinieren das junge Mädchen aus dem Moor. Der Tod ihrer Großmutter verändert das Leben von Florrie. Kurz vor ihrem Ende offenbart ihr die Grandma, dass auch Florrie ein Teil der Familie Grace ist, weil ihre Mutter diesem Hause einst angehörte. Die reiche Familie ist nicht gerade begeistert von dem neuen Mitglied, doch sie wird widerwillig aufgenommen. Einzig ihr Cousin Turlington zeigt Verständnis für ihre schwierige Situation in der gehobenen Gesellschaft. Aus dem Wildfang Florrie wird nun die Lady Florence Grace. Das Moor in Cornwall wird durch das aufstrebende, aber konservative London ersetzt. In den Kreisen der Wohlhabenden gelten strenge Regeln. Das ruft in einigen Fällen den Widerspruch des wilden Landmädchens hervor, das in Florence immer noch schlummert. Für Turlington entwickelt sie starke Gefühle, doch ihn umgibt ein dunkles Geheimnis, was sie zunächst nicht erkennt.
Die Geschichte aus dem 19. Jahrhundert lässt sich gut lesen, der Stil von Tracy Rees ist eingängig, unterhaltsam und streckenweise auch spannend. Allerdings finde ich dieses Buch nicht so stark wie ihr Erstlingswerk über die Reise der Amy Snow. Dennoch auf jeden Fall lesenswert.

Veröffentlicht am 24.01.2024

Wissenschaft und Wahrheit

Im Spiegel des Kosmos
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Mit Galileo würde ich Tyson jetzt nicht gerade vergleichen, aber er versteht es, Wissenschaft verständlich zu erklären. Mehr Objektivität und weniger subjektive Voreingenommenheit, dafür tritt der Autor ...

Mit Galileo würde ich Tyson jetzt nicht gerade vergleichen, aber er versteht es, Wissenschaft verständlich zu erklären. Mehr Objektivität und weniger subjektive Voreingenommenheit, dafür tritt der Autor in diesem Buch ein. Keine neue Erkenntnis, aber vermutlich ist es gut, immer wieder darauf hinzuweisen. Diese Welt wäre vielleicht ein besserer Ort, wenn wir Fakten vor Emotionen stellen würden. Aber das ist schwer, denn wir Menschen sind nicht alle rational denkende Wissenschaftler, und selbst unter denen gibt es gelegentlich Vorurteile gegen abweichende Meinungen/Theorien/Fakten. Der Mensch ist ein subjektiv denkendes Objekt, der den Vorteil von rationalem Denken und Handeln durchaus versteht, der sich aber trotzdem oft irrational verhält.

Was die Ausführungen mit dem Kosmos zu tun haben, hat sich mir nicht so ganz erschlossen. Es ist mehr ein Loblied auf die Erkenntnisse der Wissenschaft, die ja laut Tyson eindeutig wahr sind. Dann ist ja alles klar: Bevor wir uns ein Vorurteil bilden, müssen wir recherchieren und die Fakten prüfen. So erkennen wir die Wahrheit. Eigentlich wissen wir das ja schon. Neue Erkenntnisse sind das nicht, aber Erinnerungen. Manchmal muss man wohl an etwas erinnert werden, das man möglicherweise auch mal vergessen kann...

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Leichte Spannung

Das siebte Mädchen
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Vielleicht ging es ja nur mir so, aber ich wusste relativ schnell, wie die Geschichte vermutlich ausgehen wird (mit zwei möglichen Optionen). Und so war es auch. Die Geschichte wurde überwiegend in der ...

Vielleicht ging es ja nur mir so, aber ich wusste relativ schnell, wie die Geschichte vermutlich ausgehen wird (mit zwei möglichen Optionen). Und so war es auch. Die Geschichte wurde überwiegend in der Gegenwartsform erzählt, dies und die Ich-Form erzeugten eine gewisse Spannung, die mich immer weiterlesen ließ. Die Protagonistin Chloe ist heute Psychologin, sie hat in ihrer Kindheit Schreckliches erlebt. Nach dem Geständnis ihres Vaters, dass er die sechs Mädchen getötet hat, zerbricht ihre Familie. Zwanzig Jahre sind seitdem vergangen, ihr Vater sitzt im Gefängnis, und Chloe hat eine eigene Praxis. Als nun wieder ein Mädchen verschwindet, gerät ihre Gefühlswelt durcheinander. Nur langsam und mit viel Mühe kommt Chloe der Lösung auf die Spur. Für mich als Leser war das mitunter etwas langatmig, aber das ist sicher Ansichtssache. Die Geschichte ist insgesamt spannend, aber nicht umwerfend. Gute Lektüre für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 22.02.2020

Die Spannung baut sich langsam auf

Feuerland
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Kommissarin Vanessa Frank ist vom Dienst freigestellt, weil sie betrunken Auto gefahren ist. So ermittelt sie zunächst nicht in den Entführungsfällen von zwei reichen Prominenten. Das ändert sich im Verlauf ...

Kommissarin Vanessa Frank ist vom Dienst freigestellt, weil sie betrunken Auto gefahren ist. So ermittelt sie zunächst nicht in den Entführungsfällen von zwei reichen Prominenten. Das ändert sich im Verlauf der Geschichte. Nicolas Paredes ist ein Ex-Elitesoldat einer schwedischen Sondereinheit, dem eine entscheidende Rolle in diesem Thriller zukommt. Er hat eine autistische Schwester, Maria, die er sehr liebt, und um die er sich kümmern muss.
In Chile lebt Carlos, der Leiter der Colonia Rhein. In dieser Kolonie werden illegale Organtransplantationen durchgeführt. Unter der Diktatur wurde dort auch gefoltert. Als die gewaltsam entführten Organspender aus den Philippinen ausbleiben, soll aus Schweden Ersatz geholt werden. Vanessa ist die Mentorin eines entführten Mädchens, sie will ihren Schützling unbedingt aus den Klauen der Verbrecher befreien. Die Spur führt sie zunächst zu Nicolas und dann weiter nach Chile.

Den Einstieg in die Geschichte fand ich etwas schleppend. Das lag vermutlich auch an dem häufigen Wechsel der Szenerie. Bis etwa zur Mitte des Buches hat es mir nicht so gut gefallen. Vanessa Frank stand nicht im Mittelpunkt des Geschehens, sie war zunächst eher eine Randerscheinung. Doch dann stieg der Spannungsbogen spürbar an. Dank der mitunter sehr kurzen Kapitel war es nun wirklich schwer, das Buch aus der Hand zu legen.

Die Handlung an sich fand ich streckenweise etwas fragwürdig. Manches habe ich als recht unrealistisch und sehr fiktional empfunden. Einige Personen hätten sich ganz leicht anders verhalten können, dann hätte es zu manchen Problemen gar nicht kommen müssen.
Auch die Strategie der Verbrecher bei den illegalen Organtransplantationen erschien mir nicht logisch. Ein einfacheres Verfahren wäre möglich und effektiver gewesen.
Das Ende war viel zu einfach. Und ebenfalls ziemlich unrealistisch.

Aber gut, es war ein Thriller und ein Roman, und insgesamt betrachtet war er schon recht spannend. Meiner Auffassung nach wäre da aber mehr drin gewesen.
Dass das Buch an eine dunkle Zeit in der Geschichte Chiles erinnert, hat seine ganz eigene Bedeutung.

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Veröffentlicht am 11.11.2019

Abenteuer zu Zeiten der Hanse

Das weiße Gold der Hanse
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Um es gleich vorweg zu sagen: der Titel ist irreführend. Es geht hier nicht um das Salz, welches man zu Hansezeiten auch als „weißes Gold“ bezeichnet hat. Es geht in erster Linie um die Geschichte des ...

Um es gleich vorweg zu sagen: der Titel ist irreführend. Es geht hier nicht um das Salz, welches man zu Hansezeiten auch als „weißes Gold“ bezeichnet hat. Es geht in erster Linie um die Geschichte des Bertram Morneweg, einer historischen Figur, die damals tatsächlich gelebt hat.
Damals, das ist die Welt der Hanse im 13. Jahrhundert. Die Geschichte spielt hauptsächlich in Lübeck, der zu jener Zeit wohl reichsten Stadt des Hansebundes. Allerdings lernt der Leser im Verlauf der Geschichte auch andere wichtige Orte der geläufigen Handelswege kennen.

Von Beginn an teilt sich das Geschehen in zwei Handlungsstränge. Zum einen verfolgen wir die Geschichte eines schiffsbrüchigen Jungen, zum anderen die Geschichte eines erfolgreichen Lübecker Ratsherren. Ich will hier nicht zuviel verraten, aber die Zusammenhänge der beiden Handlungsstränge erschließen sich dem Leser im Verlauf des Buches.

Der Junge ist der einzige Überlebende eines Piratenüberfalls, er wird von einem anderen Schiff gerettet und von dessen Kapitän als billige Arbeitskraft behalten. Es ist eine Art Sklavendasein, dass er in Wismar erdulden muss. Sein einziger Trost ist Rebecca, eine weitere Sklavin des brutalen Kapitäns, die sich um den Jungen kümmert. Dabei ist sie selbst nur ein paar Jahre älter als er. Nach schlimmen Jahren gelingt es den beiden, mit einem Gewaltakt dem Kapitän zu entkommen. Sie gelangen nach Lübeck. Dort wendet sich das Blatt für den Jungen. Zunächst verdient er sich etwas Geld mit Jonglieren und Singen auf dem Markt. Dann bekommt er eine Lehrstelle bei einem angesehen Lübecker Kaufmann. Rebecca tritt nach einigen Widrigkeiten in die Kirche ein und wird Schwester im Heiligen-Geist-Hospital. Der Traum des Jungen ist es, bald auf große Fahrt mit einem Schiff gehen zu können, um ferne Orte zu sehen, von denen er bisher nur gehört hat.

Im zweiten Erzählstrang ist der Ratsherr damit beschäftigt, den Neubau des Heiligen-Geist-Hospitals zu beaufsichtigen, den er mit angeregt hat. Er ist nicht nur Ratsherr, sondern auch ein wohlhabender Kaufmann, und er ist sehr sozial engagiert. Ein junger Maler, der für ihn arbeitet, ist unglücklich verliebt und gerät in Schwierigkeiten. Der Ratsherr möchte ihm helfen. Das wird nicht ganz einfach, aber der Ratsherr hat eine glückliche Hand, es besteht durchaus Hoffnung.

Zu Beginn liest sich das Buch etwas unkonventionell, doch man gewöhnt sich schnell an den Stil. Der Autor vermittelt mit seiner bildhaften Sprache einen guten Eindruck von der damaligen Zeit.
An einigen Stellen wirkt die Geschichte aber etwas schleppend, manche Ereignisse erschienen mir nicht ganz durchdacht. Der letzte Teil des Buches dagegen wirkte auf mich sehr gedrängt. Es wurden alle offenen Fragen geklärt, aber manches, von dem ich mir eine ausführlichere Erklärung erhofft hatte, wurde nur in ein oder zwei Sätzen abgehandelt. Für mich sah das so aus, als sollte möglichst schnell ein Ende gefunden werden.
Trotz der Kritik muss ich sagen, dass die Geschichte insgesamt fesselnd geschrieben ist. Das Buch war angenehm zu lesen, hätte aber einen anderen Titel verdient.

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